Französische Orgelmusik Dubois

  • Hallo,


    Theodore Dubois, 1837 - 1924


    Zur Biographie, wie gewohnt, verweise ich auf Wikipedia; eine Ausnahme, da bedeutsam: 1859 (bis 1877?) Chordirigent an Ste-Clotilde, während dort César Franck die große Orgel spielte. Es ist eine pure Vermutung oder Unterstellung, dass dieser Umstand dazu beigetragen haben könnte, dass seine Orgelwerke sich im "kleinen Format" bewegen und von den Werken Francks oder den von Guilmant m. E. doch ziemlich weit entfernt sind.


    Es gibt hier im Forum einen 6 Beiträge umfassenden Thread "Theodore Dubois", der wenig aussagt, bis auf:
    In Beitrag Nr. 5 von "Davidoff" (gesperrt) werden 5 CDs mit dem gesamten Orgelwerk vorgestellt, von denen ich Volumen II, III und habe.
    Außerdem postete bis Febr. 2011 ein Mitglied "Karsten", Organist.
    Hallo Karsten, magst Du Dich an den Threads "Französische Orgelmusik" beteiligen? - ein Organist (oder mehrere) mit ihren speziellen Kenntnissen wären sehr gefragt und erwünscht.



    Es gibt auf allen 3 CDs kleine Stücke für Harmonium bzw. Orgel ohne Pedal, die ich "überspringe". Auf allen 3 CDs spielt Hans-Dieter Karras auf der Cacvaille-Coll-Orgel der "Madeleine", Paris, an der Dubois von 1877-1896 Organist war.






    Es macht zuviel Arbeit, dass ich für die z. T. "kleinen Charakterstücke" die Noten runterlade - ich werde also nur nach dem Gehör zu den Stücken für Orgel Stellung nehmen.


    Warum ich nun mit dem Vol. III beginne, liegt daran, dass ich im Booklet von Vol. II las, dass die dort genanten 12 Orgelstücke aus 1886 die Höhepunkte seines Schaffens sind und diese an den Schluss stelle.


    Nun also die 12 Orgelstücke von 1893, Volumen III:


    1. Präludium und Fuge
    Das nicht sehr prägnante und wenig einprägsame Thema des Präludiums wird nach ca. 45 Sek. Spielzeit rhythmisch variiert, was sich zum Ende wiederholt. Das Fugenthema 2.28 bis 2.45 ist relativ lang, aber einprägsamer, was nicht daran liegt, dass es nat. einstimmig vorgestellt wird. Während bis zum 3. Fugeneinsatz warme Orgeltöne erklingen, kommt mit dem 4. Einsatz das Register "große Orgel", was eine ziemlich abrupte Klangveränderung ergibt, die aber rasch zurückgenommen wird. Die Struktur des Fugenfortgangs ist gut zu verfolgen, wieder "große Orgel", das Ende läuft einen Orgelpunkt hinaus.


    2. Chant Pastoral
    Ob es sich dabei um ein kirchlich-pastorales oder ein ländlich-pastorales Lied handelt, bleibt offen. Das Thema ist, rechts auf 4-Fuß(?)-Oboenregister, gut erkennbar, aber nicht sehr einfallsreich, während links und Pedal wohl in 8-Fuß Flöten- und Violon(?)register erklingen. Im Mittelteil wechseln die Register in höhere Tonlagen, um dann wieder, mit rhythmischen Veränderungen, in die anfängliche Klangfarbe zu wechseln.


    3. Cortege Funebre (Beerdigungsprozession)
    Ein recht markantes, rhythmisch pointiertes Thema wird in ziemlich herben Registern vorgestellt. Nach einer Pausen-Fermate höre ich Register die Aliquot- und Schwebungsregister sein könnten, der Klangeindruck ist weit weniger aggressiv als zu Anfang. Dieser Klangfarbenwechsel wiederholt sich mehrmals, dann kommt auch noch ein sehr langsamer Tremulant hinzu, was zu einem ruhigen Klang führt.


    4. La Fete-Dieu (Fronleichnam)
    In hohen Flötenregistern wird rechts ein einfaches Thema vorgestellt, während das Pedal in 16-Fuß einen sehr ruhigen, aber umso kontrastreicheren Part spielt, was ein insgesamt verhaltenes Dahinfließen ergibt. In der Folge kommt etwas mehr Bewegung, was auch den Austausch der Melodie rechts, links, Pedal betrifft, rechts bleibt aber bestimmend. Wie in Nr. 1 kommt dann ein sehr abrupter Wechsel in "große Orgel", der fast "verstörend" wirkt, was dann stark zurück genommen wird in hohe Register mit schnellem Tremulant. Der wiederholte Klangfarbenwechsel wirkt dann jedoch weniger überraschend, was dann in eine rhythmisch sehr pointierte Variante mündet, die besonders auch durch das Pedal wirkt. Bis zum Ende wird das sehr abwechslungsreiche Klangfarbenspiel beibehalten.


