Franz Anton Hoffmeister (1754-1812) - Komponist und Musikverleger

  • Franz Anton Hoffmeister - Ein Mann für alle Fälle



    Sein Freund Wolfgang Amadeus Mozart widmete ihm das Streichquartett KV 499, Beethoven war mit ihm ebenfalls befreundet, und mit Haydn gab es geschäftliche Kontakte. Die Rede ist vom Komponisten und Musikverleger Franz Anton Hoffmeister (1754-1812), dessen Todestag sich heuer zum 200. Male jährt. Zu Lebzeiten hoch geschätzt und beliebt ist Hoffmeister heute so gut wie vergessen, nicht mal Das Tamino Klassikforum hat ihm bis jetzt einen Thread gewidmet.. Das ist in vielerlei Hinsicht unverständlich, denn er war nicht nur als Komponist, sondern auch als Musikverleger von Bedeutung, verlegte er doch Werke von Mozart, Haydn. Beethoven, Dittersdorf und Pleyel. Aber auch als Komponist war er äusserst fruchtbar, was ihm im 19 Jahrhundert den Ruf eines „Vielschreibers“ von „seichten“ Werken eintrug, den er bis heute nicht ganz los geworden ist.
    In der Tat könnte man seinen Werken das Attribut „gefällig“ zuweisen, welches einst als Lob gedacht war, heute jedoch einen eher abwertenden Beiklang hat. Ich erlaube mir an dieser Stelle in Erinnerung zu rufen, dass auch Vivaldi, ebenso wie Boccherini diesen Ruf hatten – und teilweise heute noch haben……
    Gemessen an dem, was Hoffmeister komponierte, ist seine Diskographie vergleichsweise klein. Es dürfte auch noch kein wissenschaftlich betreutes Werksverzeichnis geben, jenes bei Wikipedia ist nicht komplett, das von Klassika ebenfalls ein Torso.


    Ich erwähne nur das Allerwichtigste, weil das meiste sowieso nicht auf Tonträger existiert (von Aufführungen reden wir erst gar nicht) - und daß sich hier im "Jubiläumsjahr" (ich werde nie verstehen was an einem Todestag zu feiern wäre) etwas Entscheidendes ändern würde - daran glaubt wohl niemand ernstlich....
    Belegt sind 70 Sinfonien, 9 Opern, 42 Streichquartette, sowie zahlreiche Instrumentalkonzert in unterschiedlichen, oft eigenartigen Besetzungen....


    Wer in die musikalische Welt Hoffmeisters hineinschnuppern will, dem empfehle ich fürs erste zwei CDs:



    Hörproben gibt es bei Klick aufs Coverbild...


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Dieter Klöcker hat zusammen mit Giuseppe Porgo und dem Süddeutschen Kammerorchester Hoffmeister-Werke der Klarinettenliteratur eingespielt, die in einem Archiv verstaubten. Diese Aufnahme mit zwei Sinfonia Concertante für zwei Klarinetten sowie einem Klarinettenkonzert in B-dur sind sehr hörenswert.


    Ehe sie aus dem Katalog verschwinden, empfehle ich diese beiden Scheiben aus dem Hause cpo (eingespielt mit dem Consortium Classicum) die Serenaden für Bläser, sogenannte Harmonie-Musik aus der Feder Franz Anton Hoffmeisters enthalten.

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928





  • Neben der gestern empfohlenen CD mit den Viola-Konzerten Nr 1 und 2 gibt es eine weiter im Programm
    Abb 1 enthält zusätzlich das Viola-Konzert nr 1 von Carl Philpp Stamitz (1745-1801), während die Oehms Veröffentlichung die Etüden Nr. 1-12 für Viola von Hoffmeister bietet. - DA man sich stets der Tatsache bewusst sein muß, daß - ist ein Werk dieses Segments erst mal aus den Katalogen gestrichen - man vermutlich 50 Jahre warten muß bis man es wieder in irgendeiner Form veröffentlicht - werden dies vermutlich nur jüngere Musikfreunde erleben. Ich persönlich bin auf Nummer sicher gegangen und habe mir beide Einspielungen vergönnt...


    Der Beginn des 3. Satzes von Hoffmeisters Viola-Konzert in D-Dur erinnert (mich) ein wenig an den ebenfalls 3 Satz (ebenfalls Rondo) von Mozarts Hornkonzert Nr 2 KV 417.


    Ansonst können beide Produktionen allen Liebhabern von Violakonzerten, aber auch Celloliebhabern nur wärmstens empfohlen werden. Es ist mir unverständlich warum nur so wenig für dieses Instrument komponiert wurde.....


    Viel Spaß mit diesen Ohrwurmthemen
    wünscht Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hoffmeister, eine prägende Figur seiner Zeit, sowohl als Komponist, als auch als Verleger ist heute ja nur noch Spezialisten der Wiener Klassik ein Begriff. Leider verfügt er heute über keine "Lobby", wie etwa seine Kollegen Rosetti und Pleyel, deren Fan-Gesellschaften stets dafür sorgen, daß neue Aufnahmen gemacht werden und Konzerte stattfinden und somit die Namen dieser beiden vor dem Vergessen bewahren. Gott sei Dank haben einige Independent Labels die Marktchance erkannt und doch ein wenig von Hoffmeister aufgenommen. Die hier abgebildete CD mit den Flötenkonzerten Nr 21 und 24 (!!) wurde für Naxos am 4. und 5. Oktober 2011 in Prag aufgenommen, hat aber offensichtlich den Sprung ins Hoffmeister Jubiläumsjahr nicht mehr geschafft. Sie ist seit 25. Feber 2013 bei jpc gelistet. Auch wer nicht unbedingt ein Freund der Flöte als Soloinstrument ist wird wahrscheinlich bei Hoffmeister auf seine Kosten kommen.

