Seit einigen Jahren gibt es einen Thread über den Komponisten Lous Spohr, der einige Zeit sogar recht gut frequentiert war.
In jener Zeit wurden die Sinfonien jedoch nicht wirklich besprochen, da kaum Aufnahmen davon erhältlich waren. Die alte Marco-Polo Aufnahme war weitgehend gestrichen (zudem war sie meiner Meinung nach weder klanglich noch interpretatorisch ein Meisterwerk) und die Zyklen von Hyperion und cpo waren erst im Entstehen begriffen.
So bot es sich an den Sinfonien von Spohr einen eigenen Thread zu widmen, frei vom Ballast der Vergangenheit und konzentriert auf EINE Werkgattung.
Louis Spohr - Kassels berühmter Musiker
Beginnen wir mit einigen Vorbemerkungen, der Lebenslauf des Komponisten ist im Parallelthread ausführlich behandelt worden, sodaß wir und hier vorzugsweise auf die Sinfonien, ihre Entstehung und ihre Einschätzung durch die zeitgenössische Kritik widmen können. Als Spohr seine erste Sinfonie (op 20) schrieb, sie entstand 1811 anlässlich eines Musikfestes und wurde am 12. Mai 1811 im Leipziger Gewandhaus uraufgeführt, war er zumindest als Violinvirtuose schon hochberühmt.
Der Herausgeber der Leipziger Allgemeinen musikalischen Zeitung schrieb ihm eine glänzende Kritik, was seinen guten Ruf weiter festigte. "Spohrs neue, noch ungedruckte Sinfonie erregte die Bewunderung aller ernsthaften Kunstfreunde..."
Eine weitere - äusserst ausführliche - Kritik in der selben Zeitung verfasste E.T. Hoffmann anlässlich der Druckausgabe des Werkes.
Wie klingt aber nun eine Sinfonie, die zu Lebzeiten des Komponisten höchste Wertschätzung genoss - heute aber weitgehend vergessen ist ?
Nun, die ersten Töne erinnern (mich) an den Beginn der Ouvertüre zu Zauberflöte. Der Beginn ist leicht elegisch, dann hellt sich die Stimmung auf. Das Booklet der cpo Veröffentlichung stellt Ähnlichkeiten mit Mozarts späten Sinfonien fest, ich selbst hätte eher auf frühen Schubert getippt. Na ja - auch nicht so ganz daneben. Spohr setzt in diesem Satz mehrmals fanfarenartge Abschnitte ein und ich würde ihm bescheinigen, daß er hier ein vorzügliches Werk schuf. Der zweite Satz bringt das melancholische Temperament Spohrs besonders zum Vorschein. Dritter und vierter Satz sind je auf ein Thema fixiert, welches den gesamten Satz lang immer wieder aufgegriffen und variert wird.
Spohr war nach Beethoven und Schuberts Ton für einige Zeit der berühmteste lebende deutsche Komponist.
Er war aber kein Neuerer und Revolutionär - deshalb geriet er rasch in Vergessenheit.
mit freundlichen Grüßen aus Wien
Alfred