Das romantische Klavierkonzert - Hyperions Megaserie - Vol 1 - 80

  • So harmlos hat vor etwa 20 Jahren alles begonnen alles begonnen: Zwei Klavierkonzerte von eher nicht allzu bekannten polnischen Komponisten auf einem englischen Label. Zwar hätte eine der Hinweis Vol. 1 schon Warnung sein können, aber wer denkt schon was böses, wenn er eine neue CD kauft ?
    Es war der Start für ein Projekt, das in der Tonträgerszene nur wenig vergleichbare kennt. In kürze folgt die 60. Veröffentlichung dieser Serei und sie hat zahlreiche bekannte . aber vorzugsweise eher kaum bekannte - oder zumindest kaum je eingespielte Klavierkonzerte zutage gefördert, worunter sich zahlreiches Hörenswerte befand. Was denn nun hörenswert ist und was nicht - genau das sollte hier besprochen werden - und ich meine, daß hier nicht nur die Aufzählung von mehreren CDs samt Link dazugehört, sondern zumindest ein paar persönliche Anmerkungen - EINE CD pro Beitrag (oder aber auch nur eines der Klavierkonzerte einer CD) - mit erläuterndem Text - das wäre optimal. Man darf aber unbeschränkt viele CDs bzw Werke vorstellen, loben oder verreissen - und man darf natürlich einem anderen Mitschreiber widersprechen. Das Projekt hat bis Folge 60 über 20 Jahre beansprucht - von mir aus kann dieser Thread 5 Jahre oder länger laufen....Die Pianisten - oder zumindest einige davon werden wir je nach Möglichkeit in Einzelthreads im entsprechenden Forum vorstellen.



    Viel Freude mit diesem Thema
    Wünsch Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich besitze leider nur eine einzige Folge dieser Serie, und zwar die Nr. 47 mit den beiden Klavierkonzerten von Salomon Jadassohn (Opp.89 und 90) und dem einzigen Klavierkonzert von Felix Draeseke (op. 36).



    Mir haben alle drei Konzerte sehr gut gefallen. Draesekes Konzert hat mit seinem starken ersten Satz vielleicht noch einen größeren Eindruck hinterlassen, aber auch Jadassohns Beiträge sind sehr gut. Das ist sicherlich keine zweitklassige Musik, weshalb mich der distanzierte Ton des Booklets zu diesen Werken doch etwas gewundert hat.

  • Bei dieser Hyperion-Romantische Klavierkonzerte-Serie habe ich den Eindruck, dass hier auch durchweg gute - sehr gute Interpretationen geboten werden und klangtechnisch sind diese Aufnahmen ebenfalls ohne Tadel.


    Die für mich, der einige CD´s aus der Serie hat, ist die herausragenste Hyperion - CD ist die CD 5 mit den
    Balakiriew Klavierkonzerten Nr.1op.1und Nr.2 op.posthum, sowie dem Rimsky-Korsakoff Klavierkonzert cis-moll op.30.


    Die Interpretation mit einem mir völlig unbekannten Pianisten Malcolm Binns / The English Norteher Philharmonia / David Lloyd-Joes finde ich besser als einige russische Vergleichs-Aufnahmen dieser 3 KK. Da die Klangtechnik für mich immer ein wichtiger Faktor ist, fahre ich ohnehin eher auf diese fabelhaft klingenden Hyperion-Digitalaufnahmen von 1992 ab.
    Die Aufnahmen vermitteln tatsächlich das Gefühl eines echt russischen Klangfeelings; auch vom Orchestersound her.


    Es würde jetzt wenig bringen Balakiriew und Rimsky-Korsakow in zwei Beiträge zu trennen (so wie es von Alfrted in Beitrag 1 vorgeschlagen wurde), weil ich sowohl über Balakiriew wie auch von R-Korsakow die gleichen positiven Worte finden würde. Ich finde diese drei russischen Klavierkonzerte als eine lohnende gerne gehörte Erweiterung meiner zahlreichen Klavierkonzert-CD-Aufnahmen aus dem 19.und 20.Jhd.



    Hyperion, 1992, DDD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Die Hyperion-Rheihe hat natürlich eine ganze Menge unbekannter Klavierkonzerte "ausgegraben".
    Ob man alle haben muss, stelle ich in Frage. Denn ich habe den Eindruck, dass die Hyperion-Reihe auch Klavierkonzerte enthält, die man vielleicht als Klassikhörer nicht unbedingt mit der ganz grossen Begeisterung aufnimmt:


    Dazu gehört bei mir die Hyperion-CD mit den Lyapunow: Klavierkonzerten Nr.1 und 2 .
    Ich machs kurz: Die reissen mich wenig vom Hocker. Da sind zu wenig Ansatzpunkte mich zu begeistern - die sind mir zu romanisch brav. :pfeif:


    An den Aufnahmen selber gibt es aber auch absolut nichts auszusetzen: Die wirken von Milne / BBC Scottish PO / Milne perfekt gespielt.



    Hyperion, 2002, DDD


    -----------------------------------------------------


    Dagegen fand ich dann die Hyperion-CD mit den klassischen Klavierkonzerten von Henry Litolff: Klavierkonzert Nr.3 Es-Dur op.45 und Klavierkonzert Nr.4 c-moll op.123 weit ansprechender.
    Hier spielt der fantastische Peter Donohoe, der diese ebenfalls wenig bekannten Klavierkonzerte als ganz grosses russisches Repertoire präsentiert.