    5. Canon
    Das 3-minütige Stück(chen) ertönt in einer einheitlichen Registrierung.


    6. Alleluia
    Das Thema wird mit vollem Orgelwerk, rhythmisch straff strukturiert vorgetragen; zwischen den Wiederholungen werden rechts sehr hohe Klangmotive (Glockenregister?) eingestreut. Der Mittelteil nimmt den Vorwärtsdrang und die überschäumende Klangpracht durch die Variationen etwas zurück. Doch mit der Wiederholung des Anfangs kehrt, auch durch die diversen Harmonikvariationen kaum zu unterbrechen, die "Prachtstimmung" zurück.


    7. Noel
    Über einem bordunartigen Pedal erklingt eine dadurch uneinheitlich wirkende Melodie; das ändert sich sehr zum Wohlklang, wenn das Pedal zur Akkordbegleitung übergeht und auch die Registrierung zu einem einheitlichen, warmen Klangbild wechselt. Überraschend mag klingen, dass das Stück sich im Tongeschlecht nicht festlegt, erst in den letzten Takten.


    8. Fiat Lux
    Über einem Klangteppich in tiefen und hohen Lagen ist eine Melodie/Thema anfangs nur schwer zu erkennen; erst gegen Ende bricht das Thema machtvoll hervor.


    9. In Paradisum
    Bis zu Hälfte des Stückes "schwebt über sanften, weichen Orgelklängen links und Pedal eine überirdisch schöne Melodie in einem hohen Schwebungsregister mit noch dazu deutlichem Tremulant". Ja, so stellt man sich das Paradies vor (ein klein wenig Spott muss auch mal sein).
    Ein wenig erinnert es an das Paradisum im Requiem von Faure. Im 2. Teil entschwebt der Klang z. T. ganz in höhere Sphären/Register ohne Pedal um zum Ende in einem großen Tremulant im Pedal auszuhauchen.


    10. Offertoire (Vorbereitung zur Wandlung)
    Wie Nr.7 schwankt das Tongeschlecht, wobei das Thema gut erkennbar bleibt. In der Mitte des Stückes sind für mich von/für Dubois ungewohnte, ja sehr ungewöhnliche Modulationen und Akkordfolgen zu hören. Und dann kommt wieder, wie schon zuvor öfter, ein nicht angekündigter, fast brutaler Klang- und Registerwechsel (warum Dubois so verfährt? - vielleicht erhöre ich noch die Gründe?). Der vorletzte Takt noch düsteres Moll in f, dann endet das Stück in einem lang ausgehaltenen Dur-Akkord in pp.


    11. Theme Provencal Varie (ob das etwas mit dem südfranz. Dialekt zu tun hat?)
    Das sehr eingängige rhythmisch markante Thema wird rechts, links, Pedal vorgestellt, wiederholt und, wie in der Überschrift angedeutet, oftmals variiert. Auch hier wieder ein sehr reicher und überraschender Register- und Klangwechsel.


    12. Marche Triomphale
    Ohne Registerwechsel, nur mit Schwellereinsatz, ertönt das ganze Stück mit vollem Orgelwerk. Dabei meine ich, das Thema etwas trivial zu hören?


    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Hallo,


    auf der CD Volumen V ist neben den 9 Stücken für Harmonium, auf die ich nicht eingehe, zu Anfang


    Offertoire pour la Fete de l'Ascension (1902)
    Anstelle meiner eigenen Gedanken zitiere ich hier nun mal ausnahmsweise aus dem Booklet:
    "Dieses…majestätische Stück…ist das einzige Musikstück in seinem Schaffen, das von einem unter dem Titel angegebenen lateinischen Vers (Ascendit Deus in jubilatione et Dominus in voce tubae, Alleluia) inspiriert wurde, der dem an diesem Festtag für den Gesang des Offertoriums angewendeten Text entnommen wurde. Das erste Thema besteht aus einer Skala von 6 aufsteigenden Noten, unter denen der Komponist die ersten zwei Wörter des o.g. Verses angegeben hat. Indem sich akkordische und kontrapunktische Passagen abwechseln, entwickelt sich das Stück in einer sehr weiten Struktur. Nach einem kurzen Fugato über das zweite Thema ist im Hauptteil bei den mit Zungen des Recit auszuführenden repetierten Akkorden die Anmerkung "Trompettes celestes" verzeichnet, was wahrscheinlich einen Verweis auf den Klang der himmlischen Chöre darstellt. Das Werk ist mit ca. 7 Minuten eines der umfangreichsten Stücke von Dubois…"



