Die Eröffnung dieses Threads ist der Tatsache geschuldet, dass der in der Tamino-Abteilung „Literatur“ am 14.September von Harald Kral gestartete Thread „Vor 195 Jahren geboren: Theodor Storm“ einen - für mich unerwartet – starken und höchst erfreulichen Zuspruch gefunden hat, der leider inzwischen wieder abgeklungen ist. Im Thread „Quellen der Freude“ wurde dann allerdings doch noch einmal Storms Lyrik zitiert, so dass auf großes Interesse daran geschlossen werden darf.
Also dachte ich:
Vielleicht ist es ja sinnvoll, eine thematische Verknüpfung des Literaturforums mit dem Liedforum herzustellen, hier einige Lieder auf Gedichte von Theodor Storm vorzustellen und auf diese Weise noch einen Beitrag zur dimensionalen Ausweitung und Vertiefung des Themas „Theodor Storm“ zu leisten. Denn Lieder auf Storms Lyrik bringen ja zum Ausdruck, wie der jeweilige Komponist sie gelesen und ihre lyrische Botschaft verstanden hat. Wobei besonders interessant sein dürfte, wenn man verschiedene Vertonungen nebeneinanderstellt, was in einigen wenigen Fällen versucht werden soll.
Storms Lyrik wohnt ein ausgeprägt musikalischer Ton inne. Georg Lukács meinte, ihr eigne „ein unsagbar feiner, tiefer und unbeirrbar sicherer musikalischer Klang“. Storm selbst sagt von ihr, in ihr solle „eine Menschenseele ihr Innerstes rein und voll aussprechen“. Und das trifft ihr Wesen sehr genau. Storms Gedichte lesen sich als ganz direkte, unreflektierte und ursprünglich bildhafte Selbst-Aussprache der menschlichen Seele.
Viel treffender hat dies Thomas Mann zum Ausdruck gebracht. Er sagt über Storms Gedichte:
„In dieser …Lyrik steht Perle fast neben Perle, und es ist darin, auf Schritt und Tritt, eine bebende Konzentrationskraft der Lebens- und Empfindungsaussage, eine Kunst der Formung zum Einfachen, die in bestimmten Fällen unfehlbar immer wieder, so alt man wird, und sooft man etwas davon wieder liest oder sich vorspricht, dies Sich-Zusammenziehen der Kehle, dies Angepackt-Werden von unerbittlich süß und wehem Lebensgefühl bewirkt…“. Typische Wendungen, mit denen er Storms Lyrik charakterisiert sind: „Noble Einfachheit“, „sensitive Vergeistigung“ und „Extremismus der Gemüthaftigkeit“. Sie treffen allesamt das Wesen der Lyrik Storms sehr genau.
Storm war selbst Musiker, gründete Chöre, die er dirigierte, und spielte Klavier. Im Husumer Storm-Museum sind mehr als 2500 Vertonungen seiner Gedichte archiviert. Dennoch kennt sie kaum jemand, und das ist eigentlich höchst bedauerlich, denn es sind recht bedeutende Liedkompositionen darunter. Auf einige soll hier eingegangen werden.
Es gibt eine schöne und aus meiner Sicht hörenswerte CD-Produktion, die insgesamt 28 Storm-Lieder bietet:
„Songs after Poems by Theodor Storm“. Ulf Bästlein, Bariton / Charles Spencer, Piano. Erschienen 2003 bei Musikproduktion Dabringhaus und Grimm.
Die CD ist, wenn ich richtig informiert bin, noch im Handel erhältlich.
Die folgenden Beiträge wollen nur einen Einblick in diese CD geben. Es ist nicht beabsichtigt – und wohl auch nicht sinnvoll – alle dort zu findenden Storm-Vertonungen hier zu besprechen. Ausgewählt wurden besonders jene Gedichte, von denen Mehrfachvertonungen vorliegen.