Caspar David Friedrich


  • Caspar David Friedrich(* 5. September 1774 in Greifswald; † 7. Mai 1840 in Dresden)
    gilt als bedeutendster Maler und Zeichner der deutschen Früh-Romantik, die er zusammen mit Philipp Otto Runge wie kaum ein anderer Künstler beeinflusste.
    Seine Werke haben häufig Natur- und Landschaftsdarstellungen zum Gegenstand. Die Natur besitzt darin oft einen metaphysisch - transzendenten Charakter.


    Ich selbst mag seine romantischen Bilder, wie z. B. dieses hier:



    "Zwei Männer beim Betrachten des Mondes"


    Morgen jährt sich der Todestag von C. D. Friedrich.
    Seine Grabstelle befindet sich auf dem Trinitatisfriedhof in Dresden.



    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Friedrich ist klar mein Lieblingsmaler, schon seit den Tagen meiner Jugend.
    Durch das Betrachten seiner Bilder bin ich ebenfalls schon in frühen Jahren auf meine Leidenschaft für die Landschaftsfotografie gekommen.


    Oft enthalten seine Bilder religiös-christliche Andeutungen an das Thema Diesseits/Jenseits, bzw. Leben nach dem Tod, Todessehnsucht, Erlösungssehnsucht, usw.


    Dieses hier z.B. hat mich schon immer angesprochen:



    Allein die Farbkombinationen sind einfach herrlich. Leider habe ich noch nie ein Bild dieses Malers im Original betrachten können. Irgendwann kommt das noch....


    Gruss
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Allein die Farbkombinationen sind einfach herrlich.

    Ja, das stimmt. Die Farben wirken schlicht, unaufdringlich und somit natürlich und authentisch. Toll die Silhouetten der beiden Schiffe am Horizont. Großartig auch das Herausstellen der Falten und Einkerbungen der Mäntel der beiden Männer.
    Generell finde ich, in seinen Bildern ist immer etwas von seiner Melancholie und Introvertiertheit zu spüren.



    Dieses hier z.B. hat mich schon immer angesprochen: - gemeint hier "Die Lebensstufen".
    Leider habe ich noch nie ein Bild dieses Malers im Original betrachten können. Irgendwann kommt das noch....

    Lieber Glockenton, ein kleiner Tip: Vielleicht bist Du wieder mal in Deutschland. Dein Lieblings-Bild ist ausgestellt in Leipzig, im Museum der Bildenden Künste.


    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Der Star im gezeigten Bild ist der Segler rechts, der schon weit draußen auf dem Meer ist. Seine Segelaufbauten sind anscheinend so hoch, daß er schon Blei im Rumpf haben muß, um bei seitlichen Starkböen nicht zu kentern.


    Der Vordergrund ist von der Sonne nicht beschienen und eher uninteressant, die Segler im weiteren Vordergrund sind Staffage.


    Insgesamt aber ist der Bildaufbau sehr harmonisch, ohne deshalb langweilig zu wirken, dar Gelb-Blau-Kontrast, der den Großteil des Himmels einnimmt, sorgt für Spannung.


    In diese Abendstimmung hinein läuft er rechte Segler, ganz im Bewußtsein seiner Schnelligkeit und Dominanz, einen wichtigen Auftrag zu erledigen.


    Fazit: ein ausgezeichnetes Bild, das man sich lange anschauen und in das man vieles hineingeheimnissen kann.

  • der Gelb-Blau-Kontrast, der den Großteil des Himmels einnimmt, sorgt für Spannung.

    Sehr dominierend ist aber auch die Farbe "violett".
    In der psychologischen Analyse über Wesens- und Charaktermerkmale eines Menschen, spielt das Wissen über Vorlieben für bestimmte Farben (Lieblingsfarbe), neben vielen anderen Aspekten, auch eine gewisse Rolle. Es lassen sich Rückschlüsse im Erstellen einer Gesamteinschätzung ziehen. Aber wie gesagt, dies ist nur ein kleiner Baustein zum Ganzen.
    Violett ist eine sogenannte kalte, mystische Farbe. Sie wirkt dämpfend und beruhigend. Steht auch für Würde und Weisheit, aber auch für Introvertiertheit bis hin zur Melancholie.
    Glockenton hat in seinem Beitrag über Bildbeschreibungen die Person C. D. Friedrich wohl sehr gut beschrieben und charakterisiert, so wie es aus Berichten und der Überlieferung auch bekannt ist.
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Vor ein paar Jahren gab es im Volkwang-Museum in Essen eine große C. D. Friedrich-Ausstellung. Die habe ich gesehen. Sehr eindrucksvoll. Die versteckten politischen Anspielungen in den Bildern sollte man nicht übersehen...


    Beste Grüße
    Holger


  • Das ist mein liebster Friedrich. Schuberts "Wanderer" drängt sich mir geradezu auf, wenn ich das Bild betrachte.


