Doctor Pingel´s hertzensergötzliche musicalische Brosamen

  • Auf dieses Thema hat mich eine Aufnahme aus dem WDR gebracht, die einen Ausschnitt aus Annette Daschs CD mit Barockliedern enthielt. Es handelt sich da um ein weitgehend unbekanntes Genre, das aber seinen eigenen Reiz hat. Es sind Brosamen, also kleine, aber doch wertvolle Lieder und Chorsätze, meist ganz unbekannte oder wenig gespielte. Instrumentalmusik kommt nicht vor, Opernarien, vor allem mit großem Orchester, auch nicht. Dabei gibt es auch dort diese Stücke: die Arie der Barbarina im Figaro z.B. oder die Arie der Lauretta aus Gianni Schicchi. Es ist also das andere Ende von "Freude, schöner Götterfunken" oder "Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen".
    Dazu gibt es den Text und die Aufnahme (wenn vorhanden). Dieser thread ist natürlich nicht mein Privateigentum, die Regeln sollten aber eingehalten werden, wobei es natürlich große Freiheiten gibt. Auch Textdichter und Komponist sollten erwähnt werden, dazu evtl. kurze (!!) Informationen.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Hilf Gott, der Tag ist wieder hin,
    daß ich dem Tode näher bin.
    Nun eil ich zu dem Bette.
    Da leg ich alle Kleider ab,
    als wenn ich schon ein sanftes Grab
    in meinem Lager hätte.


    Das ist die beste Wissenschaft,
    wenn ich, O Herr,
    an deine Krafft und an den Tod gedencke.
    So bin ich aller Furcht befreyt
    und hab in Tod und Lebens-Zeit
    den Frieden zum Geschencke.


    Nun liebster Gott, ich lege mich,
    allein der Feind entsetzet sich
    vor dir und deinem Nahmen.
    Drum nenn ich dich mein Heil und Licht
    und sag in solcher Zuversicht
    ein unbetrognes Amen.



    Komponist: Johann Krieger (1649-1725)


    Annette Dasch singt hier ganz einfach und trotzdem mit großer Kunst. Die erste Strophe ist unbegleitet, in der zweiten kommt eine Laute, in der dritten Violine und b.c. dazu, dazu gibt es eine vierte Strophe ohne Gesang. Das Thema, der Tod als Schlafes Bruder, ist ja ein wichtiger Topos des Barock.
    Begleitet wird Annette Dasch von Mitgliedern der Akademie für Alte Musik Berlin.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • O wunderbare Harmonie,
    was er will, will auch sie.
    Er zechet gern, sie auch,
    er spielet gern, sie auch,
    er zählt Dukaten gern,
    und macht den großen Herrn,
    auch das ist ihr Gebrauch.
    O wunderbare Harmonie,
    was er will, will auch sie.
    (Johann Nikolaus Goetz)


    http://www.youtube.com/watch?v=JMzS9kDa77s


    Hallo,


    ich habe den 4-stimmigen Chorsatz von Haydn vor ca. 55 Jahren mitgesungen ("mein" Chor war besser als der Chor der youtube-Einspielung!) - und schon damals haben wir uns (frech und was sonst noch?) über den Text nicht nur lustig gemacht, auch weitere Strophen gedichtet (nicht zur Veröffentlichung geeignet!).


    Ich hoffe - nein, ich bin mir sehr sicher - dr.pingel ist auch mit dieser Musikauswahl (Haydn!!!) einverstanden (bleibt nur die Frage, mehr wegen des Textes oder der Musik?).


    Viele Grüße
    zweiterbass


    Ein nicht ganz ernst gemeinter Nachsatz für operus: Der Text müsste doch Deinem Weltbild, lieber operus, entsprechen?

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Salmhofers "Heiteres Herbarium" für Singstimme und Klavierbegleitung (Text: Heinrich Waggerl) darf in dieser Aufzählung keinesfalls fehlen! (Es gibt eine Aufnahme mit Julius Patzak und dem Komponisten am Klavier.)

