Poulenc - Chormusik


  • http://www.youtube.com/watch?v=quemnTLY3fE



    Stabat mater dolorosa
    Iuxta crucem lacrimosa,
    Dum pendebat filius;
    Cuius animam gementem,
    Contristantem et dolentem
    Pertransivit gladius.


    O quam tristis et afflicta
    Fuit illa benedicta
    Mater unigeniti!
    Quae maerebat et dolebat,
    Et tremebat, dum videbat
    Nati poenas incliti.


    Quis est homo qui non fleret,
    Matrem Christi si videret
    In tanto supplicio?
    Quis non posset contristari,
    Piam matrem contemplari
    Dolentem cum filio?


    Pro peccatis suae gentis
    Vidit Iesum in tormentis
    Et flagellis subditum.
    Vidit suum dulcem natum
    Morientem desolatum
    Dum emisit spiritum.


    Pia mater, fons amoris,
    Me sentire vim doloris
    Fac, ut tecum lugeam.
    Fac, ut ardeat cor meum
    In amando Christum Deum,
    Ut sibi complaceam.


    Sancta mater, istud agas,
    Crucifixi fige plagas
    Cordi meo valide.
    Tui nati vulnerati
    Tam dignati pro me pati,
    Poenas mecum divide.


    Fac me vere tecum flere,
    Crucifixo condolere,
    Donec ego vixero;
    Iuxta crucem tecum stare
    Et me tibi sociare
    In planctu desidero.


    Virgo virginum praeclara,
    Mihi iam non sis amara,
    Fac me tecum plangere.
    Fac ut portem Christi mortem,
    Passionis fac consortem
    Et plagas recolere.


    Fac me plagis vulnerari,
    Cruce fac inebriari
    Et cruore filii;
    Flammis ne urar succensus,
    Per te, virgo, sim defensus
    In die iudicii.


    Christe, cum sit hinc exire,
    Da per matrem me venire
    Ad palmam victoriae.
    Quando corpus morietur,
    Fac ut anima donetur
    Paradisi gloriae.


    Hallo,


    als Einstimmung auf den heutigen Tag sein "Stabat Mater" (zu einigen Teilen kurze Bemerkungen):



    Stabat Mater dolorosa: Der Rhythmus getragen, hat aber zugleich an manchen Stellen etwas leicht Schwebendes - auch die chromatischen Wendungen nicht einem Trauermarsch ähnelnd, aber tiefen Schmerz ausdrückend, was empfindsam verhaltend in pp endet.


    Cujus animam gementem: Mit aufwühlendem Rhythmus und großer Dynamik bricht nun der ganze Schmerz heraus - auch hier Ende in p.


    O quam tristis: Über weite Teile ein sehr tonaler, dissonanzarmer A capella Chorsatz - wenn das Orchester hinzukommt, fast sphärenhafte, dissonante Klänge, wieder Ende in p.


    Quae moerebat: Ganz überraschend eine leichte Melodie in Dur , leicht in der Bewegung und der Dynamik und wieder in p ein wie versöhnlich klingendes Ende.


    Vidit suum: Eine Zwiesprache zwischen Solosopran und dem Chor in zwischen Dur und Moll wechselnden Akkorden, ohne große Dynamik und nicht schleppendem Tempo. Ein sehr dissonanter Orchesterpart mündet und endet in einem pp A capella Chor.


    Pia Mater: Ein froher Chor- und Orchesterklang lässt die Hoffnung der Gläubigen erklingen.


    Fact at ardeat: Ein kanonartiger Choreinsatz A capella - ein kurzer Orchestereinwurf - der Chor singt A capella weiter, endet in pp und das Orchester endet mit einem unaufgelösten Akkord.


    Quando corpus: Der Text wird wechselnd wiederholt, wodurch die Musik ebenfalls wechselt zwischen düsteren schweren Mollakkorden in legato bei "morietur" und "Paradisi gloria", diese in mächtigen Akkorden oder verklärend leicht und mit einem mächtigen Chor-Amen endet.



    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler


  • Salve Regina
    http://www.youtube.com/watch?v=4efmVyr32p0
    Ich blende für meine Musikwahrnehmung den Text aus. Ein schlichter, choralartiger 4-stimmiger Chorsatz in einfacher Mollharmonik mit kleinen Dur-, in Folge auch größeren Dur-Einschüben. Die Musik wirkt auf mich ausgleichend und beruhigend.


    Ave verum corpus
    http://www.youtube.com/watch?v=1E4s5FJgprw
    Ein 3-stimmiger Frauenchorsatz, der mehrfach kanonartig beginnt ohne jedoch den Kanon tatsächlich fortzuführen.


    Exultate Deo
    http://www.youtube.com/watch?v=dOBQilT-sdU
    Auch hier ein kanonartiger Einsatz in einem 4-stimmigen Chorsatz mit freudig bewegter Melodie und abwechslungsreicher Harmonik. Wenn ich hier nun doch auf den Text achte, dann fällt mir auf, dass die jubilierende Freude nicht sofort musikalisch einsetzt – wie das bei vielen anderen dieser Textvertonungen der Fall ist - sondern sich Schritt für Schritt, Akkordfolge für Akkordfolge aufbaut. Der Satz endet in einem „Aufschrei“.