    Georg Philipp Schmidt von Lübeck (1766-1849)


    Ich komme vom Gebirge her,
    Es dampft das Tal, es braust das Meer.
    Ich wandle still, bin wenig froh,
    Und immer fragt der Seufzer: Wo?


    Die Sonne dünkt mich hier so kalt,
    Die Blüte welk, das Leben alt,
    Und was sie reden: leerer Schall, -
    Ich bin ein Fremdling überall.
    Wo bist du, mein geliebtes Land?
    Gesucht, geahnt, doch nie gekannt,
    Das Land, das Land so hoffnungsgrün,
    Das Land, wo meine Rosen blühn.


    Wo meine Freunde wandelnd gehn,
    Wo meine Toten auferstehn,
    Das Land, das meine Sprache spricht,
    O Land, wo bist du? . . . .


    Ich wandle still, bin wenig froh,
    Und immer fragt der Seufzer: Wo?
    Mit Geisterhauch rufts mir zurück:
    Da, wo du nicht bist, ist das Glück!


    Der Nebel überdeckt alles, das "geliebte Land" das Glück, auch das "Wo". Melancholie, Versunkenheit, Einsamkeit, Verlassenheit ( auch politisch gesehen?), Identitätsfindung.
    Eines der aussagekräftigsten Bilder, die Friedrich geschaffen hat, wie ich finde.

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

  • Als ich etwa zehn Jahre alt war, stieß ich in einer auf Kinder zugeschnittenen Wissenszeitung auf das Bild Die Abtei ich Eichwald, das einen großen Reiz auf mich ausübte.


    [timg]http://upload.wikimedia.org/wi…iedrich_002.jpg;c;512;317[/timg]
    Damals (und auch lange Zeit danach) empfand ich das Bild einfach „naiv“ als schön, ohne mir weitere Gedanken darüber zu machen. Vor einigen Jahren dann erwarb ich mir für mein Arbeitszimmer einen Nachdruck davon sowie von dessen ungleichem Zwilling Der Mönch am Meer und stellte eines Tages so meine Überlegungen dazu an.


    Ich kam zu folgendem Schluss:
    Die Abtei im Eichwald ist für mich ein tröstliches Bild, da es – trotz seiner Tristess (Ruine, Leichenzug, karge Winterlandschaft) – Hoffnung auf eine über den Tod hinausgehende Existenz evoziert, mithin Ewigkeit thematisiert.


    Das mag zunächst abwegig klingen, aber ich will den Weg dorthin kurz skizzieren: In etwa das untere Drittel des Bildes liegt im Dunklen, ca. die oberen Zweidrittel hingegen im Licht. Im Zentrum befindet sich eine Ruine, auf der Fläche dahinter neun karge Eichen. Ein Leichenzug geht durch den Eingangsbogen der Ruine auf den dahinter zu vermutenden Friedhof.


    Das Sujet (Abtei, Friedhof, Mönche, Tod) legt den Ewigkeitsgedanken nahe. Dieser findet sich in den neun Eichen wieder. Die Neun gilt als Zahl der Vollkommenheit, da sie dreimal die „göttliche“ Zahl Drei enthält. Die Eiche wiederrum symbolisiert im Christentum das ewige Leben. Die auf dem Bild zu sehenden Eichen wachsen aus dem Dunkel ins Licht. Dieser Gedanke ließe sich auf den Verstorbenen übertragen, den der Eintritt in Ewige Leben erwartet. (Im Vordergrund ist ein offenes Grab zu sehen, der Leichenzug bewegt sich sonderbarerweise davon weg. Betrachtet man das Fenster der Ruine bzw. nur dessen im Licht liegenden Teil, ähnelt es dem Eingangsportal.)


    Wie dann aber Der Mönch am Meer zu verstehen ist, darüber habe ich mir noch kein Urteil gebildet.


    [timg]http://upload.wikimedia.org/wi…Art_Project.jpg;c;530;330[/timg]
    Friedrich wollte, dass das Bild über der Abtei hängt. Ist dies vielleicht der verstorbene Mönch, in der Weite und Uferlosigkeit des Jenseits?

    "Geduld und Gelassenheit des Gemüts tragen mehr zur Heilung unserer Krankheiten bei, als alle Kunst der Medizin." (W.A. Mozart)

  • Es wurde an anderer Stelle daran erinnert, dass heute, am 7. Mai 2015, des 175. Geburtstages von Peter Tschaikowski zu gedenken ist. Der 7. Mai 1840 ist aber auch der Todestag von Caspar David Friedrich - und die Erinnerung an diesen Maler ist an diesem Ort gut untergebracht.


    :angel:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Wie dann aber Der Mönch am Meer zu verstehen ist, darüber habe ich mir noch kein Urteil gebildet.


    Deine Interpretation von "Die Abtei im Eichwald" leuchtet mir ein, lieber Lynkeus. Die Deutung von "Der Mönch am Meer" finde ich auch etwas schwieriger. Bemerkenswert ist ja, dass das Meer fast schwarz ist (sonst bei C.D. Friedrich Sinnbild der lichten Unendlichkeit mit den Schiffen mit dänischen Flaggen, die eine bessere Zukunft versprechen). Der Lichtpunkt ist hier der Himmel. Das scheint mir der wesentliche Aspekt - das Aufleuchten des Jenseitigen (?). :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

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  • Das Jenseitige ist und er Tat ein wichtiger Aspekt in diesem Bild, das ja schon so viel Ansätze zu seinem Verständnis hervorgebracht hat, wie wohl wenig anderen. Interessanterweise liegen zum Bild selbst Gedanken des Malers vor, die sich hier anfügen möchte.


    Da hier einmal von Beschreibungen die Rede ist, so will ich Ihnen eins meiner Beschreibungen mitheilen, über eins meiner Bilder so ich nicht läng(s)t (unlängst) Vollendet habe; oder eigentlich, meine Gedanken, über ein Bild; den(n) Beschreibung kann es wohl nicht genannt werden. Es ist nemlich ein Seestük, Vorne ein öder sandiger Strand, dann, das bewegte Meer, und so die Luft. Am Strande geht Tiefsinnig ein Mann, im schwarzen Gewande; Möfen fliegen ängstlich schreiet um ihn her, als wollten sie Ihm warnen, sich nicht auf ungestümmen Meer zu wagen. – Dies war die Beschreibung, nun kommen die Gedanken: Und sännest Du auch vom Morgen bis zum Abend, vom Abend bis zur sinkenden Mitternacht; dennoch würdest du nicht ersinnen, nicht ergründen, das unerforschliche Jenseits! Mit übermüthigen Dünkel, wennest (wähnst) du der Nachwelt ein Licht zu werden, zu enträzlen der Zukunft Dunkelheit! Was heilige Ahndung nur ist, nur im Glauben gesehen und erkannt; endlich klahr zu wissen und zu Verstehn! Tief zwar sind deine Fußstapfen am öden sandigen Strandte; doch ein leiser Wind weht darüber hin, und deine Spuhr wird nicht mehr gesehen: Thörigter Mensch voll eitlem Dünkel!
    (H. Zschoche, Caspar David Friedrich. Die Briefe. [Hamburg 2006] 45 f.)


    Mir scheint daher, dass neben dem jenseits insbesondere die Vergänglichkeit gegenüber der Natur (die ja in verschiedenen Formen übereinander geschichtet gezeigt ist), ein zentrales Element zum Verständnis darstellt. Da das Bild zusammen mit der Abtei im Eichwald gehangen werden sollte, kann mich dessen positive Interpretation nicht recht überzeugen.
    Aber letztlich ist es bei den Bildern ähnlich wie bei Texten. Einmal aus der Hand des Autors entlassen werden sie zu Kulminationspunkten von Erwartung, Wissen, Stimmung eines Rezipienten. Auch wenn deren Lesarten nicht mit den so schwer rekonstruierbaren Intentionen bei der Werkschaffung übereinstimmen, so heißt das aber keineswegs, dass sie keine Gültigkeit beanspruchen dürfen.


    Mit bestem Gruß
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • In der Hamburger Kunsthalle ist zum 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich eine Ausstellung mit 60 Gemälden und 100 Zeichnungen.


    15. Dez 2023 bis 01. April 2024


    https://www.hamburger-kunsthal…/caspar-david-friedrich-0


    Aus dem Kunstmuseum Winterthur ist das Bild der Kreidefelsen in Rügen angereist.


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    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Caspar David Friedrich zum zweiten


    Vom 19.04.2024 bis 04.08.2024 wird in der Alten Nationalgalerie die zweite Ausstellung zu seinen Ehren stattfinden.


    Ihr Titel: Unendliche Landschaften


    Anlässlich des 250. Geburtstages von Caspar David Friedrich (1774–1840) wird in Berlin in Kooperation mit dem Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin erstmals eine große Ausstellung zum Werk des bedeutendsten Malers der deutschen Romantik gezeigt werden.


    Etwa 60 Gemälde und 50 Zeichnungen aus dem In- und Ausland, darunter weltberühmte Ikonen, werden zu sehen sein.


    Mondaufgang am Meer


    caspar-david-friedrich-Mondaufgang_xl.jpg

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Aus dem Kunstmuseum Winterthur ist das Bild der Kreidefelsen in Rügen angereist.

    Dieses Bild hat mehr als nur historische Bedeutung. Die Wissower Klinken hatten mehrere Felsabbrüche, sie sehen jetzt so aus:



    Das alles ohne Klimaerwärmung. einfach Erosion. Schade.

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.