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Lieber Milletre: Text bitte und ein paar Informationen zu Komponist und Dichter! Danke!

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Eine schöne Idee, nach unbekannten Schätzen zu forschen, die oft im Verborgenen liegen.
    Ich möchte gerne als eine solche Kostbarkeit auf die "Exklusive Wiegenlieder CD-Sammlung" hinweisen, die im "Carus-Verlag" erschienen ist. Exklusiv für das Wiegenlieder-Projekt haben über 50 der bekanntesten deutschsprachigen Sängerinnen und Sänger ihr Lieblings-Wiegenlied gesungen. Alle Mitwirkenden haben ihr Lied in einer aktuellen Aufnahme gagenfrei eingespielt. Dadurch können mit dem Erlös aus dem Verkauf der beiden CDs Projekte unterstützt werden, die das Singen von Kindern fördern.
    Herausgekommen ist eine wundervolle Sammlung von schlichten Weisen zum großen Teil ergreifend schön gesungen.
    CV -Nr. 83.001/00 und 83.002/ 00.
    Nach den bisherigen eingestellten Beirträge glaube ich, dass in diesem Thread nicht Dr. Pingels musicalische Brosamen seriviert werden. Für mich sieht es eher nach raren Delikatessen aus.


    Herzlichst
    Operus :hello:

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • vor dir und deinem Nahmen.
    Drum nenn ich dich mein Heil und Licht
    und sag in solcher Zuversicht
    ein unbetrognes Amen.


    Sollte das nicht "Ahmen" geschrieben sein, Du Schöpfer der köhstlichsten Brosahmen?

  • Nicht unwitzig, lieber Hahns, aber Nahmen wurde damals so geschrieben, Amen noch nie, weil es aus dem Hebräischen kommt, was kein Dehnungs - h kennt.

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    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • weil es aus dem Hebräischen kommt, was kein Dehnungs - h kennt.


    Das rheinländische aber auch nicht. Dort wird das "h" glatt mit dem "i" verwechselt, wie aus dem Beispiel "Trohsdorf" zu erkennen ist. Jeder anständige Mensch würde "Troisdorf" sagen, vorausgesetzt, er besitzt die Kunstfertigkeit, Diphtonge oral zu formen.


    Die eigentümliche, westfälische Sprachverirrung ist an sich zwar harmlos, lässt aber in Anbetracht der ethischen Überlegenheit der H-Wörter gegenüber den I-Wörtern gewisse und nicht gerade vorteilhafte Rückschlüsse auf die Psyche der Eingeborenen zu.


    Als Beispiel mögen dienen: hoch, hehr, heil, Hosanna, Höfling, hold, Hulda, Heervater, Himmel, Huris und Hustenblocker gegenüber Irrsinn, Impotenz, Idiot, illegal, Ibsen, Isolde, Iserlohn und ichbinausdühsburg.


    Deine Information nehme ich indessen dankbar entgegen. "Was ist ein Nahme, was uns Rose heißt, es würde doch lieblich duften".

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  • Lieber Hans, alles sehr schön, aber jetzt trag mal einen Juwel zur Sammlung bei!. Dieser thread dient nicht für Sprachspiele, sondern zur geistlichen und geistigen Erbauung.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Zitat von »dr.pingel« Lieber Milletre: Text bitte und ein paar Informationen zu Komponist und Dichter! Danke!


    ->Wikipedia: Heiteres Herbarium


    Link einstellen würde Sucharbeit sparen - Lieder höre ich im Stil von "Wienerlied".

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Lieber Hans, alles sehr schön, aber jetzt trag mal einen Juwel zur Sammlung bei!. Dieser thread dient nicht für Sprachspiele, sondern zur geistlichen und geistigen Erbauung.


    Lieber dr. Pingel,


    erbauten tut mich schon lange nichts mehr, im Gegenteil, alles bröckelt unaufhaltsam ab. Der Zement meiner Begeisterung ist nicht von allerbester Qualität.


