Mozarts Klavierkonzerte und ihre Interpreten auf historischen Instrumenten (stereo)

  • Dies ist nun der Nachfolgethread von


    MOZART Wolfgang Amadeus - Seine Klavierkonzerte und ihre Interpreten


    bzw der Parallelthread zu


    2012 - MOZART Wolfgang Amadeus - Seine Klavierkonzerte und ihre Interpreten am modernen Flügel (stereo)


    Hier befassen wir uns ausschließlich mit Aufnahmen auf Originalinstrumenten der Mozartzeit oder deren Nachbauten.
    Wenngleich ich mich im Falle der Mozart Klavierkonzerte eher zu den Interpretationen auf modernem Flügel hingezogen fühle, so lässt sich nicht leugnen, dass auch die "historisierende " Mozartsicht ihre Meriten hat und Details freilegt, die ansonsten verborgen bleiben. Inzwischen ist auch die Anzahl vorhandener Aufnahmen ausreichend um ihnen einen eignen Thread zu widmen. Auch wenn ich weiter oben schrieb, ich würde die "modernen" Instrumente bevorzugen, so handelt es sich doch nur um einen kitzekleinen Vorsprung, der schnell dahinschmilzt, wenn eine erstklassige historisierende Aufnahme im Player liegt...
    Aber es geht hier gar nicht um die Frage "Was ist die bessere Alternative" sondern lediglich: Welche Aufnahmen sind im Handel, welche empfehlenswert - und warum.
    Der Thread entstand vor dem Hintergrund einer derzeit im Entstehen begriffenen Neuaufnahme meines derzeitigen Lieblingspianisten in diesem Bereich Artur Schoonderwoerd.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Viviana Sofronitzky hat zusammen mit Musica Antiqua Collegium Varsoviense und dem Dirigenten Tadeusz Karolak zwischen 2005 und 2006 alle 27 Mozart-Klavierkonzerte für das Label Etcetera eingespielt. Herausgekommen ist die BOX 2011. Sie spielt auf einem Nachbau eines Anton-Walter-Hammerklaviers von Paul McNulty. Für die frühen Konzerte KV 37, KV 39, KV 40, KV 41 sowie KV 107 benutzt sie ein Cembalo von Yves Beaupré.


    Was spricht für die Aufnahmen?

    • Das klein besetzte Orchester, das auf historischen Instrumenten beziehungsweise Nachbauten spielt.
    • Mozart benutzte für seine Aufführungen Fortepiani von Walter. Der Klavier-Klang kommt der Aufführungspraxis Mozarts wohl am nächsten.
    • Viviana Sofronitzky überzeigt mich mit ihrem Spiel. (Sie reist mit ihrem eigenen Instrument zu den Konzerten.)
    • Der günstige Preis für 11 CD-Scheiben.

    Einen Vergleich zu anderen HIP-Aufnahmen kann ich nicht ziehen, da ich keine weiteren Aufnahmen historisierender Aufführungspraxis besitze. (GA auf modernen Flügeln von Brendel, Uchida und Perahia sind bei mir im Regal.)
    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Zunächst mal besten Dank für den Hinweis. Die Szene ist ja wirklich nicht überreich an Aufnahmen mit historisierender Aufführungspraxis. Die Box ist somit auf meiner Wunschliste gelandet, was mich aber nicht davon abhalten wird, mir auch die derzeit im Entstehen begriffene Neuaufnahme mit Schoonderwoerd zuzulegen.


    Hier übrigens die Originalveröffentlichung (zu 79 Euro).


    Und hier ein Bild von ihr (dem Pressebereich ihrer Homepage entnommen)

    http://www.sofronitzki.com/
    Die Namensgleichheit mit dem berühmten Pianisten Vladimir Sofronitzky ist übrigens dadurch gegeben, daß sie seine Tochter ist...... ;)


    mit freundlichen Grüßen aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Eigentlich wollte ich das Finanzielle nur am Rande vermerken. Die "Etcetera"-Aufnahme mit dem gleichen Inhalt ist für Euro 27.99 erhältlich. Die Originalausgabe kostet Euro 79.99. Das macht eine Preisdifferenz von satten Euro 52.-!


    Dafür sind auf jpc bei der teureren Veröffentlichung die Hörschnipsel reichhaltiger. ;)
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  • Ich weiß nicht, ob dies die erste hip-Gesamtaufnahme der Mozartkonzerte war. Ich habe sie damals für teures Geld erstanden und viele viele Male gehört. Für mich ist sie eine Referenzeinspielung. Eine erfrischende, transparente und lebendige Darbietung mit dem brillianten Malcolm Bilson in ausgewogenem Zusammenspiel mit den pointiert musizierenden The English Baroque Soloists unter Leitung von John Eliot Gardiner.




    Wolfgang Amadeus Mozart:
    Sämtliche Klavierkonzerte
    Nr. 5-27;Rondos KV 382 & 386
    Nicht enthalten sind die Konzerte Nr. 1-4, die
    Arrangements von Sonaten anderer Komponisten
    sind. In dieser Ausgabe enthalten sind die KonNr. 7 F-dur KV 242 f. 3 Klaviere & Nr. 10 Es-dur
    KV 365 f. 2 Klaviere und Orchester.
    Künstler: Malcolm Bilson (Hammerklavier),English Baroque Soloists, John Eliot Gardiner (mit Robert Levin bei KV 242 & 365 sowie Melvin Tan bei KV 242)


    Leider gibt es sie nicht mehr in der damals erhältlichen Box mit dem schönen Blumenmuster, dafür ist sie inzwischen erheblich billiger.
    An dieser Einspielung gefällt mir die Ausgewogenheit. Die englische HIP-Tradition - z.B. auch bei Pinnock und The English Concert - musiziert weniger schroff. Kontraste werden deutlich wahrnehmbar, aber sie bilden in ihrem Zusammenspiel eine wunderbare und lebendige Harmonie. Hier in dieser Aufnahme inszeniert sich nicht der Solist und das Orchester macht ein wenig Hintergrundgefidel, sondern Orchester und Solist sind gleichberechtigte Partner.


    Für mich ist dies neben einzelnen Aufnahmen die schönste Gesamteinspielung. Ich bin aber neugierig auf neuere Aufnahmen und werde diesen Thread stets offen und belehrbar gern weiterverfolgen.


    Freundliche Grüße von der Nordseeküste, Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Gardiners Einspielung der Mozart Sinfonien liebe ich. Ich habe mir die Box mit den Klavierkonzerten bestellt und bin gespannt, ob Gardiner mit den English Barock Soloists auch hier mir neue Wege weist. Die Hörschnipsel vermitteln mir, dass das Orchester differenzierter und mit grösserem Klang seinen Part bestreitet. Die Phrasierungen der Holzbläser sind lebendiger als in den Sofronitzky-Einspielungen, die in ihrem Gesamt-Charakter auf mich intimer wirken.


    Welches Hammerklavier stand Bilson zur Verfügung?
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  • Diese Aufnahmen der "Archiv Produktion" waren in der Tat vermutlich die erste Gesamtaufnahme auf "Originalinstrumenten"
    Das Projekt wurde 1984 gestartet und jährlich erschienen in loser Folge 1 bis 3 Neuaufnahmen.
    Die Serie war als Prestigeobjekt zu Mozarts 200. Todestag gedacht - und entsprechend groß war die
    PR für diese Aufnahme. Man hatte in der Tat an nichts gespart. Mit John Eliot Gardiner und "the English Baroque Soloists"
    hatte man das Vorzeigeorchester für "historische Interpretationen" von Philips übernommen.
    Malcolm Bilson war der Pianist der Aufnahme. Für die Konzerte mit mehreren Klavieren wurden Robert Levin, bzw Melvyn Tan aufgeboten.
    Das Besondere aber war, daß Bilson auf einem Nachbau von Mozarts Klavier ( Das Original befindet sich heute in Salzburg, Mozarts Geburtshaus, Getreidegasse), gefertigt vom Spezialisten Derek Adam spielte. Der Besitzer dieses Prunkstücks,
    Christopher Hogwood - auch er wird in diesem Thread noch Erwähnung finden - hat es für diese Aufnahme des konkurrierenden Labels (!) zur Verfügung gestellt.


    Das Cover war jeweils eine colorierte botanische Darstellung von Maria Sibylla Merian (1680)
    Ich besitze heute 6 CDs aus dieser Serie (=12 Klavierkonzerte). Ich habe die Serie nicht vollendet, weil die
    Tonträgerfirma die Serie schneller vom Markt nahm als ich gedacht hatte....



    Zitat

    FonoForum 6 / 85: "Wieder ist ein Gewinn an Lebendigkeit in der Artikulation gegenüber den meisten bekannten Aufnahmen nicht zu überhören." FonoForum 1 / 88: "Wer bereit ist, zuzuhören, und sich auf die Andersartigkeit einzulassen, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Der verwendete Hammerflügel, Mozarts eigenem Konzertflügel nachgebaut, widerlegt alle Vorurteile, die man gegen dieses Instrument gemeinhin hat. Der zarte Ton verleiht der Solostimme eine Intimität, zu der ein moderner Konzertflügel nicht fähig ist. Es ist der Charme der Zerbrechlichkeit, der den Klang des Hammerflügels charakterisiert un der verhindert, dass der Solopart zur Demonstration von grandioser Selbstdarstellung und Machtanspruch des Virtuosen wird, wie das in der Konzertliteratur des 19. Jahrhunderts zunehmend der Fall ist." FonoForum 8 / 88: "Hier werden stilistisch hieb- und stichfeste Interpretationsmöglichkeiten brillant, in geradezu idealer Weise demonstriert. Das zeigt sich ungeschmälert durch klangliche Transparenz."


    Nicht alle Kritiken waren so enthusiastisch, wie jene aus dem Fonoforum. Es wurde gelegentlich die Balance zwischen Orchester und dem "zirpenden " Instrument bemängelt, ebenso wie man Bilsons Spiel irgendwo als "akademisch" , "trocken" und "uninspiriert" bezeichnete.(aus dem Gedächtnis zitiert) In der Tat stieß die Aufnahme auf wenig Gegenliebe bei der sammelnden Mozartgemeinde - die Zeit war einfach noch nicht reif dafür.


    Wenn ich heute die in meinem Eigentum befindlichen CDs anhöre, dann gefallen sie auch mir heute wesentlich besser als vor etwa 25 Jahren.......


    mit freundlichen Grüßen aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • 612V8JJ4PWL.gif


    identisch mit dieser Box



    Diese Gesamtaufnahme (in der Blumenbox) besitze ich schon längere Zeit und es ist für mich die Referenzaufnahme der Mozartschen Klavierkonzerte auf historischen Instrumenten.
    Das original Hammerklavier werde ich mir bei meinem diesjährigen Salzburgbesuch ansehen,ich komme zwar jedes Jahr an Mozarts Geburtshaus vorbei,betrete es jedoch seltener.Ähnlich ergeht es mir mit Beethovens Geburtshaus in Bonn.
    Mozarts Klavierkonzerte begleiten mich mein ganzes Leben lang,ich höre sie oft und gerne.
    Allerdings am liebsten auf dem modernen Flügel von Perahia gespielt.

    mfG
    Michael

  • Zitat

    Diese Gesamtaufnahme (in der Blumenbox) besitze ich schon längere Zeit und es ist für mich die Referenzaufnahme der Mozartschen Klavierkonzerte auf historischen Instrumenten.


    Das ist kein Wunder. Es war jemand Forenfremden vorbehalten, die Ursache dafür herauszufinden. Und er hat es in EINEM Satz treffend auf den Punkt gebracht, wenngleich das Statement nicht ganz jugendfrei sein dürfte.



    Zitat

    Gardiner und Bilson haben die Musik kräftig von Schmelz und Pathos entlüftet, so dass Mozart ungeschminkt alles offenlegt.


    Na bitte !!
    Und warum fällt sowas niemand hier im Forum ein???


    (Hoffentlich gab es beim Entlüften keine schlechten Düfte. Der Satz von Hanslick in Bezug auf ein Werk von Tschaikowsky, das er als "stinkende Musik" bezeichnete, erscheint mir nun in einem anderen Licht)
    :hahahaha:


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Allerdings am liebsten auf dem modernen Flügel von Perahia gespielt.

    Die Aufnahmen mit Bilson habe ich zwar auch, aber Steinway oder Bösendorfer gefallen mir besser. Am liebsten Perahia auf einem Steinway.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Ich habe die mit Immerseel und seiner Anima Eterna:



    Da ich nichts daran auszusetzen habe, kann ich auch nicht viel dazu sagen ... :D
    Ich könnte immerhin zwei Konzerte mit der Bilson/Gardiner-Version vergleichen.

  • Ich muß an dieser Stelle eine Korrektur anbringen
    Im Beitrag 7 dieses Threads schrieb ich:


    Zitat

    Das Besondere aber war, daß Bilson auf einem Nachbau von Mozarts Klavier ( Das Original befindet sich heute in Salzburg, Mozarts Geburtshaus, Getreidegasse), gefertigt vom Spezialisten Derek Adam spielte. Der Besitzer dieses Prunkstücks,
    Christopher Hogwood - auch er wird in diesem Thread noch Erwähnung finden - hat es für diese Aufnahme des konkurrierenden Labels (!) zur Verfügung gestellt.


    Das stimmt nur teilweise


    Der Derek-Adam Flügel ist (laut CD.Booklet) in der Tat ein Nachbau eines Walter Flügels,
    aber es ist nicht explizit angegeben, daß er den Original-Mozart-Flügel aus Salzburg zum Vorbild hatte.
    Zudem wurde das Instrument offensichtlich nur für einen Teil der Konzerte eingesetzt, denn die Mehrheit
    der Aufnahmen bringt im Booklet folgenden Hinweis:



    Instrument: Philip BELT, New Haven (USA)
    nach Mozarts Konzertinstrument (nun in Mozarts Geburtshaus, Salzburg)
    gebaut von Anton Walter, frühe 1780er Jahre


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Arthur Schoonderwoerd und seine 16 Mitmusiker des Christofori Ensembles haben
    Wolfgang Amadeus Mozarts Klavierkonzerte Nr. 18 KV 456 B-Dur & Nr. 19 F-Dur KV 459
    für ihre Gesamtaufnahme eingespielt. Schoonderwoerd spielt auf einer Kopie eines Fortepianos nach Anton Walter 1782. Mozart besass seit 1782 ein solches Instrument mit Hämmern aus Ahorn im Bass und aus Lindenholz in der Tenor und Diskantlage, die unbeledert waren.
    Schoonderwoerd geht von der Annahme aus, dass Zitat "die Klangästhetik Fortepianos zwischen 1750 und 1790 näher beim Cembalo gelegen haben muss als ursprünglich angenommen wurde. Viele der zunächst unbelederten Instrumente wurden um 1800 mit Leder versehen und an den neuen Modetrend angepasst."
    Für KV 459 wurden noch Trompeten- und Paukenstimmen geschrieben, da sie im eigenhändig erstellten Werkverzeichnis Mozarts vermerkt sind. Die Stimmen scheinen verloren gegangen zu sein, da sie, wie es damals üblich war, ad libitum gespielt wurden, und daher nicht in der Gesamtpartitur vermerkt waren.


    Ein spannendes Hörerlebnis, weil a) das Orchester plus Fortepiano-Spieler nur aus 17 Musikern besteht und jede Stimme zu orten ist, b) der Klang des Fortepianos sehr weit von dem eines modernen Flügels entfernt ist, c) die Bläser in einen Dialog treten und d) die Hörerwartungen ständig in eine andere Richtung gehen. Arthur Schoonderwoerd und seine Mitmusiker prüfen während den Aufnahmesitzungen wie die verwendeten Instrumente klingen und zum Gesamtklang passen. In KV 459 wurde diskutiert, ob Trompeten in F oder C verwendet werden sollen und wie die Pauken gestimmt werden sollen. Im Booklet ist die gefundene Lösung genau dokumentiert und begründet.


    Zuvor hatten Arthur Schoonderwoerd und das Christofori Ensemble mit den Klavierkonzerten Nr. 20 d-moll KV 466 & Nr. 21 C-Dur KV 467 die erwähnte Gesamtaufnahme begonnen.

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  • Zitat

    kurzstückmeister: Ich habe die mit Immerseel und seiner Anima Eterna. Da ich nichts daran auszusetzen habe, kann ich auch nicht viel dazu sagen.

    Dann hast du wahrscheinlich auch kein Livekonzert in dieser Besetzung miterlebt, lieber kurzstueckmeister. Mir wurde vor einigen Jahren in der Essener Philharmonie dieses "Vergnügen" zuteil.
    Obwohl ich in meiner gewohnten 10. Reihe Mitte saß, konnte ich in den Tutti Immerseel nur spielen sehen, nicht hören. In den Solopassagen konnte ich dann hören, dass er "sein" Instrument (es war in der Tat seines aus seiner Privatsammlung), sehr wohl beherrschte, aber in den Tutti mit dem zwar kleinen Kammerorchester Anima Eterna, das gleichwohl ungeheuer kraftvoll aufspielte, hatte das Instrument keine Chance, gehört zu werden. Vielleicht war es dem Maestro ja genug, es selbst zu hören.
    Wenn du es in deinen Aufnahmen gut hören kannst, ist es sicherlich nur der Aufnahmetechnik zu verdanken. Aus diesem o.a. Grund habe ich vor vielen Jahren nach einer CD (Beethoven KK, Robert Levin, Sir John Eliot Gardiner) darauf verzichtet, die weiteren zu kaufen.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Lieber William B.A.


    Deine Enttäuschung kann ich verstehen. In einem grossen Saal würde ich mir ein Mozart-Klavierkonzert mit einem historischen Instrument mit historischer Besetzung nie anhören wollen, schlicht aus der Tatsache heraus, weil diese Musik nicht für eine Aufführung in grossen Räumen geschrieben wurden. Nur eine Aufführung in einem kleinen Raum kommt in Frage.


    Arthur Schoonderwoerd gibt wichtige Informationen, wo die Werke und mit welchem Instrument uraufgeführt wurden:


    Zitat aus dem Booklet-Text des Konzertes KV 466 der Schoonderwoerd-Aufnahme:
    "Am heutigen Neuen Markt in Wien befand sich der "Saal zur Mehlgrube", wo sich seit Beginn des 18. Jahrhunderts im ersten Stock ein Tanzsaal befand - 17 Meter lang, 8,5 Meter breit und mit einer knapp fünf Meter hohen Decke. Mit über 150 zahlenden Gästen und mindestens 17 Orchestermusikern, einem Pedalpianoforte von beinahe drei Metern Länge und einem Pianoforte von 2,2 Metern darauf, muss das Publikumm bei der Uraufführung des Klavierkonzertes KV 466 am 11. Februar 1785 sehr dicht am Orchester gesessen haben. Während der Akademie am 10. März 1785 im Burgtheater wurde für das Klavierkonzert KV 467 das gleiche Pedalpianoforte verwendet. Das Theater "à italienne" mit einer Fläche von fast 220 Quadratmetern und einer Höhe von 18 Metern hatte Zeitgenossen zufolge eine dumpfe Akustik, und im Orchestergraben (3,5 x 8,5 Meter) war wenig Platz für das Orchester. Im Parterre waren Sitz- und Stehplätze, und inklusive der Logen bot das Theater Platz für 1400 Menschen. Am 10. März 1785 waren jedoch lange nicht so viele Zuschauer anwesend!
    Aus Leopolds Briefen wissen wir, dass Mozart kurz vor Beginn seiner Konzertserie in der Mehlgrube ein Pedalpianoforte gekauft hatte. Dadurch sass er etwas höher und befand sich auf gleicher Höhe wie seine stehenden Orchestermusikerkollegen. Die Continuo-Partie der Konzerte konnte er mit der linken Hand und beiden Füssen spielen, wodurch er mit seiner rechten Hand hier und da an heiklen Stellen den Takt schlagen konnte.
    Leopold schreibt am 12. März an Nannerl: "...deines Bruders pianoforte ist wenigst 12 mahl seit dem ich hier bin, aus dem Haus ins Theater oder in ein andres Haus getragen worden. Er hat ein grosses Forte piano pedale machen lassen, das unterm flügel steht und um 3 spann länger ist, alle Freytage auf die Mehlgrub getragen wird und auch zum Gr. Czizci und Fürst Kaunitz getragen wurde." Zitat Ende
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  • Zugreifen und kaufen!


    lg moderato

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  • Die begonnene Gesamtaufnahme Arthur Schoonderwoerds der mozartschen Klavierkonzerte ist ins Stocken geraten. Neben diesen vier sind in Beitrag 13 zwei weitere erwähnt. Sechs CDs hat er mit dem Ensemble Christofori aufgenommen. Die Booklet-Texte Schoonderwoerds sind mir eine wichtige Informationsquelle.


    2017 erschien die letzte Aufnahme. Ich bedaure, dass das belgische Label Accent keine weiteren herausgegeben hat.


    Ich habe mich informiert: Das Label besteht immer noch und informiert auf sozialen Medien über die Neuerscheinungen. Es kann somit nicht sein, dass das Label eingegangen ist. Es müssen andere Gründe sein, weshalb keine Aufnahmen mehr erschienen sind.

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  • Ich möchte noch auf die Einspielungen von Kristian Bezuidenhout aufmerksam machen. Er spielt einen Hammerflügelnachbau von Paul McNulty nach einem Hammerflügel von Walter & Sohn aus dem jahre 1805 aus Wien. Der Flügel hat einen recht vollen Klang, obwohl er sich durchaus deutlich von dem heute üblichen Konzertflügelklang abhebt und intimere Stimmungen (alle natürlich wohltemperiert :)) sehr gut wiedergeben kann.


    Das Freiburger Barockorchester unter Petra Müllejans oder Gottfired von der Goltz spielt einen Antonini-Stil, der mir aber durch die klangliche Differenzierung sehr apart vorkommt. Es gibt momentan drei Scheibchen






    Neben "Jenamy" und anderen dann eher späteren Werken sind mit K 413-415 auch schon etwas seltenere Perlen eingespielt. Ich hoffe sehr, dass Bezuidenhout seine Reihe noch komplettieren kann ....


    Youtube liefert eine Live-Vorstellung mit Bezuidenhout und Müllejans von Mozarts Konzert in G-Dur KV. 453