Erstkontakt zu einem bestimmten Opernwerk

  • Mein erster Beitrag!


    Wie geht Ihr an eine für Euch noch unbekannte Oper heran?
    Klar, hier und da ergibt sich die Gelegenheit, eine CD oder DVD günstig zu erstehen und in einer Mußestunde (oder 2-3en) rezipiert man sie. (Ich fand flugs kein anderes Wort, das Lesen und Sehen gemeinsam abdeckt, "Verkonsumieren" klingt zu sehr nach Supermarkt).


    Mir ist die Geschichte, der die Musik zusammenhaltende Faden, einer Oper sehr wichtig. Das Wie eine Geschichte erzählt wird. Dazu gehört im Opernhaus auch die Ausstattung (Bühne/Kostüme), was ich auf CD (oftmals zum Glück) nicht wahrnehme.


    Bei CD oder DVD reicht mir in der Regel eine Inhaltsangabe aus einem Nachschlagewerk oder dem Netz. Bei DVD habe ich meist die Untertitel.


    Ich meine hier aber das sich Annähern und ganz bewusste Erarbeiten eines Werkes.


    Bei mir ist die Auswahl im ersten Schritt abhängig vom Spielplan der umliegenden Opernhäuser, derer ich hier vier gut erreichbar in der Region habe.
    Hat ein Stück mein Interesse geweckt, besorge ich mir die Karte, eine Gesamtaufnahme auf CD und das Libretto (möglichst Originalsprache+Deutsch). Etwa eine Woche vor Aufführung höre ich bei jeder sich bietenden Gelegenheit die CD (meist Küche oder Auto), am Wochenende vorher lese ich dann das Libretto.
    Das mag sicher übertrieben klingen, doch habe ich gemerkt, dass ich so vorbereitet, die Aufführung zu 100% genießen kann, da ich keine Gedanken ans Nachvollziehen der Handlung mehr verschwenden brauche.

  • Lieber Oranje,


    ich begrüße dich an dieser Stelle. Und schon gleich hast du ein sicherlich interessantes Thema ins Forum gesetzt.
    Ich bin ein Mensch, der sich immer wieder neu für unbekannte Opern interessiert. Wie ich herangehe?
    Nun für eine CD reicht manchmal der Opernführer. Für den Besuch einer Oper oder das Anschauen einer DVD oder Fernsehübertragung meist nicht. Hier versuche ich möglichst das Libretto zu bekommen, um den Inhalt der einzelnen Szenen besser verfolgen zu können. Ich besitze mehrere Opernführer, aber die Schilderungen sind häufig sehr pauschal. In vielen Opernführern findest du auch nur die bekannteren Werke eines Komponisten, obwohl viele der nicht geschilderten Werke ebenso hörenswert sind, wenngleich ihre Melodien häufig nicht den Charakter des Wiedererkennens tragen, weil man sie sonst selten oder gar nicht zu hören bekommt. Der umfangreichste Opernführer mit etwa 2500 Werken ist das große Handbuch der Oper von Heinz Wagner. Hier findest du praktisch alles, dafür aber meist sehr pauschal und auch nicht immer dem Originallibretto entsprechend. In unserem Forum entsteht ein Opernführer, der Szene für Szene nach dem Libretto schildert und inzwischen auch schon einen großen Umfang angenommen hat, so dass du das meiste auch hier finden wirst.
    Untertitel in einer DVD sind sicherlich für das erste Sehen hilfreich, wenn man sie beim zweiten Ansehen abschalten kann. Im Fernsehen stören sie mich meist, weil sie vom Bild ablenken, auf helleren oder buntem Hintergrund häufig nicht oder nur schwer zu lesen sind, manchmal auch wegen der fortlaufenden Handlung schon verschwunden sind, ehe man sie vollständig gelesen hat und oft auch fehlerhaft sind. Darüber hinaus verdecken sie - vor allem in der Totale - in vielen Fällen die handelnden Personen. Bei mir bekannten Opern benötige ich sie nicht, sie stören mich erheblich!! Dabei hätte das Fernsehen durchaus die Möglichkeit, sie für Interessierte über Videotext zuschaltbar zu machen. In dieser Hinsicht habe ich mich schon mehrfach dort bemüht, aber nur einmal eine Antwort erhalten, dass man diese Möglichkeit überlegen wolle, was aber nie geschehen ist.
    Über diese Möglichkeiten hinaus versuche ich aber auch, noch soviel wie möglich über die Hintergründe und die Entstehungsgeschichte des Werkes durch verschiedene Literatur zu erfahren.
    Wenn du dann sehr viel Glück hast - bei vier umliegenden Opernhäusern könnte das vielleicht gelingen - findest du auch mal eine werkgerechte Inszenierung, die Ort, Zeit und Handlung des Werkes nicht verunstaltet. Und dabei wünsche ich dir viel Erfolg! Bei der DVD hast du ja eine größere Wahlmöglichkeit, das Werk so vorzufinden, wie du es gerne sehen möchtest, im Fernsehen leider meist nicht. Ich nehme an, dass du kein Opernneuling bist. Ich habe Neulinge kennengelernt, die den ernsthaften Willen hatten, Opern kennen zu lernen und sich nach den leider inzwischen überall grassierenden Regietheater-Inszenierungen erschrocken wieder abgewendet haben, weil sie sich im Zusammenhang mit den Informationen, die sie sich vorher beschafft hatten, keinen Reim auf das machen konnten, was ihnen dann als das angebliche Werk präsentiert wurde. Zu Recht hast du gesagt, dass du bei der CD die Inszenierung zum Glück oft nicht wahrnimmst.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Um böse Überraschungen zu vermeiden, besuche ich in Deutschland keine Opernpremieren.
    Erst wenn ich die hiesige Presse und die Homepage des Opernhauses (ein Bild sagt auch hier oft mehr als 1000 Worte) ausgewertet habe, schreite ich zum
    Kartenkauf oder aber auch nicht.


    Ein- und ausblendbare Untertitel über Videotext im TV fänd ich wirklich sinnvoll. Das gilt insbesondere für unbekanntere Werke auf Unitel Classica.