La Traviata einmal anders

  • Liebe Opernfreunde,


    noch bis zum 18. April 2013 kann Giuseppe Verdis meistgespieltes Werk La Traviata in der Scuola Grande di San Giovanni Evangelista, einem der schönsten Paläste Venedigs einmal ganz anders als gewohnt erlebt werden.
    In einer intimen kammermusikalischen Aufführung kann man derzeit die Halbweltdame Violetta Valery mit ihrem Liebsten, Alfredo Germont und den intriganten Vater Giorgio Germont kennenlernen. Begleitet von wunderbaren Musikern, die mit perlenden Tönen gekonnt ein ganzes Orchester ersetzen, ist es ein wahrer Ohrenschmaus, den von geschulten Stimmen meisterlich vorgetragenen Melodien des Jubilars Verdi zu lauschen.
    Fühlt man sich schon beim Betreten des Palazzos durch die im Original nostalgisch eingerichteten Räumlichkeiten in ein anderes Zeitalter versetzt, so verliert man sich bei der meisterhaft gelungenen Inszenierung, der Stimmgewalt und Bühnenpräsenz an das Gestern von Verdi.
    Jede Szene spielt in einem anderen Raum des Palazzos. Die zwanglos in dem jeweiligen Saal sitzenden Gäste, das Publikum, werden in das Geschehen eingebunden und können hautnah die Intrigen, die Leidenschaft und das tragische Ende einer großen Liebe verfolgen. Das ist Oper von einer ganz neuen Seite, ein wundervolles Erlebnis.


    Den Orchesterpart übernehmen ein Pianist und ein Streichquartett.
    Die Protagonisten sind:
    Lucia Gori - Violetta Valery
    Matteo Verani - Alfredo Germont
    Paolo Lo Duca - Giorgio Germont

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Danke für deinen Einwand, LT. Natürlich ist der Vater-Charakter des Giorgio Germont etwas vielschichtiger. Bei dieser meiner etwa zehnten besuchten Traviata war aufgrund der vereinfachten und gekürzten Handlung der Rollenschwerpunkt tatsächlich ins Intrigante abgewandelt worden. Deshalb habe ich auch bewußt den Titel "La Traviata einmal anders" gewählt.
    Entschuldige bitte die aufgekommene Irritation.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Giorgio Germont ein Intrigant?


    Lieber Liebestraum


    Ganz so falsch sehe ich das auch nicht. Der Vater ist ja gegen die Verbindung seines Sohnes mit Violetta. Gewissermaßen "intrigiert" er. So kann man das durchaus sehen.
    Den kurzen Bericht von Siegfried fand ich sehr interessant. Vielen Dank dafür.


    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Lieber Chrissy.


    wenn Vater Germont bei Violetta erscheint, und sie auffordert, die Hände von Alfredo zu lassen, dann hat er damit noch lange keine Intrige gesponnen.



    :hello: LT

  • Er hat zwar vielleicht keine Intrige gesponnen, handelt aber doch sehr eigennützig ohne auf die Gefühle seines Sohnes zu achten, da ihm in dem Moment wo er mit Violetta im zweiten Akt spricht ihm der Ruf seiner Familie in der Gesellschaft wichtiger ist als das Glück seines Sohnes.

  • wenn Vater Germont bei Violetta erscheint, und sie auffordert, die Hände von Alfredo zu lassen, dann hat er damit noch lange keine Intrige gesponnen.


    Natürlich. Er greift ohne Wissen seines Sohnes - also hinterrücks - in die Beziehung ein und erpresst Violetta emotional mit einer rührseligen Geschichte, von der kein Mensch weiß, ob sie in dieser Form und ihrer angeblichen Konsequenz überhaupt wahr ist (im dritten Akt scheinen seine ursprünglichen Überlegungen ja keine große Rolle mehr zu spielen). Das nennt man intrigieren.
    Für ihn spricht, dass er keine festgefahrene Einstellung hat, sich vom Auftreten Violettas durchaus beeindrucken lässt und dann sogar Partei für sie ergreift - also kein eindimensionaler Charakter.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Siegfried.


