Freudentaumel oder Frustration ? Abverkäufe von Klassik-CDs

  • Hallo Classics,


    Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten sagt ein Sprichwort.
    In unserem Zusammenhang beziehe ich mich auf die CD-Preisgestaltung.


    Noch nie gab es so viele Klassikaufnahmen zum Dumpingpreis wie heutzutage, allerding auch noch nie derart viele Katalogstreichungen.
    Manche Klassikkataloge schmelzen dahin wie ein Stück Butter in der Sonne. Decca schien da vor einigen Jahren eine Ausnahme zu machen, bis ich draufkam, daß da ja jetzt Philips auch dabei ist.
    Daß zudem ein Viertel der in den ohnehin schon sehr abgemagerten Katalogen befindlichen Titel sowieso nicht mehr lieferbar ist, steht da auf einem anderen Blatt.


    Andererseits kann es passieren, daß auch einem Wühltisch eine tolle Aufnahme zum halben Preis abverkauft wird (meist die, die ich vergangene Woche noch zum Vollpreis gekauft habe).


    Lieblingsplatten von einst findet man auf Billigserien, mit einem vor Dummheit strotzenden Booklet (manche Hersteller sind gnädig: Sie geben erst gar keins dazu)und einem Coverbild, dessen Beziehung zum Werk nicht zu erahnen ist, einfach deshalb weil gar keine besteht?


    Wie fühlt Ihr euch angesichts all dessen ?
    Freut Ihr Euch, daß jetzt alles so billig ist?
    Oder fürchtet ihr Euch schon vo dem Augenblick wo die Filmmusik zu "Titanic" das einzig erhätliche "Klassikstück ist?? *
    Oder ist alles gar nicht so arg ??



    Gruß aus Wien


    Alfred








    *(Um die Statistik zu schönen haben die Plattenmanager 1999 diese Musik als "Klassik" deklariert :yes:]

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ein komplexes Thema, das Alfred da aufwarf.


    Als Konsument begrüße ich natürlich, Traumaufnahmen um ein Drittel des vormaligen Preises zu erstehen.


    Die Klassik-Majors haben möglicherweise den Fehler begangen,


    o große Aufnahmen "älteren Datums" zu Billig-Preisen zu verscherbeln, d.h. die ihre Substanz (zu) billig zu verkaufen,


    o die Hoffnung durch den Stückabsatz die Preisreduktionen mehr als wettzumachen, dürfte sich auch nicht, oder nicht im notwendigen Ausmaß erfüllt haben,


    o gleichzeitig werden dadurch neuere Klassik-Aufnahmen, die zu höheren Preisen angeboten werden, substituiert. Die aktuellen Lichtgestalten der Klassik-Interpreten sind geringer als früher. Warum sollte sich der Konsument einen neue teure Opernaufnahme von Rigoletto leisten, wenn er die Callas und di Stefano um €uro 14,99 haben kann?

    Otto Rehhagel: "Mal verliert man und mal gewinnen die anderen".
    (aus "Sprechen Sie Fußball?")

  • Hallo allerseits,


    ich muss zugeben, dass bei mir, was solche Billig-Neuausgaben angeht momentan der Frust überwiegt.


    Nicht dass ich prinzipiell was dagegen hätte wenn eine herausragende Aufnahme wie das Elgar Cellokonzert mit Jaqueline du Pré von EMI in ihr Midprice-Segment verschoben wird. Sie verdient die erneute Aufmerksamkeit der Händler und Käufer die ihrer Aufnahme in die Great Recordings of the Century hoffentlich folgt. Dass ich die Aufnahme bereits vollpreisig erstanden habe, damit kann ich leben (wenn ich dass nicht könnte, dürfte ich mir den Katalog von 2001 gar nicht erst ansehen - obwohl ich bei der letzten Ausgabe ganz schön mit den Zähnen geknirscht habe ;) ). Dazu kommt, dass bei einigen dieser Neuauflagen dieKlangqualität (Nachbearbeitung / Digitalisierung) der Aufnahme gegenüber der früheren CD-Version noch einmal verbessert worden sein soll.


