ein gefeierter Wagner-Tenor: Manfred Jung

  • Er stand immer im Schatten der Sänger mit den großen Namen.

    Manfred Jung, deutscher Tenor, * 9.7.1940 Oberhausen.
    War 1970–73 Chorist in Bayreuth, begann als Solist in Kaiserslautern und Dortmund und gehört seit 1977 der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf an.
    Mit seiner Verpflichtung nach Bayreuth als Siegfried für die Jubiläumsinszenierung des Ring des Nibelungen 1976 eröffnete sich ihm eine große Karriere als Wagner- Tenor. Sang seither ständig in Bayreuth, gastierte an den großen europ. Bühnen, auch in Chicago, und wurde 1980 an die New Yorker Metropolitan Opera verpflichtet.
    Neben Siegfried, Tristan, Erik, Loge, Stolzing, Siegmund, Parsifal gehören auch Max, Florestan und Don José in sein Repertoire. Übernahm zu Beginn der 90er-Jahre auch Charakterpartien, Mime in Bayreuth, daneben ist er auch als Dirigent tätig.



    Seit Jahren widmet Manfred Jung sich der Förderung junger Musiker; er ist seit ca. 2005 künstlerischer Leiter der „Junge Musiker-Stiftung“, die in Bayreuth den „Cantilena Gesangswettbewerb“ durchführt. Hier sollen Nachwuchssänger verschiedener Kategorien (Oper, Konzert, Operette) gefördert werden.


    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Nicht als Wagner-Sänger, sondern als Waldemar in Schönbergs "Gurre-Lieder" hat Manfred Jung bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen, wenngleich eher als Darsteller denn als stimmschöner Sänger.


    Näheres kann man hier nachlesen.


    Mit seiner engagierten Rollengestaltung fügt sich Jung quasi als primus inter pares in das sehr gute Sängerensemble ein. Jedem Liebhaber der "Gurre-Lieder" sei diese Aufnahme wärmstens ans Herz gelegt:


    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Mit seiner Verpflichtung nach Bayreuth als Siegfried für die Jubiläumsinszenierung des Ring des Nibelungen 1976 eröffnete sich ihm eine große Karriere als Wagner- Tenor.


    Da bin ich etwas skeptisch. 1976 hat auf jeden Fall René Kollo den Siegfried gesungen. Jung dürfte diese Rolle erst ab 1977 auf der Bayreuther Bühne verkörpert haben.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hier die offizielle Liste der Bayreuth-Auftritte von Manfred Jung:


    Mitwirken in Bayreuth:
    Jahr: Oper: Rolle:
    1998 Siegfried - Mime
    1998 Das Rheingold - Mime
    1997 Siegfried - Mime
    1997 Das Rheingold - Mime
    1996 Siegfried - Mime
    1996 Das Rheingold - Mime
    1995 Siegfried - Mime
    1995 Das Rheingold - Mime
    1994 Siegfried - Mime
    1994 Das Rheingold - Mime
    1986 Götterdämmerung - Siegfried
    1986 Das Rheingold - Loge
    1985 Götterdämmerung - Siegfried
    1985 Das Rheingold - Loge
    1984 Siegfried - Siegfried
    1984 Götterdämmerung - Siegfried
    1983 Siegfried - Siegfried
    1983 Götterdämmerung - Siegfried
    1983 Das Rheingold - Loge
    1981 Parsifal - Parsifal
    1980 Parsifal - Parsifal
    1980 Siegfried - Siegfried
    1980 Götterdämmerung - Siegfried
    1979 Götterdämmerung - Siegfried
    1979 Siegfried - Siegfried
    1979 Parsifal - Parsifal
    1978 Götterdämmerung - Siegfried
    1978 Parsifal - Parsifal
    1977 Götterdämmerung - Siegfried
    1977 Parsifal - Parsifal


    Auszug aus dem Jahrbuch der Bayreuther Festspiele (Aufführungs-Datenbank)


    Näheres hier: http://www.bayreuther-festspie…db/personen/161/index.htm


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald!


    Zunächst einmal bitte ich um Entschuldigung für diese Antwort auf den von Dir eingeleiteten Thread. Wie immer finde ich es außerordentlich verdienstvoll, wie Du Dich Sängern widmest, die leicht vergessen werden, wie häufig habe ich Schwierigkeiten mit dem Titel "ein gefeierter Wagner-Tenor". Ein verlässlicher und oft eingesetzter Wagner-Tenor? Mit Sicherheit ja (siehe Deinen Auszug aus der Bayreuther Datenbank). Aber "gefeiert"? Nun, da denke ich an einige Bayreuther Premieren zurück (war es im Hall-Ring?), wo Wolfgang Wagner nach Buhrufen schon in der Pause vor Beginn des nächsten Aufzugs vor den Vorhang trat und mit Absage drohte.


    Aus meiner Sicht hat Manfred Jung die Gunst der Stunde genutzt, zum ersten nach Kollos Absage (Chéreau-Ring), dann nach Goldbergs Ausbootung im Hall-Ring. Natürlich war er ein verlässlicher Sänger, der vor allem durch seine unbekümmerte Darstellung für sich einnahm. Seine Stimme habe ich immer als unschön empfunden, eher passend für Partien wie Loge oder Mime denn für das Heldentenor-Fach. Also ein Charaktertenor im Helden-Fach! Sicher könnte man jetzt einwenden, dass ein Sänger, der von 1977 bis 1998 immer wieder nach Bayreuth engagiert worden war, kein schlechter gewesen sein kann. Dem würde ich widersprechen, dass Bayreuth immer auf Sänger angewiesen war, die jederzeit einsetzbar waren. So kam Hermin Esser zum Tannhäuser, so kam Manfred Jung zum Siegfried!


    Nichts für Ungut!
    Peter

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  • Hallo Peter,


    ich bin dir sehr dankbar für deinen Beitrag, denn nun kann ich mir einen ähnlich angedachten sparen. Harald geht mitunter ob seiner vielen Recherchen und der Sammelwut der Überblick verloren bzw. das vergleichende Hören abhanden...



    :hello: LT

  • Jürgen Kesting hat seinen Siegfried in den großen Sängern Band 1 Seite 228 auch nicht gefeiert, sondern wies eher auf erhebliche stimmliche Defizite, was die Klangentfaltung der Stimme bei dramatisch wichtigen musikalischen Stellen anbelangt, hin.
    Und wenn mich meine Erinnerung nicht allzusehr trügt, gab es in den Jahren zwischen 1990 und 2000 was Wagner Tenöre auf dem grünen Hügel anbelangt nicht sehr viele Momente, wo einem nach Feiern zu mute war.
    Bei Wolfgang Schmidt ( Siegfried bis 2004 ) zum Beispiel, packte einen eher das nackte grauen.


    Und was den Vorwurf Harald gegenüber anbelangt, ihm entginge der Überblick beim vergleichenden Hören.
    Manchmal würde es schon genügen sich die Aufnahmen eines Sängers / einer Sängerin (sagen wir so ca. zu 50 %) noch einmal zu vergegenwärtigen bevor man einen Threat eröffnet, dann blieben einem so manche peinliche Rückbesinnungseröffnung im fortlaufenden Thread (Kommentar im Booklet verlassen, bei der Einschätzung einer Stimme. Sorry aber da verlasse ich mich in erste Linie auf meinen eigenen Geschmack und nicht auf den eines verlagsbezahlten Hymnenschreibers) erspart.

  • Liebe Freunde, ich kann beim besten Willen aus Haralds Texten keine Überbewertung von Manfred Jung heraus lesen. Harald trägt lediglich Fakten zusammen und zitiert Quellen. Das ist ungemein verdienstvoll. Die Überschrift zu diesem Thread ergibt sich für mich aus dem einschlägigen Material. Ich bin bin ganz erstaunt, welch beachtliche Karriere Jung mit dieser trockenen Stimme hinlegen konnte. Ich mochte ihn nie. Aber sein Erfolg beruhte in erster Linie auf dem Mangel an Konkurrenz. In Bayreuth dürfte er vor allem deshalb genommen worden sein, weil es keinen anderen gab. Und sicher war er auch pflegeleicht, was auf dem Grünen Hügel oft noch mehr geschätzt wurde als eine gute Stimme. Peter hat andere Beispiele genannt.


    Und sollte Wolfgang Wagner wirklich in einer offiziellen Vorstellung mit Abbruch gedroht haben, weil ein Sänger nicht gut ankam? Ich kenne das persönlich aus Generalproben, wo derartige Bekundungen als verpönt galten. Schließlich waren dort die Zuschauer Gäste der Festspielleitung. Und Gäste haben sich nun mal "anständig" zu benehmen. Sonst brauchten sie gar nicht erst zu erscheinen.


    Warum sollte Manfred Jung keinen eigenen Thread haben sollen? Ein Thread an sich ist doch noch keine Würdigung, kein Denkmal. Geht man mal die ganzen Sängerlisten durch hier in Thread, dann müsste man, gemessen an solcher Herangehensweise, manchen Namen streichen. Es geht doch zunächst immer erst einmal um Information.


    Herzliche Grüße von Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • LIebes Rheingold!


    Du sprichst mir aus der Seele, es geht um Informationen.
    Und gerade hier liegt doch der Hund begraben, der Informationsgehalt tendiert wie leider bei Harald in vielen Fällen gen Null.
    Kein Wort darüber wie die Stimme geklungen hat.
    Es wird kein relativierender Vergleich mit anderen Sängern angestellt die zur selben Zeit diese Rollen gesungen haben, um die Stimme einigermaßen einordnen zu können.
    Stattdessen Hymen über Hymnen, die bestenfalls irgendwann denn wieder vom Autor relativiert werden müßen ( was für den betroffenen bzw. besprochenen dann auch wiederum nicht sehr schmeichelhaft ist ), weil eben bei der Vorrecherche (sofern diese Überhaupt stattfand )zu diesem Thread starke Versäumnisse nicht mehr von der Hand zu weisen sind.
    Informationen die einem einen guten Einblick über Tonträger verschaffen könnten, um sich ein Bild zu machen, welche Aufnahmen verfügbar sind oder waren, werden bestenfalls irgendwann vom ihm einmal Nachgereicht, sofern überhaupt.


    Dem Autor liegen diese Informationen doch vor, so dürfte es doch ein leichtes sein den Text von Kutsch Riemens einzukopieren ( wurde auch schon des öfteren von ihm gemacht, dauert bestenfalls 10 Sekunden), zusammenzustreichen ( vielleicht 5 Minuten ), Ommer (Aufnahmenverzeichnis) einzukopiern ( wiederrum 10 Sekunden ) hinzu kommt jetzt die Endkontrolle ob sich Herr Ommer nicht irgentwo geirrt haben könnte (10 Minuten) und eine eigene Bewertung der Stimme ( dazu müßte man sich diese natürlich noch einmal Vergegenwärtigen ( schreibzeit 10 Minuten, Hörzeit, vielleicht 2 Stunden oder weniger, jenachdem wie lange man für eine eigene Einschätzung braucht und unterm Strich haben wir dann ein Porträt mit einem Informationsgehalt mit dem man etwas anfangen kann.

  • Wieso reicht es nicht einfach bei den Überschriften bei den Dirigenten und Sängern den Namen zu nennen ? Und ich denke mal das Harald schon genau überlegt was er schreibt und sich vorher informiert.

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  • In diversen Ring-Zyklen war Manfred Jung auch in Stuttgart zu erleben. So hatte ich das "Vergnügen", ihn als Loge, Siegmund, Siegfried I und II zu erleben sowie in der Titelrolle einer Tristan-Aufführung in den Achtzigern.
    Als schön habe ich seine Stimme nie empfunden, auch seine Bühnenerscheinung war oft etwas hölzern-tapsig. Als Siegmund z.B. war ihm da Peter Hofmann Meilen voraus.
    Was ihm aber immer Respekt abnötigte, war seine Zuverlässigkeit und sein Stehvermögen. Das hat ihm auch letztlich die Plätze auf den hochkarätigen Besetzungslisten eingebracht. Um die Spezies der schön singenden Wagnerhelden ist es eben nicht so gut bestellt.


    Haralds Titulierung als gefeierter Wagner-Tenor kann dennoch bestehen bleiben. Oft wurde er dafür gefeiert, daß er als Einspringer in letzter Minute eine Vorstellung gerettet hat. Das sollte man nicht gering schätzen.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Jetzt muß man sich sogar für seine Formulierungen rechtfertigen - aber man kann sich seine Mit-Forianer nicht aussuchen.... :no:
    Der von mir zitierte Text von Rudolf Hermes stammt von den Festivitäten "100 Jahre Opernhaus Duisburg" und ist natürlich lokalpatriotisch gefärbt.



    Wieso darf ein Publikum einen der "ihren" - den Kumpel hier aus dem Ruhrgebiet - bei seinen Auftritten nicht feiern? Ich kenne Manfred Jung persönlich und habe ihn oft hier auf der Bühne gesehen - nicht unbedingt mit Wagner, wer mich kennt weiß, dass ich mit dem nichts anfangen kann - sondern z.B. als Max im Freischütz oder als Florestan im Fidelio, von dem ich einen schönen Mitschnitt besitze (mit Hildegard Behrens und Peter Mever unter Peter Schneider). Da muß er keinen Vergleich mit anderen Tenören scheuen - und das Publikum weiß das lautstark zu schätzen.

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Passend zum Thema flattert mir heute der Mitschnitt dieses Konzert ins Haus:


    SIEGFRIED WAGNER CONCERT


    01. Sonnenflammen: Fridolins Abschied
    Manfred Jung

    02. Bruder Lustig: Ballade der Urme (2.Akt)
    Ortrun Wenkel

    03., 04. Der Friedensengel: Szene der Mita mit Chor der Nonnen (2.Akt)
    Sabine Hass

    05. Herzog Wildfang: Szene des Einhart (2.Akt)
    Klaus Hirte

    06. Sternengebot: Monolog des Helferich
    Manfred Jung

    07. Schwarzschwanenreich: Duett Hulda - Liebhold (2.Akt)
    Sabine Hass, Manfred Jung

    08. Das Flüchlein, das jeder mitbekam: Schlussszene
    Sabine Hass, Ortrun Wenkel, Manfred Jung, Friedrich Lenz, Klaus Hirte

    Münchner Runfunkchor
    Münchner Rundfunkorchester
    conducted by HEINZ WALLBERG
    Munich 1980


    Nun bin ich aber gespannt, ob sich mein ehr gespaltenes Verhältnis zu Manfred Jung auch bei Siegfried Wagner bestätigt.


    Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Heute hat Manfred Jung, der am 9. Juli 1940 geboren wurde, Geburtstag. Zu seinem Ehrentage habe ich aus meiner Sammlung dies ausgesucht:



    Manfred Jung feiert heute seinen 75. Geburtstag.


    Herzlichen Glückwunsch!


    Willi :jubel::jubel::jubel::jubel::jubel:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Wie ich der heutigen Presse entnehmen musste, ist Manfred Jung am Karfreitag nach langer Krankheit in Essen gestorben.
    Auf der Bühne konnte ich ihn als Siegmund sowie als beide Siegfriede und als Tristan erleben.


    Große Bekanntheit erlangte er durch seine Mitwirkung beim Bayreuther Jahrhundertring von Patrice Chéreau.


    Ruhe in Frieden!

    Freundliche Grüße Siegfried

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