    Viele Grüße
    zweiterbass


    Nachsatz: Die 3 Chorsätze befinden sich auf CD 2.

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Hallo,


    auf der CD des letzten Beitrags sind auch die Motetten „Quarte Monets pur und Tempos de renitente - 1938-39 - (Nr. 9 - 12) enthalten.


    1. Timor et tremor
    Timor et tremor veneering super me; et calico cupidity super me miserere me Domino miserere quondam, in the confidant anima mea.
    Exaudi Deus deprecationem meam quia refugium meum es tu et adjutor fortis Domine invocavi te non confundar.
    [Furcht und Zittern kamen über mich und Finsternis überfiel mich, erbarme dich meiner, Herr, erbarme dich, denn meine Seele vertraut auf Dich.
    Gott, erhöre mein Flehen, denn du bist meine Zuflucht und mein starker Helfer, o Herr. Ich rufe dich an und werde nicht verderben.]

    2. Vinea mea electa
    Vinea mea electa, ego te plantavi: quomodo conversa es in amaritudinem, ut me crucifigeres et Barrabam dimitteres.
    Sepivi te et lapides elegi ex te et aedificavit turrim.
    [Mein erwählter Weinberg, ich habe Dich gepflanzt: Warum bist Du bitter geworden, dass Du mich kreuzigst und Barrabas loslässt? Ich umfriedete Dich und entfernte die Steine aus Dir und erbaute einen Turm.]

    3. Tenebrae factae sunt
    Tenebrae factae sunt, dum crucifixissent Jesum Judaei: et circa horam nonam exclamavit Jesus voce magna: Deus meus, ut quid me dereliquisti? Et inclinato capite emisit spiritum.
    Exclamans Jesus voce magna: Pater in manus tuas commendo spiritum meum.
    [Finsternis brach ein, als die Juden Jesum kreuzigten. Und in der neunten Stunde rief Jesus
    mit lauter Stimme: Mein Gott, warum hast du mich verlassen? Und neigte das Haupt und gab den Geist auf.
    Jesus rief mit lauter Stimme und sprach: Vater, in deine Hände empfehle ich meinen Geist.]

    4. Tristis est anima mea
    Tristis est anima mea usque ad mortem: sustinete hic, et vigilate mecum: nunc videbitis turbam, quae circumdabit me.
    Vos fugam capietis, et ego vadam immolari pro vobis.
    Ecce appropinquat hora et Filius hominis tradetur in manus peccatorum.
    [Meine Seele ist betrübt bis an den Tod, wartet hier und wachet mit mir: dann werdet ihr die Schar sehen, die mich umzingelt.
    Ihr werdet die Flucht ergreifen, und ich werde für Euch geopfert werden.
    Sehet, die Stunde ist nahe und der Menschensohn wird in die Hände der Sünder überantwortet.]


    Ich zitiere aus dem Booklet: „Auf die Frage, ob es die Kirchen- und Chormusik sei, in der er sich vollständig habe verwirklichen können, antwortete Poulenc: „Ich glaube, ich habe in dieser Musik das Beste und Echteste von mir gegeben. …hier habe ich stets eine Dichte gebracht, die sich von meinen übrigen Werken deutlich unterscheidet.“



    Das kann in den Motetten nachgehört werden. Besonders beeindruckt mit die 2. Motette; sie beginnt im Teil 1 mit einer sehr eingängigen Harmonik; der Teil 2 hebt sich dann auch in der Dynamik stark ab, bevor der Teil 1 zum Ende wiederholt wird.(Leider gibt es keine Einspielung auf YouTube.)


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler


  • Hallo,
    auf der CD 1 sind zu hören:


    Laudes de Saint Antoine de Padoue, für Männerchor A-Cappella:


    O Jesu perpetua lux: Rein tonal z. T. 4-timmig, mit großen Dynamikunterschieden; dazwischen erklingen immer wieder einstimmige Passagen, etwas ähnlich einem gregorianischen Wechselgesang, aber ohne dessen Melodieführung - ein sehr gefühlvoller Schluss.


    O proles Hispaniae: Das ähnelt anfangs von der Harmonik einem späten Renaissance-Lied, endet aber doch 4-stimmig.


    Laus regi pleni gaudio: Ein in f einstimmiger Anfang, wie eine Antiphon – die dann folgenden 4-stimmigen Harmonikwendungen in p sind sehr überraschend – dann wieder in f einstimmiger Wechselgesang – vor dem Amen in pp wieder die hier ungewohnte Harmonik.


    Si quaeris: Ein choralartiger Vortrag in f, der dann in p wechselt, das Gloria in f ist wieder choralartig – das Amen endet in einem unaufgelösten 4-stimmigenAkkord.