    Hyperion, 1997, DDD


    :thumbup: Von der Klangtechnik sind alle gezeigten Aufnahmen allererste Klasse, die ich als vorbildlich (für andere Label) beschreiben würde.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Wer suchet, der findet, und in der Tat habe ich ich die Folge 47 der serie auch in meiner Sammlung. Ich werde hier lediglich ein paar Sätze zu Jadassohn schreiben, Draesecke folgt zu einem späteren Zeitpunkt.
    Felix Meritis ist der eher desinteressierte Ton des Booklet-Autoren aufgefallen, der von Anbeginn klargestellt hatte , daß es sich hier um handwerklich gut gemachte - aber keineswegs exeptionelle Werke handle. Er versucht der Frage nachzugehen, warum diese Konzerte quasi in Vergessenheit geraten konnte (und seine Sprache ist IMO hier sehr drastisch und unangebracht).
    Er kommt unter anderem zum Schluß, daß bei allen guten Ideen , die in diesem Werk verarbeitet wurden, kein wirklich zündender Gedanke, kein Ohrwurm oder dergleichen zu findesn ist - und auch nichts was man als wirklich "revolutionär" bezeichnen könnte. So er hiermit recht hat - und man kann es - so man will - auch so betrachten, dann träfe das auf mindestens 70-80% aller Klavierkonzerte des ausgehenden 19. Jahrhundert zu.
    Es ist in der Tat so, daß ich mich - nach einmaligem Anhören - nicht wirklich an ein Thema erinnern könnte. Das war aber vermutlich vom Publikum, das die Klavierkonzerte Nr 1 und 2 im Jahre 1887 live im Konzert hört gar nicht verlangt. Es bekam effektvolle Musik ohne den Anspruch des "revolutionären" - und war damit hochzufrieden. Diesen Standpunkt vetrete ich übrigens auch. Es ist mir egal ob ein Komponist oder ein Werk einen Meilenstein in der Musikgeschichte darstellt., sondern ich will, daß mein Anspruch berfriedigt wird. Das war bei den beiden Konzertn der Fall, wobei ich sagen möchte, daß sie - von einigen Stellen abgesehen, eher eine entspannte, gelegentlich auch erhabene Stimmung verbreiten. Wer Spannung zum Zerbersten, nervös vorwärtsdängene Stellen und dynamische Explosionen erwartet - der wird vermutlich bei einem anderen Komponisten fündig. Manch konkurrierendes Virtuosenkonzert lebt indes vom Kunstkniff einer bombastischen Einleitung und geht dann doch eher normale Wege - bis dann ein fulminanter Schluß das Stück spektakulärer erscheinen lässt als es ist. Diesen Effekt hat indes auch Jadassohn zu bieten....

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Felix Meritis ist der eher desinteressierte Ton des Booklet-Autoren aufgefallen, der von Anbeginn klargestellt hatte , daß es sich hier um handwerklich gut gemachte - aber keineswegs exeptionelle Werke handle. Er versucht der Frage nachzugehen, warum diese Konzerte quasi in Vergessenheit geraten konnten (und seine Sprache ist IMO hier sehr drastisch und unangebracht).


    Im Booklet kommt das Draeseke-Konzert noch viel schlechter weg als die von Jadassohn. Es wird praktisch als restlos epigonales Werk ohne Inspiration dargestellt. Ich kann dem nicht folgen, denn ich finde das Konzert von Draeseke hat durchaus memorable Themen und ist ganz hervorragend für das Instrument geschrieben. Der Finalsatz lässt in seiner Verspieltheit fast an Saint-Saens denken. Natürlich fürchte auch ich, dass sich das Draeseke Konzert im Konzertsaal nicht durchsetzen lässt, ein Schicksal, das es wahrscheinlich mit hunderten anderen Klavierkonzerten teilt. Nicht einmal zwei Handvoll romantische Klavierkonzerte werden regelmäßig gespielt: Schumann, Brahms 1&2, Tschaikowsky 1, Saint-Saens 2&4, Grieg, Liszt 1&2. Mendelssohn1 kommt als "Austauschspieler" in seltenen Fällen zum Einsatz. Das ist eine trauriger Umstand, der, wenn schon nicht zu ändern, nicht in Booklets auf fragwürdige Weise gerechtfertigt werden sollte.

  • An sich habe ich das Draeseke-Konzert als noch interessanter gefunden als jene von Jadasson - aber das war nur ein erster Eindruck. Drei Konzerte hintereinander mag man als Hörer verdauen könne - man sollte jedoch Abstand davon nehmen sie zu beschreiben. Nur soviel: Ich habe das Draesike Konzert nur ausschnittweise gehört - Das Wenige hat mich aber dazu ermuntert in die Sinfonien hineinzuhören, die ich bisher stets als akademisch- dröge empfunden hatte - übrigens auch durch die "Anleitung" eines Beiheftes beeinflusst. Fazit: Die Sinfonien stehen nun ebenfalls auf meiner Bestelliste. Es scheint so, daß diese Musik eine gewisse momentane Stimmungslage erfordert um sie als wertvoll zu erleben. Genau in dieser Stimmungslage war ich heute.....
    Zudem regen einige Threads der letzten Tage/Wochen an - meine Urteil vergangener Zeiten zu revidieren.
    Etwas Besseres kann man über das Forum gar nicht sagen
    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Rachmaninov ist da nicht mitzuzählen?


