Welche Dirigenten und Orchester, ggf. auch Chöre und Solisten, haben euch in diesem Jahrtausend in Livekonzerten bisher am meisten begeistert?

  • Die Idee zu diesem Thread überkam mich während der Olympischen Spiele, und ich dachte mir, es wäre doch mal ganz interessant, welche Konzertmusiker sich im ganz persönlichen Olymp der Taminos befinden, die regelmäßig in Konzerte gehen. Die Beurteilung von Opernaufführungen schließe ich dabei konsequent aus, weil ich nicht einen neuen Regie/Antiregietheater-Tread aufmachen möchte und weil ich auch nicht der Richtige dafür bin. Voraussetzung für die Nennungen ist, dass ihr wirklich in diesen Konzerten wart.


    Jeder, der sich an diesem Thread beteiligen will, darf bis zu zehn Gruppierungen nennen: Orchester, Dirigent, u.u. Chor und Gesangssolisten, u.u. Soloinstrumentalisten, und jeder darf durchaus auch mehrere Werke dieser Gruppierungen nennen, die er (sie) in einem oder mehreren Konzerten gehört und gesehen hat. Es ist auch nicht schlimm, wenn euch einzelne Werk nicht mehr einfallen.
    Um das Ganze auch vom Umfang her einzuschränken, habe ich mich auf dieses Jahrtausend beschränkt, das ja erst knapp 12 Jahre währt und von daher auch schon die jüngeren Taminos anspricht.


    Eine Wertung wie z. B. beim Medaillenspiegel der Olympischen Spiele ist nicht erforderlich. Dennoch möchte ich nach einer gewissen Zeit, die ganz vom Fortgang und der Beteiligung des Threads abhängt, eine Liste der meisten Nennungen abgeben, was ja dann doch einen etwaigen Überblick über die Vorlieben der Taminos erlaubt.


    Um euch ein Bild davon zu geben, wie ich mir das Ganze denke, will ich euch eine erste, meine, Zehneraufstellung abgeben:


    1. Günter Wand, NDR-Sinfonie-Orchester, Schubert: Sinfonie Nr. 8, Bruckner: Sinfonie Nr. 9 (Schleswig-Holstein-Musikfestival), Lübeck);


    2. Paavo Järvi, Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, Hillary Hahn, Violine, Schumann: Sinfonie Nr. 4, Mendelssohn: Violinkonzert (Schleswig Hosltein-Musikfestival, Kiel);


    3. Ivan Fischer, Concertgebouw Orkest Amsterdam, Maria Joao Pires, Klavier, u.a. Mozart, Klavierkonzert Nr. 23 A-dur KV 488 (Philharmonie Essen);


    4. Christian Thielemann, Staatskapelle Dresden, Bruckner, Sinfonie Nr. 8 (Philharmonie Essen);


    5. Sir Simon Rattle, Berliner Philharmoniker, Mahler: Sinfonie Nr. 3, 4, 5, 8 (Berliner Philharmonie), Nr. 7 (Kölner Philharmonie), mit Alfred Brendel: Haydn: Sinfonie Nr. 88, Mozart: Klavierkonzert Nr. 24 c-moll KV 491, Brahms, Sinfonie Nr.1 (Berlin);


    6. Jonathan Nott, Deutsches Sinfonie-Orchester Berlin, Mahler, Sinfonie Nr. 2 (Essener Philharmonie);


    7. Valery Gergiev, Orchester des Marinsky-Theaters, Mahler: Sinfonie Nr. 9 (Schleswig Holstein Musikfestival, Lübeck);


    8. Gustavo Dudamel, San Francisco Symphony, Mahler: Sinfonie Nr. 9 (Kölner Philharmonie);


    9. Mariss Jansons, Berliner Philharmoniker, Chor des Bayerischen Rundfunks: Verdi: Requiem (Berliner Philahrmonie);


    10. Zubin Mehta, Israel Philharmonic, Beethoven: Sinfonie Nr. 8, Prokofieff: Capriccio espagnol, Dvorak: Sinfonie Nr. 9 (Schleswig Holstein-Musikfestival, Lübeck);


    Ich hätte noch mehr nennen können, die mir auch gegenwärtig waren, habe mich aber auf diese beschränkt.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Da ich keine Aufzeichnungen mache, kann ich den Zeitpunkt nicht mehr ermitteln, aber zu besonderen Ereignissen gehörte


    1. Eine Missa Solemnis von Herreweghe, mit einen ganz jungen Chor, der fabelhaft dieses schwierige Werk bewältigte
    2. Der Beethoven-Zyklus mit der Kammerpilharmonie Bremen in der Bonner Beethovenhalle (gibt es als DVD)
    3. Frau Kermes mit einem Barock-Programm in der Bremer Glocke
    4. Ebenda ein Haydn-Mozart-Konzert mit Norrington und dem europäischen Kammerorchester
    5. Eine Cosi von Rhorer mit herrlichen Solisten, u.a. Andreas Wolf (herrlicher Bariton) in Bremerhaven


    mal sehen, ob mir noch weitere highlights einfallen?

  • Ich will angezündet von der Thematik jetzt nur ein einziges unvergessliches Erlebnis spontan nennen, das mich bis heute bewegt.

    Modest Mussorky "Bilder einer Ausstellung" mit dem RIAS-Symphonieorchester unter Otto Klemperer, Berlin in den 60er Jahren
    .


    Es war nicht nur die exemplarische Wiedergabe dieses Werkes. Das Einmalige war: Gestützt wurde der große Dirigent Otto Klemperer zum Pult geführt. Er dirigierte im Sitzen und dann kam das Unvergessliche: Am Schluss bei "Das große Tor von Kasan" hatte man den Eindruck als würde sich der gelähmte Klemperer getragen von der Musik erheben und wie ein Gekreuzigter mit erhobenen Armen dastehen. Gänsehaut-Feeling bis heute.


    Herzlichst
    Operus


    Später noch mehr zu diesem Thema bei Einhaltung der Spielregeln.

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Martin Haselböck, Wiener Akademie, Liszt: Faust-Sinfonie (24.03.2012 im Franz Liszt Konzertsaal in Raiding)
    Peter Eötvös, ORF Radio-Symphonieorchester Wien, Xenakis: Terretektorh (20.11.2009, Wiener Konzerthaus)


    wobei in letzterem Fall nicht die Qualität der Aufführung entscheidend war, sondern die Tatsache einer Live-Aufführung, und dass ich einen Platz mitten im Orchester ergattern konnte. Allerdings konnte ich dann in den Noten des Kontrabassisten mitlesen und habe gesehen, dass sie zu wenige Zusatzinstrumente hatten ...


    Relativ regelmäßiger Konzertbesucher bin ich nur bei Wien Modern - da waren weitere Höhepunkte sicher großorchestrale Klassiker wie Stockhausens Gruppen (07.11.2008, ORF Radio-Symphonieorchester Wien, Rupert Huber, Jean Deroyer und Matthias Hermann, Dirigenten) oder Berios Sinfonia (26.11.2007, Wiener Philharmoniker, Vokalensemble NOVA, Jonathan Nott, Dirigent). Beide Werke habe ich aber auch in den 90ern live gehört, was einen größeren Eindruck hinterlassen hatte.
    :hello:

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  • Eine bemerkenswerte Verlegung der Spielstätte...


    Natürlich, lieber Theophilus, Kiew! Verzeihe einem alten Mann, der Kalk rieselt halt. X-mal gehört, Xmal vergessen.
    Das Tröstliche am peinlichen Schnitzer: Du liest meine Beiträge wenigstens und das genau. Danke für den Hinweis.


    Herzlichst
    Operus

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  • Auch ich habe deinen Beitrag aufmerksam gelesen und die Verwechslung bemerkt, lieber operus, aber ich hielt es für müßig, die Feststellung des Administrators noch einmal in ähnlicher Form zu wiederholen. Du und die Allheilige Gottesmutter von Kasan, ihr möget mir verzeihen.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Lieber William B. A.,
    in maßloser Selbstüberhöhung verzeihe ich Dir und damit Gnade und Absolution für einen reuigen Sünder.
    Liebe Grüße Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Zunächst einmal bescheidene Anfänge im Thread.


    Im Konzert im Mai 2011 im Gewandhaus die 8. von Mahler mit dem Gewandhausorchester, dem Gewandhauschor, dem Chor der Oper Leipzig, dem Thomanerchor und natürlich Solisten. Alles unter Leitung von Chailly. Insgesamt 420 Mann auf der Bühne, überwältigend nicht nur die Quantität, auch die Qualität. Und die 7. von Schostakowitsch in Leipzig unter Bychkow, weiterhin Mendelssohn Klavierkonzert mit Lang Lang in Leipzig, auch unter Chailly. Und nochmals Leipzig, die 9. am Silvestervorabend 2009, natürlich Chailly.


    In der Oper wahrscheinlich die Meistersinger vor etwa 10 Jahren in Chemnitz, mit Siegfried Vogel. Dirigat Oleg Gaetani. Aber auch die Walküre am gleichen Theater mit Endrik Wottrich. Opern fallen mir noch viele ein, nur bei den Sängern muß ich nachsehen. Im Gewandhaus Leipzig eine konzertante Andre Chenier mit R.D. Smith und Phillipp Roullion. Und alle konzertanten Gruberovas in Dresden, von den Puritanern bis Anna Bolena.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Lieber La Roche, da ist ja zunächst einmal festzustellen, dass du offenbar an einem präferierten Ort wohnst, um den ich dich beneide. Nichts desto trotz wäre Riccardo Chailly beinahe auch in meiner Bestenlsite gelandet, weil er vor einigen Jahren mit dem Gewandhausorchester ein vorzügliches Schumannkonzert in Essen dirigeirt hat. Dass er letztlich nicht in meiner Rangliste aufgetaucht ist, ist vermutlich dem Umstand geschuldet, dass ich doch etliche Auswahl hatte. Dennoch wird er mir gewiss wieder bald über den Weg laufen.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • Lieber William B.A.


    Von meinem Wohnort Gera nach Leipzig max 60 min im Auto. Ich liebe das Gewandhaus!


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Meine Konzerte WIENER PHILHARMONIKER
    Dirigent CHRISTIAN THIELEMANN
    Beethoven alle 9.Sinfonien
    Ort Berlin Philharmonie.
    Das war einfach toll dabei sein zu können.
    :jubel:

    mucaxel

  • Das glaube ich dir gerne, lieber mucaxel, in meiner Aufstellung ist er ja auch vertreten mit Bruckner 8 und der Staatskapelle Dresden, und als du seinen Namen mit Berlin in Verbindung gebracht hast, fiel mir ein, dass ich ein Konzert mit ihm vergessen habe, nämlich 2003 in der Deutschen Oper "Die Schöpfung" von Joseph Haydn.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Welche Dirigenten und Orchester, ggf. auch Chöre und Solisten, haben euch in diesem Jahrtausend in Livekonzerten bisher am meisten begeistert?


    In der Dresdner Kreuzkirche zwei Konzerte in der Vorweihnachtszeit mit den "Kruzianern" unter ihrem Leiter Roderich Kreile. Einmal das "Weihnachtsoratorium" und ein anderes Mal "Musik zur Weihnachtszeit".
    Sowie drei Mal das "Weihnachtsoratorium" aufgeführt in meiner Heimatstadt unter der Leitung unseres KMD Reinhard Seeliger mit der Lausitzer Philharmonie und dem Görlitzer (Laien) Bachchor. Herrn Seeliger gelingt es immer wieder auch großartige Gastsolisten zu engagieren und die Konzerte waren stets ein gelungenes, überaus hervorragendes Erlebnis.
    CHRISSY
    (Dann habe ich noch zwei begeisternde Konzerte mit den "Rolling Stones" erlebt, ja, ja, ich weiß, das gehört nicht hierher).

    Jegliches hat seine Zeit...

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  • die Rolling Stones ... War sicher ein Erlebnis!

    Das war es ganz sicher, lieber Mucaxel. Und was für eins!!! :jubel: Danke für Dein Verständnis.
    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Hätte ich die Stones in diesem Jahrtausend irgendwo live erlebt, dann hätte ich so ein außergewöhnliches Konzert sicher auch hier aufgeführt. Aber leider war das nicht der Fall.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Hätte ich die Stones in diesem Jahrtausend irgendwo live erlebt... leider war das nicht der Fall.

