ernste und andere Musik

  • Abgesehen davon, dass das Wort "Fremgehen" ein terminologischer Missgriff ist, wirft der Thread doch wohl eine Frage auf, die viele Taminoaner hier zu bewegen scheint: Kann ein Mensch, für den klassische Musik wesentlicher Lebeninhalt ist, sich auch irgendwelchen Formen von Pop-Musik zuwenden und gar Gefallen an ihnen finden?


    Die Antwort lautet:
    Selbstverständlich kann er das. Es kommt nämlich dabei nicht auf die musikalische Gattung an, sondern auf die musikalische Qualität dessen, was er da hört. Insofern ist der Hinweis von Garaguly völlig berechtigt: "Es geht nicht um die Menschen, die irgendeine Art von Musik hören, sondern es geht um die Qualität verschiedener Arten von Musik "


    Das intensive Sich-Einlassen auf klassische Musik bildet den musikalischen Geschmack und das Urteilsvermögen. Ein in dieser Form "gebildeter" Mensch wird auch beim Hören von Pop-Musik auf Qualität achten. Er kann sein Urteilsvermögen und seinen "musikalischen Geschmack" ja nicht einfach abschalten. Er wird, wenn er sich auf irgendwelche Formen von Pop- oder Unterhaltungsmusik einlässt, auch dort die Maßstäber musikalischer Qualität anlegen und nichtssagendes musikalisches Zeug links liegen lassen.


    Um konkret zu werden.
    Ein Mensch, für den zum Beispiel Beethovens späte Streichquartette der Inbegriff kammermusiklischer Offenbarung sind und der sehr wohl bei deren Interpretation das Alban Berg Quartett vom Quartetto Italiano zu unterscheiden weiß, der kann sehr wohl auch voller Entzücken dem Beatle-Song "Yesterday" lauschen. Aber diesen hier schon erwähnten André Rieu wird er nicht länger als eine Minute ertragen können und sich angewidert abwenden. Dieser mit blauäugigem Himmelsblick garnierte musikalische Schmalz muss sein hochentwickeltes Empfinden von musikalischer Qualität regelrecht verletzen.

  • Wie schon angedeutet, geht es nicht um eine *moralische* Verurteilung gewisser Musikhörer. Natürlich darf jeder hören, was er will (und mancher hat halt akustisch "einen Magen wie ein Zuchthaus" :D).


    Sondern darum, dass es viel grauenvoll schrottige Musik gibt und dass man die heutzutage oft vorgedudelt bekommt, ohne sich dem entziehen zu können, sei es beim Einkaufen. Und nicht wenigem Pop, Schlager oder Rieu würde ich durchaus vorwerfen, zur "Volksverdummung" beizutragen, insofern ist das auch moralisch nicht völlig neutral (wobei die Künstler meistens nur Erfüllungsgehilfen sind). Speziell Rieu vergröbert und verballhornt Musik, bei der ich die "Originale" durchaus schätze, insofern trifft ihn (wie Waldo de los Rios u.ä.) auch der berechtigte Vorwurf der Verzerrung von großer Musik und der Verdummung der Hörer, die meinen, mit diesem Mist bekämen sie Kunstmusik zu hören.


    Solange man die Hörer nicht als Menschen verachtet, weil sie sich für dumm verkaufen lassen, halte ich es nicht für überheblich, solche Dinge klar zu sagen. Ich verachte auch nicht alle diejenigen, die sich tatsächlich (oder als Laiendarsteller) in den unsäglichen Talkshows und Pseudo-Dokus öffentlich demütigen lassen. Zwar durchaus mitschuldig, sind sie meist eher bemitleidenswerte Mißbrauchsopfer. Die Macher solcher Programme trifft allerdings Abscheu zu Recht (ebenso die politischen Entscheider, die mit der "geistig-moralischen Wende" vor 30 Jahren den Weg fürs Privatfernsehen und den folgenden Abstieg bis zu den Freak- und Ekelshows geebnet haben. Natürlich sind solche Dinge noch übler als Rieu und Schlager, Respekt verdienen die aber auch nicht (und auch nicht der "Geschmack" derer, die das konsumieren).


    "http://www.theonion.com/articles/tenth-circle-added-to-rapidly-growing-hell,507/


    :D

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Aber ja doch. Klassikinterpreten, Gedda, Schock, Wunderlich, Prey und viele andere hielten nichts von U oder E Musik. Die Antwort ist und war immer: Es gibt nur gute und schlechte Musik.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Aber ja doch. Klassikinterpreten, Gedda, Schock, Wunderlich, Prey und viele andere hielten nichts von U oder E Musik. Die Antwort ist und war immer: Es gibt nur gute und schlechte Musik.
    LG, Bernward


    Damit, lieber Bernward, hast Du natürlich nicht ganz unrecht. Doch wenn wir's stets bei dieser sehr allgemeinen und noch nicht ausdifferenzierten Erkenntnis beließen, käme nie eine Diskussion über unterschiedliche musikalische Qualitäten unterschiedlicher Musikrichtungen in Gang.


    Grüße,


    Garaguly

  • Es gibt nur gute und schlechte Musik.


    Inwiefern hilft das weiter? Es gibt gute und schlechte E-Musik und gute und schlechte U-Musik und vielleicht auch gute/schlechte Musik, bei der man nicht genau weiß, ob U oder E (wie Lehar).
    Man kann doch immer noch meinen, dass Rieu, Marianne&Michael, Bon Jovi oder Bohlen schlechte U-Musik sind (und Beatles oder Comedian Harmonists gute (oder jedenfalls bessere) U-Musik) und entsprechend bei E-Musik. Ein Stück wie "Das Phantom der Oper" ist vielleicht solide U-Musik (ich habe gewisse Zweifel), aber es kann nur als abgrundtief schlecht eingestuft werden, wenn man es als ein Stück E-Musik nehmen wollte.

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  • Ich habe ja den Standpunkt das man nicht etwas ablehnen kann wenn man etwas nicht kennt oder sich die Muhe gemacht hat damit auseinander zusetzen.. Im Opernbereich habe ich meine Schwierigkeiten mit der Modernen Musik. Sehe mir aber trotzdem immer mal wieder diese Werke an nur um festzustellen das ich mich niemals so wirklich für Opern wie Wozzeck oder Lulu begeistern kann. Wer von uns hat überhaupt das Recht dazu zu urteilen, welche Musikrichtung gut oder schlecht ist ?

  • Ich habe ja den Standpunkt das man nicht etwas ablehnen kann wenn man etwas nicht kennt oder sich die Muhe gemacht hat damit auseinander zusetzen.. Im Opernbereich habe ich meine Schwierigkeiten mit der Modernen Musik. Sehe mir aber trotzdem immer mal wieder diese Werke an nur um festzustellen das ich mich niemals so wirklich für Opern wie Wozzeck oder Lulu begeistern kann. Wer von uns hat überhaupt das Recht dazu zu urteilen, welche Musikrichtung gut oder schlecht ist ?


    Das Problem, lieber Rodolfo, ist dabei aber, dass Wozzeck und Lulu jenseits der Frage, ob Dir persönlich die Musik gefällt, eine unbestreitbare kulturelle, philosophische, literaturwissenschaftliche und musikgeschichtliche Bedeutung besitzen. Es ist der geistige Gehalt, der diesen Werke grundsätzlich ihre Bedeutung verleiht. Dass Du Bergs Musik nicht magst, bleibt Dein persönliches Recht - und darauf beschränkt es sich aber auch. Dir gefallen diese Werk nicht? Gut. Das sagt aber nichts über ihre Bedeutung für die moderne europäische Geistesgeschichte aus.


    Um noch einmal im Gegensatz dazu nun den armen Rieu zu quälen: Das, was er produziert ist dagegen von seinem geistigen Bedeutungsgehalt völlig zu vernachlässigen, es erfüllt keinerlei Anspruch. Ich glaube noch nicht einmal, dass man ihm (und seinesgleichen) ganz schlicht zu Gute halten kann, doch nur unschuldig unterhalten zu wollen.


    Natürlich haben wir das Recht zu urteilen, ob Musik gut oder schlecht ist; wir haben letztlich sogar die Pflicht dazu. Sonst versumpft alles in einem Brei aus Indifferenz und der Haltung bloß keinem auf die Füße treten zu wollen.


    Es ist eben nicht alles einerlei. Es gibt besser und schlechter.



    Grüße,


    Garaguly

  • Hier fallen immer die Stichworte "Volksverdummung" und "Qualität". Man darf folgenden Aspekt nicht außer acht lassen: Es gibt gebildete Leute, die viel geistige Arbeit zu leisten oder viele Entscheidungen zu fällen haben - die sich nach Feierabend bewusst der seichten Berieselungs-Unterhaltung zuwenden. Was ich damit sagen will: ich würde Rieu-Publikum nicht pauschal für blöd erklären. Da mögen die Leute andere Präferenzen haben, die ihnen wichtig sind, wo sie sich ins Zeug legen - und wo wir die dummen Ahnungslosen sind.


    Mir ist die Authentizität des Künstlers und seines Werkes wichtig. Wenn ein Künstler genau dies tut, was er kann, was er gut macht und wohinter er steht, das ist schon mal ein Anfang. Irgendwelche Nachmacher, gecastete Leute oder "auf der Welle-Schwimmer" - da wende ich mich schon mal prophylaktisch ab.

  • Hier fallen immer die Stichworte "Volksverdummung" und "Qualität". Man darf folgenden Aspekt nicht außer acht lassen: Es gibt gebildete Leute, die viel geistige Arbeit zu leisten oder viele Entscheidungen zu fällen haben - die sich nach Feierabend bewusst der seichten Berieselungs-Unterhaltung zuwenden. Was ich damit sagen will, ich würde Rieu-Publikum nicht pauschal für blöd erklären.


    DAS TUT DOCH HIER BISHER AUCH GAR NIEMAND!!!!!!!! Ich weiß nicht wie oft man das eigentlich noch wiederholen muss ... wahrscheinlich bis zum Erbre...


    Grüße,


    Garaguly

  • DAS TUT DOCH HIER BISHER AUCH GAR NIEMAND


    ...zugeben... Um hier auch mal sprachlich ein Highlight zu setzen ;)


    Würdest Du zugeben, dass zur "Volksverdummung" (der Begriff ist hier gefallen) zwei Teilnehmer gehören? Der Verdummende, und... na, wer noch? Die intelligenten Verdummten?

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  • ...zugeben... Um hier auch mal sprachlich ein Highlight zu setzen ;)


    Würdest Du zugeben, dass zur "Volksverdummung" (der Begriff ist hier gefallen) zwei Teilnehmer gehören? Der Verdummende, und... na, wer noch? Die intelligenten Verdummten?


    Ach, wozu denn diese rabulistischen Wortspielchen und augenzwinkernden Sentenzen. Es führt doch kein Weg an der Erkenntnis vorbei, dass ein nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung sich mit musikalischen Produkten minderer Qualität abfindet, ja sich damit gut bedient fühlt. Nun, wie's beliebt! Darüber hinaus ist doch auch klar, dass seichte Unterhaltung und seichte Information (man nennt das dann 'Infotainment') schon dazu gedacht sind, die Menschen vom Nachdenken abzuhalten. Nicht nachzudenken und stattdessen 'shoppen' zu gehen, ist grundsätzlich systemstabilisierend, von daher besteht schon die Berechtigung den Begriff 'Volksverdummung' zu benutzen. Und gewisse musikalische Erzeugnisse fügen sich wunderbar in diesen Rahmen ein.


    Grüße,


    Garaguly

  • Und nicht wenigem Pop, Schlager oder Rieu würde ich durchaus vorwerfen, zur "Volksverdummung" beizutragen, insofern ist das auch moralisch nicht völlig neutral (wobei die Künstler meistens nur Erfüllungsgehilfen sind).


    Würdest Du zugeben, dass zur "Volksverdummung" (der Begriff ist hier gefallen) zwei Teilnehmer gehören? Der Verdummende, und... na, wer noch? Die intelligenten Verdummten?


    Ob Du das von Anfang bis zu Ende durchgedacht hast?



    Nicht nachzudenken und stattdessen 'shoppen' zu gehen, ist grundsätzlich systemstabilisierend, von daher besteht schon die Berechtigung den Begriff 'Volksverdummung' zu benutzen.


    Und die Volksverdummung beginnt weder bei dem bewußten Vorsetzen grottenschlechter Musik und hört nicht beim "shoppen" und Bachelor auf. Was uns z. B. an Unsinn, Lügen, Halbwahheiten, bewußter Täuschung und Verdrehung, absichtlicher Unterdrückung von Sachverhalten, täglich in den Medien - und die sind ja nicht die Produzenten - vorgesetzt wird, "passt auf keine Kuhhaut" (und das sind schon die Folgen einer von langer Hand geplanten Manipulierbarkeit). Wenn ich nun Beispiele bringe, bekomm' ich wieder blaue und rote Zeilen, also lass ich es.


    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Hier fallen immer die Stichworte "Volksverdummung" und "Qualität". Man darf folgenden Aspekt nicht außer acht lassen: Es gibt gebildete Leute, die viel geistige Arbeit zu leisten oder viele Entscheidungen zu fällen haben - die sich nach Feierabend bewusst der seichten Berieselungs-Unterhaltung zuwenden.


    Ja?
    Mich würde doch etwas verwundern, wenn Krebsforscher oder Mathematikprofessoren das hauptsächliche Rieu- oder Bohlen-Publikum ausmachten...
    Natürlich gibt es viele Fälle von Menschen, die, sagen wir als Informatiker oder Juristen anspruchvolle Aufgaben bewältigen, aber musisch-kulturell eben gar keine Ader haben. Manche davon würde ich aber ohne Zögern als "kulturell ungebildet" (oder milder: "unbedarft") bezeichnen.
    (Mit einem abschlossenen Hochschulstudium geht heute nicht mehr einher, dass man irgendwas jenseits des absolvierten Faches kennt oder weiß.)


    Aber klar, das ist ja schon die Idee von Horkheimer/Adorno: die Kulturindustrie liefert die Entspannung, damit die Menschen nicht merken, wie sie entfremdet ins Hamsterrad eingespannt sind. Und die Rentner (die wohl nicht den geringsten Anteil der Rieu-Freunde ausmachen) haben vielleicht leider nie die Gelegenheit gehabt, einen entsprechenden Geschmack zu entwickeln.


    Meiner begrenzten Erfahrung nach hören die typischerweise aber auch nicht Rieu oder Schlager, sondern sind oft bei der Popmusik ihrer Jugend hängengeblieben. Und gewiss können viele intelligente (im Intelligenz-Test-Sinne) Menschen nicht viel mit Klassik anfangen. Viele von denen haben sich aber überhaupt nie mit Klassik befasst (woran m.E. die Allgegenwart von Populärmusik beiträgt) . Andere zeigen immerhin ein Distinktionsvermögen im Bereich nichtklassischer Musik, hören daher typischerweise auch nicht Charts-Pop.


    Rieu ist, das würde ich sofort einräumen, verglichen mit denen, die hinter Dschungelcamp oder "Deutschland sucht..." stehen, noch vergleichsweise harmlos. Dennoch ist der Verfall des TV-Niveaus erschreckend. Bis Anfang der 1980er kamen Opern, Schauspiele oder Operette mitunter im Dritten Programm zur Hauptsendezeit oder sonntags vormittags? sogar auf ARD oder ZDF. Ich erinnere mich, dass mein Vater Mitte/Ende der 1980er mal zwei MusiCassetten geschenkt bekam, die zu einem Jubiläum von Kulenkampffs "Einer wird gewinnen" erschienen waren. Das waren wohl alles Künstler, die in der Sendung aufgetreten waren. Eine MC waren Schlager, Chansons usw., die andere ware Oper/Operette. Ich erinnere mich nicht mehr genau, aber es war zB Prey mit Figaros Factotum-Arie drauf und aus Rusalka? eine sehr schöne Arie. In solchen Unterhaltungssendungen traten Prey oder Rothenberger ebenso selbstverständlich auf wie Udo Jürgens oder andere eher dem Schlager zuzurechnenden Sänger. Heute wäre Udo Jürgens vermutlich die absolute Niveau-Oberkante...

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  • Ich halte den Begriff der "Volksverdummung" in dem hier verwendeten Kontext für überzogen: Er wird dem Sachverhalt nicht gerecht.


    Was ist denn damit gemeint? Die Berieselung mit Background-Musik in Kaufhäusern etwa. Solche - nun wirklich grottenschlechten! - Sendungen wie der "Musikantenstadel" im Fernsehen zum Beispiel. Und das, was in vielen rein musikalisch unterhaltenden Radioprogrammen auf die Leute niedergeht. Und so fort.


    In all diesen Fällen liegt ja kein wirklich intentionaler Akt der bewussten "Verdummung" vor. Dahinter steht - wie etwa bei der musikalischen Kaufhausberieselung die Absicht der psychischen Konditionierung der potentiellen Kunden oder, wie etwa beim Rundfunk oder Fernsehen das Ziel, bei der Zuschauer- oder Zuhörerzahl um Vergleich zu anderen Sendern gut dazustehen. Man will - aus dieser Absicht heraus - die Hörer und Zuschauer nicht vergraulen, will sie an den Sender binden und ihnen nicht allzuviel zumuten. Man will ihren - unterstellten - Hör- und Zuschau-Bedürfnissen entgegenkommen. Man will sie nicht "verdummen", sondern sie im wesentlichen so lassen, wie sie sind.


    Das ist - schlimm genug! - eine bequeme und im Grunde unverantwortliche, weil sich nur am vordergründigen Effekt orientierende Haltung. Aber es steckt nicht die Absicht einer "Verdummung" dahinter.

  • Das ist - schlimm genug! - eine bequeme und im Grunde unverantwortliche, weil sich nur am vordergründigen Effekt orientierende Haltung. Aber es steckt nicht die Absicht einer "Verdummung" dahinter.


    Hallo Helmut,


    ich bin mir nicht sicher, ob Du da so ganz richtig liegst. Ich glaube zwar auch nicht (im Stile US-amerikanischer Verschwörungstheoretiker) an eine sinistre Bande erzkapitalistischer, zutiefst undemokratisch gesinnter und sehr mächtiger Damen und Herren, die an einem Tag beschlossen, jetzt mit der Volksverdummung zu beginnen.


    Aber das mit einer zunehmenden Niveauverflachung auch politische und wirtschaftliche Interessen bedient werden, liegt auf der Hand. Zumindest unternimmt niemand etwas, um diesen Trend umzukehren. Was, zum Teufel noch einmal, hält eigentlich die Verantwortlichen in Deutschlands öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten davon ab, stante pede ein niveauvolles Programm zu senden, das aus einer Mischung aus hervorragend seriöser Information, Intelligenter Unterhaltung und hohem Kulturanteil besteht? Eigentlich stünde dem nichts im Wege. Die Gebühren fließen so oder so, auf Werbekunden braucht man daher keine Rücksicht zu nehmen, die Quote ist doch nur ein selbstgeschaffener Popanz. Wischt ihn einfach weg. Wenn es jemand nicht nötig hat, sich diesen ökonomistischen Prinzipien, die völlig hohl sind, zu unterwerfen, dann unsere öffentlich-rechtlichen Programme. Die Verantwortlichen dort sind nur leider so gehirngewaschen von dreißig Jahren neoliberalem Gewäsch, dass denen leider der Mut (oder vielleicht sogar der Gedanke überhaupt) zu etwas anderem fehlt.


    Grüße,


    Garaguly

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  • Da werden dann lieber im Radio " die meisten 80 , 90 und der beste Mix von heute gespielt". Ich höre das deutsche Schwachsinnsradio schon lange nicht mehr und höre meistens classic fm oder BBC Radio 3

  • Du sagst, lieber Garaguly, "es liege auf der Hand". Was heißt das?


    Man müsste eine solche Absicht der bewussten "Volksverdummung" zum Beispiel den Verantwortlichen der öffentlich rechtlichen Sendeanstalten nachweisen können, dann wäre eine solche Feststellung berechtigt. Andernfalls ist sie Bestandteil eines - nicht bewiesenen und mit Fakten belegten - theoretischen Erklärungsmodells für untergründige politische und ökonomische Strategien in Staat und Gesellschaft der Gegenwart. Womit wir dann doch bei den heute so beliebten und im Grunde von Irrationalismus getragenen Verschwörungstheorien wären.