    Nichtsdestotrotz höre ich mir immer noch gerne an, was Andere erbaulich finden, wie z.B die Mönche des Benediktiner-Klosters Monastère de l'Exaltation de la Sainte Croix a Chevetogne in Belgien.



    Mit dem Text kann ich leider nicht dienen und über die Entstehungsgeschiche der CD konnte ich auch nichts erfahren. Ein Stresstöter ist sie jedenfalls und musikalisch finde ich sie großartig.


    Hier noch das Kloster:


  • Ihr Musici, frisch auf und laßt doch hören,
    Die lieblich Kunst tut euch zusammenkehren!
    Ein jeder faß
    sein Stimm alsbald,
    Tenor und Baß,
    Diskant und Alt.


    Singt allerseits, zur rechten und zur linken.
    Denn wer nicht singt, der soll auch nicht mittrinken.


    Vom Anfang her ward Musica geliebet
    Und so fortan bisher emsig geübet
    Dem folgt auch ihr laßt nicht davon
    Nehmt demnach für ein süßen Ton
    Singt rund umher zur Rechten und zur Linken
    Denn wer nicht singt, der soll auch nicht mit trinken.


    Wie möchten wir doch solcher Kunst entbehren
    Und uns mit Lust nicht stets gebrauchen deren
    Weil sie nichts tut
    denn Kurzweil bringt
    Und frischt den Mut
    derwegen singt
    Beid hie und dort zur Rechten und zur Linken
    Denn wer nicht singt, der soll auch nicht mit trinken.


    O Musica, ein Gab von Gott gegeben
    Die du erquickst dem Menschen Leib und Leben
    Und siegest ob
    vor aller Freud
    Drum dir zu Lob
    zu aller Zeit
    So singen wir zur Rechten und zur Linken
    Denn wer nicht singt, der soll auch nicht mit trinken.


    http://www.youtube.com/watch?v=ALQKyoWk5WY
    (Ein sehr guter Madrigal- oder Kammerchor würde das mit mehr Leichtigkeit interpretieren - u. U. liegt's auch nur an der Aufnahmetechnik? )



    Dieses Lied soll für alle (Laien-)Musici gelten, nicht nur für Chorsänger/innen.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Eher ars vivendi als ars moriendi:


    "Künftger Zeiten eitler Kummer
    Stört nicht unsern sanften Schlummer;
    Ehrgeiz hat uns nie besiegt.
    Mit dem unbesorgten Leben,
    Das der Schöpfer uns gegeben,
    Sind wir ruhig und vergnügt."


    aus Brockes: Irdisches Vergnügen in Gott, vertont als Nr. 1 in "Neun deutsche Arien" von G.F. Händel für Stimme, Melodieinstrument (Geige, Flöte, Oboe) und b.c.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Lieber Basso due di Nuremberga: Vielen Dank für Deine Einstellung eines Liedes von Hans Leo Haßler aus dessen „Lustgarten neuer deutscher Gesäng“. Das hat mich erinnert und ebenfalls ein Lied daraus wählen lassen:


    Mein Gmüth ist mir verwirret,
    das macht ein Jungfrau zart,
    bin ganz und gar verirret,
    mein Herz das kränckt sich hart,
    hab tag und nacht kein Ruh,
    führ allzeit grosse klag,
    thu stets seufftzen und weinen,
    in trauren schier verzag.


    Ach daß sie mich thet fragen,
    was doch die uersach sei,
    warum ich führ solch klagen,
    ich wolt irs sagen frei,
    daß sie allein die ist,
    die mich so sehr verwundt,
    köndt ich ir Hertz erweichen,
    würd ich bald wider g’sund.


    Reichlich ist sie gezieret,
    mit schön thugend ohn Ziel,
    höflich wie sie gebüret,
    ihrs gleichen ist nicht viel,
    für andern Jungfraun zart
    führt sie allzeit den Preiß,
    wann ichs anschau, vermeine,
    ich sei im Paradeiß.


    Ich kann nicht ganz erzehlen,
    Ihr schon und tugend viel,
    Fur all’n wollt ich’s erwehlen,
    wär es nur auch ihr will,
    Dass sie ihr Herz und Lieb
    geg’n mir wendet allzeit,
    So wurd mein Schmerz und klagen,
    verkehrt in grosse Freud.


    Aber ich muß auffgeben,
    und allzeit traurig sein,
    solts mir gleich kosten Leben,
    das ist mein gröste Pein,
    dann ich bin ir zu schlecht,
    darumb sie mein nicht acht,
    Gott wolts für leid bewahren,
    durch sein Göttliche macht.


    Und weil ich es nicht lassen kann, hier einige Informationen zu Text und Melodie: Der Text ist unbekannter Herkunft aus dem 16. Jahrhundert, von Hans Leo Haßler (1564–1612) vertont und 1601 in seinem „Lustgarten neuer deutscher Gesäng“ veröffentlicht. Das Lied ist ein Akrostichon: Die Anfangsbuchstaben ergeben den Namen MARIA, daher ist der Text sowohl im Sinne der weltlichen Liebe zu einem Mädchen dieses Namens, im geistlichen Sinne aber auch zur Gottesmutter aufzufassen.


    Die Melodie wurde im Görlitzer Gesangbuch „Harmoniae sacrae“ von 1613 dem Choral „Herzlich tut mich verlangen“ von Christoph Knoll (1563–1621) unterlegt. In vereinfachter Fassung hat sie Johann Crüger (1598–1662) für das Kirchenlied „O Haupt voll Blut und Wunden“ von Paul Gerhardt (1607–1676) übernommen. Auch der Choral „Befiehl du deine Wege“ von Gerhardt wird gelegentlich mit Haßlers Melodie unterlegt, so jedenfalls in Bachs Matthäus-Passion, aber auch im „Weihnachts-Oratorium“ zum Choral „Wie soll ich dich empfangen“ und zum Schlusschor der sechsten Kantate „Nun seid ihr wohlgerochen“ (Text von Georg Werner).

    .


    MUSIKWANDERER

  • In der Sammlung "Newe teutsche Lieder", die der "gewaltige Componist und Musicus" Leonhard Lechner 1577 herausgegeben hat, gibt es sowohl geistliche als auch weltliche Lieder; eine zeitgemäße Praxis, die Lechner selbst klar beschrieben hat:


    "Weil Gott der HERR die liebliche Kunst der Music nicht allein zu lob und preiß seines Göttlichen Namens sondern auch zu ehrlicher ergetzlichkeit der Menschen (...) gegeben: warumb wolt man selbige nicht auch zu weltlichen sachen und liedern gebrauchen?"


    Als Beispiele aus der Sammlung seien einige zitiert:


    Ey wie so gar freundtlich lieblich
    erzeigst du dich allzeit gen mir
    das mich erfreut gantz innigklich
    und wil mein hertz stets sein bey dir
    und wo ich sunst bey leuten bin
    so hats kein sinn
    allein bey dir ich frölich bin.


    (1) So wünsch ich ihr eyn guete nacht
    bey der ich ward alleine -
    ein freundtlich wort ich zu ihr sprach
    wir zwey mussen uns scheiden
    scheiden ist nit weit -
    Gott weiß die zeit -
    widerkomen das bringt freuden.


    (2) Da ich am nechsten bey ihr was
    erzeigt ihr mein gemüte
    gantz holdselig sie zu mir sprach
    mein trost dich Got behüte
    du schatz du mein hertz
    scheiden bringt schmertz
    das bin ich innen worden.


    Wol kompt de Mey
    mit mancherley
    der blümlein zart
    nach feiner art
    erquicket das
    verdorben was
    durch winters gwalt
    des frewet sich gantz manigfalt.


