Franz Schubert: Die frühen Streichquartette (Nr 1-10)

  • Die frühen Streichquartette Schubert sind Jugendwerke, er schrieb sie seit 1810, begann also mit 13 Jahren, eine Tatsache auf die die Musikkritiker und –historiker nicht oft genug hinweisen konnten. Es wurde stets das Experimentelle unausggorene dieser Werke betont, und auch, dass die vorzugsweise für den familiären Hausgebrauch verfasst wurden. Hier musste insbesondere darauf Rücksicht genommen werden, dass Schuberts Vater, er spielte in diesen Fällen den Cellopart, nicht unbedingt ein Meister seines Instruments war. Schubertt selbst spielte die Viola, seine Brüder Ferdinand und Ignaz die Violinen. Wenngleich der jüngste des Quartetts, war Franz der Empfindlichste gegenüber Fehlern, die beim Zusammenspiel gemacht wurden – und er wies denjenien der den Fehler gemacht hatte mit Geduld darauf hin.


    Schubert schrieb in seiner Jugend mehrer Streichquartette, vollendete und unvollendete, von denen jedoch einige verschollen sind. Die Musikgeschichte hat von jeher Schuberts verschollenen und unvollendeten Werken mehr Interesse entgegengebracht, als seinen vollendet überlieferten Werken die man gerne beckmesserisch analysiert. Heute würde man manchen Stilbruch als „mutig“ oder „zukunftsweisend“ interpretieren …….
    Auf Grund des eher mäßigen Interesses an diesen Werken - und ich hoffe, daß ich mich in dieser Hinsicht irre - habe ich die Quartette Nr 1-10 (allesamt Jugendwerke) zu diesem Thread gebündelt - ab Nr 11 werden die Quartette jedoch einzeln besprochen. Die frühen Quartette werden in der Regel nur auf Gesamtaufnahmen zu finden sein. Empfehlungen folgen in meinem nächsten oder übernächsten Beitrag in diesem Thread


    Das Quartett Nr 1 – wie schon erwähnt schrieb er es als 13 jähriger (1810) beginnt eher weinerlich klagend, wird aber jäh von mehreren „Aufschreien“ unterbrochen, dann wird das „klagende Thema noch kurz fortgeführtt, bevor ein nervös flirrendes stets beschleunuigend scheinendes Thema die Oberhand gewinnt. Wer Schuberts „Heidenröslein im Kopf hat, der hätte sich als Streichquartett – Erstling sanftere, süssere Töne erwartet.
    Geduld – Geduld …. Zumindest im zweiten Satz werden solche harmoniesüchtigen Erwartungen nicht enttäuscht. Wie ein Nachklang an Mozart, und zugleich auch die Süsse der Romantik vorwegnehmend erscheint ein liebliches tänzerisches Thema, das so gar nicht zu den restlichen Sätzen dieses eher aufwühlenden Quartetts passen will. Er umschmeichelt uns – und erscheint mir wie eine blumenbedeckte Insel in mitten des rauhen Ozeans. Na ja, der folgende dritte Satz ist auch eher getragen, kontemplativ, introvertiert, aber stets in sich ein geschlossenes Ganzes. Furios feurig folgt nun das Finale, welches teilweise schneidende Stellen enthält, die mit sanften aber ebenso schnellen Sequenzen abwechseln und so in Balance gehalten werden. Beeindruckend hier der Dynamikumfang….


    Mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Anläßlich dieser Thread-Eröffnung habe ich mir das Streichquartett Nr.1 D18 in den letzten Tagen (unter Zuhilfenahme meiner laienhaften musiktheoretischen Kenntnisse, sowie der entsprechenden Noten) einige Male angehört und muß sagen, dass ich es doch wahrhaft erstaunlich finde, was der erst 13jährige Schubert hier abliefert:


    Das gemäß offizieller Zählung erste Streichquartett besteht aus vier Sätzen in wechselnden Tonarten (vielleicht kann ein in der Musiktheorie bewandertes Forums-Mitglied etwas unterstützen ...) und hat eine Spieldauer von ca. 15 Minuten, wobei der Blick in die Noten recht viele zu wiederholende Passagen aufweist.


    Der erste Satz beginnt mit einer Andante-Einleitung (alla breve, 39 Takte), die in den ersten acht Takten praktisch das gesamte thematische Material dieses Satzes vorstellt; ein Ruf, wie aus weiter Ferne. Nach 16 Takten findet bereits der erste Tonartwechsel statt und das Thema beginnt von neuem. Die Einleitung endet mit einem Fermat-Schlag abermals gefolgt vom Beginn des Themas in p. Dann ein kurzes Verhalten in der Stille, bevor wieder der vollständige Themenverlauf (jetzt Presto vivace, 3/4, wie alle folgenden Sätze auch) mit "flirrendem" Violoncello den Hauptteil des Satzes beginnt. Auch hier finden sich bis zum Schluß des ersten Satzes zwei weitere Wechsel in der Tonart. Zwischenzeitlich wird das Thema in einer Art Kanon "von unten", also vom Cello über die Viola zu den beiden Violinen nach oben gereicht. - Dies scheint mir insbesondere deshalb bemerkenswert, weil später im letzten Satz (Presto) ähnliches passiert; dort allerdings verarbeitet der junge Schubert das Schlußthema, beginnend im Cello fugenartig. Beendet wird der erste Satz mit einigen Schlägen, die ich fast schon als Beethoven-typisch bezeichnen würde.


    Der zweite Satz ist ein klassisches Menuetto - Trio (con Sordini zu spielen), welches tatsächlich ein wenig herauszufallen scheint. Es wirkt auf mich insbesondere im Vergleich zu den Sätzen I und IV ungewohnt, fast unpassend leichtfüssig. Auch das folgende Andante scheint mir eher leichterer Natur, wenngleich sich hier ein melancholischer Unterton einschleicht, der mir mehr zu den Ecksätzen zu passen scheint.


    Der Finalsatz mit der Tempobezeichnung Presto beginnt mit einem ff-Schlag und erscheint beim ersten anhören recht wild. Allerdings gibt es zwei markante Ruhepunkte in Takt 19 und Takt 62. Dieser ganze erste Abschnitt (Takt 1 - 62) wird wiederholt, um nach einer kurzen Überleitung (17 Takte) und einem weiteren Tonartwechsel in die oben bereits erwähnte Finalfuge überzugehen. Auch dieser letzte Satz endet mit mehreren Schlägen, die man so am ehesten aus den Symphonien Beethovens zu kennen meint.


    Insgesamt würde ich die beiden Binnensätze eher mit den frühen Schubert-Symphonien in Verbindung bringen, während die Ecksätze fast schon an den späten Schubert gemahnen.



    p.s. Sehr erhellend fände ich es, wie gesagt, wenn vielleicht jemand mit echtem musikalischem Sachverstand etwas über die Tonarten-Folge sagen könnte.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Die (vorgezeichneten) Tonarten (genauen Modulationsplan und detaillierter harmonische Analyse kann ich auch nicht)


    Andante 2/2: c-moll - d-moll
    Presto vivace 3/4: g-moll - D-Dur - d-moll
    Menuetto: F-Dur; Trio (die erste Phrase a-moll) C-Dur
    Andante 3/4: B-Dur
    Presto 3/4: g-moll - C-Dur (ab der fugato-Passage) - B-Dur


    ein sehr seltsames Stück, das mich ehrlich gesagt, bislang wenig begeistert...

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    ein sehr seltsames Stück, das mich ehrlich gesagt, bislang wenig begeistert...


    Dies deckt sich mit den meisten Beurteilungen in Booklets und Einträgen in Konzert- bzw Kammermusikführern.
    Und dennoch pflichte ich hier nur bedingt bei. Beim Ersthören - vor allem des ersten Satzes war ich zugegebenermaßen wirklich erschrocken - oder aber enttäuscht- von den klagenden und rabiaten Tönen die hier erklangen. Aber von mal zu mal frage ich mich, warum denn nicht die Anhänger der "Neutöner" dieses Werk für sich entdeckten - ich würde sagen - ein fast trotziges Werk voller Klüfte und Risse, in das fast wie ein Fremdkörper der melodiöse, um nicht zu sagen süßliche zweite Satz eingebettet ist, beinahe wie ein Anachronismus. Man könnte dieses Werk auch als "mutig" betrachten, wo sich der junge Schubert - beinahe noch ein Knabe - über Konventionen einfach hinwegsetzt....
    Ich musste das Werk mehrmals hören, bis ich seine (zweifellos vorhandenen) Qualitäten hören - oder zumindest erahnen - konnte.....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Von den 10 frühen Streichquartetten SCHUBERT's dürfte das Quartett Nr. 10 in Es-Dur op. 125, 1 D 87 in punkto kompositorischer Qualität am höchsten einzuschätzen sein, wenngleich auch dieses noch nicht den Gehalt und die Aussagekraft seiner späteren Quartette, wie z. B. Nr. 11 op. 125,2 in E-Dur, oder gar des Nr. 15 op. 161 in G-Dur, oder des berühmten Quartettsatzes Nr. 12 in c-moll op.ph. erreicht. Über das Entstehungsjahr dieses Quartetts ist man sich immer noch nicht ganz einig. Im Deutsch-Katalog wird das Jahr 1813 genannt, während die Gesamtausgabe das Jahr 1817 nennt.


    Das Quartett Nr. 10 erinnert doch sehr stark an Mozart, ohne sich mit dessen Erfindungskraft messen zu können. Vor allem fehlt es noch an jenen Kontrasten, die spätere Werke SCHUBERTs so interessant machen. Sehr originell das Scherzo, das mit seinem recht derben Auftakt aufhorchen läßt. Wunderbar lyrisch dagegen das Adagio des 3. Satzes, nach dem dann hier doch sehr kontrastreich die sehr frisch erklingende Einleitung zum Schluß-Allegro folgt. Insgesamt ein sehr hörenswertes und interessantes Werk als Auftakt zu SCHUBERT's nachfolgenden Meisterwerken.


    Ich besitze dieses Quartett, gekoppelt mit dem von mir ebenfalls sehr geschätzten Quartett Nr. 13 op.29,1 in a-moll, in einer herausragenden Interpretation durch das QUARTETTO ITALIANO und seiner bewährten langjährigen Besetzung PAOLO BORCIANI, ELISA PEGREFFI, PIERO FARULLI, FRANCO ROSSI. Die Aufnahme wurde seinerzeit dem dem "PREIS DER DEUSCHEN SCHALLPLATTENKRITIK", gestiftet von fono forum, ausgezeichnet und demonstriert das einzigartige Zusammenspiel und die singuläre Klangreinheit dieses illustren Ensembles, das übrigens auch für seine Einspielung sämtlicher MOZART-Streichquartte durchweg hohes Lob und beste Kritiken erntete. Besonders gerühmt wird auch der warme Ton dieses Ensembles, die fast bebende Intensität des Spiels, das Maximum an klanglicher Differenziertheit und die Tatsache, daß dieses wie kaum ein anderes Quartett so vollkommen gleichwertig in den Stimmen besetzt ist. Eine Aufnahme, die ich nur wärmstens empfehlen kann.


    Viele Grüße


    wok

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  • Bei meiner Arbeit an diesem Thread bin ich auf ein unerwartetes Hindernis gestoßen: Während auf der Aufnahme des Auryn Quartetts (Man beruft sich auf das Deutsch-Verzeichnis von 1978) das Quartett Nr 94 als Nr 2 geführt wird finde ich bei anderen Quellen D 32 als Nr 2. Die Reihenfolge aller frühen Streichquartette ändert sich erheblich dadurch. Bevor ich also hier weitermache muß ich diese Sache erst klären....
    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Inzwischen kommt allmählich Licht in die Sache (?) Hatte ich vorerst angenommen, im Beiheft der cpo-Veröffentlichung mit dem Auryn Quartett habe sich ein Fehler eingeschlichen - so ist dies nicht der Fall. Während die meisten Publikationen und Booklet-Texte nämlich D32 als Streichquartett Nr 2 anführen, so wird im Beiheft der cpo-Gesamtausgabe - unter Bezug auf das Deutschverzeichnis (rev. 1978) die Nummer D94 als Nr 2 genannt. Das hat mich einigermaßen verwirrt, notabene, da auf der historischen Aufnahme des Wiener Konzerthausquartetts als Nr 2 die D32 gelistet ist - zu allem Überfluss mit nur 2 Sätzen.!! Letzteres ist auch schon geklärt und ich werde an passender Stelle darauf Bezug nehmen.
    Kommen wir zurück zu D 94. Dieses Werk wurde jahrelang zu spät datiert (Quelle: Harenberg Konzertführer) . Im Rahmen einer Aktualisierung des Deutsch-Verzeichnisses wurde die Reihenfolge der frühen Streichquartette geändert.
    Wenn in Hinkunft in diesem Thread also in Hinkunft vom Streichquartett Nr 2 die Rede sein wird, so ist D94 gemeint.
    Auf den Naxos Aufnahmen -mit dem Kodaly Quartett - sie sind klangschön - und wunderbar ausbalanciert (ein Vergleich mit den Auryns folgt später) wurde leider irreführenderweise die alte Nummerierung verwendet. Vielleicht ist der Rat eines ehemaligen Mitgliedes und Schubertliebhabers gar nicht mal so schlecht, im Falle Schuberts auf Nummerierungen zu verzichten und sich stets auf die Deutschverzeichnis-Nummern zu beziehen.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Dass D94 nicht sein siebentes sondern in Wahrheit zweites Quartett ist hat mich auch ziemlich überrascht als ich unlängst, angeregt durch diesen Thread, wieder einige frühe Schubertquartette angehört habe (und dazu die Begleittexte gelesen habe). Überrascht vor allem deshalb, weil es irgendwie "erwachsener" klingt als die meisten anderen frühen Arbeiten vor D87. In der Tat gefällt mir dieses Quartett von seinen frühen Streichquartetten am besten. Es klingt schon wie richtiger Schubert ist aber dabei meiner Meinung nach interessanter als D87, das mich immer schon völlig kalt gelassen hat.

  • Bedauerlicherweise wird die neue Zählung von vielen Quellen nicht übernommen - aber ich muß mich hier selbst bei der Nase nehmen: Bei den Sinfonen verwende ich hartnäckig die alte Nummerierung.


    Also hier geht es derzeit ums Streichquartett Nr 2 D94 (1811/12) dessen alte Nummer 7 war - welche auf zahlreichen Plattencovern und auch bei Wikipedia heite noch Verwendung findet. Ich werde in Zukunf in diesem Themenbereich di Deutschverzeichnisnummer fett gedruckt halten, damit eindeutig klar ist, welches Streichquartett hier jeweis gemeint ist. Denn selbstverständlich brachte diese Neuordnung auch neue Nummern der anderen Jugendquartette mit sich.....


    Dieser Tatsache wurde bisher kaum Beachtung geschenkt, weil die Musikwissenschaft dies Werke als "unbedeutend", "ungeschickt", "mit Formfehlern behaftet" eingestuft hat und man sie daher kaum auf Konzertprogrammen findet. Ähnliches muß über Aufnahmen gesagt werden. Man findet kaum Einzelveröffentlichungen der frühen Quartette, lediglich im Rahmen von Gesamtaufnahmen aller erhaltenen Quartette. Einige aus dieser Zeit sind ja verschollen, andere fragmentarisch.


    D94 ist, Felix Meritis sagte es schon - ein eindrucksvolles Werk - allerdings musste ich es des öfteren hören, bis mir das bewusst wurde. Besonders angetan hat es mir persönlich der erste Satz. Ein beinahe unscheinbares Thema wird vorgestellt, welches den Hörer den gesamten Satz über allmählich in seinen Bann zieht und erst allmählich seinen Ohrwurmcharakter offenbart.

    Immer wieder gibt es Unterbrechungen, nach denen das Thema in anderer Form wieder auftraucht, mal lyrisch in sich gekehrt, dann spielerisch tänzelnd,fordernd, feurig aufbrausend - und immer wieder verharrend - bis am Ende das Thema bescheiden ins nichts verklingt - wie es gekommen ist.
    Interessanterweise ist die Charakteristik, die ich hier subjektiv empfinde nicht auf allen Einspielungen gleichermaßen ausgeprägt. Eigenartigerweise hört man diese Phänomene bei der historischen Aufnahme des Wiener Konzerthausquartetts (mono - aber klangfarbentreu und nicht flach) und auch bei der Naxos Aufnahme mit dem Kodaly-Quartett besser als auf der hochgelobten Auryn-Aufnahme, die vielleicht ein wenig zu sehr auf Tempo setzt, während die Wiener und Ungarischen Kollegen mehr auf Kraft und Baßfundament setzen (?) Vielleicht kann sich ein anderes Mitglied zu diesem Aspekt äussern...
    Ein besonderes Schmankerl ist auch der 4. Satz, ein stakkatobehafteter (?) Wirbelwind ......


    Aber am besten, man macht sich selbst ein (akustisches) Bild:
    In die von mir wärmstens empfohlene Naxos-Aufnahme kann mittels klick aufs Coverbild hineingehört werden. Das hier erwähnt Streichquartett hat dort die (alte) Nr 7 und die einzelnen Sätze können via Klick der Samples 5 bis 8 kurz angespielt werden....


    Ich hoffe , ein wenig Interesse bei Euch geweckt zu haben
    und wünsche viel Vergnügen beim Hören.

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Wir nehmen uns als nächstes das Streichquartett Nr 3 (neuer Zählung) D8 A "Ouvertüre" vor.
    Wieder eine eigenartige Situation. Welche Nummer hatte dieses Streichquartett vor der Umnummerierung - und was bedeutet das A hinter der Deutschverzeichnis -Nummer ?
    Also zunächst handelt es sich meiner Meinunge nach um kein Streichquartett, sondern um einen Quartettsatz. (Largo-allegro)
    Es gibt ein zweite Version davon, welche für Streichqintett (= D8) komponiert wurde, die Verson D 8A ist hingegen für Streichqartett. Dieses Werk hatte keine Ordnungszahl im Rahmen der Streichquartette, es wurden füher 15 Quartette angegeben - D8 A erhöht die Gesamtzahl auf 16.
    1811 komponiert, wurde ihm jetzt die Nummer 3 zugeteilt. Warum dieser Satz als Streichquartett gezählt wird entzieht sich meiner Kenntnis.....
    Das Werk ist somit auf den meisten Gesamtaufnahmen nicht vorhanden. Der Auryn Zyklus macht hierin eine Ausnahme.
    die Version für Streichquintett findet sich in einer von Willy Hess bearbeiteten Version auf Dieser Naxos CD (Ouverture in c-minor for String Quintet D 8 (1811) (ed. Hess)



    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Energisch und kraftvoll beginnt der 1 Satz des Streichquartetts Nr 4 (Alte Zählung: Nr 2) D 32, stets von lyrischen Einschüben unterbrochen, Auf älteren Aufnahmen, wie beispielsweise jener des Wiener Konzerthaus-Quartetts sind nur zwei Sätze vorhanden. Vermutlich wurde das Werk im Oktober 1812 geschrieben und noch im gleichem Jahr im Familienkreis uraufgeführt. Dann lagerten die Noten in den Archiven und einigie Teile waren scheinbar verlorengegangen. 1890 wurde das Werk in der Schubert- Gesamtausgabe als zweisätzig geführt. Maurice Brown konnte die fehlenden Teile, nämlich den 2. Satz und den ersten Teil des Finales aber 1950 in Schweden nachweisen (Autographensammlung Konsul Otto Taussig, Malmö).
    Die öffentliche Uraufführung fand am 23 Dezember 1955 in einem Konzert der BBC London durch das Aeolian Quartett statt.
    (Quelle Monika Lichtenfeld - Booklet zur Aufnahme des Melos Quartett aller Schubert Quartette. Dieses Booklet ist eines der umfassendsten und tiefschürfendsten - folgt aber noch der alten Zählweise.)
    Die Daten über Schuberts frühe Streichquartette sind generell sehr vage, vermutlich weil die Stücke lange Zeit nicht ernst genommen wurden, so wurde das hier erwähnte Quartett D 32 auch mal ganz flapsig als "belangloses Werk" klassifiziert...


    Ich empfehle jedem, der Kammermusik mag, sich den 2 Satz (er galt als verschollen) mehrfach anzuhören - und sich dann sein Urteil zu bilden


    Im Beiheft der Auryns wird erwähnt, daß gelegentlich behauptet wird, es gäbe eine gewisse Themenähnlichkeit des Finalsatzes von D32 mit jenem des Kopfsatzes von Haydns Sinfonie Nr 79 in c-moll, der Autor des Beiheftes empfand diese Ähnlichkeit jedoch als nicht sehr ausgeprägt. Hier werden die Schwierigkeiten evident, wenn man sich auf fremde Quellen stützen muß. Zunächst einemal gibt es keine Haydn Sinfonie Nr 78 in c-moll. Entweder wir nehmen die Nr 79 in F-dur, oder es war die Nr 78 in c-moll gemeint. Ich konnte leider bei keiner der genannten Sinfonien irgendwelche Ähnlichkeiten entdecken - Vielleicht eine Aufgabe für einige engagierte Tamino- Mitglieder ?


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo,


    ich komme zurück auf den Beitrag Nr. 5 von wok. Die dort genannte LP mit dem Quartetto Italiano ist auch in meiner Sammlung.


    Streichquartett Es-Dur, op. 125


    1. Satz, Allegro moderato: Ein nicht besonders auffallendes, eher schlichtes, beinahe volkstümliches Thema, dem auch die anfangs einfache Harmonik entspricht und die dezente Dynamik passt sich dem auch an. Das ändert sich mit dem, gegenüber dem 1. verwandten, 2. Thema, besonders dann, wenn Cello und Bratsche mit f (ff?) fast überfallartig einfallen. Diesen großen Wechsel in der Dynamik höre ich über den ganzen Satz. Das Tempo bleibt moderat, aber die großen Dynamikunterschiede geben einen unruhigen, unsteten Charakter


    2. Satz, Scherzo prestissimo: Äußerst bewegt im Tempo, mit ungestümem Vorwärtsdrang, ungefähr gleich bleibender Dynamik und in Dur bringt der Satz einen freudigen Höreindruck; das unruhige, unstete des 1. Satzes ist überwunden, aber dazu ist ein sehr forsches Vorgehen nötig, was etwas aufgeregt wirkt (Nachklang aus dem 1. Satz?). Das Trio in Moll mit kurzen Dur-Einschüben und bei der Wiederholung mit deutlicher Dynamik.


    3. Satz, Adagio: Ein breit ausladendes und stetig dahin fließendes Thema in ruhiger Dynamik und Dur-Harmonik, was nur selten mit kurzen herben Phrasen in cresc. unterbrochen (?) wird. Über Sechzehntel-Akkorde, leicht staccato, erhebt sich ein zartes "Lied" der Solovioline; die Sechzehntel-Akkorde sind auch in Folge noch zu hören, dabei hat sich aber zu 1. Violine die 2. dazugesellt. Nach einer sehr langen Pause, erfolgt die Wiederholung, dabei sind die herben Phrasen deutlich akzentuiert, aber der Satz endet entspannt und friedlich in pp. (Ohne Erfolg habe ich lange nachgedacht, an welches andere Musikstück mich dieses Adagio erinnert?)


    Der 4. Satz, Allegro, vereinigt für mich die großen Dynamikunterschiede des 1. Satzes (nicht so ausgeprägt), den freudigen Vorwärtsdrang des 2. Satzes und die zarte Liedhaftigkeit des 3. Satzes.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Als ich gesehen habe, daß dieser Thread Zuwachs bekommen hat konnte ich natürlich der Versuchung nicht widerstehen ebenfalls dieses Quartett Nr 10 D 87 op 125 Nr 1 zu hören. Das Thema des 1. Satzes ist in der Tat SCHEINBAR unauffällig. Bei mir jedenfalls hat es sich nach oftmaligem Hören geradezu zum Ohrwurm entwickelt. Zudem ist das gesamte Quarttet sehr "interpretationsabhängig", soll heissen jede der mir zur Verfügung stehenden Einspielungen einen anderen Eindruck hinterlässt.
    Das mag zwar einleuchtend klingen, aber nur wenige Werke sind so unterschiedlich in der Gesamtwirkung, wenn verschiedene Interpretationen vorliegen. So sind beispielsweise die weiter oben beschriebenen Dynamiksprünge bei der Aufnahme mit dem Kodaly-Quartett stark gemildert. Im Gegenzug bekommt man dazu eine wunderbar harmonische, stimmige und klangschöne Einspielung geboten. Die Aufnahme mit dem Auryn Quartett wird danach geradezu "nervös" mit unruhiger Gesamtwirkung, das Klangbild ist eher höhenbetont. Im Gegensatz dazu ist die alte Mono-Aufnahme mit dem Wiener Konzerthaus-Quartett erdenschwer und bassbetont, ein wenig zu erdenschwer vielleicht. Entgegen meinen Erwartungen werden hier die Dynamiksprünge auch betont - allerdings nicht auf die selbe "nervöse" Art wie bei den Auryns, was vermutlich am leicht überbetonten Baßbereich liegen könnte....


    Ab Nr 11 bekommen die Streichquartette von Schubert jeweils einen eigenen separaten Thread.....


    mit freundlichen Grüßen
    aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • 3. Satz, Adagio: ... Nach einer sehr langen Pause, erfolgt die Wiederholung, ...

    Jaja, das sollte so sein, eine Generalpause in der Länge eines vollen Taktes (in der Peters-Ausgabe unmittelbar vor dem Buchstaben K). Wieso finde ich eigentlich keine Aufnahme, bei der die Protagonisten Schuberts Willen folgen und hier wirklich bis 6 zählen, bevor sie wieder einsetzen?

  • Hallo Lagenwechsel,


    ich hatte meinen Beitrag Nr. 12 ohne Noten geschrieben – nun habe ich mir das Adagio (IMSLP – Hellmesberger/Mandyczewski, B.+H. 1890) ausgedruckt und ich habe auch die LP, die wok in seinem Beitrag Nr. 5 nennt (Quartetto Italiano).


    Es geht also um den Takt 53 des Andante und um die Frage der Dauer der Generalpause. Vor der Generalpause gibt es ein kleines rit. – wenn man nun die 6/8 der Pause in der Zählzeit des rit. ermittelt, dann ist die Pause zu kurz; wenn für die Zählzeit das Grundtempo des Andante zugrunde gelegt wird, dann stimmt m. E. die Pausenlänge. Was ist richtig?


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

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  • Bevor ich hier weitermache - eine kurze Stellungnahme zu der Nummerierung der Streichquartette:


    Im Booklet der Aufnahme der Schubert Streichquartette findet sich eine Art "Umrechnungstabelle" zwischen alter und neuer Streichquartettnummer - was sehr verwirrend ist, da viele andere Ensembles noch (und vielleicht auch in Hinkunft) die alte Zählung verwenden.
    Auch WIKIPEDIA verwendet BIS HEUTE noch die bislang übliche Lesart. Auf der Suche, wie dies in anderen Sprachen gehandhabt wird kam ich drauf, dass der WIKI Eintrag: "Liste der kammermusikalischen Werke Schuberts" lediglich in in DEUTSCH, ESPERANTO !!! und NIEDERLÄNDISCH existiert :hahahaha:
    Man benützt dort ebenfalls die alte Zählung, die niederländische Seite profiliert sich dadurch, daß sie zwei, sonst nirgendwo erwähnte, unnumerierte Fragmente auflistet.
    Eine kleine Pointe am Schluß: Auf der Rückseite der cpo box (Auryn Quartett) finden wir - dem Booklet zum Trotz - EBENFALLS die alte Schreibweise !!!!


    Deshalb werde ich in Hinkunft in diesem Thread auf die auch bei WIKIPEDIA eingesetzt alte Zählung zurückgreifen, die da lautet:

    • Streichquartett Nr. 1 in wechselnden Tonarten (D 18) (1810 oder 1811)
    • Streichquartett Nr. 2 in C-Dur (D 32) (1812)
    • Streichquartett Nr. 3 in B-Dur (D 36) (1812/13)
    • Streichquartett Nr. 4 in C-Dur (D 46) (1813)
    • Streichquartett Nr. 5 in B-Dur (D 68) (1813)
    • Streichquartett Nr. 6 in D-Dur (D 74) (1813)
    • Streichquartett Nr. 7 in D-Dur (D 94) (1811 oder 1812)
    • Streichquartett Nr. 8 in B-Dur (D 112) (1814)
    • Streichquartett Nr. 9 in g-Moll (D 173) (1815)
    • Streichquartett Nr. 10 in Es-Dur (D 87) (1813)


    Da dieser Thread sich nur mit den ersten zehl Quartetten befasst sind auch nur diese aufgelistet.
    Inwieweit ich die ersten Beiträge redigiere, bzw anpasse oder teilweise löschem darüber muß ich mir erst Klarheit verschaffen


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred Schmidt


    Kannst du uns aufklären, weshalb eine neue Nummerierung nötig wurde und was die Unterschiede zur alten sind?


    Ist die neue chronologisch nach Entstehungsjahr nummeriert, die alte nach Deutsch*-Verzeichnis-Nummern, die auch die Entstehungsjahre berücksichtigt? Wurden neueste Forschungsergebnisse berücksichtigt? Das würde nach bisheriger Nummerierung die Nr. 7 und 10 betreffen.


    *Anmerkung nach meiner Internetrecherche
    Das Deutsch-Verzeichnis ist ein thematisches Verzeichnis der Werke des Komponisten Franz Schubert in chronologischer Folge.
    Da nur ein Bruchteil der Werke Franz Schuberts zu dessen Lebzeiten mit Opus-Zahlen veröffentlicht wurde, benötigte die musikwissenschaftliche Forschung ein verlässliches Verzeichnis sämtlicher Schubert-Werke. Diese Aufgabe leistete der Musikwissenschaftler Otto Erich Deutsch (1883–1967). Sein Franz Schubert – Thematic Catalogue of all his works in chronological order erschien erstmals 1951 in englischer Sprache. Eine zweite, aktualisierte Auflage erschien 1978 in deutscher Sprache im Rahmen der Neuen Schubert-Ausgabe im Bärenreiter-Verlag. Das Deutsch-Verzeichnis ist mit Notenincipits aller Werke und Sätze sowie allen verfügbaren Daten zu Entstehung, Quellen, Ausgaben und Literatur ausgestattet.
    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Die Umnummerierung wurde - meines Wissens nach - deshalb gemacht, weil das das alte DEUTSCH-VERZEICHNIS von einigen Annhamen zur Reihehnfolge der Entstehung ausging, die sich inzwischen als falsch herausgesteltl haben. Daher hat man die angeblich "richtige!" Reihenfolge hergestellt. Ähnliches erleben wir ja auch mit Schuberts Sinfonien, wo in den letzem zig Jahre mehrfach umnummeriert wurde. Gut daß diese Schubert Wissenschaftler sich nicht Haydn vorgernommen haben, denn da stimmt ja auch einiges nicht.
    Man hätte aus der Praxis der Schubert Sinfonien lernen können: Viele Label bleiben eben bei der alten Numerierung, andere wollen sich als "zeitgemäß" profilieren woraus ein heilloses Durchienander entsteht. Die Inkonsequent, bei cpo, im Beiheift und auf CD die neue Zählung zu verwenden und außen auf der Box die alte, zeigt die gesamte Problematik derartiger Umnumerierungen auf.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Schuberts Streichquartett Nr 3 D 36 finde ich sehr gelungen, oder - wer so will - äusserst hörenswert - vor allem den ersten Satz, der mit einer Spieldauer von etwa 11 Minuten mit Abstand der längste des viersätzigen Quartetts ist. Das äußerst prägnante Thema mit dem das Quartett eingeleitet wird, prägt den gesamten Satz, quasi in eine Form „Thema und Variationen“ von einem Hauch Melancholie, selbstbewusstem Auftreten, stürmischem Aufbegehren bis hin zu süßem Schmachten, Schubert stellt das Thema gewissermaßen auf die Probe, und es bewährt ich in allen Situationen, Die weiteren Sätze sind mir fürs erste nicht so im Gedächtnis geblieben, sie gewannen indes an Profil und Wiedererkennungswert, desto öfter ich sie hörte. Seit gesten Abend höre ich dieses Streichquartett nun das 5,Mal in Folge, und mir wurde erstmals bewusst wie unterschiedlich schon Schuberts frühe Quartette zu jenen von Haydn, Mozart und Beethoven sind. Nicht nur die Musikgeschichte hat diese Quartette eher minder bewertet, auch Schubert selbst hat sie in späteren Jahren - das ist schriftlich belegt – nicht besonders geschätzt. Die Ursache mag gewesen sein, dass sie eigentlich nicht für den Konzertsaal, sondern fürs häusliche Musizieren gedacht waren und Schubert sich auf die spieltechnischen Fähigkeiten seiner Familie – insbesondere seines Vaters einstellen musste. Persönlich liebe ich diesen intimen Ton und bin froh, dass es diese frühen Quartette von gibt..
    Der Gesamteindruck ändert sich auch mit der jeweils gehörten Interpretation, bzw.Aufnahme.
    Als „neutrale“ grundsätzliche Einspielung benutzte ich jene des „Kodaly Quartetts“ (für Naxos), eine gediegene, klangschöne Einspielung ohne auffällige Eigenwilligkeiten, sowie die alte, bei Preiser veröffentlichte MONO Aufnahme (nur als Gesamtaufnahme) mit dem „Wiener Konzerthausquartett“, welche vermutlich, dem Klang nach zu schließen aus den frühen 50er Jahren des 20, Jahrhunderts stammt. Die Klangqualität ist ein wenig historisch, aber sehr präsent mit guter Abbildung der Instrumente und ein wenig „eindringlicher“ als man es von heutigen Aufnahmen gewöhnt ist. (Leider bereits gestrichen)


    mftg aus Wien
    Alfred


    Anmerkung: In der "Neuen Schubertausgabe" wird dieses Quartett als Nr FÜNF geführt

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Ich höre das Quartett Nr. 3 in der Aufnahme mit dem Diogenes Quartett, die ganz vorzüglich ist - das von Alfred erwähnte Ohrwurmthema des 1. Satzes sprudelt munter wie ein Bergquell, bevor es dann zu zarter Innigkeit zurückgenommen wird, um dramatisch neu aufzublühen - alles einfühlsam und blitzsauber gespielt. Auch der 2. Satz, das andante ist für mich durchaus sehr eingängig, er hat in vielen Momenten einen zweifelnden, fragenden, tastenden Charakter, der mehr und mehr energischen Elementen weicht. Sehr lebhaft und energiereich ist das Menuetto, auch hier musiziert das Diogenes-Quartett wieder mit Verve und Präzision, bevor das Quartett mit dem Allegretto ausklingt. Ebenso wie Alfred schätze auch ich diesen intimen Ton der frühen Quartette, sie scheinen anfänglich schlicht gehalten, weisen dann jedoch immer wieder spannungs- und kontrastreiche Akzente auf. Insbesondere das vorliegende Quartett finde ich überaus ansprechend, es ist sehr lebhaft und dynamisch.

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  • Wieder einen alten Thread ausgegraben. Die frühen Streichquartette Schuberts habe ich bisher nicht sehr häufig gehört. Zu ihrer Bestimmung und Einordnung wurde schon vieles geschrieben - es sollte klar sein keine Meisterwerke a la früher Beethoven zu erwarten.

    Aber die Beschäftigung mit diesen Werken ist dennoch interessant und immer noch Wiener Klassik auf bereits recht hohem Niveau. Insgesamt habe ich diese frühen Quartette Schuberts natürlich nicht so häufig gehört wie die späten Meisterwerke, da ich aber zum relativ integralen Hören neige eben doch schon einige Male.


    Ein Quartett das mir fast am besten gefällt wurde hier noch nicht genannt. Das 6. Streichquartett D74 in D-Dur. Besonders das melodische Hauptthema im Kopfsatz ist sehr gefällig. Der bewegte Klangteppich der anderen Streicher bleibt auch im Seitenthema erhalten. In der Durchführung werden beide Themen kombiniert, allerdings eher nebeneinander gestellt, als verwoben. Das Andante erinnert sicherlich ein wenig an Mozart, nicht nur wegen des markanten chromatischen Aufstiegs im Hauptthema. Die Bearbeitungen dieses Themas - sie bleiben mozartisch - gefallen mir durchaus. Das Menuett vereint in typischer Schubert und Wiener Manier Eleganz mit einer gewissen Deftigkeit. Recht virtuos kommt das abschließende Allegro daher, das einen gewissen Kehraus-Charakter aufweist. Allerdings werden die schnellen Läufe immer wieder mit fanfarenartigen Akkordblöcken kombiniert. Man fragt sich fast schon, ob das den sich am Cello abmühenden Vater beschwichtigen sollte.


    Insgesamt ein Werk, das in die Reihe dieser frühen Quartette gut passt: Ausprobieren des klassischen Stils, anmutige Melodik, schöne Momente und noch kein Meisterwerk.

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)