    Quatre petites de Saint Francois d‘Assise, für Männerchor A-Cappella:


    Salut, Dame Sainte: Anfangs überrascht das mit einem fast romantischen Klang, der sich aber dann schon etwas expressiv steigert und in pp leise verhaucht.


    Tout puissant, tres saint: Dynamisch sehr unterschiedlich und wieder mit einem Amen in pp endet.


    Seigneur, je vous en prie: Der romantische Klang von „Salut…“ steigert sich hier noch, was die etwas herberen Klänge gegen die Mitte des kleinen Satzes noch erhöht.


    O mes, tres chers frères: Eine einstimmige “Antiphon”eröffnet den dann sehr stimmkräftig werdenden 4-stimmigen Chorsatz, der erneut in pp sehr verhalten und friedlich endet.



    In beiden Motetten höre ich sehr kurze, aber intensiv/ausdrucksstark vertonte A-cappella-Chorwerke in neoklassischem Stil, der bei Poulenc insbesondere bei seinen religiösen Werken durchbricht.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Lieber Holger,


    ich hatte das Gloria im Thread "Musik die emotional stark bewegt" vorgestellt.
    Wie kann ich Deine Aufnahme hören - oder ist es eine LP bzw. eine CD die nicht mehr am Markt ist?


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Und warum gibst Du die CD nicht über die amazon-Funktion bei Tamino ein (wegen der Streiks dort)?
    LG Horst

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Was Du im Beitrag Nr. 5 eingestellt hast, lieber Holger, war nur das Cover, es führt nicht zum Hören bei Amazon - wenn Du meine Beiträge liest, kommst Du, wenn Du auf das Cover klickst, auf die Webseite von JPC/Amazon und kannst Hörbeispiele anhören, bei Amazon weniger, oft bei JPC. Alles klar? (Den Streich/ck "beim Fluss" hast Du mitbekommen?) Meine Links zu Youtube führen immer zum Hören des besprochenen Werks.


    :hello: zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

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  • Was Du im Beitrag Nr. 5 eingestellt hast, lieber Holger, war nur das Cover, es führt nicht zum Hören bei Amazon - wenn Du meine Beiträge liest, kommst Du, wenn Du auf das Cover klickst, auf die Webseite von JPC/Amazon und kannst Hörbeispiele anhören, bei Amazon weniger, oft bei JPC. Alles klar? (Den Streich/ck "beim Fluss" hast Du mitbekommen?) Meine Links zu Youtube führen immer zum Hören des besprochenen Werks.
    :hello: zweiterbass


    Lieber Horst,


    den Service mit dem Link kann ich gerne geben - wie das mit dem Foto geht weiß ich allerdings nicht! Bin halt ein technisches "Genie".... :)


    Schöne Grüße
    Holger

  • Lieber Holger,


    jetzt kann ich Deine Aufnahme auch hören - sie ist bassbetonter als meine und hat mehr, besseres Volumen - ich kann gut vergleichen, da ich meine CD auch auf dem PC abhöre mit Subwoofer.


    LG
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Hallo,


    auf der in Beitrag Nr. 2 vorgestellten CD sind auch "Quatre Motets pour le temps de Noel " zu hören, von Poulenc a cappella vertont.


    Die Texte zu den einzelnen Motetten lauten:


    O magnum Mysterium
    Oh großes Geheimnis
    und wunderbares Mysterium,
    daß Mensch und Tier den Neugeborenen
    in der Krippe gesehen haben.
    Glückselige Jungfrau,
    deren Leib für würdig befunden wurde,
    den Herrn Christus zu tragen.


    Quem vidistis
    Wen habt ihr gesehen, ihr Hirten? Sagt es,
    verkündet es uns auf der Erde, wer erschienen ist!
    Den Neugeborenen haben wir gesehen,
    und die Chöre der Engel, die den Herrn miteinander lobten.


    Videntis stellam
    Als die Magier den Stern erblickten,
    waren sie erfüllt von großer Freude;
    traten in die Herberge
    und brachten dem Herrn Gold,
    Weihrauch und Myrrhe


    Hodie Christus natus est
    Heute ist Christus geboren;
    heute der Erlöser erschienen;
    heute singen die Engel auf Erden,
    frohlocken die Erzengel:
    heute jubeln die Gerechten und rufen
    Ehre sei Gott in der Höhe, Alleluja


    Poulenc hat sehr textnah komponiert, also den Text musikalisch verdeutlicht/überhöht; besonders auffällig ist das bei der 1. und 4. Motette.


    "The Sixteen" ist zwar ein sehr berühmtes engl. Vokalensemble, aber für mich an der Grenze zu einem "Chor", was zu hören ist (ein tatsächlich homogener Chorklang wird m. E. mit nur 16 Sängern/innen nicht stets erreicht).


    https://www.youtube.com/watch?v=0A4myTPyBKw
    Ob diese Ausnahme besser ist, wage ich nicht zu beurteilen; der Klang erscheint etwas homogener.


    https://www.youtube.com/watch?v=We2WFonJMEI
    Leider gibt es auf YouTube von diesem Chor nur die 1. Motette - hervorragend in Klang und Intonation.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler