Vertonungen von Hölderlin

  • Friedrich Hölderlin ist für mich der größte Lyriker deutscher Zunge und ich habe bislang einige Scheu gegenüber der Vertonung seiner Gedichte gezeigt, weil ich solche nicht für machbar hielt und meine Ikone nicht verletzt sehen wollte durch unwürdige kompositorische Annäherungen. Nun schwanke ich seit langem, mir diese Aufnahme zuzulegen ...




    ... und will in diesem Zusammenhang aus eurem reichen Erfahrungsschatz schöpfen, welche Vertonungen ihr kennt und empfehlen könnt und ob ihr auch prinzipielle Überlegungen zu Hölderlin im Kunstlied angestellt habt.

  • Heinz Holliger *1939: Scardanelli-Zyklus für Flöte, Orchester und Chor.
    (komponiert zwischen 1975-1991)


    Aurel Nicolet, Flöte; London Voices, Ensemble Modern, Heinz Holliger, Edwards


    Es sei gleich zu Beginn vermerkt, bei dieser Musik handelt es sich um schwere Kost: Chor- und Orchestermusik, modern und kompromisslos. Die Hörschnipsel des Werbepartners geben einen vagen Eindruck, was den Hörer erwartet. Vertont hat der schweizerische Oboist, Dirigent und Komponist Heinz Holliger Gedicht-Texte, die Friedrich Hölderlin (1770-1843) im Turmzimmer in Tübingen nach 1807 während seiner zweiten Lebenshälfte verfasst hatte. Scardanelli nennt sich der Zyklus, weil Hölderlin sich in seiner Abkehr von der Welt so nannte. Ausgezeichneter Booklet-Text.


    Ich hatte das Werk im Konzert erlebt. Es ist eine meiner berührendsten musikalischen Erfahrungen.
    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Vertont hat der schweizerische Oboist, Dirigent und Komponist Heinz Holliger Gedicht-Texte, die Friedrich Hölderlin (1770-1843) im Turmzimmer in Tübingen nach 1807 während seiner zweiten Lebenshälfte verfasst hatte. Scardanelli nennt sich der Zyklus, weil Hölderlin sich in seiner Abkehr von der Welt so nannte. Ausgezeichneter Booklet-Text.

    Danke für diesen schönen Hinweis! Natürlich muss man einschränkend hinzufügen, wie du selbst schon sagst, dass es sich hier um die Texte handelt, als Hölderlin bereits geistig umnachtet im Tübinger Turm bei Ernst Zimmer festsaß, und die zwar noch das eine oder andere interessante Kleingedicht aufweisen, aber natürlich nicht mehr mit dem erschütternden Werk der gewaltigen Hymmen, Oden, Elegien oder den nahezu perfekten kleineren Formen (wie "Hälfte des Lebens") zu vergleichen sind, um die es mir bei den angesprochenen Vertonungen hauptsächlich geht.

  • Hölderlin Vertonungen, die ich im Internet gefunden habe:


    Peter Cornelius: Sonnenuntergang (1862)
    Johannes Brahms: Schicksalslied op. 54 (1868/71) auf ein Gedicht aus dem „Hyperion”
    Karl Emil Kauffmann: Die Nacht op. 16, für Solo, Chor und Klavier (1884)
    Richard Strauss: Drei Hymnen für Gesang und Orchester op. 71 Hymne an die Liebe. Rückkehr in die Heimat, Die Liebe
    Alphons Diepenbrock: Die Nacht (1911)
    Hans Pfitzner: 4 Lieder op. 29; (Nr. 1: Abbitte)
    Josef Matthias Hauer: Fünf Lieder op. 40 Nr. 1 (Der Vulkan) (1925)
    Max Reger: Kantate: An die Hoffnung op. 124
    Paul Hindemith: Sechs Lieder nach Gedichten von Friedrich Hölderlin für Tenor und Klavier (1933/35)
    Viktor Ullmann: "Hölderlin-Lieder" (1943/44) im Konzentrationslager Theresienstadt komponiert
    Hermann Reutter: Drei Lieder nach Gedichten von Friedrich Hölderlin op. 67 (1947)
    Hanns Eisler: Ernste Gesänge für Bariton und Streicher
    Friedrich Komma: Die Liebe (1954)
    Ernst Ludwig Leitner: Elegien nach Texten von Friedrich Hölderlin, Georg Trakl und Ludwig Christoph Heinrich Hölty für Sopran, Oboe und Harfe, daraus Nr. 1, 2, 3 (Elegie, An die Parzen, Hälfte des Lebens)
    Hans Werner Henze: Kammermusik 1958 über die Hymne „In lieblicher Bläue” (1958)
    Bruno Maderna: Hyperion. Lirica in forma di spettacolo (1964)
    Benjamin Britten: Sechs Hölderlin Fragmente op. 61
    Paul Geilsdorf: Sprüche des Lebens für Chor op. 69
    Heinz Holliger: Scardanelli-Zyklus (1975–1991)
    Giselher Klebe: Drei Lieder nach Hölderlin op. 74 (1975/76)
    Wolfgang Rihm: Drei Hölderlin-Gedichte (Abbitte; Hälfte des Lebens; An Zimmern) (1976/77)
    Luigi Nono: Fragmente – Stille, An Diotima. Streichquartett (1979)
    Hans Zender: Hölderlin Lesen I/II (1979/87)
    Wolfgang Fortner: Vier Gesänge nach Worten von Hölderlin (An die Parzen, Hyperions Schicksalslied, Abbitte, Geh unter, schöne Sonne)
    Heinz Holliger: Turm-Musik (1984)
    Friedrich Cerha: Acht Sätze nach Hölderlin Fragmenten (1995)
    Wilhelm Killmayer: „Hölderlin-Lieder”' 1. Zyklus (1982/1985), UA:1986; 2. Zyklus (1983–1985) UA:1987
    Hans Zender: „denn wiederkommen” Hölderlin Lesen III (1991)
    Nicolaus A. Huber: An Hölderlins Umnachtung (1992)
    György Ligeti: Drei Phantasien nach Friedrich Hölderlin (Hälfte des Lebens, Wenn aus der Ferne, Abendphantasie)
    Paul Hersant: Lebenslauf, Sechs Melodien für Sopran und Instrumentenensemble, (1992)
    Jörg-Peter Mittmann: … dem All-Einen (1995), szenische Collage pantheistischer Texte
    Georg Friedrich Haas „Nacht” (1996), Kammeroper in 24 Bildern
    Lars-Henry Nysten: Vier Fantasiestücke für Klavier und Sopranstimme nach Friedrich Hölderlin (Gestalt und Geist, Diotima, Empedokles, An die Parzen)
    Warnfried Altmann „Der blinde Sänger” (1998), Komposition für gemischten Chor, a cappella
    Hans Zender: „Mnemosyne – Hölderlin lesen IV” für Frauenstimme, 2 Violinen, Bratsche, Cello und Tonband, UA:2000
    Alessandro Solbiati: Hölderlin-Lieder (2000)
    Thomas Schubert: Landschaften, Zyklus nach Gedichten von Friedrich Hölderlin für hohe Singstimme und Klavier


    Hier noch ein Hinweis auf diese Einspielung der Werke von Johannes Brahms, Richard Strauss, Max Reger, Wolfgang Rihm.

    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




    3 Mal editiert, zuletzt von moderato ()

  • Meine Lieblingsvertonungen von Hölderlin-Gedichten sind die vier Hölderlin-Gesänge von Wolfgang Fortner, besonders "Abbitte" und "Geh unter, schöne Sonne" - Dietrich Fischer-Dieskau hat das ganz wunderbar eingesungen. :)




    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

    2 Mal editiert, zuletzt von Stimmenliebhaber ()

  • Danke für diesen schönen Hinweis! Natürlich muss man einschränkend hinzufügen, wie du selbst schon sagst, dass es sich hier um die Texte handelt, als Hölderlin bereits geistig umnachtet im Tübinger Turm bei Ernst Zimmer festsaß, und die zwar noch das eine oder andere interessante Kleingedicht aufweisen, aber natürlich nicht mehr mit dem erschütternden Werk der gewaltigen Hymmen, Oden, Elegien oder den nahezu perfekten kleineren Formen (wie "Hälfte des Lebens") zu vergleichen sind, um die es mir bei den angesprochenen Vertonungen hauptsächlich geht.


    Was mich am Gedicht "Hälfte des Lebens" berührt, ist der Umstand, dass es 1805 in Hölderlins 35. Lebensjahr publiziert wurde, also ziemlich genau in seiner Lebensmitte. Er wurde 73 Jahre alt.


    Hälfte des Lebens


    Mit gelben Birnen hänget
    Und voll mit wilden Rosen
    Das Land in den See,
    Ihr holden Schwäne,
    Und trunken von Küssen
    Tunkt ihr das Haupt
    Ins heilignüchterne Wasser.


    Weh mir, wo nehm’ ich, wenn
    Es Winter ist, die Blumen, und wo
    Den Sonnenschein,
    Und Schatten der Erde?
    Die Mauern stehn
    Sprachlos und kalt, im Winde
    Klirren die Fahnen.


    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Lieber Yorick,


    vielen Dank für den Thread. Ein Thema, das auch mich sehr interessiert.


    Beisteuern möchte ich den Hinweis auf eine nicht-musikalische Vertonung, die du als Hörbuchfreund aber vielleicht auch schon kennst: Hölderlin-Gedichte, gelesen von Bruno Ganz. Wobei - "nicht-muskalisch"? Bei Ganz wird Hölderlins Lyrik ebenso zu Musik wie wenn Peter Lühr Eichendorff liest. Für mich eine der schönsten Aufnahmen des Labels ECM.



    Ergänzen möchte ich ebenfalls noch, dass sich in der Samstagsausgabe der FAZ Hölderlins Gedicht "Achill" abgedruckt findet, zusammen mit einer Deutung von Frieder von Ammon: "Sein leidenschaftlich flehendes, von Liebesschmerz und pantheistischer Naturfrömmigkeit gleichermaßen erfülltes Gebet, mit dem die Elegie endet, ist ein erschütternder Hilferuf: Sollte seine Bitte um eine "Sänftigung" des Leids nicht erhört werden, dann, fürchtet er, wird seine Seele vor der Zeit verstummen, dann wird es ihm nicht mehr gelingen, Abend für Abend seinen "frommen Gesang" anzustimmen, den Göttern zu danken. Was hier anklingt, ist die Angst des Dichters vor der Sprachlosigkeit, seine Angst, auch das noch zu verlieren, was ihm das Wichtigste ist: die Fähigkeit zu dichten" (FAZ, 8.12.2012, Z4)

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."




  • Eines der ganz wenigen absolut vollkommenen lyrischen Gebilde deutscher Sprache und dass die kürzere Form eher vollkommen sein kann als die lange, scheint mir evident, eine Frage der dichterischen Spannkraft!


    · schlicht und ohne Patos
    · Lebenskrise wird in die Symbolik der Naturerfahrung übertragen und vermittelt so eindringlich ein Daseinsgefühl
    · nicht zu komplex und zu gedankenschwer
    · keine Chiffren oder schwer entschlüsselbare mythische Metaphern
    · zwei antithetische Strophen: sommerliche Erfüllung – winterliche Erstarrung
    · im Sommer findet alles Getrennte zueinander, im Winter Disharmonie, Trennung, Abweisung: Lebendiges versus Totes, Sprechendes versus Sprachloses
    · erste Strophe voller Attribute, zweite Strophe jener bar
    · erste Strophe ein lebendiger, schwingender Satz, zweite zerbricht in zwei schroffe Teile (vergleiche Zeichensetzung)
    · erste Strophe: Ich geht in Harmonie (Einheit von Objekt und Subjekt) auf, in der zweiten tritt es hervor und steht allein und verzweifelt
    · Oxymoron „heilignüchtern“ im Verbund mit „trunken“verweist auf Lebens- und Dichtungsentwurf – Sommer ist auch Landschaft der Poesie, Winter die graue Wirklichkeit
    · Kunst heißt ja, die Nüchternheit in der Begeisterung nicht zu verlieren: Nietzscheanisch gesprochen der Ausgleich von dionysischen und apollinischen Elementen
    · hier sind die Schwäne das zentrale Symbol: sie verbinden Land und See, vereinigen alles in sich und verkörpern (also Topos schon lange in der alteuropäischen Tradition) die reine Poesie, Sangestum und heilige Dichterpriester
    · die Winterstrophe steht also auch für das Unpoetische, das Sprachlose
    · etc.



