Im Rahmen meiner Arbeit in Bezug auf das Themenverzeichnis "Singstimmen" ist mir erst mals bewusst geworden, wie arm die heutigen Sänger in Beziehung auf Tonaufnahmen doch sind - und letztlich natürlich auch das Publikum.
Enrico Caruso, Adelina Patti, Nellie Melba, Louisa Tetrazzini, Benjamin Gigli, Toti dal Monte -alle noch dem Schellackzeitalter oder sogar jenem der akustischen Aufnahmen (Trichter, statt Mikrophon - etwa bis 1925) - sie alle können auf eine reiche Ausbeute an Konservierungen ihrer Kunst verweisen. Das gilt in ebensolchem Maße für die Künstler deren Aufnahmen dem "edlen Mono" - ca 1950-58 zugerechnet werden müssen. Als dann die Schallplatten so gut wie verfärbungsfrei Stimmen aufzeichnen konnten - noch dazu im Stereoverfahren, wo ein Teil der realen oder künstlichen Räumlichkeit des Aufnahmeraumes mit konserviert werden konnte - da gab es kein Halten mehr. Jeder Sänger, egal welcher Stimmlage, egal welcher Qualitätsklasse wurde der Nachwelt durch seine Aufnahmen erhalten - zumindest solange bis die Aufnahmen mangels Nachfrage gestrichen wurden, und seither in den Archiven verschimmeln - so sie nicht generell entsorgt wurden.
Wie dem auch sei - Es gab Aufnahmen, und alles was interessant erschien wurde - mehr oder weniger gekauft und bei den Sammlern gelagert. - So mancher schwärmt noch heute von seinem Lieblingssänger - auch wenn dieser niemals für die goldene Palme des Gesanges nominiert wurde. Und er kann seinen persönlichen Star immer wieder aus dem Plattenschrank holen und anhören.
Heute wird in Bezug auf Aufnahmen ein weitaus strengerer Maßstab angelegt.
Aufnahmen werden nur von Stimmen erster Qualität gemacht !!!
Nein - das ist nicht wahr - weit gefehlt - man verzeiche diesen boshaften Scherz.
Aufnahmen werden nur gemacht, wenn sie ins Marketing. Konzept des produzierenden Labels passen.
Da achtet man auf das Herkunftsland, auf die erotische Ausstrahlung, die jugendlichkeit, und etlioches mehr - und das nicht nur bei Vertretern des weiblichen Geschlechts. Auch die Kostenfrage spielt meist eine Rolle, weshalb der Nachwuchs scheinbar nur aus bestimmten Ländern kommen darf.
Aber auch bei den Etabliert wird gespart wo es geht. Wir sehen es bei Sängern wie Salvatore Licitra und Deon van der Walt (weiter Beispiele gäbe es sicher genügend) Das Vermächtnis ist- gemessan an ihrer Bedeutung und Länge der Karriere doch eher kärglich.
Und der Trend setzt sich fort. Auch von Stimmen, die auf Zuneigung des Publikums und der Kritik stiessen werden nur zu besonderen Anlässen auf Konserve gebannt. Studioaufnahmen von Opern sind etwas, das weitgehend der Vergangenheit angehört. Man muß sich mit bearbeiteten "Live-Mitschnitten" bescheiden, die natürlich ihre Probleme haben.
Wenn der Trend anhält, dann werden wir vor der traurigen Tatsache stehen, daß Sänger - auch wenn sie erfolgreich waren - der Nachwelt nur mehr durch wenige Aufnahmen in Erinnerung gerufen werden - wenn überhaupt.
mit freundlichen Grüßen aus Wien
Alfred