Wagners Ouvertüren und Vorspiele — Eure Favoriten

  • Richard Wagner hat in seinen Opern viele berühmte Ouvertüren bzw. Vorspiele, daneben gibt es noch eine Handvoll weiterer Ouvertüren.


    Ich möchte im folgenden erst einmal einen Überblick liefern:


    Opern:


    Ouvertüre zu "Die Feen" WWV 32 [1833/34]
    Ouvertüre zu "Das Liebesverbot oder Die Novize von Palermo" WWV 38 [1834–36]
    Ouvertüre zu "Rienzi, der Letzte der Tribunen" WWV 49 [1837–40]
    Ouvertüre zu "Der fliegende Holländer" WWV 63 [1840/41, überarb. 1852 u. 1864]
    Ouvertüre zu "Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg" WWV 70 [1842–45, überarb. 1847, 1860, 1861 u. 1875]
    Vorspiel zum I. Aufzug von "Lohengrin" WWV 75 [1845–48]
    Vorspiel zum I. Aufzug von "Tristan und Isolde" WWV 90 [1856–59]
    Vorspiel zum I. Aufzug von "Die Meistersinger von Nürnberg" WWV 96 [1845–67]
    Vorspiel zu "Das Rheingold" WWV 86 A [1851–54]
    Vorspiel zum I. Aufzug von "Die Walküre" WWV 86 B [1851–56]
    Vorspiel zum I. Aufzug von "Siegfried" WWV 86 C [1851–71]
    Vorspiel zum I. Aufzug von "Götterdämmerung" WWV 86 D [1848–74]
    Vorspiel zum I. Aufzug von "Parsifal" WWV 111 [1865–82]


    Sonstige Ouvertüren:


    Ouvertüre "König Enzio" WWV 24 [1832]
    Ouvertüre "Columbus" WWV 37 [1835]
    Ouvertüre "Polonia" WWV 39 [1836]
    Eine Faust-Ouvertüre WWV 59 [1844]


    Nachfolgend meine Favoriten:


    - Meistersinger
    - Parsifal
    - Tannhäuser
    - Rienzi
    - Walküre
    - Siegfried
    - Fliegender Holländer
    - Lohengrin
    - Tristan
    - Götterdämmerung
    - Rheingold
    - Feen
    - König Enzio
    - Liebesverbot
    - Faust
    - Columbus
    - Polonia


    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hier Favoriten zu benennen ... für mich ein hoffnungsloses Unterfangen! - Insbesondere, da es ja neben den Vorspielen zum jeweils ersten Aufzug teilweise gleichrangiges auch zu den folgenden Aufzügen gibt. Und nicht zu vergessen, die Zwischenmusiken etwa im Ring oder im Parsifal. Was m.E. aber absolut bezeichnet für all diese orchestralen Pretiosen sein dürfte, dass sie ein geradezu organischer Teil der Handlung sind, diese mal vorwegnehmen, mal erläutern und immer wieder durch Leitmotivik und thematische Arbeit referenzieren. Oft werden Dinge, die auf der Bühne nicht, oder nur schwer darstellbar sind, durch die Vor- und Zwischenspiele plastisch (z.B. Siegfrieds Rheinfahrt, Tannhäusers Pilgerfahrt [Vorspiel 3.Aufzug]).


    Die rein orchestrale Musik übernimmt hier deutlich anderer Aufgaben, als etwa bei den - teilweise von den Komponisten ungeliebten - Ballettmusiken der französischen Oper. Auch Verdis Ouvertüren sind zwar schön anzuhören, haben für mich aber immer auch etwas aufgesetztes und nebenseitiges. Fraglos, bei Mozart und Rossini sind die Ouvertüren wunderbare Kunstwerke, die eigentlich auch für sich stehen können. Aber ist nicht genau das gleichzeitig ihr Manko? Eine Zauberflöte ohne Ouvertüre würde mich zwar im ersten Moment irritieren, aber letztendlich meinen Genuß an dieser Oper nicht nennenswert trüben. Einen Parsifal ohne Vorspiel zum ersten Aufzug hingegen kann und mag ich mir nicht vorstellen! Ich gehe sogar soweit zu behaupten, dass Wagners Opern ohne die Vorspiele nicht mehr "funktionieren" würden.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Interessante und zweifelsohne zutreffende Feststellungen, lieber MSchenk.


    Überhaupt ist doch interessant, daß Wagner seine Ouvertüren seit dem "Lohengrin" eben nicht mehr Ouvertüren nennt, sondern Vorspiele, die nahtlos übergehen in das nachfolgende Geschehen (allerdings gibt es bekanntlich bei den Ouvertüren vom "Fliegenden Holländer" und "Tannhäuser" auch spätere Überarbeitungen, wobei ich eigentlich eher ein Anhänger der Urfassungen bin).


    Am kürzesten als rein instrumentales Vorspiel ist jenes der "Götterdämmerung"; er nannte ja dann auch das Ganze bis zur Rheinfahrt Vorspiel, also so gesehen ist es anders herum sogar das längste Vorspiel.


    Und natürlich wurden die tollen Vorspiele zu den II. und III. Akten bei dieser Betrachtung unterschlagen, deren berühmtestes vermutlich der "Walkürenritt" darstellt.


    :hello:

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    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Wie könnte jemand der Tristan Ouvertüre den ersten Rang streitig machen? Da verblasst doch einfach alles daneben, sogar das wunderbare und immerhin zweitplazierte Parsifal-Vorspiel.


    Wer das nicht wahrhaben will, sollte sich beim Kini erkundigen.


    Mfg
    hami1799

  • Auch Verdis Ouvertüren sind zwar schön anzuhören, haben für mich aber immer auch etwas aufgesetztes und nebenseitiges.


    Hallo MSchenk,


    ich hoffe doch sehr, dass Du dabei für die Vorspiele zu La Traviata eine Ausnahme machst. Die sind doch weder aufgesetzt noch nebensächlich, sondern, wie ich es sehe (höre)
    ein organischer und unverzichtbarer Teil der Oper.


    mfg
    hami1799

  • Soweit ich micht entsinne, war bei einer alten Umfrage hier im Forum die "Rienzi"-Ouvertüre ganz vor, was einen gar nicht so sehr verwundert. Da ist Wagner bereits bei einem Frühwerk ein absoluter "Gassenhauer" gelungen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

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    – Luís de Camões

  • Ja, das Einleitungsmotiv der Ouvertüre, das Gebet Rienzis, ist wunderschön, aber danach kommt wenig Originalität.


    Doch zwischen dieser Ouverüre und den Vorspielen zu Tristan liegen Welten, wie zwischen Bastien und Bastienne und dem Don Giovanni.

    Einmal editiert, zuletzt von hami1799 ()

  • Hallo hami1799,


    ich hoffe doch sehr, dass Du dabei für die Vorspiele zu La Traviata eine Ausnahme machst. Die sind doch weder aufgesetzt noch nebensächlich, sondern, wie ich es sehe (höre) ein organischer und unverzichtbarer Teil der Oper.

    sicher nicht "nebensächlich", sondern eben "nebenseitig", wobei mir selber nicht ganz klar ist, was ich damit ausdrücken will :whistling: - Vielleicht so:


    Ich sitze in der Oper, schließe die Augen und das Vorspiel / die Ouvertüre beginnt. Was passiert? - Bei Verdi oder auch Tschaikowsky (Onegin, Pique Dame) werde ich in eine Stimmung versetzt, also emotional auf das Geschehen vorbereitet. Bei Mozart oder Rossini ist die Ouvertüre eher ein solitär; ich kann zwar auf Anhieb erkennen, ob ich im Radio eine Mozart- oder Rossini-Ouvertüre höre. Es braucht aber immer einen Moment, bis ich weiß, zu welcher Oper sie gehört (und manchmal verhaue ich mich immer noch :hahahaha: ). Bei Wagner, wie schon ausgeführt, sehe ich meistens einen Teil der Geschichte: Die Walküren holen reitend die gefallenen Helden nach Walhall, Elsas und Lohengrins Hochzeit wird vorbereitet (Vorspiel 3.Aufzug Lohengrin) usw.


    In dem gesagten vermute ich übrigens auch Gründe, warum Vorspiele / Ouvertüren von Wagner, Mozart, Rossini, aber z.B. auch von Weber eher dazu geeignet sind, im Konzertprogramm aufgeführt zu werden. Wobei sicherlich auch zum tragen kommt, dass diese Stücke eine gewisse Länge aufweisen - Verdis Ouvertüren sind nun mal eher kurz. Interessant wäre bzgl. der Aufführung in einem Konzert, also ohne die nachfolgende Handlung, der Vergleich zu den "klassischen" Konzert-Ouvertüren von Beethoven oder Mendelssohn.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Hallo Michael,


    von Verdi werden jedenfalls 2 Ouvertüren als freistehende Konzertstücke gespielt, die Ouvertüren zu La forza del destino und I vespri siciliani, und die sind gar nicht so kurz.
    Man könnte sie , wenn du so willst, aufgesetzt nennen.


    Die Vorspiele zum Trubadur und zu Rigoletto sind kurze Einleitungen und können sicher nicht als Ouvertüren gehandelt werden.


    Die Vorspiele zur Traviata dagegen sind für mich schon ein Teil des Geschehens und eine komplettierende Beschreibung der Handlung. Es ist danach nicht schwer zu erraten, was stimmungsmässig folgen wird.


    Mfg
    Hans

  • Wagner schuf ganzheitliche Musikdramen. Deshalb sind seine Ouvertüren, Vorspiele und Zwischenmusiken genial, harmonische Teile der künstlerischen Gesamtheit und sollten aus dieser Sicht heraus gesehen, verstanden und beurteilt werden. Diese dramatische Geschlossenheit des Wagnerschen Gesamtkunstwerkes dürfte auch der Unterschied zu anderen Komponisten sein. Bei einigen wie Rossini, Franz von Suppè oder v. Resnicek gründte ihr Ruhm zum großen Teil auf ihren herrlichen Ouvertüren. Die Werke sind fast vergessen, die Ouvertüren leben.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Soweit ich micht entsinne, war bei einer alten Umfrage hier im Forum die "Rienzi"-Ouvertüre ganz vor, was einen gar nicht so sehr verwundert. Da ist Wagner bereits bei einem Frühwerk ein absoluter "Gassenhauer" gelungen.


    Hallo Josef,


    ich bin bekanntlich kein grosser Wagner-Fan. Aber die Ouvertüren Rienzi und Der fliegende Holländer fallen mir jetzt auch als herausragende Ouvertüren ein.
    Dann die Orchesterfassungen Ring ohne Worte mit Maazel (Telarc), die ich mit Solti´s Zusammenstellung und Interpretation (Decca) besser finde.


    Ganz früher hatte ich eine Szell-Doppel-LP mit Wagner-Ouvertüren und Orchesterstücken, die mir ganz gut gefallen hatte. Etwa das gleiuche Programm liefert Solti (der Szell auf LP quasi abgelöst hatte).
    :pfeif: Aber oft höre und habe diese Werke nie gehört - :) spricht mich halt nicht so an.


    Ach ja, eine Stokowsky - CD mit von ihm bearbeiteten herausragenden Orchesterstücken ist auch noch in meinem Bestand:



    NAXOS, DDD


    So richtig reisst mich auch dass nicht. Weit weniger fetzig als ich vermutet hatte ... :stumm:

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • So richtig reisst mich auch dass nicht.


    Wirklich?
    Gilt das auch beispielsweise für das Vorspiel zum ersten Akt des Lohengrin?


    Diese aus dem Nichts sich erhebende, nicht endenwollende Steigerung, die mit atemloser Spannung und unglaublicher Kraft in einem strahlenden Höhepunkt kulminiert, um dann sich dann geheimnisvoll wieder aufzulösen?



    Ich habe, wenn nicht live in der Oper, auch desöfteren Probleme, über die ganze Länge der Wagner'schen Werke durchzuhalten.
    Doch viele Teile seiner Musik, und besonders die Orchestervorspiele haben etwas rauschhaftes, berauschendes, dem ich mich nicht entziehen kann.

    'Architektur ist gefrorene Musik'
    (Arthur Schopenhauer)

  • Ich glaube, Wolfgang braucht das Effektvolle, Paukenstarke. Daher nannte er auch die Ouvertüre des "Fliegenden Holländer", nehme ich mal an.


    Das "Lohengrin"-Vorspiel zum I. Akt ist dagegen ja viel ruhiger, verinnerlichter, geheimnisvoller. Ich könnte mir aber vorstellen, daß ihn das zum III. Akt eher mitreißt.


    Sehr wuchtig sind natürlich auch die Vorspiele der "Meistersinger", der "Walküre" (I. und III. Akt) und auch des "Siegfried".


    Wenn auch keine Vorspiele in dem Sinne, so finde ich die Morgendämmerung und den Trauermarsch in der "Götterdämmerung" auch extrem mitreißend. Es gibt viele Interpretationen, aber mit Abstand am besten erscheinen mir bei diesen beiden Auszügen die in exzellentem Decca-Stereo vorhandenem Aufnahmen von Knappertsbusch mit den Wiener Philharmonikern von 1956. Wenn wir nur von den Auszügen reden, sind m. E. noch sehr empfehlenswert Reiner und Toscanini (letztes Konzert, Stereo).


    :hello:

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    – Luís de Camões

  • Es geht hier zwar um Ouvertüren und Vorspiele von Wagner-Opern. Aber ich möchte hier vorbringen, daß mir der Einzug der Götter "Zum Ziel führt die Brücke" aus RHEINGOLD, "Siegfrieds Rheinfahrt" aus SIEGFRIED und der Trauermarsch aus der GÖTTERDÄMMERUNG besonders gut gefällt. Es gäbe bei Wagner noch einige andere eindrucksvolle Orchesterszenen, doch will ich es dabei erstmal belassen.

    W.S.

  • Mein lieber Wolfgang,


    ... noch einige eindrucksvolle Orchester Szenen. Protest eines Wagner-Verrückten. Es gibt fast nur eindrucksvolle Orchester-Szenen. Gerade das zeichnet Wagner unvergleichlich aus.


    herzlichst
    Dein
    Operus :hello:

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  • ... noch einige eindrucksvolle Orchester Szenen. Protest eines Wagner-Verrückten. Es gibt fast nur eindrucksvolle Orchester-Szenen. Gerade das zeichnet Wagner unvergleichlich aus.


    Immer noch kein Widerspruch.


    Da habt Ihr doch glatt noch was vergessen:




    Ach nein, Joseph II hat es schon genannt.

  • Es muss nicht unbedingt immer das Mega-Effetvolle sein mit Pauken und Rumsassa um mich anzusprechen. Damit da kein falscher Eindruck entsteht.


    8) Es ist schlicht die überromantische etwas aufgesetzte Wagner-Tonsprache, die bei mir nicht so gut ankommt. Bei den Ohrwürmern Fliegender Holländer, Rienzi und einigen wenigen Genannten (Ouvertüren und Vorspiele) empfinde ich das als nicht so krass ausgeprägt.


    :D Und Leute ? Den Walkürenritt kann man doch auch nicht mehr hören ... ? Das ist doch das "aufgesetzteste" Orchesterstück überhaupt --- na ja, im Zusammenhang mit anderen Orchesterstücken aus dem Ring - ganz nett! Aber der Walkürenritt wird ja bei den meisten CD´s immer separat an den Anfang gesetzt um gleich mit dem Effektvollen zu ködern ... Ich habe die Aufnahmen mit Klemperer (EMI), Solti (Decca) und den ohnehin für Wagner unbekannten aber herausragenden Handley (RPO).


    Bei Tamino lernt man immer dazu:
    Ich habe mir gerade von meinen beiden wenig gehörten Klemperer-Wagner-CD´s mit dem Philharmonia Orchestra (EMI) das von novecento erwähnte Lohengrin-Vorspiel zum 1. Akt (und das von 3.Akt gleich dahinter) mal bewusst angehört.
    Ja - hat mit wirklich gut gefallen:
    :thumbup:

    Zitat

    Diese aus dem Nichts sich erhebende, nicht endenwollende Steigerung, die mit atemloser Spannung und unglaublicher Kraft in einem strahlenden Höhepunkt kulminiert, um dann sich dann geheimnisvoll wieder aufzulösen

    !


    Danach bei Tristan und Isolde (Prelude und Liebestod) (= mit Klemperer wirklich TOP) fliesst mir stellenweise auch schon wieder zu viel "Romantik-Schmalz" ... den Schluss hat Loriot ja in einem seiner Sketche "auf den Arm genommen" - :D - ... ohne weitere Worte ...



    EMI, 1960, ADD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Danach bei Tristan und Isolde (Prelude und Liebestod) (= mit Klemperer wirklich TOP) fliesst mir stellenweise auch schon wieder zu viel "Romantik-Schmalz" ... den Schluss hat Loriot ja in einem seiner Sketche "auf den Arm genommen" - - ... ohne weitere Worte ...



    Hallo Teleton,


    man merkt deutlich, dass aus Dir nie ein Wagnerianer wird. Vieles, was gegen Wagners Musik vorgebracht wird, hat auch seine Berechtigung,
    doch Romantik-Schmalz im Tristan??


