Wie so oft hier im Forum, ist auch diesmal Wolfram meine Muse - oder mein Stichwortgeber - je nachdem wie man es betrachten will. Das ist durchaus nicht ironisch gemein - wenngleich mir bewusst ist, dass fast alles was ich äussere einen ironischen Unterton hat - sei dies beabsichtigt oder nicht.
Wolfram schrieb in einem anderen Thread:
ZitatHm. Bei Mozart besteht natürlich die Gefahr, dass man (vor allem bei Vorliebe für ästhetisierende Interpretationen à la Karl Böhm) an der Oberfläche hängen bleibt und gar nicht zu den Schichten vordringt, die Arbeit bedeuten könnten. Von Beethoven und Schubert mal ganz zu schweigen.
Ich frage mich, ob dies nicht gerade den Reiz Mozarts ausmacht - aber das ist ein Nebenthema.
Der Begriff "Ästhetisierende Interpretationen" war es , der mich quasi elektrisierte – und zu diesem Thread inspirierte
Es tut mir wirklich leid, daß Karl Böhm nicht mehr zu einigen, sich hieraus ergebenden Fragen Stellung nehmen kann - Fragen die es zu seinen Lebzeiten scheinbar nicht gegeben hat - oder man hat sich nicht getraut sie ihm zu stellen.....
"Ästhetisierende Interpretationen" klingt heute fast wie ein Schimpfwort – etwa vergleichbar mit „Elite“ oder „Bourgeoisie“ – Wertvorstellungen, auf die man einst stolz war.
Wer wollte schon ein „Prolet“ sein oder der „breiten Masse“ angehören ?
Wenn man jedoch heutige Interpretationen hört, heutige Kreationen jeglicher Sparte sieht oder hört, der wird sehen müssen, dass das Diktat der Hässlichkeit anscheinend die Oberhand gewonnen hat.
Das Zitat enthält noch den Passus „..und gar nicht zu den Schichten vordringt, die Arbeit bedeuten könnten..“
Ich meine, dass kein Hörer von Mozart zu diesen Schichten wirklich vordringen will – allenfalls ein ausführender Musiker. Mozarts Musik wurde für den Adel und das gehobene Bürgertum geschrieben – und zwar zu deren „Unterhaltung“ – Nur vereinzelte Kenner setzten sich mit den Werken tiefer auseinander – und kam dabei zu unterschiedlichen Ergebnissen …….
Böhms Mozart galt zu dessen Lebzeiten übrigens nicht als „ästhetisierend“ – sondern als „sachlich“. Ich würde persönlich sagen, dass er den Werken ihre Eleganz lässt und sie leicht betont, während man bei heutigen Interpetationen oft den Eindruck hat, man wolle gewisse Komponisten durch „vulgäre!“ Interpretationen für ein Popmusikpublikum aufbereiten…..
Neben Karl Böhm fällt mir noch Herbert von Karajan ein, dessen Interpretationen (erst nach seinem Tod) gelegentlich als „schönfärberisch“ bezeichnet wurden , als zu „poliert“.
Ich bin gespannt ob man andere Dirigenten auch diesem "Vorwurf" aussetzen möchte...
mit freundlichen Grüßen aus Wien
Alfred