    Als sowohl Traviata als auch Venedig-Fan interessiert mich in erster Linie ob in der Scuola öfter ähnliche Veranstaltungen statt finden und wie man Informationen darüber bekommen kann.
    Die Szene Germont - Violetta ist für mich eine Schlüsselszene der Oper über die ich schon intensive Diskussionen geführt habe.
    Germont hat seinen Besuch Alfredo angekündigt und nirgendwo ist belegt, dass er bewußt Violetta alleine treffen wollte. Das bezeichne ich nicht als hinterrücks. Der Teil in dem er von der Vergäglichkeit der Liebe singt (was bleibt wenn die Liebe verlischt) ist für mich ein Hinweis, dass er nicht nur den Ruf der Familie, sondern auch das Wohl seines Sohnes im Auge haben könnte. Spätestens nach dem Besuch von Floras Party wird er erkannt haben, dass seine Vorgehensweise falsch war. So wie ich sie interpretiere mag ich die Figur des Germont.


    Liebe Grüße


    Serse

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  • Zitat

    ...Schön, wenn Leute etwas über Opern schreiben, die sie nicht kennen ...


    Wie man sieht, kann man das mit dem Intrigieren durchaus differenziert sehen. Daher sollte man mit solchen Aussagen etwas vorsichtiger sein.


    X( Uwe

  • Ich freue mich über das Interesse für diese nicht alltägliche Opernproduktion.


    Figaroos Frage muß ich leider verneinen, es durften keine Fotos vor und während der Aufführung gemacht werden. Und die Werbung war auch sehr dürftig, da diese Produktion bei Venedig-Insidern ziemlich bekannt ist.


    Die Veranstaltung war als Paket "Opera a Venezia" von einem Reiseveranstalter in Abano angeboten, wo ich mich zur Kur aufhielt.


    Optional war auch noch TOSCA im Programm, sowie einige Arienabende zu Ehren des 200er Jubilars Giuseppe Verdi.


    Zu Serses Anmerkungen - ein herzliches Willkommen auch noch von mir - möchte ich ergänzen: In der aktuellen Produktion macht Giorgio seinem Sohn Alfredo nicht nur die geliebte Frau abspenstig, sondern versucht im 2. Akt auch mehrfach, sich ihr auf zweideutig-eindeutige Art zu nähern. Ein Lustgreis also, der mit seinem Johannistrieb kämpft, im späteren Verlauf der Handlung jedoch erkennt, wie falsch er mit seiner Einschätzung und seiner Handlung lag. Wir haben es hier mit einer vielschichtigen Rollenauslegung des Vaters Germont zu tun, die den Ausdruck "intrigant" als einen Aspekt durchaus rechtfertigt.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Im Netz zu finden: http://www.scuolasangiovanni.it/


    Hier das Programm:


    04 aprile - La Traviata
    06 aprile - Gran Galà dell'Opera
    14 aprile - Tosca
    18 aprile - la Traviata
    20 aprile - Gran Galà dell'Opera
    25 aprile - Tosca
    28 aprile - Gran Galà dell'Opera


    02 maggio - La Traviata
    04 maggio - Gran Galà dell'Opera
    09 maggio - La Traviata
    12 maggio - Gran Galà dell'Opera
    18 maggio - Gran Galà dell'Opera
    23 maggio - La Traviata
    25 maggio - Gran Galà dell'Opera


    01 giugno - Gran Galà dell'Opera


    19 settembre - Tosca



    INIZIO SPETTACOLO alle 20:30


    INGRESSO:
    settore A 35 €
    settore B 30 €


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Giorgio Germont ist ein weitaus vielschichtigerer Charakter als manche ihm wohl zugestehen wollen. Als Intriganten kann man ihn bestimmt nicht bezeichnen. Denn eine Intrige setzt voraus, dass man einer anderen Person ganz bewußt Schaden zufügen will.
    Und Giorgio Germont will seinem Sohn doch nicht bewußt schaden. Im Gegenteil. Er sieht nicht nur die geplante Verbindung seiner Tochter mit ihrem Verlobten in Gefahr, zudem sieht er ja auch das Glück seines Sohnes gefährdet. Denn welcher Vater will schon, dass sein Sohn sich ernst- und dauerhaft mit einer Kurtisane einläßt? Wir dürfen dabei doch nicht vergessen, dass Giorgio Germont ganz klar den Konventionen seiner Zeit unterworfen ist. Dass er auch sehr menschliche Züge hat und Mitleid kennt, wird im Laufe der Geschichte klar.


    Gregor

  • Hallo Harald.


    Vielen Dank für die Info.


    Die Webseite habe ich gespeichert und werde vor meinem nächsten Venedigaufenthalt daran denken. Ich hoffe, dass im Herbst noch mehr angeboten wird.


    Liebe Grüße


    Serse