Dvořák: Te Deum op. 103 — Eine spätromantische Wucht

  • "Das Te Deum ist wohl für die Feier der Zerstörung Wiens und Berlins durch die Böhmen gedacht und scheint mir dafür auch recht geeignet." — Johannes Brahms


    Dieses nette Zitat soll einleitend dastehen, um das wahrlich pompöse Te Deum von Antonín Dvořák treffend zu beschreiben. Entstanden ist op. 103 im Jahre 1892 anlässlich der 400-Jahr-Feier der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus, dem es der Komponist auch mit den Worten "komponiert zu Ehren des Gedenkens an Kolumbus" widmete. In kaum einer Woche standen die Skizzen, binnen eines Monats war das Werk bereits vollendet.


    1. Satz: Allegro moderato, maestoso (Chor); Un poco meno mosso (Sopran und Chor)
    2. Satz: Lento maestoso (Bass); Un poco più mosso (Chor)
    3. Satz: Vivace (Chor)
    4. Satz: Lento (Sopran/Chor; Sopran/Bass); Poco più mosso (Chor)


    Der Aufbau zeigt eine Orientierung eher an einer weltlichen Symphonie denn an einem geistlichen Werk. Überhaupt ist es ein sehr ungewöhnliches Te Deum, das bereits sehr feierlich mit Paukendonner beginnt. Stellenweise mutet die Komposition fast barock an. Das Finale ist an Prachtentfaltung kaum zu toppen. Man merkt, dass der streng katholische Dvořák nicht einfach etwas komponierte, sondern dass er zutiefst von dieser Lobpreisung Gottes überzeugt war. Für mich ist das nur etwa 20-minütige Werk mittlerweile schon mein liebstes Te Deum.


    Die empfehlenswerteste Aufnahme ist m. E. jene von Smetáček aus dem Jahre 1970. Sehr gut auch Neumann 1984, allerdings würde ich im direkten Vergleich ersteren bevorzugen.


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões