Buffo und Soubrette in der Operette

  • Das „klassische“ Buffopaar, wie wir es heute kennen, gab es in der sog. „klassischen“ Ära der Operette in den ersten Jahrzehnten noch gar nicht. Wir finden zwar vereinzelt den Tenorbuffo wie etwa den Menelaus in der „Schönen Helena“ oder den Mydas in der „Schönen Galathée“, aber ohne die entsprechende Soubrette als Partnerin. Und ebenso treten Soubretten, in erster Linie gar Koloratursoubretten, ohne festen Partner auf, so die Handschuhmacherin Gabrielle in „Pariser Leben“ und als bekannteste von allen, die Adele in der „Fledermaus“. Es gibt daneben aus heutiger Sicht ungewöhnliche Paarungen: So ist der einfache Soldat Fritz in der „Großherzogin von Geroldstein“ ein Tenor, der zwar von der Sopranisten, eben der Großherzogin, heftig umworben wird, er ist aber und bleibt mit der Soubrette, dem Mädchen Wanda, liiert. Das erste Buffopaar gibt es dann 1882 im „Bettelstudent“ mit Jan und Bronislawa. Und 1891 spielt ein Buffopaar sogar die Hauptrolle, nämlich Christel und Adam im „Vogelhändler“, merkwürdig dabei ist allerdings, dass die Beiden kein Duett zusammen singen.


    Der furiose Start in die sog. „silberne“ Ära der Operette mit der „Lustigen Witwe“ kommt noch ganz ohne Buffopaar aus. Das erste mir bekannte Buffopaar aus dieser Epoche findet sich in Leo Falls „Dollarprinzessin“ aus dem Jahre 1907. Diese Paar bestreitet eine Nebenhandlung, auf die man hätte ebenso verzichten können. Das kindisch-kindliche Getue dieses Paares, das als Parodie auf die sich selbst auferlegte Geschwisterehe gedacht ist, wird dann zum stereotypen Vorbild für viele weitere Operetten dieses Zeitalters. Von nun an darf das Buffopaar in kaum einer weiteren Operette mehr fehlen und entsprechend dem genannten Vorbild sind deren Nebenhandlungen meist nur lose mit der eigentlichen Handlung verknüpft.


    Mir persönlich haben die Buffonummern früher immer gut gefallen, heute im gesetzteren Alter sind sie mir meist zu albern. Es gibt aber einige, die mir immer noch gefallen, hier eine kleine Auswahl:


    • Wir bummeln durchs Leben (Graf von Luxemburg)
      Louis Quators so hieß der König (Der liebe Augustin)
      Kleine Etelka (Ungarische Hochzeit)
      Fräulein bitte wollen Sie Shimy tanzen (Bajadere)
      Ich bin die Lilli vom Ball (Rose von Stambul)
      Jede Frau geht so gerne mal zum Tanztee (Glückliche Reise)
      Gräfin dazu bin ich zu vornehm (Lieselott)
      Theaterluft, Theaterluft (Lockende Flamme)
      Künstlerball bei Kroll (Lockende Flamme)
      Im Salon zur blauen Pagode (Land des Lächelns).


    Ich möchte die wenigen hier verbliebenen Operettenliebhaber hiermit aufrufen, ihre Lieblingsnumern zu nennen.


    :) Uwe

  • Hallo, Uwe!


    Diese Sängerin war für mich die ideale Verkörperung einer Operetten-Soubrette. Schöne Stimme, gutes Aussehen und hervorragendes Tanzen, sie beherrschte alles. Auf dieser CD sind eine Menge Soubrettenlieder vereint, die ich besonders gerne höre. Natürlich gehört "Wir bummeln durchs Leben" aus dem GRAF VON LUXEMBURG dazu.

    W.S.

  • Da darf natürlich das Paar Mascha - Iwan aus dem Zarewitsch nicht fehlen:


    "Was mir einst an Dir gefiel - Schatz heut abend komm ich zu Dir" - eine richtige Oase in dieser eher melancholischen Operette.


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Für mich unschlagbar: Die beiden Buffopaare aus Kalmans "Gräfin Mariza" und "Czardasfürstin" !!!


    Früher gab es noch die Sparte "Tanzbuffo", das machte das ganze noch eine Klasse besser (wenn sie's gut machen). Leider wie so manches Gute verschwunden. In Wien hatten wir dafür Guggi Löwinger und Erich Kuchar. Und dann kam da nichts mehr ....



    Liebe Grüße


    Erich

  • Was ich gerne höre und mir spontan einfällt: Aus der Operette PAGANINI "Mit den Frau´n auf du und du". Ein musikalisch ansprechendes Duett.





    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Ich vermisse hier auch etwas mehr Interesse. Dann will ich noch mal:


    Aus DER VETTER AUS DINGSDA: "Onkel und Tante, das sind Verwandte" oder aus DER LIEBE AUGUSTIN: "Heinerle, was machst du da".


    Dies sind zwei köstliche Operetten-Buffopartien.





    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • In Ermangelung weiterer Beiträge möchte ich noch anführen: "Mausi, süß warst du heute Nacht" aus VICTORIA UND IHR HUSAR. Auch ein immer wieder gern gehörtes Duett.

    W.S.

  • Zitat

    Das „klassische“ Buffopaar, wie wir es heute kennen, gab es in der sog. „klassischen“ Ära der Operette in den ersten Jahrzehnten noch gar nicht.


    Das halte ich allerdings eher für einen Zufall, denn in der "komischen Oper" - die ja in vielen Fällen eine veritabel Vorstufe der Operette darstelt war dieses Paar oft schon vorhanden: Ich beziehe mich hier zum Beispiel auf das Buffopaar "Peter Iwanow - Marie" aus der Oper "Zar und Zimmermann" - welche sehr viele Züge der "klassischen Operette " aufweist.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich überblicke die Theatergeschichte nicht, aber ein "Buffo-Paar" im weiteren Sinne, also ein Paar, das in irgendeinem Sinne den "hohen Ton" des hauptsächlich zu verbindenden Paares konterkariert, sei es mit Lebensklugheit oder Komik, hat eine sehr lange Tradition. Beatrice und Benedict in Shakespeare's "Much Ado about Nothing" wäre ein klassisches Beispiel.
    Im Musiktheater: Blonde und Pedrillo in Mozarts Entführung; hier passt auch, dass es die Diener des Hauptpaares sind.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Der furiose Start in die sog. „silberne“ Ära der Operette mit der „Lustigen Witwe“ kommt noch ganz ohne Buffopaar aus.


    Das ist aber wohl Interpretationssache. Ich finde sogar, dass sie eines der musikalisch anspruchvollsten und auch dankbarsten Buffopaare beinhaltet, und zwar Valencienne / Camille de Rossillon!


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • Zitat

    Das ist aber wohl Interpretationssache. Ich finde sogar, dass sie eines der musikalisch anspruchvollsten und auch dankbarsten Buffopaare beinhaltet, und zwar Valencienne / Camille de Rossillon!


    Das kann man natürlich auch so sehen. Nur dass dieses Buffo-Paar schon ein größeres Kaliber als die herkömmlichen Buffo-Sänger es sind, sein muß. Ich denke an die dort vorkommende Tenorpartie "Wie eine Rosenknospe", die schon einen guten lyrischen Tenor verlangt. Buffos wie Harry Friedauer oder Willi Hofmann wären dort wohl etwas überfordert. Aber als, wie geschrieben, anspruchsvolle Buffo-Partie kann man dieses Paar schon bezeichnen.

    W.S.

  • So gesehen, hat es immer schon Buffo-Paare gegeben.



    Ja, die kommen doch schon ab dem 16. Jahrhundert in der berühmten "Commedia dell’arte" vor ("buffoni") - wie z. B. "Harlekin und Columbine" .


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zitat

    Original von Theophilus
    Das ist aber wohl Interpretationssache. Ich finde sogar, dass sie eines der musikalisch anspruchvollsten und auch dankbarsten Buffopaare beinhaltet, und zwar Valencienne / Camille de Rossillon!


    Laut meinem Operettenführer ist Camille de Rossillon ein Tenor, Valencienne wahlweise eine Sopranistin oder Soubrette. Das für die Silberne Ära der Operette "typische", oft auch stereotype Buffopaar, das ich meinte, bestreitet eine oftmals fast eigenständige Nebenhandlung und bildet beispielsweise beim späten Lehár das komische Gegengewicht zur oft seelenüberladenen Haupthandlung. Dies alles trifft meiner Meinung nach auf die Lustige Witwe nicht zu.


    :) Uwe

  • Ich habe mich bisher mit Opern im Zusammenhang mit diesem Thema noch nicht befasst. Opern sind ja nicht gerade mein Spezialgebiet, obwohl ich die hier angeführten Beispiele natürlich kenne. Aber einwenden möchte ich doch:
    Papageno ist lt. Opernführer ein Bariton und Papagena ein Sopran. Ebenso sind Peter Iwanow und Marie für Tenor bzw. Sopran geschrieben.


    Mir ging es bei dem Thema nicht nur um das Buffoeske als Charaktere sondern eben auch um die für die Stimmlagen des Buffotenors und der Soubrette bzw. Koloratursoubrette geschriebenen Rollen bzw. Musiktitel.


    Dennoch finde ich es gut, das Thema auch spartenübergreifend zu behandeln.


    :) Uwe

  • Da ich neben der Oper auch gerne Operette höre, fallen mir noch einige Buffo-Duette ein. Z. Bsp. aus WIENER BLUT "Wünsch´gut´n Morgen, Herr von Pepi... Draußt in Hietzing...
    und aus DAS LAND DES LÄCHELNS "Meine Liebe, deine Liebe".

    W.S.

  • Hier noch zwei Beispiele, die man üblicherweise zu den Buffonummern zählt, in Wirklichkeit aber Duette zwischen Tenor und Soubrette bzw. Sopran und Tenorbuffo sind, beide von Emmerich Kálmán:


    • "Machen wir's den Schwalben" nach aus "Die Czardasfürstin"
    • "Komm mit nach Varaszdin" aus "Gräfin Mariza"


    :pfeif: Uwe

  • Hallo, Uwe!


    Gerade im Player Operetten-Duette. Dabei ein gutes Beispiel von Sopranistin und Tenorbuffo. Aus DIE KAISERIN von Leo Fall "Mir hat heute Nacht von ein´Tanzerl geträumt". Gesungen von Lucia Popp und Harry Friedauer.





    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Hallo Wolfgang,


    das gehört zur Zeit zu meinen Lieblingsstücken von Leo Fall und ich habe es vor noch nicht langer Zeit erstmals entdeckt.


    Viele Grüße


    Uwe :)

  • Ich habe diesen alten Thread wieder aufgewärmt, weil ich ein Zitat wiederentdeckt habe, das meinen Ausführungen im ersten Beitrag entspricht:


    Zitat

    aus: Franz Lehár und die Unterhaltungsmusik im 20. Jahrhundert von Stefan Frey
    Der Preis dieser dramaturgischen Schablone war zum einen das Schwinden von Handlungsmomenten aus den Musiknummern, sie wurden meist in den Dialog verlegt, und zum anderen der Verlust komischer Konflikte durch die zunehmende Funktionslosigkeit des zweiten Paares, das dennoch für Witz zu sorgen hatte. Diese Konzeption eines zweiten Paares, dem ersten nur noch als Staffage beigesellt, taucht prototypisch zum ersten Mal in Der Graf von Luxemburg und Zigeunerliebe auf, um fortan als sogenanntes Buffopaar stereotyp alle Wiener Operetten zu durchtanzen. Valencienne und Camille in der Lustigen Witwe hatten noch ihre eigene, selbstständige Geschichte, die im zweiten Finale effektvoll mit der Hannas und Danilos verwoben war.


    In einem irrt allerdings der Autor. Das erste so konzipierte Buffopaar fand ich in Leo Falls Dollarprinzessin, die schon zwei Jahre vor dem Graf von Luxemburg uraufgeführt wurde.


    :) Uwe

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