    Wenn sich nun Hunderte von Musik-Koriphäen die Finger wundschreiben, um den geheimnisvollen Tristan-Akkord zu durchleuchten
    und der Tristan fast allen Komponisten der späteren Epochen
    als unerreichbares Vorbild diente (sogar dem Italiener Puccini),
    dann kann man dieses wegweisende Werk nicht einfach in die Romantik-Ecke stellen.


    Man mag den Tristan mögen oder nicht, er bleibt aber neben dem Boris Godunov ein Meilenstein der Opernliteratur.


    MfG
    hami1799

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • [...] und der Tristan fast allen Komponisten der späteren Epochen als [...] Vorbild diente (sogar dem Italiener Puccini),


    Dann muss es mit dem Romantik-Schmalz wohl doch etwas auf sich gehabt haben... :baeh01:


    Nein, ich mag Puccini ja sehr gerne, aber ich muss doch zugeben, dass ich ihn mitunter gerade DESWEGEN mag.



    Lieber teleton,
    wenn ich Dich vom Lohengrin-Vorspiel überzeugen konnte, freut mich das. Eine wirklich gute Interpretation in frischer Tonqualität liefert da übrigens Thielemann auf dieser allerdings nicht durchgängig guten Zusammenstellung von Wagner-Vorspielen.
    Beim Lohengrin dirigiert er aber gekonnt und effektvoll das Stück genau auf den Kulminationspunkt hin, der ihm besonders strahlend und prächtig gelingt.


    'Architektur ist gefrorene Musik'
    (Arthur Schopenhauer)

  • Da muß ich dann doch etwas Boshaftes anbringen.


    Experten (bin selbst also über jeden Verdacht der Rachsucht erhaben) meinen, die Cosima sei nie über den Lohengrin hinausgekommen. :baeh01:


    Ich weiß nicht, was soll es bedeuten ..., doch traurig bin ich keinesfalls.

  • Ich bin zwar auch Wagnerianer , kann aber mit dem Vorspiel zu Tristan und Isolde und der Oper selber weinig anfangen. Letztes war ich in Düsseldorf in Tristan und Isolde und habe mich gefragt, was an dieser Oper bzw. dem Vorspiel so toll ist. Es klingt alles irgendwie gleich. Da bevorzuge ich dch die Rienzi Overtüre oder das Lohengrin Vorspiel. Und mein Sitznachbar meinte ganz erstaunt, ich sei ja kein echter Wagnerianer wenn nicht der Tristan meine Lieblingsoper sei.

  • Mit dem "Tristan" hatte ich auch am längsten Probleme (neben der "Walküre").
    Wieso kann man kein echter Wagnerianer sein, wenn man diese Oper weniger schätzt? Leuchtet mir nicht recht ein.
    Ich persönlich schätze die "Meistersinger", den "Ring" und den "Parsifal" höher ein. Trotzdem ist natürlich auch der "Tristan" ein Meisterwerk erster Güte, in gewisserlei Hinsicht sogar bedeutender.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Mein erstes Rheingold hat mich zu einer meiner Lienlingsmusiken gebracht!! Als Wagnerfan (nicht Wagnerianer, da müßte ich ja alle andren Komponisten ablehnen) finde ich den Anfang des Rheingoldes himmlisch (wie bei Lohengrin oder Travaiata 1. und letzter Akt!!) . Dieses Wogen, die Steigerung, der dann volle Orchesterklang bis zum Auftritt der 3 Damen - das ist Musik, die im Gehirn bleibt und lebt. Und wenn man das auf Platte hört, ist es Wurscht, wie die Rheinnixen aussehen. Den Musikgenuß kann dann kein Regisseur versauen!


    seid gegrüßt von La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Wieso kann man kein echter Wagnerianer sein, wenn man diese Oper weniger schätzt?


    Darf man, weil ja keine offizielle Definition dieses Begriffes existiert. Nur, meine ich, wenn man den Tristan romantish, eintönig oder langweilig findet, hat man nicht genau hingehört.


    Letztlich ist es aber doch eine Frage der eigenen Mentalität, ob man mit dieser buddistischen, meditativen Musik etwas anfangen kann, es sei denn, man ist Musiker (ich bin´s nicht)


    und sieht die Schönheit der Partitur in der kühnen Tonsprache, die alle bisherigen Grenzen überschritten hat.

  • mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

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