    Das Gedicht funktioniert also auf mehreren Ebenen: Es schildert auf den ersten Blick bloß eine Erscheinung der Natur und ihre Wandlung, dann aber wird das persönliche Element des sprechenden Individuums in den Focus gestellt und schließlich entwickelt sich so etwas wie eine Poetologie. Aufbau und Form korrespondieren diesen inhaltlich-thematischen Aspekten, Semantik und Sprache, Metaphern- und Bildreichtum. Das ist alles nahezu perfekt, stimmt überein, verschränkt sich, harmoniert und stößt sich ab, gebiert unendliche Bezüge und Assoziationen, die sich ununterscheidbar miteinander vermengen.



    Wie sollte es möglich sein, ein solches Gedicht zu komponieren und die Musik nicht nur Begleitschutz sein zu lassen? Wie wäre es möglich, diesen Text als ein Kunstlied noch zu erhöhen und ein Gesamtkunstwerk auf höherer Ebene zu schaffen. Texte wie diese führten mich zur Frage aus dem anderen Thread Das deutsche Kunstlied - große Musik auf schlechte Texte?, ob sich schlechte Texte besser vertonen ließen …

  • Lieber hasiewicz, ich denke, ich müsste alle greifbaren Hörbücher zu Hölderlin (die von Brückner gesprochenen bei parlando, die von Quadflieg der DG, die von Axel Grube von onomato, von Rainer Unglaub und vielen anderen) haben, auch diese hier von Bruno Ganz, die ganz hervorragend ist. Meine absolute Lieblingsaufnahme aber ist die hier von Mathias Wieman:



    Zwar sehr pathetisch und dem klassischen Sprechtheater verhaftet; aber man vergleiche sein "Brot und Wein" mit dem von Bruno Ganz ...

  • Johannes Brahms: Schicksalslied op. 54 (1868/71) auf ein Gedicht aus dem „Hyperion”

    Lieber moderato, ich brauche noch eine Weile, um allen deinen Hinweisen nachzugehen. Daher zu Beginn zu dem sehr bekannten Stück hier: Findest du die Vertonung gelungen? Ich halte nämlich wie bei der "Nänie" die Musik für gut, aber nicht stimmig zum Text. Ein Befund, den ich bei der "Alt-Rhapsodie" nicht stellen würde; die finde ich gelungen. Da hätten wir also Hölderlin, Schiller und Goethe! Widersetzt sich bei Brahms Hölderlin der Vertonung?

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Hat zwar ein paar Stunden Arbeit gekostet; aber ich hoffe, es lohnt sich! :)


    Peter Cornelius: Sonnenuntergang (1862)

    Hier mit drauf:


    Zitat

    Johannes Brahms: Schicksalslied op. 54 (1868/71) auf ein Gedicht aus dem „Hyperion”

    Tausendfach; ich habe unter anderem:


    Zitat

    Karl Emil Kauffmann: Die Nacht op. 16, für Solo, Chor und Klavier (1884)

    nicht gefunden


    Zitat

    Richard Strauss: Drei Hymnen für Gesang und Orchester op. 71 Hymne an die Liebe. Rückkehr in die Heimat, Die Liebe

    Sicher hier:



    Und bestimmt auch hier:



    Zitat

    Alphons Diepenbrock: Die Nacht (1911)

    Zitat

    Hans Pfitzner: 4 Lieder op. 29; (Nr. 1: Abbitte)

    Auf der 4.CD


    Zitat

    Josef Matthias Hauer: Fünf Lieder op. 40 Nr. 1 (Der Vulkan) (1925)

    nicht gefunden


    Zitat

    Max Reger: Kantate: An die Hoffnung op. 124



    Zitat

    Paul Hindemith: Sechs Lieder nach Gedichten von Friedrich Hölderlin für Tenor und Klavier (1933/35)


    Sicher noch auf anderen Lied-CDs

    Zitat

    Viktor Ullmann: "Hölderlin-Lieder" (1943/44) im Konzentrationslager Theresienstadt komponiert


    Zitat

    Hermann Reuther: Drei Lieder nach Gedichten von Friedrich Hölderlin op. 67 (1947)

    nicht gefunden


    Zitat

    Hanns Eisler: Ernste Gesänge für Bariton und Streicher


    Zitat

    Friedrich Komma: Die Liebe (1954)

    Zitat

    Ernst Ludwig Leitner: Elegien nach Texten von Friedrich Hölderlin, Georg
    Trakl und Ludwig Christoph Heinrich Hölty für Sopran, Oboe und Harfe,
    daraus Nr. 1, 2, 3 (Elegie, An die Parzen, Hälfte des Lebens)

    Hier?



    Zitat

    Hans Werner Henze: Kammermusik 1958 über die Hymne „In lieblicher Bläue” (1958)


    Zitat

    Bruno Maderna: Hyperion. Lirica in forma di spettacolo (1964)


    Zitat

    Benjamin Britten: Sechs Hölderlin Fragmente op. 61

    Und wieder hier:



    Zitat

    Paul Geilsdorf: Sprüche des Lebens für Chor op. 69

    nicht gefunden


    Zitat

    Heinz Holliger: Scardanelli-Zyklus (1975–1991)


    Zitat

    Giselher Klebe: Drei Lieder nach Hölderlin op. 74 (1975/76)

    Hier?




    Zitat

    Wolfgang Rihm: Drei Hölderlin-Gedichte (Abbitte; Hälfte des Lebens; An Zimmern) (1976/77)

    nicht gefunden (auf komischen Samplern wie bei Klebe; u.a. mit DFD, sind aber andere Hölderlingedichte drauf)

    Zitat

    Luigi Nono: Fragmente – Stille, An Diotima. Streichquartett (1979)




    Zitat

    Hans Zender: Hölderlin Lesen I/II (1979/87)

    nicht gefunden


    Zitat

    Wolfgang Fortner: Vier Gesänge nach Worten von Hölderlin (An die Parzen,
    Hyperions Schicksalslied, Abbitte, Geh unter, schöne Sonnen


    Hier mit drauf?



    Natürlich hier:


    Zitat

    Heinz Holliger: Turm-Musik (1984)

    nicht gefunden

    Zitat

    Friedrich Cerha: Acht Sätze nach Hölderlin Fragmenten (1995)

    nicht gefunden

    Zitat

    Wilhelm Killmayer: „Hölderlin-Lieder”' 1. Zyklus (1982/1985), UA:1986; 2. Zyklus (1983–1985) UA:1987


    Zitat

    Hans Zender: „denn wiederkommen” Hölderlin Lesen III (1991)

    nicht gefunden

    Zitat

    Nicolaus A. Huber: An Hölderlins Umnachtung (1992)


    Zitat

    György Ligeti: Drei Phantasien nach Friedrich Hölderlin (Hälfte des Lebens, Wenn aus der Ferne, Abendphantasie)

    Zitat

    Paul Hersant: Lebenslauf, Sechs Melodien für Sopran und Instrumentenensemble, (1992)


    Zitat

    Jörg-Peter Mittmann: … dem All-Einen (1995), szenische Collage pantheistischer Texte

    nicht gefunden


    Zitat

    Georg Friedrich Haas „Nacht” (1996), Kammeroper in 24 Bildern


    Zitat

    Lars-Henry Nysten: Vier Fantasiestücke für Klavier und Sopranstimme nach
    Friedrich Hölderlin (Gestalt und Geist, Diotima, Empedokles, An die
    Parzen)

    nicht gefunden

    Zitat

    Warnfried Altmann „Der blinde Sänger” (1998), Komposition für gemischten Chor, a cappella

    nicht gefunden

    Zitat

    Hans Zender: „Mnemosyne – Hölderlin lesen IV” für Frauenstimme, 2 Violinen, Bratsche, Cello und Tonband, UA:2000


    Zitat

    Alessandro Solbiati: Hölderlin-Lieder (2000)

    nicht gefunden


    Zitat

    Thomas Schubert: Landschaften, Zyklus nach Gedichten von Friedrich Hölderlin für hohe Singstimme und Klavier

    nicht gefunden

  • Hermann Reutter habe ich (bzw. die Autokorrektur des Computers) falsch geschrieben. Ich muss auf der Hut sein, dass keine Fehler geschehen. (Als ich Reutter soeben geschrieben habe, wurde es durch den Computer in th verbessert.) Es geht die dringende Bitte an die Moderatoren, besagten Fehler in meinem Beitrag 4 zu korrigieren. Vielen Dank!


    Der Dank geht auch an Yorick für die viele Arbeit der Recherche nach erhältlichen Aufnahmen. Ich denke, interessierte Musiker, vor allem Sänger und Sängerinnen, erhalten in diesem Thread Hinweise ihr Repertoire zu erweitern. Der Hörer kann sich ebenso informieren.