    Was mich allerdings ärgert ist wenn, so wie in eben dieser Reihe geschehen eine ausgezeichnete Doppel-CD aller Stereoaufnahmen von Werken von Delius unter Beecham aus dem Katalog entfernt und durch eine verhackstückte Auswahl desselben Material auf einer CD ersetzt wird. Glaubte bei EMI wirklich irgendjemand, die Käufer würden sich freuen wenn man von einem Werk,wie im konkreten Fall der Florida Suite, nur einen von vier Sätzen zu hören bekommt, während die übrigen drei Sätze offensichtlich in das Nirwana der Archive verbannt worden sind? Ganz dreist wird es m.E. dann, wenn uns die Klassik-Labels zu jeder solchen Serie (bei EMI gibt es mitlerweile ja schon einige) auch noch einen Best-of-Sampler andrehen wollen, man also de facto für deren Eigenwerbung auch noch bezahlen soll.


    Und wo ich noch einigermaßen verstehen könnte, dass man bei einer Billig-Serie wie Eloquence (Decca, Philips, DG) nicht bereit ist Geld zu investieren, um extra ein NEUES Booklet verfassen zu lassen, ist es doch wohl reine Missachtung des "Billig-"Kunden, wenn man ihm den Zugang zu bereits existierenden Booklet-Texten verweigert. So wie ich neulich feststellen durfte, dass das "Booklet" der Eloquence-Neuauflage von Dvorak's 5., 7., 8. und 9. Sinfonie unter Kertesz aus einem Doppelblatt mit Eigenwerbung besteht - und das obwohl sowohl von der Gesamtausgabe der Sinfonien in selbigem Aufnahmezyklus Texte vorhanden gewesen wären, die man lediglich kurz für die Neuzusammenstellung passend hätte editieren müssen. Statt dessen halte ich ein Blättchen mit Bildchen von weiteren tollen Aufnahmen, die ich in dieser Serie erstehen könnte, in der Hand. Na danke!!!


    Schmauchende X( Grüße


    katlow

  • Hallo allerseits,
    ist schon witzig - gerade hat es sich katlow gewünscht, und schon wird du Pres Elgar-Konzert tatsächlich in den Midprice-Bereich verschoben. Gott sei Dank, finde ich und habe sie mir gleich zugelegt (endlich!).


    Ansonsten finde ich die sehr breite Ausgestaltung des Mid- und Low-Price-Segmentes mit herausragenden Aufnahmen aus den 50ern bis 80ern außerordentlich begrüßenswert - was sollte ich als Konsument und relativer Klassik-Neuling denn dagegen haben? Nur so war es mir in den letzten drei Jahren möglich, eine ganze Menge dieser Aufnahmen, die oftmals aktuellen Vollpreis-Neueinspielungen weit überlegen sind, zuzulegen.


    Und die Mid-Price-Serien von DG,EMI,Philips und Decca haben in der Regel auch vollständige, oft sogar wunderbar gestaltete Booklets. Dass dies bei den Low-Price-Serien nicht möglich ist, finde ich relativ nachvollziehbar - das bißchen "Umeditieren" schon vorhandener Booklets macht ja gerade den (Preis-)Unterschied aus.


    Die vielen Streichungen überragender Aufnahmen der Vergangenheit áus den Katalogen dagegen kann natürlich von niemandem begrüßt werden - außer vielleicht von den "cleveren" Ebay-Anbietern...


    Gruß
    Achim

    Herzliche Grüße
    Uranus

  • Zitat

    Freut Ihr Euch, daß jetzt alles so billig ist?
    Oder fürchtet ihr Euch schon vo dem Augenblick wo die Filmmusik zu "Titanic" das einzig erhätliche "Klassikstück ist?? *


    Hallo!!!


    Ich freue mich immer, wenn eine gute Klassik-CD billig zu haben ist :D
    Aber manche Billigserien sind zum Kotzen, weil Unmengen von Druckfehlern, falschen Übersetzungen, und blödsinnigen CD-Covern dabei sind!


    Bei den Billigserien mit Operngesamtaufnahmen schlag ich am allerliebsten zu, denn meist sind das großartige historischen Aufnahmen, die künstlerische Maßstäbe für viele Jahre setzten!!!


    Zur zweiten hier zitierten Frage: O Ja, da gab ich mir die Kugel wenn es einmal so kommen sollte!


    LG Joschi

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  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Oder fürchtet ihr Euch schon vo dem Augenblick wo die Filmmusik zu "Titanic" das einzig erhätliche "Klassikstück ist?? *
    Gruß aus Wien


    Alfred


    Hallö Alfred,


    och, macht doch gar nix. Für Zyniker ist das doch eh DIE CD für die einsame Insel :stumm::D


    LG
    Wulf.