    Nun aber die 10 Orgelstücke von 1921:


    1. Entree
    Es beginnt mit einem einfachen, nicht sehr einfallsreichen, einstimmigen Thema, was dann, im Eingangsregister, etwas variiert wird um dann, wie schon öfter bei Dubois, sehr überraschend in ein sehr grell klingendes Register zu wechseln, mit etwas unmotivierten Kadenzen, woran sich bis zum Ende nicht viel ändert, von der Themawiederholung abgesehen.


    2. Piece canonique
    Das kleine, kurze Thema wird, auch wieder einstimmig, vorgetragen, links und im Pedal wiederholt und kanonartig zu Ende gebracht.


    3. Deploration
    Das Thema (in Moll) erklingt, einer Klage (Überschrift) entsprechend, in sehr dunklen Registern, in tiefer Lage und abwärts führend, wiederholt in einem 32-Fuß Register endend, kaum mehr hörbar. Dann deutlich registriert wiederholt und erneut wiederholt in einer einen Ton höheren Sequenz. - wie auf die Klage aufmerksam machend - und im Pedal z. T. gegenläufig zu rechts mit deutlichen Dissonanzen. Es folgt eine Variation in sehr hohem Register und undeutlichem Tongeschlecht. Das "Klagethema" wird dann mehrmals moduliert wiederholt, endend in Moll.


    4. Pastorale
    Fast möchte ich dies als "freie Improvisation" bezeichnen - ob die mehrmalig Wiederholung des "Themas" dem entgegensteht? Die Registrierung finde ich für eine Pastorale stimmig.


    5. Prelude
    Hier werden zwei Themen kurz vorgestellt und in Folge dann gemeinsam verarbeitet und in verschiedenen Registrierungen wiederholt. [Ob die Orgel restauriert wurde und dabei Pfeifen ausgetauscht wurden, die sich nicht ganz dem übrigen Orgelklang anpassen?]


    6. Fuge
    Ein unspektakuläres Thema wird ebenso unspektakulär zu einer Fuge verarbeitet.


    7. Evocation
    Das Thema erklingt, jeweils unmittelbar aufeinander folgend, in verschiedenen Registrierungen, Tonarten, Tonlagen, rechts, links Pedal - quasi als musikalische Betrachtung des Motivs unter verschiedenen "Gehör"punkten.


    8. Introduktion-Fantaisie; Fughetta et Coda
    Die einminütige Introduktion ist eine nur leicht variierte laufende Wiederholung eines kleinen Themas - die ebenfalls einminütige Fantasie fällt ziemlich aus dem Rahmen des bislang gehörten, sowohl vom "Thema" (ob man diese "Linie" als Thema bezeichnen kann? - wahrscheinlich wollte Dubois als Fantaisie eben kein Thema), als auch von der Registrierung und der Rhythmik. Das markante "Fugen"thema wird allerdings nur zu einer nur knapp 1½-minütigen Fughetta verarbeitet [schade]. Die knapp 2½minütige Coda bringt episodenhafte Aufzählungen verschiedener Themenbruchstücke.


    9. Imploration
    Hat große Ähnlichkeit mit der Nr. 3, endet jedoch in Dur.



    Wer von den Stücken 1 - 9 dieser CD bislang enttäuscht ist, dem geht es wie mir. Aber ich kann versprechen, dass die Werke der nächsten CD, auf Vol. II, dafür entschädigen.



    10. Sortie
    Der "Ausgang" beginnt ungewöhnlich rhythmisch betont, Allegro assai (?), ein gut hörbares Thema in Dur, Register Große Orgel (?). Dann kommt rechts in hoher Lage ein bedächtiges Thema, allerdings dazu im Pedal ein unruhiges Motiv, das dann aber auch auf links und recht übergreift in einem markant abgehobenen Register. Das Eingangsthema wird wiederholt und das Stück klingt fast fanfarenartig in Dur aus. [Diese 10 Orgelstücke waren die letzten Kompositionen des 84-jährigen Dubois, der 25 Jahre zuvor sein Organistenamt aufgegeben hatte und mit 87 Jahren verstarb. Es mag Jeder/m anheim gestellt sein, "Sortie" in Verbindung mit seiner Lebenssituation zu sehen und eigene Gedanken dazu zu haben.]


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Hallo,


    dies ist von mir der vorletzte Beitrag zu Dubois und ich komme nun zur CD Volumen II.


    Nr. 1 Entree, F-Dur
    Im Register Große Orgel wird das einfache, leicht hörbare, einprägsame Thema vorgestellt und gleich wiederholt. //:Es folgt eine Verarbeitung mit Flöten- und Celloregister 8-4-Fuß(?) und dann ein plötzlicher Wechsel (m. E. oft bei Dubois) auf ziemlich scharf klingende Register und die Wiederholung der Anfangstakte/Thema auf Großer Orgel.:\\ Die Wiederholung in anderen Registern mündet dann in einer breit und mächtig angelegten Themawiederholung.


    Die Stücke für Harmonium überspringe ich wieder.


    Entgegen meiner Aussage im 1. Beitrag zu Dubois habe ich für die 12 Stücke für Orgel (1886) nun doch die Noten herunter geladen und werde etwas ausführlicher auf diese Stücke eingehen.
    [Alle Orgelstücke von Dubios haben für mich mehr den Charakter zum Gebrauch im kirchlichen Rahmen - Messfeier/Hochamt usw. - im Vergleich zu Franck und Guilmant.]


    Nr. 5 Prelude, F-Dur, Moderato, ¾, (Viertel=84)
    (Registrierung: Solostimme 8-Fuß, Flöte 4-Fuß, getrennte Zungenregister - Positif wie vor ohne Zungen - Große Orgel 8-Fuß, bis hier alle koppelbar - Pedal 16- und 8-Fuß)
    [Nachfolgendes ist keine Kritik: Ich drücke nur mein Bedauern aus, dass es in einem musikalischen Forum nicht möglich ist, selbst allerkleinste Notenbeispiele zu bringen, 1, 2, 3, 4 Takte. Deswegen kommt nun eine langatmige verbale (verständliche?) Erklärung, für die man mit Noten 1 Zeile bräuchte und gleichzeitig auch verständlich wäre.]


    Das Thema wird links von 0.00 bis 0.05 /1-2/ vorgestellt und rechts von 0.06 bis 0.10 /3-4/ wiederholt, aber: Das 1. Achtel im 2. Takt links ist die Fortsetzung des Themas (Bindebogen!) was im 1. Achtel der 4. Taktes rechts (was man sehen kann, wenn man wenige Takte Noten einstellen könnte) auch (kaum) hörbar ist - gleichzeitig ist dieses Achtel aber auch links in der 2. Stimme von 0.03 bis 0.05 /2/ das 1. Achtel eines Motivs , das von 0.05 bis 0.10 /3-4/ zwei mal wiederholt wird. Das Pedal hat einen 4-taktigen Orgelpunkt.

    Dieses sehr kurze Thema und das noch kürzere Motiv wird bis 0.50 /20/ variiert und dann geradezu atomisiert, in noch kleiner Teile zerlegt und auf rechts, links und Pedal verteilt verarbeitet. [Ich habe ständig "Themenfetzen" im Ohr, ohne jedoch Klarheit zu haben.] Dazu werden die Register laufend zwischen rechts, links und Pedal vertauscht [quasi ein verwobener Klangteppich] und die Grundtonart F-Dur wechselt häufig in benachbarte Tonarten auch in Moll. Ab 3.31 /76/ Wechsel in scharfe Zungenregister und Wiederholung der Anfangstakte /1-4/ und weitere Bearbeitung. Bei 4.13 /92/ zurück zur Anfangsregistrierung und ruhiger Ausklang.



    6. Offertoire, E-Dur, Andante espressivo, ¾ (Viertel = 66)
    (Registrierung: Solostimme Flöte 8-Fuß-Schweberegister, auch Trompete - Positif 8-Fuß Flöte - Große Orgel Flöte und Weidenpfeife 8-Fuß - Pedal 16- und 8-Fuß)


    Das 1. Thema wird rechts von 0.00 bis 0.10 /1-4/ in der Solostimmevorgestellt; von 0.11 bis 0.23 /5-8/ erklingt ein 2. Thema und von 0.24 bis 0.33 /9-12/wird Thema 1, auch rechts, im Positif wiederholt und bis 0.52 /20/ verarbeitet. Von 0.53 bis 1.05 /21-24/ kommt Thema 3 anfangs im Schwebungsregister und wird verarbeitet bis 2.24 /52/. Vo 2.25 bis 2.32 /53-56/ wird Thema 1, von 2.33 bis 2.42 /57-60/ Thema 2 wiederholt und verarbeitet bis 3.11 /72/. Von 3.12 bis 3.42 /73-84/ wird Thema 3 im Schwebungsregister wiederholt. Von 3.43 bis 3.58 /85-89/ kommen Teile des Themas 1 links [wie zur Erinnerung]. Ab 3.59 /90/ wird das Thema 2 in Erinnerung gerufen und im Schwebungsregister ab 4.26 /199/ klingt das Stück in pp aus.



    7. Toccata, G-Dur, Allegro, 2/4 (Viertel = 112)
    (Registrierung einheitlich rechts, links, Pedal und über das ganze Stück Große Orgel ab 16-Fuß aufwärts.)
    Die Toccata gilt allgemein als das bekannteste Werk Dubois'.
    [Nicht nur wegen der einheitlichen Registrierung, auch wegen des vorantreibenden Tempos erinnert mich das Stück in seiner Art stark an die Bearbeitung von Guilmant der Sinfonia Teil 2 aus der Bachkantate Nr. 35, siehe letzten Beitrag im Thread Guilmant.)


    Das Thema wird rechts von 0.00 bis 0.09 /1-7/ vorgestellt und bis 0.18 /14/ sofort wiederholt und bis 0.29 /24/ bearbeitet, links Harmonik, ohne Pedal. Die gesamte Wiederholung endet bei 0.58 /25/ Das Thema hat eine Besonderheit (was mit einem kleinen Notenbeispiel wieder leicht zu zeigen wäre): Jeweils in den Takten /1-2/ könnte man die 1., 3., 5., 7. Sechszehntelnote als Melodie hören, die 2., 4., 6. ,8. Sechszehntelnote als Bordun oder Orgelpunkt und in den Takten /3-7/ die Sechszehntelnoten nach Melodie- und Durchgangsnoten unterscheiden, aber: Das Thema ist tatsächlich so wie anfangs beschrieben. [Es entsteht jedoch dadurch ein Gehöreindruck wie Klangkaskaden, in denen das Thema "durchscheint".] Ab 0.59 /26/ beginnt eine Bearbeitung des Themas und ab 1.37 /57/ wird das Thema erneut wiederholt, bearbeitet und bei 2.31 /97/ endet, die letzten 4 Takte in breit ausgehaltenen Halbenoten.
    Ab 2.32 /98/ Zwischenspiel und Wechsel nach H-Dur, was bei 3.31 /137/ endet, aber zuvor bei 3.20 /130/ einen Teil des Themas wiederholt, zuerst in Dur, dann in Moll. Ab 3.32 /138/ Wechsel nach D-Dur, Themawiederholung (wie bei 3.20 /130/) und ab 3.49 /150/ ohne Vorzeichen und oftmaliger Tonartwechsel Thema wie bei 3.20 /130/ und Bearbeitung, dabei z. T. angedeutete Themenparodie links. Ab 4.18 /174/ wieder D-Dur und ab 4.55 /195/ zurück zur Grundtonart G-Dur und umfangreiche Themaverarbeitung, oftmalige Themawiederholung, sequenziert, auch kurz in Moll, auch wieder Themaparodie links; ab 7.01 /297/ in ff und breiter werdend mächtiger Schluss.
    [Ich habe in der St. Georgs-Kirche, Nürnberg, auf der Orgel der Fa. Jann, Laberweinthing, Konzerte mit zwei Organisten an der Orgel gehört. Ab Takt 195 könnte ich mir, zur Steigerung und Mächtigkeit des Klangeindruckes, eine Bearbeitung dergestalt vorstellen, dass eine verstärkte kaskadenartige Klangwirkung durch einen 2. Organisten erreicht wird, der das Thema wie ein Ostinato, aber nicht durchgängig, - dem Orgelsatz angepasst - eine Oktave höher über rechts spielt.]



    8. Verset de Procession, D-Dur, Andante ma non troppo e molto sostenuto, Alla-breve (Halbe = 40)
    (Registrierung: Solostimme Gambe, Schwebung - Positif Flöte 8-Fuß - Große Orgel 8-Fuß - Pedal 8- und 16-Fuß)
    [Die Melodieführung und die Harmonik entsprechen so gar nicht dem üblichen ev. Kirchengesangbuchlied; das Thema kann ich mir aber gut als Gesang auf einer Pilgerwanderung vorstellen.]


    Das Thema wird rechts von 0.00 bis 0.27 /1-7/ vorgestellt und gleich bis 0.47 /16/ wiederholt; links bringt in /1+3/ eine zum Thema gegenläufige Bewegung, in der Wiederholung bereits variiert; die Vorstellung erklingt rechts und links auf der Großen Orgel, während die Wiederholung rechts Solostimme und links Positif hat. Bis 1.32 /32/ wird das Thema bearbeitet. Das "Pilgerlied" geht jedoch von 0.00 bis 1.34 /1-32/; dabei wird das liedhafte deutlich herausgestellt, da von der Tonhöhe gleiche Noten durch entspr. Bindebögen getrennt werden und dadurch die Melodiephrasierung erkennbar bleibt.
    Von 1.35 bis 2.12 /33-43/ erklingt das Thema variiert in Moll, um in /43/ nach Dur zurück zu kehren.
    Ab 2.12 /44/ ist das Thema links, registriert mit Gambenschwebung und Voix humaine mit Tremulant; rechts registriert mit überblasender Flöte und zarter Flöte 4-Fuß wird eine Themaparodie gespielt, wobei je Alla-breve-Takt 4 mal 3 Achtelnoten zu Triolen verbunden sind und dadurch ein fast glockenspielähnlicher Klang entsteht. [Das bringt nun einen schon fast sentimentalen Klangeindruck.] Der "Pilgergesang" endet mit großem Rall. und in ppp, zuvor zweimal durch kurze Einwürfe in Große Orgel in Dur und Moll unterbrochen.
    [Wenn ich dieses Stück höre, kommt mir stets das Erlebnis eines in der abgelegenen fränkischen Parklandschaft singend marschierenden Pilgerzuges, Richtung Basilika Gößweinstein, vor Augen.]



    9. Offertoire, Es-Dur, Moderato, 4/4 (Viertel = 104)
    (Registrierung: Solostimme 8-Fuß und flöte 4-Fuß - Positif 8-Fuß - Große Orgel 8-Fuß - Pedal 8- und 16-Fuß)


    Das Thema wird sofort rechts von 0.00 bis 0.12 /1-4/ vorgestellt, bis 0.21 /8/, in anderer Harmonik, wiederholt und bis 1.46 /39/ bearbeitet.
    Ab 1.47 /40/ wird das Thema, in den Notenwerten stark verändert, links gebracht und rechts wird, ähnlich wie in vorstehender Nr. 7 (ab 2.12 /44), wie folgt verfahren: Die, einem Ostinato ähnlichen, jeweils sechs ¼-Noten je Takt - 1. Viertel, 2. + 3. Viertel = Triole, 4 Viertel, 5. + 6. Viertel =Triole, mit einem Bindebogen zum 1. Viertel des nächsten Taktes. Diese Aufteilung rechts, links wird mehrmals vertauscht und am Ende dieses Abschnittes (im Register ohne Flöte 8-Fuß und im Tempo anziehend) sind die Triolentakte gleichzeitig rechts und links, was, wie oben bei Nr. 7, einen kaskadenartigen Klang ergibt. Ab 3.46 /88/ wird der Anfang des Stückes z. T. wiederholt. Und ab 4.30 /108/ gibt es bruchstückhafte Wiederholungen aus 1.47 bis 3.46 /40-88/, was dann mit Tremulant in pp endet.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Hallo,


    es geht nun weiter (und zu Ende) mit Volumen II


    Nr. 10 Verset - Choral, a-Moll, Adagio, 4/4 (Achtel = 72)
    (Registrierung: Solostimme Flöte und Gambe 8-Fuß in Schwebung - Positif Flöte 8-Fuß - Große Orgel Flöte und Weidenpfeife 8-Fuß - Pedal 8- und 16-Fuß)


    Der Choral liegt von 0.00 bis 0.12 /1-2/ rechts in der Oberstimme; nachdem es aber im 1. Takt vier Viertel in e'' sind (die gebunden gespielt werden, obwohl kein Bindebogen) und in der Obstimme links vier Viertel in c' h' c' c', ist die Melodie deutlich erst im 2. Takt zu hören. In dem kurzen, 2-minütigen Stück wird der "Chor-Vers" nun verarbeitet, dabei klingt das e'', e' und e, fast wie ein Ostinato, rechts, links oder Pedal immer wieder durch (und erst dadurch wird die Melodie auch im 1. Takt klar hörbar). [Ein für mich etwas melancholisch angehauchtes Stück, das sehr beruhigend wirkt.]



