Gerne erstelle ich wie gewünscht diesen Thread, zumal beim Thema "Die Psyche mancher Sänger" bereits Ausführungen zu dieser Fragestellung gemacht wurden.
Deshalb zunächst einige kurze Bemerkungen zur Einleitung des Themas: In der Operngeschichte gab es verschiedene Epochen: Zunächst dominierten Sänger und Musiker, dann kam das Zeitalter der großen Pultstars und heute "regieren Seilschaften" aus Intendanten, Regisseuren und Dramaturgen flankiert von Fachjournalisten. Durch die Internationalisierung des Opernbetriebes und die weitgehende Auflösung der Ensembles ist ein vorher noch nie gekannter Wechsel in den Besetzungen möglich und eingetreten. Bis auf einige Superstars, die sakrosankt sind, ist praktisch jeder Sänger auswechselbar. Diese Chance nutzen machtbewußte Verantwortliche in den Musiktheatern unter Machiavellis bewährtem Grundsatz "teile und herrsche" selbstverständlich aus. Eine weitere Zeitkrankheit ist, sowie eine neue Leitung ein Haus übernimmt, dass dann bisherige bewährte Kräfte des Hauses degradiert oder gekündigt und durch eine eigene, mitgebrachte leicht führ- und manipulierbare Mannschaft ersetzt werden. (Eines der letzten Beispiele Zürich).
Schon diese wenigen Hinweise beweisen: Der ausübende Künstler sitzt in der Regel am kürzeren Hebel und ist Macht und Wille der Führungsriege ausgesetzt. Viele der hier im Forum beklagten Entwicklungen resultieren genau aus dieser Allmacht der Operngewaltigen einschließlich ihrer Vasallen und der Ohnmacht der ausübenden Künstler.
Um zur Ausgangsfrage zu kommen: Dass solche Verhaltensweisen und ein derartiger Führungsstil nicht motivierend sind und selbstverständlich kein guter Umgang mit den betroffenenen Künstlern ist, liegt auf der Hand. Noch ein anachronistisches Phänomen: Sängersolisten haben im Gegensatz zum Chor und den straff organisierten Orchestern keine Lobby und keine Betriebsräte. Wer ändern will, muss auch die aufgezeigten Strukturen reformieren.
Herzlichst
Operus