Welche Arie von welchem Baßbariton/Baß?

  • Parallel zu den Threads über Tenor- und Bariton-Arien nun die Tieftöner, wobei ich hier absichtlich Baßbaritone und Bässe zusammenfasse, zumal die Übergänge ohnehin oft fließend sind.


    Ich fange mit einer "Arie" an, die man gemeinhin Monolog nennt, den Schlußmonolog des Hans Sachs "Verachtet mir die Meister nicht". Und hier muß ich als meinen Idealinterpreten tatsächlich einen Bassisten benennen:


    Knappertsbusch 1960
    Krips 1961


    Josef Greindl durchdringt die Partie wie kaum ein anderer. Seine Interpretation ist schlichtweg grandios und eigentlich nicht zu toppen, hat alle Nuancen drauf. Er singt nicht nur Sachs, er ist Sachs.


    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich glaube eine der mitreißendsten, wenn auch kürzesten Arien aus der Entführung wird am genialsten von dem großen Gottlob Frick als Osmin wiedergegeben: "Erst geköpft, dann gehangen". Ich fühlte mich daran erinnert, als ich vorhin auf Classica den ersten Akt aus der Oper Barcelona mit Franz-Josef Selig hörte, auch nicht schlecht.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Laßt mir meinen Georg Hann nicht vergessen! Bei youtube einen tollen Wotan-Abschied gehört. Und "Die Krone einer Martyrin" aus Simone singt keiner besser als er (zumindest im Deutschen).


    Und immer wieder - Die Geschmäcker sind Gott sei dank verschieden.


    Viele Grüße La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Hier einer meiner Favoriten: der Belgier José van Dam.



    Er gibt jeder dargestellten Figur genaue Kontur, die Phrasen sind stets fein geformt, jeder Ton ist sicher und gut modelliert. Man höre ihn nur mal in "Simone Boccanegra" !!

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • "Ha, wie will ich triumphieren!" aus "Die Entführung aus dem Serail", Favorit wiederum Josef Greindl:


    Fricsay 1949


    Wotans Abschied aus der "Götterdämmerung", Favoriten George London, Hans Hotter und Sir Donald McIntyre:


    Knappertsbusch 1958


    Ludwig 1957


    Boulez 1980

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Laßt mir meinen Georg Hann nicht vergessen! Bei youtube einen tollen Wotan-Abschied gehört. Und "Die Krone einer Martyrin" aus Simone singt keiner besser als er (zumindest im Deutschen).


    Eigentlich habe ich nicht vor, mich in diesem Thread aktiv zu engagieren - obwohl einige der Sänger, die ich ganz besonders hoch schätze, wirklich das waren, was man vielleicht mit Fug und Recht Bassbariton nennen könnte . (etwas George London oder José van Dam).
    Ich habe mich aber durch den Beitrag von La Roche anregen lassen, mir Wotans Abschied mit Hann noch mal anzuhören (Ich habe ihn auf LP) und da fiel mir eine Anekdote ein, die in München von den alten Opernfreunden immer wieder kolportiert wird:


    Clemens Kraus hat in einer Probe wieder und wieder abgeklopft und Georg Hann darauf hingewiesen, dass er falsch gesungen hat. Schließlich wurde es Hann zuviel und er entgegnete dem strengen Generalmusikdirektor (ich zitiere es hier in Hochdeutsch, aber auf Bayerisch muss es besonder schön geklungen haben). " Ja da könntet ihr mich ja gar nicht mehr bezahlen, wenn ich auch noch richtig singen würde - bei der schönen Stimme, die ich hab'!"


    Vielleicht ist es ja eine erfundene Geschichte? Aber solche erfundenen Geschichten, die so gern weitererzählt werden, sind ja manchmal wahrer als die Wahrheit!



    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Hallo, Joseph II.!


    Ich möchte hier noch einen Baßbariton, den ich besonders in Wagner-Partien sehr schätze, ins Feld führen. Es handelt sich um FERDINAND FRANTZ, von dem ich einige Aufnahmen besitze. Sein "Leb wohl, du kühnes, herrliches Kind" unter Furtwaengler in einer Aufnahme von 1954 mit den Wienern, kann wohl kaum übertroffen werden.



    Herzlichst


    Wolfgang

    W.S.

  • Hallo, hami1799!


    Eine hervorragende Aufnahme, wie ich zugeben muß. Ich besitze sie selbst. Alternativ empfehle ich diese CD mit einem meiner Lieblings-Bassisten:


    W.S.

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  • Hallo Strano Sognator, ein toller Thread, finde ich auch und jetzt kommst du noch mit dem Raimondi.
    Muß erst mal Pause machen, nach dem Boris bin ich noch nicht ganz zu Hause.


    Um Wolfgang eine Freude zu machen, hier sein Lieblingsbass, von mir sträflicherweise bisher unbeachtet.
    Sorry, ich kann´s nicht lassen, schon wieder Puschkin, das Drama um die schöne Zigeunerin Zemfira.



    (Bitte um Nachsehen für die miese technische Qualität! )



    MfG
    hami1799

  • Sagitt meint:


    Hier gehört in jedem Fall Nicolai Ghiaurov hin, der unter Klemperer einen grossartigen Don Giovanni sang, aber auch als König in Don Carlos weltweit Erfolge feierte.


    Ausgezeichnet als Osmin war Kurt Rydl und Robert Lloyd.


    Schliesslich seien David Thomas und Hans Franzen genannt,Sänger, die sich ans tiefe C trauen und das nicht oktavieren wie andere, die diese Anforderung beim Orfeo von Monteverdi nicht erfüllen.

  • Wotans Abschied aus der "Götterdämmerung


    Kleine Korrektur - Wotan verabschiedet sich nicht in der Götterdämmerung, sondern in der Walküre, mit dem Feuerzauber zusammen eine der tollsten Musikstückevon Wagner. Wenn dazu das Bühnenbild noch stimmt, dann ist es ein Erflogserlebnis ohnegleichen, so z.B. vor etwa 7-8 Jahren in Chemnitz. Leider war der Wotan (Scheidegger) etwas indisponiert.


    Bei den Bässen fallen mir noch einige Osteuropäer ein. Iwan Petrow war lange am Bolschoi, sei Boris ist herzergreifend. Nicolai Gjaurow war schon genannt, auch Boris Christoff . Nun bin ich auf einen Wotanabschied mit Nicola Gjuselew gestoßen. Ich finde den auch toll.


    Und wer einmal Ramey gehört hat, vergißt den nie wieder. Leider hatte ich nur das Vergnügen im Fernsehen. Und das ist auch schon lange her. Aber vergessen hab ich es nicht.


    Viele Grüße von La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • War natürlich ein Flüchtigkeitsfehler.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Noch sind zwar nicht alle Sänger genannt, die sich Hoffnung machen können, als Idealinterpretvon Wotans Abschied gekürt zu werden. Trotzdem möchte ich einen Bass nennen, der kaum ernsthafte Chancen in diesem Wettbewerb hat, und an den sicher nicht viele Wagner-Freunde denken, wenn es um Wotan geht:


    Jules Bastin, der große belgische Bass!


    In dem Konzert, mit dem er sich von seinem Publikum verabschiedet hat, sang er Wotans Abschied - mit vorbildlicher deutscher Aussprache!
    Ich bin nicht sicher, ob er den Wotan oft auf der Bühne gesungen hat.
    Auf jeden Fall erinnert die Aufnahme des in den Ruhestand gehenden Bastin an die große Tradition französischer Wagnersänger, die zumeist schlanker und flüssigen sangen als andere! Schade, dass Bastin die Szene nicht in seiner großen Zeit aufgenommen hat! Oder weiß doch jemand etwas von einer Aufnahme oder einem Mitschnitt?



    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Zitat

    Die höchste Macht ist mein (dostig ja wyshej wlasti ...)


    Hallo, hami1799!


    Mir ließ es diese Nacht keine Ruhe und ich habe mir die Aufnahme mit George London und den großen Szenen aus "Boris Godunov" herausgesucht. In russisch gesungen, wohlgemerkt! Er braucht sich in dieser Partie nicht hinter den "gesetzten" Stimmen aus Sophia und Moskau zu verstecken. Alle Achtung!



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Lieber Wolfgang,


    das war wirklich eine Überraschung. Gute russische Aussprache, doch nicht ganz ohne Fehler:
    Anstatt и ниспошли ты мне (i nispaschli ty mnje) singt er (nach 5 Minuten und ca 55 Sekunden) и ниспощли ты мне (i nispaschtschli ty mnje).


    Er war auf dieser Einspielung von 1963 der einzige Nichtrusse.


    Ich habe mir auch seinen Tod des Boris auf englisch angehört. Das klingt nicht so hinreißend in meinen Ohren, liegt aber wohl an der Sprache.





    ffpx
    hami1799

  • Hallo, hami1799!


    Tut mir Leid, aber ich habe mit YouTube eigentlich garnichts am Hut. Ich schaue nur ganz selten da hinein. Meine gehörte Aufnahme stammt von meiner LP. Ja, er singt wirklich nicht perfekt russisch (was man ihm aber verzeihen möge), aber stimmlich ist es eine wirklich gute Partie von ihm.


    So, jetzt muß ich aber meine Kleine aus dem Kindergarten holen und kochen.



    Gruß Wolfgang

    W.S.

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  • Um Gottes Willen! Meine süße kleine Maus!? Nein, die hält mich nur sehr auf Trab. Sie ist sehr sportlich mit 5 Jahren (Handball, Judo, Turnen) und das zeigt sie mir auch. Ich habe daher tagsüber ganz wenig Zeit für das Forum. Wenn ich im Büro sitze, mache ich das so nebenbei (mit musikalischer Untermahlung). Ich bekam vorhin einen Anruf von meiner finnischen Schwägerin. Die meinte, die Mücken hielten sich in letzter Zeit mehr in Schweden als in Finnland auf!



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Nun wird es wieder dienstlich. Ich möchte noch auf einen Bassisten hinweisen, der neben Frick, Böhme und Moll aus den deutschen Opern kaum wegzudenken war. Sein Falstaff und van Bett gehörten zum Köstlichsten, was ich da hörte. Aber auch als Charon in "Orpheo" von Monteverdi klingt seine mächtige Stimme in den tiefsten Lagen richtig schaurig.


    W.S.

  • Ridderbusch war u. a. auch als Sachs, König Heinrich und Hagen eine Wucht. Überhaupt einer der besten Wagnerbässe um 1970.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões


  • Ein reines Mozart-Programm.
    Er singt den Osmin, den Bartolo, den Figaro, den Leporello, Masetto, Don Giovanni, Commendatore,
    Papageno und Sarastro sowie den Publio aus "Titus" und zwei Konzertarien.

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Ja, ich entsinne mich an diese unselige Debatte, lieber Harald. Das war eine der weniger glorreichen Episoden bei Tamino.
    Man hat (wohlgemerkt) Mutmaßungen über die politische Einstellung des Sängers derart in den Vordergrund gerückt, daß am Ende eine vernichtende Kritik zustande kam.
    Ferner führte man vorrangig Aufnahmen an, die wohl nach seinem Zenit entstanden waren, und versuchte, auch die aus den Bestzeiten madig zu reden. Man denke an die Behauptung, Ridderbusch hätte als Sachs lediglich das polternde "Jerum! Jerum!" drauf gehabt und den bei ihm angeblich so nationalistisch gefärbten Schlußmonolog. Beides hält keiner Überprüfung stand, das wissen wir spätestens seit die beiden Salzburger Mitschnitte von 1974 und 1975 verfügbar sind, vom "offiziellen" aus Bayreuth 1974 ganz zu schweigen.



    Vielmehr zeigt sich doch, daß er sehrwohl die Akzentuierung bestens drauf hatte. Von hohlem Pathos erkenne ich nichts. Karajan begleitet furios. Eine der großen Gesamtaufnahmen, die bekanntlich noch immer einer allgemeinen Veröffentlichung harrt.


    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Lieber Joseph,


    ich weiß nicht, aber einen besonders positiven Eindruck habe ich von den Ridderbusch-Karajan-Meistersingern nicht (zumindest was die Schlussansprache betrifft). Zum einen funktioniert das Zusammenspiel von Chor und Orchester nicht richtig, was den Einsatz betrifft. Unerträglich finde ich den lang gezogenen (nicht partiturgetreuen) Saaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaachs-Akkord von Chor und Orchester im Finale. Was sich Karajan hier geleistet hat ist völlig indiskutabel - so sehr ich sonst Karajan mag und bewundere, aber hierbei wird mir irgendwie spei-übel...


    Karl Ridderbusch singt den Sachs. Aber er ist nicht Sachs! Was er rollengestalterisch in der Schlussansprache bietet ist wirklich bestenfalls nur zweitklassig. Was für Akzentuierungen zu hören sein sollen, erschließt sich mir ebenfalls nicht! Aber auch stimmlich versagt er, z.b. bei "Habt acht" (geht völlig unter) und sein "Ehrt eure deutschen Meister" (singt er so angestrengt und ohne Gestaltungskraft), dass man denkt er kollabiert gleich...


    :hello: LT

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