    Ich habe mir meine Hölderlin-Bände wieder hervorgeholt und lese mit grossem Vergnügen laut Hölderlins Gedichte.


    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Der Dank geht auch an Yorick für die viele Arbeit der Recherche nach erhältlichen Aufnahmen. Ich denke, interessierte Musiker, vor allem Sänger und Sängerinnen, erhalten in diesem Thread Hinweise ihr Repertoire zu erweitern. Der Hörer kann sich ebenso informieren.

    Keine Ursache, ich habe es ja auch für mich gemacht! Ich denke jedenfalls, dass schon die ersten Recherchen zeigen, dass es gar nicht so einfach ist, an Vertonungen von Hölderlin heranzukommen; neben wenigen sehr bekannten Sachen (Brahms) findet man viel Entlegenes und spärlich fließen die Quellen im Vergleich zu anderen Dichtern ohnehin. Schon bevor ich also alle Aufnahmen, so weit ich sie erstehen kann, im Detail analysiere; kristalliert sich meines Erachtens bereits der Befund heraus, dass der neben Goethe bedeutendste deutsche Lyriker (ich zitiere als Eideshelfer gleich Stefan Zweig "Der Kampf mit dem Dämon", dort das erste Kapitel zu Hölderlin; damit es nicht wieder heißt, ich überspitze) deutlich weniger Beachtung bei den klassischen Liedkomponisten gefunden hat als andere mittelmäßigere Lyriker.



    Zitat

    Ich habe mir meine Hölderlin-Bände wieder hervorgeholt und lese mit grossem Vergnügen laut Hölderlins Gedichte.

    Herrlich! Wenn du "Brot und Wein" auswendig kannst, sprechen wir es zu zweit ein! :jubel:

  • Sachen gibt es! Ich bestelle jenes:




    Die Post bringt heute jenes:



    Hatte ich aber auch noch nicht, was bei Bruckner eigentlich kaum möglich ist ...



  • Lied 1: Viktor Ullmann: Abendphantasie


    Überzeugt mich leider überhaupt nicht; die weibliche Singstimme passt meines Erachtens überhaupt nicht zum Gedicht; Musik und Text nicht kongruent. Diesen schönen Bilder, eigentlich schon untypisch für Hölderlin, diese Hinwendung vom konkreten Tag zum Alter an sich; das alles ist herrlich gemacht - aber ob Wagner oder Strauß hier die richtigen Wegweiser sind?



    Der Text:



    Friedrich Hölderlin: Abendphantasie (1799)


    Vor seiner Hütte ruhig im Schatten sitzt
    Der Pflüger; dem Genügsamen raucht sein Herd.
    Gastfreundlich tönt dem Wanderer im
    Friedlichen Dorfe die Abendglocke.


    Wohl kehren izt die Schiffer zum Hafen auch,
    In fernen Städten, fröhlich verrauscht des Markts
    Geschäft'ger Lärm; in stiller Laube
    Glänzt das gesellige Mahl den Freunden.


    Wohin denn ich? Es leben die Sterblichen
    Von Lohn und Arbeit; wechselnd in Müh und Ruh
    Ist alles freudig; warum schläft denn
    Nimmer nur mir in der Brust der Stachel?


    Am Abendhimmel blühet ein Frühling auf;
    Unzählig blühn die Rosen und ruhig scheint
    Die goldne Welt; o dorthin nehmt mich,
    Purpurne Wolken! und möge droben


    In Licht und Luft zerrinnen mir Lieb und Leid! -
    Doch, wie verscheucht von höriger Bitte, flieht
    Der Zauber; dunkel wird's und einsam
    Unter dem Himmel, wie immer, bin ich -


    Komm du nun, sanfter Schlummer! zu viel begehrt
    Das Herz; doch endlich, Jugend! verglühst du ja,
    Du ruhelose, träumerische!
    Friedlich und heiter ist dann das Alter.






    Mich persönlich erinnert das immer ein wenig an das spätere Gedicht von Georg Trakl, wurde das eigentlich vertont?


    Georg Trakl: Verklärter Herbst


    Gewaltig endet so das Jahr
    Mit goldnem Wein und Frucht der Gärten.
    Rund schweigen Wälder wunderbar
    Und sind des Einsamen Gefährten.


