Joseph Boulogne Chevalier de Saint Georges
geb. ca. 1739 auf der Insel Goudeloupe in der Karibik, gest. 1799 in Paris.
Saint Georges gehört sicherlich zu den schillernsten Figuren der Revolutionsepoche und des Musiklebens des ausgehenden 18. Jahrhunderts.
Man nennt ihn auch "Mozart Noir" da er Sohn einer Sklavin gewesen ist.
Sein Vater war ein ehemaliger Stadtrat in Metz der in Karibik eine Plantage hatte.
Chevalier de Saint Georges
Über seine musikalische Ausbildung ist nichts bekannt, man spricht davon, dass er wohl von einem gewissen Platon unterrichtet worden sei.
Seine Jugend verbrachte er auf einer Plantage auf der Insel St. Domenique bis seine Familie 1749 nach Paris übersiedelte.
Kaum älter als 10, wurde er Schüler von La Boessière, dem berühmten Meister der Waffen. Am 8. September 1766 konnte er zum ersten Mal seine Fechtkunst präsentieren, und obwohl er unterlag prophezeite ihm sein Gegner, das er einmal zum besten Fechter Europas werden sollte - und er sollte recht behalten.
Man vermutet er habe Violinunterricht bei Leclair und Gossec erhalten, ob das stimmt ist aber nicht sicher. Jedenfalls verbrachte er vornehmlich die Zeit mit sportlichem Training, dem Fechten.
1769 jedoch trat er seine erste musikalische Stellung an - er wurde Violinist des "Concert des Amateurs" welches von Gossec geleitet wurde. Spätestens hier muß er enge berufliche Beziehungen zu Gossec und den anderen Komponisten der Stadt Paris geknüpft haben.
1772 debütierte er schon als Solist, 1773 übernahm Gossec das Concert Spirituel, Saint Georges wurde Leiter des Concerts des Amateurs.
1775 wurde er von Marie Antoinette als ihr Musikdirektor berufen, kurze Zeit später ernannte ihn König Louis XVI zum Leiter der Pariser Oper.
Marie Antoinette
1777 gab er mit "Ernestine" sein Operndebut an der Comediè Italiènne und Madame de Montesson (die heimliche Gattin des Herzogs von Orlèans) bat ihn um einige private Konzerte.
Er erhielt von ihr die Leitung der Jagdgesellschaft des Herzogs.
Saint Georges wurde zum Liebling der Salons, allein sein exotisches Aussehen muß Marie Antoinette und ihre Hofdamen angezogen haben. Denn bekanntermaßen war die Königin für alles ungewöhnliche Empfänglich.
1785 ging er jedoch nach London um wieder bei Schaukämpfen aufzutreten
1787 kehrte er erneut nach Paris zurück um dort wieder musikalisch tätig zu sein.
Das Concert des Amateurs war indess wegen ständiger Finanznot aufgelöst worden. Saint Georges gründete das "Concert de la Loge Olympique".
Und hier begab sich etwas, weshalb der Name Saint Georges eventuell noch geläufig sein könnte: Er führte mit diesem Orchester Haydns 6 Pariser Simphonien auf.
Diese Orchester war sehr beliebt und muß nicht nur ein akustischer Genuß gewesen sein, denn die Mitglieder trugen alle hellblaue Seidenanzüge und begeisterten durch ihre Eleganz.
Mit dem Sohn des Herzogs von Orlèans, dem späteren Philippe Egalité verband ihn eine Freundschaft, mit ihm sollte er zweimal England besuchen.
1789 brach die Revolution aus und das kulturelle Leben brach in Paris zusammen. Sechs Monate danach wurde auch das "Concert de la Loge" aufgelöst und Saint Georges ging erneut nach England.
Sturm auf die Bastille
Auch diesmal verdiente er sich seinen Lebensunterhalt mit Schaukämpfen - er hatte sogar die Gelegenheit vor dem Prinzen von Wales zu kämpfen.
1790 kehrte er wieder nach Frankreich zurück und schloss sich einer Truppe von Musikern und Schauspielern an, welche durch Nordfrankreich reiste.
In Lille wurde er Hauptmann der Nationalgarde.
Im Sommer 1792 stellte er die Légion Nationale du Midi auf, allerdings hatte diese Truppe keine militärischen Erfolge zu verbuchen und so wurde Saint Georges seines Kommandos enthoben und wanderte für 18 Monate ins Gefängnis.
Als er entlassen wurde, er durfte sich seiner alten Legion nicht mehr nähern, führte er erstmal ein Vagabundenleben im revoltierenden Frankreich.
Er schien zu etwas Geld gekommen zu sein und verließ Frankreich.
Für einige Zeit kehrte er nach St. Domenique zurück, doch hielt es ihn dort nicht und so kehrte er 1797 nach Paris zurück.
Dort arbeite er für kurze Zeit als Leiter eines neu gegründeten Orchesters "Cercle l'Harmonie".
Letzendlich hatte er zur Musik zurückgefunden, 1799 starb er in Paris.
Sein musikalisches Werk ist nicht allzugroß, was wohl an seinem mehr als bewegten Leben lag.
Die meisten seiner Instrumentalwerke sind in Paris zwischen 1772 und 1779 erschienen.
Hauptsächlich Violinkonzerte, Quartette und konzertante Simphonien.
Eventuell sollte man sich mal Gedanken darüber machen das Leben dieses Mannes zu verfilmen
Mittlerweile sind einige der Kompositionen dieses bemerkenswerten Mannes auf CD erschienen - hier einige sehr schöne Aufnahmen:
Saint-Georges - Violinkonzerte
Qian Zhou / Toronto Camerata / Mallon
Naxos
Saint-Georges - Violinkonzerte
Takako Nishizaki / Cologne Chamber Orchestra / Müller-Brühl
Naxos
Mozart Noir
Chevalier de Saint-Georges
Tafelmusik / Lamon