STOLZ, Robert: DIE ROSEN DER MADONNA

  • Robert Stolz (1880-1975):


    DIE ROSEN DER MADONNA
    Oper in einem Akt, drei Bilder


    Libretto von Bruno Hardt-Warden und Otto Tumlitz


    Uraufführung am 1. März 1920, Rolandbühne, Wien


    DIE PERSONEN DER HANDLUNG


    Veit Hohensinner, Oberförster, Baß
    Maria, seine Tochter, Sopran
    Klaus, Forstgehilfe, später Pater Heribert, Tenor
    Pater Klemens, Bariton
    Die Madonna mit den Rosen, Sopran


    Die Handlung beruht auf einer Legende und spielt Irgendwann und Irgendwo.


    INHALTSANGABE DES EINZIGEN AKTES


    Im ersten Bild liegt der Pater Heribert schwer erkrankt mit hohem Fieber in seiner Klosterzelle und wird von seinem Mitbruder,Pater Klemens, betreut. Während Klemens den Kranken und Freund zu beruhigen versucht, erinnert sich Heribert in seinen Fieberphantasien an seine Vergangenheit. Als Forstgehilfe hatte er sich in die hübsche Tochter seines Vorgesetzten verliebt, war aber beim Vater abgeblitzt. Der hatte für seine Tochter eine andere Zukunft geplant: Ein Mann mit Geld und Einfluß mußte sein Schwiegersohn werden. Durch seine Tochter würde auch seine gesellschaftliche Stellung steigen.


    Das zweite Bild gibt den Blick auf das Ereignis frei, das viele Jahre zurückliegt: Klaus, der Forstgehilfe, liebt des Oberförsters Hohensinner Tochter Maria, und das junge Mädchen erwidert diese Liebe von ganzem Herzen. Aber alle Treueschwüre, die sich die Verliebten bei ihren heimlichen Treffen geben, werden ohne Folgen bleiben, schließlich wissen beide, daß Maria auf Beschluß ihres Vaters einen Großgrundherren und Schloßbesitzer heiraten muß. Und Maria kann sich, trotz ihrer großen Liebe zu Klaus, nicht gegen den Willen des Vaters stellen.


    Das tragische Ereignis, das Jahre später einen Mönch während einer schweren Krankheit zu Fieberphantasien treiben wird, wurde bei einem heimlichen Treffen der Verliebten ausgelöst: Klaus und Maria werden von Vater Hohensinner überrascht und es kommt zu einem erregten Streit zwischen dem Oberförster und seinem Gehilfen. Hohensinner gerät während dieses Streits dermaßen in Wut, daß er seine Waffe auf Klaus richtet und Maria sich schützend vor ihren Liebsten wirft - und durch den eigenen Vater getötet wird.


    Das dritte Bild führt wieder in die Gegenwart zurück. Pater Heribert liegt auf seinem Krankenlager in der Klosterzelle; seine Fieberphantasien mit der Erinnerung an das tragische Geschehen vor vielen Jahren haben ihn tief erschüttert. Plötzlich aber sieht er an der Wand seiner Zelle das liebevoll lächelnde Gesicht einer Madonna mit Rosen im Haar: Ist das nicht seine geliebte Maria? Kommt sie etwa auf ihn zu? Tatsächlich breitet die Madonna ihre Arme aus und streut Rosen über Klaus/Heribert aus, ein Zeichen ihrer Liebe und Gnade. Der Kranke streckt seine Arme der Madonna entgegen - und sinkt sterbend in sich zusammen...


    INFORMATIONEN ZU KOMPONIST UND WERK


    Robert Stolz wurde als zwölftes Kind des Grazer Städtischen Musikdirektors Jakob Stolz am 25. August 1880 in Graz geboren. Eine gründliche musikalische Ausbildung, die zu frühen praktischen Erfahrungen und Erfolgen als Pianist und Komponist führte, sowie eine Begegnung mit Johann Strauß-Sohn waren Anlaß, sich der sogenannten „leichten Muse“ zuzuwenden.


    Zunächst war Stolz in Salzburg und Brünn tätig, unternahm eine Rußland-Tournee und kam dann als Kapellmeister und Korrepetitor ans Theater an der Wien. Hier dirigierte er im Wechsel mit Franz Lehár die erste Aufführungsserie von „Die Lustige Witwe“. Im Jahre 1916, mitten im ersten Weltkrieg, leitete Stolz an der Berliner Komischen Oper seine Operette „Der Favorit“ (mit dem berühmten „Du sollst der Kaiser meiner Seele sein“) - in hellblauer Deutschmeisteruniform. Gleichzeitig entstanden die ersten Wienerlieder, wie beispielsweise Im Prater blühn wieder die Bäume oder Das ist der Frühling in Wien.


    Viele Stücke aus seinen Werken sind bis heute bekannt und beliebt, z.B. Salome, Vor meinem Vaterhaus steht eine Linde, Die ganze Welt ist himmelblau, Mein Liebeslied muß ein Walzer sein, Adieu, mein kleiner Gardeoffizier, Wien wird schön erst bei Nacht, Wenn die kleinen Veilchen blühen, Das ist der Frühling in Wien, und, und und...


    Der erste musikalische Tonfilm Europas, „Zwei Herzen im Dreivierteltakt“ (1930), eroberte mit der Musik von Stolz die Welt. Jan Kiepura („Ob blond, ob braun, ich liebe alle Frauen“, 1935), Martha Eggert, Leo Slezak („Auf der Heide blühn die letzten Rosen“, „Herbstmanöver“, 1935), Willy Forst und Marcel Wittrisch wurden mit Robert Stolz-Melodien Filmstars.


    1936 zog es ihn nach Paris, wo er seine spätere fünfte Frau „Einzi“ kennenlernte. In den 1940er Jahren eroberte er nicht nur den Broadway sondern auch Hollywood mit seinen Konzerten „A Night In Vienna“. Sofort nach Kriegsende kehrte er jedoch zurück, komponierte mit ungebrochener Schaffenskraft, wirkte bei Schallplattenaufnahmen, Fernsehshows und Radioproduktionen mit, und komponiert für die Wiener Eisrevue (ab 1952).


    Robert Stolz starb am 27. Juni 1975 während eines Berlin-Aufenthaltes als einer der letzten universalen Vertreter der „silbernen Operette“.


    Es würde jeden Musikfreund überraschen, wenn in irgendwelchen Archiven eine Oper von Johann Strauß-Sohn entdeckt würde. Robert Stolz jedoch, der letzte Großmeister der „silbernen Wiener Operette“, hat sich tatsächlich auch auf dem Gebiet der sogenannten E-Musik versucht - seine 45-minütige Oper wurde hier inhaltlich beschrieben. Daneben gibt es aber auch noch den Liederzyklus der „Zwanzig Blumenlieder (op. 500!).


    DIE ROSEN DER MADONNA birgt aber tatsächlich musikalisch eine große Überraschung: Stolz kennt die zeitgenössische Opernliteratur ganz genau: das Orchester funkelt mit prächtigem spätromantischen Klangzauber; die vier anspruchsvollen Solo-Partien haben ausschwingende Kantilenen, die in gewisser Weise an Erich Wolfgang Korngold erinnern, während manchen rezitativischen Stellen Franz Schreker Pate gestanden haben könnte. Diese rein persönlichen Assoziationen möge man jedoch nicht banalem Epigonentum gleichsetzen. Stolz' Oper(chen) ist mehr als hörenswert, nicht zuletzt auch wegen seines guten Librettos. Da gibt es unter italienischen Veristen-Opern, die noch heute auf den Bühnen heimisch sind, größeren Schwachsinn.


    Von daher könnte es eine Anregung für Theater-Bosse sein, DIE ROSEN DER MADONNA beispielsweise mit dem „Bajazzo" zu kombinieren...oder mit "Der Mantel"...oder, oder, oder...


    © Manfred Rückert für Tamino-Opernführer 2012
    unter Hinzuziehung folgender Quellen:
    Wikipedia über Robert Stolz
    Web-Informationen über DIE ROSEN DER MADONNA
    Heinz Wagner: Die Oper

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    MUSIKWANDERER

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  • Die Tamino-Werbepartner Amazon und jpc führen DIE ROSEN DER MADONNA nicht in ihrem Programm. Aber das Hamburger Archiv für Gesangskunst bietet aktuell eine Aufnahme dieser kleinen Oper an, deren Protagonisten doch wohl respektabel sind:


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