    Eine hörenswerte Einspielung der Lechner-Lieder lieferte Manfred Cordes mit der Weser Renaissance bei cpo


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Liebe Freunde, ich bin ganz angetan über die Resonanz, die dieses Thema hervorgerufen hat; ich hatte schon gedacht, es ganz für mich allein zu haben. Umso besser. Ich habe jetzt eine Woche damit zugebracht, ein fremdes Haus und einen befreundeten Hund zu hüten, am Sonntag ist Konzert, danach kann ich dieses Thema ausbauen!

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Textdichter: Martin Opitz, Komponist: Johann Nauwach (1595-1630)


    Jetzund kömpt die Nacht herbey,
    Vieh und Menschen werden frey,
    die gewünschte Ruh geht an;
    meine Sorge kömpt heran.


    Schöne gläntzt der Mondenschein
    und die güldnen Sternelein.
    Froh ist alles weit und breit,
    ich bin nur in Trawrigkeit.


    Zweene mangeln überall
    an der schönen Sterne Zahl.
    Diese Sterne, die ich meyn,
    ist der Liebsten Augenschein.


    Nach dem Monden frag ich nicht,
    tunckel ist der Sternen Liecht,
    weil sich von mir weggewendt
    Asteris, mein Firmament.


    Wann sich aber neigt zu mir
    dieser meiner Sonnen Zier,
    acht ich es das beste seyn,
    das kein Stern noch Monde schein.



    Die Vorgänger-CD von Annette Dasch stammt von Andreas Scholl, der eine Reihe besinnlicher und munterer Barocklieder aufgenommen hat, zusammen mit einigen Instrumentalisten. Diese CD ist genauso schön wie die von Annette Dasch und zeigt uns eine musikalische Welt, die nicht spektakulär, aber kostbar ist.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)


  • Und hier noch mal ein Hans Leo Hassler:


    Tanzen und Springen,
    Singen und Klingen,
    fa la la la, fa la la la la, fa la.
    Lauten und Geigen
    soll'n auch nicht schweigen;
    zu musizieren
    und jubilieren
    steht mir all mein Sinn,
    fa la la la, fa la la la, fa la.


    Schöne Jungfrauen
    in grüner Auen,
    fa la la la, fa la la la la , fa la.
    mit ihnen spazieren
    und konversieren,
    freundlich zu scherzen
    freut mich im Herzen
    für Silber und Gold.
    fa la la la, fa la la la, fa la.


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

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  • Danke, lieber musikwanderer, vor allem für den Hinweis auf Lechner. Melchior Franck und Leonhard Lechner sind völlig unterschätzte Komponisten. Von Leonhard Lechner habe ich die "Sprüche von Leben und Tod" (die hier auch noch vorkommen werden) und die "Johannespassion" gesungen - großartige Werke.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Lieber musikwanderer,


    ich erlaube mir zu behaupten, dass auf der von Dir vorgestellten CD "Tanzen und Springen" viel zu langsam gesungen wird, es ist zwar noch kein Trauermarsch, aber wer will nach dem Tempo der CD "tanzen, springen"?


    Dieses Madrigal dürfte eines der bekanntesten von Hassler sein, entsprechend groß war auch die reichliche Auswahl aber auch die meist reichlich schlechten Interpretationen bei den youtube-Videos; dennoch habe ich zwei sehr gute gefunden:


    1. http://www.youtube.com/watch?v=8PZTwmXXgtg


    Hier beeindruckt das junge und für diesen Chorsatz sehr passende und sehr gute Stimmmaterial, Tempo, Intonation sind auch sehr gut, die Interpretation ist gut.


    2. http://www.youtube.com/watch?v=q8Iw0lDlP7M


    Bei dieser Aufnahme ist die Interpretation zweifelsohne besser als bei 1., Tempo und Intonation sind auch sehr gut und durch das nicht mehr ganz so junge Stimmmaterial ist der Chorklang runder, ausgeglichener, das klingt besser als 1., aber ob es für den Liedcharakter besser passt?


