Abgesehen davon, dass das Wort "Fremgehen" ein terminologischer Missgriff ist, wirft der Thread doch wohl eine Frage auf, die viele Taminoaner hier zu bewegen scheint: Kann ein Mensch, für den klassische Musik wesentlicher Lebeninhalt ist, sich auch irgendwelchen Formen von Pop-Musik zuwenden und gar Gefallen an ihnen finden?
Die Antwort lautet:
Selbstverständlich kann er das. Es kommt nämlich dabei nicht auf die musikalische Gattung an, sondern auf die musikalische Qualität dessen, was er da hört. Insofern ist der Hinweis von Garaguly völlig berechtigt: "Es geht nicht um die Menschen, die irgendeine Art von Musik hören, sondern es geht um die Qualität verschiedener Arten von Musik "
Das intensive Sich-Einlassen auf klassische Musik bildet den musikalischen Geschmack und das Urteilsvermögen. Ein in dieser Form "gebildeter" Mensch wird auch beim Hören von Pop-Musik auf Qualität achten. Er kann sein Urteilsvermögen und seinen "musikalischen Geschmack" ja nicht einfach abschalten. Er wird, wenn er sich auf irgendwelche Formen von Pop- oder Unterhaltungsmusik einlässt, auch dort die Maßstäber musikalischer Qualität anlegen und nichtssagendes musikalisches Zeug links liegen lassen.
Um konkret zu werden.
Ein Mensch, für den zum Beispiel Beethovens späte Streichquartette der Inbegriff kammermusiklischer Offenbarung sind und der sehr wohl bei deren Interpretation das Alban Berg Quartett vom Quartetto Italiano zu unterscheiden weiß, der kann sehr wohl auch voller Entzücken dem Beatle-Song "Yesterday" lauschen. Aber diesen hier schon erwähnten André Rieu wird er nicht länger als eine Minute ertragen können und sich angewidert abwenden. Dieser mit blauäugigem Himmelsblick garnierte musikalische Schmalz muss sein hochentwickeltes Empfinden von musikalischer Qualität regelrecht verletzen.