NEU-GIERIG oder NOSTALGISCH ? - Vol 1 - Die Interpreten

  • Dieser Thread - es mag in der Vergangenheit einen ähnlichen gegeben haben - beschäftigt sich mit Vorlieben der gegenwärtigen Tamino-Mitglieder in Bezug auf die Interpreten in ihrer CD-Sammlung (so vorhanden). Das Wort neu-gierig ist im ursprünglichen Sinn des Worte, nämlich "Begierig auf Neues" zu verstehen - nostalgisch will hier in diesem Zusammenhang mit dem Thread genauer definiert werden. Zum einen könnte hier beispielsweise Karajan gemeint sein, weil er ja nicht mehr unter den Lebenden weilt, aber die Tonqualität ist - auch bei seinen Analogaufnahmen meist derartig gut, daß man von "historischem" Klang kaum sprevchen kann. DENNOCH würde ich ihn und seine Zeitgenossen Böhm Bernstein, Klemperer etc. im Nostalgiebereich ansiedeln
    Dann gibt es jenen Bereich, wo man einst "historisch dazu sagte, weil das Alter der Aufnahme schon am Klang erkennbar war.
    Ich bitte also beim Posten Eurer Vorlieben doch genauer zu definieren nach welchen Gesichtspunkten ihr Eure Smmlung aufgebaut habt - bzw wie ihr gedenkt sie weiter zu erweitern (wenn überhaupt)
    Der Nostalgiesammler sollte also erklären warum er alte Aufnahmen den heutigen vorzieht - und welche er als Flaggschiffe seiner Sammmlung sieht
    Der Neu-Gierige sollte beschreiben unter welchen Bedingungen ein "Newcomer" ihn interessiert etc etc. - auch möglichst mit Anfühern von Referenzaufnahmen.


    Der ZWEITE TEIL diese Thread wird in den nächsten Tagen starten - er wird REPERTOIRE bzw. KOMPONISTEN (Welchen Titel ich hier vorziehe - das weiß ich noch nicht- zum Thema haben - also: Mozart oder Ligeti ? (oder aber natürlich auch beides)


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Seit einiger Zeit gibt es ja so viele günstige Angebote auf höchstem künstlerischen Niveau, dass man weitestgehend die Ankaufpolitik danach richten kann. Soweit möglich vermeide ich Aufnahmen vor ca. 1960. Ob 1980 oder 2010 ist mir eigentlich egal.
    :hello:

  • Seit einiger Zeit gibt es ja so viele günstige Angebote auf höchstem künstlerischen Niveau, dass man weitestgehend die Ankaufpolitik danach richten kann. Soweit möglich vermeide ich Aufnahmen vor ca. 1960. Ob 1980 oder 2010 ist mir eigentlich egal.


    Wenn es um Opernaufnahmen oder auch Sampler von Sängern geht, dann bevorzuge ich eindeutig historische Aufnahmen. Richard Strauß-Lieder mit Kaufmann mögen oder können ja gut sein, aber Peter Anders ist nicht zu überbieten.


    Ebenso zieh ich die alten Aufnahmen von Rosvaenge, Konya, Corelli, Siepe, del Monaco, Björling, Metternich, Bastiannini oder Cebotari, Tebaldi, Nilsson, Teschemacher, Onegin, Klose uva. den meisten heutigen Aufnahmen vor. Wer singt die Gralserzählung besser als Konya oder Völker? Kaufmann nicht! Welcher heutige Tenor singt "Che gelida manina" besser als Björling oder Pavarotti??


    Ich stimme aber kurzstückmeister zu, daß die derzeit günstigen Preise zum Kauf verleiden, auch wenn man es gar nicht will. Ich bin eindeutig bei der Stimmenauswahl nostalgisch.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Welcher heutige Tenor singt "Che gelida manina" besser als Björling oder Pavarotti??

    Eindeutig keiner!!! Weder heute noch früher. Pavarotti ist in dieser Partie einsame und unerreichte Spitze. Er ist hier eine andere Liga. Das ist Singen wie "von einem anderen Stern".
    (Dies ist dazu meine Meinung, jeder andere darf das natürlich gern anders sehen, bzw. hören, nichts dagegen).
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Als nächstes steht bei mir Phil Herreweghe mit dem Royal Flemish Philharmonic die Gesamtaufnahme der Beethoven Symphonien auf der Wunschliste. Ich habe von Herreweghe eine hervorragende Missa Solemnis, sie hat mich neugierig gemacht.


    Haltloses Kaufen wird es bei mir auch in Zukunft nicht geben. Ich habe jetzt von allen Stücken, die mich begeistern, gute Aufnahmen und es ist ein gewisser Sättigungsgrad erreicht.


    Gezieltes Kaufen bleibt angesagt!

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  • Sinfonien von Mozart, Beethoven und Schubert - hier bevorzuge ich eindeutig Böhm, Karajan, Klemperer, Kertesz. Klaviersonaten weden heute oft mit solch frappanter Tontechnik und auch pianistisch hochwertig eingespielt, daß ich sie fast ein wenig bevorzuge.
    Vivaldi hat durch die neuen HIP Interpretationen ebenso gewonnen, wie Bach. Haydns Sinfonien - die späten sind gleichwertig und zudem eher für modernes Orchester geeignet, die frühen und mittleren profitieren wiederum von der spritzigen Interpretation, wie sie heute in Mode ist. Auch ich kaufe Orchesterwerke und Konzerte, sowie Opern vorzugsweise in Einspielungen nach 1960. Die ganz späten 50er (so in Stereo) und die 60er durch die Bank - würde ich als das goldene Zeitalter der Tonaufzeichnung in Sachen Klassik betrachten. Voller Frequenzgang, Stereo und Künstler allerersten Ranges - über die Jahrzehnte hinweg. Man hatte damals die fixe Idee, Aufnahmen für die Ewigkeit zu produzieren - und diese Philosophie ist auch heute noch zu hören....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich geselle mich gerne zu den Nostalgikern, was die Aufnahmen früherer Zeiten angeht. Natürlich kaufe ich auch sehr gerne moderne Aufnahmen mit neuen, interessanten Interpreten, und es gibt immer wieder herrliche Überraschungen und neue Referenzen, allerdings gibt es in der Tat Leistungen, die so in dieser Form nicht mehr erreicht oder übertroffen worden sind, die man allenfalls anders, aber nicht besser machen kann.
    In der Tat erlebt man dabei das erstaunliche Phänomen, dass manche Aufnahme, die schon einige Jahre auf dem Rücken hat, nicht nur interpretatorisch, sondern auch sogar klanglich besser ist als heutige Einspielungen, trotz aller technischen Entwicklungen!
    Manche Aufnahmen sind bereits genannt worden, die ich ebenfalls in den Olymp heben würde, die Leistungen eines Bernstein, Klemperer oder Karajan zählen für mich ebenso dazu wie die Solisten vom Range eines Gilels, Rubinstein, Heifetz, Vokalisten wie Callas, Pavarotti, Wunderlich, Frick etc. - die Liste wäre schier endlos scheinend lang.
    Dabei würde ich sogar noch weiter zurückgehen als die hier erwähnte, goldene Epoche der Stereophonie, die Alfred hier zurecht erwähnt hat (ich würde die 50er bis 60er Jahre en gros ebenfalls so einschätzen) - es gibt einige Aufnahmen aus noch früheren Epochen der Aufnahmezeit, die ich gleichermaßen für unverzichtbar halte, und die mir ohne jegliche Abstriche immer noch größte Glücksmomente bescheren. So denke ich an Einspielungen, bei denen der Komponist oder ihm nahestehende Interpreten musizieren (z. B. die erwähnten "Grabaciones históricas", auf denen Manuel de Falla selbst zu hören ist, s. entsprechenden Thread), oder aber an die Leistungen eines Lauritz Melchior oder eines Toscanini - diese Schallplatten und CDs ziehe ich in vielen Fällen jeder anämisch klingenden, modernen Hochglanz - Produktion vor.

  • Was es heutzutage in der Tat in nahezu konkurrenzloser Qualität gibt sind Pianisten.
    Ich würde die Entwicklung der letzten 80 Jahre in etwa so beschreiben:
    "Große Meister mit "Eigenwilligkeiten" oder "Unarten " - je nach Art der Betrachtung, oft mit technischen Unzulänglichkeiten, wie "falschen Tönen" belastet, die vom Publikum zwar registriert, aber kaum je als störend empfunden wurden.


    Danach: Meister mit individueller Lesart, aber kaum je wirklich "eigenwillig" oder "verschroben" - technisch einwandfrei, emotional beeindruckend.
    Danach folgte eine Gruppe von perfekten Technikern, Wettbewerbsgewinnern und oft seelenlosen Klavierautomaten. Immer perfekt, aber kaum voneinander zu unterscheiden.
    Derzeit scheint sich eine Gruppe von Pianisten durchzusetzen, welche technische Perfektion mit maßvoll individuellem Spiel verbinden kann und zudem noch "Neues zu sagen hat"
    Ich überlasse es anderen, bei Bedarf Namen zu nennen...


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !