Arbeitet die MET mit Verstärkern?

  • Liebe Taminos,


    nach einer gestrigen (leidenschaftlichen) Diskussion mit Sängerkollegen möchte ich hier mal eine Frage online stellen, die offenkundig durchaus strittig diskutiert wird.


    Und zwar geht es darum, ob an der Metropolitan Opera (MET) mit Verstärkern gearbeitet wird.


    Die Meinungen scheinen hier ziemlich auseinander zu gehen. Kürzlich kam mir zu Ohren, dass Fischer-Dieskau für sein Statement in der Wunderlich DVD, dass eben dort mit "einer kleinen Verstärkung gearbeitet werde", von MET-Verantwortlichen gescholten wurde und man ihm unterstellte, er wäre einem Gerücht aufgesessen.


    Ich persönlich kann und konnte mich bisher dem Eindruck nicht verwehren, dass Mikrofone im Spiel sind. Frage man Sänger, die dort auftreten, bekommt man meist nur ein Augenzwinkern als Antwort. Aber auch nicht mehr...


    Was habt ihr für Erfahrungen bzw. Eindrücke gesammelt. Verstärkung ja oder nein?


    Herzliche Grüße,


    Stefan

    "...du holde Kunst, ich danke dir!"

  • Uhhh - da stichst Du in ein Wespennest. Tatsache ist, dass viele grosse amerikanische Häuser mit Verstärkern arbeiten und auch viele europäische teilweise "nur" um bei akustisch ungünstigen Inszenierungen Musik hinter der Bühne zuverstärken oder wegen der "Klangbalance" oÄ, teilweise wird behauptet, Mikrophone werden nur für Rundfunkübertragungen verwenden. Tatsache ist auch, dass es in Verona zumindest in einigen Produktionen mit Klangverstärkern/Mikrophonen gearbeitet wird. Nur - zugeben wird Dir das kaum jemand.......

  • Ja, das ist eines der streng gehüteten Geheimnisse. Gottlob Frick war vor vielen Jahren -- als er sich längst von der Bühne zurügezogen hatte - zu einer Festvorstellung an einem der berühmtesten Opernhäuser eingeladen. Man zeigt ihm dabei auch alle Neuheiten, u. a. auch großflächige, flache Mikrofone, die dort auf der Bühne seitlich fest installiert waren. Diese benötige man für Funk- und Fernsehaufführungen aber auch, um den gesamten Raumklang anzuheben. Offensichtlich werden demnach keine Einzelmikrofone verwendet, sondern alles wird tonlich angehoben. Lobl meinte in seiner trockenen Art: "Ha, des isch prima, da brauchsch ja nimmer singe zu lerne und mit a bissle Stimm' kommsch a über die Runden".
    Durch das Fernsehen und die heutige Lautstärke, die bei sämtlichen Übertragungen "geliefert" wird, kann es durchaus sein, dass diese Klangkorrektur für unsere heutigen überreizten Ohren notwendig ist, damit die Oper live mit anderen Klangerlebnissen mithalten kann.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Man zeigt ihm dabei auch alle Neuheiten, u. a. auch großflächige, flache Mikrofone, die dort auf der Bühne seitlich fest installiert waren.


    Ich denke, dass es anders herum ist. Großflächige Lautsprechersäulen werden mehr oder weniger gut kaschiert fix installiert und jederzeit verwendbar sein. Bei den Mikrophonen geht der Trend zur Miniaturisierung.


    Aber leistungsfähige Akustikanlagen sind heute eigentlich in allen Theatern vorhanden, da man kaum mehr mechanische Klangeffekte verwendet ("Windmaschine"), wo es doch mit Klangkonserven wesentlich einfacher und universeller möglich ist.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Danke für Eure Antworten.


    Hier ein Klangbeispiel, bei dem m.E. ganz klar mit Verstärkern gearbeitet wurde.


    René Pape (O Isis and Osiris, Met, 2006): http://www.youtube.com/watch?v=oeP0NOPAIys&feature=related


    im Vergleich zu:


    René Pape (O Isis und Osiris, ?): http://www.youtube.com/watch?v=IG6buujt7JM




    Auch Jonas Kaufmann klingt an der MET viel voller:


    http://www.youtube.com/watch?v=FU26mMZJ9Ts




    Das ist doch kein Zufall, oder?

    "...du holde Kunst, ich danke dir!"

  • Bei heutigen Übertragungen im Radio oder Fernsehen sind ja auch zusätzlich zu den festinstallierten, drahtlose Mikrophone am Kostüm der Sänger vesteckt
    (Das geht natürlich nur, wenn sie nicht nackt auftreten). Bei der letzten Übertragung der Zauberflöte gab es z.B. bei dem Sänger des Sarastro viele Möglichkeiten
    ein Mikro zu verstecken. Bei normalen Vorstellungen werden aber wahrscheinlich nur die festinstallierten Mikrophone benutzt.
    Ich habe über hundert Live-Aufnahmen aus der Met, in den 40er und 50er Jahren, als es noch keine drahtlosen Mikros gab
    und ich finde den Klang viel schöner und natürlicher als den heutigen manipulierten, aber das ist wohl Geschackssache.


    :hello: Herbert

    Tutto nel mondo è burla.

  • Das ist mal eine sehr anregende und hochkarätige Diskussion um so was wie "Authentizität". Ich steuere auch etwas vom MET-Siegmund J. Kaufmann bei:


    http://www.youtube.com/watch?v=vaBuZ42lTss&feature=related


    Man müßte aber auch ansprechen, was einmal Fischer-Dieskau mit Solti beginnen ließ, nämlich das Ausschöpfen der Orchesterdynamik ohne Rücksicht auf den zu begleitenden Sänger. - Im Grunde ist ja jede gute Saalakustik auch eine Verstärkung (und damit Veränderung) des Stimmvolumens. Operus hat das mit den modernen Hörgewohnheiten gut auf den Punkt gebracht. - Auch eine Klavierkonzert oder gar ein Violinkonzert hört sich live ganz anders an als auf einer focussierten Studioaufnhame. Und selbst beim unlängst auf 3SAT übertragenen Konzert aus der Kölner Philharmonie (Rachmaninoff, Brahms, unter Saraste) war das gesamte Klangbild studioähnlich perfektioniert (Klavier, Holzbläsersoli, Streicher).


    Wenn man von einem "idealen" Hörplatz ausgeht, kann man die modernen Methoden durchaus rechtfertigen. Und warum sollte auch einem Sänger nicht erlaubt sein, mit weniger Krafteinsatz differenzierter zu singen? - Wenn man freilich, wie wir von Stefan Loehr, auf die Unnatürlichkeit des Klangbilds aufmerksam gemacht geworden ist, beginnt man sich auch schon nach einem "natürlichen" Abstrahlspektrum zurückzusehen.


    :hello:

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

  • das Ausschöpfen der Orchesterdynamik ohne Rücksicht auf den zu begleitenden Sänger.


    das macht Opernaufführungen so spannend und gleichzeitig "schwierig" - da müssen sich einzelne Elemente zu einem GANZEN zusammenfinden: Sänger, Dirigent und Orchester (und Regie). Im Idealfall steckt jeder ein wenig von seinem Ego zurück und dient gemeinsam der Sache und dem Gesamterfolg - nur... solche Glücksfälle gibt es selten.


    Viele Dirigenten meiden den Opernbetrieb ganz bewusst oder machen Opernproduktionen nur unter bestimmten Bedingungen und bei prestige-trächtigen Gelegenheiten. Zu viele Unsicherheits-Faktoren, die den eigenen Erfolg schmälern könnten. Lieber am Konzertpodium allein im Scheinwerferlicht glänzen.

  • In einem Interview wurde Peter Gelb auch mal die Frage gestellt ob die Met mit Verstärkern arbeitet. Draufhin meinte er nur das es darauf ankommt, wie die einzelen Sänger auf der Bühne positioniert sind. Und die Frage mit dem verstärken hat er so geschickt übergangen.

  • In einem Interview wurde Peter Gelb auch mal die Frage gestellt ob die Met mit Verstärkern arbeitet. Draufhin meinte er nur das es darauf ankommt, wie die einzelen Sänger auf der Bühne positioniert sind. Und die Frage mit dem verstärken hat er so geschickt übergangen.

    ... oder je nachdem WER singt........

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  • Beim von Farinelli erwähnten Siegmund-Beispiel sieht man am Halsausschnitt des JK-Kettenhemds bei 1:55 deutlich das kleine Mikrofon, welches seiner Stimme Volumen verleiht und heute zur Standardausstattung aller MET-Sänger gehört. Wie sonst wären die Sänger in diesem riesigen Opernhaus von all den 4000 Besuchern zu hören?


    Man stelle sich vor: Schon vom 1. Rang aus wirken die Darsteller auf der Bühne so klein wie Däumlinge. Ohne technische Hilfsmittel verebbten die Gesänge auf dem Weg von der Bühne zum Ohr des Besuchers.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Beim von Farinelli erwähnten Siegmund-Beispiel sieht man am Halsausschnitt des JK-Kettenhemds bei 1:55 deutlich das kleine Mikrofon, welches seiner Stimme Volumen verleiht und heute zur Standardausstattung aller MET-Sänger gehört. Wie sonst wären die Sänger in diesem riesigen Opernhaus von all den 4000 Besuchern zu hören?


    Man stelle sich vor: Schon vom 1. Rang aus wirken die Darsteller auf der Bühne so klein wie Däumlinge. Ohne technische Hilfsmittel verebbten die Gesänge auf dem Weg von der Bühne zum Ohr des Besuchers.


    Ich sehe nichts. Micros werden heute generell direkt am Kopf befestigt, mit fast unsichtbarem Bügel ins Gesicht (früher im Nacken mit deutlich sichtbarerem freien Bügel nach vorne). Eine Befestigung am Kostüm würde viel zu viele Nebengeräusche des Kostüms auffangen und der Klangeindruck würde sich mit der Kopfstellung ändern.


    Deine Argumentation ist auch sonst nicht überzeugend. Unabhängig davon, was heute technisch möglich ist und was davon auch realisiert wird: waren die Sänger an der MET in den ersten Jahrzehnten ohne Technik etwa unhörbar? Wohl nicht. Natürlich kann man heute kleinere Stimmen technisch aufpäppeln, aber Videos sind als "Beweis" dafür völlig ungeeignet. Denn was man da hört hat mit der Realität nicht notwendigerweise etwas zu tun, sondern ist das Produkt der Abmischung des Tonmeisters im Studio (oder Ü-Wagen). Dieser sorgt für eine seiner Meinung nach ausgewogene Balance der einzelnen Klangkörper. Oft wird er dabei gar keine Ahnung haben, wie es sich tatsächlich an verschiedenen Punkten im Saal anhört. Das ist für die Konserve aber auch unerheblich...

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Also ich sehe bei Kaufmann in dem von farinelli verlinkten Walküre-Ausschnitt aus der Met auch kein Mikro. Was bei einigen Bewegungen so aussieht, ist Teil des Kettenhemdes. Die Met hat meines Wissens nach eine sehr gute Mitschnittanlage, weil ja ständig Aufführungen ins Radio, ins Fernsehen oder in Kinos kommen. Operus hat sehr richtig den Unterschied zwischen dem, was der Zuschauer hört und dem, was durch die Lautsprecher kommt, dargelegt. Wer selbst in der Met gewesen ist, weiß um die gute Akustik. Allerdings ist der Klang bei der Raumgröße auch etwas gedämpft. Wagner oder der dramatische Strauss werden dem Trommelfell nicht gefährlich. Die Sänger sind aber selbst im Family Circle noch sehr präsent, wenngleich sie von dort kaum zu sehen sind.


    Mich persönlich faszinieren immer wieder die Aufnahmen aus der alten Met. Die haben eine unglaubliche Präsenz. Noch beeindruckender sind private Mitschnitte von 1933 und 1934, in denen Frida Leider zu hören ist in "Walküre" und "Tristan". Die Leider hatte ja bekanntlich eine eher "kleine" lyrische Stimme. In diesen Aufnahmen, in denen man sie sehr gut hört, wird deutlich, dass Volumen nicht eine Frage der Lautstärke, also des "lauten" Singens ist sondern der Konzentration, der Verdichtung des Tones. Unglaublich, wie das heute, nach 80 Jahren noch klingt. Dabei war auch die alte Met ein riesiger Kasten.


    Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • ..., dass Volumen nicht eine Frage der Lautstärke, also des "lauten" Singens ist sondern der Konzentration, der Verdichtung des Tones.


    Rheingold

    AMEN. Das sollte man jeden Sänger zusätzlich zu "Singen auf dem Atem" 100 mal schreiben lassen. Wer korrekt singt, den hört man selbst mit "kleiner Stimme" auch noch im größten Haus. Eine Lucrezia Bori oder ein Tito Schipa waren in jedem Opernhaus gut hörbar.

  • Anlässlich eines Opernbesuchs an der MET in diesem Frühjahr hatte ich unter anderem auch Gelegenheit, mit Angestellten aus dem Bereich Technik zu sprechen. Dabei wurde mir bestätigt:


    Viele Opernhäuser, wie z.B. die MET, die NY City Opera, die San Francisco Opera beschäftigen vielköpfige Sound-Abteilungen für den Betrieb elektronischer Schallverstärkungssysteme. Dies dient sowohl der Kompensation akustischer Gebäudedefizite als auch dem effizienteren Tontransport von Stimmen und Orchestern zu den entfernteren Rängen. Als Legitimation werden jedoch regelmäßig Ton -und Videoaufnahmen ins Feld geführt. Es soll ja plausibel und professionell klingen


    An der MET sind Mikros seit Jahrzehnten im Einsatz, was diverse Sänger in Interviews immer wieder bestätigen.


    Die zuvor von Theophilus beschriebenen Mikrophone werden meist bei Musicals oder Open Air Spektakeln benutzt, während Opernhäuser winzige, fast unsichtbare Geräte verwenden, welche die Illusion der „reinen Gesangskunst“ möglichst aufrechterhalten sollen. Kein Wunder, dass sie dem oberflächlichen Betrachter zumeist verborgen bleiben.


    :hello:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Viele Opernhäuser, wie z.B. die MET, die NY City Opera, die San Francisco Opera beschäftigen vielköpfige Sound-Abteilungen für den Betrieb elektronischer Schallverstärkungssysteme. Dies dient sowohl der Kompensation akustischer Gebäudedefizite als auch dem effizienteren Tontransport von Stimmen und Orchestern zu den entfernteren Rängen. Als Legitimation werden jedoch regelmäßig Ton -und Videoaufnahmen ins Feld geführt. Es soll ja plausibel und professionell klingen


    An der MET sind Mikros seit Jahrzehnten im Einsatz, was diverse Sänger in Interviews immer wieder bestätigen.


    Die zuvor von Theophilus beschriebenen Mikrophone werden meist bei Musicals oder Open Air Spektakeln benutzt, während Opernhäuser winzige, fast unsichtbare Geräte verwenden, welche die Illusion der „reinen Gesangskunst“ möglichst aufrechterhalten sollen. Kein Wunder, dass sie dem oberflächlichen Betrachter zumeist verborgen bleiben.

    Seit Jahren geistern diese Gerüchte durch die Opernwelt (vor allem was die großen amerikanischen Häuser betrifft) - und ich muss zugeben, ich wollte es in diesem Ausmaß nicht ganz glauben. Das macht die ganze Kunst des Singens zunichte. Da werden riesige Kästen mit unzureichender Akustik gebaut, die man dann erst recht klanglich verstärken muss?????? Was für ein Unsinn.


    Mittlerweile ziehen die europäischen Häuser nach (sogar die Arena in Verona) - ich finde das eigentlich einen Betrug am Zuhörer. Damit erledigen sich für mich die Opernbesuche. Da kann ich zu Hause am CD Player auch einfach die Lautstärke höher drehen.............. :(

  • Viele Opernhäuser, wie z.B. die MET, die NY City Opera, die San Francisco Opera beschäftigen vielköpfige Sound-Abteilungen für den Betrieb elektronischer Schallverstärkungssysteme. Dies dient sowohl der Kompensation akustischer Gebäudedefizite als auch dem effizienteren Tontransport von Stimmen und Orchestern zu den entfernteren Rängen. Als Legitimation werden jedoch regelmäßig Ton -und Videoaufnahmen ins Feld geführt. Es soll ja plausibel und professionell klingen


    Die zuvor von Theophilus beschriebenen Mikrophone werden meist bei Musicals oder Open Air Spektakeln benutzt, während Opernhäuser winzige, fast unsichtbare Geräte verwenden, welche die Illusion der „reinen Gesangskunst“ möglichst aufrechterhalten sollen. Kein Wunder, dass sie dem oberflächlichen Betrachter zumeist verborgen bleiben.


    :hello:


    Wie ich vor einiger Zeit aus absolut verläßlicher Quelle gehört habe arbeitet auch die Wiener Staatsoper - wie auch fast alle Wiener Theaterbühnen) mit Klangverstärkern und großer Sound-Abteilung und Lautsprechern rechts und links von der Bühne sowie mehreren kleinen im Zuschauerraum verteilt. Nicht bei allen, aber bei dem größten Teil aller Vorstellungen. Je nach Orchester- und Sängerbesetzung............... Wie kann es dann sein, dass man die Sänger trotzdem kaum hört?, hab ich daraufhin gefragt. Wie muss das erst GANZ OHNE Verstärker klingen......

  • Mir geht es darum - entweder man macht ganz offen Operngesang nicht nur bei Konzerten sondern auch auf der Opernbühne mit Verstärkern - deklariert es aber auch als solches!, dann haben wir irgendwann einmal die Musicalsänger auf der Opernbühne - oder man garantiert dass die Sänger tatsächlich so singen wie sie klingen.


    Wie das momentan gehandhabt wird, wird es als etwas anderes verkauft als es tatsächlich ist - eine Art Mogelpackung - und man kann sich auf seine Ohren nicht mehr verlassen.

  • Wie ich vor einiger Zeit aus absolut verläßlicher Quelle gehört habe arbeitet auch die Wiener Staatsoper - wie auch fast alle Wiener Theaterbühnen) mit Klangverstärkern und großer Sound-Abteilung und Lautsprechern rechts und links von der Bühne sowie mehreren kleinen im Zuschauerraum verteilt. Nicht bei allen, aber bei dem größten Teil aller Vorstellungen. Je nach Orchester- und Sängerbesetzung...............

    Das müsstest du aber schon ein wenig präzisieren. Selbstverständlich arbeitet heute jedes Haus mit einer Soundanlage. Schon aus dem einfachen Grund, weil alle benötigten Geräusche elektronisch wesentlich effektvoller, präziser und variabler erzeugt werden können. Es entfallen damit alle Gerätschaften zur mechanischen Lärmentwicklung (z.B. die Windmaschine). Die Grundsatzfrage hier ist aber, ob die Sänger selbst verstärkt werden. Und diese Frage kann von den Besuchern der vorderen Parkettreihen ganz einfach beantwortet werden. Die kannst du nämlich mit einer Soundanlage nicht täuschen, die bekommen es mit, wenn der Schall nicht nur vom Sänger sondern auch von seitlichen Lautsprechern abgestrahlt wird. Auf der Galerie mag das anders sein. Dort hört man überwiegend indirekten Schall, da kann eine wirklich überzeugend realisierte Klangverstärkung möglicherweise unbemerkt durchgehen.


    Zitat

    Die zuvor von Theophilus beschriebenen Mikrophone werden meist bei Musicals oder Open Air Spektakeln benutzt, während Opernhäuser winzige, fast unsichtbare Geräte verwenden, welche die Illusion der „reinen Gesangskunst“ möglichst aufrechterhalten sollen. Kein Wunder, dass sie dem oberflächlichen Betrachter zumeist verborgen bleiben.

    Das glaube ich nicht. Die Unterschiede werden ausschließlich in der Generation der Geräte liegen. Wenn heute eine Musicalbühne und ein Opernhaus neu bestückt werden, verwenden sie sicher ähnliches Material. Aber so manche Musicalbühne wird noch älteres Equipment im Einsatz haben, das eben auch optisch größer ist.


    Ein deutliches Beispiel für aktuelle Technik findet sich im Fernsehen. Alle Nachrichtensprecher sind mit Microports bestückt, die man ja auch kaum einmal erkennen kann. Ihre Existenz fällt ja nur dann auf, wenn sie ausfallen und daraufhin auf ein externes Mikrophon umgeschaltet werden muss. Das ergibt ein deutlich anderes akustisches Bild, da plötzlich etwas Raumklang hörbar wird, der beim Microport fehlt.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • Natürlich gibt es dramaturgisch bedingte Szenen, etwa Jochanaans Stimme aus der Zisterne, Orests Mord an der "Memme" Aegysth mit dessen Todesschreien, den fernen Chor im Schlußbild der Butterfly usw., die nach akustischer Aufarbeitung geradezu "schreien", aber generell Sänger mit Mikros zu bestücken ist eine schandbare Tat!

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Ich beziehe das Thema Sound enhancement/Klangverstärkung/Mikrophone hier NUR auf die Sänger. Dass jedes Opernhaus eine Soundanlage hat ist mit völlig klar. Dass es hier bei uns derart gang und gebe ist Sänger zu verstärken habe ich bis zuletzt nicht glauben wollen und wir sprechen natürlich keineswegs nur von Übertragungen, Aufzeichnungen für Radio/Fernsehen!! Amerika gut, in den Riesenkästen mit mangelhafter Akustik... da wusste man es schon länger. Aber hier...... Ich finde es unehrlich dem Publikum gegenüber. Sie sollen es ganz offen machen und ganz dazu stehen oder dem Publikum garantieren, dass es für sein Geld nur Sänger zu hören bekommt, die in diesem Haus auch ohne technische Hilfsmittel hörbar sind. Und Dirigenten und Regisseure, die zusammen und nicht gegeneinander arbeiten. Dirigenten, die mit dem Orchester die Sänger nicht niederschmettern und Regisseure, die ihr Handwerk verstehen und die Sänger unterstützen und nicht behindern in ihrer Arbeit.
    Ich finde den Gedanken unerträglich, dass Künstler nicht mehr für ihr Können und ihr Handwerk Anerkennung bekommen.
    Muss ein Sänger mit seiner Stimme kein Haus mehr füllen können, muss ein Schauspieler keine Sprechkultur mehr haben (beim Sprechtheater haben wir genau dieselbe Thematik)? Ist das heutzutage nur mehr ein zusätzlicher bonus, wenn jemand sein Handwerk tatsächlich beherrscht? Ist es wichtiger, wenn er Salti schlagen kann und einen trainierten Körper hat falls er/sie sich mal ausziehen muss?

  • Ich erinnere mich hier an eine Kritik einer Wagneroper. ich glaube es war Die Walküre und es war meines Erachtens die Oper Kiel.
    Der Rezensent war begeistert, wie Präsent die Stimmen alle klangen, allen voran der Wotan, bis.......ja bis es ärgerlicherweise zu einer kleinen Übersteuerung kam.
    Die Illusion zerplazte wie eine Seifeblase, schade eigentlich.

  • Der Rezensent war begeistert, wie Präsent die Stimmen alle klangen, allen voran der Wotan, bis.......ja bis es ärgerlicherweise zu einer kleinen Übersteuerung kam.
    Die Illusion zerplazte wie eine Seifeblase, schade eigentlich.

    Im Grunde ist das Betrug am zahlenden Publikum. Eigentlich müsste auf jedem Abendzettel und in jedem Programm sichtbar angeführt werden, wenn die Stimmen technisch verstärkt werden.