Der Rescue-Thread: Welche Musik hört man, wenn man traurig ist?

  • Ich hab es momentan bitter nötig, da kam ich auf die Idee, es mal als Frage in den "Raum" zu stellen. Was hilft einem?
    Entgegen der landläufigen Meinung denke ich, dass fröhliche Musik nicht hilft. Vielleicht sogar im Gegenteil. Traurige Musik dagegen hilft mir ein wenig. Meine Gefühle werden äußerlicher, vielleicht fließen auch ein paar tröstliche Tränen. Schmerz und Trauer bekommen durch schöne Musik Größe und Würde. Und man fühlt sich dann auch nciht mehr so ganz allein als trauriger Mensch.
    Das schreibe ich übrigens jetzt überhaupt nich als Therapeut, sondern nur als Betroffener.
    Mein heutiger Versuch mit dem Adagietto von Mahlers 5. hat schon mal sehr gut getan.
    Ansonsten fällt mir natürlich die 7. von Bruckner ein. Wobei hier auch schon die LÄnge gut tut, dadurch wird der Abstand etwas größer.
    Mehr weiß ich momentan nicht, aber vielleicht weckt dieser Thread ja Interesse.
    Ich würde mcih freuen
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Dazu müsste man deinen musikalischen Geschmack kennen. Bei mir hilft immer Heinrich Schütz, egal, ob es traurige Musik ist oder nicht. Besonders hilft die Polyphonie, also Josquin, Tallis, Victoria, Palestrina. Der Grund ist dieser: es ist eigentlich Musik, die keinen Anfang und kein Ende kennt. Polyphonie ist für mich, als wenn man auf dem Meer fährt. Und das ist dann sehr tröstlich, weil man als Mensch nicht mehr so wichtig ist, aber diese Reduzierung etwas sehr Tröstliches hat. Als Oper kann man das "Schlaue Füchslein" von Janacek empfehlen, ein heiter-melnacholisches Werk, in der die Natur die Hauptrolle hat und man als Mensch in die Natur eingebunden wird, auch eine tröstliche Reduzierung. Den Grundgedanken übrigens, dass heitere Musik nicht hilft, teile ich. Ganz konkret würde ich vielleicht den Schlusschor der Johannespassion empfehlen, ein fast verschreibungspflichtiges Stück! "Ruht wohl, ihr heiligen Gebeine, die ich nun länger nicht beweine..." Das ergreift mich immer so, dass ich den eigenen Kummer vergessen kann.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • spazieren gehen ist gut, joggen fast besser, cabrio oder motorrad fahren........


    musikalisch - J.S.Bach Ich habe genug ....ich habe mir 2 cds gebrannt mit allen meinen aufnahmen.....tröstende musik. auch gebrannt:2. sätze aus klavierkonzerten, bach mozart, beethoven, brahms usw. - das höre ich aber auch so gerne zur entspannung. das adagietto aus mahlers fünften eher nicht - ich liebe es, aber es verdunkelt bei mir eher noch weiter die stimmung.


    gottlob heute eher heiter grüsst


    kalli

  • Hallo Klaus,


    als im Mai völlig überraschend meine Mutter verstorben ist, habe ich immer wieder den 6. Satz aus Mahlers 3. Sinfonie gehört. Es war die einzige Musik, die in der Lage war mir Trost zu spenden.


    :hello:
    Jolanthe

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  • Erst einmal vielen Dank!
    Erste Zusammenfassung:
    Mit meiner Meinung, dass traurige Musik hilft, scheine ich ganz gut zu liegen.
    Ansonsten sehr oft Bach.
    Die 2 Rescue-CDs von Kalli wären natürlich interessant, denn wenn ich es richtig verstehe, sind sie eine echte Hausapotheke.
    Tschö
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Mir fallen spontan Brahms Deutsches Requiem mit Herreweghe
    und Beethovens 5.Klavierkonzert mit Fleisher/Szell ein.
    Ein Deutsches Requiem von Brahms spendet Trost.
    Beethovens 5.Klavierkonzert baut auf und führt aus einem seelischen Tief.
    Man kann es auch bei leichter depressiver Verstimmung "einnehmen".
    Bemerkenswert finde ich den Schluß, wo ich das Gefühl habe, es geht ganz tief runter und wenn man den seelischen Tiefpunkt erreicht hat, treibt es einen wieder nach oben.

