Sänger äussern sich zum Thema "Regietheater"

  • Dieser Thread wurde durch diverse, derzeit laufende Threads zum Thema Regietheater angeregt, wo einerseits Sänger sich negativ, andrerseits positiv zum Thema "Regietheater" äusserten.
    Dabei scheint es mir, daß Sänger, deren Karriere bereits abgelaufen ist, sich in der Regel NEGATIV zu diesem Thema äussern, wogegen solche, die noch von Intendanten abhängig sind, ein positives Urteil verlauten lassen (müssen?).
    Es ist klar, daß ein eher jüngerer Sänger, der trotz evidenter gesundheitlicher und stimmlicher Probleme immer wieder CDs aufnahemn darf, leichter in gewisse Abhängigkeiten gedrängt werden kann, als eine lebende Legende.
    Und hier stelt sich die Frage: Inwieweit werden die jüngeren Sänger GEZWUNGEN sich zu "modernen Inszenierungen positiv zu äussern ? Müssen sie etwa um ihre Karriere bangen, wenn sie sich "verweigern" ? Gibt es das oft zitierte "Regietheaternetzwerk" am Ende doch ?
    Ältere Sänger haben nichts mehr zu verlieren, sie werden freundlich aufgefordert uns über ihre Erfahrungen in diesem Bereich zu berichten. Aber auch (belegte) Zitate aus diesem Bereich sind gern gelesen......


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Und hier stellt sich die Frage: Inwieweit werden die jüngeren Sänger GEZWUNGEN sich zu "modernen Inszenierungen positiv zu äussern?

    Ich kenne einige junge Sänger, die stellen sich gar nicht erst die Frage nach dem, was hier als Regietheater so sehr in der Kritik steht. Sie kennen gar nichts anderes. Für sie ist es normal. Die wollen doch nicht in der Kulisse von Leyla Gencer und im Kostüm von Hans Hopf auftreten. Sie sind mit Schlingensief aufgewachsen und mit Baumgarten. Wenn ich denen mit Wieland Wagner oder Rennert käme, dann könnte ich ja gleich Marika Rökk noch oben drauf legen.


    Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Zitat

    Gibt es das oft zitierte "Regietheaternetzwerk" am Ende doch ?


    Hallo, Alfred!


    Ja, daran glaube ich fest. Denn es ist schon erstaunlich, was heute jüngere Sänger und Sängerinnen mit sich machen lassen müssen. Das könnte man sich mit gestandenen Sängern mit Sicherheit nicht erlauben. Ich möchte hier keine Namen nennen, aber ich kann mir nicht vorstellen, einen der Gestandenen mit heruntergelassener Hose auf einer Toilettenschüssel sitzend, onanierend oder mit Fäkalien um sich werfend auf der Opernbühne zu sehen. Das kann man nur mit jungen Leuten machen, die noch eine Karriere vor sich haben, sich nicht wehren können und sich leider Vieles bieten lassen müssen. Und was eine Annette Dasch dazu sagt, ist allgemein bekannt. Mit ihrer Stimme würde sie bestimmt niemanden betören.

    W.S.

  • Ich kenne einige junge Sänger, die stellen sich gar nicht erst die Frage nach dem, was hier als Regietheater so sehr in der Kritik steht. Sie kennen gar nichts anderes. Für sie ist es normal. Die wollen doch nicht in der Kulisse von Leyla Gencer und im Kostüm von Hans Hopf auftreten. Sie sind mit Schlingensief aufgewachsen und mit Baumgarten. Wenn ich denen mit Wieland Wagner oder Rennert käme, dann könnte ich ja gleich Marika Rökk noch oben drauf legen.


    Das mag für einige sicher gelten, aber ich weiß aus eigener Erfahrung im Bekanntenkreis, dass nicht alle so unkritisch sind. Ob sie sich diese Kritik dann auch erlauben können, ist eine ganz andere Sache.

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

  • es ist schon erstaunlich, was heute jüngere Sänger und Sängerinnen mit sich machen lassen müssen.


    Lieber Wolfgang, liebe Sognatrice


    Ich hatte es im Forum schon ein- oder zweimal erwähnt. Im vergangenen Jahr hatte ich mal mit einer Solistin vom Erfurter Opernhaus ein sehr persönliches interessantes Gespräch. Auch zu diesem Thema. Kurz auf einen Nenner gebracht sagte sie mir: "Man ist Arbeitnehmer, hat einen zeitlich begrenzten Vertrag, muß logischerweise Geld verdienen, außerdem ist Singen nicht nur Arbeit/Beruf, sondern auch Berufung und um das alles und um sich selbst zu verwirklichen und zu erhalten, muß man diesen oftmals Sch... und Schwachsinn mit sich machen lassen. Ob es einem gefällt oder nicht. Man will ja schließlich leben und braucht eine Existenzgrundlage und diese besteht nun mal in der Absicht und der Hoffnung, daß der auslaufende Vertrag wieder verlängert wird. Und wenn jemand als kritisch und schwierig gilt und der Vertrag nicht verlängert/erneuert wird, kann sich bestimmt jeder vorstellen, daß andere Opernhäuser für diese Künstler nicht sperrangelweit ihre (Theater-) Tore offen halten.
    Wirkliche Kritik und Ablehnung könnten sich m. E. nur die sogenannten großen Stars leisten. Diesen ist es aber heutzutage wichtiger schnell an das große Geld zu kommen. Die Berufsehre hat längst der Jagd nach dem schnöden Mammon Platz gemacht. Zum anderen sind sie ja oft nicht mehr fest engagiert, sondern geben ein paar Gastspiele und sind nachher wieder weg. Da ist es doch egal, was da inszeniert wird.


    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Liebe Forianer,


    es geht auch anders. Per Lindskog, ein aufstrebender Tenor, der in den USA eine steiele Karriere beginnt, konnte in Gera als Lohengrin gewonnen werden. Er wollte im Lande Wagners erstmalig - an einer kleinen Bühne - Wagner singen. Sicher mit dem Hintergedanken, auf sich aufmerksam zu machen in Richtung Bayreuth (in USA singt er u.a. in Detroit und Chicago). So stand es in der Lokalpresse.


    Nach der 3. Probe hat er hingeschmissen. Offiziell war von Krankheit die Rede, aber es sickerte rasch durch, daß er sich nicht einsetzen lassen wollte beim Spiel in einer Fabrikhalle, mit Kohl, Schröder und Merkel als König Heinrich und unter Benutzung von Dixiklos usw. Respekt vor einem jungen Sänger, der damit seine Bayreuth-Ambitionen begraben durfte. Ihm war Authentizität und Originaltreue wichtiger!


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Per Lindskog, ein aufstrebender Tenor, der in den USA eine steiele Karriere beginnt, konnte in Gera als Lohengrin gewonnen werden. Er wollte im Lande Wagners erstmalig - an einer kleinen Bühne - Wagner singen.


    Per Lindskog? Nie gehört, lieber La Roche. Irrtum Deinerseits ausgeschlossen? Oder meist Du vielleicht Pär Lindskog? Der wiederrum hat in Deutschland, auch in Berlin, durchaus schon Wagner gesungen - nämlich den Walther im "Tannhäuser" an der Staatsoper. Er singt auch anderswo Wagner rauf und runter, auch in Inszenierungen, die dem Gerarer "Lohengrin" optisch nicht weit entfernt sein dürften. Insofern würde ich mit der Deutung, er habe hingeschmissen, weil er mit der Produktion nicht einverstanden sei, eine gewisse Vorsicht walten lassen. War es vielleicht doch die stimmliche Überforderung? Er würde in so einem Fall nicht als Zeuge dafür dienen können, dass sich junge Sänger gegen heutige Regieauswüchse zur Wehr saetzen.


    Sollte ich mich irren und es doch diesen mutigen Per Lindskog geben, der womöglich aus Repekt vor Werktreue auch auf Bayreuth verzichten würde, dann lasse ich mich sehr gern von Dir korrigieren.


    Herzliche Grüße nach Gera, wo ich vor vielen Jahren auch in dem schönen Theater gewesen bin.


    Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • es sickerte rasch durch, daß er sich nicht einsetzen lassen wollte beim Spiel in einer Fabrikhalle, mit Kohl, Schröder und Merkel als König Heinrich und unter Benutzung von Dixiklos usw..
    Ihm war Authentizität und Originaltreue wichtiger!

    Lieber La Roche


    Wenn das tatsächlich die wahren Gründe sind, dann kann man nur symbolisch "den Hut ziehen und sich ganz tief verneigen". Respekt und große Hochachtung. Hier zeigt einer was Charakter, Berufsauffassung und Ehre ist.


    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Per Lindskog? Nie gehört, lieber La Roche. Irrtum Deinerseits ausgeschlossen? Oder meist Du vielleicht Pär Lindskog


    Hast recht, mit "ä". Die Information über den Grund seiner "Erkrankung" habe ich von einem Orchestermusiker. Und die Aufführung war extrem grauenvoll und der Anlaß, nach etlichen vorangegangenen Enttäuschungen mein Anrecht zu kündigen.


    Ich freue mich, daß Du unser schönes kleínes Theater und evtl. auch unseren wunderschönen Konzertsaal bereits kennst.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Pär Lindskog kenne ich noch von früher, da hat er reglmäßig an der Rhienoper gesungen u.a. den Rienzi. Ein wirklich ganz toller Sänger. Waltraud Meier legt sich ja auch regelmäßig mit Regisseuren an und meinte in einem Interview, das das vielleicht der Grund sei , warum sie nicht mehr so viele Rollen bekommt.

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  • Hast recht, mit "ä".

    Das ist schon eigen-, wenn nicht gar abartig.


    Ein echter Thüringer hätte nie die Gelegenheit versäumt, ein "e" wie ein "ä" auszusprechen. Stimmt da was nicht mit der Schämie?


    Grüße aus München :hello:

  • es geht auch anders. Per Lindskog, ein aufstrebender Tenor, der in den USA eine steiele Karriere beginnt, konnte in Gera als Lohengrin gewonnen werden. Er wollte im Lande Wagners erstmalig - an einer kleinen Bühne - Wagner singen. Sicher mit dem Hintergedanken, auf sich aufmerksam zu machen in Richtung Bayreuth (in USA singt er u.a. in Detroit und Chicago). So stand es in der Lokalpresse.

    Ich vermute hier eine Verwechslung. Pär Lindskog ist kein aufstrebender Tenor, der irgendwo bei Wagner einsteigen könnte, sondern ein arrivierter schwedischer Heldentenor, der bereits jede Menge Wagner gesungen hat - zuletzt überwiegend den Siegfried. Sehr unwahrscheinlich, dass er dann noch den Lohengrin dazu nimmt...



    Zitat

    Per Lindskog? Nie gehört, ... Oder meist Du vielleicht Pär Lindskog?

    Das war wieder ein guter Witz. Weil ja zwischen Per und Pär auch gar so große phonetische Unterschiede herrschen....

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Weil ja zwischen Per und Pär auch gar so große phonetische Unterschiede herrschen....

    Sehr große sogar, weil die "dummen Schweden" - um hier eine Tautologie zu gebrauchen - auch das Per wie Pär aussprechen.

  • Ein echter Thüringer hätte nie die Gelegenheit versäumt, ein "e" wie ein "ä" auszusprechen. Stimmt da was nicht mit der Schämie?


    Uns Thüringern ist das alles "Wurscht!" Wir sind aus einer Gegend, wo die Hasen Hosen heeßen und die Hosen Husen. Zu schwer? Uns auch. Deshalb a oder ä erst zu unterscheiden, das ist uns nicht gegeben und auch nicht notwendig. Ein Beispiel: In Gera gibt es einen Stadtteil Zwötzen, in Jena einen, der heißt das Zwätzen. Auch wir können alles, nur nicht hochdeutsch.


    La Roche


    PS - ich bin weder Sänger noch gehört das zum Regietheater. Aber ein bißchen Theater ist es auch.

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Ich vermute hier eine Verwechslung. Pär Lindskog ist kein aufstrebender Tenor, der irgendwo bei Wagner einsteigen könnte, sondern ein arrivierter schwedischer Heldentenor, der bereits jede Menge Wagner gesungen hat - zuletzt überwiegend den Siegfried. Sehr unwahrscheinlich, dass er dann noch den Lohengrin dazu nimmt...


    Stimmt aber. Gib im Internet-Explorer Gera und Pär Lindskog ein, da kannst Du es lesen! Man hat dan den John Hurton Murray genommen (so hieß er glaube ich), der hat den Käse gesungen und wurde ausgebuht! Dabei hat er gut gesungen, die Buh-Rufe kamen von anwesenden Mitgliedern der Richard-Wagner-Gesellschaft Trier, die extra wegen Lindskog nach Gera gekommen waren!!


    La Roche


    Sehr unwahrscheinlich, dass er dann noch den Lohengrin dazu nimmt...

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Ja, es stimmte wirklich. Es ist allerdings schon ein paar Jährchen her. In einem Artikel über die kommende Premiere wird Pär Lindskog aber richtig als Schwede angekündigt, ebenso wird auf sein schon bestehendes Wagner-Repertoire hingewiesen. Es bliebt aber ungewöhnlich, dass ein Siegfried und Parsifal sich den Lohengrin vornimmt. So mancher Lohengrin hat sich später an die schwereren Partien gewagt, die umgekehrte Reihenfolge dürfte aber eher selten sein.


    Ich habe auch einen Premierenbericht gefunden. So ist der Produktion nicht nur der geplante Lohengrin sondern auch der Dirigent abhanden gekommen. Dessen Ersatz kam bei der Rezension besser weg, sie entbehrt aber nicht einer gewissen Komik:

    Zitat

    Der Schwan: eine Handpuppe, die putzig aus der Bodenluke äugt. ... Lohengrin: ein schmieriger Intellektueller in schwarzem Samtcord. ..... Ein Unding für die eingefleischten Wagnerianer im Publikum, die der Inszenierung (Florian Lutz) lautstark mit Schmähungen begegnen. Dabei ist diese durch und durch schlüssig. ....

    Bemerkenswert, was Rezensenten so alles für "schlüssig" halten....


    ;)

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Wir hatten an der Düsseldorfer Rheinoper einen schwedischen Heldentenor namens Richard Lindskog, der Wagner-Partien wie den Lohengrin, den Erik im »Fliegenden Holländer« und den Siegmund in der »Walküre« sang. Weitere Höhepunkte in seinem Repertoire waren der Tannhäuser, der José in »Carmen«, der Max im »Freischütz«, der Florestan im »Fidelio« und der Parsifal, aber auch Charakterrollen wie der Monostatos in der »Zauberflöte«. Das ist aber über 30 Jahre her (ab ca. 1973).


    Könnte fast der Vater des jetzt hier genannten Sängers sein, zumindest hat Pär Lindskog hier in Düsseldorf auch den Erik im "Holländer" gesungen.....

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Damit dürfte das ganze Thema wohl beendet sein. Ein halbwegs vernünftiges Argument habe ich bisher nicht gelesen.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Waltraud Meier legt sich ja auch regelmäßig mit Regisseuren an und meinte in einem Interview, das das vielleicht der Grund sei , warum sie nicht mehr so viele Rollen bekommt.


    Jetzt kommen mir aber die Tränen. Diese bemerkenswert begabte Frau hat alles gesungen, was man singen kann, an allen Häusern, die sich denken lassen, unter allen namhaften Dirigenten. Sie singt seit einer Ewigkeit, mal Sopran, mal Mezzo. Niemand kennt ihr wahres Alter. Wo man auch hinkam und hinkommt, Walli Meier war bzw. ist schon da. Was will sie denn nun noch? Der nimmt doch wirklich niemand die Rollen weg, nur weil sie sich mit Regisseuren anlegt. Sie würde sich auch mit Rennert, Schäfer oder Wieland Wagner angelegt haben. Sie ist selbstbewußt und eine große Künstlerin, deren Karriere langsam zu Ende geht. Es sei denn, sie wechselt ins so genannte Charakterfach oder gibt die Komische Alte.


    Es nützt nichts, Gegener der Regietheaters herbeizuschreiben. Sie sind doch schon da oder dagewesen. Guckt euch nochmal die da-capo-Sendungen mit Everding an. Wer immer dort aufgetreten ist - es waren so um die 70 sehr berühmte Sängerinnen und Sänger - einschließlich Sotin, alle haben sich, mitunter etwas verklausuliert, zu einem Theater bekannt, das das Gegenteil von Regietheater ist. Keiner von denen singt mehr, viele sind tot. Und, hats was genützt? Nein. Eine hochbetagte, legendäre Sängerin erzählte mir neulich, dass sie sich bei den Strauss-Erben über eine Inzenierung von dessen Salome beschwert habe, nämlich in dem Sinne, dass man das doch nicht verantworten könne. Die haben nur müde abgewinkt. Hauptstache, das Geld fließt. Das ist Realität. Dabei könnten die einflussreichen Erben manche Inszenierung verhindern, wenn sie nur wollten. Mir ist kein Beispiel bekannt, wo das geschehen ist.


    Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich gehe davon aus, daß man es jungen Sämgern nicht zumuten kann, sich mit der "Regietheathermafia" anzulegen.
    Gefragt sind hier die "unangreifbaren" älteren Semester - und natürlich das Publikum. Ich wundere mich immer wieder, mit welcher Ergebenheit das Publikum all den unästhetischen Stumpfinn über sich ergehen lässt. Im Italien des 18, und 19 Jahrhunderts hat man mißliebige Künstler mit faulen Eiern und ebensolchen Tomaten beworfen. Dies nur zur geschichtlichen Information - nicht als Anregung gedacht.
    Aber konsequent fernbleiben - das wäre schon ein Weg. Ich werde zum Beispiel keine einzige CD einer Sängerein kaufen, die den ersten Buchstaben ihres Vornamens mit dem meinen gemeinsam hat - weil sie das Regietheater verteidigt - und das konventionelle angegriffen hat... Solche Leute sollen nicht von meinem Geld profitieren- Ersatz gibt es immer und überall....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Ich werde zum Beispiel keine einzige CD einer Sängerein kaufen, die den ersten Buchstaben ihres Vornamens mit dem meinen gemeinsam hat - weil sie das Regietheater verteidigt - und das konventionelle angegriffen hat... Solche Leute sollen nicht von meinem Geld profitieren


    Das bringt Frau Dasch sicher an den Bettelstab :D
    Was mich bei ihren Äußerungen stört: sie geht nicht gerade subtil dabei vor, eher wie die Axt im Walde, was definitiv auch kontraproduktiv ist...es wirkt genauso emotionalisierend-kindisch wie einiges, aus der anderen "Ecke", hat wenig Tiefe, ist, da sie genauso pauschalisiert wie ihr Gegenüber.
    Deswegen möchte ich ihre Aussagen, die ich im Kern durchaus nachvollziehen kann, nicht für mich sprechen lassen.

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • Für diese Frau (Sängerin) habe ich nicht das geringste Verständnis. Sie spricht dermaßen abwertend und verächtlich über ältere Opernliebhaber, daß es für mich einfach unerträglich ist. :cursing:

    W.S.

  • Für diese Frau (Sängerin) habe ich nicht das geringste Verständnis. Sie spricht dermaßen abwertend und verächtlich über ältere Opernliebhaber, daß es für mich einfach unerträglich ist.


    Das soll keine Verteidigung für Frau Dasch sein. Aber von einigen Freunden traditionellen Theaters habe ich noch ganz andere Formulierungen lesen müssen.


    :hello:

  • Gerade aktuell gibt es einen Artikel über die Hamburger Opern-Chefin Simone Young. Nun ist Frau Young keine Sängerin, aber doch immerhin Intendantin und GMD der Staatsoper Hamburg in Personalunion und als solche direkt verantwortlich für

    • Der Ring des Nibelungen in der Inszenierung von Claus Guth
    • Palestrina in der Inszenierung von Christian Stückl
    • Don Giovanni in der Inszenierung von Doris Dörrie
    • die Wiederaufnahme diverser Konwitschny-Inszenierungen
      usw.

    Klar, das muss man alles nicht mögen (mir gefällt's bis auf den Don Giovanni, besonders die Konwitschny-Wiederaufnahmen). Nichtsdestotrotz handelt es sich hierbei um ziemlich klare Statements für das Regietheater, während ich z.B. bei Christian Thielemann eher nur ein herumlavieren auszumachen vermag (vgl. seine Äußerungen im Opernglas 7/8) ...

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Zitat

    Aber von einigen Freunden traditionellen Theaters habe ich noch ganz andere Formulierungen lesen müssen.


    Und von der Gegenseite? Was kam da wohl?

    W.S.

  • Glücklicherweise gibt es für Frau Dasch ja auch weitaus bessere ( und intelligenter!) gesungene Elsas. Von denen, die ich seit den 60ern gehört habe, seien nur folgende Sängerinnen genannt, die sich nicht derart dämlich geäussert haben: E. Grümmer, Anja Silja, Jeannine Altmeyer, C. Ligendza, C. Studer usw. usw. Tja, Elsa gibt es viele.... Und vom Opernclown Villazon wollen wir doch wohl gar nicht erst reden.

  • Ich werde zum Beispiel keine einzige CD einer Sängerein kaufen, die den ersten Buchstaben ihres Vornamens mit dem meinen gemeinsam hat - weil sie das Regietheater verteidigt - und das konventionelle angegriffen hat... Solche Leute sollen nicht von meinem Geld profitieren- Ersatz gibt es immer und überall....


    Herrjemine! Anneliese Rothenberger wirst Du nicht gemeint haben. ;) Und Anja Harteros auch nicht. Lass doch der Dasch ihre Meinung. Sie ist für eine Sängerrin noch relativ jung. Was soll sie denn machen? Ihren Job aufgeben und Köchin werden? Sie singt ja auch nicht mal schlecht. Solche Art Boykotts finde ich albern. Sie bewirken auch nichts. In letzter Konsequenz müsste man dann auch die Wiener Staatsoper niederreißen, wo das Regietheater auch Einzug hält. Das wäre wenigstens eine auffällige Aktion. X( So wahr mir Gott helfe! Niemand wird das Theater zurückwerfen können. Je früher wir alle das zur Kenntnis nehmen, desto besser. Ich bin auch ein ausgemachter Gegner von sinnlosem Firlefanz auf den Opernbühnen, bin oft irritiert, wütend und ratlos. Aber ich kann mir doch als Schlussfolgerung daraus nicht Hans Beirer im viel zu engen Lederwams zurückwünschen. Diese von solchen Sängern wie ihm verkörperte Ästhetik war schon 1970 entsetzlich. Ich möchte nicht schimpfend in Depressionen verfallen. Im Stillen den Kauf von CDs verweigern und dennoch in die Vorstellungen rennen, reicht nicht. Nicht mehr hingehen, das tut auf Dauer weh, allerdings auch einem selbst. Vielleicht stellt sich ja mit der Zeit heraus, dass sich Oper im Theater überlebt, dass immer wieder die selben Stücke totinszeniert wurden. Die Spielpläne sind doch geschrumpft auf das Gängige, auf die Zugnummern. Mich wundert es deshalb nicht, dass die hunderttausendste Tosca einem zum Halse heraus hängt. Und dieser ewige Wagner. Ich liebe ihn so sehr. Aber ich habe mich längst auf Tonträger zurückgezogen, damit er mir nicht madig gemacht wir von mittelmäßigen Sängern und ungebildeten Regisseuren.


    Auch Wieland Wagner und Rennert und viele andere mehr haben Opern nicht so auf die Bühnen gestellt, wie es die Textbücher geboten. Sie wurden genau so angefeindet wie heutzutage Baumgarten. Es gibt sehr viele Zeitzeugen, Bücher und Dokumentation, die das belegen. Wagner selbst musste in Bayreuth hinter seine Phantasien zurückgehen. Theater ist Bewegung, nicht jedem kann alles gefallen. Es wäre doch entsetzlich, würden wir alles gleich schön finden. Geht in die Sprechtheater. Gegen das, was sich dort abspielt, ist die Oper noch konservativ. Es gibt doch auch noch passable Inszenierungen, die dem konservativen Geschmack, den ich auch pflege, entgegen kommen. Bitte vergesst das nicht.


    Das reicht. Es grüßt Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • abwertend und verächtlich über ältere Opernliebhaber


    Lieber Wolfgang


    Du hast ja recht. Nur ich würde "ältere" weglassen. Das klingt so nach vergreist, tüdelig, senil usw. und spielt argumentativ dem Gegner in die Hände. Jüngere Mitglieder unseres Forums, wie z. B. Joseph II. und viele andere, beweisen mit ihrer Meinung und Haltung doch, daß auch sie eine vernünftige Einstellung und Forderung haben.

    von einigen Freunden traditionellen Theaters

    Freunde? Was sind denn das für freundliche Töne? Müßte es nicht richtiger heißen "Fundamentalisten, Extremisten" u. a.!?


    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Und von der Gegenseite? Was kam da wohl?


    Lieber Wolfgang,


    war das ein Geständnis, dass einige Freunde konventioneller Inszenierungen sich auf einem deutlich tieferen Niveau als Frau Dasch geäußert haben?



    Und vom Opernclown Villazon wollen wir doch wohl gar nicht erst reden.

    Wer ist "wir"? Wenn Villazón nicht singt, redet die ganze Opernwelt davon. Und wenn er singt, erst recht. Welche Außenseitergruppe mag also mit "wir" gemeint sein?


    :hello:

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