Unter der sicheren Leitung des Orchesters ...

  • In einem Interview mit Joachim Kaiser entkorkte Christian Thielemann Folgendes:
    Manchmal geht das Orchester (hier die Wiener Philharmoniker) mit einem durch, da muß man nur zusehen, dass es nicht in eine Glaswand läuft.


    In einem anderen Gespräch mit Kaiser sagte er: Manchmal hat das Orchester eigene Ideen, wenn man sie gut findet, läßt man sie gewähren.
    Ein anderer großer Dirigent (erinnere mich nicht, wer) meinte einmal: Sobald ich gemerkt hatte, dass das Orchester auch nicht lauter spielt, wenn ich vehement herumfuchtele, ließ ich´s bleiben.


    Da fragt man sich als Dilettant, wie funktioniert das?
    Wer startet die ´Revolte´? Der Konzertmeister, ein Solist der Bläser oder geht das ganz von selbst?
    Zeichnet sich das schon in den Proben ab oder geschieht das ad hoc während der Aufführung?


    Wie verschieden reagieren die Dirigenten?


    Nun weiß ich nicht, ob dieser Thread sehr sinnvoll ist, weil der Kreis derer, die auf diesem Gebiet eigene Erfahrung besitzen, sicher klein ist, aber die Hoffnung stirbt zuletzt.


    hami1799

  • Nun weiß ich nicht, ob dieser Thread sehr sinnvoll ist, weil der Kreis derer, die auf diesem Gebiet eigene Erfahrung besitzen, sicher klein ist, aber die Hoffnung stirbt zuletzt.


    Das stimmt. Ich würde darauf tippen, dass das während der Probenarbeit stattfindet.
    :hello:

  • Da fragt man sich als Dilettant, wie funktioniert das?
    Wer startet die ´Revolte´? Der Konzertmeister, ein Solist der Bläser oder geht das ganz von selbst?
    Zeichnet sich das schon in den Proben ab oder geschieht das ad hoc während der Aufführung?


    Wie verschieden reagieren die Dirigenten?


    In Patrick Süskinds "Der Kontrabass" finden sich ein paar Bemerkungen dazu.


    :hello:

  • Lieber hami1799.
    Bei dem von Dir angeschnittenen Fragenkomplex gibt es mehrere Ursachen:
    Treten Uneinigkeiten über Tempoauffassungen zwischen Dirigent und Orchester während der Probenarbeit auf ist es wahrscheinlich, dass das Orchester meist vertreten durch Konzertmeister oder Orchestervorstand mit dem Dirigenten spricht, eine Abstimmung sucht und meistens auch erreicht.
    Heikler ist es wenn das Orchester während einer Aufführung plötzlich aus Spiellaune oder sonst etwas verzögert oder losrennt. Hier muss der Dirigent dann sehen, wie er die Rennpferde einfängt und bändigt oder die Lahmärsche durch Gestik und sein Dirigat befeuert.
    Ist alles aus dem Ruder gelaufen gibt es kein gültiges Rezept, den dann heißt es ganz schlicht, nur noch irgendwie das rettende Ufer erreichen. Beginnt so eine Panne gleich zu Beginn oder am Anfang eines Satzes kann es richtig sein, zu unterbrechen und nochmals anzufangen. Allerdings merkt dann auch der letzte "Schläfer" was passiert ist.
    Eine Variante ist, dass der Dirgent sein Handwerk nicht behersscht und schwimmt oder von sich aus das Tempo plötzlich ändert. Kommt besonders dann vor, wenn z.B das Orchester unter einem fremden Dirigenten Chöre begleitet, der "Gastdirigent" zwar den Chor beherrscht aber mit dem Orchesterapparat Schwierigkeiten hat. Dann übernimmt der Konzertmeister meist unbemerkt die Leitung und gibt mit Kopfbewegungen Rhythmus und Tempo an. Die Musiker konzentireren sich dann auf den Konzertmeister und lassen den Maestro pinseln was er will. Es wird nur noch darauf geachtet mit Chor und Solisten halbwegs zusammen zu sein.
    So weit einige Aussagen zu diesem Thema. Darüberhinaus gibt es noch zahlreiche weitere Ursachen. Ein Konzert ist halt ein Liveereignis.
    Passieren können solche Dinge immer wieder. Auch die berühmtesten Dirigenten und Orchester sind gegen solche Ausrutscher nicht gefeit. Jüngstes Beispiel, an das ich mit erinnere ist ein vor nicht allzu langer Zeit herausgekommener Live-Mitschnitt einer Tannhäuser-Aufführung aus der Wiener Staatsoper mit dem genialen Herbert von Karajan am Pult. Was die Wiener Philharmoniker da zusammenspielen, welche Schmisse Hans Beirer in der Titelpartie sich leistet ist unfassbar. Noch unfassbarer, dass die Produktionsfirma und die Karajan-Erben diese Aufnahme zur Veröffentlichung freigegeben haben.
    Genau diese Risiken machen einen Konzertabend aber auch spannend und lösen schlußendlich die Begeisterung bei bestem Gelingen aus.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Hallo operus,


    das ist eine der Fragen die ich mir schon immer gestellt habe: Wie wichtig ist ein Dirigent tatsächlich? oder kommt es doch hauptsächlich auf den Konzertmeister an?

  • Tamino XBeethoven_Moedling Banner
  • Passieren können solche Dinge immer wieder. Auch die berühmtesten Dirigenten und Orchester sind gegen solche Ausrutscher nicht gefeit. Jüngstes Beispiel, an das ich mit erinnere ist ein vor nicht allzu langer Zeit herausgekommener Live-Mitschnitt einer Tannhäuser-Aufführung aus der Wiener Staatsoper mit dem genialen Herbert von Karajan am Pult. Was die Wiener Philharmoniker da zusammenspielen, welche Schmisse Hans Beirer in der Titelpartie sich leistet ist unfassbar. Noch unfassbarer, dass die Produktionsfirma und die Karajan-Erben diese Aufnahme zur Veröffentlichung freigegeben haben.
    Genau diese Risiken machen einen Konzertabend aber auch spannend und lösen schlußendlich die Begeisterung bei bestem Gelingen aus.


    Da fallen mir in dem Zusammenhang auch die Münchner "Meistersinger" von 1955 ein, wo Ferdinand Frantz im Schlußmonolog zu schnell ist, Kna unbeirrt bei seinem Tempo bleibt und sich Frantz dann mit einiger Mühe wieder einkriegt ("... dann bannt ihr guuuuuuuute Geister ...").

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich würde meinen, zwei Hauptparameter sind maßgeblich: Die Qualität des Orchesters (bzw. seiner einzelnen Gruppen) und die Qualität des Dirigenten inklusive Charisma, Wirkung, Kraft etc. Was in der Aufführungssituation "passieren" kann, findet statt zwischen diesen beiden Polen mit wechselnd gewichteten Anteilen von beiden.


    Lange Jahre habe ich in einem Liebhaberorchester unter einem lebensklugen und aufführungserfahrenen Kapellmeister viel zu schwere, aber gerade noch zu schaffende Musik gespielt - letztlich das ganze große Standardrepertoire und dazu noch einige Nischen. Er hat uns in den Proben getriezt und damit stand alles Wesentliche in fertiger Gestalt fest, wenn wir auf die Bühne gingen. Aber in der Aufführungssituation konnte er uns noch mal mehr bis an die Grenzen treiben, wenn er uns am ersten Pult mit seinem Zahnstocher fast die Nase abgesäbelt hat oder voller Temperament im Takt auf den Boden trat. Doch, da haben wir noch einmal zusätzlich reagiert und sind über uns hinaus gewachsen, wenn er "vehement herumfuchtel(t)e".


    Aber wehe, wenn sie losgelassen - das habe ich eben auch erlebt, dass sich im Orchester von einer Gruppe zur anderen ein Funke ausbreitete - ein Flächenbrand, den der Dirigent weder angesteckt hatte, noch rechtzeitig wieder eindämmen konnte (irgendwann läuft sich so was natürlich von alleine wieder tot). Da kannst Du beim besten Willen nicht sagen, von wem es ausgeht: es ist plötzlich da, bei einem Bläsersolisten, aus der Cellogruppe heraus, von der Hornistengruppe ausgehend, sonst woher kommend. Als Dirigent hast Du dann bei so etwas keine Chance und musst warten, bis wieder gut ist. Jedenfalls bei einem Liebhaberorchester.


    Beim Profiorchester gehört zur Qualität des Orchesters auch die Frage: Ist es so gut, dass es auch ohne Dirigent spielen kann? Wie ist die Altersstruktur? Brennen die Musiker noch für das, was sie tun mit all ihrer Leidenschaft, oder leisten sie in erster Linie mehr oder weniger stumpf ihre Dienste ab? Wenn stumpf - regelmäßig daran zu erkennen, dass sie nicht gespannt wie eine Feder vorn auf der Stuhlkante sitzen, sondern sich bequem in die Lehne kuscheln - , kannst Du denen vorfuchteln, was du willst, und wirst null Reaktion ernten. Wenn sie brennen, wirst Du als Dirigent in den Proben die Grundsteine Deiner Interpretation legen können und in der Aufführung zaubern dürfen.


    Das ist das Optimum, das jeder Dirigent gerne "in Kauf nehmen" wird um der Spontaneität willen, die ihm das Orchester dann entgegenbringt. Da sollte man allerdings die Möglichkeiten der Proben auch nicht überschätzen. Die Zeiten, in denen ein Günter Wand von seinem Orchester oder vom Chicago Symphony Orchestra so viele Probenstunden zugestanden erhielt, wie er - für Brahms' 1. Sinfonie (!) - zu brauchen meinte, sind lange vorbei ...


    In diesen heiligen Hallen differenziert der eine oder andere gerne zwischen "richtigen klassischen Musikern" und den anderen. Die "richtigen klassischen Musiker" sind jene, die mit Leichenbittermiene ohne Blick nach links oder rechts, ohne ein freundliches Wort zum Nebenmann und möglichst reglos ihre Noten herunterspielen. Die "anderen" sind solche, die an der Musik teilnehmen, sich schon mal im Takt wiegen oder sonst das musikalische Geschehen in Körperbewegungen begleiten oder nachvollziehen (fast tänzerisch auf ihren Stühlen "herumspringen"), mit Blicken die Kommunikation mit den Mitspielern aufrecht erhalten und so aktiv in das Zusammenspiel unterstützend eingreifen, in den Satzpausen auch mal einen Scherz mit dem Nebenmann reißen und schlicht freundlich gucken.


    Mit diesen "anderen" wirst Du als Dirigent bestimmt Deine Freude haben, denn sie werden neben Dir das musikalische Geschehen ausmachen. Und dann kann auch bei einem Profiorchester in der Aufführungssituation "das Wunder" geschehen, dass aus dem Orchester heraus ein Impuls kommt, den Du nicht erwartet hast, und der "eine ganz neue Musik" macht ...

  • Ich muß mich sehr für alle diese gehaltvollen Beiträge bedanken.


    Gerade habe ich mir den Otto Klemperer auf Youtube mit Beethoven 4. angesehen.


    Der setzt da mit geringem Aufwand nicht weniger dynamische Akzente als Bernstein mit der vollen Wucht seiner Persönlichkeit.




    Herzliche Grüße


    hami

  • Lieber Ullrich,
    danke für Deinen subtanzreichen vom Eigenerleben geprägten Beitrag. Wir stimmen in den Ansichten weitestgehend überein.
    Der Gipfel der Schwierigkeit ist allerdings erst erreicht, wenn man als gesamtverantwortlicher Orchestermanager dann alles was sich im Orchester abspielt beobachten, analysieren, bewerten, schlichten und ordnen muss. Ich habe es 45 Jahre lang getan und überlebt. Über meiner Erlebnisse wollte ich das Buch schreiben: "Warum ein Konzert niemals gelingen kann". Vielleicht wird es mein Alterswerk. Aber viel besser, ich bleibe mit Euch hier im Forum in lebendigem, anregenden und erfreulichen Gedankenaustausch.
    Herzichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Mein lieber Hans,


    sehr gerne würde ich Deine Gedanken dazu lesen, "warum ein Konzert nie gelingen kann". Aber recht eigentlich schreibst Du hier doch schon die ganze Zeit an Deinem Buch und könntest viele Deiner Beiträge in neuen Zusammenhängen unter diesen Titel stellen. Dass Du "so tapfer" Deinen Mann stehst als Orchestermanager, bewundere ich sehr.

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  • Jüngstes Beispiel, an das ich mich erinnere, ist ein vor nicht allzu langer Zeit herausgekommener Live-Mitschnitt einer Tannhäuser-Aufführung aus der Wiener Staatsoper mit dem genialen Herbert von Karajan am Pult. Was die Wiener Philharmoniker da zusammenspielen, welche Schmisse Hans Beirer in der Titelpartie sich leistet ist unfassbar. Noch unfassbarer, dass die Produktionsfirma und die Karajan-Erben diese Aufnahme zur Veröffentlichung freigegeben haben.


    Herzlichst
    Operus


    Bei diesem Mitschnitt handelt es sich um die Premiere vom 8.1.1963, zudemdem den ersten "Tannhäuser" meines Lebens, den ich live erlebt habe. Der lediglich begrenzt musikalische und vor allem rhythmisch unbedarfte Beirer lieferte wahrlich eine Parodie seiner Rolle ab. Da kurzfristig Windgassen absagte, kam es zu diesem Fasko. Dennoch möchte ich festhalten, dass nach einigen unerklärlichen "Wacklern" im Orchester große Teile des Werks - da erinnere ich mich besonders an das Vorspiel zum 3. Aufzug, das ich in dieser spannenden Stringenz und ihren unglaublichen Steigerungen nie wieder so fulminant gehört habe - von ausdrucksstarker Schönheit und dramatischer Eindringlichkeit musiziert wurden.


    Hans Beirer ist ein tragischer Sonderfall. Er verfügte zwar über einen ungemein fülligen Tenor, aber alles andere, was einen Wagner-Interpreten auszeichnen sollte, war nicht sein Ding. Dazu kam noch, dass er oft Textschwierigkeiten hatte und Dinge sang, die in keiner Wagner-Partitur zu finden sind. Schon in den "Meistersingern" 1955 anläßlich der Staatsopern-Wiedereröffnung bot er eine Parodie des Walther - zudem auch hier schon mit gravierenden Textunsicherheiten.


    Ich kann es mir nicht erklären, woran es lag, dass in einem damaligen Spitzenhaus wie Wien die Wagner-Tenöre unter jeder Kritik waren - ich erinnere mich da mit Schrecken an Leute wie Uhl, Kozub und eben Beirer.


    Was Situationen von aus den Fugen geratenen Aufführung betrifft, so sind mir zwei besonders markante Erlebnisse noch in Erinnerung: In einem Gounod-"Faust" war dem Siepi das Dirigat von Krips viel zu gemächlich, so dass Cesare, der auf einem Tisch sein Rondo zu singen hatte, kraftvoll mit seinen Beinen stampfend das Tempo vorgab, dem sich das Orchester in Windeseile anpasste.


    Oder eine "Nozze di Figaro", als in der Ouvertüre die Musiker dem Dirigenten regelrecht "davoneilten", so dass sich der arme Hollreiser nicht anders zu helfen wußte, als unter heftigem Schwenken seines eilig hervorgeholten Taschentuchs das davongaloppierende Orchester "abzuklopfen" und die Ouvertüre erneut zu beginnen.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Aber viel besser, ich bleibe mit Euch hier im Forum in lebendigem, anregenden und erfreulichen Gedankenaustausch.


    Ja, lieber Operus, das war ein Wort. Wie könntest Du es auch übers Herz bringen, uns verwaist hier zurückzulassen?


    Und dazu den erfreulichen Gedankenaustausch gegen die mühsame Arbeit des Bücherschreibens einzutauschen. Wieviel Bäume auch solche Bücher fressen.
    Dazu noch die viele Tinte und schreiben bei Tag und bei Nacht, schreiben bis der Trollinger im Keller zu Essig wird. Und hinterher die Scherereien mit dem Verlag, der Zensur, den Kritikern
    und dem vernachlässigten Freundeskreis.


    Das ist doch kein Leben.


    Nein, lieber Operus, wir brauchen Dich hier, Dich und den ganzen großen Schatz Deiner Erfahrungen.


    Liebe Grüße


    hami

  • Ja, lieber hami1799, ich habe den "Leidensweg" des Bücherschreibens schon einige Mal durchlitten. Muss nicht mehr sein - mit Euch ist's schöner, leichter und befriedigender. Zumal das Tempo des Schreibens mit zunehmenden Alter abnimmt und allles schwieriger wird. Vielleicht wird man auch selbstkritischer. Früher waren bei gründlicher Recherche und guter Vorarbeit 15 - 20 Seiten ein Tagespensum. Wenn ich heute 5 - 8 Seiten schaffe bin ich glücklich. Also alles hat seine Zeit.
    Was ganz anderes, spricht etwas dagegen, dass Du uns einmal offenbarst, was 1799 hinter dem Namen bedeutet?
    Herzlichst
    Operus

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  • Lieber Milletre, lieber Fritz,


    schön, dass mit Dir sogar ein Zeitzeuge aus eigenem Erleben zu dem zitierten "Tannhäuser" berichten kann.
    Bei Fritz Uhl scheint es sehr unterschiedliche Leistungen gegeben zu haben. Sein Tristan neben der unübertroffenen Birgit Nilsson war zwar etwas leichgewichtig, aber äußert musikalisch, stimmschön, höhensicher und mit erstaunlichem Durchhaltevermögen gesungen. Als denkwürdige Leistung gilt sein Florestan bei der Festaufführung des "Fidelio" anläßlich der Wiedereröffnung der Bayerischen Staatsoper unter Herbert von Karajan. Probleme bei Uhl scheinen seine hohe Sensibilität, flatternde Nerven und dadurch fehlende Konstanz gewesen zu sein.
    Trotzdem bleibt er für mich als sympathischer, hervorragend aussehender, gefühlvoller und stimmschöner Tenor in Erinnerung. Manchmal war sein gefühlvolles Singen eine erholsame Alternative zu den gewaltigen Heldentenor-Recken mit ihren wuchtigen Stentorstimmen.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Lieber Operus,


    die Gralserzählung kann ich hier nicht singen, weil ich niemandem den Wagner vergraulen möchte.


    Da berichte ich lieber von einem kleinen Erlebnis, das ich vor gut zehn Jahren in Stuttgart hatte. Ich kam da in der Straßenbahn ins Gespräch mit einem vielleicht 65-jähringen Amerikaner.
    Der war ein großer Opernfreund und wir tauschten beim Abschied die Visitenkarten. Auf der meinen hatte ich damals schon den gleichen Avatar, wie hier im Forum. Jahrelang hatte niemand darauf reagiert.
    Der Amerikaner wirft nur einen kurzen Blick auf das Kärtchen, fängt an zu lachen und ruft in seliger Verzückung: das ist ja der Puschkin !!


    Der Cowboy aus dem dark and bloody ground erwies sich dann als großer Kenner der russischen Literatur.


    Und 1799? Ganz einfach, das Geburtsjahr des Poeten.


    Mehr kann ich zur Stunde nicht berichten, der Schwan wartet schon.


    Liebe Grüße


    hami

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  • Der Grund, wieso die DG diesen Mitschnitt veröffentlicht hat, dürfte ganz einfach der sein, daß es einzig vom "Tannhäuser" aus dem Bayreuther Werkekanon keine Studio-Aufnahme unter Karajan gibt.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Mit dieser Überschrift bedachte Karl Löbl einen Siegmund von Fritz Uhl an der Staatsoper, anspielend auf Uhls Vokalverfärbungen. Ich kann mir nicht helfen, aber ich habe ihn nie gut gefunden. Wenn ich da - ich spreche von den Ende 60er-Jahren/Anfang 1970) - an Jess Thomas, Jean Cox oder James King denke, von Wolfgang Windgassen ganz zu schweigen, so war die von mir obzitierte Trias Uhl/Beirer/Kozub zumindest hier in Wien stets eine herbe Enttäuschung. Dies führte sogar dazu, dass ich gelegentlich Wagner-Abende ausließ, wenn einer dieser Herren am Werk war. Dennoch habe ich sie oft genug hören müssen, denn an Abenden mit Hotter, Frick, Ludwig, Nilsson, Rysanek, Neidlinger, Wohlfahrt oder wenn großartige Dirigenten die Aufführung leiteten, z.B. Cluytens, Böhm, Klobucar, Varviso etc., konnte ich mir diese Vorstellungen nicht entgehen lassen.


    Mögen diese drei Herren anderwärts großartige Leistungen geboten haben, in Wien waren sie leider meist ein Ärgernis.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Die Tristan-Aufnahme, mit Nilsson als Isolde und Uhl als Tristan ist für den Tenor zumindest eine Ehrenrettung.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Da gebe ich Dir recht, lieber Hans - hier allerdings handelt es sich um eine Studioaufnahme. Übrigens hat Fritz Uhl den Tristan nie in Wien gesungen.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)