    Die Aufnahmetechnik für die Musik ist in beiden Fällen - für youtube - ausgezeichnet


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Perotinus Magnus und Guillaume de Machaut sind nach der anonymen Gregorianik die ersten großen und bedeutenden Komponisten der Musikgeschichte (ars nova oder Schule von Notre Dame). Ich scheue mich nicht, ihnen zusammen mit Ockeghem, di Lasso, Josquin, Tomás Luis de Victoria und Palestrina die gleiche Bedeutung zuzumessen wie Haydn, Mozart und Beethoven.
    Das Ensemble Tonus Peregrinus, das ich in meinem thread "Alte Musik, neue Consorts" schon vorgestellt habe, hat eine CD mit der Schule von Notre Dame herausgegeben.

    Das Stück "Beata viscera" von Perotinus wird von der Sopranistin Rebecca Hickey unbegleitet vorgetragen. Erleichtert wird der Vortrag natürlich durch den Hall einer großen Kathedrale, trotzdem ist es hinreißend gesungen.


    Beata viscera
    Marie Virginis
    cuius ad ubera
    rex magni nominis
    veste sub altera
    vim celans numinis
    dictavit federa
    Dei et hominis


    Refr.O mira novitas
    et novum gaudium
    natris integrita
    post puererium


    Partum quem destruis
    Iudea misera
    de quo nor arguis
    quem docet littera
    si nova respuis
    crede vel vetera
    in hoc quem astruis
    Christum considera


    Refrain


    Legis Mosayce
    clausa misteria
    nux virge mystice
    nature nescia
    aqua de silice
    columna previa
    prolis dominice
    signa sunt propera


    Refrain


    Solem quem libere
    dum purus oritur
    in aura cornere
    visus non patitur
    cernat a latere
    dum repercutitur
    alvus puerpere
    qua totus clauditur


    Refrain

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • 1.


    2.


    Ich meine auch, dass der Chor aus #2 einfach besser ist, aber die Akustik der Kirche überlagert die Stimmen etwas zu sehr. Die Aufnahme von #1 ist dagegen nahe der Perfektion, man glaubt als Hörer in einem Raum mit den Sängern zu sein.
    Vom Tabula Rasa Chor gibt es noch mehr Nummern aus dem gleichen Konzert auf YouTube und Akustik hin oder her - die singen höchst erfreulich.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Lieber musikwanderer, ich erlaube mir zu behaupten, dass auf der von Dir vorgestellten CD "Tanzen und Springen" viel zu langsam gesungen wird, es ist zwar noch kein Trauermarsch, aber wer will nach dem Tempo der CD "tanzen, springen"?


    Ich widerspreche Dir, werter Sänger aus der zweiten Reihe der Nürnberger Bassisten, nicht!, mir kommt der Gesang der Leipziger auch eher choraliter vor, denn als fröhlichem Tanzgesang. Aber ich laufe nun nicht hin und suche mir eine für mich adäquate CD. Das Lied ist auf der Platte (die eh nur ein recht winziger Ausschnitt ist!) - und gut is...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Ich bin offensichtlich in guter Gesellschaft, denn das schöne Barocklied und die Barockkantate werden neu entdeckt. Hana Blazikova, Sopranistin und Chorsopranistin (!!) bei Herreweghe bringt heute Abend im WDR 3 (20.00 - 22.00) Solokantaten von Johann Schop, Johann Philipp Förtsch, Dietrich Buxtehude, Ignaz Franz Biber, Johann Heinrich Erlebach, Johann Philipp Krieger. Das Ensemble CordArte begleitet.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • L´homme armé doibt on doubter.
    On a fait partout crier
    che chascun se viengne armer
    d´un haubregon de fer.
    L´homme armé doibt on doubter.


    (Den Mann in Waffen muss man fürchten. Überall hat man ausrufen lassen, dass jeder sich bewaffnen solle mit einem eisernen Kettenpanzer, (denn) den Mann in Waffen muss man fürchten).


    Dieses alte französische Soldatenlied aus dem 15. Jahrhundert war in ganz Europa verbreitet. Worauf es genau anspielt, ist umstritten. Man nennt den Hundertjährigen Krieg oder die Person Karls des Kühnen; jedenfalls gibt es die allgemeine Stimmung damals wieder.

    Bekannt wurde es als Thema unzähliger Parodiemessen. Parodiemessen sind Messen, die auf bekannten musikalische Themen beruhen, aber dabei den Text der Messe verwenden. Würde dieses Verfahren heute angewandt, könnte es eine Parodiemesse mit dem Titel "Messe Marmor, Stein und Eisen bricht" geben, in der diese Melodie kunstvoll verarbeitet wird und in der der originale Text sogar im Hintergrund in einer Stimme vorkommen könnte.
    Meine Aufnahme kann ich hier nicht als CD vorstellen, da ich sie aus dem Radio von einem Konzert der Gruppe "The Sixteen" habe (mein Chor-Everest). Dieses Konzert bestand aus dem Lied in der Komposition von Johannes Ockeghem und zwei Messen "L´homme armé" von Ockeghem und Josquin.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Dieses Lied habe ich in guter Qualität aus dem Radio aufgenommen. Es singen Editha Gruberova und Vesselina Kassarova bei ihrem gemeinsamen Konzert in Feldkirch 1999. Der Pianist ist Gruberovas Ehemann Friedrich Haider. Wer das Lied in You-Tube-Qualität hören will, gebe bei Google "Brahms - Die Meere" ein. Bei YouTube wird dann auch der Text eingeblendet. Das Lied wird illustriert durch einen ausgesprochen blöden Film. Interessant sind auch die kritischen Kommentare zur Ausführung.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Mille regretz de vous abandonner
    et d´eslonger vostre fache amoureuse,
    jay si grand dueil et paine douloureuse
    quon me verra brief mes jours definer


    (Tausendmal bedaure ich es, dich zu verlassen und mich zu entfernen von deinem geliebten Gesicht. Ich fühle große Traurigkeit und schmerzhafte Not; es scheint mir, dass meine Tage dahinschwinden. - Umstritten ist, ob es face - Gesicht - oder fache -Ärger-heißen muss).


    Dieses Lied (besser gesagt: chanson. Allerdings ist dieser Begriff heute anders besetzt) stammt von Josquin (mit Zweifeln) und ist eines der schönsten und bekanntesten Lieder der Renaissance. Die bekannteste Parodiemesse darauf ist von Cristóbal de Morales; dazu gibt es eine 6stimmige Bearbeitung von Nicolas Gombert.


    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Neben "ombra mai fu" aus "Xerxes" ist dies sicher Händels bekannteste Arie und einer der schönsten. Ich zitiere hier mal keine CD, sondern bitte euch, bei YouTube nachzusehen. Da gibt es eine reiche Auswahl. Besonders schön scheint mir die Aufnahme von Paul McCreesh zu sein.
    Als Arie wurde dieses Stück zuerst in Händels Oratorium "Il trionfo del tempo e del disinganno" verwendet, mit diesem Text:


    Lascia la spina
    cogli la rosa
    tu vai cercando
    il tuo dolor.


    Canuta brina
    per mano ascosa
    giungerà quando
    nol crede il cuor


    Lass die Dorne, nimm die Rose, da suchst du (allerdings) nach deinem Schmerz.
    Grauer Frost durch die verborgene Hand wird sein, wenn dein Herz es nicht erwartet).


    Später übernahm Händel die Arie für "Rinaldo" mit diesem Text:
    Lascia ch´io pianga
    mia cruda sorte
    e che sospiri la libertà.
    Il duolo infranga queste ritorte
    de´miei martiri sol per pietà.


    (Lass mich mein grausames Schicksal beweinen und seufzen nach Freiheit. Das Leid möge diese Ketten meiner Qualen brechen, zu meinem Erbarmen).

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

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