Immer wieder dasselbe Werk ?

  • Im Rahmen der Haydn Streichquartett-Threads, die in letzter Zeit durch Wolfram und mich entstanden sind, habe ich zahlreiche Streichquartette mehrfach gehört. Zumeist in verschiedenen Interpretationen.
    Der Sinn war jener, sich einzelen Themen und Sätze so einzuprägen daß sie irgendwann auch so etwas wie einen akzeptabeln Wiedererkennungswert erreichten, was gerade bei etwas komplexerer Kammermusik recht schwierig ist.
    Ich höre also beispielsweis derzeit das Steichqartett Nr 1 (op 50) des öfteren, bevor ich mit die Nr 2 zu Gemüte führe. Das kann in verschiedenen Interpretationen geschehen, notfalls aber auch immer mit derselben, wobei hier die Gefahr besteht, daß man "geprägt" wird und "Eigenheiten" und "Unarten" der Interpretation als zum Werk gehörig betrachtet.


    Mancher mag einwenden, es sei ziemlich eintönig ein und dasselbe Werk mehrfach in Folge zu hören, er höre ein Werk (bzw eine Werkgruppe (z.B. Op 50 Nr 1-6) einmal durch - und widme sich dan anderen Stücken.
    Ich finder jedoch, daß es viel interessanter ist, sich den Feinheiten EINES Stückes zu widmen, die oft erst bei mehrfachem Hören zutage treten, bzw subjektiv erkannt werden. Deshalb kaufe ich auch gelegentlich ein Werk in 2 oder mehr Interpretationen, wobei Budget-Aufnahmen durchaus willkommen sind. Man erkennt dann oft den Unterschied einer Starbesetzung und einer Normalaufnahme - wobei Überraschungen hier durchaus an der Tagesordnung sind (!!!)


    Soweit ich weiß, bin ich nicht der Einzige in diesem Forum, der diese Vorgehensweise pflegt...


    mit freundlichen Grüßen
    aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Immer wieder dasselbe Werk ?


    (...)Der Sinn war jener, sich einzelen Themen und Sätze so einzuprägen daß sie irgendwann auch so etwas wie einen akzeptabeln Wiedererkennungswert erreichten (...) Mancher mag einwenden, es sei ziemlich eintönig ein und dasselbe Werk mehrfach in Folge zu hören, er höre ein Werk (...) einmal durch - und widme sich dan anderen Stücken.
    Ich finder jedoch, daß es viel interessanter ist, sich den Feinheiten EINES Stückes zu widmen, die oft erst bei mehrfachem Hören zutage treten, bzw subjektiv erkannt werden.(...) Soweit ich weiß, bin ich nicht der Einzige in diesem Forum, der diese Vorgehensweise pflegt...

    Das ist auch in der Regel meine Vorgehensweise. Ich kann mir - von Ausnahmen abgesehen - die Schönheiten, auch die Schroffheiten eines Werkes nur durch mehrmaliges Hören einprägen.


    Früher half mir das Mitlesen der Noten, dieses Einprägen eher zu erreichen, zu vertiefen. Aber inzwischen bin ich Brillenträger beim Lesen - und kann mich doch nicht für lange Zeit an das "Fahrrad" gewöhnen. Da ist es wesentlich schöner, mit dem Kopfhörer und geschlossenen Augen zu hören und sich einzprägen, was da musikalisch "abläuft".


    Außerdem gibt es für mich jede Menge Musikliteratur, die ich immer wieder und immer wieder hören kann, auch wenn sich die Musik schon längst eingeprägt hat...


    Liebe Grüße vom

    .


    MUSIKWANDERER

  • hallo miteinander,


    es ist schon einige Zeit her, ich war noch nicht bei Tamino und Bruckner kannte ich noch nicht so gut, da wollte ich die ersten beiden Symphonien von Anton Bruckner kennen lernen. Also setzte ich mich hin und hörte eine Woche lang jeden Abend Bruckners Erste. In der zweiten Woche kam die Zweite dran. Immer in anderen Interpretationen. Und siehe da, schon am 3. Tag stellte sich so etwas wie ein Wieder-Erkennungs-Effekt ein, der sich noch intensivierte. Und es war nicht eintönig oder langweilig, je besser ich die Werke kennen lernte, um so besser gefielen sie mir.


    Ich kann also Alfreds Vorgehensweise durchaus verstehen, sie findet meine Zustimmung.


    rolo

    Es wird immer weitergehn, Musik als Träger von Ideen.

    Kraftwerk

  • Man informiere sich im Internet über die japanische Teezeremonie. Man lernt, welchen Wert es haben kann, eine einzige Sache in den Mittelpunkt zu stellen und sich ihr ungeteilt zu widmen.


    :hello:

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  • Ich habe es schon einmal an anderer Stelle gesagt, dass ich mehr Wert auf ein Werk als auf die Interpretation lege, die ich ausreichend zu beurteilen nicht in der Lage bin. Aber ich bin immer wieder neugierig auf Neues. Und wenn ich mir dann ein mir noch unbekanntes Werk neu zulege, höre ich es am Anfang mehrfach, weil sich für mich manche Werke erst beim zweiten oder dritte Hören richtig erschließen. Ich habe eine umfangreiche Sammlung aus verschiedenen Zeiten und Stilrichtungen, aber meist nur in einer Interpretation. Später hole ich mir die recht unterschiedlichen Werke je nach Stimmungslage mal aus der Richtung, mal aus der Richtung wieder hervor und höre sie - aber nie nur nebenher. Bei z.B.bis Bruckner oder Mahler stellt sich auch ein gewisser Wiedererkennungswert ein, bei moderneren Werken eher selten.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Als ich noch fast nur Rockmusik hörte, wurde ich oft von Freunden verlacht, weil ich gerade dies tat, ein Stück immer wieder hören, um es wirklich zu verinnerlichen. Mittlerweile höre ich zum größten Teil Symphonien und da wird es schwer, weil die einfach lang sind. Und da ich ja besonders Bruckner liebe, muss man sich natürlich schon für 1 eine komplette Stunde reservieren und das schaffe ich noch nicht mal jede Woche einmal. Daher bin ich fast ganz davon abgekommen, ginge mir ansonsten zu viel anderes dadurch.
    Aber grundsätzlich gibt es kaum etwas schöneres, als sich ein Stück ganz grundlegend zu erarbeiten, zu verinnerllichen, hinter die vordergründigen Effekte zu schauen. Und wie herrlich, nachts kurz aufzuwachen und die Musik ist da, im Kopf aber klar und deutlich.
    Tschö
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Das mehrmalige Anhören der gleichen Interpretation ist für mich geradezu ein Muss, das gilt vor allem bei ungewohnten und neuartigen Sichtweisen.


    Ich habe eben bei ´Was hört ihr gerade´ dieses Thema im Allgemeinen und meine Schwierigkeiten mit Paavo Järvis Beethoven Sinfonien angesprochen.


    hami1799

  • Ich habe mit 16 mal wochen- oder gar monatelang beinahe jeden Tag Beethovens 5. angehört, weil ich so begeistert von dem Stück war.


    Wenn ich ein neues Stück kennenlerne bzw. zum allerersten Mal höre, habe ich normalerweise keine unterschiedlichen Aufnahmen. Direkt zweimal hintereinander weg höre ich mir eher selten Stücke an.
    Wenn ich mich heute zB näher mit einer Sinfonie von Bruckner oder Mahler (die ich allerdings schon viele Jahre mehr oder minder gut kenne) befassen wollte, würde ich vielleicht an einem Samstag auch mal zwei unterschiedliche Interpretationen direkt hintereinander hören. Normalerweise sind solche Stücke mir dafür aber zu lang. Ich würde dann am nächsten Tag das Stück ein weiteres mal hören, ggf. in einer anderen Aufnahme und so weiter.
    Bei Haydn-Quartetten höre ich oft die ganze CD durch, also zwei bis drei unterschiedliche Werke direkt nacheinander, dann ggf. nochmal in einer anderen Aufnahme. Die sind kurz genug für so etwas. Je nach Musik höre ich manche neuen CDs/Werke tatsächlich auch mehr oder minder im Hintergrund, zB die neulich gekauften Reicha-Bläserkammermusik, dafür dann gleich zweimal hintereinander. Das ist unsystematisch, oberflächlich, aber dennoch prägt sich manches ein, man horcht auf usw. Hintergrund bedeutet hier allerdings meistens, dass ich keine ernsthafte andere Tätigkeit ausübe, sondern Websurfen, Bügeln o.ä.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Es ist natürlich ein gewaltiger Unterschied ob ich Beethovens 5. „vergleichhöre“ oder ein Kunstlied, das in der Regel nur wenige Minuten beansprucht.


    In einem anderen Thread hatte mich ein Taminokollege darauf hingewiesen, dass man nicht von einer neuen Interpretation sprechen dürfe, nur weil ein Sänger eine CD mit Strauss-Liedern vorlegt, die er bisher nicht auf CD gesungen hatte. Da frage ich mal in die Runde:
    Was versteht man unter einer „neuen Interpretation“?

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  • Ich habe es schon einmal an anderer Stelle gesagt, dass ich mehr Wert auf ein Werk als auf die Interpretation lege, die ich ausreichend zu beurteilen nicht in der Lage bin. Aber ich bin immer wieder neugierig auf Neues. Und wenn ich mir dann ein mir noch unbekanntes Werk neu zulege, höre ich es am Anfang mehrfach, weil sich für mich manche Werke erst beim zweiten oder dritte Hören richtig erschließen. Ich habe eine umfangreiche Sammlung aus verschiedenen Zeiten und Stilrichtungen, aber meist nur in einer Interpretation. Später hole ich mir die recht unterschiedlichen Werke je nach Stimmungslage mal aus der Richtung, mal aus der Richtung wieder hervor und höre sie - aber nie nur nebenher. Bei z.B.bis Bruckner oder Mahler stellt sich auch ein gewisser Wiedererkennungswert ein, bei moderneren Werken eher selten.


    Liebe Grüße
    Gerhard


    Lieber Gerhard, es ist wie so oft: dieser Text könnte von mir sein. Allerdings bis auf den letzten Satz, denn auch die Klassiker der Moderne wie Janacek, Strawinski, Bartok, Prokofiew und Schostakowitsch prägen sich mir genauso ein wie weiland die Beethoven - Sinfonien. Übrigens gibt es ja ein unfehlbares Symptom, ob man ein Stück gut kennt: man weiß genau, wie es weitergeht!

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Gerade fällt mir noch ein, warum man ein Stück ganz oft hören muss! Die Meisterwerke haben ja oft offenbare, spektakuläre Schönheiten, aber eben auch subtile, verborgene. Diese entdeckt man nur beim wiederholten Hören. Und ich muss ehrlich sagen, auf die subtilen Schönheiten warte ich dann beim erneuten Hören mehr als auf die spektakulären. Ein Beispiel (tut mir Leid, muss ein Janacek sein, daran habe ich diese Beobachtung halt entwickelt). Im vorletzten Bild der "Ausflüge des Herrn Broucek" ziehen die Hussiten in den Krieg. Broucek selbst nicht, er hat sich unterm Bett versteckt. Amalka, die weibliche Hauptperson des Stückes, ist allein auf der Bühne und wartet sehnsüchtig und ängstlich auf den Ausgang der Schlacht. Sonst herrscht in dieser Oper meist große Turbulenz, diesmal ist es beängstigend still. Die tiefen Streicher beginnen eine wellenartige Bewegung (tatsächlich wie minimal music). Amalaka fällt ein und singt nur "Es liegt die Straße wie tot...". Mehr passiert nicht, aber ein subtiler Moment von ungeheurer Eindringlichkeit. Die Zeit steht still, man wagt kaum zu atmen...

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • zur Zeit gerade immer wieder: John Dowland - Come again (nomen est omen !!)


    wird vermutlich mehr als 30-mal werden - frisch entdeckt - und es ist einfach wunderbar.

  • In einem Bereich kann man studieren, dass die Frage "Immer wieder dasselbe Werk?" gar keine Frage, sondern eine Notwendigkeit ist, nämlich, wenn man Musik ausübt. Ich nehme jetzt den Bereich, den ich gut kenne, die Chormusik. Selbst in den doch ziemlich guten Kammerchören, in denen ich gesungen habe und noch singe, ist es ein weiter Weg von der "Leseprobe" bis zur gelungenen Aufführung. Meist steht dann da noch ein guter Dirigent vorne, der erst viel später zufrieden ist als man selbst. Am Sonntag singen wir z.B. drei Chorwerke von Brahms, die nicht schwer sind, Abendständchen, Vineta und Darthulas Grabgesang. Aber bis man da alles verstanden hat und auch die Nuancen herausbringen kann, dauert es. Und das, so habe ich durchweg gemerkt, ist beim bloßen Hören nicht anders. Bei Opern hat es mir geholfen, die schönsten Sachen mitzusingen; das geschieht allerdings strikt unter Ausschluss jeglicher Öffentlichkeit.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Ist es wirklich noch dasselbe Werk, wenn man eine Beethoven-Sinfonie mal von Otto Klemperer, mal von Christopher Hogwood interpretiert, hört? Die Unterschiede sind meines Erachtens doch so groß, dass man also alleine durch die Wahl sehr gegensätzlicher Interpretationsansätze zu einem bestimmten Werk, dieses dann zwar schon immer wieder, aber eben doch anders hört. Und außerdem gilt für klassische Musik die in einem Forum wie diesem hier völlig banale Feststellung, dass klassische Musik so viel Inhalt in den meisten ihrer Werke zu bieten hat, dass man sich mit bestimmten Kompositionen einfach sein Leben lang beschäftigen muss, denn der Mittzwanziger hört etwas anderes heraus als der zum Mittvierziger (ich zum Glück noch nicht :D ) gealterte (greifte?).


    Grüße,
    Garaguly

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  • Selbstverständlich ist es ein Unterschied, wenn ich dasselbe Werk von verschiedenen Interpreten höre. Nicht nur im Geasng, im Klang einer Stimme, im Ton einer Geige oder gar im ganzen Orchester gibt es Unterschiede. Ich nehme die Alpensinfonie von R. Strauß. Live habe ich sie mind. 7-8 mal gehört, dazu bestimmt mehr als ein Dutzendmal vom Tonträger. Meine erste Alpensinfonie war zu den Strauß-Festtagen in Garmisch, es hatte Mazeel dirigiert das Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Auch für mich war damals (etwa 1995) das Orchester und der Dirigent neu. Meine Nachbarin - offenbar sehr erfahren mit Orchester und Dirigenten - sagte hinterher zu mir: "Heute waren die aber gar nicht gut." Ich konnte mir kein Urteil erlauben, damals nicht. Wenig später habe ich die Robert-Schumann- Philharmonie Chemnitz gehört, dirigiert hat ein Australier, dessen Name mir entschwunden ist. Er war nach 52 min fertig, und ich fand, es war sehr schnell. Danach in Gera mit Gabriel Feltz (davon gibt es eine CD), und das fand ich im Tempo und in der Erkennung der Einzelheiten sehr gelungen. Sicher auch lokalpatriotisch verklärt. Aber der Höhepunkt war im Gewandhaus unter Blomstedt. Das war für mich die Nummer 1 - den Grund kann ich nicht angeben. Vielleicht zählt auch das Ambiente mit. In Garmisch war es die Olympia-Eishalle. Unter dem Gebälk zwitschrten munter die Spatzen, es dämmerte und eine Amsel sang, und mit dem Sonnenzntergang ging auch die Sinfonie zuende. Trotzdem stimmte der Saal nicht.


    Jetzt habe ich Aufnahmen gehört. Meine Geraer, ist klar. Aber neu sind die Wiener Philarmoniker mit Thielemann. Hoch gelobt, was sicher für die Interpretation zutrifft. Mir dröhnen aber die Bässe zu laut, sie übertönen mitunter alles andere. Dafür kann Thielemann nichts. Aber durch mehrfaches Hören stellt man dann die Unterschiede fest. Die hat ja R. Strauß selbst auch gemacht, man sagt ihm ja nach, daß er schneller fertig war, wenn er noch Skat spielen wollte.


    Das spiele ich übrigens auch gern. Viele Grüße von La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Lieber Gerhard, es ist wie so oft: dieser Text könnte von mir sein.


    Ja dann frage ich mich, warum schreibt Ihr dann beide? :no: ?(


    Außerdem kann ich Euch mit Leichtigkeit übertrumpfen. Den Don Giovanni-Film mit Furtwängler habe ich sicher ca. 15 Mal gesehen und selbst im fortgeschrittenen Alter, in den Achtzigerjahren,
    war mein Stehvermögen auf höchstem internationalen Niveau. Es gab damals an Ostern in Stockholm an zwei aufeinander folgenden Tagen 4 Vorstellungen mit diesem Karajan-Film des Rosenkavalier.
    Um 3 Uhr nachmittags und halb acht abends.


    Alles gesehen, nur mit Brötchen und Bier dazwischen. Das Komische daran war die Empfindung, die Abendvorstellung sei besser gewesen als die des Nachmittags.


    ffpx
    hami1799

  • Das Komische daran war die Empfindung, die Abendvorstellung sei besser gewesen als die des Nachmittags.


    Womit du im Selbsttest dir bewiesen hast, dass das menschliche Empfinden durchaus Schwankungen unterworfen ist...


    ;)

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Womit du im Selbsttest dir bewiesen hast, dass das menschliche Empfinden durchaus Schwankungen unterworfen ist...



    Richtig!! Sind damit auch alle unsere kritischen Betrachtungen entwertet?


    (mich trifft´s nicht, ich bin nie kritisch) 8o

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  • Sind damit auch alle unsere kritischen Betrachtungen entwertet?


    Nein. Diese Schwankungen sind ja nicht so groß, dass aus gut schlecht wird. Aber sie relativieren die Annahme, dass man durch einmaliges Hören eine präzise Aussage machen kann. Man sollte ein Ergebnis immer mit einem zweiten Versuch überprüfen. Das gilt natürlich überwiegend für subjektive Eindrücke, objektiv quantifizierbare Fakten bleiben immer vorhanden, deren subjektive Gewichtung kann sich aber ändern!

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Nein. Diese Schwankungen sind ja nicht so groß, dass aus gut schlecht wird. Aber sie relativieren die Annahme, dass man durch einmaliges Hören eine präzise Aussage machen kann. Man sollte ein Ergebnis immer mit einem zweiten Versuch überprüfen. Das gilt natürlich überwiegend für subjektive Eindrücke, objektiv quantifizierbare Fakten bleiben immer vorhanden, deren subjektive Gewichtung kann sich aber ändern!


    Gilt das auch (selbstbezüglich) für die zitierte Aussage?


    Zitat

    Man sollte ein Ergebnis immer mit einem zweiten Versuch überprüfen.


    Wenn ich das jetzt in Zusammenhang mit Operus' Worten über die Ehe bringe ... also müsste man auch hier einen zweiten Versuch starten, egal, wie der erste ausgegangen ist ... :hahahaha:


    :hello:

  • Wenn ich das jetzt in Zusammenhang mit Operus' Worten über die Ehe bringe ... also müsste man auch hier einen zweiten Versuch starten, egal, wie der erste ausgegangen ist ...


    Für Leute, die bewusst oder gewohnheitsmäßig falsch verstehen, zur Klärung: man soll lediglich die BEWERTUNG ein zweites Mal durchführen, nicht die zu bewertende Aktion!


    :pfeif:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Ist es wirklich noch dasselbe Werk, wenn man eine Beethoven-Sinfonie mal von Otto Klemperer, mal von Christopher Hogwood interpretiert, hört? Die Unterschiede sind meines Erachtens doch so groß, dass man also alleine durch die Wahl sehr gegensätzlicher Interpretationsansätze zu einem bestimmten Werk, dieses dann zwar schon immer wieder, aber eben doch anders hört.


    Wie oft hast Du schon ein Stück aufgrund einer andersartigen Interpretation nicht wiedererkannt? Vermutlich ziemlich selten.


    Jedenfalls wird man viel eher verwirrt, wenn man zB eine Klavierfassung eines Orchesterwerks hört (oder umgekehrt) als selbst durch extrem unterschiedliche Interpretationen. Man erkennt ja selbst neuinstrumentierten Händel a la Beecham o.ä. relativ schnell wieder und dagegen sind die Unterschiede zwischen Klemperer und Hogwood bei Beethoven marginal (vgl.mit ihrem Bach oder Händel).

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
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    (Bob Dylan)

  • Zitat von »hami1799« Das Komische daran war die Empfindung, die Abendvorstellung sei besser gewesen als die des Nachmittags.


    Womit du im Selbsttest dir bewiesen hast, dass das menschliche Empfinden durchaus Schwankungen unterworfen ist...


    Zitat von »Theophilus« Womit du im Selbsttest dir bewiesen hast, dass das menschliche Empfinden durchaus Schwankungen unterworfen ist...




    Richtig!! Sind damit auch alle unsere kritischen Betrachtungen entwertet?


    Zitat von »hami1799« Sind damit auch alle unsere kritischen Betrachtungen entwertet?


    Nein. Diese Schwankungen sind ja nicht so groß, dass aus gut schlecht wird. Aber sie relativieren die Annahme, dass man durch einmaliges Hören eine präzise Aussage machen kann. Man sollte ein Ergebnis immer mit einem zweiten Versuch überprüfen. Das gilt natürlich überwiegend für subjektive Eindrücke, objektiv quantifizierbare Fakten bleiben immer vorhanden, deren subjektive Gewichtung kann sich aber ändern!


    Hallo,


    zuerst der letzte Satz im letzten Zitat:


    "die objektiv quantifizierbaren Fakten" - welche sind das und wie sind sie zu messen und die Umsetzung der Noten in Musik zu quantifizieren?


    1. Tempo und Rhythmus - Metronom bzw. Zeitmessung
    2. Dynamik - Schalldruck in Dezibel bzw. dBA, besser Lautheit in Sone
    3. Balance des Gesamtklanges - Lautheit in Sone
    4. Richtigkeit des Einsatzes - Gehör
    5. Reinheit des Tones bzw. der Harmonik - Gehör ??? - besser Stimmgabel u. ä
    6. Phrasierung - Gehör
    7. Farbe und Timbre des Einzel- und Gesamtklanges - Gehör


    Dabei kommt es sehr darauf an, was bewertet werden soll: Das ganze Werk, ein Satz, eine Passage, eine Phrase - beim Tempo entscheidet das über Zeitmessung oder Metronom - und insgesamt, je kleiner der zu bewertende Ausschnitt gewählt wird, umso genauer, definierbarer ist die dann getroffene Aussage.


    Bei der auch von Theophilus zugestandenen subjektiven Variabilität (morgens. frisch ausgeruht, voll Tatendrang, geistig sehr aktiv oder abends entspannt aber noch voll aufnahmebereit oder schon "geschafft" oder, egal wann, mental hoch gestimmt oder mehr durch einen dunklen Schleier empfindend usw.): Eine Interpretation bei unterschiedlichen mentalen Zuständen oder mehrere, nein 2 Interpretationen im Vergleich bei gleichen mentalen Zuständen (ist das möglich?).


    An einigen Beispielen soll verdeutlicht werden, was gemeint ist und dies beispielhaft - zur Vereinfachung - immer von einer mir unterschiedlich unterstellten mentalen Verfassung ausgehend:


    Tempo/Rhythmus: Eine von mir im Tempo insgesamt akzeptierte Werkinterpretation kann sich in einer Passage/Phrase eines Satzes im Hörerlebnis unterschiedlich ergeben - zwei Interpretationen, in der Gesamtzeit unterschiedlich - kürzer oder länger - können sich ohne große Unterschiede anhören, wenn sich das Zeit- bzw. Metronomverhältnis der Sätze oder Passagen untereinander nicht ändert - im Gegensatz dazu können sich im Vergleich zwei Interpretationen völlig unterschiedlich anhören bei identischer Gesamtdauer, wenn die einzelnen Sätze (Passagen, Phrasen) deutlich voneinander abweichen.


    Dynamik: Ähnlich wie Tempo


    Balance: Ähnlich wie Dynamik, aber in der Messung schon schwieriger ?


    Richtigkeit des Einsatzes: In der Fehler(kommt das vor?)erkennung die leichteste Übung


    Reinheit: Wenn's ins Detail geht schon sehr individuell - was als romantischer Schönklang gehört wird, kann auch als Schwierigkeit den Ton sofort und exakt zu treffen ankommen.


    Phrasierung: Deutlich zu hören, aber noch individueller als Reinheit


    Farbe usw: Wie Phrasierung, aber noch individueller als Phrasierung.



    Fazit: Wenn Theophilus schreibt "Das gilt natürlich überwiegend für subjektive Eindrücke, die objektiv quantifizierbare Fakten bleiben immer vorhanden, deren subjektive Gewichtung sich aber ändern kann", dann können/sind alle Bewertungen rein subjektiver Natur und kein objektiv messbares Ergebnis, sodass ich die Schlussfolgerung von Theophilus für mich mit ???? versehe und mein Ergebnis sich mit den Beiträgen von hami1799 und Wolfram ziemlich deckt. Wolframs "Vergleich mit der Ehe" sehe ich nicht als - wie Theophilus - bewusst und gewohnheitsmäßig falsch verstehend, sondern als sarkastische Provokation, sich dem Thema dieses Threads nicht nur oberflächlich zu nähern. (Was mir hoffentlich, nicht erschöpfend und auch nur ansatzweise, gelungen ist.)


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

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  • Als ich über die Fragestellung dieses Threads nachsann, wurde ich mir eines paradoxen Umstandes bewußt.


    Das Hören klassischer Musik ist für mich eine Frage des Vergnügens und Genußes. Bei der Begegnung mit einem mir unbekannten Werk geht es folglich darum zu ergründen, ob und wenn ja, in welchem Maße die Komposition diese Wirkung auf mich hat und somit das wiederholte Hören wert ist.
    Aber – und hier liegt der Widerspruch – um dieses Urteil zu fällen, muss ich in aller Regel ein Stück mehrfach hören. Dabei können bestimmte Erfahrungswerte zwar die Richtung weisen (z.B. Epoche, Gattung, bereits bekannte Werke des Komponisten etc.), sind in ihrer Aussagekraft aber beschränkt.


    Für die ersten beiden Hördurchgänge bedeutet das, dass ich sie eher als anstrengend empfinde. Erst beim etwa dritten Mal – hier decken sich meine Erfahrungen wohl mit denen Rolos – intensiviert sich das Hörerlebnis durch die grobe Vertrautheit mit der musikalischen Struktur und dem Wiedererkennen von Melodien, Themen, Effekten etc. In der Folgezeit höre ich das Werk dann nach Möglichkeit täglich, sei es ganz oder abschnittsweise, entweder entspannt vor der Anlage oder im Auto auf dem Weg zur Arbeit (bei Opern oder großen Sinfonien durchaus über zwei bis vier Wochen hinweg). Im Idealfall wird die Komposition dann zu einem meiner Lieblingsstücke. Ein untrügliches Anzeichen dafür ist das von Klaus 2 angesprochene Phänomen, die Musik beim Aufwachen im Kopf zu hören. Aber nicht wie einen nervigen Ohrwurm, sondern gleichsam als rufendes Bedürfnis, als Erinnerung, dass hier etwas existiert, das zu hören der eigenen Glückseligkeit und Wahrung des seelischen Gleichgewichts zuträglich ist oder anderweitig karthartische Wirkung hat.


    Erstaunlicherweise war der Weg dorthin bei vielen der mir am wichtigsten Werke lang und steinig. Manchmal so lang, dass ich dachte: Damit wirst du nie etwas anfangen können. So etwa erging es mir bei Schuberts Winterreise, Mahlers 6. Sinfonie oder Puccinis Turandot; doch dann plötzlich war das Eis gebrochen, weil die Musik im Inneren erklang und nach dem äußeren Pendant verlangte. In diesen Fälle, glaube ich, dass, umso länger das Brechen des Eises währt, umso unerschöpflicher die nachfolgende Rezeption ausfällt.


    Doch ich erlebe auch das Gegenteil, insofern Stücke, zu denen ich sofort einen Zugang habe, schnell abgeschmackt werden und später nur in homöopathischen Dosen genossen werden können: Der zweite Satze aus Sibelius 3. Sinfonie ist (leider) ein solcher Fall.


    Dem beschriebenen Rezeptionsverhalten haftet jedoch ein gravierender Makel an: Die Zahl der Werke, mit denen ich mich vertraut machen kann, ist begrenzt. Mehr als etwa eine Oper pro Monat schaffe ich nicht. Wie heute schon im Thread „Was hört ihr gerade jetzt“ geschrieben, habe ich in den letzten Jahren von Wagners Ring je einen Teil kennen gelernt. Als großer Bewunderer von Gustav Mahler höre ich seine Kompositionen immer wieder, habe aber irgendwann beschlossen, nicht mehr als eine Sinfonie pro Jahr neu kennen zu lernen. Andernfalls hätte ich das Gefühl, dieser wunderbaren Musik nicht gerecht zu werden.


    Ich beneide Menschen, um deren Auffassungsgabe es diesbezüglich besser bestellt ist. ;(


    Alle jene wie auch „Leidensgenoßen“ grüßt
    Lynkeus :hello:

    "Geduld und Gelassenheit des Gemüts tragen mehr zur Heilung unserer Krankheiten bei, als alle Kunst der Medizin." (W.A. Mozart)

  • Für mich gibt es mehrere Gründe, dasselbe Werk wiederholt zu hören, die hier auch zum Teil schon angesprochen wurden:


    1. Schmidts "Das Buch mit sieben Siegeln", Strawinskis "Le Sacre du Printemps" oder Wagners "Parsifal" höre ich z.B. gerne in unterschiedlichen Aufnahmen, da diese Werke zu meinen Lieblingswerken zählen. Zwar hat sich bei "Buch mit sieben Siegeln" Harnoncourts Aufnahme als Favorit herausgeschält, die ich mir daher am häufigsten zu Gemüte führe, aber bei jedem Hören und/oder Wieder-Hören gibt es neue Details und Stärken (oder Schwächen) einer Aufnahme und des Werkes zu entdecken. Das finde ich anregend und spannend. Außerdem kann es auch noch entspannend sein, wenn man ein Werk hört, das sich zu einem "guten Bekannten" entwickelt hat und dem man einfach gerne wieder begegnet. Zudem eröffnet erst das wiederholte Hören für mich die Möglichkeit, in die "Tiefenschichten" eines Werkes (so vorhanden) vorzudringen.


    2. Manchen Werken, die mich neugierig machen, versuche ich mich zu nähern, indem ich verschiedene Aufnahmen davon höre. So z.B. geschehen bei Bruckners dritter Sinfonie. Hat aber in diesem Fall nichts geholfen. Was ich von Bruckner gehört habe klingt mir zu konturlos und interessiert mich (noch?) nicht weiter. Bei Mahler hingegen hat das gefruchtet, wenn hier allerdings auch noch andere Faktoren (Lebenserfahrung) im Spiel sind.


    3. Spannend finde ich es auch, wenn man ein Werk - und hier meine ich nicht nur klassische Werke - in unterschiedlichen Stilen präsentiert bekommt. So gibt es z.B. von RCA zwei Alben "Pachelbel´s greatest Hit", auf denen der berühmte Kanon in immer anderen Interpretationen vorgestellt wird. Das reicht vom Popsong(!) bis zum "modernen" Arrangement. Da ist nicht jede Fassung gelungen, aber die Bandbreite insgesamt ist beeindruckend und eröffnet für das Werk mitunter völlig neue Perspektiven, von denen Pachelbel sicher nicht einmal zu träumen wagte. Ähnliches passiert auf den One-Hit-Alben, die es mal beim 2001-Versand gab. Da hatte man z.B. diverse Interpretationen versammelt, die in ihrem eigenen Stil immer nur einen besonderen Titel spielten. "The Lion sleeps tonight" oder "Bridge over troubled Water" waren z.B. in dieser Reihe vertreten.

  • Ich darf mich auf meinen Beitrag Nr. 25 beziehen.

    Hallo Lynkeus,
    Schuberts Winterreise - mit 25 Jahren einzelne Lieder auf LPs mit div. Ausschnitten - später dann ganz, mit FiDi und Moore die Referenzaufnahme für mich, nicht bei allen Lieder restlos zu frieden, aber insgesamt "aus einem Guss" - und 50 Einspielungen brauche ich bestimmt nicht - ich bin vollauf zufrieden, bei dem einen oder anderen Sänger oder auch Lautenbegleitung einen anderen Klang, eine für ein bestimmtes Lied geeigneter Stimme zu hören - zum Verständnis brauche ich dies aber nicht. Das soll nur ein Beispiel sein, dass es Zeit braucht voll einzutauchen, auch wenn die Musik sofort anspricht und ich sie immer wieder höre.
    Der Nimrod aus den Elgar-Variationen oder Lux aeterna von Morten Lauridsen oder das Chorliederbuch von Distler, um nur wenige Beispiele zu nennen, war Musik, die mich sofort und unmittelbar "elektrisierte" und durch oftmaliges hören sehr vertraut wurde.

    Diese Hörgewohnheit hat bewirkt, dass meine Musiksammlung relativ (im Vergleich zu Sammlungen mancher Taminos) klein, für mich aber groß ist, weil ich mit intensivem Hören nicht nachkomme.



    Hallo Cartmann,
    Mahler nähere ich mich mit großer Vorsicht und denke, noch einiges an Weg vor mir zu haben. Die Frau ohne Schatten werde ich mir, neben wenigen anderen Opern, noch mal intensiv vornehmen, auch wenn ich sonst kein richtiger Opernfreund bin. Manches mal beschleicht mich ein Gefühl, einen musikalischen "Saumagen" zu haben, weil ich von Gabrieli über Bach zu Spätromantikern und dann Steve Reich usw. von Liedgesang über Soloinstrumente, Chormusik, große Orchesterbesetzung und auch noch Orgel sehr viele Musikrichtungen und -stile gern höre.
    Die Stokowski-Bearbeitungen von Bach - nicht oft - aber wenn, dann "na so was", wie klingt denn da Bach, aufregend, aber nicht wegen Bach. Die Bilder einer Ausstellung, ist die Orchesterfassung eine Bearbeitung? Auch eine gute (für mich, wenn das Thema noch erahnbar bleibt) Orgelimprovisation über ein mir geläufiges Thema, keine Bearbeitung, aber eben auch oft weit weg vom Original.

    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Zitat

    Diese Hörgewohnheit hat bewirkt, dass meine Musiksammlung relativ (im Vergleich zu Sammlungen mancher Taminos) klein, für mich aber groß ist, weil ich mit intensivem Hören nicht nachkomme.


    Hallo zweiterbass,


    geht mir genau so.


    Ich liebe die Gesamteinspielung der Beethovensonaten von Gerhard Opitz viel zu sehr, höre mich immer noch intensiv ein, als das ich eine riesen Sammlung verschiedenster Interpreten anlegen möchte.


    Herrlich, solch geliebte Musik zu Hause zu haben!


    Grüße Thomas

  • Die Frau ohne Schatten werde ich mir, neben wenigen anderen Opern, noch mal intensiv vornehmen, auch wenn ich sonst kein richtiger Opernfreund bin. Manches mal beschleicht mich ein Gefühl, einen musikalischen "Saumagen" zu haben, weil ich von Gabrieli über Bach zu Spätromantikern ...


    Lieber Zweiterbass,


    Du tust gut daran, Dir Deinen musikalischen Saumagen mit der Frau ohne Schatten vollends zu verderben. Dürfte ich selbst neben dem Tristan, dem Don Giovanni und dem Boris Godunov eine vierte Oper mit auf eine einsame Insel nehmen, wäre es sicher Die Frau. Schon mit den ersten Takten bist Du in der geheimnisvollen Geisterwelt Keikobads, die Dich für viele Stunden verzaubert und Du wirst alsbald in Ortruds Klage ausbrechen: ich kann nicht fort, hierher bin ich gebannt ...


    Dieser romantische Approach wird Deinem analytischen Geist sicher nicht genügen, doch keine Sorge, auch für den Musiker in Dir findet sich genügend Außergewöhnliches.


    Schon die Instrumentierung nimmt einem den Atem und wenn Dich dann die wundersamen Celliklänge umgarnen läufst du in Gefahr, den Sirenen zum Opfer zu fallen wenn Du nicht Deine Ohren mit Wachs verschließt.


    Tu es nicht, sieh dem Tod ins Auge, denn nach der Frau wirst Du ohnehin nie wieder etwas Anderes hören wollen. (Endlich beim Thema des Threads!)


    Hier noch ein Dank an Christian Thielemann, der in Salzburg sogar die öde Regie des Christof Loy vergessen machte.


    :hello:

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