Buh-Rufe in Konzert und Oper: Ohrfeige für den Künstler?

  • Einen Thread zum "Applaus" gibt es bereits. Dem Gegenteil, dem "Buh-Ruf", wurde diese Ehre noch nicht zuteil.


    In einem anderen Thread wurde erwähnt, dass eine Künstlerin nach ihrem Vortrag "Buh-Rufe" hören musste. Dem Forumsmitgleid tat diese Interpretin leid und es fand die damit geäusserte Unmutsbekundung nicht gerechtfertigt. Die Gründe können vielfältig sein, weshalb eine künstlerische Leistung nicht Begeisterung hervorruft.


    Was hält ihr vom "Buh-Rufen", der unmittelbar geäusserten "Einlaut-Kritik?" Ist es ungehörig oder das einzige Mittel des anwesenden Publikums sein Missfallen zu äussern?
    Wie fühlt sich der Künstler oder die Künstlerin dabei?



    Ich persönlich finde "Buh-Rufe" unpassend, weil die damit geäusserte Kritik nicht differenziert und nur pauschal ausfällt. Ich würde mich nach einer Darbietung nie in dieser Weise bemerkbar machen. Es entspricht nicht meinem Naturell. Andere Hitzköpfe sehen das wohl anders.
    Als Künstler würde ich im Boden versinken wollen. Andere würden wohl trotzig mit einem Statement reagieren, was wohl eher selten geschieht. Unlängst war an der Scala in Mailand die durch Buh-Rufe erboste und aufgebrachte Sängerin Cecilia Bartoli mutig, etwas zu sagen. Oft lächelt der Künstler auf dem Podium oder der Bühne und macht gute Miene zum bösen Spiel. Gleichwohl muss sich ein Interpret der Kritik stellen können. Durch die Tonträger sind wir Hörer und Zuschauer es gewohnt Künstler in Hochform ohne Patzer und schlechte Tagesverfassung zu erleben.
    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Lieber moderato,


    ich kann Dir zustimmen: Buhrufe halte auch ich für ungehörig - eigentlich ist das eine menschlich ganz furchtbare Sache.
    Ein ernsthafter Künstler bemüht sich bei jedem Auftritt, sein Bestes zu geben, alles fehlerfrei zu machen und dem Publikum die ganze Emotionalität der Musik weiterzugeben.
    Dazu gehört eine enorme Konzentration - Höchstleistungen zu vollbringen wird dann zum vom Publikum erwarteten Alltag. Jeder Mensch hat jedoch auch einmal Konzentrationsschwächen. Es reicht eine Sekunde in der ein Gedanke abschweift, und schon hört man ihn , den unschönen Fehler.
    Auf CDs sind die natürlich nicht zu hören. Wenn ein Publikum live gemachte Musik haben will, dann sollte es auch die Toleranz für diese Menschlichkeiten aufbringen. Im Profigeschäft wird man eh nie erleben, dass einer auf die Bühne geht, der nicht geübt hat.


    Von daher habe ich es immer so gehalten, dass ich meinen Applaus zwar höflich, aber dann auch mezzoforte und kurz hielt, wenn ich eine schlechte Interpretation (z.B. einen völlig unartikulierten, unreflektierten und lahmen Keine-Ahnunge-Bach auf der Orgel) über mich ergehen lassen musste, denn der arme Mensch hat sich ja auch bemüht.


    Eine Ausnahme könnte ich mir dennoch vorstellen, bei der ich in Versuchung geriete, meine guten Manieren zu vergessen:
    Wenn einer z.B. aus den Männern von Brabant im "Lohengrin" eine Horde von Nagern machte und ich das als Vergehen am Werk und am Komponisten empfinde. Da fühle ich mich ums Eintrittsgeld betrogen. Ich erkenne zwar an, dass auch hier ein kreativer Prozess und viel Arbeit von vielen Leuten dahintersteht, aber den Regisseur, der derart gegen das Stück und gegen die Musik bewusst anarbeitet (statt ihre Wirkung zu verstärken) kann ich nicht noch mit Applaus in seinem Tun bestärken. Er geht provozierend das Buh-Risiko ein, sehnt sich wohl geradezu nach dem Buh, und dann bekäme er es auch von mir.
    Das wäre ja fast so (ich konstruiere jetzt ein absurdes Beispiel), als wenn ein Dirigent eigenmächtig die Noten hernimmt, den zweiten Satz der Eroica -natürlich ganz kreativ und kritisch reflektiert - in einen Walzer in Dur umschreibt und die Noten ans Orchester verteilt, denen ja nichts anderes übrig bliebe, als das so zu spielen.
    Als weltoffener Bürger eines freien Landes hätte ich noch nicht einmal etwas dagegen, dass sich Leute in solchen Geschmacklosigkeiten ergehen, nur möchte ich dann nicht eine Karte gekauft haben, auf der "Beethoven, Symphonie Nr. 3" draufstand.
    Allerdings versuche ich mich auch, über Opern-Inszenierungen vorab zu informieren. Statt zu buhen, stimme ich dann viel lieber mit den Füssen ab, und lasse mir so etwas dann auch etwas kosten.


    Kurz gesagt: Buh? (fast) nie.



    Gruss
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Ich würde sagen, dass sich die Frage in zwei Teile teilen lässt, nämlich in die Sparten Oper und Konzert.
    Aber - auch wenn die Antworten - von mir - auch scheinbar unterschiedlich ausfallen, so wird das Endergebnis letztlich das Gleiche sein.
    Beginnen wir bei der Oper. Das erste Publikum war der Adel, der von dem was sich da auf der Bühne abspielte nur beschränkt, Notiz nahm - Essen und Trinken war ihm wichtiger. Zudem waren viele Opernstoffe allegorisch aufzufassen, sie dienten der Verherrlichung des jeweiligen Herrschers. Buhen wäre hier zumindest zweideutig auslegbar - und somit gefährlich.
    Als sich - vorzugsweise in Italien - die Oper zum Massenspektakel entwickelte, da war alles ganz anders, das Publikum entwickelte zahlreiche Zeichen des Beifalls und des Missfallens, von denen das "Buhen" noch eine eher harmlosere Variante war.
    Die Tradition des Buhens in der Oper hat sich bis in unsere Zeit erhalten und ist in gewisser Weise von der Gesellschaft akzeptiert.


    Im Konzertbetrieb ist Buhen eigentlich eher verpönt, was auch damit zusammenhängen mag, daß generell ein fast ausschließlich bürgerliches Publikum sie besucht, welches - von Ausnahmen mal abgesehen - das Buhen als Ausdruck des Pöbels sieht - und daher vermeidet. Noch ausgeprägter ist diese Tendenz bei Kammermusik und bei Liederabenden etc....


    Die Bestrebungen mancher Politiker "klassische Musik" "für alle" erschwinglich zu gestalten haben zu Lockerung bei den Bekleidungsvorschriften, Buhen und anderen Unarten geführt, die allmählich überhand nehmen.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Eine Ausnahme könnte ich mir dennoch vorstellen, bei der ich in Versuchung geriete, meine guten Manieren zu vergessen:
    Wenn einer z.B. aus den Männern von Brabant im "Lohengrin" eine Horde von Nagern machte und ich das als Vergehen am Werk und am Komponisten empfinde. Da fühle ich mich ums Eintrittsgeld betrogen.


    Ja, es ist die Absicht, die bestraft werden soll, nicht eine vorübergehende Indispositionen.


    Es ist wie im Straßenverkehr. Jedem Fahrer kann es passieren, eine rote Ampel zu übersehen oder eine gebotenen Geschwindigkeit zu überschreiten, das gehört unter die Sparte menschlicher Fehler.
    Gefährlichen Abstand zum Vordermann zu halten ist dagegen eine bewusste Handlung und demgemäß ein Verbrechen.


    Wie gesagt, Fehler sind entschuldbar, eine böse Absicht nicht.

  • Nunja, gerade in Regietheaterzeiten, ist der Buhsturm am Ende ja bereits durch Regiesseur und Intendant einkalkuliert, wenn nicht gewollt! In dem Fall ist es wirklich besser, diesen Personen diesen Gefallen zu verweigern, aber grundsätzlich bin sehr wohl dafür gerade Regisseure, die mit öffentlichen Mitteln wieder einmal bewusst Unsinn auf die Bühne gebracht haben, mittels Buhh abzustrafen. Allerdings erst am Ende und nicht während der laufenden Vorstellung. Bei Sängern und anderen Musikern, die die ganze Vorstellung ihr Bestes gegeben haben, bin ich aber strikt dagegen zu buhen, auch wenn das Beste nicht gereicht haben sollte, da ich es in diesem Falle für wirklich verletzend halte....

    Einmal editiert, zuletzt von Figarooo ()

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  • Glockenton und Figaroooo kann ich nur zustimmen. Einem Sänger, der genau wie alle Menschen gute und schlechte Tage hat, dem sollte man einen schlechten Tag (durch Indisposition, Krankheit oder anderes) nicht noch durch Schmähungen weiter verschlechtern. Dann sollte man anstelle zu Klatschen lieber die Hände ruhig halten. Jedem Sänger kann einmal ein Ton daneben geraten!!


    Anders beim Regieteam. Auch wenn ich es inzwischen genauso halte und mich vor einem Opernbesuch darüber informiere, ob meine Laune nach der Oper schlechter sein wird als vorher, kann man doch noch einmal in eine Aufführung kommen, die nicht dem Geschmack der Mehrzahl entspricht. Ich spreche eindeutig von Verunstaltungen der Opern. Da halte ich Buhs für geradezu erforderlich. Früher waren durchaus auch faule Eier und Tomaten Gegenstand des Mißfallens, was leider aus der Mode gekommen ist. Nur beschränken sich solche Mißfallenskundgebungen leider auf Premieren, denn bei der nächsten Vorstellung ist das Verunstaltungsteam schon wieder mit der nächsten Opernkastration befaßt. Wir kommen von diesem Thema nicht los.


    Buhs im Konzert habe ich noch nie erlebt. Vielleicht fehlt in der Provinz der Sachverstand, oder es gibt überhaupt nur zwei Beifallsmöglichkeiten. Bravorufe für Außergewöhnliches, und normaler Beifall auch für weniger Mitreißendes. Letzters erlebt man oft bei Aufführungen avantgardistischer Werke in normalen Anrechtskonzerten, wo mitunter der Dirigent gar nicht noch einmal auf die Bühne gerufen wird. Damit tut man aber wieder dem Orchester unrecht. Aber immerhin wird durch knappen Beifall eine Meinung ausgedrückt.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Hab schon viele BUUH Rufe gehört auch im Konzerten in Berlin z.B. bei Uraufführungen von Henze, da nahmen auch die Damen mal den Schlüssel für Pfiffe zur Hilfe, um zu unterstreichen das Ihnen das Werk mißfiel!
    Überhaupt waren auch die zahlreichen Uraufführungen an der Deutsche Oper Berlin Anlaß für die BUUH Rufer, sich Gehör zu schaffen, aber auch typisch Berliner Zwischenrufe gehörten dazu. Z.B. "AUFHÖREN".
    Das gab streckenweise echte Tumulte gegen den Komponisten aber auch vor allem gegen Regisseure!
    Eine Regie von Gustav Rudolf Sellner war stets begleitet von BUUH ORKANEN!.
    Ich erinnere mich sehr gut an eine Premiere von Der fliegende Holländer unter Lorin Maazel, wo Josef Greindl den Holländer sang, was den 2 Rang nicht gefiel und beim Solovorhang wurde er gnadenlos ausgebuuht!! Josef Greindl stand nun da und zeigte dem Publikum einen Vogel, was die Besucher echt wütend machte!
    Regie hatte Sellner, der auch mit Maazel zahlreiche Buuh's bekam!
    Danach kam niemand mehr vor den Vorhang und der EISERNE kam herunter. Das war dann neu, aber auch bei späteren Skandalen wurde der EISERNE runter gefahren, um den Applaus und die Buuhs zu beenden!
    In Wien gingen Leonie Rysanek-Gaußmann und auch ihre Kollegin Gundula Janowitz nicht mehr zu einem Solovorhang, weil sie sich einfach nicht mehr ausbuuhen lassen wollten.
    Es muß für jeder Künstler echt furchtbar sein "angebuuht" oder ausgebuuht zu werden.
    Übrigens hab ich auch erlebt wie Dirigenten ausgebuuht wurden und dies sichtlich mit einem Schock Aufnahmen.
    Ich gestehe das ich schon mal für einen Regisseur gebuuht habe, was aber meistens unterging in einer Art von Tumulten! (in Berlin).
    Hingegen hab ich noch nie einen Sänger ausgebuuht!
    Kurz erwähnt seien hier auch noch die BUUH'S im Sprechtheater vorzugsweise erlebt nach den Premieren für den Regisseur oder die Regisseurin.
    Eigentlich wartet doch jeder der Premierenbesucher drauf "Na wer wird wohl heute wieder ausgebuuht......


    :hello: :D

    mucaxel

  • Ganz einfach Buhrufe sind eine Nichtachtung, Abwertung und Unverschämtheit gegenüber dem ausübenden Künstler. Nur wer Ruhm und Beifall will, muss dieses Risiko eingehen.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Buh's für Sänger sind in den meisten Fällen nicht gerechtfertigt, denn es gehört in vielen Fällen die Direktion an den Pranger, die wissentlich (aus Kostengründen) Sänger einsetzt, die der Partie nicht gewachsen sind. Denn sie sind im Ensemble und es muss kein Gast engagiert werden.

  • Die Tradition des Buhens in der Oper hat sich bis in unsere Zeit erhalten und ist in gewisser Weise von der Gesellschaft akzeptiert.


    Ja, leider. Buh-Rufe bei künstlerischen Darbietungen sind etwa das Gleiche wie das Werfen von Eiern und Tomaten, um einen politischen Protest auszudrücken. Wer zu solchen Mitteln greifen muss, ist kein Demokrat, hat vielleicht noch nicht einmal Demokratie verdient. Wer sich wirklich für Kunst interessiert, ist immer bereit, ein "Risiko" einzugehen. Ich halte absolut nichts von der Einstellung, dass einem in einem Theater für Geld etwas "geboten" wird, als würde es sich um eine Ware handeln. Wenn eine Aufführung nicht gefällt, aus welchen Gründen auch immer, gibt es in jedem Falle eine Form des würdigen Protestes; verhaltener Beifall oder -- wenn es wirklich nicht zum Aushalten ist -- hat jeder die Freiheit, die Aufführung zu verlassen. In Foren wie diesen hier gibt es dann die Möglichkeit, sich auszutauschen -- oder das Ganze ist eben gar keine Erwähnung wert.


    Eine ebenso große Ungehörigkeit ist die hierzulande verbreitete Unsitte, sich eine Zugabe nach der anderen zu erklatschen, um für sein Geld mehr und mehr "geboten" zu bekommen. Eine fürchterliche Erinnerung habe ich an einen großartigen Liederabend in Hamburg, mit dem Hermann Prey seinen 65. Geburtstag feierte. Das Publikum erklatschte sich mehr als zehn Zugaben, das Konzert dauerte so eine Dreiviertelstunde länger als geplant. Merkwürdig, dass Hermann Prey dabei zu wenig Rückgrat zeigte. Dieses endlose Geklatsche hat den Gesamteindruck des Konzerts entwertet.


    Grüße von Heiko

    Heiko Schröder
    Ahrensburg


    "Wer sich im Ton vergreift, sucht nur in den glücklichsten Fällen nach neuen Harmonien."

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  • Zitat Erich Ruthner:

    Zitat

    Buh's für Sänger sind in den meisten Fällen nicht gerechtfertigt, denn es gehört in vielen Fällen die Direktion an den Pranger, die wissentlich (aus Kostengründen) Sänger einsetzt, die der Partie nicht gewachsen sind. Denn sie sind im Ensemble und es muss kein Gast engagiert werden.


    Lieber Erich!


    Hierin bin ich vollkommen Deiner Meinung. Nur was sinn- und textentstellende Inszenierungen betrifft, die mit nichts oder garnichts mit der eigentlichen Oper zu tun haben, nehme ich mir das Recht heraus, energisch und lautstark zu protestieren. X(


    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Nur was sinn- und textentstellende Inszenierungen betrifft, die nichts oder gar nichts mit der eigentlichen Oper zu tun haben, nehme ich mir das Recht heraus, energisch und lautstark zu protestieren


    Und genau das habe ich in meinem Beitrag ausgedrückt. Ein Sänger oder Solist sollte niemals für einen schlechten Tag bestraft werden. Am nächsten Tag kann er schon wieder glänzen, wenn er nicht den Beruf verfehlt hat.


    Ein Regisseur dagegen muß für eine schlechte Leistung die Quittung erhalten. Ratten oder Affen in einem Kraftwerk als Lohengrin oder Rigoletto getarnt wird niemals von mir auch nur einen einzigen Beifallsschlag erhalten. Ich werde mir auch weiterhin die Kehle aus dem Halse buhen!


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Ein Sänger oder Solist sollte niemals für einen schlechten Tag bestraft werden. Am nächsten Tag kann er schon wieder glänzen

    Genau so sehe ich das auch. Man muß die Gesamtleistung sehen und nicht über einen Abend nur urteilen. Denn jeder, der auf der Bühne steht, ist ein Mensch wie Du und ich. Auch ein Künstler hat mal körperliche Beschwerden oder Sorgen. All´das kann man nicht für zwei, drei Stunden einfach am Bühneneingang abgeben. Und wohl jedem von uns sind bei der beruflichen Tätigkeit garantiert auch schon Fehler passiert, oder wir haben an manchem Tag keine Höchstleistung erbracht. Nur können wir das meistens verbergen oder kaschieren.
    Bei meinen vielen Besuchen in der Berliner Staatsoper gab es auch Abende, wo der eine oder andere Künstler mal nicht in der gewohnten Hochform war, bzw. mal ein Ton daneben ging oder nicht so richtig saß. Und ich bin froh, auch so etwas erlebt zu haben, weil es das Ganze normal menschlich macht.



    Ein Regisseur dagegen muß für eine schlechte Leistung die Quittung erhalten. Ratten oder Affen in einem Kraftwerk als Lohengrin oder Rigoletto getarnt wird niemals von mir auch nur einen einzigen Beifallsschlag erhalten. Ich werde mir auch weiterhin die Kehle aus dem Halse buhen!

    Ohne Kommentar: :!: :yes: :jubel: :thumbsup: :!:


    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Auch ich halte die Buh-Rufe für Sänger, die durchaus einmal einen Tag haben können, an dem sie die Erwartungen des Publikums nicht voll erfüllen können, durchaus für verfehlt. Dagegen halte ich die Buh-Rufe für eine verunstaltete Inszenierung für absolut richtig, denn diese ist nicht tagesabhängig, sondern über längere Zeit durchdacht und missgestaltet worden. Leider kann man das - wie schon gesagt - nur einmal tun, weil sich solch ein Regisseur - wenn überhaupt - nur zur Premiere zeigt. Da ist das Fernbleiben, zumindest wenn man vorher weiß, was einen erwartet, sicherlich das richtigere, obwohl man den Künstlern auch weh tut, wenn sie vor leerem Haus singen müssen. In Folgevorstellungen ist es ja kaum möglich, zu definieren, wem die Buhrufe gelten. Ein Ausweg, sein Missfallen kundzutun, sind eventuell Gästebücher, die aber manche Opernhäuser wohl tunlichst vermeiden, persönliche Zuschriften, die aber meist von den Verantwortlichen mit leeren Floskeln beantwortet werden, und schließlich Zeitungen und das Internet, wobei man bei der Zeitung meist erlebt, dass Leserbriefe mit Missfallenskundgebungen nicht veröffentlicht werden. Unser Forum im Internet scheint mir aber doch ein gutes Mittel zu sein, manche Buh-Rufe zur Geltung zu bringen.
    Buh-Rufe bei Uraufführungen neuer Werke, wie schon weiter oben erwähnt, sind nach meiner Ansicht aber auch möglich, weil sie wohl in erster Linie dem Werk und nicht dem Künstler gelten.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Buhrufe sind nicht nur Frechheiten. Sie stören nicht unerheblich das Bühnengeschehen, beleidigen auch das andere Puplikum. Wenn jemand nach seiner Meinung Kritik üben will, so sollte er sich mit seiner Persönlichkeit an die richtige Stelle wenden. Es ist feige in der Menge anonym zu brüllen.
    Soll der Regisseur kritisiert werden, was ist gegen einen Brief mit fundierter Meinung einzuwenden?
    Ich weiß, Künstler leben in der anderen Welt, sind unnahbar. Ich finde diesen Zustand nicht gut, es muss mehr Kontaktmöglichkeiten geben.
    Leider fehlt es da gewaltig.


    ernros

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  • Buhrufe entlarfen den Zuschauer, Zuhörer. Sie stören nicht unerheblich das Bühnengeschehen

    Aha, habe ich es doch richtig geahnt und interpretiert.
    Der Zuschauer hat also für sein evtl. viel gezahltes Geld, alles kritiklos hinzunehmen. Na eben, wer ist denn auch der Zuschauer, was erlaubt der sich überhaupt eine Meinung zu haben!?
    Mal im Klartext und ganz deutlich: Abgesehen von Subventionen, der Zuschauer ermöglicht erst mit seiner zahlenden Anwesenheit zu einem großen Teil die wirtschaftliche Existenz von Leuten wie Regisseure! Wenn keiner mehr hinginge, könnten diese nur noch zu Hause Kasperle- Theater spielen.
    Was das Stören des Bühnengeschehens betrifft. Wenn ein Regisseur zurecht ausgebuht wird, geschieht das in der Regel am Schluß und da gibt es kein Bühnengeschehen mehr.
    Und wenn tatsächlich vielleicht Hundert Zuschauer dem Regisseur einen Protestrief schreiben, glaubst Du der antwortet oder ändert was? Der ist doch von sich und seiner Genialität überzeugt, der gibt sich doch nicht mit dem Zuschauer, dem Pöbel ab. Das ist doch garantiert unter seiner Würde, wo er doch solch geniale Erleuchtung gehabt hat.
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Auch ich halte die Buh-Rufe für Sänger, die durchaus einmal einen Tag haben können, an dem sie die Erwartungen des Publikums nicht voll erfüllen können, durchaus für verfehlt. Dagegen halte ich die Buh-Rufe für eine verunstaltete Inszenierung für absolut richtig, denn diese ist nicht tagesabhängig, sondern über längere Zeit durchdacht und missgestaltet worden.

    und bleibt manchmal jahrelang einem Opernhaus erhalten......

  • Buhrufe sind nicht nur Frechheiten. Sie stören nicht unerheblich das Bühnengeschehen, beleidigen auch das andere Puplikum

    Wenn Du damit Sänger, Solisten, Dirigenten, Orchester oder den Chor meinst, dann gebe ich Dir 100% recht.


    Solltest Du aber Regisseure meinen, dann stehe ich voll auf der Seite von Gerhard Wischnewski und vielen, vielen anderen hier im Forum. Oft genug habe ich erleben müssen, daß nach einer Premiere Sänger und Orchester einen Beifallssturm erhielten, während das Regieteam für seine miserablen Leistungen nicht nur keinen Beifall erhielten, sondern von allen im Saal gnadenlos ausgebuht wurden. Ausnahmslos handelte es sich dabei um Verunstaltungsregisseure. Ich würde mich nicht zieren, auch mit faulem Obst zu werfen, obwohl ich damit einen Straftatbestand erfüllen würde. Aber was tun solche Regisseure, von Ehrgeiz nach der Presse (auch nach schlechter Presse!!) zerfressen, voller Tatendrang, uns ihre krankhaften Ideen als richtungweisend und spannendes Theater verkaufen zu wollen? Sie ignorieren die Mißfallskundgebungen und ziehen weiter, zur nächsten Kastration einer Oper. Du brauchst nur die Zeitschrift Opernglas zu lesen, und Du wirst feststellen, daß die Unmutskundgebungen gegen solche selbsternannten "Künstler" zunehemen, im gleichen Maße, wie die Zuschauerzahl der Theater sinkt. Stell Dir vor, einer übermalt die "Mona Lisa". Der wird eingesperrt!! Aber eine Oper "übermalen", das darf jeder!!


    Ich habe mich schon lange von der Oper verabschiedet, schweren Herzens, denn bis vor etlichen Jahren hat sie meine Freizeit bestimmt. Jetzt habe ich aber die Möglichkeit, durch dieses Forum, durch die Presse und durch das Internet mich vor einem Opernbesuch zu informieren, ob mir das Angebotene gefallen könnte.


    Nicht übersehen sollte man dabei, daß die Zahl derer, die zu erwartende Skandalinszenierungen mit Absicht besuchen, um entweder gegen den Rest des Publikums zu jubeln, oder aber auch nur deshalb anreisen, um Bambule zu machen. Wie mitunter auch bei den Fußballrandalen (Alfred, bitte verzeih mir). Es gab da Beispiele zu Konwitschny-Inszenierungen, wo einige seiner doch zu Dutzenden zählenden Anhänger (vielleicht war es auch nur Verwandschaft) nach Leipzig reisten, um ihr "Idol" zu bejubeln, während Teile des Publikums in der Pause entnervt das Theater verlassen haben (z.B. im Holländer!). Das ist zum Glück vorbei. Dieser Regisseur wurde dem Himmel sei Dank gegangen!


    La Roche


    PS - störe Dich bitte nicht am etwas härteren Ton. In Sachen Verunstaltungstheater bin und bleibe ich ein Hardliner!

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Zitat

    Zitat von ernros: Ich weiß, Künstler leben in der anderen Welt, sind unnahbar.

    Lieber ernros,


    da irrst du aber gewaltig. Es mag vielleicht schwer sein, an weltbekannte und vielbeschäftigte Künstler heranzukommen, aber aussichtslos ist das nicht. Ich hatte - wie auch einige andere hier im Forum - als einfacher Opernhörer und Musikliebhaber das Glück, mit manchem Künstler ins Gespräch zu kommen, erst vor wenigen Monaten noch beim Gottlob-Frick-Treffen in Ölbronn. Es sind Menschen wie du und ich, aufgeschlossen und durchaus in dieser Welt stehend und es waren nette und fruchtbringende Gespräche. Von "unnahbar" keine Spur!
    Unnahbar sind allenthalben diese Verunstaltungsregisseure und die Intendanten, die solche zulassen. Von ihnen wirst du vielleicht ein paar abgedroschene Phrasen zu hören bekommen, mehr nicht!


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Obwohl ich in Theatern nicht zu buhen Pflege, habe ich kein Problem damit, wenn es andere tun. So etwas scheint befreiend zu wirken. Was zum Beispiel in Fußballstadien völlig normal ist, warum sollte das nicht in Theatern gelten dürfen? Ich sehe da keinen Unterschied. Beides sind öffentliche Räume. Hier wie da werden für Geld mitunter Leistungen geboten, die völlig indiskutabel sind. Das Eintrittsgeld kann man in solchen Fällen ja leider nicht zurück fordern, obwohl mir diese Lösung lieber wäre als lautstarke Unmutsbekundungen. Ich bin nämlich ein stiller Mensch.


    Es wäre interessant, etwas über die Geschichte und die Tradition des Buhens zu erfahren. Selbst weiß ich zu wenig darüber. Wer kann etwas sagen?


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Puh, da sind ein paar Brocken bei:


    Ich unterscheide ganz klar zwischen Darsteller/Sänger und Regisseur und zwischen Lustlosigkeit (Wollen) und Unvermögen (Können).
    Insbesondere in der italienischen Oper war es seinerzeit ein hierdurch messbarer Erfolg, wenn das Publikum eine bestimmte (zählbare) Anzahl von Zugaben lautstark gefordert hat. Und der nächste Zähler auf dieser Skala war ja nur einzufahren, wenn man den letzten auch durch eine Zugabe bedient hatte.


    Buhrufe gehören m.E. NICHT in die Aufführung, aber durchaus bei Berechtigung ans Ende dieser, und zwar pointiert und personenbezogen. Allerdings sind sie ja offenbar das Brot demagogischer Umdeuter und pseudointellektueller Inszenierungshonks, da es ja beweist, wie toll gegen Strom und Spießbürgertum inszeniert worden zu scheint. Auf der anderen Seite möchte ich durch zorniges Schweigen und Faust-in-der-Tasche-Ballen nicht das Feuilleton der Systempresse auch noch bestätigen, wie begeistert das Publikum doch alles aufgenommen habe.
    Mit Demokratie hat das m.E. alles nichts zu tun, ich finde solcherart Meinungsäußerung auch nicht explizit "undemokratisch".


    Und da im Straßenverkehr auf Nichteinhalten des Sicherheitsabstandes keine Mindeststrafe von einem Jahr Haft droht, ist es eher ein Vergehen als ein Verbrechen, aber wahrscheinlich doch nur eine bußgeldbewährte Ordnungswidrigkeit.

  • Während der Vorstellung wenn ich merke das ein Sänger schlecht oder lustlos singt klatsche ich nach einer Arie einfach nicht. Das ging sogar soweit das ich mich im Aalto Theater mit meinem Sitznachbarn angelegt habe der mich in der Pause gefragt habe warum ich denn bei keiner einzigen Arie des Sängers geklatscht hätte, der Sänger wäre doch schließlich Ensemblemitglied und Publikumsliebliebling und da müssse man doch klatschen. Und wenn ich so miesepertrig drauf wäre sollte ich doch zu Hause bleiben und anderen nicht ihren Spaß verderben. Darauf hin hab ich nur gemeint das wenn ich in meinem Beruf eine Leistung nicht erbringe, das dann mein Vorgesetzter mich auch nicht loben würde oder mir eine Gehaltserhöhung geben würde. Das einzige mal das ich ganz laut Bravo gerufen habe als der Regisseur auf die Bühne kam , war bei der Premiere von Mozarts Hochzeits des Figaros an der Rheinoper in einer Inszenierung von Michael Hampe.

  • Und da im Straßenverkehr auf Nichteinhalten des Sicherheitsabstandes keine Mindeststrafe von einem Jahr Haft droht, ist es eher ein Vergehen als ein Verbrechen, aber wahrscheinlich doch nur eine bußgeldbewährte Ordnungswidrigkeit.


    Das beweist nur den Zynismus unserer Gesetzgeber. Die Tausende von Toten durch dieses miese, charakterlose Verhalten sind natürlich kein Argument, auch wenn es die Unschuldigen trifft.
    Unsere Jounalisten tragen ebenfalls zum Elend bei, Unfall wird es genannt, anstatt vorsätzliche Tötung.
    Ordnungswidrigkeit! Das ist allenfalls ein schlechter Witz.

  • Lieber Heikos,


    beim zweiten Absatz in Beitrag 10 bin ich entgegengestzter Meinung. Jedem Sänger steht es frei, Zugaben zu geben, so viele wie er es für richtig hält. Wie er es nach einem Konzert (Liederabend) noch möchte. Des halb habe ich keinen "Mehrwert", sondern es ist ein nichtvorhersehbares Geschenk ans Publikum, das ich mit Freude akzeptiere. Daher sehe ich es nicht als Ungehörigkeit, das "endlose Geklatsche", sondern als Dank an den Künstler. Denn es steht jedem frei, nach gutdünken den Sall zu verlassen. Man muss sich nichts anhören, was einem nicht gefällt, sei es auch nur "Geklatsche".

  • Während der Vorstellung wenn ich merke das ein Sänger schlecht oder lustlos singt klatsche ich nach einer Arie einfach nicht. Das ging sogar soweit das ich mich im Aalto Theater mit meinem Sitznachbarn angelegt habe der mich in der Pause gefragt habe warum ich denn bei keiner einzigen Arie des Sängers geklatscht hätte, der Sänger wäre doch schließlich Ensemblemitglied und Publikumsliebliebling und da müssse man doch klatschen. Und wenn ich so miesepertrig drauf wäre sollte ich doch zu Hause bleiben und anderen nicht ihren Spaß verderben. Darauf hin hab ich nur gemeint das wenn ich in meinem Beruf eine Leistung nicht erbringe, das dann mein Vorgesetzter mich auch nicht loben würde oder mir eine Gehaltserhöhung geben würde. Das einzige mal das ich ganz laut Bravo gerufen habe als der Regisseur auf die Bühne kam , war bei der Premiere von Mozarts Hochzeits des Figaros an der Rheinoper in einer Inszenierung von Michael Hampe.


    Unglaublich! Geht es noch provinzieller? Oder war das vielleicht ein verspäteter, musikalisch verbrämter SED-Parteitag, bei dem alle mechanisch dauer-applaudieren müssen?


    Einen Sänger habe ich bisher allerdings auch noch nicht ausgebuht, war aber auch noch nicht in der Situation, in der ich darüber hätte nachdenken müssen. Da ich aus einem Sängerhaushalt komme, weiß ich, wie schwer dieses Brot verdient wird, wieviele kleine Widrigkeiten - seien es nun diverse Viren, unheilbares Lampenfieber, Unpässlichkeiten aller Art - diesen Beruf, dessen Existenz letztlich auf zwei sehr anfälligen grauen Fäden aufgebaut ist, manches Mal zur Zerreißprobe machen. Sänger, die allerdings nur noch mit ihrem Namen singen und meinen, das Publikum an der Nase herumführen zu können, sollten auch mit verdienten Buhs rechnen.
    So befreiend und gerechtfertigt Buhs für Regisseure auch sein mögen, letztlich sind sie wirkungslos und eine Vergeudung von Kraft und Stimme. Wirkungsvoll ist es allenfalls, solchen Vorstellungen von vornherein fernzubleiben. Die meisten der heutigen "Regisseure" kalkulieren Buhs als eine Art bizarre Beifallsbekundung bewusst mit ein; von den Medien werden die buhenden Zuschauer tunlichst verschwiegen, ausgeblendet, übertönt oder als ewig Gestrige abgekanzelt. Das Lachen wird diesen "Künstlern" also wohl nur vergehen, wenn die diversen Subventionen eines Tages auf ein Minimum reduziert oder ganz wegfallen werden.

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

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  • ..., um ihr "Idol" zu bejubeln, während Teile des Publikums in der Pause entnervt das Theater verlassen haben (z.B. im Holländer!).


    Hm, Konwitschnys wirklich sehr interessante und gelungene Holländer-Inszenierung mag - wie alles - manchen auch nicht gefallen, gibt aber keinerlei Anlass, dass irgendjemand zur Pause "entnervt" das Haus verlassen müsste...


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Da ich auch weiss wie hart der Beruf des Sängers ist habe ich auch noch nie einen Sänger ausgebuht. Und das Aussbuhen von Regisseuren hab ich auch schon aufgegeben, da ich es ähnlich sehe wie Strano. Was viele nicht sehen oder wahrnehmen wenn sie nur sehr selten in die Oper gehen und dann meinen es müsse alles perfekt sein, ist tatsächlich die Tagesform der Sänger und auch eines Dirigenten. Ich besuche an der Rheinoper von einer Auffühurngsserie mehrere Vorstellungen , wo teilweise auch die gleichen Sänger singen. An manchen Abend ist alles gut und manchmal sitzt man da und fragt sich was die da veranstalten, weil man weiss, das sie es besser können.

  • Hm, Konwitschnys wirklich sehr interessante und gelungene Holländer-Inszenierung mag - wie alles - manchen auch nicht gefallen, gibt aber keinerlei Anlass, dass irgendjemand zur Pause "entnervt" das Haus verlassen müsste...

    Sagt bzw. entscheidet wer?



    Da ich auch weiss wie hart der Beruf des Sängers ist habe ich auch noch nie einen Sänger ausgebuht. Und das Aussbuhen von Regisseuren hab ich auch schon aufgegeben, da ich es ähnlich sehe wie Strano. Was viele nicht sehen oder wahrnehmen wenn sie nur sehr selten in die Oper gehen und dann meinen es müsse alles perfekt sein, ist tatsächlich die Tagesform der Sänger und auch eines Dirigenten. Ich besuche an der Rheinoper von einer Auffühurngsserie mehrere Vorstellungen , wo teilweise auch die gleichen Sänger singen. An manchen Abend ist alles gut und manchmal sitzt man da und fragt sich was die da veranstalten, weil man weiss, das sie es besser können.

    Richtig. Aber abgesehen von den rentenverweigernden Namensverkäufern, die früher mal als Sänger tätig waren, sind es auch die Fehlbesetzungen ( wer immer die nun zu verantworten hat), die die Buh-Schamgrenze doch merklich senken können. Gerade bei Häusern, die auf eine lange Operntradition zurückblicken, frage ich mich manchmal , welche Besetzungskriterien dort gelten. Aber wie gesagt, bevor man sich da unerquicklichen Buh-Konzerten hingibt, ist ein Blick ins Internet häufig sehr viel hilfreicher und vor allem nerven-und geldbeutelschonend.

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

  • Ich weiß, Künstler leben in der anderen Welt, sind unnahbar. Ich finde diesen Zustand nicht gut, es muss mehr Kontaktmöglichkeiten geben.
    Leider fehlt es da gewaltig.

    Welche Künstler du da meinst, weiß ich nicht, da ich Regisseure in der Regel aber zu dieser Spezies nicht zähle, können die von mir aus sehr gern in ihrer eigenen Welt leben und am besten gleich auch bleiben. Von einem Sänger hingegen erwarte ich nach einem anstrengenden Opernabend nicht, dass er noch stundenlang Autogramme gibt und für seine Fans da ist. Er hat seine Leistung gebracht, diese wurde bejubelt, alle sind glücklich - was will man mehr? Ein bisschen Unnahbarkeit ist da nicht nur völlig gerechtfertigt, sondern auch in gewisser Hinsicht der Selbsterhaltung geschuldet, denn - wie heißt es so schön : Nach der Vorstellung ist vor der Vorstellung.

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

  • Ich gebe ja zu, daß ich leider lange nicht mehr in der Oper war, weil ich von selbstdarstellenden, die Handlung ignorierenden Regisseuren aus den Opernhäusern vertrieben wurde. Sollte ich bald wieder ein Opernhaus betreten, werde ich nicht bis zum Schlußvorhang warten, um meinem Protest auch lautstark Ausdruck zu verleihen. Wohlgemerkt: Es geht mir nicht um die Sänger, obwohl es dabei auch solche gibt, die sich selbst erniedrigen der Regisseure wegen (s. Bieito).

    W.S.

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