Alfred Brendel ist wohl der am schwierigsten einzuordnende Pianist dieser Serie
Joachim Kaiser bezeichnet ihn als "immer schon Interessant"", wenngleich zu Beginn seiner Kariere nicht "erstklassig",er habe sich erst im Laufe der Zeit entwickelt...dann aber außerordentlich (Als diese Einschätzung geschrieben wurde war Brendel gerade 40 Jahre alt !!)
Diesem Urteil mag man sich anschließen oder auch nicht. Brendel war natürlich immer ein hervorragender Interpret. Allerdings hat er seine Interpretationen stets hinterfragt und im Laufe der Jahre immer mehr verfeinert. Während Kempff dereinst den Spitznamen "Seher" erhielt, wird Brendel gelegentlich als "Philosoph am Klavier" bezeichnet, wozu sicher auch seine hochintelligenten Vorträge, bzw Aufsätze, bzw Bücher über Interpretationsmöglichkeiten von Wiener Klassikern - mit Bezugnahme auf diverse Pianistenkollegen der Vergangenheit - beigetragen haben. (Brendel ist übrigens als Autor durchaus witzig und interessant - daß er kompetent ist, steht ja ausser Zweifel
Tatsache ist, daß man eine Entwicklung zu immer mehr Rafinesse seiner Interpretationen verfolgen kann, wenn man seine existierenden Beethoven-Zyklen miteinander vergleicht. Auf jeden Fall hat er es vermieden einen Interpretationsstil starr beizubehalten, er hat immer Neues versucht, sich hiebei jedoch auf einige Komponisten beschränkt. Uns interessiert in Zusammenhang mit diesem Thread ohnedies nur Beethoven.
Interessant auch der Unterschied der Gestik des Künstlers zu anderen Kollegen.
Kempff sitzt still versunken und hört seinem eigenen Spiel mit Hingabe, fast verklärt zu
Backhaus, mit fast ausdrucksloser Mine plant er sein Spiel - mit sich selbst im Reinen - sicher in jeder Hinsicht
Brendel, nervös , fiebernd, teilweise mit verzerrtem Gesicht, emotionell stark eingebunden
Einige Aufnahmen von Sonaten - vermutlich jene von Vox
1970-1983
1992-1995
mit freundlichen Grüßen aus Wien
Alfred