    Chopin hat er auch vergessen. Aber selbst vier Hände voll wäre nicht besonders viel und Rachmaninoffs 1. Konzert ist etwa so "exotisch" wie Tschaikowskys 2. Aber die Diskussion hatten wir nun auch schon dreimal oder so... Es ist eben so und wir sind mit unserem Interpreten- und Interpretationskult natürlich selbst mit dran schuld, dass es so ist.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Stimmt, Chopin hatte ich vergessen, aber Rachmaninows 2. Klavierkonzert hatte ich bereits in eine spätere Periode verlegt ("Postromantik"). Natürlich kann man darüber streiten.....

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Johann Peter Pixis (1788-1874) war zu Lebzeiten, auch wenn er heute fast vergessen ist, einer der angesehensten Pianisten seiner Zeit. Zusätzlich komponierte er auch noch und hinterließ an die 150 Werke. Inwieweit sie erhalten sind entzieht sich meiner Kenntnis. Pixis ist weder im Harenberg Konzertführer noch in meinem ca 3000 Seiten umfassenden 4 bändigen Musiklexikon aufgeführt, dort findet sich lediglich eine Rockgruppe namens „Pixies“ (!!! :cursing: )
    Dennoch das Wichtigste in Kürze: Sohn eines Mannheimer Organisten, Schüler von Albrechtsberger. Mit 6 Jahren erster Auftritt, danach zahlreiche Reisen mit Vater und Bruder durch Europa – vom Vater – ebenso wie sein Bruder als „Wunderkind“ präsentiert.
    Nach Misserfolg seiner Oper „„Bibiana oder die Kapelle im Walde“ siedelte er sich in Paris an. Er lernte Liszt. Thalberg und Camille Pleyel kennen, ebenso wie Kalkbrenner.
    Kommen wir zum heute hier vorgestellten Werk. Es handelt sich um das Concertino op 68, welches vermutlich um 1824 entstanden ist, Also während er letzten Lebensjahre Beethovens.
    Es hat mit dessen Werken eigentlich nichts gemeinsam, Pixis folgt einem anderen Stil.
    Das gesamte dreisätzige Werk dauert knapp 19 Minuten und die drei Sätze sind zudem noch ineinander übergehend. Die ersten Takte des Konzert klingen eher leise und neutral, aber flott. das ändert sich sch in der ersten Minute, dann gewinnt das Stück an Profil, Nach einer relativ langen Einleitung kommt dann fast überraschend ein markanter Klaviereinsatz. Das Konzert ist überaus eingängig, flott und perlend geschrieben, mit Ausnahme des zweiten lyrischen Satze der zum Vergehen schön ist. Ein fröhliches Rondo in der Manier von Field (?) beschließt das Concertino.
    Die anderen auf Folge 58 dieser Serie befindlichen Konzerte (Pixus und Thalberg) folgen jeweils gesondert zu einem späteren Zeitpunkt.

    mir freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Heute möchte ich mich einem weiteren "unbekannten" Komponisten widmen, nämlich Ferdinand HILLER.
    ZU Lebzeiten war er alles andere als unbekannt. In eine wohlhabende jüdische Familie hineingeboren, die noch dazu sein musikalisches Talent erkannte und förderte standen ihm viele Wege offen. Er erhielt eine vielseitige musikalische Ausbildung und debütierte bereits als 10 Jähriger mit Erfolg.
    Der Vater ermöglichte dem talentierten Jungen anschliessend Studien bei Hummel, einem der berühmtesten Konzertpianisten und Komponisten seiner Zeit. Im Laufe seines Lebens erreichte seine Produktion über 200 Opuszahlen. Das Klavierkonzert Nr 1 op. 5 in f-moll wurde am 4. Dezember 1831 am Pariser Conservatoire uraufgeführt.
    Der Anfang wirkt auf mich - wie viele Konzerte dieser Zeit - ein wenig bombastisch aufgesetzt. Aber dieser Eindruck zerstreut sich sehr rasch, wenn das Klavier - sehr eigenwillig - einsetzt. Der Klavierpart ist brilliant , weitgehend originell- wenngleich ein wenig an Chopin erinnernd. Hiller war ein - auch für seine Zeit - Vertreter der "Konservativen" . Der Gesamteindruck des Klavierkonzerts ist der eines eingängigen, oft lyrischen Werkes, welches aber zeitweise auch vordergründiger Brillianz nicht abgeneigt ist - ohne jedoch ins allzu plakative oder gar Seichte abzugleiten, Ein hörenswertes Produkt seiner Zeit. Der (inzwischen verblichene) Harenberg Konzertführer - ein bekanntermaßen romantikfeindliches Werk verschweigt Hiller (fast erwartungsgemäß) und schreibt lieber über Henze...... :stumm:
    Die anderen beiden Hiller - Klavierkonzerte auf der hier gezeigten CD Vol.45 werden im Rahmen dieser Threadserie an anderer Stelle durch mich oder ein anderes Mitglied vorgestellt werden...

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred


    clck 244

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Auf Folge 48 der hier besprochenen Hyperion-Serie befindet unter anderem das Klavierkonzert op 45 von Julius Benedict.
    Julius Benedict (1804-1885) war ein in Deutschland (Stuttgart) geborener englischer Komponist. Zu seinen Lehrern zählten unter anderem Carl Maria von Weber und Johann Nepomuk Hummel, dessen Stil auch in Benedicts beiden Klavierkonzerten durchklingt.

    Mit Ludwig van Beethoven war er (durch Weber) bekannt, mit Felix Mendelssohn-Bartholdy befreundet. Schon mit 20 Jahren wurde er durch Webers Protektion ...ähh Empfehlung Musikdirektor beim Kärntnertortheater in Wien.
    Das Klavierkonzert op 45 wurde im Jahre 1850 komponiert (die Angaben bei Wikipedia sind vermutlich falsch) und stellt einen Kompromiss aus Virtuosität und Eleganz dar. Den ersten Satz empfinde ich persönlich doch ein wenig lärmend und pauschal, wogegen der zweite Satz (Andante pastorale) innig und betörend klangschön wirkt, er muß zu Zeiten des Erscheinens äusserst wirkungsvoll gewesen sein. Lebhaft und luftig präsentiert sich der Finalsatz (Allegro con Spirito) - lediglich gegen Ende eine Spur bombastisch.

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Und nochmals die Folge 58 dieser Serie, diesmal mit dem Klavierkonzert von Sigismond Thalberg (1812-1871).
    Der illegitime Sproß zweier Adeliger, ohne Geldsorgen, talentiert, hübsch anzusehen, war zu Lebzeiten einer der berühmtesten Klaviervirtuosen und der einzige ernsthafte Konkurrent von Liszt - und ebenso berühmt. Sein Klavierkonzert schrieb er mit 19 und debütierte mit 20 damit. Einige Jahre später War er nicht nur einer der berühmtesten Pianisten seiner zeit, sondern zugleich einer der reichsten. Das Interesse an seinen Werken übertraf jenes an Chopin. Heute bekommt man kaum noch Noten seiner Werke, deren gab es immerhin über 80 mit Opuszahl, und einige ohne.....
    Das Klavierkonzert in der Manier von Hummel und Weber ist elegant und singend bei gleichzeitig hoher Schwierigkeit.
    Thalberg war kein Tastendonnerer, sondern spielte die teuflichen Stellen mit nahezu unbewegter Miene und aritokratischer Haltung, was vermutlich den Reit für die Damenwelt noch erhöhte......
    Ich halte das Werk - ungeachtet davon ob es nun zu den "Meisterwerken" seines Genres zu zählen ist oder nicht - für ein wunderschön klingendes, publikumswirksames Stück. Es gibt übrigens eine weitere Einspielung des Werkes (für Naxos). Aber das ist eine andere Geschichte.....

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Das heute hier kurz vorgestellte Klavierkonzert Nr 1 von Wilhelm Taubert (1811-1891) schrieb dieser in den frühen zwanzigern. Er wurde von Robert Schumann sehr gelobt, wenngleich er die strukturelle frappante Ähnlichkeit mit Mendelssohns Klavierkonzert feststellte, analysierte und festhielt daß Mendelssohn das ORIGINALE Werk geschrieben hatte, was aber Schumanns Begeisterung keinen Abbruch tat, den das melodische Material war betörend schön - und auch anders. Auch Mendelssohn dürfte die Ähnlichkeit aufgefallen sein - denn er stellte bei Tauberts Konzert einen "Mangel an Impetus und Geist" fest. Schumann war in diesem Punkt offensichtlich anderer Meinung, denn er rezensierte in Folge etliche Werke Tauberts. und ermunterte diesen, ebenfalls Rezensionen in der "Neuen Zeitschrift für Musik" zu verfassen, deren Herausgeber er war.
    Tauberts 2. Klavierkonzert Trägt die Opuszahl 189 und ist über 40 Jahre später entstanden, es befindet sich ebenso wie sein älterer Bruder auf der hier gezeigten Folge 51 der hyperion-Serie "The Romantic Piano Concerto"


    Wilhelm Taubert - Gemälde von Eduard Magnus (1862)


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Es ist schade, daß Friedrich Kiel (1821 - 1885) nur ein Klavierkonzert geschrieben hat, denn dieses ist bemerkenswert: Der Grundton ist fröhlich optimistisch - und anders als sein Schöpfer - eher vorsichtig extrovertiert, was sich allerdings auf den Orchesterpart, nicht aber auf den Klavierteil bezieht, der eher leicht zurückhaltend, elegant und durchsichtig, mit leichter Bevorzugung des Diskants ist, kaum je donnernd. Kiel ist heute weitgehend vergessen, und das obwohl er zu Lebzeiten als einer der führenden Komponisten gesehen wurde. Er wurde allerdings von den Musikhistorikern den Kreisen des Berliner Akademismus zugeordnet. Darüber mehr an anderer Stelle. Dieses Klavierkonzert ist auf jedenfall hörenswert - ja mehr noch - eine absolute Bereicherung des Genres - auch für den "Genusshörer", denn "sperrige" oder gar "langweilige" Stellen konnte ich nicht finden. Ein durchaus publikumswirksames Werk, daß seinen Platz im Konzertleben verdient hätte. Immerhin haben wir die vorliegende Aufnahme auf Folge 31 der hier zur vorgestellten Serie "The Romantic Piano Concerto"....

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Danke, Alfred, für diese Einschätzung des Kielschen Klavierkonzerts! Ich werde mir diese CD früher oder später zulegen, denn Kiels Kammermusik gefällt mir außerordentlich (wie ich im Kammermusikthread über die dt. Romantik wortreich dargelegt habe...).

  • Hoffentlich ist meine Einschätzung mit Deiner in letzter Konsequenz kompatibel.


    Bevor ich einen Beinahe-Solo-Thread fortsetze, antworte ich auf Teletons Statement in Beitrag 4:


    Zitat

    Die Hyperion-Rheihe hat natürlich eine ganze Menge unbekannter Klavierkonzerte "ausgegraben".
    Ob man alle haben muss, stelle ich in Frage. Denn ich habe den Eindruck, dass die Hyperion-Reihe auch Klavierkonzerte enthält, die man vielleicht als Klassikhörer nicht unbedingt mit der ganz grossen Begeisterung aufnimmt:


    Das liegt natürlich in der Natur der Sache. Ich habe vor Jahren gelegentlich einzelne Folgen der Serie erworben - und so sind etwa 20 zusammengekommen. Aber es war auch vieles dabei war mich nicht zum Kauf animierte. Verkaufsverhindernd wirkten da aber auch manche Rezensionen mit, wo immer wieder betont wurde, daß hier teilweise Komponisten der zweiten Garnitur am Werke seien.


    ich bin auch kein Freund von CDs wo mehr als ein Komponist enthalten ist - das stört mein System der Archivierung.
    Inzwischen ist es aber so, daß - auch durch das Forum forciert - ich doch das eine oder andere haben möchte, das bisher
    nicht auf der Wunschliste stand. So habe ich begonnen von den niedrigen Nummern an Lücken zu stopfen und Fehlendes nachzukaufen.


    Wir haben hier eine Chance, eine Menge an Werken kennenzulernen, die es bisher am Plattenmarkt nicht gab - und die es - sind sie dereinst gestrichen - nicht wieder so schnell geben wird. Manches, was einem heute eher langweilig erscheint, begeistert einen in 3 oder 5 Jahren....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

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  • Das Romantische Klavierkonzert - 5b & 5c

    BALAKIREV Mili : Klavierkonzert Nr 1 in fis moll op 1

    BALAKIREV Mili : Klavierkonzert Nr 2 in E-dur op posth.


    Mili Alexejewitsch Balakirew (1837-1910) hatte keine veritable musiktheoretische Ausbildung, war aber - vermutlich durch seine Mutter unterrichtet - ein brillianter Pianist schon von Jugendtagen an. Dennoch begann er bereits in früher Jugend zu komponieren.
    Heute wollen wie uns seinen beiden Klavierkonzerte widmen. Beim ersten Klavierkonzert in fis moll op 1, Balakirew schrieb es im Alter von 18 Jahren, handelt es sich eigentlich nur um einen Konzertsatz. Der junge Pianist debütierte mit seinem Op 1 im Jahre 1856. Das von Chopin stark beeinflusste Stück kam gut an. Dennoch widmete sich Balakirew anderen Werken und ließ es unvollendet, eine Schwäche, die ihn sein Leben lang begleiten sollte, denn wenngleich er als späterer Begründer des „mächtigen Häufleins“ andere Komponisten zu bedeutenden Werken animierte – bei ihm klappte das nicht. Vermutlich stand ihm hier sein allzu analytisch- kritischer Verstand im Wege. 1861 begann er mit dem 2. Klavierkonzert, welches er nach Fertigstellung des 1. Satzes wieder unfertig liegen ließ. Zwischen 1870 und 1870 geriet er in eine Krise, und er komponierte in dieser Zeit nichts. Generell war er als Komponist quantitativ nicht sehr produktiv. Erst im Alter wurde er in dieser Beziehung wirklich aktiv – Er begann Werke zu überarbeiten und zu komplettieren, die er in der Jugend unvollendet liegen gelassen hatte. In den Jahren 1909 und 1910 , knapp 50 Jahre nach Beginn setzte er die Arbeit am Klavierkonzert Nr 2 fort. Er blieb seinem Stil treu, was zur Folge hatte, dass die einst revolutionäre Tonsprache nun veraltet war. Andrerseits wurde auf diese Weise ein geschlossenes Werk daraus – ohne stilistische Brüche. Er konnte den zweiten Satz vollenden. Der dritte wurde nach Aufzeichnungen und Hinweisen des Komponisten zu Lebzeiten, posthum von Sergei Ljapunow vollendet.
    Der Hörer indes wird von diesen Schwierigkeiten nichts mitbekommen, der Komponist hat mit seinem Klavierkonzert Nr op. posth. ein perfekt gearbeitetes Werk hinterlassen....
    Beide Stücke sind auf Folge 5 der Serie "The Romantic Piano-Concerto Nr 5" für die Nachwelt festgehalten.

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

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  • Wie im Beitrag Nr 5 versprochen, widme ich mich heute kurz der Komposition von Felix Draeseke auf dieser CD von hyperions Folge 47 der Serie "The Romantic Piano Concerto"

    Das Beiheft nennt Felix Draeseke ungeniert einen der interessanteren Komponisten der Romantik, die die der Rubrik „ferner liefen“ zuzuordnen sind. Ich kommentiere das nicht weiter sondern stelle hier in wenigen Sätzen das Konzert an sich vor.
    Flott, lebensbejahend und eingängig – so beginnt Draesekes Klavierkonzert op 36 (1885/86), vielleicht eine Spur bombastisch, aber das entsprach ja irgendwie dem Stil der Zeit.
    Der zweite Satz ist scheinbar ein Ruhepol, allerdings immer wieder von quirligen oder heroischen Stellen unterbrochen, die sich allerdings schnell wieder beruhigen und den in sich ruhenden Charakter des Satzes fortsetzen, er scheint stellenweise zu schweben und erlischt allmählich.
    Voller Schwung und Temperament nun wieder der dritte Satz (Allegro appassionato) extrovertiert und herausfordernd. Der wahrscheinlich effektvollste Satz des gesamten Konzerts, der mit Trompetenfanfaren dem Ende entgegenklingt. Der tosende Schlußapplaus scheint hier bereit mit einkomponiert zu sein….
    Der „Neudeutsche“ Felix Draesicke mit konservativen Einsprengseln, die im Laufe des Lebens immer mehr überwogen, ist eine interessante Persönlichkeit der klassischen Musikszene des 19. Jahrhunderts mit der wir uns demnächst mehr befassen möchten.