    mfG
    Michael

  • Ich höre wenn ich traurig bin
    TRISTAN UND ISOLDE!
    Helfen tut auch der langsame Satz aus der 9.Sinfonie von Beethoven!
    :(:)

    mucaxel

  • Lieber Klaus,


    meine Methode war, und ich habe das fast drei Jahrzehnte praktiziert, mich seelisch abzuhärten und deswegen alles zu vermeiden, was rührt.


    Kein gutes Rezept, wie ich heute meine, man schiebt die Trauer dann nur vor sich her und irgendwann holt man sie doch ein.


    Nur ist es schwierig, anderen zu raten. Vielleicht sollte man eher Musik wählen, die von der traurigen Stimmung ablenkt, das kann aber auch das Gegenteil bewirken. Ich habe das bei einem Freund erlebt, dem nichts mehr geholfen hat.


    Zur Beruhigung würde ich die Zwanzigerreihe von Mozarts Klavierkonzerten empfehlen, zur Ablenkung Prokofiefs Die Liebe zu den drei Orangen.


    Viele Grüße
    hami

  • Hallo,
    es kommt auf die Art der Trauer an:


    Handelt es sich um eine akute, aus einem direkten Anlass heraus, wäre zu empfehlen, dem Schmerz und der Trauer Ausdruck zu geben, besser ihr Raum zum Ausdruck zu überlassen - meist ist es hilfreich, den Tränenfluss ungehindert fließen zu lassen, allein oder in Gemeinschaft gleichermassen Betroffener. Welche Musik dazu passt - die Musik, welche in diesem Gemütszustand stark emotional anspricht.


    Handelt es sich um eine alte, verdrängte (aus welchem Grund auch immer) Trauer, die immer wieder hoch kommt, so wäre zu versuchen, das Versäumte nachzuholen. Welche Musik? - wie vor.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

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  • Zu all den vorangegeangen Vorschlägen, die ich ebenfalls empfehlen kann, kommen bei mir noch dazu diverse "Ring" Ausschnitte, speziell der Trauermarsch, der bei mir nach ca. 5x hören die Stimmung verbessert. Aber auch so "Schmalziges" wie das 1. Bruch - Violinkonzert oder ähnliches kann einem helfen.


    Aber eine solche "Therapie" muss sich jeder nach seinem Musikgeschmack selbst zusammenstellen.


    Liebe Grüße aus Wien -


    Erich

  • Ich glaube nciht, dass es hier um persönlichen Musikgeschmack geht! Ich glaube, dass es Musik gibt, die heilsam ist. Schneewittchen hat sich glücklicherweise etwas vorgewagt und eine klare Verschreibung getätigt. Das war gut, und ich werde diese anwenden.
    Also bitte ein wenig mehr Mut! Ihr wisst bestimmt eine Menge, wie dem Traurigen zu helfen ist.
    (Wobei Wolframs Tipp mit dem Spazierengehen natürlich auch nciht zu verachten ist. ABer es soll doch eher um Musik gehen).
    also noch einmal: Welche Musik hilft bei Traurigkeit?

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Lieber Klaus2,


    da bin ich gar nicht derselben Meinung wie Du! Es gibt meiner Meinung nach kein Patent - Rezept: "Spiel dieses oder auch das - und es hilft Dir!"


    Jeder hat seine persönlichen Vorlieben und Abneigungen und wenn mir etwas von Freunden empfohlen wird, was ich gar nicht schätze (und daher auch nicht besitze), werde ich es wohl kaum in den Player schieben. Daher muss es auf die Person abgestimmt sein, der es helfen soll.


    Mit herzlichen rüßen -


    Erich

  • Jeder hat seine persönlichen Vorlieben und Abneigungen und wenn mir etwas von Freunden empfohlen wird, was ich gar nicht schätze (und daher auch nicht besitze), werde ich es wohl kaum in den Player schieben. Daher muss es auf die Person abgestimmt sein, der es helfen soll.


    Ich finde, da hat (Operngernhörer) Erich schon recht. Es gibt Leute, die brauchen Trubel um sich herum, andere gehen in sich, wieder andere "zerfließen in Zähren".


    Es gibt aber bei den traurigen Anlässen bestimmt auch wieder Abstufungen: ist es nur ein verlorenes Fußballspiel der Lieblingsmannschaft? Oder der verlorene Skat? Oder ist ein Bekannter, ein Freund oder, viel schlimmer, ein Familienmitglied gestorben? Oder ist der "Lappen" weg, die Arbeitsstelle gefährdet?


    Ich beispielsweise würde auf jede dieser Situationen mit einer anderen Traurigkeit reagieren. Aber wenn es wirklich ein Todesfall wäre (und davon habe ich schon einige in Familie und Freundeskreis erlebt), dann hilft mir auf jeden Fall Bach. Letztens war es "Actus tragicus".


    Trotzdem mach' ich da kein Evangelium draus. Mir hat auch schon mal der Mittelsatz aus KV 488 sehr gut geholfen oder der letzte Satz von KV 595. Und selbst Schneewittchens Hinweis auf das Brahms-Requiem findet meine Zustimmung. In diesem Falle die Sätze, die von Trost, weniger von Traurigkeit singen.


    Liebe Grüße vom

    .


    MUSIKWANDERER

  • Lieber Klaus,


    auch ich muß Dir in einem widersprechen, es geht sehr wohl um den persönlichen Musikgeschmack und auch um die persönliche Einstellung zu Trauer. Es gibt eben daimetral verschiedene Methoden,
    darüber hinwegzukommen.


    Wenn Du, wie ich vermute, eher zu Schneewittchens Vorschlägen neigst, dann könnte ich zu Brahms noch die Altrhapsodie nennen.


    Danach noch die Schubertmessen, seine Unvollendete mit dem überirdischen 2. Satz, Wagners Vorspiele z.B. erster Akt Lohengrin, dritter Akt Meistersinger und Tristan und die 2. Sätze der Beethoven Sinfonien,
    bei der 9. der dritte.


    Ich würde aber trotzdem versuchen, mich nicht zu vergraben, wenn es nicht um eine allzuernste Sache geht.


    Viele Grüße
    hami

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  • Wobei Wolframs Tipp mit dem Spazierengehen natürlich auch nciht zu verachten ist. Aber es soll doch eher um Musik gehen


    was ist denn mit Spazieren-gehen und Musik-hören? Ich hab ein Walkman-Handy mit Ohrstöpseln (bass wind-Stöpsel), die wirklich gut sind. Damit raus an die frische Luft und es geht mir deutlich besser.

    Welche Musik ich dann höre, kann ich dann ganz spontan entscheiden, denn das Handy ist zwar alt, aber der Chip darin fasst 8 GB. Ich höre dann meistens keine traurige Musik. Die würde alles nur noch schlimmer machen. Am herzzerreißendsten finde ich übrigens die "Courante dolorosa" von Samuel Scheidt. (Stück Nr. 10).
    Jordi Savall hatte wohl eher Liebeskummer im Sinn, als er sich entschied, dieses Stück auf die "La Barcha d'Amore"- CD zu packen ;)
    Für mich passt es mehr zum Schrecken des Krieges.

  • Es gbt zwei Dinge: Die, die man dann gerne tut, und die die einem wirklich gut tun.


    Natürlich mag es Zeiten geben, in denen man sich soooo gerne in seinem Leid suhlt, noch mehr, noch intensiver, noch tiefer, noch weiter runter ...


    ... also, wenn es unbedingt sein muss, dann her damit: "Tenebrae" von Gesualdo, die CDs "Officium" und "Morimur" mit dem Hilliard Ensemble, das Lamento aus "Dido and Aeneas" von Purcell, der langsame Satz aus KV 488, Schuberts Streichquintett und 15. Streichquartett, die "Winterreise", der 2. Satz aus Bruckners 7., Vorspiel und Liebestod aus dem "Tristan", Brahms' 4., Mahlers 6. und 9. und die Kindertotenlieder und Rückert-Lieder ("Ich bin der Welt abhanden gekommen"), Sibelius 4., Barber "Adagio for Strings", Kancheli "Vom Winde beweint" usw. usw.


    Bitte auch viel baltische/nordische Musik aus dem 20. Jhd. (Pärt, Tüür, Vasks, die zwei Sandströms, Rautavaara, Petterson usw. usw.).


    ... aber das muss begrenzt sein. Bei allem, was über drei Tage hinausgeht, sollte man sich helfen lassen. Freunde sind ein unersetzliches Gut in solcher Zeit. Ein guter Hausarzt, der den ganzen Menschen sieht, auch.


    Doch es bleibt schwierig, und der Grat zwischen echtem und falschem Trost ist schmal.


    :hello:

  • Hallo Wolfram,


    die Kindertotenlieder könnte ich keinem empfehlen, den ich nicht genau kenne, sie sind das Aufwühlendste, was je zu Noten gebracht wurde.
    Ich selbst habe sie schon über 30 Jahre gemieden.


    Sie sind sicher keine Medizin gegen Depressionen.


    Viele Grüße
    hami

  • Meiner Ansicht nach ist weniger relevant, dass die jeweilige Musik irgendwie (Mit-)leid ausdrückt, sondern dass es Musik ist, in die man völlig eintauchen kann. Entweder als Ablenkung, eher aber als Sammlung, Konzentration auf etwas anderes. Daher bringt es ziemlich sicher nicht so viel, nun Musik aufzulegen, die Person x empfiehlt oder die thematisch zu Liebeskummer, Melancholie, Tod usw. passt, wenn einem diese nicht so vertraut ist, dass diese "Versenkung" möglich ist.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Es kommt wirklich nun erst mal darauf an, um welche Art von Traurigkeit es geht.


    Ich wundere mich ja, dass diese Traurigkeit hier in diesem Thread mit traurigen Stücken wett gemacht werden soll ?!?


    Wir hatten bereits im Jahre 2005 einen ähnlichen Thread Musik, die Eure Stimmung anhebt. Dort hatte ich in Beitrag 22 und 45 mehrere Werke angegeben, die dies für meinen Musikgeschmack (der sehr wohl eine Rolle spielt) ziemlich gut schaffen. Diese Werke sind alle eher fröhlicher und teils sehr fröhlicher Natur.


    Darunter waren als Vorschläge um die Laune zu besiegen :thumbsup:Bizet: Sinfonie Nr.1 C-Dur
    :!: Damit kann man bei mir mein traurige Stimmung anheben !



    ;( Wolfram erwähnt im Vorbeitrag Pettersson. Da würde ich ja die Krise bekommen, wenn ich bei Traurigkeit diesem Zustand nochmal einen auf den Deckel gebe indem ich das auch noch musikalisch verstärke und mich damit weiter in den Tiefpunkt bringe.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • Wenn man als Aussenstehender den Grund für Schmerz und Traurigkeit nicht kennt,ist es schwer Ratschläge zu geben.
    Wichtiger für den Betroffenen ist,ob er selbst den Grund für seine Traurigkeit kennt.
    Denn es gibt ja auch Traurigkeit,die sich ohne ein bestimmtes Ereignis äußert.
    Typisch für diese Jahreszeit ist die Winterdepression,die infolge Lichtmangels eintreten kann.
    Die Tage im Winter waren kurz,dunkel und regnerisch.
    Ist man seelisch schon durch andere Ereignisse belastet,kann sich das durch den Mangel an Tageslicht verstärken.
    Hilfreich sind tägliche Spaziergänge,um genug Tageslicht aufzunehmen.
    Stimmungsaufhellend ist Tee von Johanniskraut oder Johanniskraut-Pillen.


    Doch zurück zur Musik.
    Ich glaube auch,das ein Werk hilfreich ist,wenn man es mag und wenn man es kennt.
    Man sollte sich auch in das Werk versenken können.Mit der Melodie mitgehen.
    Wichtig finde ich,das ein Werk zunächst mit der eigenen (traurigen) Stimmung korrespondieren sollte.
    Es muß eine Resonanz erzeugt werden zwischen Werk und Zuhörer.
    Man muß sozusagen gemeinsam auf einer Wellenlänge sein.
    Im späteren Verlaufe des Werkes muß sich jedoch die Stimmung ändern und zwar in Richtung nach oben.
    Sodaß man am Ende aus der Traurigkeit herauskommt.
    Da funktioniert bei mir mit Beethovens 5.Klavierkonzert ganz gut.

    mfG
    Michael

  • Lieber Klaus
    Du hast hier einen neuen und interessanten Thread eröffnet und offenbarst, daß es Dir wohl momentan nicht so richtig gut geht, daß Du Sorgen und evtl. Probleme hast und um Rat und Hilfe ersuchst. Ich verstehe Dich jedenfalls so. Und da wir hier eine (Forums-) Familie sind, sollte es selbstverständlich sein, nach Möglichkeit zu helfen. Ich habe mir alle vorigen Beiträge aufmerksam durchgelesen und fand sie allesamt interessant und nachdenkenswert.
    Du schreibst eingangs, Zitat:

    Ich hab es momentan bitter nötig, da kam ich auf die Idee, es mal als Frage in den "Raum" zu stellen. Was hilft einem?


    Das schreibe ich übrigens jetzt als Betroffener.

    Wie einige richtigerweise fragen und feststellen wollen, zuerst muß klar sein, was ist der Grund der "Trauer"? Ist es echte Trauer um den (evtl. drohenden) Verlust eines lieben, nahestehenden Menschen, ist es ein Traurigsein wegen dem Verlust einer engen Beziehung verbunden mit dem Gefühl der Enttäuschung, berufliche Probleme die eine Existenzangst auslösen, oder ist es nur eine vorübergehende diffuse depressive Stimmungsschwankung.
    Bei Letzterer könnte Musik in ihrer Vielfalt tatsächlich therapeutisch hifreich sein. Nur denke ich, da muß jeder individuell für sich selbst entscheiden und auswählen, was ihm diesbezüglich positiv "hilft". Da kann man wohl kaum aus der eigenen "musikalischen Hausapotheke" etwas verordnen. Das muß jeder für sich selbst entscheiden um dann festzustellen, ob es tatsächlich hilft und Erleichterung und wieder Wohlbefinden bringt. Alleine die unterschiedlichen Auffassungen von Wolfram und Teleton offenbaren die Individualität. Während Wolfram eine Musik von Pettersson favorisiert (ich kenne sie nicht), lehnt Teleton diese mit Entsetzen ab und sagt und empfindet, diese würde seine negative Stimmung noch verstärken.
    Wenn es sich aber um ernsthafte Trauer, Sorgen und Probleme handelt, gibt es eigentlich nur eines, was Wolfram völlig richtig feststellt:

    sollte man sich helfen lassen. Freunde sind ein unersetzliches Gut in solcher Zeit.

    Hier finde ich, hat er absolut recht und ich teile diese Meinung aus eigener Erfahrung und Erleben. Sprich Dich bei einem Menschen, der Dein absolutes und totales Vertrauen besitzt aus. Es sollte nicht unbedingt zwingend jemand aus der eigenen Familie sein. Selbst wenn Dir diese Person nicht in direkter Form helfen kann, alleine das "mal alles von der Seele rauslassen", der andere hört verständnisvoll zu, versteht und begreift Deine Situation, fühlt mit Dir... Diese herzliche, vertrauensvolle Verbundenheit bringt eine gewisse Erleichterung und positive Hoffnung.
    Wie heißt es doch so schön und richtig: Geteiltes Leid ist halbes Leid".
    Lieber Klaus, egal was es ist, ich und bestimmt auch alle anderen Forianer, wünschen Dir von ganzem Herzen alles Gute und die Überwindung Deiner Krise und Sorgen.
    In diesem Sinne herzliche Grüße und sei behütet und beschützt
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Man kann sich auch das alte Lied von Heinz Erhardt anhören:


    Immer wenn ich traurig bin..


    Moderation hat restlichen Text aus Copyrightgründen nicht zugelassen

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hallo Chrissy!
    Vielen Dank! Das war Balsam.
    Ich will mich kurz erklären: Bei mir persönlich ist es ein sogenannter Burnout und eine depressive Verstimmung, die hauptsächlich von beruflichen Problemen herrühren. Hilfe ist insofern in Sicht, als Freunde und Familie da sind und ich auch in ein paar Wochen eine Kur beginnen werde.


    Aber mein momentanes Tief brachte mich dazu, diesen Thread zu eröffnen, nicht um mir (oder nur mir) zu helfen, sondern um überhaupt einmal zu ventilieren, was kann Musik uns helfen, wenn es uns nicht gut geht. Allein die Frage "Traurige oder fröhliche Musik" finde ich sehr spannend.


    Bei mir hilft fröhliche Musik nur, wenn man ein kleines bisschen schlechte Laune hat.


    Hallo Joseph!
    Das Erhard-Lied hilft nicht, aber der Korn inform von Rotwein gestern mit der Nachbarschaft dann doch wohl.


    Tschö
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Ich persönlich höre in der Regel in niedergeschlagener Stimmung überhaupt keine Musik - weil ich fürchte, dereinst die Depression mit einer bestimmten Melodie in Verbindung zu bringen.
    1980 hatte ich Angstattacken, Es war mir in dieser Zeit nicht möglich klassische Musik zu hören.
    In dieser Zeit entdeckte ich den Jazz für mich. Anscheinen lösen die Rhythmen (wer mich kennt, der weiß, das ich Melodiker und kein Rhythmiker bin) innere Spannungen (?)
    Ansonst helfe ich mir mit ARBEIT (nicht beruflicher) die mich von "bösen Gedanken" ablenkt.
    Radfahren ist - wie viele monotone und doch Konzentration erfordernde - Tätigkeiten - auch ein gutes Antidepressivum (für mich).


    mit besten Grüssen aus Wien
    ALfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Sie sind sicher keine Medizin gegen Depressionen.


    Wolfram erwähnt im Vorbeitrag Pettersson. Da würde ich ja die Krise bekommen, wenn ich bei Traurigkeit diesem Zustand nochmal einen auf den Deckel gebe indem ich das auch noch musikalisch verstärke und mich damit weiter in den Tiefpunkt bringe.


    Lieber Hami, lieber Teleton,


    Ihr habt natürlich völlig recht - als Antidepressivum würde ich diese musik auch niemals empfehlen.


    Aber es gibt ja auch Phasen, die man mit einer depressiven Störung verwechseln kann, dabei ist es eher Selbstmitleid:

    Natürlich mag es Zeiten geben, in denen man sich soooo gerne in seinem Leid suhlt, noch mehr, noch intensiver, noch tiefer, noch weiter runter ...


    ... also, wenn es unbedingt sein muss, dann her damit:


    Dann kann man jemandem seinen Wunsch mit dieser Musik erfüllen.
    :hello:

  • Ich möchte noch einmal die Ansicht bekräftigen, dass bei Trauer traurige Musik am besten hilft, also dass man den Teufel mit dem Beelzebub austreiben muss. Dabei muss es sich aber um Trauer und nicht um Depression handeln. Ich hatte eine solche Depression - da konnte ich wie Alfred gar keine Musik hören. Eigentlich hilft da nur ein guter Arzt, der gute Medikamente kennt. Aber danach kommt meist eine Phase, in der "das Blei der Depression schmilzt und zur Trauer wird" (Robert Bly, Iron John - Eisenhans, ein sehr lesenswertes Buch über Männer und ihre Probleme, ein Männerbuch, das nicht frauenfeindlich ist!). Hört man dann (gut: ich) heitere Musik, kommt sie mir doch meist verlogen vor, da ist eine tiefe, anrührende Musik (wie Schütz z.B.) von einer ungeheuren kathartischen Wirkung.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Ich persönlich höre in der Regel in niedergeschlagener Stimmung überhaupt keine Musik - weil ich fürchte, dereinst die Depression mit einer bestimmten Melodie in Verbindung zu bringen.

    Lieber Alfred,


    nie war ich ein Jüngling im lockigen Haar und dennoch schlägt mich Lortzing bisweilen mit der Nostalgie-Keule.


    Wie Du siehst, geht es auch - leider? - ohne bedingten Reflex.
    Dann doch lieber gleich mit!


    Das freut doch wenigstens den seligen Pavlov.


    Frühjahrsgrüße aus Stockholm
    hami1799

  • Das Burnout-Syndrom mit depressiver Verstimmung trifft viele Männer in den Wechseljahren (meistens zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr). Früher nannte man es Managerkrankheit, denn Männer durften keine Wechseljahre haben. Das hat sich inzwischen geändert.
    Heute kümmert sich ein Männerarzt um die Folgen. Früher waren die Ärzte ratlos und zuckten die Schultern,wenn man seine Probleme darlegte.
    Linderung kann eine Hormontherapie bringen, aber damit wäre das Problem nur aufgeschoben.
    Eigentlich gibt es nur einen Weg - Mann muß da durch. Genauso wie Frau.
    Das kann ein paar Monate dauern, oder gar ein paar Jahre.
    Es gibt nur einen Trost - so wie die Probleme aus dem Nichts auftauchen, so verschwinden sie auch wieder von selbst.
    Sofern aus der depressiven Verstimmung keine echte Depression wird, kann man die Situation selbst in den Griff bekommen.
    Eine Kur ist sicher das richtige Mittel, um den Stress abzubauen und sich selbst verwöhnen zu lassen.
    Dann sollte man Sport treiben, um den Körper aufzubauen. Das darf aber nicht in Stress ausarten.
    Entweder geht man ins Fitness Studio oder man läuft durch Wald und Wiesen oder man findet eine sportliche Betätigung, die Spaß macht.
    Ich habe das alles schon lange hinter mir, denn in den Mittvierzigern hatte es mich auch erwischt.
    Das war vor fast 20 Jahren. Der Hausarzt zuckte die Schultern, eine Kur brachte Linderung und Kraftsport im Fitness Studio war für mich als unsportlicher Mensch ein Quell der Freude. Johanniskraut-Pillen hellten die Stimmung auf.
    Und irgendwann hatte ich es überstanden.

    mfG
    Michael

  • Bis zur Kur wird experimentiert.
    Und erste Ergebnisse: Bruckner tut immer gut. Die Größe, die Weite, sie bringt Ruhe und ein wenig Zuversicht.


    Das was ich "Hausmusik" nenne, also speziell frühe Klaviertrios von Beethoven, ist auch nicht schlecht. Es verbreitet so eine Heimeligkeit (eigentlich genau das Gegenteil von Bruckner, merke ich gerade). Dieses schöne L'Art pour L'Art macht vieles leichter.


    Schade, dass so wenige ihre eigenen positiven Musikverschreibungen hier offenlegen.
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

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