    Lieber Willi


    Nur ganz kurz, bevor es hier Ärger gibt wegen Abgleiten vom eigentlichen Thema. Aber ich möchte Dir meine erlebten Konzerte mitteilen und Du wirst Dich bestimmt ein wenig ärgern, weil die Orte gar nicht so weit weg waren von Dir, besonders das Erste:
    27. Juli 1998 Gelsenkirchen (im alten Schalke Stadion). Besonders dieses Konzert war mehr als gigantisch, einmalig.
    22. Juni 2003 Hockenheimring
    13. Aug. 2007 Düsseldorf


    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • 2012 habe ich in Bamberg Mahlers 5. Symphonie unter Jonathan Nott erlebt.
    Hatte eigentlich nicht sehr viel erwartet, weil die 5. nicht meine Lieblingssymphonie von Mahler ist...
    Aber ich hätte nie gedacht, dass Nott dermaßen mitreißend und zackig dirigiert.
    Für mich ist ein Konzert ein Erlebnis, wenn ich ein, zwei oder gar dreimal bei den musikalischen Höhepunkten eine Gänsehaut bekomme, die mir von der Kopfhaut den Rücken heruntergeht. Bei diesem Konzert hatte ich 11 Mal !!! eine solche Gänsehaut bekommen. Absoluter Rekord!


    Ich hatte Nott auch schon mit Mahlers 8. (ebenfalls in Bamberg) gehört. Auch das war schon ein Erlebnis, hatte doch die Intensität und Wucht der Musik im Finale meine Kehle zugeschnürt und mich um Fassung ringen lassen...

  • Konzerterlebnisse in diesem Jahrtausend? Das ist ganz einfach: Sechs mal konnte ich Aldo Ciccolini live hören: 3x in Montpellier (mit einem hinreissenden Schubert-Abend) 1x in Nohant bei den Festspielen, 1x in Amsterdam und kürzlich in Paris, jeder Abend ein für mich unvergessliches Erlebnis.


    Bei den Dirgenten Semyon Bychkov mit Bruckners 8. im Kölner Dom. Und Nicholas Milton mit Schostas 5. in Jena.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

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  • Das eindrucksvollste Orchesterkonzert, das ich erleben durfte, war in Chicago 2010 das Chicago Symphony Orchestra unter Bernard Haitink mit Beethovens Symphonien Nr. 2 und 3. Eine kaum glaubliche Homogenität des Orchesters, virtuose Mühelosigkeit und eine betörende Klangkultur. Einfach unfassbar gut! Haitinks Beethoven war schlicht Extraklasse in seiner uneitlen Art, der einfach nur die überragenden Qualitäten des Orchesters zur Geltung bringt und es nicht nötig hat, zu forcieren oder sich interessant zu machen. Wenn man das einmal gehört hat muß man sagen: Kein Orchester der Welt kann besser sein als die Chicagoer, das ist schlicht unmöglich! :)


    Das andere auch nachhaltig beeindruckende Konzert war lange vorher in Düsseldorf ein Gastkonzert mit dem wunderbaren Royal Stockholm PO unter Leif Segerstam, der ein bisschen so aussieht wie Johannes Brahms. Es gab das Brahms-Violinkonzert und dann eine Peterson-Symphonie. Auch überragend. Wirklich atemberaubend die Zugabe: Valse triste von Sibelius. Der Streicherklang des Orchesters ist wahrlich zum Hinwegschmelzen!


    Auch wirklich unvergeßlich war das Silvesterkonzert in Leipzig in der berühmten Nikolaikirche (für mich eine der schönsten Kirchen überhaupt!) 2011, das ich mit meiner Frau besucht habe - es gab Händels "Messias".


    Schöne Grüße
    Holger

  • Modest Mussorky "Bilder einer Ausstellung" mit dem RIAS-Symphonieorchester unter Otto Klemperer, Berlin in den 60er Jahren.


    Das war aber lange im vorherigen Jahrtausend und hier eigentlich gar nicht zulässig. Aber weil es vom Threadbetreiber nicht moniert wurde, schließe ich mich mal an und gehe auch ins 20. Jahrhundert zurück, da ich zwar in den letzten Jahren sehr viel Masse, aber um so weniger Klasse erlebt habe. Einige der hier genannten Konzerte habe ich auch erlebt (z.B. Thielemann), die waren sicher ganz gut, aber nicht so überwältigend, als dass sie (für mich) hier hin gehörten.


    Beim intensiven Nachdenken sind mir drei Konzerte wert, sie hier zu nennen:


    1.) 9. März 1989
    Berliner Philharmonisches Orchester
    Weber: Ouvertüre zur Oper "Der Freischütz"
    Mozart: Sinfonie Nr. 36 C-Dur KV 425 "Linzer"
    Brahms: Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 73
    Dirigent: Carlos Kleiber


    Da war ich überglücklich, für dieses Konzert noch eine Karte bekommen zu haben. Internet gab es noch nicht und die Leute standen schon Stunden vor der Kasseneröffnung an. Wie gut, wenn man jemanden kennt... Vor dem Konzert eine knisternde Spannung, bis ER dann auf die Bühne kam und man sich in einer bezaubernden Klangwelt wiederfand. Ein ganz zartes Flimmern in den Violinen bis zum explosionsartigen Ausbruch in der Ouvertüre! Und weiter mit einer eleganten Mozart-Interpretation und einer gar nicht pastoralen Brahms-Zweiten. Ein ganz singuläres Erlebnis - einzigartig und unvergesslich. So einen Jubel gab es selbst bei Karajan nicht, aber den hat man ja auch öfter erlebt!



    2.) 5. März 1991
    Berliner Philharmonisches Orchester
    Mozart: Konzert für Klavier und Orchester A-Dur KV 488
    Gulda: Concerto for myself
    Dirigent und Solist: Friedrich Gulda


    Das war auch ein unvergessliches Erlebnis, geschuldet dem zweiten Werk, dem Concerto for myself. Außerdem kann "Kumpel Friedrich Amadeus" (so die Überschrift in der "Tagesspiegel"- Kritik), es nicht lassen, coram publico sein gestörtes Verhältnis zur Kritikerwelt offen zu legen. Aber so weit so gut. Gulda kopiert in seinem Concerto Bach, Mozart und auch Beethoven und geht dann mit Bravour in einen jazz- und rockhaltigen Teil über, um zum Schluss wieder bei der Klassik zu landen. Das groovt alles enorm. Ein unglaubliches Crossover-Werk, dass man so nie mehr erleben wird - es ist eben ein Werk "for myself". Nur die Erinnerung, die bleibt.


    Wie gesagt, in diesem Jahrtausend habe ich zwar viel mehr Konzerte erlebt als je zuvor und auch gute, aber so etwas Herausragendes wie die genannten kaum. Dieses Konzert kann ich denn noch noch unter allen anderen hervorheben:


    3.) 3. September 2009
    Philharmonia Orchestra London
    Berg: Lyrische Suite
    Zemlinsky: Symphonische Gesänge für eine mittlere Stimme und Orchester
    Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 8 c-Moll op. 65
    Solist: Dietrich Henschel, Bariton
    Dirigent: Vladimir Ashkenazy


    Man kann über Ashkenazy bestimmt vieles sagen, zu den Stardirigenten zählt er sicher nicht. Dennoch an diesem Abend hat mich sein Schostakowitsch begeistert. Ausgezeichnet verstand Ashkenazy es, die Extreme herauszuarbeiten und eine Spannung aufzubauen, die niemals abriss. Ich saß relativ weit oben in Block C, aber so laut habe ich noch nie ein Orchester gehört! Das Philharmonia Orchestra spielte zudem exzellent in allen Gruppen. Auch so etwas hört man eben nicht alle Tage.


    Das soll es damit gewesen sein.



    Frohe Ostern wünscht


    :hello:


    Manfred

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Ganz eindeutig:
    Mahlers 5. Symphonie unter Jonathan Nott mit den Bamberger Symphonikern (irgendwann 2013)


    Ich hatte nicht sehr viel erwartet, da die 5. nicht unbedingt meine Lieblingssymphonie von Mahler ist... Aber Nott hat so hervorragend und mitreißend dirigiert, dass ich eine Gänsehaut nach der anderen bekommen habe... insgesamt sogar 12 Stück!!! Normalerweise bleibt es bei 1 bis 2 pro Konzert.. das war absoluter Rekord...

  • Welche Dirigenten und Orchester, ggf. auch Chöre und Solisten, haben mich in diesem
    Jahrtausend in Livekonzerten bisher am meisten begeistert?


    2013 Die Staatskapelle Dresden unter Christian Thielemann und der Staatsopernchor mit Wagners "Lohengrin" an der Semperoper.
    2012 Die Berliner Philharmoniker unter Christian Thielemann mit Tschaikowskys "Pathetique"
    2011 Die Berliner Philharmoniker unter Claudio Abbado mit Mahlers "Lied von der Erde" (mit von Otter und Kaufmann)
    2010 Der Berliner Philharmoniker unter Simon Rattle und der Rundfunkchor Berlin mit Bachs "Matthäus-Passion" in der Berliner Philharmonie
    2006 Die Wiener Philharmoniker unter Nikolaus Harnoncourt mit den drei letzten Mozart-Sinfonien im Großen Festspielhaus Salzburg
    2004 Ein schottisches Orchester, dessen Name mir gerade nicht präsent ist, unter Sir Charles Mackerras und dem Solisten Alfred Brendel mit einem Mozart-Konzert in der Usher Hall zu Edinburgh
    2001 Die Berliner Philharmoniker unter Claudio Abbado und ein mir gerade nicht bekannter Chor mit dem Verdi-Requiem in der Berliner Philharmonie


    Gesangssolisten:
    Anja Harteros als Leonora, Elisabetta und Desdemona in der Deutschen Oper Berlin sowie als Elsa in München (2009 - 2013)
    Gun-Brit Barkmin als Gouvernante in "The turn of the screw" an der Komischen Oper Berlin (2002-2003)
    Andreas Scholl als Julius Cäsar in Kopenhagen (2002)
    Plácido Domingo als Simon Boccanegra an der Staatsoper Berlin (2009)
    Joseph Calleja als Nadir in der Deutschen Oper Berlin (2011)
    Juan Diego Florez mit Arienabenden in Berlin (2004, 2010?) und einem Almaviva an der Mailänder Scala (2010)
    Heikki Siukola als Tristan in Leipzig mit dem Gewandhausorchester unter Hartmut Haenchen (2002)
    Siegfried Lorenz bei seinem Abschiedsliederabend 2005 im Konzerthaus Berlin
    Siegfried Vogel als La Roche in Dresden (2001/2003) und Edinburgh (2004) sowie als Ochs in Chemnitz (2003-2005)
    Matti Salminen als Philipp in Dresden (2004), als Gurnemanz in Berlin (2009) und als Hagen in Berlin (2008/2011)
    René Pape als Gurnemanz in Berlin (2007)


    Das sind diejenigen, die mir jetzt ganz spontan einfallen, einige andere wären fairerweise auch noch zu nennen.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Stimmenliebahber,


    schönen Dank für deine ausführliiche Antwort, drei deiner Dirigenten waren auch auf meiner Agenda, Thielemann 2003 mit Haydns "Schöpfung" in Berlin und 2011 mir Bruckners "Achter" in Essen, dann Sir Simon Rattle 2010 bis 2012 mit allen neun Symphonien Mahlers in Berlin und Köln sowie Brendels Abschiedskonzert mit Haydn, Mozart und Brahms in Berlin und letztlich Harnoncourt vor einigen Jahren mit einem Walzerkonzrt mit Haydn, Mozart, Schubert und Strauss in Köln.


    Liebe Grüße


    Willi :)

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  • So entdeckt man doch immer wieder neue threads.
    Konzerte, die mich begeistert haben, waren:


    1) Mahler, Sinfonie Nr. 5, Köln Philharmonie, Gürzenich Orchester unter M. Stenz
    2) Berio: Quattro versioni originali della "Ritirata notturna di Madrid" di Luigi Boccherini; Respighi: Fontane di Roma & Pini di Roma, Gürzenich-Orchester Köln, C. Rizzi
    3) Mendelssohn, Meeresstille und glückliche Fahrt, Mozart Klavierkonzert KVV 466, Mendelssohn Sinfonie Nr. 1: Leipzig Gewandhaus, R. Buchbinder, R. Norington
    4) G. Mahler, Sinfonie Nr. 7, Leipzig, Gewandhaus, R. Chailly
    5) R. Schumann, Das Paradies und die Peri, Leipzig Gewandhaus E. Gardiner
    6) L. van Beethoven, Klavierkonzert Nr. 5 & Schostakowitsch Sinfonie Nr. 12, N. Freire, R. Chailly
    7) Bruckner, Sinfonie Nr. 5, Leipzig Gewandhaus, H. Blomstedt
    8) Klavierabend Amir Katz, Mendelssohn, Lieder ohne Worte
    9) Beethoven, Sinfonie Nr. 3 & 8, Leipzig Gewandhaus, R. Chailly :)


    Das zehnte Erlebnis lasse ich noch einmal offen und trage es dann nach. Noch stehen ja einige schöne Konzerte an und das Programm des Gewandhauses für die nächste Saison ist auch vielversprechend :)


    Beste Grüße
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Liebe Taminos,


    wie einige wissen, bin ich ja noch ein Jüngling unter den Forumsmitgliedern und so habe ich "erst" zwei Konzerte erlebt, die mir wohl unvergesslich bleiben werden. Das erste war Mahlers 6. Sinfonie unter Esa-Pekka Salonen, den ich dank meiner verehrten Englischlehrerin während unserer London-Klassenfahrt 2008 in der Royal Festival Hall mit dem Philharmonia Orchestra erleben durfte. Salonen war seit der Entdeckung seines Sacres zu meinem Lieblingsdirigenten geworden, weshalb ich das Konzert mit unglaublicher Spannung erwartete. Im ersten Teil wurde Bergs Violinkonzert gespielt - ein Werk zu dem ich auch heute noch keinen wirklichen Zugang gefunden habe. Doch dann Mahlers 6. - nie wieder habe ich die Sinfonie so gnadenlos und mächtig gehört. Es war eine durchaus eigenwillige Interpretation, die mich jedoch immernoch - da auf CD erschienen - beeindruckt und mich an dieses Erlebnis erinnert. Ich konnte auch kurz mit ihm Sprechen und ließ eine CD signieren. Auch seine so freundlich-bescheidene Art vergesse ich gewiss nicht!


    Auch beim zweiten Konzert wurde Mahler präsentiert - allerdings mit meinem "Heimatorchester", dem Staatsorchester Braunschweig unter ihrem Generalmusikdirektor Alexander Joel 2011 (?) im Theater Wolfsburg. Es war das zweite Mal, dass ich Mahlers 3. hörte. Der erste Satz, sowie der letzte waren ausschlaggebend, die Mitte eher durchschnitt. Doch das Finale mit dieser gewaltigen Klimax brachte mich zum ersten Mal beim Musikhören zum Weinen - ich verließ zitternd den Konzertsaal!


    Beste Grüße
    Christian

  • Zitat

    Christian Biskup: Auch beim zweiten Konzert wurde Mahler präsentiert - allerdings mit meinem "Heimatorchester", dem Staatsorchester Braunschweig unter ihrem Generalmusikdirektor Alexander Joel 2011 (?) im Theater Wolfsburg. Es war das zweite Mal, dass ich Mahlers 3. hörte. Der erste Satz, sowie der letzte waren ausschlaggebend, die Mitte eher durchschnitt. Doch das Finale mit dieser gewaltigen Klimax brachte mich zum ersten Mal beim Musikhören zum Weinen - ich verließ zitternd den Konzertsaal!


    Tröste dich, lieber Christian, auch ich habe im Frühjahr 2011 bei dieser Symphonie in Berlin geweint, als Rattle sie aufführte, und nicht nur ich. Aber bei mir begann das schon im Posthornsatz!


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).