Opern unter der Lupe -009- Giuseppe Verdi: La Traviata

  • Analytische Betrachtungen zu Opern waren einst im Tamino Forum ein "Renner" - Irgendwann flaute indes das Interesse ab - und die Serie pausierte.
    Aufkeimendes Interesse an seit Jahren brachliegenden Threads - vermutlich durch die andere personelle Zusammensetzung des Forums bedingt - lassen mich aber hoffen, daß die alte Flamme wieder zu lodern beginnt.


    Das Verdi-Jahr 2013 ist natürlich ein guter Vorwand um sich verstärkt seinen Opern zu widmen.
    Eine der bekanntesten ist "La Traviata" - ich habe die Salzburger Traviata seinerzeit weitgehend verrissen - weil sie natürlich grundlegende Aspekte des Stückes verfälscht, bzw unterschlagen hat.


    www.tamino-klassikforum.at/ind…page=Thread&threadID=1546


    Zunächst ist es mal eine Milieuschilderung des frühen 19. Jahrhunderts und fusst im Prinzip auf dem Roman "Die Kameliendame" ("La dame aux camélias") von Alexandre DUMAS (Sohn), der 1848 in Paris erschien. Durch den großen Erfolg des Buches angeregt verfertigte er 1852 ein Sprechstück mit weitgehend identischem Inhalt.


    Der Stoff enthält autobiographische Bezüge - diese Kurtisane hat wirklich gelebt und lebte von 1824 -1847. Sie hieß Maria Duplessis war von erlesener Schönheit und Grazie, sowie Taktgefühl und Liebenswürdigkeit. Bereits mit 15 übte sie - neben dem Beruf einer Modistin ihr Gewerbe aus. Sie war eine der teuersten Vertreterinnen ihres Fachs und hatte zudem zahlreiche Geliebte, zb. B. Franz Liszt und auch Dumas. Als sie 1847 an Tuberkolose starb, hatte sie zur zuvor einen Adeligen geheiratet. Sie besitzt einen Eintrag bei Wikipedia - etwas das die wenigsten von uns erreichen werden - vermutlich weil wir den falschen Beruf haben....


    Dumas - er selbst verkehrte permanent in der Pariser Halbwelt - war zum Zeitpunkt des Todes der Duplessis auch erst 23 Jahre alt. Er war betroffen und setze seine Geliebten (käuflich oder nicht) mit dem oben genannten Roman ein Denkmal, welches bis heute in unsere Zeit hinüberstrahlt.


    In diesem Roman sind jedoch ein paar Korrekturen vorgenommen - vieles wurde idealisiert - auch die Namen der handelnden Personen wurden geändert - im Buch heisst die Hauptperson Marguerite Gautier, ihr Liebhaber Armand Duval, ein junger Herr aus der Pariser Oberschicht.´


    Schon 1853 brachte Verdi die Opernfassung nach einem Libretto von Francesco Maria Piave in Venedig (Teatro La Fenice) auf die Bühne.
    Wieder wechselten die Handelnden Personen ihre Namen: Violetta Valéry und Alfredo Germont.


    Die Oper fiel bei ihrer Uraufführung durch - das Thema war denn doch wohl zu gewagt - entwickelte sich aber nach eine Umarbeitung zu einem Triumph.


    Die Handlung der Oper spiegelt den Zeitgeist der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und kann schwer in eine andere Zeit verschoben werden, da sich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen kaum glaubwürdig übertragen lassen. Dazu kommt, daß die prächtige Ausstattung einen Teil der Bühnen - bzw. Publikumswirksamkeit ausmacht.


    Teilweise findet man jedoch Beschönigungen - So dürfte der "verzeihende" Vater Germont eine Projektion von Dumas sein, der sozusagen seine eigenen Jugendsünden durch diese Rom- Bühnen- Opernfigur begnadigt haben wollte....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Sagitt meint:


    War die Uraufführungs-Violetta nicht auch von Ausmaßen, dass man es als gänzlich unwahrscheinlich ansah, dass diese Person an Schwindsucht stirbt?


    Verdi hatte eine Sympathie für Menschen am Rande der Gesellschaft und die Fähigkeit, deren Gefühlslage ergreifend darzustellen. Wer sich vom dritten Akt der Traviata nicht fesseln lässt, sollte lieber auf einem anderen Terrain seine Vorlieben erproben.

  • Zitat

    Wer sich vom dritten Akt der Traviata nicht fesseln lässt, sollte lieber auf einem anderen Terrain seine Vorlieben erproben


    Ich würde sagen, daß ALLE Akte fesselnd sind, ein interessanter Zeitspiegel des 19. Jahrhunderts, seiner (verlogenen ?) Moral und der sich daraus ergebenden Konsequenzen. Hier wurde in idealter Weise persönlich erlebtes (Dumas) mit glaubwürdig erdichtetem vermischt, jene Halbwelt aus Sein und Schein, aus Plüsch und halber Seide, aus Freiheit und gesellschaftlichen Zwängen, welche das Unglaubwürdige so glaubwürdig und so interessant erscheinen lässt.
    Bei aller scheinbaren Aktualität dennoch ein Stoff des 19. Jahrhunderts - und vielleicht gerades des historischen Aspekts so interessant für uns.
    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat sagitt:


    Zitat

    Wer sich vom dritten Akt der Traviata nicht fesseln lässt, sollte lieber auf einem anderen Terrain seine Vorlieben erproben.


    Hier muß ich Alfred recht geben. Auch mich fesselt die ganze "Traviata". Es ist ein sehr interessanter Stoff, der sich auch in der heutigen Zeit abspielen könnte. Feiern, Exzesse, Einmischung eines besorgten Familienvaters, dann eine beginnende todbringende Krankheit mit einem dramatischen Ende, dies alles wäre auch heute noch Stoff für die Medien. Und natürlich einer modernen Oper. Aber über Allem steht von Anfang bis Ende die faszinierende Musik von Verdi.

    W.S.

  • Dieser Stoff könnte sich in vielerlei Hinsicht heute nicht mehr so abspielen, er ist nicht nur bühnenwirksam, sondern vor allem ein wunderbares Spiegelbild der Menschen und der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts. Sich eine Geliebte aus der Halbwelt zu halten, das war nicht nur erlaubt und gesellschaftsfähig - sondern geradezu ein Statussymbol. Heute würde man in dieser Hinsicht vermutlich intoleranter sein - eine Freundin für einen verheirateten Mann - ja - aber bitte doch keine Prostituierte. Und ein junger- gut aussehender und entsprechend situierter Mann durfte in meiner Jugend täglich ein anderes Mädchen konsumieren - ohne gesellschaftlichen Schaden zu nehmen - (umgekehrt war das ähnlich) Bis das Auftreten von AIDS die Gesellschaft erneut in ihren Fundamenten erschütterte.
    In unserer Zeit war der oftmalige Partnerwechsel mehr oder weniger Standard - in den gehobenen Kreisen allerdings eher gut kaschiert. Der "Betriebsunfall" dieser Zeit war eher eine unerwünschte Schwangerschaft als die nicht im Spielplan der Gesellschaft vorgesehene Liebe zu einer Prostituierten. Wobei hier als Feinheit angemerkt werden sollte, dass eine "Kurtisane" ein besonders erlesenes Modell dieses Berufsstandes war, von feinem Wesen, gebildet, mit erstklassigen Manieren und feiner Sprache ausgestattet, belesen und den schönen Künsten zugewandt - kurzum - ein ausgestorbener Typus dieses Berufes.....
    Väter von heute würden vermutlich von der geplanten Ehe ihres Filius gar nicht informiert werden, sie würden dies entweder aus den Klatschspalten einer Zeitung erfahren - oder erst - wenn es bereits zu spät ist - durch eine e-mail aus Las Vegas, wo sich das junge Paar hat trauen lassen....


    Nein - man sollte "La Traviata" das historische Flair aus Plüsch und Pomps, Scheinwelt und moralisch heuchelnder Oberschicht schon lassen..... sonst verfliegt der Reiz des Werkes


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Mir geht es komischer Weise so das ich ganz gut auf den letzten Akt verzichten kann, wie hat mal ein Kritiker so schön geschrieben: Bei der Traviata im letzten Akt weiss man nicht wer lauter hustet: VIoletta oder die Zuschauer. :) Wir schließen immer wetten ab, ob die Zuschauer schon nach der ersten Strophe der Arie von Violetta im letzten Akt anfangen zu klatschen. Von der Dramturgie finde ich den zweiten Akt am spannensten.

  • Dieser Stoff könnte sich in vielerlei Hinsicht heute nicht mehr so abspielen, er ist nicht nur bühnenwirksam, sondern vor allem ein wunderbares Spiegelbild der Menschen und der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts. Sich eine Geliebtwe aus der Halbwelt zu halten, das war nicht nur erlaubt und gesellschaftsfähig - sondern geradezu ein Statussymbol. Heute würde man in dieser Hinsicht vermutlich intoleranter sein - eine Freundin für einen verheirateten Mann - ja - aber bitte doch keine Prostituierte. Und ein junger- gut aussehender und entsprechend situierter Mann durfte in meiner Jugend täglich ein anderes Mädchen konsumieren - ohne gesellschaftlichen Schaden zu nehmen - (umgekehrt war das ähnlich) Bis das Auftreten von AIDS die Gesellschaft erneut in ihren Fundamenten erschütterte.


    Wichtig ist, dass Violetta Valéry keine Prostituierte war, sie war eine Kurtisane. Das ist ein großer Unterschied und entscheidend für Verlauf und Verständnis der Geschichte dieser hinreißende Oper. Heute wird Violetta oft als kleine Hure vorgeführt, was völlig daneben geht. Kurtisanen waren in einem gewissen Sinne durchaus Damen von Ansehen, elegant, gebildet, mehrsprachig und sehr vorzeigbar. Hatten sie in ihrer Rolle ausgespielt, wurden sie nicht selten im Alter gut versorgt oder sogar ganz gut verheiratet. Violettas ist gescheitert, weil sie aus der ihr zugewiesenen Rolle ausbrechen wollte. Denn es war nicht nur Glanz bei den Kurtisanen sondern auch menschliches Elend wie wir auch bei Balzac, diesem begnadeten Chronisten des Pariser Lebens, nachlesen können.


    TRAVIATA ohne letzten Akt? Das ist ganz schön verwegen, lieber rodolfo39. Der bringt doch die Geschichte erst zu Ende. Der muss schon sein. Außerdem hat er für mein Empfinden die schönste Musik der ganzen Oper, so minimalistisch und intim er auch ist. Dieser Akt gehört für mich zum Besten, was Verdi gelungen ist. Ja, er ist ein Gipfel der gesamten Opernliteratur.


    Seinerzeit gab es zwar noch kein Aids, dafür aber die Syphilis - für Jahrhunderte eine Geisel der Menschheit. Die Angst vor Ansteckung war enorm.


    Es grüßt Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Zitat Rheingold:

    Zitat

    Dieser Akt gehört für mich zum Besten, was Verdi gelungen ist. Ja, er ist ein Gipfel der gesamten Opernliteratur.


    Richtig, Rüdiger!


    Die "Traviata" ohne letzten Akt? Es ist doch der Höhepunkt dieser Oper. Das wäre wie ein Paradiesvogel ohne Federn. :no:

    W.S.

  • TRAVIATA ohne letzten Akt? Dieser Akt gehört für mich zum Besten, was Verdi gelungen ist. Ja, er ist ein Gipfel der gesamten Opernliteratur.

    Dem kann ich absolut beipflichten. Gestern abend erst aktuell live hervorragend erlebt.
    Gerade in diesem Akt sind so viele wunderbare Stellen drin. Eine davon, die mich immer besonders berührt, ist die Stelle kurz vor dem Sterben Violettas. Die Violinen spielen das Motiv "Di quell` amor, quell` amore che palpito"... Violetta erhebt sich dazu mit letzter Kraft "E strano..." Ich gebe gerne zu, wenn ich in der richtigen Stimmung bin und die Violinen spielen dieses traurige Motiv, dann geht es einem durch und durch, es ergreift einen regelrecht. Auf diese Musik könnte ich nicht verzichten. Das ist so traurig, ergreifend, aber auch herrlich zugleich.
    Ich muß aber für mich auch sagen, so etwas schafft bei mir überwiegend fast nur die Musik von Verdi und Puccini. Genauso traurig, ergreifend und berührend schön der letzte Akt der Boheme!


    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Zitat von Crissy: Ich muß aber für mich auch sagen, so etwas schafft bei mir überwiegend fast nur die Musik von Verdi und Puccini.

    Lieber Crissy,


    da könnte ich noch eine Reihe anderer Szenen von anderen Komponisten nennen. Am traurigsten stimmt mich selbst immer die Arie des Bajazzo "Recitar..."


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

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  • Ich wollte auch nicht sagen das ich ganz auf den letzten Akt verzichten kann. Gewiss gibt es dort einige schöne Stellen, wie Violettas Arie oder das Duett Alfredo und Violetta aber er berüht michaber nicht so wie z.B. der letzte AKt von La Boheme.

  • Ich wollte auch nicht sagen das ich ganz auf den letzten Akt verzichten kann. Gewiss gibt es dort einige schöne Stellen,

    Lieber Rodolfo


    Da gibt es viele schöne Stellen. Nein, da kann man garantiert nicht drauf verzichten. Hör´nochmal in aller Ruhe hin, Du wirst es merken. Achte auf die Stelle mit den Violinen, bevor die Violetta stirbt. Das ist Gänsehaut pur.



    der letzte Akt von La Boheme.

    Ja, der ist wunderschön, aber anders schön."Ah Mimi, mia bella Mimi..." Zum Niederknien und zum Weinen ergreifend schön, vor allem mit den richtigen Interpreten (und da gibt es nur zwei!!!).


    Herzliche Grüße
    CHRISSY


    (PS.: Bei dem Sch.... kalten Wetter mit angesagten Schneeschauern fahre ich nicht, bin heute abend aber live am Fernseher, Heimsieg!!!).

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Was mir an dieser Oper so wunderbar gefällt, ist die Wahrhaftigkeit der Figuren, die alle immer wieder zweifeln, sich hinterfragen. Da gibt es nicht wirklich gut und böse, alle vereinen menschliche Eigenschaften in sich. Und so ist auch die Musik niemals plump oder vereinfachend, sondern unterstreicht immer die Vielfältigkeit der Charakteren. Da gibt es auch schon mal Momtente mit so banalen aber alltäglichen und wichtigen Gefühlen wie Beleidigtsein. Und obwohl es so lebensnah geschildert ist, ist immer Größe und Genie zu spüren.
    Eine herrliche Oper!


    Tschö
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Eigentlich ist alles gesagt, trotzdem möchte ich es noch mal selbst ausdrücken:


    Natürlich gibt es viele Opern mit großen Gefühlen, die in Arien ausgedrückt werden, aber aus meiner Sicht gibt es keine Oper die soviel davon hat. Hier nur die aus meiner Sicht besten:
    Die Doppelarie "E strano/ folie" (ich hasse es, wenn sie zerklatscht werden), die wiederstrebende Gedanken und Geühle eines Menschen darstellt.
    Die Szene Germont/ Violetta, darüber könnte ich einen Roman schreiben.
    Alfredo, Alfredo: Gefühl pur.
    Aber ohne den letzten Akt! Nein. Allein schon wenn eine gute Darstellerin den Brief liest, kriege ich Gänsehaut!


    Als Traviata-Fan suche ich immer noch meine Traumtraviata (live und nicht als Konserve). Das was mich bisher am meisten berührt hat, ist die Traviata in Hannover (ganz schlimmes Regietheater!). Beim dritten Mal konnte ich mich voll auf die Gefühle konzentrieren. Ich war kurz vor dem Heulen. Beim nächsten Mal (falls es nochmal aufgeführt wird) werde ich es wohl tun!


    Zitat eines Kritikers: "Die Netrebkos dieser Welt können sich verstecken." Er meinte hinter Nicole Chevalier!


    Es stimmt, dass Kurtisanen oder Mätressen (siehe Madame Pompadur) hohes Ansehen hatten. Anfang des Monats habe ich die Traviata in Bonn gesehen. Der Regisseur wollte das Gegenteil darstellen: Erniedrigung und Ausgrenzung! Dadurch hat er die Oper erniedrigt und ausgegrenzt. Arme Miriam Clark. Ich glaube sie wäre in einer besseren Inszenierung eine sehr gute Violetta! So leider nicht.


    Gute Nacht


    Serse

  • Als Traviata-Fan suche ich immer noch meine Traumtraviata live

    Hallo Serse


    Ich vermute mal Du meinst mit "Traum- Traviata", daß alles stimmt - Gesang, Aussehen, Darstellung, Inszenierung/ Bühnenbild, Kostüme.
    Ich kann Dich absolut verstehen. Glaube aber, das wird ein Traum bleiben, der sich in der heutigen Zeit in dieser Gesamtheit nicht erfüllen wird, leider. Die Zeiten für solchen Luxus sind vorbei.



    Zitat eines Kritikers: "Die Netrebkos dieser Welt können sich verstecken." Er meinte hinter Nicole Chevalier!

    Ja, es gibt bestimmt viele Künstler, die zwar (noch?) "keinen Namen" haben, aber durchaus erstklassig sind. Du hast ja wohl meine Beiträge über die Görlitzer Traviata gelesen und ich denke, Du wärst von unserer Gastsängerin "Antje Bitterlich" ebenso begeistert gewesen, wie ich. Sie hat mir weit besser gefallen, wie die hochgelobte Nathalie Dessay in A. e. P.



    meine Traumtraviata (live und nicht als Konserve).

    Um Deinen Traum zu verwirklichen, wird Dir wohl aber nichts anderes übrig bleiben, als auf die Konserve, hier DVD, zurückzugreifen.



    Allein schon wenn eine gute Darstellerin den Brief liest, kriege ich Gänsehaut! Ich war kurz vor dem Heulen.

    Das geht mir genauso. Es ist für mich sehr schön so etwas zu lesen. Zeigt es doch, wie sehr einen Musik, wenn alles rundum stimmig ist, emotional berühren und ergreifen kann.
    Jeder hat da natürlich auch seine bevorzugten Favoriten. Für mich ist es Mirella Freni. Sie hat nicht nur eine großartige, hervorragende Stimme. Mich überzeugt sie auch immer in ihrer gefühlvollen Hingabe in die Partie - sie lebt ihre Rolle glaubhaft!


    Hier ein besonderer Gruß von mir. Viel Freude wünscht Dir
    CHRISSY



    (PS.: Ich und so viel ich weiß, einige Freunde in unserem Forum, haben die gesamte Oper in recht guter Qualität auf DVD. Es ist eine Aufnahme von 1973. Ich glaube, alle sind sehr zufrieden damit. Noch ein Tip: Schau auch mal den Link in m. Btr. 74 im Thread "Das äußere Erscheinungsbild eines Opernsängers...").

    Jegliches hat seine Zeit...

  • [quote='Gerhard Wischniewski','index.php?page=Thread&postID=462709#post462709']Am traurigsten stimmt mich selbst immer die Arie des Bajazzo "Recitar..."]


    So kann´s gehen, wenn man Dido und Äneas nicht kennt! :no:

  • Traviata ist wie kaum eine andere Oper in ihren Emotionen stark abhängig vom Bühnengeschehen (vergleichbar mit der Boheme), da Musik und Handlung einander so ergänzen, daß einem nichts anderes übrig bleibt, als ergriffen zu sein.


    Und gerade die Traviata wird von div. Regisseuren "verunstaltet" wie kaum eine andere. In den letzten 15 Jahren habe ich nur Sch.....-Traviatas gesehen. Hier einige Beispiele:


    - vor etwa 15 Jahren in Chemnitz (mit Boris Statsenko, Svetlana Katchour und Wladimir Solodownikow - eine Traumbesetzung). Sie gipfelte darin, daß Violetta als Sozialhilfeempfängerin im letzten Akt im Krankenhaus lag, ständig eine Schwester hereinkam und ihr Spritzen gab. Unterm Bett stand ein Töpfchen, und mein einziger Gedanke war - hoffentlich geht sie nicht drauf!


    - vor etwa 10 Jahren in Halle. Überhaupt kein Bühnenbild. Beim Duett "Oh laß uns fliehen aus diesen Mauern" stand er vorn rechts an der Bühne mit Gesicht ins Publikum, sie stand hinten links und schaute in die Hinterbühne. So stellt man sich das Wiedersehen vor!


    - vor etwa 8 Jahren in Gera. Alle in schwarze Plasteklamotten gekleidet, nur Violetta in rot. Im letzten Akt lag sie vor einer Schaufensterfront auf der Straße, und hinter den Schaufenstern lief Alfred u.a. vorbei und guckten neugierig auf die sterbende Violetta. Emotion pur, beim Rausgehen sauschlechte Laune gehabt.


    Ich habe mir nicht die Mühe gemacht, mir die Regisseure zu merken.


    Und dann noch die Fernsehsendungen z.B. aus Salzburg mit der Bahnhofsuhr , aus Aix u.a. Da bleibt nur die KOnserve, z.B. die von Chrissy angesprochene mit Freni/Bonisolli, oder die aus London mit Gheorghiu/Nucci, oder aus San Francisco mit Fleming/Villazon.


    Meine letzt mich berührende Traviata habe ich 1988 in Perm am Ural gesehen. Kein Regietheater, klassisch bis zum Letzten!


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • In den letzten 15 Jahren habe ich nur Sch.....-Traviatas gesehen. Hier einige Beispiele:

    Lieber La Roche


    In Deine negativ angeführten Beispiele reiht sich meine im vorigen Jahr in der Dresdner Semperoper erlebte Traviata nahtlos ein. Da kann ich wirklich noch ganz zufrieden sein mit Görlitz und Liberec.
    Beide Inszenierungen sind bestimmt nicht das, was man sich erhofft und wünscht, aber zumindest war es keine Verunstaltung und man mußte sich nicht kopfschüttelnd grausen und ärgern.
    Freilich, die DVD mit Freni/Bonisolli, das ist Genuß pur.
    Hier stimmt Gesang, Darstellung, Inszenierung/Regie, Ausstattung, Kostüme und als Draufgabe sind beide äußerlich auch noch ein recht ansehnliches Traumpaar- für mich das Nonplusultra.


    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Lieber La Roche,


    mit Interesse habe ich Deinen Beitrag über die letzten "Traviata"-Inszenierungen gelesen. In der kommenden Saison sollen wir auch eine neue bekommen - allerdings gebraucht gekauft.
    Es soll sich um eine über 15 Jahre alte Inszenierung von Andreas Homoki handeln - aus Leipzig - 1997 war am dortigen Opernhaus Premiere. Kannst Du uns dazu etwas erzählen?


    Das ist wie bei gebrauchten Autos, man will ja etwas über die Vorgeschichte erfahren!


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald,


    mich ehrt Deine Anfrage ungemein. Keiner findet sonst so präzise und schnell bestimmte Suchanfragen heraus wie Du.


    Leider muß ich Dich enttäuschen, ich kenne die Leipziger Traviata nicht! Leipzig ist nicht mein bevorzugtes Opernhaus, ich gehe in Leipzig in erster Linie ins Gewandhaus. Tut mir leid


    Viele Grüße von La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

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  • Danke, daß ihr meine Traviata-Verfehlungen gelesen habt. Es sind nicht alle. Die von Chrissy erwähnte Dresdener Inszenierung kenne ich nicht, ich war wohl durch das Internet gewarnt.


    Aber im August 1990 war ich in Dresden in einer Traviata, an die ich mich auch noch sehr gut erinnern kann, denn


    - an diesem Tag habe ich vormittag mein erstes Westauto, einen Ford-Escort, in Empfang genommen, es war damit meine Jungfernfahrt.


    - wir hatten meiner Schwiegermutter eine Riesenfreude gemacht. Sie hat in Ende der 30-er Jahre bis zur Bombennacht in Dresden gewohnt und war Stammgast der Semperoper. Hier hat sie die großen Stars der Vergangenheit wie Cebotari, Torsten Ralph, Teschemacher, Christel Goltz, Kurt Böhme u.a. erlebt, und sie war seit der Zerstörung Dresdens nie wieder in der Semperoper. Ihre Tränen waren nur zu verständlich. Sie meinte übrigens, daß die neue Semperoper sogar schöner sei als die alte. Die Inszenierung ist mir nur noch so weit in Erinnerung, daß die Sänger enttäuschend waren und im 2.Akt eine Kissenschlacht doch an den Erwartungen vorbeischlittern ließ.


    - meine Frau hatte gerade bei Quelle in Nürnberg angefangen zu arbeiten, täglich mit Sonderbussen von Gera nach Nürnberg und zurück, in zwei Schichten! Um die lange vorher bestellten Opernkarten nutzen zu können, brauchte sie Urlaub - und anstandslos bekam sie den, als der Name Semperoper fiel. Obwohl sie gerade 2 Wochen da arbeitete!!


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Angeregt durch Haralds Frage nach der Leipziger Traviata habe ich Google machen lassen. Mit Eingabe Andreas Homoki Leipzig La Traviata habe ich viele finden können, ich bin nur zu dämlich, das in Tamino zu verlegen.


    Es ist alles in schwarz-weiß, soll aber ansonsten ganz gut gewesen sein. Ein bißchen Farbe hätte ich mir aber auch gewünscht.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Zitat von Chrissy

    Um Deinen Traum zu verwirklichen, wird Dir wohl aber nichts anderes
    übrig bleiben, als auf die Konserve, hier DVD, zurückzugreifen.

    Hallo Chrissy.


    Ich bin ja kein Freund von DVD, hoffe deshalb immer noch auf ein Liveerlebnis.


    Mirella Freni kenne ich kaum. Für mich ist der alte Zeffirelli-Film mit Teresa Stratas etwas das meinem Traum sehr nahe kommt. Darüber hinaus mag ich auch die DVD vom ROH Covent Garden mit Angela Gheorghiu und Leo Nucci von dem ich ein Fan bin.


    Angela Gheorghiu habe ich noch nicht live gesehen, dass werde ich im Sommer in London nachholen. Leider nur in La Rondine.


    Gute Nacht
    Serse