    Du hast die wesentliche Frage ja gestellt (Zit):
    "Was, zum Teufel noch einmal, hält eigentlich die Verantwortlichen in Deutschlands öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten davon ab, stante pede ein niveauvolles Programm zu senden, das aus einer Mischung aus hervorragend seriöser Information, Intelligenter Unterhaltung und hohem Kulturanteil besteht? "

    Die Antwort ergibt sich aus der Lektüre der Äußerungen, die man von Intendanten und Programmdirektoren kennt: Es geht schlicht um die Quote. Auch die Öffentlich-Rechtlichen schielen auf sie, - von den Privaten ganz zu schweigen. Und natürlich stehen dahinter auch ökonomische Interessen: Einnahmen aus der Werbeindustrie zum Beispiel.


    Das ist alles bekannt, wird immer wieder - völlig zu Recht! - kritisiert und ist im Grunde ein Skandal. Aber es ist sachlich nicht gerechtfertigt, in diesem Zusammenhang von einer bewusst angestrebten und herbeigeführten "Verdummung" der Bevölkerung zu sprechen. Der Vorwurf, der zu Recht erhoben werden darf, ist der einer mangelhaften Förderung des allgemeinen kulturellen Niveaus der deutschen Bevölkerung. In unserem Falle hier ganz konkret: Der Heranbildung eines Bewusstseins für musikalische Qualität. Das geschieht ja zum Beispiel in den "Zweiten Programmen" der Rundfunksendeanstalten. Aber die gelten unter Insidern als nicht profitable Minderheitenprogramme. Man hält sie aus einer Art Pflichtgefühl aufrecht und finanziert sie zähneknirschend.


    So ist das leider, weil es in unserer Welt halt nun einmal auch und ganz wesentlich ums Geld geht. Aber bitte noch einmal: Die Unterstellung einer vorsätzlichen Verdummung der Zuhörer und Zuschauer deutscher Sendeanstalten ist - mit Verlaub - dummes Verschwörungstheorie-Zeug.


    Ich möchte noch erklären, warum ich mich gegen diesen Begriff wehre. Aus beruflichen Gründen habe ich mich vor längerer intensiv mit der Kulturpolitik der Nationalsozialisten beschäftigt. Aus der Aktenlage des Reichspropagandaministeriums lässt sich eine solche Absicht der politischen Indoktrinierung und damit Verdummung der damaligen deutschen Bevölkerung tatsächlich nachweisen. Mir ist aus diesem Grund nicht ganz geheuer bei der Anwendung dieses Begriffs "Verdummung" auf die demokratisch und pluralistisch strukturierte gesellschaftliche und staatliche Ordnung der Bundesrepublik.

  • Die Gebühren fließen so oder so, auf Werbekunden braucht man daher keine Rücksicht zu nehmen, die Quote ist doch nur ein selbstgeschaffener Popanz.


    Das dürfte aber eine kapitale Fehleinschätzung deinerseits sein. Studiere einmal die letzte veröffentlichte Bilanz der staatlichen Sendeanstalten und du wirst feststellen, dass ohne Werbeeinnahmen ein dickes Defizit heraus käme!


    Ob die Quote für ein dezidiertes Kulturprogramm eine übermächtige Entscheidungsgrundlage darstellen muss, ist damit natürlich noch lange nicht gesagt. Aber mit konkreten Zahlen ist eben leicht argumentieren und ein hochwertiges Programm für ein nachweislich (zu) kleines Publikum zu machen, in der Hoffnung, dass dieses nach Jahren der "Bearbeitung" vielleicht doch wachsen könnte, braucht Senderverantwortliche, die über entsprechenden Ehrgeiz, kulturelle Visionen und entsprechendes Durchhaltevermögen verfügen. Für diesen steinigen Weg wirst du aber kaum jemanden finden, solange nicht klar umrissene politische Rahmenbedingungen in pucto Kulturauftrag die Sache erleichtern.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Die Idee "Opium fürs Volk/Brot und Spiele", die großen Verschwörungstheorien, die heimliche Unterdrückung als aktiven und bewussten Plan finden wir vor allem in politischen Randspektren, weil das ohnehin immer echte Checker sind. Ich habe mich von der Idee des "großen Planes" verabschiedet und sehe eher das Henne-Ei-Problem. Der gemeine Checker nennt das dann "naiv". Dass Brot und Spiele ein den Macht-Status quo erhaltender Faktor sind, ist eine andere Frage.
    Ich sage ja immer: gebt den Leuten Internet, das ist die für den Mächtigen angenehmste Form des "Widerstands" - ach so, Internet haben wir ja schon. Auf Facebook-Revolutionen gebe ich nichts und glaube auch nicht daran - ein Hype-Thema der Medien, die müssen modern daherreden und brauchen neue Stories. Das ominöse Internet gehört zur Zeit gerade zur Story dazu. Mehr ist das nicht.


  • Das dürfte aber eine kapitale Fehleinschätzung deinerseits sein. Studiere einmal die letzte veröffentlichte Bilanz der staatlichen Sendeanstalten und du wirst feststellen, dass ohne Werbeeinnahmen ein dickes Defizit heraus käme!


    Ob die Quote für ein dezidiertes Kulturprogramm eine übermächtige Entscheidungsgrundlage darstellen muss, ist damit natürlich noch lange nicht gesagt. Aber mit konkreten Zahlen ist eben leicht argumentieren und ein hochwertiges Programm für ein nachweislich (zu) kleines Publikum zu machen, in der Hoffnung, dass dieses nach Jahren der "Bearbeitung" vielleicht doch wachsen könnte, braucht Senderverantwortliche, die über entsprechenden Ehrgeiz, kulturelle Visionen und entsprechendes Durchhaltevermögen verfügen. Für diesen steinigen Weg wirst du aber kaum jemanden finden, solange nicht klar umrissene politische Rahmenbedingungen in pucto Kulturauftrag die Sache erleichtern.


    Naja, lieber Theophilus, ich meine mich zu erinnern, davon gelesen zu haben, dass die Einnahmen aus Gebühren der öffentlich-rechtlichen Sender in der Bundesrepublik Deutschland nun bei jährlich etwa 8 Milliarden Euro lägen. Wenn das stimmt, dann ist das eine enorme Summe. Ich kann mir - als Nicht- Insider - nicht vorstellen, dass die Werbeeinnahmen mehr als nur einen Bruchteil davon ausmachen - also könnten sie gegebenenfalls verzichtbar sein. Im Gegenzug für ein gutes, substanzvolles Programm in Fernsehen und Rundfunk, würde ich dann sogar eine Gebührenerhöhung frohen Herzens begrüßen. Denn eines hat sich nun doch in über zwanzig Jahren Privatfernsehen und Privatradio deutlich gezeigt. Zu mehr als Verflachung waren die Privaten - die manche als das Alheilmittel für die Medienwelt gepriesen hatten - nicht in der Lage.


    Grüße,


    Garaguly

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  • Kann es sein, dass wir gerade mal wieder von der Fragestellung dieses Threads abkommen?


    Ich erinnere: Darf, soll, kann sich ein Mensch, für den klassische Musik wesentlicher Lebensinhalt ist, sich auf so etwas wie Pop- oder Unterhaltungsmusik einlassen und möglicherweise sogar Freude dabei empfinden?


    Natürlich kann er das, war meine These, - von "dürfen" (Stichwort "Fremdgehen") gar nicht die Rede. Entscheidend ist bei allem der Faktor "musikalische Qualität". Ich halte es für ein Ding der Unmöglichkeit, dass ein über klassische Musik geschultes Ohr die vermarktete Musik, die einem heute im musikalischen Alltag der Rundfunk- und Fernsehanstalten, entgegenflutet - siehe "Musikantenstadel", André Rieu etc. - tatsächlich zu ertragen vermag.


    Aber dort gibt es im Bereich Pop-Musik auch durchaus Qualität. Warum sollte man sich dieser - unter ganz bewusster Auswahl - nicht gezielt hörend zuwenden?
    Es gibt kein vernünftiges Argument dagegen, wie ich meine.


  • Aber, lieber Helmut,


    Dein Unbehagen angesichts des Bezuges zur Handhabung des Verdummungsaspektes durch das 'Goebbels-Ministerium' kann ich nachvollziehen. Dann wähle einen anderen Begriff. Ich hänge auch nicht sklavisch an ihm - er ist nun aber so schön plakativ. Und natürlich - es wird in unserer heutigen Gesellschaft nun ganz sicher nicht den einen bösen Plan à la Goebbels geben, es gibt wahrscheinlich gar keinen konkreten Plan.


    Aber zur Ideologie des neoliberalen Kapitalismus, der unser Leben vielfältig bestimmt, gehört die Entwertung des Geistigen, sie Portionierbarkeit von intellektueller Leistung, die Förderung des Scheuklappenblicks, die Produktion von Stromlinienförmigkeit. All dies findet sich in Schul- und Hochschulreformen der vergangenen zehn bis fünfzehn Jahre - von G8 im Gymnasium bis zur 'Bologna-Universität' mit Bachelor- und Master-Desaster. Natürlich helfen Scheuklappenblick, Schubladendenken, antrainierte Stromlinienförmigkeit und künstlich erzeugtes Konkurrenzdenken bei der Herrschaftssicherung.


    Glaubst Du nicht, dass es auch in unserer Gesellschaft um Herrschaftssicherung der Eliten aus Politik, Wirtschaft und Medien geht?


    Grüße,


    Garaguly


    P.S. Mein Laptop macht Probleme, deswegen konnte ich Helmuts langen Beitrag nicht ausschnittsweise zitieren.

  • die demokratisch und pluralistisch strukturierte gesellschaftliche und staatliche Ordnung der Bundesrepublik.


    Die Meinung des Staatsrechtlers Prof. Dr. Hans Herbert von Arnim lautet: Die BRD ist eine Scheindemokratie - die zitierte Meinung dürfte nicht mehr ganz aktuell sein.

    Glaubst Du nicht, dass es auch in unserer Gesellschaft um Herrschaftssicherung der Eliten aus Politik, Wirtschaft und Medien geht?


    Die Politik (Marionette der Wirstchaft) und die Medien (wirtschaftshörig) darf man getrost weglassen, was bleibt hat Anspruch der Wirklichkeit zu entsprechen.


    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Wenn Rudi Schock einst behauptet haben soll, es gäbe nur gute und schlechte Musik und gute wäre nur Klassik, dann hat er mächtig angegeben.
    Hey, der hat am Ende bei Anneliese Rothenbaumchausse Operettendreck im ZDF zum Besten gegeben. Hermann Prey übrigens auch. Alles so ein weichgespülter Mist!
    So war das. Wenn kein Geld mehr aufm Konto ist, dann macht man eben alles! Auch aus guter Musik schlechte!


    Im Ernst: Jemand, der nicht den gesamten Musikkosmos seiner aktuellen Kultur zumindest mit Interesse betrachtet, kann als Musikliebhaber nicht ernst genommen werden. Der verhält sich zu einem Gourmet wie jemand, der nur immer "Wiener Schnitzel" haben will.
    Zur Musikbildung gehören eben auch ausführliche Ausflüge in andere Musikbereiche.
    Ich persönlich höre immer noch mehr Jazz, Chansons, Folk, Pop und Rock als Klassik, weil ich mit dieser Musik groß geworden bin und dort auch mehr Wurzeln habe.
    Insofern ist "fremdgehen" auch kein Terminus, den ich akzeptieren würde. Es ist völlig normaler Umgang mit Musik.


    Allerdings: Wenn hier über Rieux oder Mrontz oder oder geredet wird, dann darf man nicht vergessen, dass deren Musik rüberkommt wie kalkulierter Kitsch.
    Bei Rieux ist es auch die gesamte Aufmachung. Wer das toll finden soll, ich weiß nicht,..... das hat für mich schon fast das unterirdische Niveau des "Song of Joy".
    (Watt für ne Wohltat dagegen war Eumir Deodato.)


    Ich finde bei Klassikmusikliebhabern meist, hier im Forum übrigens auch, leider ein oft völlig verkümmertes Qualitätsbewußtsein für aktuelle Musik im Bereich Pop oder Rock vor. Das reicht meist nicht über Stones und Beatles hinaus, die waren gut, aber das ist lange her!! Oldies zum Mitsingen sind zwar schön aber qualitativ oft wertlos.


    Ich empfehle daher mal zum Angewöhnen an aktuellere Künstler Tom Waits, Winwood, The Vaccines und jedem, der an Songs interessiert ist, sei das Werk von Robert Wyatt ans Herz gelegt. Es gibt unendlich viel zu entdecken. Auch eine genauere Beschäftigung mit der Musik von Elvis Costello ist unbedingt lohnend. Damit erwähne ich nur den akzeptierten Mainstream.


    Für mich ist dann die Beschäftigung mit "Hüsker Dü" und deren Spaltprodukten (Sugar, Nova Mob) und Einfluss (Nirvana, Pixies, Sonic Youth) wichtiger als das Gesamtwerk von, sagen wir mal Henze, Riem und Konsorten sowieso genau und allemal. Zumal deren Musik auch VIEEL besser war. :thumbsup:
    Dies mal so als Anregung.
    Gruß aus Kiel

  • Ich kann mir - als Nicht- Insider - nicht vorstellen, dass die Werbeeinnahmen mehr als nur einen Bruchteil davon ausmachen - also könnten sie gegebenenfalls verzichtbar sein. ..., würde ich dann sogar eine Gebührenerhöhung frohen Herzens begrüßen.


    1. Wie heißt das 11. Gebot? - Du sollst dich nicht täuschen!
    Wie zwei Minuten Nachforschung bestätigten, liegst du mit deinen "Annahmen" völlig schief. Das ZDF hatte z.B. im Jahre 2010 (gerundet) 2.058 Millionen Euro Einnahmen und 2.082 Millionen Euro Ausgaben - bei 1.743 Millionen Euro Einnahmen aus Gebühren. Das ergab ein Defizit von ca. 23,5 Millionen Euro. Die Einnahmen aus Werbefernsehen betrugen über 123 Millionen Euro - das nennst du verzichtbar? Na ja, wenn du dann für die fast 150 Millionen Euro Defizit aufkommen willst... ;)


    2. Du solltest eine Partei gründen: Die fröhlichen TV-Gebühren-Zahler
    Für Parteien mit Mitgliederzahlen im dreistelligen Bereich soll es ja spezielle Minderheitenzuschüsse geben...


    :D

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • Im Ernst: Jemand, der nicht den gesamten Musikkosmos seiner aktuellen Kultur zumindest mit Interesse betrachtet, kann als Musikliebhaber nicht ernst genommen werden. Der verhält sich zu einem Gourmet wie jemand, der nur immer "Wiener Schnitzel" haben will.
    Zur Musikbildung gehören eben auch ausführliche Ausflüge in andere Musikbereiche.


    Hallo S.Bummer,


    da ich mich mit Wonne dazu bekenne, nicht alles wahrnehmen zu wollen (und zu können), was der gesamte Musikkosmos zu bieten hat, muss ich nach Deiner leichtfertig hingeworfenen Definition folglich damit rechnen fürderhin nicht mehr als Musikliebhaber gelten zu dürfen. Da Du das ernst zu meinen scheinst, bleibt mir nichts anderes übrig als so einen Nonsens einfach wegzulachen :hahahaha: :hahahaha: :hahahaha: :hahahaha: :hahahaha: :hahahaha: :hahahaha: :hahahaha:


    Nix für ungut, nicht wahr?!?!


    Aber ich lache immer noch....


    Grüße,


    Garaguly


  • 1. Wie heißt das 11. Gebot? - Du sollst dich nicht täuschen!
    Wie zwei Minuten Nachforschung bestätigten, liegst du mit deinen "Annahmen" völlig schief. Das ZDF hatte z.B. im Jahre 2010 (gerundet) 2.058 Millionen Euro Einnahmen und 2.082 Millionen Euro Ausgaben - bei 1.743 Millionen Euro Einnahmen aus Gebühren. Das ergab ein Defizit von ca. 23,5 Millionen Euro. Die Einnahmen aus Werbefernsehen betrugen über 123 Millionen Euro - das nennst du verzichtbar? Na ja, wenn du dann für die fast 150 Millionen Euro Defizit aufkommen willst... ;)


    2. Du solltest eine Partei gründen: Die fröhlichen TV-Gebühren-Zahler
    Für Parteien mit Mitgliederzahlen im dreistelligen Bereich soll es ja spezielle Minderheitenzuschüsse geben...


    :D

    ... die dann auf alle Anstalten der ARD und das ZDF verteilt werden - lag ich mit meinen 8 Milliarden doch gar nicht so daneben. Schließlich hat es seit 2007 eine Erhöhung der Gebühren gegeben.


    Grundsätzlich gilt die Überlegung, dass der Popanz "Quote", um den die Medienwelt tanzt wie um das berühmte goldene Kalb, ein menschengemachter Unsinn ist, dem aber göttlicher (also quasi unveränderlicher und auf keinen Fall in Frage zu stellender) Ursprung beigemessen wird. Analog dem dogmatischen Glauben vieler Wirtschaftswissenschaftler an die geradezu überirdischen Heilungskräfte des 'freien Marktes' (was natürlich ausgemachter Blödsinn ist) unterwirft man sich unnötigerweise einem System "Quote" und begründet mit der Unterwerfung unter dieses System die immer weiter fortschreitende Absenkung des Niveaus in TV und Radio (zuletzt in diesem Zusammenhange interessant die Programmreformpläne des WDR, die auf massiven Widerspruch in Kultur und Wissenschaft treffen).


    Grüße,


    Garaguly


    Übrigens: Warum für gutes Programm nicht gerne Gebühren bezahlen - wenn sich's vom Müll der 'Privaten' abhebt??

  • Nur wer richtig lesen kann, kann auch wahrnehmen!
    Diese elementare Kulturtechnik sollte man schon beherrschen können.
    Ich hatte geschrieben:

    Zitat

    den gesamten Musikkosmos seiner aktuellen Kultur

    und eben nicht.

    Zitat

    den gesamten Musikkosmos


    Das wäre nämlich auch nicht zu schaffen.


    Gruß aus Kiel

  • Nur wer richtig lesen kann, kann auch wahrnehmen!
    Diese elementare Kulturtechnik sollte man schon beherrschen können.
    Ich hatte geschrieben:

    und eben nicht.


    Das wäre nämlich auch nicht zu schaffen.


    Gruß aus Kiel


    Mehr kommt nicht? Als diese Haarspaltereien? Eigentlich hast Du mich schon verstanden und mir ist auch klar, was Du meintest.


    Woher die Chuzpe kommt mal einfach so Definitionen dessen aufzustellen, was 'Musikliebhaber' zu umfassen hat, macht mich immer noch schmunzeln...


    Grüße,


    Garaguly

  • Aber dort gibt es im Bereich Pop-Musik auch durchaus Qualität. Warum sollte man sich dieser - unter ganz bewusster Auswahl - nicht gezielt hörend zuwenden?
    Es gibt kein vernünftiges Argument dagegen, wie ich meine.

    Völlig richtig, lieber Helmut. Du versetzt mich mit Deinen Meinungen oftmals in positives Erstaunen. Respekt.

    Jemand, der nicht den gesamten Musikkosmos seiner aktuellen Kultur zumindest mit Interesse betrachtet, kann als Musikliebhaber nicht ernst genommen werden.

    Dieser Meinung kann ich mich zu einem gewissen Grade bedingt anschließen.

    Oldies zum Mitsingen sind zwar schön aber qualitativ oft wertlos.

    Das diese Aussage von Dir nicht ganz durchdacht ist, weißt Du wahrscheinlich selbst. Nebenbei widersprichst Du Dir hier auch, betreffs unlängst erwähntem Steven Winwood und der Spencer Davis Group.


    Da ich vorhin einen längeren Bericht zu einem anderen Thema geschrieben habe, ist für längeres mein Bedarf für heute gedeckt. Deshalb nur ein kurzer Hinweis auf das eigentliche Thema dieses Threads.
    Was überhaupt die Qualität von Beat-, Rock- und Pop- Musik angeht, möchte ich auch mal darauf hinweisen, daß es nicht nur richtig gut gemachte Musik gibt, sondern mitunter auch verbunden mit unheimlich guten, sinnvollen Texten. In diesem Zusammenhang möchte ich mal auf einen Protestsong von 1965 hinweisen "Eve of Destruction" von Barry Mc Guire. Ein Hit von Endzeitstimmung, gegen Krieg, Massenvernichtung, politische Diktatur, Rassendiskriminierung. Ein sinnvoller Text, der auch heute noch, nach fast fünfzig Jahren, an Aussagekraft und Aktualität nichts eingebüßt hat.
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

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