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

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  • Das Romantische Klavierkonzert - 6a

    DOHNANYI Ernö: Klavierkonzert Nr 1 in e-moll op 5


    Wenn man in einem der üblichen Konzertführer sucht, so wird man vergebens nach Ernö (Ernst) Dohnanyi (1877-1960) suchen. So lernt man umso mehr das Engagement der Fa hyperion mit ihrer Serie „The Romantic Piano Concert“ zu schätzen die diesen Komponisten – und nicht nur ihn – vor dem Vergessenwerden bewahrt. Und das in zweierlei Hinsicht: Einerseits durch die Aufnahme an sich, andrerseits durch die Booklettext, die etwas ausführlicheren Lexikoneinträgen ähneln.
    Dohnanyi ist ein durchaus konservativer Komponist, der gerne als Brahms Epigone beschrieben wird. In der Tat gibt es so etwas wie eine Verbindung zu Brahms, nämlich dass Brahms, als er Dohnanyis Klavierquintett (1895) hörte, so besgeistert davon war, dass er sich dafür verwendete, dass es im Wiener Tonkünstlerverein gespielt wurde.
    Das Klavierkonzert Nr 1 (1897/98) atmet in der Tat den Geist der Romantik. Etwas pauschal und leicht bombastisch beginnt der erste Satz, aber der Klaviereinsatz ist dann doch beeindruckend, wuchtig und klar.
    Der zweite Satz ist getragen, manchmal geheimsivoll, der Klavierpart, teils perlend, teils melancholisch introvertiert und letztlich leise ausklingend, beinahe verlöschend.
    Ganz der Gegenatz dazu, leicht tänzerisch, recht brilliant und effektvoll auftretende Finalsatz,
    teilweise mit Paukenwirbel und Fanfaren, einem Choral und anderen "Effekten"
    Ein Werk, das (für mich) eindrucksvoll klingt, aber dennoch schwer zu „behalten“ ist – vermutlich müsste man es mehrfach hören..
    Ebenfalls enthalten auf Folge 6 der hier als Thema Threads fungierenden Serie ist Dohnanyis knapp 50 Jahre später komponiertes Klavierkonzert Nr 2. Dazu vielleicht ein andermal – oder von einem anderen Autor….

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Das bekannteste Stück Dohnanyis, das mehrfach von berühmten Pianisten eingespielt worden ist, dürften die "Variationen über ein Kinderlied" op.25 sein. Das fehlt bei Hyperion anscheinend noch.
    Hier offenbar sogar mit dem Komponisten selbst am Klavier:


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  • Folge 56 unserer Serie widmet sich dem Starpianisten und Komponisten Friedrich Kalkbrenner (1785-1849) der zwischen 1824 und 1833 als der berühmteste Pianist der Welt galt. Sein Reichtum,sein Erfolg, seine gezierte Art - sowohl im Leben als auch in vielen seiner Kompositionen machten ihm auch viele Feinde und Spötter unter Kollegen, Kritikern und Autoren von Musiklexika. Man darf diese Statements nicht absolut ernst nehmen, wenngelich ein Körnchen Wahrheit sicher dabei ist, wenn man ihm blendende Technik zugesteht aber einen immanenten Mangel an Gefühl oder Geist nachsagt. Lediglich Chopin war von Kalkbrenner fasziniert (er widmete ihm sein 1. Klavierkonzer) , mit Hummel war er befreundet und Mendelssohn bezeichnet ihn immerhin als "cleveren Burschen". Der Bankierssohn hatte wohl mehr Verständnis für Kalkbrenners publikumswirksamen "Glitter" in dessen Konzerten als seine anderen Zeitgenossen.
    Das Klavierkonzert Nr 2 ist ein typischer Vertreter des von Kalkbrenner gepflegten brillianten Stils, voller stets wechselnder Gedanken und wirksamen Effekte, die äußerst schwierig zu spielen waren, recht eingängig, höhenbetont, perlend mitreissend. Die ersten Töne derEinleitung erinnern entfernt an Hummels Klavierkonzert Nr 85. Das Konzert ist angenehm zu hören und (angeblich) ohne Tiefgang - etwas das weder das zeitgenössische Publikum gestört haben dürfte - noch mich selbst. Kalkbrenner ist zumindest in der Lage Gefühl vorzutäuschen - man höre den süßlich melancholischen 2, Satz. Ein schöner Kontrast ist der leicht galoppierende Finalsatz, der mich an Field erinnert...
    Persönlich gefällt mir das leicht parfümierte, elegante - und wer so will "gespreizte" - Konzert besser als so manches schwergewichtige Schlachtross der einschlägigen Klavierkonzertliteratur...

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Das Romantische Klavierkonzert - 1a

    MOSZKOWSKI Moritz : Klavierkonzert in E-.dur op 59



    Diesem Klavierkonzert wurde 1991 die Ehre zuteil, die hier besprochene Serie des Labels Hyperion „The Romantic Piano Concerto“ einzuweihen. Der Pole Moritz Moszkowski (1854-1925) war zu Lebzeiten ein berühmter Pianist, der sogar mit Chopin verglichen wurde.
    Das Konzert ist elegant, eingängig und ausgewogen, nur selten jedoch überbrilliant oder bombastisch – gelegentlich ein wenig introvertiert. Obwohl angeblich schwer zu spielen besitzt es wenig vordergründige Virtuosität, das Finale vielleicht ausgenommen. Mozkowski spielte es bei seiner Uraufführung am 12. Mai 1898 selbst. Generell wird seinen Kompositione eine Neigung zur Salonmusik nachgesagt. Ich möchte das nicht bestreiten, sehe aber keinen Nachteil darin...

    mit freundlichen Grüßen aus Wiem
    Alfred Schmidt
    Tamino Klassikforum

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Das Romantische Klavierkonzert - 12a

    PARRY C.Hubert.H : Klavierkonzert in fis-dur



    In Folge 12 unserer Serie werden zwei englische Komponisten - bzw ihre Klavierkonzerte in den Mittelpunkt gestellt. Ich habe für diesen Beitrag das Werk von Hubert Parry gewählt

    Von Hubert Parry (1848-1918) finden sich vergleichsweise nur wenige Aufnahmen in den Katalogen, so beispielsweise eine einzige ----Gesamtaufnahme seiner Sinfonien, und auch das hier vorzustellende Klavierkonzert aus dem Jahre 1880 liegt – so scheint es – nur in einer einzigen Einspielung vor. Das ist umso unverständlicher, wenn man dieses Konzert hört.
    Es beginnt sofort mit dem Klavierpart, der unauffällig vom Orchester umspielt wird. Ich habe mir nichts besonderes erwartet. Jedoch schon in den erste Minuten gewinnt sa Werk an Profil, legt im Tempo zu und findet dann nach einigen kurzen introvertierten Abschnitten in Regionen wo fester zugepackt wird. Wenn Parry Orchester oder Solisten auftrumpfen lässt, so wirkt dies immer harmonisch eingebunden und nicht aufgesetzt. Zudem überwiegt im ersten Satz - vom Finale mal abgesehen – ein eher moderater Ton, der dennoch die Bezeichnung „Allegro majestoso" zu Recht trägt.
    Der zweite Satz ruht in sich selbst, alles ist wohl ausbalanciert , entspannt und klangschön
    Schwungvoll und fröhlich indes beginnt der dritte Satz, ein Ohrwurmthema folgt dem anderen. Schließlich nimmt der Satz einen feierlichen Charakter an, Fanfaren ertönen und allmählich darf der Pianist gelegentlich seine Pranke zeigen, immer wieder von eingängigen Themen gemildert. Eines davon zieht sich durch den gesamten Satz. Das Finale gestaltet sich besonders eindrucksvoll und fordert den tosenden Applaus des Publikums geradezu heraus……


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • So gut wie unbekannt ist der amerikanische Komponist deutscher Abstammung Henry Holden HUSS.(1862-1953) Allerdings ist das schade, denn sein Klavierkonzert Opus 10 in B-dur ist äusserst bemerkenswert., sehr farbig und sehr virtuos. Es existiert davon nur eine einzige Aufnahme, nämlich die hier vorgestellte , welche auf der Hyperion-Serie "The Romantic Piano Concerto" Vol.16 enthalten ist. Sie lässt allerdings weder von Seiten des Interpreten noch von der Tontechnik her Wünsche offen.


    Das Konzert ist dreisätzig angelegt und ist der damals berühmten deutschen Pianistin Adele aus der Ohe (1863-1937) gewidmet, welche mit Tschaikowsky befreundet war und dessen Klavierkonzert wiederholt öffentlich spielte.
    Huss’ Konzert beginnt im wahrsten Sinne des Wortes mit Pauken und Trompeten. Und zeigt sich auch im weiteren Verlauf des ersten Satzes (Allegro Maestoso) eher von der kraftvollen, auftrumpfenden und auf Publikumswirksamkeit getrimmten Seite. Warum ihm kein dauerhafter Erfolg zuteil wurde ist nicht ganz erklärbar.
    Vielleicht sind einige Anklänge an Tschaikowsky, Grieg oder sogar Beethoven daran schuld, vielleicht aber auch seine Komplexität. Der zweit Satz (Andante tranquillo) ist gewissermaßen ein lethargisch-melancholischer Ruhepol zwischen dem kraftvoll auftrumpfendem ersten und dem lebensfroh sprudelndem Finalsatz (Allegro vivace) , der in der Mitte ein wenig gedämpft wird, allerdings nur um das furiose Finale noch ein wenig besser zur Geltung zu bringen


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred Schmidt
    Tamino Klassikforum

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Anlässlich des 100 Geburtstages von Carles Valentin Alkan möchte ich noch heuer verstärkt auf ihn hinweisen - auch in dieser Serie.
    Gleich zwei kürzere Klavierkonzerte Alkans (Kammerkonzerte für Klavier und Orchester) sind auf der Folge 7 der Hyperion Serie "Das romantische Klavierkonzert" enthalten - die gesamte Spieldauer liegt unter 22 Minuten !!


    Das Klavierkonzert op 10 Nr 1 ist das längere der beiden – ganze 14 Minuten dauert es.
    Und es hat viel von dem an sich, was ein Konzert erfolgreich macht, Bombast, Erhabenheit, Virtuosität und perlende Passagen, aber auch überirdisch klangschöne Stellen - warum es vergessen ist ist eher nicht nachvollziehbar. Für die Zeitgenossen mag es fremdartig und revolutionär geklungen haben, aber das trifft auf unsere Zeit nicht mehr zu. Er war aber auch ein eher introvertierte eigensinniger Charakter,der die Verbreitung seiner Musik nicht so konsequent betrieb, wie einige berühmte Zeitgenossen....
    Allein der dritte Satz von des Konzerts ist ein Kabinettstück das man gehört haben muss. Manch „großes „ Konzert aus dieser Epoche klingt dagegen dröge und farbenleer…
    Bei diesem Klavierkonzert handelt es sich um eine Erstaufnahme


    Alkans Kammerkonzert für Klavier und Orchester op. 10 Nr 2 ist ein äußerst kurzes, aber – wie so oft bei diesem Komponisten- eigenwilliges 3sätziges Werk. Alkan verbindet skurrille unruhige Themen mit äusserst kantablen zum zerfließen schönen Passagen (siehe 2. Satz.) Der dritte Satz ist wiederum sehr wirkungsvoll und majestätisch angelegt. Der Pianist Marc André Hamelin bleibt dem Werk nichts schuldig


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Auch wenn Alfred die CD bereits vorgestellt hat, möchte ich kurz meine Höreindrücke schildern. Denn für mich war der Erwerb ein wirklicher Glücksgriff (ich habe zuvor nur ein paar Hörschnipseln gelauscht und mich auf das positive Urteil Alfred verlassen ... zu Recht :)). Ungeachtet ob man sie mit den großen Meistern messen muß, ist schön, daß Hyperion sie aus der "Versenkung" befreit hat.


    Meine Höreindrücke zu Pixis’ Klavierkonzert habe ich gestern unter "Was hört Ihr grade jetzt" bereits zu formulieren versucht. Das Klavierkonzert in C-Dur (komponiert 1829) von Pixis ist ein Werk, das vielleicht nicht alle Tiefen des Klavierspiels auslotet, aber im Allegro moderato voller Melodien und virtuoser Spielfreude strotzt und beschwingt gute Laune macht. Das sehr kurze Adagio cantabile ist mir in seiner nächtlichen Stimmung fast ein wenig zu süßlich, aber das abschließende Rondo kommt in verspielten Melodiebögen tänzelnd-leichtfüßig daher und knüpft in seinem "gute Laune-Effekt" nahtlos an den ersten Satz an. Sicher gehört das Werk nicht zur Avantgarde der romantischen Klavierkonzerte, findet es doch seine nächsten Verwandten eher im frühen 19. Jh. Aber hörenswert ist es allemal.
    Pixis ist mit einem zweiten Werk auf der CD vertreten: Dem concertino in Es-Dur op. 68 (komponiert 1824). Gewidmet ist dieses Werk Camille Pleyel, dem Sohn des Komponisten und Instrumentenbauers Ignaz Pleyel. Die drei Sätze des kleinen Konzert folgen ohne Pause aufeinander. Auch dieses Werk erinnert mich eher an Vertreter der späten Klassik (z. B. Hummel). Es ist ganz reizend: nach einer langen, beschwingten Orchestereinleitung beginnt das Klavier mit kräftigen Akkordschlägen und anschließenden virtuosen Läufen, nach einer descrendierenden Passage wird ins Adagio sostenuto (mit wunderbarer Hornbegleitung) übergeleitet, zu dem das abschließende Rondo mit übermütigen Melodiefolgen in einem schönen Kontrast steht.
    Mein Liebling auf dieser CD ist zweifellos das Klavierkonzert in f-Moll von Sigismund Thalberg (komponiert ca. 1830, also das Werk eines knapp 20jährigen). Dieser erlangte zu Lebzeiten immerhin eine gewisse Berühmtheit durch sein "Klavierduell" mit Franz Liszt im Salon der Prinzession Belgiojoso. Vielleicht stellenweise ein wenig zu sehr auf virtuose Effekte ausgelegt ist es ein bewegendes Stück voller schöner Melodiefolgen und v. a. Virtuosität, bei dem ein Pianist ordentlich beschäftigt ist (er hat nämlich kaum Pausen und ist ständig im Einsatz). Im Allegro maestoso sind es v. a. die halsbrecherisch rasanten Oktavpassagen und Akkordrepetitionen, die dem Pianisten hohes technisches Vermögen abverlangen. Davon kann er sich im folgenden Adagio nur kurz erholen, bevor das Konzert mit einen bewegten Rondo endet, in dem Thalberg zwei Themen vielfach variiert. Auch wenn das Konzert vielleicht im kompositorischen Sinne nicht ganz "rund" sein mag (das müssen die Musikwissenschaftler beurteilen), so ist es ein Werk voller Frische und Kraft, das mich passagenweise richtig mitzureißen vermag.
    Der Klang ist imO ausbalanciert, der Klang des Instruments sehr warm, Shelley scheint mir genau die richtige Person, um die Leichtigkeit von Pixis und die pianistischen Effekte von Thalberg umzusetzen. Im booklet werden die wichtigsten Eckdaten zu den beiden ja nun nicht ganz so bekannten Komponisten gegeben. Für mich ein schöner Auftakt meines Wunsches, mich verstärkt den romantischen Klavierkonzerten zu widmen.


    Mit bestem Gruß
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

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