  • Bei mir überwiegt die Freude über günstige Angebote.
    Natürlich ärgert man sich mitunter, wenn man etwas noch zum höheren Preis gekauft hat. (Insgesamt habe ich gewiß schon mehr von Angeboten profitiert als durch vorschnelle Käufe zu viel ausgegeben) Aber man hat es dann ja auch schon länger hören können (sofern man nicht, was ja vorkommen soll, schneller und mehr kauft als man mit dem Hören nachkommt. Größere Dummheit in de Booklets ist mir bei preiswerteren Veröffentlichung nur selten aufgefallen; die Unterschiede gehen hier durch die Bank, so dass man nichts Systematisches sagen kann.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Ich freue mich, wenn hochwertige CDs billig angeboten werden. Wenn das Beiheft dann nicht so gut ist, kann ich das akzeptieren. Ich ziehe sowieso meistens einen Konzertführer beim Hören hinzu.


    Alte, aus dem Katalog gestrichene Aufnahmen sind ja meist noch eine Weile über Ebay, Amazon-Archiv etc. zu haben. Und es gibt immer wieder Neues. Deshalb glaube ich kaum, dass sich langfristig das Angebot an Klassik signifikant verkleinern wird.

    Anna-Beate

  • Ehrlich gesagt: ich freue mich auch über qualitativ hochwertige Ware, für die ich nicht so viel zahlen muss. Ich lege auch nicht so viel Wert auf Booklets. Meistens weiß ich schon etwas über Komponist und Werk oder ziehe die örtliche Musikbücherei zu Rate. Und: Alte und neue Aufsätze hier im Forum sind hilfreich oder ich frage hier danach.


    Worüber ich mich schon ärgere, ist, wenn bei Opern/Oratorien kein Text mitgeliefert wird. Wenn man denn dann einen organisiert hat, ist es genau so teuer wie CD's nicht zum Schnäppchenpreis... :baeh01:


    LG Bernd Hemmersbach (hemmi)

  • Hallo Hemmi,


    In diesem Subthread kannst Du einige Verweise zu Textbook/Libretto finden. Bei Karadar gibt es z.B. nicht nur Lieder; das ist für mich die erste Seite um nach Libretti zu suchen.


    LG, Paul

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  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Wie fühlt Ihr euch angesichts all dessen ?
    Freut Ihr Euch, daß jetzt alles so billig ist?


    Naja - einerseits freue ich mich schon, wenn ich eine gute Aufnahme, die noch vor kurzem nur als Vollpreis-CD erhältlich war, preisgünstig erwerben kann. Andererseits finde ich es erschreckend, wie schnell und rigoros manche Labels in ihren Katalogen streichen (momentan tut sich da nach meinem Eindruck Warner besonders hervor); es ist mir schon einige Male passiert, dass ich CD's, die ich mir vorgemerkt hatte, dann gar nicht mehr kaufen konnte.


    Allerdings bestehen die günstigen Angebote ja nicht nur aus Katalogstreichungen, die abverkauft werden. Viel wichtiger für mich sind preiswerte Wiederveröffentlichungen von guten Aufnahmen - entweder bei den Labels selbst in einer Mid- oder Lowprice-Serie oder bei fremden Labels in Lizenz (z. B. Brilliant). Die Erkenntnis, dass sich der künstlerische Wert einer Aufnahme nicht nach Aufnahmedatum und -verfahren beurteilen lässt, kam mir selbst leider auch erst nach und nach. Als ich Mitte der 80er Jahre mit dem Sammeln von CD's anfing, sollte natürlich alles "DDD" und möglichst aktuellen Datums sein, bis ich dann sehr schnell merkte, dass es auch aufnahmetechnisch schlechte DDD-Aufnahmen gibt - vom künstlerischen Wert gar nicht zu reden.


    Bei Wiederveröffentlichungen muss man wohl Abstriche machen - je nach Preisgestaltung gibt es gar kein Booklet oder nur ein zusammengeschrumpftes. Statt der Jewel Cases aus Kunststoff gibt es oft eine Pappbox und für die CD's Papphüllen oder Papiertüten. Damit kann ich aber leben - die Pappboxen finde ich sogar ausgesprochen praktisch, weil sie viel Platz im CD-Regal sparen. Erstaunlich finde ich, wie gut mittlerweile ältere Aufnahmen klingen, wenn sie behutsam (!) digital restauriert werden; das ist ein echter Fortschritt!


    Fatal ist es, wenn gute Aufnahmen auch nicht über Wiederveröffentlichungen zu bekommen sind und auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Ich denke hier besonders an die Reihe "Das alte Werk" (neben der Archiv Produktion von DGG früher führend bei Alter Musik), die erst bei Telefunken und dann später bei Teldec erschien - vieles davon ist leider nicht mehr erhältlich.


    Zitat

    Oder fürchtet ihr Euch schon vo dem Augenblick wo die Filmmusik zu "Titanic" das einzig erhätliche "Klassikstück ist??


    Ich hoffe, dass ich das entweder nicht mehr erlebe oder dann immer noch auf meine gut erhaltene Sammlung zurückgreifen kann :D


    :hello: Andreas

  • Ich persönlich finde es teilweise erschreckend. Noch erschreckender ist, daß Warner jetzt mit EMI fusionieren wird. Glücklicherweise habe ich das meiste was mich interessiert hat schon in meiner Sammlung....


    ond zum Glück gibt es ja "die neuen Majors" , denen ich in den nächsten Minuten einen neuen Thread widmen werde..


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Ich persönlich finde es teilweise erschreckend. Noch erschreckender ist, daß Warner jetzt mit EMI fusionieren wird. Glücklicherweise habe ich das meiste was mich interessiert hat schon in meiner Sammlung....


    Hallo Alfred,


    ich hoffe doch, dass EMI damit nicht das gleiche Schicksal beschieden ist wie Telefunken/Teldec, das als Label einfach ausradiert wurde. Wenn ich an die vielen Aufnahmen aus der Telefunken-Reihe "Das alte Werk" denke, die jetzt nicht mehr verfügbar sind - es ist wirklich ein Jammer.


    Ich wage mir nicht vorzustellen, wenn Gleiches mit EMI passiert. Allein die Reihe "Great Recordings of the Century" zeigt schon eindrucksvoll, um was es hier für den Sammler geht.


    EMI hat gerade 50-CD-Boxen mit Werken von Mozart, Beethoven und Schubert herausgebracht. Ist das der Beginn des Ausverkaufs?


    :hello: Andreas

  • Hallo,


    Ich betrachte die Sache auch mit einem lachenden und einem weinenden Auge:


    - Toll ist, dass ich auch TOP-Aufnahmen wür wenig Geld bekomme!
    z.B. habe ich mir von Teldec reichlich unter den Nagel gerissen! :D


    - Blöd ist, dass erstens die Vielfalt auf dauer verloren geht und 2. der Große
    "run" auf die Plattenregale losgeht und mann dann schnell zusehen muss, das
    mann noch die schönen, billigen Aufnhamen bekommen...


    Mal eine andere Frage:


    Warum werden die Teldec Platten eigentlich im Moment wieder so verteuert?!? Z.B. die Klavierkonzerte Beethovens mit Harnoncourt und Aimard...ich bekam sie noch für ca.11€, mittlerweile liegen die wieder bei 35€.
    Das gleiche ist mit den Opern Amida und Alceste... ?( ?( ?(


    LG
    Raphael

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  • Zitat

    Original von raphaell
    Warum werden die Teldec Platten eigentlich im Moment wieder so verteuert?!? Z.B. die Klavierkonzerte Beethovens mit Harnoncourt und Aimard...ich bekam sie noch für ca.11€, mittlerweile liegen die wieder bei 35€.


    Hallo raphaell,


    diese Klavierkonzerte wurden (und werden wahrscheinlich mal wieder) im Rahmen einer Aktion billiger angeboten, genauso läuft's mit den Harnoncourt-Mozart-Aufnahmen. Ein paar Monate rauf, ein paar Monate wieder runter... nach welchem Prinzip die CDs für diese Aktionen ausgewählt werden, kann ich aber beim besten Willen nicht nachvollziehen...
    Speziell bei dieser Teldec-Geschichte sind die Preisunterschiede extrem. Mir ein Rätsel, wer die Aufnahmen wieder teuer kaufen soll, wenn sie kurz zuvor noch billig rumlagen.


    :hello:Jürgen

    Ich brauche keine Millionen, mir fehlt kein Pfennig zum Glück...

  • Zitat

    Original von Hans Sachs
    Mir ein Rätsel, wer die Aufnahmen wieder teuer kaufen soll, wenn sie kurz zuvor noch billig rumlagen.


    Sag das nicht - in der nächstgelegenen Fiale von Saturn liegen seit Monaten in der "besonders zu empfehlen"-Ecke Vollpreis-CDs der Deutschen Grammophon, die inzwischen seit Monaten inhaltsidentisch in der Serie "The Originals" zum Mid-Price erhältlich sind. Wenn man's halt nicht weiß...


    Grüße


    katlow


  • Gut, dann gehört allerdings auch der Händler ......... Tragen Sie hier bitte einen Begriff Ihrer Wahl ein :D


    :hello:Jürgen

    Ich brauche keine Millionen, mir fehlt kein Pfennig zum Glück...

  • Also meinem Eindruck nach war bei Warner monatelang alles extrem billig und vieles wurde jetzt wieder im Preis vervielfacht... ?(


    :hello:
    Stefan

    Viva la libertà!

  • Zitat

    Original von raphaell
    Warum werden die Teldec Platten eigentlich im Moment wieder so verteuert?!? Z.B. die Klavierkonzerte Beethovens mit Harnoncourt und Aimard...ich bekam sie noch für ca.11€, mittlerweile liegen die wieder bei 35€.
    Das gleiche ist mit den Opern Amida und Alceste... ?( ?( ?(


    Man soll sie nicht kaufen - und geschenkt nehmen schon garnicht.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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  • Da fällt mir ein: Was hast Du denn dem guten Gallo damals zukommen lassen?
    Und hat er´s genommen? :pfeif:


    :hello:
    Stefan

    Viva la libertà!

  • Salut,


    er hats bekommen und - natürlich - genommen.


    :D


    Da fällt mir gerade ein: Ich muß noch meine CD-Liste korrigieren.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Vermutlich rechnet sich Klassik kaum, und ein Label muß - wie jeder andere auch - schon darauf achten, die Kosten zusammen mit einem Gewinnzuschlag wieder hereinzubekommen - wobei es im wesentlich um die Deckung von Fixkosten gehen wird.


    Die variablen Kosten einer CD liegen bei vielleicht 20 Cent, da ist es ja klar, daß ein Label lieber 10.000 Stück für 10 Euro das Stück verkauft als 2.000 Stück für 30 Euro.


    Und man muß die Kunden beißen (sprich: eine CD nach Ablauf des Angebots wieder für den ursprünglichen Hochpreis anbieten), um die Kunden zu Schnäppchenjägern zu erziehen, die bedenkenlos kaufen, wenn es gerade mal billig ist. Und damit mehr kaufen, als sie ursprünglich eigentlich wollten.


    Das Klassik-CD-Geschäft stelle ich mir außerordentlich schwierig vor: die eher wenigen Leute, die sich wirklich dafür interessieren, haben schon alles, und Neues wird ja schon quasi Ex-Definition nicht geboten, es sei denn, es gibt so einen Glücksfall wie Netrebko, bei der man einen guten Schnitt machen kann., weil man Netrebko kauft unabhängig davon, daß man schon die Callas mit der gleichen Aufnahme im Schrank rumstehen hat.


    Aber Netrebkos sind wohl zu selten, um die Bilanzen insgesamt auszutarieren.

  • Zitat

    Vermutlich rechnet sich Klassik kaum


    Das halte ich für ein Gerücht, das auf dem besten Wege dabei ist, sich in eine selbsterfüllende Prophezeihung zu verwandeln....


    Selbst die alten Caruso-Aufnahmen aus dem Jahre 1902 (wir verdanken sie dem weitsichtigen Fred Gaisberg, der Sie entgegen den Anweisungen seiner Firmenzentrale doch machen ließ - und deren "no" mit den Worten "Es scheint, daß nicht nur Edison taub ist" quittierte) verkaufen sich noch BIS HEUTE.


    Und genau hier liegt der entscheidende Unterschied zu anderen Musiksparten (Jazz ausgenommen, er verhält sich in diesem Punkte ähnlich wie Klassik):


    Während die meisten Pop- aufnahmen nach kurzer Zeit uninteressant sind, bzw vom schnellebigen Publikum nicht mehr wahrgenommen werden - gewinnen Klassikeinspielungen mit der Zeit sogar - durch ihre historische Komponente.


    Allerdings - für die "schnelle Kohle" uns für "Turbokapitalistische Praktiken" ist das Segment der Klassischen Musik denkbar ungeeignet.


    Der Klassikkäufer kauft weniger spontan - ist zögerlicher, bedächtiger - und auf Werterhaltung seiner Sammlung bedacht. "Künstler -Eintagsfliege" betrachtet er in der Regel als Fehlinvestition - man kauft "für die Ewigkeit"


    Wenn nun die Entscheidungsträger der Tonträgerindustrie entweder keine Ahnung von Klassischer Musik, oder noch weniger von deren Anhängern haben - bzw sehr wohl Ahnung haben, aber in ihren Entscheidungen durch Shareholder gebunden sind, die NUR das schnelle Geld machen wollen -Dann kommt es logischerweise zu Problemen.


    Heutzutage wird die Situation noch zusätzlich verschäft, weil man (entgegen allen Beteuerungen) nicht den "Markt" sprechen lässt - sondern diesen zu manipulieren versucht.


    Darunter meine ich, daß man "die Falschen" Künstler forciert, nämlich jene, leicht beeinflussbar, (relativ] billig und gutaussehend sind - wobei die Entscheidungsträger des öfteren nicht in der Lage sind, die wahren Qualitäten des entsprechenden Künstlers einzuschätzen - Vermarktet wird ein "Image", das lediglich von der angestrebten Zielgruppe - nicht aber von der "unmusikalischen Mehrheit" als künstlich oder realitätsnah eingestuft werden kann.
    Eine Fatale Situation.....
    die laufend zu Fehlentscheidungen führt. - und die letzlich den Klassikmarkt - so oder so - erdruschartig verändern könnte - wobei Medien wie Tamino - ob gewollt oder ungewollt - eine bedeutende Rolle spielen könnten...


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred,


    betrifft das nicht fast ausschließlich die traurigen Reste der "Majors"? Ich fände es sehr interessant, zu erfahren, wie es denn Labels wie Naxos, Harmonia Mundi, Alpha, Raumklang, NCA, Channel Classics, ZigZag Territories, BIS etc. etc. kommerziell so geht - aus meiner Perspektive kann ich nur sagen, dass der Klassikmarkt so gut bestückt ist wie wohl noch nie zuvor. Es gibt eine unglaubliche Fülle an Musik, immer mehr Komponisten werden "ausgegraben" (z.B. Ferdinand Ries), immer mehr alte Aufnahmen sind in immer mehr Versionen gleichzeitig auf dem Markt - und da sind dann auch wirklich völlig entlegene Dinge dabei, bei denen selbst ein Niagarafall-Rauschi sich manchmal fragt, wer denn diese Dinge alle kauft. Aber der Markt ist offensichtlich da und wird bedient. Nur eben nicht mehr von den alten Majors, sondern von neuen Firmen. Dabei gibt es offensichtlich Raum sowohl für Vollpreisprodukte wie z.B. von BIS neben Budget und Superbudget Labeln wie Naxos oder dieses unglaubliche holländische Label Brilliant Classics.


    Wenn ich nur dran denke, dass man sich jetzt mit einem Mausklick z.B. die Aufnahme der II. Mahler unter Fried von 1924 besorgen kann - wie lange war die nicht mehr greifbar? 60 oder 70 Jahre?


    Auch Preiser kann überleben mit einem Programm und einer Preispolitik die sich an nicht allzu finanzschwache Extremkenner richtet...


    Vielleicht sehe ich ja die Wirklichkeit irgendwie verzerrt, aber subjektiv lebe ich als Plattenkäufer in einer goldenen Zeit, die nur dadurch beeinträchtigt wird, dass ich weder Zeit noch Geld genug habe um mich komplett in eine hörende Existenz zu verwandeln!


    Tamino kann in dieser Situation sicher einen Beitrag dazu leisten, das Vorhandensein dieses Marktes und die Richtigkeit dieser Labelpolitik zu bestätigen und zu befestigen.


    Kulturoptimistische Grüße
    vom
    barocken Filzpantoffel ;)


    BBF

    "Dekonstruktion ist Gerechtigkeit." (Jacques Derrida)

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  • Zitat

    Original von Barockbassflo
    Vielleicht sehe ich ja die Wirklichkeit irgendwie verzerrt, aber subjektiv lebe ich als Plattenkäufer in einer goldenen Zeit, die nur dadurch beeinträchtigt wird, dass ich weder Zeit noch Geld genug habe um micht komplett in eine hörende Existenz zu verwandeln!


    Genau das ist das Problem - Freizeit und Geld sind endlich :D


    Ich sehe die Situation ähnlich: Das Angebot für den Hörer klassischer Musik war noch nie so reichhaltig wie heute (und ich verfolge das Angebot schon seit über 30 Jahren). Es ist erstaunlich, was Musiker in Zusammenarbeit mit kleineren Labels an bis dato unbekannten Werken zutage fördern und auf CD verfügbar machen. Daneben werden immer mehr historische Aufnahmen veröffentlicht (dank digitaler Bearbeitung in guter Tonqualität).


    Leider - und darum ging es ja in diesem Thread - ist aber auch festzustellen, dass die Labels (auch kleine!) mitunter doch recht heftig in ihren Katalogen streichen und viele gute Aufnahmen verschwinden - meist auf Nimmerwiedersehen...


    :hello: Andreas

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt


    Während die meisten Pop- aufnahmen nach kurzer Zeit uninteressant sind, bzw vom schnellebigen Publikum nicht mehr wahrgenommen werden - gewinnen Klassikeinspielungen mit der Zeit sogar - durch ihre historische Komponente.


    aber wieviele sind es ? 5% der CDs ?


    Beispielhaft sei genannt eine Einspielung des Wohltemperierten Klaviers von einem Joao Carlos Martins, erschienen bei Tomato. Ein Werk, das wohl symptomatisch ist für viele Klassikeinspielungen - nicht der Mut, Neues und Unbekanntes aufzunehmen, nicht die Klasse, um an die bekannten und bewährten Referenzaufnahmen heranzureichen. Kein Grund für die Kunden, es zu kaufen oder gar weiterzuempfehlen.


    Man muß eben einen "USP" (Unique Selling Point, einzigartigen Kaufgrund) haben, um wahrgenommen zu werden, also besonders schnell (oder besonders langsam), ein gewagtes Instrument, eine "neue Sichtweise", oder zumindest den Anschein derselben (wahr ist, was geglaubt wird).


    In einem oder zweien der vielen Aspekte, unter denen Klassik gesehen werden kann, muß man eine Art Spitze erreichen, tatsächlich oder aber vielleicht nur gepusht durch das Label, wenn es denn die Kraft hat, einen Star aufzubauen... oder man geht unter in der Fülle des Gebotenen, was für die 50. Einspielung der Mondscheinsonate ebenso gilt wie für die minderen Werke der Popmusik.

  • Agon schrieb im Thread:


    MAHLER 2010 - Die Sinfonien - Giuseppe Sinopoli


    Zitat

    Wenn ich jetzt sehe, dass der Gesamtzyklus für gut 20,- EUR verkloppt wird, löst dies ambivalente Gefühle in mir aus. Früher war jede Einzelaufnahme sehr teuer und individuell, jetzt gibts einfach ne billige Box. Ausverkauf der bürgerlichen Kultur. So ist wohl der Lauf der Zeit...


    Das ist natürlich ein zweischneidiges Schwert.


    Zum einen muß gesagt werden, daß die Aufnahmen (hoffentlich) die Produktionskosten bereits eingespielt haben sollten, sodaß ab nun JEDER Preis möglich sein sollte.
    Zum anderen, daß es vermitlich ein Hinweis darauf ist, daß diese CDs sich nicht gerade gut verkauft haben...(?)
    Und nicht zuletzt blockieren die Abverkäufe den Markt für Neueinspielungen....


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Also, bei mir überwiegen positive Gefühle, wenn ich da an meine letzten beiden Neuerwerbungen denke:



    So erschließen sich manchmal auch dem nicht so Betuchten (z.B. Studenten) günstig hervorragende Aufnahmen. Übrigens für die beiden hier genannten eine unbedingte Kaufempfehlung.


    Liebe Grüße


    Willi :thumbup:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Hallo Gemeinde,
    mir ist es schon oft so ergangen, dass ich wunderbare Aufnahmen auf Flohmärkten oder in Secondhandläden gefunden habe die dort von Unwissenden verramscht wurden. Das kann natürlich sehr zum Vorteil sein, wobei ich mich immer gewundert habe, welch ein Schatz dort praktisch so weggeworfen wurde. :no:


    LG, Dirk

    Der Menschheit Würde ist in eure Hand gegeben. Bewahret sie. Sie sinkt mit euch, mit euch wird sie sich heben.

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