    Da sagt der Landmann: Es ist gut.
    Ihr Abendglocken lang und leise
    Gebt noch zum Ende frohen Mut.
    Ein Vogelzug grüßt auf der Reise.



    Es ist der Liebe milde Zeit.
    Im Kahn den blauen Fluß hinunter
    Wie schön sich Bild an Bildchen reiht -
    Das geht in Ruh und Schweigen unter.

  • Lied 2: Victor Ullmann: Der Frühling


    Auch hier völliges Unverständnis meinerseits, was die musikalische Anlage angeht; da passt aber auch nichts zur Intention des Textes. Das kann nur mit den Umständen der Entstehung zusammenhängen, allerdings frage ich mich dann, warum der Komponist dann nicht andere Texte von Hölderlin gewählt hat. Ich würde mich über Meinungen freuen der Kunstliedkenner hier, vielleicht gehe ich falsch heran, vielleicht stimmt aber auch meine These; aber nach zwei Liedern wäre ein solcher Befund wirklich verfrüht.


    Hölderlin hat übrigens mehrere Gedichte des Titels "Der Frühling" geschrieben!


    Der Text:


    Friedrich Hölderlin: Der Frühling


    Wenn auf Gefilden neues Entzücken keimt
    Und sich die Ansicht wieder verschönt und sich
    An Bergen, wo die Bäume grünen,
    Hellere Lüfte, Gewölke zeigen,


    O! Welche Freude haben die Menschen! froh
    Gehn an Gestaden Einsame, Ruh und Lust
    Und Wonne der Gesundheit blühet,
    Freundliches Lachen ist auch nicht ferne.

  • Zur ersten Vertonung zwei weitere motivisch verwandte Trakl-Gedichte:



    Georg Trakl: Ein Winterabend


    Wenn der Schnee ans Fenster fällt,
    Lang die Abendglocke läutet,
    Vielen ist der Tisch bereitet
    Und das Haus ist wohlbestellt.


    Mancher auf der Wanderschaft
    Kommt ans Tor auf dunklen Pfaden.
    Golden blüht der Baum der Gnaden
    Aus der Erde kühlem Saft.


    Wanderer tritt still herein;
    Schmerz versteinert die Schwelle.
    Da erglänzt in reiner Helle
    Auf dem Tische Brot und Wein.





    Georg Trakl: Verfall


    Am Abend, wenn die Glocken Frieden läuten,
    Folg ich der Vögel wundervollen Flügen,
    Die lang geschart, gleich frommen Pilgerzügen,
    Entschwinden in den herbstlich klaren Weiten.


    Hinwandelnd durch den dämmervollen Garten
    Träum ich nach ihren helleren Geschicken
    Und fühl der Stunden Weiser kaum mehr rücken.
    So folg ich über Wolken ihren Fahrten.


    Da macht ein Hauch mich von Verfall erzittern.
    Die Amsel klagt in den entlaubten Zweigen.
    Es schwankt der rote Wein an rostigen Gittern,


    Indes wie blasser Kinder Todesreigen
    Um dunkle Brunnenränder, die verwittern,
    Im Wind sich fröstelnd blaue Astern neigen.

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose

  • Auch auf dieser hier gezeigten CD findet man vier von Wilhelm Killmayer vertonte Hölderlin-Texte:


    In lieblicher Bläue
    Der Mensch
    Die Wolken
    Griechenland


    Den meisten Raum nimmt mit gut zehn Minuten das Stück »In lieblicher Bläue ein«, das ein längeres Vorspiel hat, bis die Singstimme einsetzt und das Nachspiel gestaltet sich noch wesentlich länger. Von extremer Kürze ist »Wie Wolken« (1:33), wo die Singstimme nur einen Auftritt von wenigen Sekunden hat.
    Der Tenor Christoph Prégardien hat diese Lieder mit dem Ensemble Kontraste, einer Gruppe von zehn Instrumentalisten, eingespielt und dafür recht gute Kritiken bekommen, die Ausführung durch Prégardien wird vom „Opernglas“ sogar als »gar ideal« bezeichnet.

  • Der Tenor Ian Bostridge singt begleitetet von Antonio Pappano:

    Benjamin Britten (1913-1976): Six Hölderlin Fragments Op. 61


    Menschenbeifall
    Die Heimat
    Sokrates und Alcibiades
    Die Jugend
    Hälfte des Lebens
    Die Linien des Lebens
    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928