    Nr. 11 Fantaisie, E-Dur, Moderato maestoso, ¾ (Viertel = 92)
    (Registrierung: In allen Stimmen Großer Chor bis 16-Fuß)


    [Wie eine Fanfare] wird das Stück eingeleitet, recht und links von 0.00 bis 0.04 und wird bis 0.10, bis 0.15 bis 0.23 /1-9 mit Auftakt/ dreimalig sequenziert wiederholt. Dabei ist das eigentliche Thema im Pedal von 0.00 bis 0.10 /1-4 mit Auftakt) und wird bis 0.23 /5-9 wiederholt; die dann folgende Bearbeitung endet bei 1.12 /41/.
    Von 1.19 bis 1.30 /45-50/ kommt in "Quasi Andante" (Viertel = 84) das zweite Thema sehr kontrastierend zum 1. Thema [durch eine einfache Melodieführung und das "gehende" Tempo], was bis 1.45 /51-57/ wiederholt und bis 2.34 /73/ bearbeitet wird. Ab 2.25 /74/ kommt das 2. Thema erneut und die Bearbeitung ab 2.39 /80/ registriert Große Orgel- Zungenregister, endet bei 3.58 /118/ und wechselt zuvor mehrmals mit den genannten Registern. In die weitere Bearbeitung ab, 3.59 /119/ wird nun auch das 1. Thema mit einbezogen und wie zuvor ab 2.39 /80/ findet oftmals ein Registerwechsel statt; mit Beginn in pp der letzten 12 Takte kommt durch viele punkt. Halbenoten eine große Ruhe, die in pppp (!) und großem Tonumfang des Schlussakkordes bei 7.45 /216/ endet. .



    Nr. 12 Meditation, Es-Dur, Sostenuto molto, ¾ (Viertel =60)
    Registrierung: Solostimme 8-Fuß und Trompete - Positif Gambe 8-Fuß - Große Orgel 8-Fuß - Pedal 8- und 16 Fuß)


    [Ein tatsächlich sehr meditatives Stück, mit einer eingänglichen, leicht zu erkennenden Melodie]
    Von 0.00 bis 0.18 /1-7/ rechts die Melodie. in /2/ links ein gegenläufiges Motiv zu rechts /2/ und im Pedal /4/ wird rechts /2/ zitiert, das Alles wird wiederholt und endet bei 0.35 /14/. Die nun folgende Bearbeitung hat links je Takt drei Achteltriolen [und wirkt deshalb sehr "luftig-leicht"] und geht bis 1.39 /38/. Die sich daran anschließende Bearbeitung hat links sechszehntel Läufe, die z. T. gespiegelt wiederholt werden und rechts wird die Melodie mit 3-stimmigen Akkorden dargestellt.[Auch durch die etwas gleichförmige linke Hand in beiden Bearbeitungen und die vielen im Akkord und Rhythmus nur leicht variierten Themawiederholungen entsteht der meditative Charakter.] Das Stück endet mit Tremulant in den letzten 3 Takten und ebenso dort mit [wie luftig hingetupften] Achtelakkorden links und Pedal, stets durch Achtelpausen getrennt.



    Nr. 13 Marche des Rois Mages (Marsch der heiligen 3 Könige), E-Dur, Moderato, 4/4 (Viertel = 112)
    (Registrierung: Solostimme Flöte 4-Fuß mit Oktave 2-Fuß - Positiv Flöte und Gambe 8-Fuß - Große Orgel 16- und 8-Fuß und Flöte, weich, durch verminderte Windzufuhr - Pedal 16 - und 8-Fuß)


    Das Stück hat eine Besonderheit: Über dem ganzen Marsch "schwebt" ab 0.11 /5/ ein durch Spieltischfunktion festgestelltes h'''' (noch höher?) im Register Solostimme.
    In /1-4/ spielt das Pedal einen "schweren Marschschritt" (Viertel je durch Viertelpause getrennt) und bereits ab 0.11 /5/ das Ostinato des Pedals /6-10/ [was eine Verdoppelung des "schweren Marschschrittes", also "Laufschritt", bedeuten kann]. Das Motiv erklingt Oberstimme rechts zweimal von 0.17 bis 0.25 /6-10/, dazu rechts Unterstimme Achtel, stets durch Achtelpause getrennt - ostinatoähnlich - Pedal ebenfalls, aber staccato zu spielende Viertel. Die nun folgende Bearbeitung des Themas endet bei 1.31 /39/ und bis 2.31 /63/ erklingt das Thema fast wie anfangs, jedoch erweitert und gegen Ende ohne den "Laufschritt"; anschließende wechselt Tonart und -geschlecht nach e-Moll, zu einem kurzen Zwischenspiel ohne deutlichen Bezug zum Thema, bevor es bei 3.20 /92/ wieder das Thema im
    Original erklingt und gegen Ende entfallen dann zuerst die Staccatoviertel links, dann auch die Ostinatofigur in der Unterstimme rechts, der Marsch endet in ppp. [Sehr beeindruckend finde ich für mich den etwas "gehetzt" wirkenden Marsch durch die Ostinatofigur und die Staccatoviertel, dabei aber nicht in einer aufregenden Registrierung.]



    Nr. 14 Offertoire, Es-Dur, Andantino moderato, ¾ (Viertel = 66)
    (Registrierung: Solostimme Flöte und Gambe 8-Fuß (mit Trompete) - Positif Flöte 8-Fu, Große Orgel Flöte, Weidenpfeife und Gambe 8-Fuß - Pedal 16 - und 8-Fuß und Cello 8-Fuß)


    Das 1.Thema bis 0.19 /1-7/ und leicht verändert bis 0.37 /13/, das 2. Thema bis 1.05 /21/. Man könnte es aber auch so hören, das "1. Thema" ist nur eine Einführung des 2. Themas, das nun das 1. Thema wäre. Dies wird unterstützt, dass bis 1.05 /21/ kein Pedal begleitet und erst ab 1.06 /22/, wenn das zum 1.Thema gewordene 2. Thema bearbeitet wird, erst dann das Pedal dazu kommt und das ursprüngliche Thema 1 auch nicht mehr erscheint. Bis zum Ende des Stücks erfolgen viele Variationen des Themas, Tonlage, Tonart, kurz aufeinander folgende Sequenzen, Tremulant und viele Registerwechsel, bis es dann ganz ruhig endet. [Ein sehr freundlich beruhigendes Stück, das durch die oftmaligen Themawiederholungen sich gut einprägt.]



    Nr. 15 Cantilene Nuptiale (Brautlied), As-Dur, Andante, ¾ (Viertel = 58 )
    (Registrierung: Solostimme Flöte harmonisch (überblasend) 8-Fuß) und Trompete - Positif wie vor ohne Trompete - Große Orgel Weidenflöte und Gambe 8-Fuß - Pedal 16- und 8-Fuß)


    In /1-2/ wird links der Rhythmus vorgegeben, ein [feierlich schreitendes] Motiv das, wie ein Ostianto, sich durch das ganze Stück zieht. Das "Lied", ein in Sechszehntelläufen aufsteigendes Thema rechts bis 0.22 /7/ [sehr einprägsam, sanglich, fast eine Arie]. Das Thema wird, sich nicht sehr verändernd, bearbeitet (auch in Sequenzen); es sind mehrmals Triller und Tremulant zu hören, Dynamik- und Tempoveränderungen, das Thema wird in Akkordbrechung dargestellt, auch mit ganz kurzen Molleinschüben[kurz ein liebliches kleines Stück, knapp am Rande von Sentimentalität, der Verwendung eben angepasst, auch durch die sehr weich klingende Registrierung].


    Nr. 16 Grand Choeur, B-Dur, Moderato maestoso, 4/4 (Viertel = 126)
    (Registrierung: Freigestellt, aber kraftvoll und majestätisch)


    Bis 0.32 /14/ das Thema [links, durch die ¼-Pausen nach dem 2., 4., 6. und 8.Takt, im 6. und 8. Takt auch noch durch die Spreizung des Tonumfangs der Akkorde, ein sehr kraftvoller Beginn, geradezu mit Aufforderungscharakter]. Bevor bei 1.10 /33/ der Anfang sequenziert wiederholt wird, eine kurze Bearbeitung. Ab 1.48 /51/ wird das Thema von den Akkorden des Anfangs gelöst und sehr frei variiert. Bei 3.14 /83/ wird nur wieder das Thema in sich aufwärts steigernden Akkorden wiederholt [das Ende ankündigend] und dann kommt eine Reminiszenz an 1.48 /51/ - das Ende mächtig mit großem Tonumfang des Schlussakkordes.
    [Das ganze Stück ist für mich so etwas wie ein "Rausschmeißer".]


    Viele Grüße
    zweiterbass



    Nachsatz: Der nächste Komponist ist Eugene Gigout

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler