Streichquartett in anderer Besetzung

  • Liebe Musikfreunde,


    meine neue CD ist der Auslöser für das Erstellen dieses Themas: Das "Nash Ensemble" interpretiert u.a. das zweite Streichquartett von Anton Arensky. Die Besetzung für dieses Stück lautet allerdings nicht in der übliche Formation: zwei Violinen, Viola und Violoncello, sondern: Violine, Viola und zwei Violoncelli. Dadurch wirkt die Musik natürlich dunkler und, gemäß Umschlagtext, elegischer. In dem Fall des Arensky-Quartetts Fall erscheint mir die Besetzungsumstellung gut gewählt. So wirkt der Trauergesang der russisch-orthodoxen Kirche in Eröffnungssatz durch die tiefere Färbung sehr bedächtig, aber auch in den anderen Sätzen, wie dem mittleren Variationensatz, oder besonders zu Beginn des Schlusssatzes, bleibt die besinnliche Atmosphäre gewahrt. Allerdings tut diese Färbung auch den flotteren Passagen keinen Abbruch; das passt schon alles ziemlich gut und wirkt an diesen Stellen leicht "schattiert".


    Später hat Arensky dieses Quartett für die gewöhnliche Streichquartettbesetzung umgeschrieben; leider weiß ich nicht, ob das damit zu tun hat, dass sich seine Klangvorstellung änderte oder möglicherweise praktische Gründe ihn dazu bewegten.


    Nun meine Frage: Sind Euch auch Streichquartettwerke in anderen als der üblichen Besetzung bekannt? Wie wirken diese auf Euch?


    Schöne Grüße,


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Zitat

    Nun meine Frage: Sind Euch auch Streichquartettwerke in anderen als der üblichen Besetzung bekannt?


    Ja und nein. Meine Recherche förderte fürs erste lediglich ein Streichquartett von Joseph Fiala (1748-1816) zutage, (aber ich bilde mir ein ich hätte erst neulich ein anderes gehört - werde also weitersuchen) von welchem aber leider keine Aufnahme existiert. Das gilt übrigens für alle Werke Fialas. Fiala war zeitlebens mit Wolfgang Amadeus Mozart befreundet, welcher nur Gutes über ihn zu sagen wusste (etwas was für Mozart völlig atypisch ist). Hier schon mal zu Ermunterung für cpo:


    Joseph Fiala:
    Quartett in F-Dur für Violine, 2 Violen und Violoncello


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Mir ist noch keines begegnet; ich vermute, dass sie sehr selten sind. Dagegen gibt es Streichquintette in recht vielen Kombinationen.
    Mozart schrieb sein Hornquintett auch für Horn und ein "Streichquartett" mit einer Violine, zwei Bratschen und Cello. Und in gemischten Besetzungen sind die vier Streicher oft Violine, Viola, Cello und Kontrabass, zB im Forellenquintett.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Das Quartett von Arensky ist sicher das bekannteste in dieser Besetzung.


    Ansonsten gibt es Werke für die (für mich) plausiblere Besetzung Violine, Viola, Cello, Kontrabass (die beim Schubertschen Forellenquintett um ein Klavier erweitert wird), etwa vier Quartette von Franz Anton Hoffmeister oder ein Quartett von Carlos Chavez.


    Ferner von Rossini die Streichersonaten (für zwei Violinen, Cello und Kontrabass).


    :hello:

  • Das zweite Streichquartett 'Intime Briefe' von Janácek ist original für zwei Violinen, Viola d'amore und Cello gesetzt (in dieser Besetzung z. B. das Mandelring Quartett für Audite oder - mir lieber - das Quatuor Diotima für Alpha - beide ziehen "externe" Musiker mit der Viola d'amore heran). Als silbrig, angenehm und lieblich wird der Klang der Viola d'amore beschrieben, und diese Besonderheit verändert für mein Gespür den Klang der Musik ganz erheblich.


    Der Untertitel Intime Briefe ist mit diesem intimeren Klang erst so recht verstehbar. Die meistens gespielte und aufgenommene, von Janácek entsprechend eingerichtete Fassung für herkömmliches Streichquartett gibt diese sinnliche Klanglichkeit nicht in dieser Weise her.

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  • Anders als bei den allfälligen Erweiterungen des Streichquartetts um ein fünftes Instrument (Klarinette, Klavier, etc.) verstand Schönberg sein zweites Streichquartett fis-Moll op. 10 für zwei Violinen, Viola, Violoncello und eine Sopranstimme offenbar als Quartett, nicht als Erweiterung zu einem Quintett, und dies, obwohl der eingemischten Sopranstimme tatsächlich Georgetexte untergelegt sind. Würde diese Mischform auch unter den Titel dieses Freds fallen?