    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Und weiter gehts mit neuen Einspielungen des Komponisten:


    Flötenkonzerte No 16, 17 und 22


    Prager Kammerorchester,
    Bruno Meier, Flöte


    Wie schon bei den Ersteinspielungen der Hoffmeister-CD Vol. 1 hat der Schweizer Flötist Bruno Meier auch diese drei bislang unbekannten Flötenkonzerte wiederentdeckt, eigens für die vorliegende Produktion eingerichtet und präsentiert sie nun mit dieser zweiten Folge ebenfalls als Weltersteinspielungen.


    Elegante, melodisch eingängige Themen, ausgedehnte Dimensionen in den Kopfsätzen, Dur-Moll-Kontraste und last, not least: die Ausgestaltung des technisch anspruchsvollen Soloparts mit schnellsten Läufen, virtuosem Passagenwerk sowie extremen Registerwechseln. Hoffmeister traf den Geschmack seiner Zeit und fand die perfekte Balance zwischen Gefälligkeit und Kunstfertigkeit.

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

  • Bei der hier gezeigten CD handelt es sich um Kammermusik, Man hätte die CD ebensogut im dortigen Bereich vorstellen können, denn Hoffmeisters Kammermusik war zu dessen Lebzeiten viel gespielt, sogar im Hause Mozarts griff man, wenn man sich zum häuslichen Quartettspiel zusammensetzt auf Werke von Hoffmeisters zurück. Kein Wunder, sie sie waren hervorragend gearbeitet und trafen sehr gut den Geschmack der Zeit. Quartette mit Kontrabaß (welcher die erste Geige ersetzte und dem oft ein Solopart zugeteilt war) waren eher die Ausnahme, so daß die Werke dieses Genres für Liebhaber dieses Instruments eine willkommene Bereicherung des Repertoires darstellten.

    Wie die Musikwissenschafter der Vergangenheit sich des (ungestraften) Rufmords verdienter Komponisten schuldig machten - und warum manche derselben in Vergessenheit gerieten mag folgender Test aus einem Fachlexikon (Riehl 1853) unterstreichen:


    Zitat

    Hoffmeister schrieb eine Unzahl kleiner Sächelchen, die den Dilettanten angenehm waren. Er bildet recht eigentlich den Uebergang zu jenen modernen Musikern, die ihr Talent mit allerhand kleinen Modewaaren hausiren gehen lassen. Er zeigt uns, wie es möglich war, daß so kurze Frist nach dem Zeitpuncte, wo der Dilettantismus erst als kunstgeschichtliche Macht in die Musik eingetreten war, fast die ganze Tonkunst sich auflösen konnte in eitel Dilettantenwerk


    Die "Modewaren" haben - zumindest teilweise - überdauert - und sie sind mir "angenehm" - wenngleich mit den "Dilettanten" vermutlich keine Hörer sondern Spieler gemeint waren...


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Wie die Musikwissenschafter der Vergangenheit sich des (ungestraften) Rufmords verdienter Komponisten schuldig machten - und warum manche derselben in Vergessenheit gerieten mag folgender Test aus einem Fachlexikon (Riehl 1853) unterstreichen:


    Wenn hier jemand Rufmord begeht, dann du an den Musikwissenschaftlern! ;)


    Wilhelm Heinrich Riehl war Journalist und Buchautor. Außerdem war er studierter Theologe und beschäftigte sich intensiv mit Volskunde und Kulturhistorik. Aber Musikwissenschaftler war er mit Sicherheit keiner! Musikwissenschaftler geben nur ganz selten Wertungen ab, sie interessiert die formal richtige Aufarbeitung der Musikgeschichte im historischen Kontext. Die Wertungen lassen sie in der Regel andere machen...


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Und wieder ein bisschen Hoffmeister:
    Alle Theorie ist grau. Daher habe ich einen Ausschnitt aus einer Hoffmeister Sinfonie verlinkt, welche auf der weiter oben abgebildeten Chandos CD der Serie "Contempories of Mozart" enthalten ist. (Beitrag 1) Ich nehme an, man wird mir beipflichten, daß sie in der Tat recht eingängig und publikumswirksam ist - natürlich nur für Leute, die die Musuk des 18. Jahrhunderts mögen....



    Laut MGG hat Hoffmeister zumindest 44 Sinfonien geschrieben, von denen 15 gedruckt wurden, 13 gelten derzeit als verschollen. Dennoch - wäre noch einiges in den Archiven was hörenswert wäre.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich habe bereits vor ein oder zwei Stunden im Neuheiten Thread die links oben im Bild abgebildete CD mit Klaviersonaten von Hoffmeister erwähnt, welche eine Weltersteinspielung sind. Am Flügel sitzt Biliano Tzinlikova aus Sofia, welcher seit 2003 österreichische Staatsbürgerin ist und an Mozarteum in Salzburg unterrichtet, sowie auch im Konzertsaal aktiv ist. Die Hoffmeister Aufnahme ist ihre erste Studioarbeit. Sie umfasst 3 CDs - von denen allerdings derzeit erst eine erscheint (aufgenommen sind bereits alle) - der Rest folgt im Juni und im Herbst 2015.
    Ich möchte hier einmal mehr den Beweis antreten, daß youtube-Samples - richtig gestaltet - ein nützliches Werkzeug zur Kundeninformation und zum Erwecken des Interesses darstellen. Meiner Infomation nach hat Paladino media die Aufnahmen produziert - erscheinen werden sie aber unter dem Label GRAND PIANO.


    Eine kurze Besprechung ist gepant, sobald ich die erste CD in Händen halte -bestellt ist sie bereits...


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Von Franz Anton Hoffmeister gibt es in meiner Sammlung NICHTS. Aber ich sehe, es gibt eine CD mit Streichquartetten. Kennt die jemand?

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Ich besitze diese CD und würde sie allen Freunden der Kammermusik, die Wiener Klassik lieben, uneingeschränkt empfehlen. Das gilt sowohl für die Werke selbst - als auch für das Aviv-Quartett, welches hier noch in der Originalbesetzung spielt.(ich weise explizit darauf hin, weil auf der Homepage des Quartetts gerne auf die in dieser Zeit eingeheimsten Auszeichnungen zu verweisen, weitere Detail aber gerne übersehen). Die Aufnahme wurde im November 2001 in den Phönix Studios, Budapest gemacht, der Klang ist also nicht hallig, weil in akustisch suboptimaler Umgebung (Schloß oder Kirche) aufgenommen. Die hier veröffentlichten Quartette wurden in der Wiener Zeitung am 15. Jänner 1791 als Neukompositionen Hoffmeisters annonciert. Angeblich hat Hofmeister mindestens 34 Streichquartette komponiert...


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich besitze diese CD und würde sie allen Freunden der Kammermusik, die Wiener Klassik lieben, uneingeschränkt empfehlen.


    Dieser Empfehlung schliesse ich mich an, nachdem ich jetzt nach drei Monaten endlich dazu gekommen bin, diese schöne CD zu hören. Alle drei Quartette sind sehr ansprechend geschrieben. Sie wurden um 1791 publiziert. Da war Haydn bei op. 64 angekommen. Stilistisch sind sie ähnlich wie die von Haydn oder Mozart, aber wenn man diese gut kennt, hört man auch, dass hier ein anderer Komponist am Werk ist, der vielleicht nicht ganz so genial ist, aber immer noch sehr, sehr gut. Die Freude an der Musik wird durch das frische und perfekte Spiel des Aviv Quartetts nur verstärkt. Schade, dass man diese junge preisgekürte Truppe seinerzeit nicht gleich für mehr Aufnahmen verpflichtet hat. Das Booklet spricht von insgesamt 34 Quartetten des Herrn Hoffmeister, wikipedia sogar von 42.

  • Ja, das ist richtig gute Musik, die die enorme Vielfalt der Zeit sehr gut demonstriert. Wer die Streichquartette von Haydn, Hoffmeister, Mozart und Kraus aus diesen Jahren nacheinander hört, bekommt ein kleines Aha-Erlebnis ob der unterschiedlichen "Personalstile". Ich besitzte die CD ebenfalls seit einiger Zeit und höre sie immer wieder mal im Kontrast zu den Genannten.


  • Mit dieser, von Alfred schon einmal vorgestellten CD möchte ich darauf hinweisen, dass Franz Anton Hoffmeister, der am 9. Februar 1812 gestorben ist, auch ganz entzückende Bläserserenaden komponiert hat.


    Heute ist sein 203. Todestag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Heute, zu seinem Geburtstag, habe ich eine CD mit Harfenmusik sowie Holzbläsern, Viola und Harfe ausgesucht:



    Heute ist Hoffmeisters 261. Geburtstag.



    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Erst im September 2015 wurde die Discographie Anton Hoffmeisters um 2 Sinfonien bereichert, zuvor gab es lediglich jene Aufnahme mit den "London Mozart Players" unter Matthias Bamert, welche ich bereits in Beitrag 1 dieses Threads vorgestellt habe. Die Neuaufnahme enthält die vermutlich letzten Sinfonien, die Hoffmeister geschrieben hat. Sie entstanden beide nach 1800 Es finden sich vereinzelt Anklänge an Mozart und Haydn, indes ist nicht zu überhören, daß ein neues Zeitalter angebrochen ist, manche Stellen lassen in puncto Dynamik schon Beethoven vorausahnen. Das war bisher bei keinen früheren Sinfonien Hoffmeisters der Fall. Hervorzuheben ist, daß der schöne Klang bei Hoffmeisters späten Sinfonien auch bei dynamischen und dramatischen Zuspitzungen nicht auf der Strecke bleibt. Die Themen sind eingängig und teilweise von hohem Wiedererkennungswert.
    Der Dirigent Howard Griffiths entwickelt sich allmählich zu einem Geheimtip für Musik des frühen19 Jahrhunderts.....

    mit freundlichen grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Was hören, bei dieser Hitze ? Da bitete sich was Leichtes und Kurzes an. Eine Klaviersonate von Hoffmeister ist hier gerade richtig. Ich habe die Sonat in D-dur gewählt, aus der Pölitz Sammlung von 1797, soll heissen daß sie von besagten Herrn Pölitz, einem Leipziger Universitätsprofessor, abgeschrieben wurde und seiner Sammlung einverleibt wurde, 1797 muß nicht notwendigerweies das Kompositionsjahr gewesen sein, aber er spräche schün einigers dafür. Im ersten Augenblich, klingt die Sonate sehr nach Mozart. Wer genauer hinhört wird allerdngs einen etwas forscheren Ton feststellen (was allerdings auch an der Interpretation vin Bilians TZINLIKOVA liegen kann)
    Hoffmeister geht im ersten Satz sehr sparsam mit dem Thematischen Material um, er verwendet es in abgewandelter Form immer wieder und sogt auf diese Weise für einen hohen Wiedererkennungswert, Auch der kurze zweite Satz, ein Adagio erinnert immer wieder an Mozart, wobei, wie schon im ersten, ein persönlicher Ton kaum zu überhören ist. Im dritten Satz kommen allmählich die Unterschiede besser zum Vorschein: Neben Mozarts leichter Klangsprache finden wir nun etwas kräftiger Töne, vor allem im unteren Bereich.Kein Beethoven - aber dennoch etwas "fester" geprägt.....

    mfg aus Wien
    Alfred


    PS: Die Sonate in D-dur befindet sich auf Track 1 der abgebildeten CD Haffmeister Klaviersonaten Vol. 3 (Grand Piano)

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hoffmeister-Gesellschaft e. V


    Franz Anton Hoffmeister wurde 1754 in Rottenburg am Neckar geboren.
    Rottenburg war zu dieser Zeit eine vorderösterreichische Oberamtsstadt,
    bis sie 1805 an Württemberg fiel.
    Hoffmeister verbrachte in Rottenburg seine Jugend, im Alter von 14 Jahren
    ging er zur Ausbildung nach Wien.


    Im vorigen Jahr wurde in Rottenburg die „Hoffmeister-Gesellschaft e. V “
    gegründet um das Wissen über das Leben und Schaffen von F. A. Hoffmeister
    zu fördern. Ein Archiv zu F. A. Hoffmeister soll bei der Stadt Rottenburg
    geführt werden.


    Näheres: https://www.hoffmeistergesellschaftev.de/

    :):):)

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Franz Anton HOFFMEISTER: Notturnos (Quintette


    Seit dem Eröffnungsbeitrag vor rund 10 Jahren konnte ich - dank der Lektüre etlicher Booklets - mein Wissen über HOFFMEISTER stark erweitern.

    Mir war er - wie vermutlich den meisten - als Musikverleger bekannt, der nebenbei auch komponierte.


    Nun konnte ich nachlesen, daß er im "Jahrbuch der Tonkunst von Wien und Prag" (1796) zu den führenden Komponisten gezählt wurde. Daneben finden sich auf gleicher Augenhöhe Albrechtsberger, Gyrowetz, Kozeluch, Salieri, Vanhal und Anton und Paul Wranitzky (Mozart war zu jenem Zeitpunkt bereits tot. Beethoven offenbar noch nicht berühmt genug, Schubert noch nicht geboren)

    Er war HAUPTSÄCHLICH Komponist, der nebstbei auch einen Musikverlag gründete. Das ging solange gut, als Mozart lebte, da er quasi die meisten Werke Mozarts, mit dem er befreundet war. Desto mehr Beiträge ich hier über Mozart- Zeitgenossen schreibe, desto mehr Komponisten finde ich, mit denen Mozart NICHT verfeindet, sondern befreundet war...

    Es stellte sich heraus, daß Hoffmeister ein besserer Komponist als Verleger war und so musste er Teile seines Verlags an seinen Konkurrenten Artaria verkaufen. Aus einem weiteren Verlag, den er 1800 mit Ambrosius Kühnel (1771-1813) in Leipzig gegründet hatte, stieg er mangels Erfolg bereits 1805 aus. Sein Compagnon führte ihn bis zu seinem Tode weiter. Anschliessend wurde er vom Leipziger Buchhändler Carl Friedrich Peters (1779–1827) aufgekauft, der ihn erfolgeich weier führte und ausbaute. Er esistiert noch heute (Edition Peters)


    Hier eine Liste einiger Kompositionen,

    hier fehlen aber die Sinfonien.

    Die französische Wikipedia erwähnt 66

    Das Booklet einer der beiden Tudor CDs nennt 44 bestätigte, von denen aber 13 als verschollen gelten.

    • op. 5; 3 konzertante Duos op. 5 für Violine und Violoncello
    • op. 7; 3 Duos für Violine und Viola
    • op. 19; 6 Duos für Violine und Viola
    • op. 20; 6 Quartette für Violine, 2 Violen und Violoncello
    • op. 27; 2 Quartette für Flöte und Streichtrio
    • op. 30; 3 Duos für 2 Flöten
    • op. 31; 6 Trios für 2 Flöten und Violoncello
    • op. 35 (?); 2 Quintette für Flöte, Violine, 2 Violen und Violoncello
    • op. 35 (?); Prélude ou Exercise für Flöte solo
    • op. 38; 3 Duos für Flöte und Oboe (oder Violine)
    • op. 49 (?); 6 Duos für 2 Flöten
    • op. 49 (?); Sonate B-Dur Nr. 2 für 2 Querflöten
    • op. 51; 6 Duos für 2 Flöten
    • 12 Etüden für Viola solo
    • Sinfonia Concertante für Klarinette, Fagott und Orchester B-Dur
    • Sinfonia Concertante für Viola, Kontrabass und Orchester D-Dur
    • Terzetto D-Dur für 3 Flöten
    • Terzetto D-Dur für Flöte, Viola und Violoncello
    • Cassation F-Dur für Violine oder Flöte, Oboe, Viola, 2 Hörner und Fagott
    • Notturno B-Dur für Flöte, 2 Hörner und Streichtrio
    • 3 konzertante Duos für Flöte und Viola
    • 3 leichte Trios für 2 Violinen und Violoncello
    • 3 leichte Trios für Flöte, Violine und Violoncello
    • Konzert D-Dur für Viola und Orchester
    • Konzert für Kontrabass Nr. 1 in D-Dur
    • Konzert für Kontrabass Nr. 2 in D-Dur
    • Konzert für Kontrabass Nr. 3 in D-Dur
    • Konzert B-Dur für Klarinette und Orchester
    • Konzert Es-Dur für 2 Klarinetten und Orchester
    • 3 Konzerte für Horn (D-Dur [1782], Dis-Dur, E-Dur)
    • 3 Konzerte für 2 Hörner
    • Konzert für 3 Hörner
    • Variations sur airs et thèmes d'Haydn et Mozart für Flöte solo
    • Variations Pour le Clavecin ou Forte-piano Es-Dur, Wien, ca. 1787/88

    ------------------------------------------------------------------------

    Heute möchte ich lediglich die links oben dargestellte CD mit Oboenquartetten zeigen, vie von HOFFMEISTER "Notturni" genanmt wurden

    Es gibt nur noch Reststücke - die allerdings zu 2.99 Euro.

    Rechts davon finden wir eine weiter CD mit ähnlichem Programm, die allerdings nicht mehr lieferbar ist.

    Ich hatte Probleme, weil die Nummerierung der Notturni (eine weitere Opuszahl scheint es nicht zu geben) teilweise doppelt ist - allerdings sind es unterschiedliche Stücke - sehr eigenartig IMO.....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Glücklicherweise gibt es aber neben Streichungen (die ja auch nicht für ewig gelten müssen) auch Neuerscheinungen.

    Die hier abgebildeten CDs wurden im Jahre 2020 (Hoffmeisters Mafic Flute)

    bzw. März3021 (Flötenquartette)und September 2021 (Klarinettenquartette) veröffentlicht.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Schon 2014 und 2017 habe ich 2 Folgen der dreiteiligen Serie mit Klaviersonaten von Hoffmeister vorgestellt. Sie ist keineswegs vollständig, und das wird auch nirgendwo behauptet. Es sind vielmehr Weltersteinspielungen von 11 Klaviersonaten aus den Jahren 1792-1797, also alle schon nach Mozarts Tod geschrieben. Es gibt aber Schätzungen, die besagen, dass Hoffmeister zwischen 20 und 26 Klaviersonaten geschrieben hat, und zwar in einem zeitlichen Rahmen zwischen 1785 und 1805.

    Warum ich mich beim Einstellen der Beiträge nicht an die Reihenfolge gehalten habe vermag ich nicht schlüssig zu beantworten, vermutlich waren bei meinen Einkäufen nie alle lieferbar.

    Man möchte zunächst vermuten - und suggeriert es sich eventuell auch selbst - daß diese Sonaten jenen von Mozart ähnlich seien - aber nach meiner heutigen Einschätzung (die sich im Laufe der Zeit ja stetig ändert) ist das nicht der Fall. Sie sind etwas weniger silbrig, filigran sondern haben mehr Power in den unteren Bereichten Des Tonspektrums, und mehr Dynamik, was aber vermutlich durch die Interpretation der Pianistin bewusst betont wird. Eine Vorahnung auf Beethoven ? Ich bin mir da nicht sicher - glaube aber: eher nicht, sondern völlig eigenständig, allerdings im Bereich der späten Wiener Klassik verhaftet. Hoffmeister war kein Neuerer und er wollte auch nicht Genialität beweisen, sondern er war Verleger, der neben Mozart und anderen, vor allem seine Werke ans Publikum verkaufen wollte, womit er aber nur über einen gewissen Zeitraum erfolgreich war. Der Platzhirsch Artaria war naturgemäß stärker. Aber was für uns in Sachen Klaviersonaten bleibt ist eine Auswahl gefälliger, teilweise auch origineller Werke, die Freude bereiten. Wenn auch der Konzertberieb Hoffmeister bis in unsere Tage ignoriert, dank des Engagements der Pianistin und Unterrichtenden, Biliana Tzinlikova, wurden doch eine Anzahl seiner Klavierwerke ans Licht der Öffentlichkeit geholt indem sie vom österreichischen Label PALADINO KLASSIK aufgenommen wurden, dann aber via Naxos Sublabel GRAND PIANO weltweit vermarktet werden...


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Soeben habe ich mir die oben erwähnte Aufnahme erneut angehört. Und interessanterweise gibt es hier eine geringfügige Abweichung meiner ersten Einschätzung gegenüber. Ich würde heute den einst fraglichen Gedanken einer Vorschau auf Beethoven zur Gänze verwerfen und die Sonaten in die Nähe Mozarts rücken, was ich im vorigen Beitrag verneint hatte.

    Damals war es sie von mir konstatierte "Robustheit" und fehlende "Silbrigkeit" der Werke, die mich zu dieser Einschätzung verleiteteten. Heuite - ich habe sehr entspannt gehört - ohne jeglichen Versuch, zu analysieren - bin ich eher der Meinung, daß es sich hier um einen Interpretationsansatz der Pianistin handelt - entgegen den zahlreichen älteren - und davon inspirierten - Interpretationen bei den Klaviersonaten Mozarts - wo oft versucht wurde den filigranen Cembaloklang am modernen Konzertflügel zu imitieren.

    Heute geht man oft den umgekehrten Weg: Man versucht Mozart etwas kantiger zu spielen, auch wenn ein historisches Instrument eingesetzt wird. Gut zu hören bei den Sampleclips der Neuaufnahme aller Mozart Klaviersonaten , wo Robert Levin OMO heute wesentlich kantiger spielt als vor einem guten Jahrzehnt (bevor alle nach den alten Levin Aufnahmen suchen - es gab nur eine einzige CD mit 3 Sonaten (für DHM) - und die ist inzwischen gestrichen.)


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Mozart und Hoffmeister - und die Legende vom kommerziellen Misserfolg (Teil 1)


    Hinsichtlich des morgigen 268. Geburtstags Hoffmeisters dachte ich mir ich schreibe auch einmal über ihn und seine damalige Verbindung zu Mozart.


    Hoffmeister begann mit seiner Verlagstätigkeit, indem er sich mit dem Buchverleger Rudolf Gräffer bzw. Graeffer zusammentat. Eine Anzeige der Wiener Zeitung vom 24. Jänner 1784 lautet:


    „Der Musikkapellmeister Franz Anton Hoffmeister hat die Ehre allen in- und ausländischen Musikkennern und Liebhabern anzuzeigen, daß er sich entschlossen habe, auf eigene Kosten und unter seiner Aufsicht alle seine musikalische Arbeiten gestochener heraus zu geben. Sein öffentlicher Verlag ist hier in Wien in der Rudolf Gräfferischen Buchhandlung am Jesuiterplätze.“


    Er selbst bezog zunächst ein Quartier in der Vorstadt Hungelbrunn, Haus No. 3 Gartengebäude (dürfte nach dem Plan von Nagel 1780 etwa Anfang der heutigen Johann-Strauß-Gasse, 4. Wiener Gemeindebezirk gelegen haben, quasi quer dazu, hinter sich nur Gärten. Heute alles verbaut) und übersiedelte 1789 in die Stadt (Herrengasse No. 26, 1819 mit Nachbargebäuden demoliert, diese befanden sich beim heutigen Gebäude Nr. 17, 1. Bezirk) um dort auch sein eigenes Geschäft aufzumachen.


    Ab 1785 verlegte er vereinzelte Werke von Mozart und anderen Komponisten. „Nunmehro aber habe ich mich entschlossen, den Liebhabern der Musik einen Plan vorzulegen, wodurch sie im Stande sind, sich in etlichen Jahren eine ganze Bibliothek von Originalmusikalien anzuschaffen […] Zu jedem Fache habe ich mich mit unsern besten hiesigen, Haydn, Mozart, Wanhall, Albrechtsberger, Pleyel, Mitscha, v. Ordonnez &. &. wie auch ausländischen Meistern nebst meinen eigenen Arbeiten bereits einverstanden, um von Monat zu Monat neue Produkten zu erhalten.“


    Hoffmeister ging es darum auf Vorauszahlungsbasis eine Abonnementserie mit monatlich neu erscheinenden Werken von bestimmten Komponisten herauszubringen. Er versprach, dass es sich ausschließlich um Erstveröffentlichungen und keine Nachdrucke handeln solle. Dieses Abonnementsystem war zum. für Wien damals neu. Den monatlichen Intervall musste der Verleger aber bald auf wesentlich größere Abstände abändern. Mehr dazu in weiterer Abfolge.


    Bei der Arbeit an dem am 23. Dezember 1785 uraufgeführten Es-Dur Klavierkonzert KV 482 zeigten sich erstmals finanzielle Schwierigkeiten bei Mozart. Ein am 20. November 1785 verfasster Brief ist nur auf den ersten Blick ähnlich zu den späteren Bettelbriefen an Mozarts „ächten Freund“ Michael Puchberg:


    liebster Hofmeister! –

    Ich nehme meine zuflucht zu ihnen, und bitte sie, mir unterdessen nur mit etwas
    gelde beÿzustehen, da ich es in diesem augenblick sehr nothwendig brauche. – dan bitte ich sie sich mühe zu geben mir so bald als möglich das bewusste zu verschaffen. – verzeihen sie daß ich sie imer überlästige, allein da sie mich kenen, und wissen wie sehr es mir daran liegt daß ihre sachen gut gehen möchten, so bin ich auch ganz überzeugt daß sie mir meine zudringlichkeit nicht übel nemen werden, son=dern mir eben so gerne behülflich seÿn werden, als ich ihnen.


    Mozart war sich wohl der gegenseitigen Abhängigkeit bewusst (anders als bei Puchberg, der nur hoffen konnte, dass er das geliehene Geld hoffentlich wieder zurückbekommt) So Sätze wie „dan bitte ich sie sich mühe zu geben mir so bald als möglich das bewusste zu verschaffen“ und „so bin ich auch ganz überzeugt daß sie mir meine zudringlichkeit nicht übel nehmen werden“ hätte sich Mozart bei Puchberg niemals herausgenommen. An den Wiener Tuchhändler wurden viel eher verzweifelt, mitleidserhaschende Apelle gerichtet. Somit unterstreicht das „…als ich ihnen“ am Schluss sehr gut, dass er Hoffmeister nochmal daran erinnern wollte, dass dieser ihn noch für seine Geschäfte braucht, oder ihm sogar etwas schuldig war.

    „Eine Erkenntnis von heute kann die Tochter eines Irrtums von gestern sein.” (Marie von Ebner-Eschenbach)

  • Mozart und Hoffmeister - und die Legende vom kommerziellen Misserfolg (Teil 2)


    Nach Nissens Überlieferung hatte Hoffmeister mit Mozart auch einen Vertrag geschlossen, demzufolge der gebürtige Salzburger drei Klavierquartette komponieren sollte. Die Biographie gibt an, dass diese Vereinbarung nach der Veröffentlichung des g-moll Quartetts KV 478 wieder gelöst wurde, obwohl Hoffmeister dennoch einen großen Anteil des Honorars für alle drei Werke ausgezahlt haben soll. Viele nachfolgenden Biographen nahmen somit an, dieses Werk sei damals ein kommerzieller Misserfolg gewesen, obwohl das nicht eindeutig aus der Nissen-Biographie hervorgeht. Noch heute ist es als eine gängige, oft nur wiedergekäute Behauptung (ohne empirische Evidenz) in vielen Werkbeschreibungen im Internet zu finden. So schreibt etwa der Kammermusikfuehrer.de :“ Dies mag erklären, warum der Verleger Franz Anton Hoffmeister, der den Komponisten ursprünglich um drei Klavierquartette zur Veröffentlichung gebeten hatte, von diesem Auftrag zurücktrat, als sich das erste von Mozart gelieferte Quartett in g-Moll nur schlecht verkaufte.“


    Eine zeitgenössische Kritik vermittelt jedoch einen anderen Eindruck (siehe auch Ridgewell 2010 „Biographical Myth and the Publication of Mozart’s Piano Quartets“), indem hier angegeben wurde, dass die Veröffentlichung schnell Neugier erregte und vielerorts aufgeführt wurde. Wenn man die bei Hoffmeisters erschienenen weiteren Mozart-Werke heranzieht, so könnte man argumentieren (wie es u.a. schon Einstein und Solomon taten) dass ihm ein gewisser künstlerischer Anspruch wichtig gewesen sein könnte. Zumindest kann man es so deuten, wenn man die ebenso von ihm publizierten Werke, das Streichquartett KV 499, oder Die Fuge in c-moll für zwei Klaviere KV 426 (sowie die Bearbeitung für Streichorchester KV 546) heranzieht und dem gegenüberstellt, dass die zur gleichen Zeit entstandenen eingängigeren Werke, die Klaviersonate C-Dur „Sonata facile“ KV 545, oder die Sonate für Klavier und Violine F-Dur KV 547, nicht bei Hoffmeister herauskamen. Mozart komponierte aber immerhin noch ein zweites Klavierquartett (Es-Dur KV 493) dessen Druck sein üblicher Verleger Artaria übernahm. Obwohl schon am 3. Juni 1786 fertig gestellt, wurde dieses erst im Juli 1787 veröffentlicht. Zu dem einst geplanten dritten kam es nie. Nach dem Mozart Handbuch (welches auch die These des „verlegerischen Fehlschlags“ vertritt) komponierte und brachte Hoffmeister zu dieser Zeit selbst sechs Klavierquartette heraus und es stellt sich für mich die Frage warum er dies tun sollte, wenn schon zuvor das g-moll-Quartett Mozarts keinen Anklang gefunden hätte. Ridgewell vermutet, dass Constanze mehr wusste und nach Ableben ihres zweiten Ehemanns nur vage Andeutungen an den Vervollständiger der Biographie, Johann Heinrich Feuerstein, weitergab. Zumindest ist in einem Fall durch Briefe belegt, dass Constanze noch zu Mozarts Lebzeiten in dessen Auftrag mit Hoffmeister verhandelte, als dieser auf Reisen war.


    Wenn man sich die Details zur Geschäftstätigkeit von Hoffmeister näher anschaut, so scheint es nämlich viel plausibler, dass die Ursachen in fehlenden Druckkapazitäten lagen. Dieser musste etwa hin und wieder seine Abonnenten vertrösten, er könne die geplanten Werke noch nicht veröffentlichen, da die Nachfrage die Druckkapazitäten weitaus übersteigen würde. Es kam zu Verspätungen von einigen Monaten. Zudem hatte der Verleger Anfang 1786 finanzielle Probleme. Des weiteren führt Ridgewell aus, dass es mehrere Indizien für eine weite und rasche Verbreitung von KV 478 gibt, welche er ausführlich in seiner Publikation behandelt.


    Das G-Dur Klaviertrio KV 496 wurde laut Mozarts selbst geführtem Werkverzeichnis am 8. Juli 1786 vollendet und wurde zusammen mit Haydns Trio Hob. XV:10 ebenso von Hoffmeister veröffentlicht. Auch wenn Hoffmeister noch weitere Werke Mozarts herausbrachte, blieb es auch nur bei diesem und somit einem Klaviertrio. Wie beim Klavierquartett Es-Dur KV 493, wurden die anderen Trios KV 502, KV 542 und KV 548 im November 1788 bei Artaria veröffentlicht. Interessant ist, dass das noch in dieser Reihe fehlende Trio KV 564 das erste Mal (durch Storace) in London publiziert wurde. Artaria hatte wohl die bessere Ausstattung und wäre allem Anschein nach immer eine Möglichkeit gewesen. Dass Mozart gelegentlich bei Hoffmeister drucken ließ, muss für Mozart andere Vorzüge gehabt haben. Ridgewell vermutet dass ein regelmäßiges Einkommen per Abonnementsystem gelockt habe, anderersetis dürfte aber gerade das nicht reibungslos funktioniert haben. Es sei denn Mozart sah den Vorteil darin, dass er leicht an Vorschüsse kommen konnte. Dann wären diese aber mündlich erbeten worden, oder Briefe an Hoffmeister haben sich nicht erhalten, da die oben erwähnte schriftliche Geldbitte (als Bettelbrief lässt es sich schwer deklarieren) die einzige zum. erhaltene ist. Somit entspringt die Aussage auf Wikipedia „Wolfgang Amadeus Mozart […] ersuchte Hoffmeister immer mal wieder um Vorschuss“ der reinen Fantasie des Verfassers. Belegt ist nur dieser Brief und aus diesem geht nicht einmal eindeutig hervor, ob es tatsächlich ein Vorschuss sein soll. Es ist lediglich eine Vermutung.


    Bei den Sonaten für Klavier und Violine in Es-Dur KV 481 und A-Dur KV 526, welche in Hoffmeisters Pränumerationsreihe inkludiert waren, ist hingegen eine recht erfolgreiche Zusammenarbeit zweifelsfrei erkennbar. Es erschienen noch innerhalb kürzester Zeit Nachdrucke bei diversen deutschen Verlagen. Interessant dazu eine zeitgenössische Kritik, aus der hervorgeht dass das anspruchsvolle Publikum Mozart wohl eher in Verdacht sah, dass dieser sich einem Mainstreamgeschmack anbiedern könnte „Nur wäre zu wünschen, Herr M. liesse sich weniger vom Modegeschmack unsers Zeitalters fesseln. Seine Arbeiten würden dadurch noch einen allgemeineren und zugleich dauerhafteren Werth erhalten.“


    Die Forschung nimmt an, dass das Streichquartett D-Dur KV 499 von Hoffmeister angeregt wurde. Dieses wurde mit jeweils einem Quartett von Vanhal sowie vom Verleger selbst beim achten Heft, 1. Jahrgang der „Musique de la chambre“ ergänzt und trägt heute den Beinamen „Hoffmeister-Quartett“. Das Quartett wurde nicht, wie auf Wikipedia behauptet, Hoffmeister gewidmet. Laut NMA weiß man nicht viel über die Entstehung. Mozart selbst trug es in sein „Verzeichnüß / aller meiner Werke“ lediglich mit „Ein Quartett für 2 Violin, Viola und Violoncello“ ein und irgendeine Dedikation geht auch nicht aus dem originalen Autograph hervor.


    Im Flötenquartett A-Dur KV 298 erlaubte sich Mozart auch einen Seitenhieb auf seinen Verleger. Im Dunstkreis der Familie Jacquin entstanden (mehr zu dieser in meinem ehemaligen Beitrag bei „Mozarts Freunde in Wien“) zog dieser in einer angedachten musikalischen Parodie, Hoffmeisters Lied „An die Natur“ heran, dessen Thema variiert und dem jeweiligen Charakter der Jacquin-Musikanten angepasst wurde.


    Insgesamt brachte Hoffmeister 11 Erstveröffentlichungen von Mozarts Werken heraus (KV 426, 478, 481, 496, 499, 501, 511, 521, 526, 533/494, 546), die Parodie auf sein Lied gehört nicht dazu. Schlussfolgernd zu dieser Thematik lässt sich feststellen, dass die Geschichte der kommerziell erfolglosen Veröffentlichungen unter Hoffmeister wohl denjenigen dient, die damit noch den Mythos des armen, verkannten Mozart befeuern wollen, haltbar ist diese jedoch nicht.


    Hoffmeister verlegte auch Werke Beethovens (u.a. die „Pathetique“ Klaviersonate op. 13). Der damals erst am Beginn seiner Karriere stehende schrieb dem Verleger am 15. Dezember 1800 u.a. die zum. für heutige Zeiten etwas seltsam anmutende Bemerkung „…da sie weder jud noch italiener, und ich auch kein's von Beyden bin, so werden wir schon zusammen kommen.“


    Am 9. Februar 1812 starb Franz Anton Hoffmeister im Haus Haarmarkt 778, heutige Rotenturmstraße 14. Angeblich befand sich hier auch einst das erste Wiener Kaffehaus, welches am 17. Jänner 1685 von Johannes Theodat eröffnet wurde. Die zwei an dieser Stelle gestandenen Gebäude wurden um 1840 herum demoliert, der Nachfolgebau ist bis heute erhalten geblieben.


    Bildquelle: wikimedia.org

    Rotenturmstraße_14.jpg

    „Eine Erkenntnis von heute kann die Tochter eines Irrtums von gestern sein.” (Marie von Ebner-Eschenbach)

  • Lieber âme

    Vielen lieben Dank für diesen aufschlußreichen und interessanten Beitrag


    Beste Grüße aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !