Die Leningrader/Sankt Petersburger Philharmoniker in Referenzaufnahmen

  • Vor einiger Zeit befaßten sich einige Threads mit den wichtigsten US-Orchestern, nachdem bereits wichtige mitteleuropäische Orchester abgedeckt worden waren.


    Hier und heute soll der Startschuß fallen für eine Reihe, die sich mit sowjetischen bzw. russischen Orchestern auseinandersetzt, und diese Reihe eröffnen die Leningrader bzw. Sankt Petersburger Philharmoniker.


    Die Wurzeln des ältesten russischen Symphonieorchesters reichen zurück bis ins Jahr 1882, als der Kaiserliche Hofchor unter Alexander III. [1881–1894] gegründet wurde. Unter seinem Nachfolger Nikolaus II. [1894–1917] erfolgte die Umwandlung in das Kaiserliche Symphonische Hoforchester. Infolge der Oktoberrevolution von 1917 wurde das Orchester 1921 in Staatliche Petrograder Philharmonie umbenannt (Sankt Petersburg hieß bereits seit 1914 Petrograd), 1924 (nach der Umbenennung Petrograds in Leningrad) in Staatliches Symphonieorchester der Leningrader Philharmonie. Nach der Rückbenennung der Stadt in Sankt Petersburg im Jahre 1991 wurden aus den Leningrader wiederum die Sankt Petersburger Philharmoniker. Der volle heutige Name lautet wie folgt: Verdientes Kollektiv Rußlands, Akademisches Symphonieorchester der Sankt Petersburger Philharmonie.


    Chefdirigenten:


    Hermann Fliege [1882–1907]
    Hugo Warlich [1907–1911]
    Sergej Kussewitzkij [1917–1920]
    Emil Cooper [1920–1923]
    Walerijan Berdjajew [1924–1926]
    Nikolaj Malko [1926–1930]
    Alexander Gauk [1930–1934]
    Fritz Stiedry [1934–1937]
    Jewgenij Mrawinskij [1938–1988]
    Jurij Temirkanow [seit 1988]


    Welche Aufnahmen aus Leningrad/Sankt Petersburg haben für euch Referenzcharakter?


    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Welche Aufnahmen aus Leningrad/Sankt Petersburg haben für euch Referenzcharakter?

    Mrawinskijs Tschaikowski würde ich an erster Stelle nennen.



    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Von dren ganzen Chefdirigenten, die in der Liste in beitrag 1 aufgeführt sind, gibt es aber nur Einen der das Orchester massstabsetzend so geprägt hat, dass referenzwürdige Interpretationen entstanden sind:
    Jewgenij Mrawinsky.


    Mann sollte der Liste der Chefdirigenten, die hier wirklich wenig aussagekraft hat, auch noch die Namen der Dirigenten nennen, die dieses Orchester oft leiten.
    Auch diese Namen sind schon geläufiger:
    Valerie Gergiev wurde in Leningrad ausgebildet; Arvid Jansons war von 1961 - 1979 zweiter Dirigent der Leningrader PH; sein Sohn Mariss Jansons ist zweiter Dirigent der Petersburger PH; Vladimir Ashkenazy hat 3 Schostakowitsch-Sinfonien aus seinem Decca-Zyklus dort eingespielt !


    Aber nun zur Frage - Referenzwürdiges aus St.Petersburg:
    Ich habe diese CD schon mehrfach in den entsprechenden Beiträgen hervorgehoben.
    *** Es gibt kaum eine Aufnahme die eine derart tiefe Begeisterung hinterlässt, wie diese Mrawinsky-Aufnahmen der
    Hindemith: Sinfonie Harmonie der Welt
    und
    Honegger: Sinfonie Nr.3



    Melodiya, 1965 Stereo, ADD


    Bei Mrawinsky ist es ja immer ein Manko, dass fast alle Aufnahmen LIVE sind und die russische Aufnahmetechnik in seiner Ära lange nicht den Weststandard erreicht hatte. Die Huster sind oft genauso präzise zu hören, wie das Orchester = 50:50. Das nervt gewaltig. Und dann gibt es etliche Mrawinsky-Aufnahmen (wie Beethoven 5 und 7 von 1974) die sind noch in Mono; das Beispiel ist zu der Zeit, als die Analogtechnik bei uns fast ihren technischen Höhepunkt erreicht hatte.
    Überraschend ist diese LIVE-Aufnahmen Hindemith/Honegger von 1965 aber glücklicherweise schon in Stereo; das Husten kann man verknausern ...


    Von daher ein Glücksfall, dass Mrawinsky mit den Leningradern seine hervorragenden Tschaikowsky-Sinfonien 4-6 bei DG im Jahre 1960 in Stereo machen konnte (zur der Zeit war in Russland noch lange Mono angesagt). Als wirkliche Referenz sehe ich dann für Tschaikowsky 4-6 für mich persönlich doch noch Andere ...


    Gestern habe ich Schostakowitsch 10 mit Mrawinsky (Erato/Melodiya 1976) gehört. Referenzwürdige Interpretation, aber bei den ruhigeren Stellen total verhustet - grausig - nur bei den Fortestellen, bei Mrawinsky hochexplosiv und packend, sowie im zweiten Satz (Stalin) stört das nicht, den Mrawinsky hochspannend in unter 4Min von den perfekten Lenigradern fetzten läßt - Wahnsinn ! In Verbindung mit Berücksichtigung der Tontechnik schwindet dann aber für mich der Referenzstatus - es muss beides stimmig sein !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Lieber Wolfgang, ich sehe die Nr. 4 - 6 von Mrawinsky durchaus als Referenz an, aus meiner Sammlung zusammen mit diesen
    von Igor Markevitch.


    Liebe Grüße


    Willi ^^

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Endlich wird dieses großartige Orchester gewürdigt, das freut mich! Und mit ihm einer der wirklich bedeutendsten Dirigenten des 20. Jahrhunderts - Yevgeny Mrawinsky. Ein Probenfanatiker wie Toscanini (über 200 Proben für eine Brahms-Symphonie). Singulär ist nicht nur sein Schostakowitsch, Tschaikowsky, Bruckner. Er wurde vor allem geschätzt wegen seiner Aufnahmen der Klassiker und war Ehrenmitglied des Wiener Musikvereins, wurde ehrfürchtig mit "Herr Bruckner" angeredet. Da kann ich nur empfehlen: sammeln!


    Beste Grüße
    Holger

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  • Holger hat in Verbindung mit Bruckner einen wichtigen Komponisten angesprochen, denn auch Mrawinsky´s LIVE-Aufnahme der Bruckner: Sinfonie Nr.9 hat referenzwürdige Eigenschaften und befindet sich in der Brillant-Mrawinsky-10CD-Box:



    Brillant, ADD


    Die Aufnahme der 9 stammt von 01.01.1978 (laut Angabe Brillant - Datum soll allerdings nicht exakt stimmen, was bei diesen Brillant-Boxen wiedermal nicht verwundert !)
    Der derzeitige hohe Preis verwundert, da ich diese Box vor Jahren noch für einen Zwanni erworben habe. Da wird die Empfehlung von Holger - sammeln - ein recht teurer Spass (zumal sich auch viel Klangschrott darin tummelt).


    Referenz, heisst dass man auf eine Aufnahme Bezug nehmen kann/muss und sich alle daran messen können/sollen.
    Genau wie bei wie bei den Mrawinskys hervorragenden Tschaikowsky - Sinfonien (in Beitrag 3 und 4 bereits erwähnt) auf DG (Da gibt es nämlich noch einen Dirigenten Namens Swetlanow den man nicht vergessen darf, wenn man von Referenz redet !!!) sehe ich das mit der absoluten Referenz auch hier bei der Bruckner 9 nicht in vollem Masse gegeben.
    Denn dazu klingt diese Mrawinsky 9 für machen Bruckner-Liebhaber ganz und gar nicht nach dem gewohnten Linzer Bruckner, sondern sehr eigenwillig und russisch. Also wenig, auf das man Bezug nehmen könnte ! Das ändert nichts daran, das Mrawinsky hier einen packende Darstellung mit tatsächlich referenzwürdigen Momenten liefert, die mehr als begeistungsungswürdig rüberkommt. Ich schätze diese überbordende Sicht mit dem mitgelieferten Gänsehautfaktor sehr - Hörspass pur - Klasse !
    Auch hier ist die Tontechnik ganz gut = akzeptabel, auch durchsetzt mit Hustern.




    Ich stelle mal eine Überlegung in den Raum, die deutlich macht, wie schwammig der Begriff Refernz ist:
    Man vergleiche gegen Mrawinsky die tontechnisch und interpretatorisch mustergültige Aufnahme mit Solti (Decca); auch gerne die hochemotionale (und in diesem Punkt gar nicht so weit von Mrawinsky entfernte) mit Bernstein (DG); und damit auch ein paar Taminos was zum Ärgern haben, auch Karajan (DG). Es gibt sicher eine ganze Menge weitere (die Ihr schätzt) ... die Zuordnung Referenz ist schwieriger als man denkt. Da spielen auch deutlich persönliche und damit subjektive Eindrücke ein grosse Rolle.


    Ich finde zum Referenzstatus gehört auch eine anständige Klangtechnik - deshalb sage ich nochmal: Bei Referenz muss beides stimmig sein !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Die folgende Aufnahme ist auch unabhängig von den Klangeigenschaften eine Referenzaufnahme, an der sich alle Folgenden messen müssen:


    Das liegt zum einen am Soliten David Oistrach, dem die Schostakowitsch VC gewidtmet sind und an Mrawinsky, der dieses Violinkonzert Nr.1 op.77 (1947/48 (erst 1955 als op. 99 veröffentlicht)) 1956 mit den Leningrader PH zur Uraufführung brachte.
    Die Aufnahme entstand kurze Zeit nach der UA 1956 (als hustenfreie Studioaufnahme) mit der Leningrader PH.



    Melodiya/Eurodisc, 1956 (VC1); 1967 (VC2), ADD


    Die Aufnahme ist auch in der Brillant-3CD-Box mit allen Schostakowitsch-Konzerten (VC, CC, KK) enthalten.


    (Nur zur INFO:
    Beim VC Nr.2 ist Kondraschin der Dirigent mit der Moskauer PH (beste Aufnahme des VC2) und die Aufnahme in der Brillant-Box des VC Nr.2 ist mit Roshdestwensky / Moskauer PH von 1968; natürlich alles mit D.Oistrach und in Stereo.
    Für das VC Nr.1 gibt es auf dem Label BBC Music nur eine Stereo-Live-Aufnahme von 09/1962 mit Oistrach: es dirigiert Swetlanow / Philharmonia Orchestra in der Usher Hall Edinburgh; auf der BBC-CD ist das VC Nr.2 mit Roshdestwensky/Staatliches SO der UDSSR Moskau von 08/1962 enthalten.)

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Interpretatorisch sind fast alle mir bekannten Mrawinskij-Aufnahmen referenzträchtig (ob sie für jeden einzelnen jeweils auch die persönlichen TOP-Aufnahmen darstellen, steht auf einem anderen Blatt). Tontechnisch wird hingegen ja oft gelästert. Fakt ist eben, daß man in Leningrad seinerzeit nicht die bessere Moskauer Tontechnik zur Verfügung hatte. Daher stammen Mrawinskijs frühe Stereo-Aufnahmen auch fast sämtlich aus Moskau. Ganz so schlimm wie hier geschildert empfand ich die Klangqualität aber nicht. Zumal: Wenn Referenz nur das sein kann, was klanglich 1A ist, schiede ja z. B. Furtwängler total aus, was sicherlich Widersprich erzeugen würde.


    Tatsächlich wird dieses Orchester fast gänzlich mit dem Namen Mrawinskij verbunden bleiben. Dabei wird allerdings übersehen, daß auch sein Nachfolger Temirkanow beachtliche Einspielungen vorlegte. Immerhin war er jahrelang Assistent Mrawinskijs und vermutlich auch dessen Wunschnachfolger. So sind Temirkanows Schostakowitsch- und Tschaikowskij-Aufnahmen sicherlich mehr als hörenswert. Immerhin steht dieser Dirigent dem Orchester auch schon wieder seit einem Vierteljahrhundert vor. Mit einem Stümper würde das kaum klappen. International hat ihm freilich Gergijew den Rang abgelaufen, was Bekanntheit angeht.


    Daneben gibt es ja noch auswärtige Dirigenten, die mit den Leningradern bzw. Sankt Petersburgern zusammengearbeitet haben. Besonders die "Leningrader" Symphonie von Schostakowitsch wurde häufig mit diesem charakteristischen Orchester aufgenommen: Jansons [EMI, 1988], Aschkenasi [Decca, 1995] und mit dem Chef Temirkanow selbst [RCA, 1995, und Signum, 2008]. Man kann sicher trefflich streiten, welche der Aufnahmen nun die referenzträchtigste sei. Jansons und Aschkenasi sind flotter unterwegs als Temirkankow, der m. E. aber die Spannungsbögen sehr gut halten kann. Es handelt sich jedenfalls um die einzigen klanglich guten Wiedergaben dieser Symphonie unter dem "Originalorchester", da Mrawinskij die 7. von Schostakowitsch bekanntlich nicht sehr schätzte und nur ein einziges Mal in Mono aufnahm [1953].

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • auf dem Label BBC Music nur

    Worauf genau, lieber Wolfgang, bezieht sich Dein "nur"? Außerhalb von BBC Music ist doch sicher auch an Oistrakhs Aufnahme des VC1 mit Mitropoulos und NYPO zu denken, nicht wahr, die zum Thema "Referenz" - was immer das sein mag - mindestens gleichberechtigt neben der Leningrader Aufnahme stehe dürfte.

  • Zitat

    Bruckner - Sinfonie Nr. 9 mit Mrawinsky - referenzwürdig = ja; wirkliche Referenz = nein

    Ich habe die Sinfonie in den Hörausschnitten noch mal genossen und finde den Klang bis auf as Grundrauschen ausgezeichnet und diese soghafte eruptive Darstellung bezieht sich ja hauptsächlich auf das Scherzo- ich habe in einem früheren Austausch mit Swjatoslaw mal davon gesprochen: "Da fliegt einem ja glatt der Hut weg" - halte ich nicht für typisch russisch- vielleicht für typisch Mrawinsky- aber auch in seinem letzten Livekonzert in Lübeck 2001 tendierte Günter Wand sehr in diese Richtung- unheimlich scharfe, wuchtige Steigerungen im Scherzo, und ich finde, das gibt die Sinfonie ohne weiteres her- wenn hier vom Linzer Bruckner gesprochen wird, dann ist die Neunte von Linz ungefähr so weit entfernt wie der Mond von der Erde.


    Ich habe übrigens nach den Hörschnipseln die Neunte spontan bestellt und bin schon sehr gespannt drauf.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • Über das Orchester sollte man auch ein Wort verlieren:


    Sehr satte Streicher und die Bläser haben einen Klang, den es sonst nirgendwo auf der Welt gibt: Sie können wirklich eine zynische Schärfe haben, klingen roher und "elementarer" als die ebenfalls sehr idiomatischen der Tschechischen Philharmonie etwa. Das Orchester kann aber auch einen sehr schön romantischen Klang entwickeln. Eindrucksvoll in dieser Hinsicht die Aufnahme von Mahlers 7., die Kyrill Kondrashin (!) mit dem Orchester machte.


    Ich habe den Schostakowitsch erst über die ebenfalls vorzügliche Aufnahme von Kyrill Kondrashin kennengelernt (Moskau PHO). Aber Mrawisnky ist einfach eine andere Dimension. Wirklich bestürzend, wie er etwa Bewegung in Erstarrung umschlagen läßt (Schostakowitsch 8.) oder die aufregenden, sehr bedeutungshaften Pausen in der 10., Übergang zum letzten Satz, die Musik stockt, zögert, als traue sie dem kommende Finale und seiner versprochenen lieto fine Erleichterung nicht - Das klingt im Vergleich bei Kondrashin naiv romantisch. Solche atemberaubenden Pausen gibt es auch bei Mrawinskys Bruckner.


    Empfehlenswert sind auch die späten Konzert-Aufnahmen mit Mrawinsky, die Erato veröffentlicht hat. Klangtechnisch oft deutlich besser als die teilweise sehr historischen aus Rußland. Die 8. Schostakowitsch gibt es - eine späte Aufnahme - von Philips aber auch einen Mitschnitt von 1946. Wenn man an den Horror der Kriegserlebnisse in Leningrad denikt, die deutsche Belagerung, der Hunger, der Terror als Alltäglichkeit usw., dann ist das allein deshalb schon ein einmaliges Dokument. Das haben die Musiker alles in den Knochen - das kann kein anderes Orchester auf der Welt so spielen. Und Mrawinsky ist dafür der richtige Musiker: Bei all dem totalitaristischen Terror die Reinheit der Seele und Unbestechlichkeit wahren zu können, ist eine große Leistung. Genau darum geht es ja in Schostakowitschs Musik.


    Beethovens 7. mit Mrawinsky ist wirklich harte Konkurrenz für C. Kleiber: noch spannender, noch präziser. Schon die Einleitung des 1. Satzes, was er da macht: das möchte man wenn man es kennt eigentlich immer so hören.


    Beste Grüße
    Holger

  • Worauf genau, lieber Wolfgang, bezieht sich Dein "nur"?


    Hallo lieber Ulrich,


    mein Satz in Beitrag 7 ist auch etwas unübersichtlich geschachtelt, so dass man das missverstehen kann.
    Mein "nur" bezieht sich auf die vorliegenden Stereoaufnahmen: Es gibt leider vom VC Nr.1 mit D.Oistrach nur eine Stereoaufnahme des VC Nr.1 und das ist die LIVE-Aufnahme mit Swetlanow / Philharmonia Orchestra (BBC), die aber leider total "verhustet" ist. Selbstverständich ist auch seine New Yorker Aufnahme referenzträchtig. Aber ein Jammer, dass klangtechnisch vom Widmungsträger keine wirklich voll zufriedenstellende Aufnahme vom VC Nr.1 existiert. Dafür aber von Igor Oistrach / Moskauer PH / Maxim Schostakowitsch (Melodiya/Eurodisc) !
    Nun zurück zum Thema Leningrader PH:



    Hallo lieber Willi,


    ich halte nun wenig von einer Beurteilung nach Hörschnipseln - das geht IMO nie zufriedenstellend. Ausserdem haben Hörschnipsel selten die gleiche Qualität wie später auf der CD (je nach dem wie diese komprimiert sind) !
    Aber ich habe ja schon im Beitrag 6 meine große Begeisterung für Mrawinskys Bruckner 9 geäußert, ich hoffe Du hast mich da richtig verstanden. :thumbup: Das ist eine fulminante Superaufnahme, die Dir sehr gut gefallen dürfte. Glückwunsch zum Kauf ! Aber es ist keine Referenzaufnahme in dem Sinne, dass diese im wienerischen Sinne (dann eben nicht Linz) unbedingt mustergültig wäre und andere Dirigenten darauf Bezug nehmen müssten. Bruckner mit Mrawinsky mal in ganz anderem Gewand (auf jeden Fall russisch - schon durch den Klang der Leningrader PH) - aber wirklich megatoll und auch ganz nach meinem Geschmack !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo,


    als Forenneuling bin ich durch die Fülle der Informationen regelrecht erschlagen ;) Ich weiss nicht, ob diese remasterte CD hier schon vorgestellt wurde - die Suche zeigte mir nichts.


    Zitat von teleton

    Aber ein Jammer, dass klangtechnisch vom Widmungsträger keine wirklich voll zufriedenstellende Aufnahme vom VC Nr.1 existiert.


    Im letzten Jahr habe ich diese CD gekauft. Normalerweise bin ich bei alten Aufnahmen eher skeptisch. Aber diese neu remasterten drei Konzerte sind einfach nur grossartig und klanglich erstaunlich gut. Neben der wunderbaren Aufnahme von der ersten öffentlichen Aufführung des 1. Violinenkonzertes (David Oistrach, Leningrader Philharmonisches Orchester unter Evgeni Mravinsky), das einen vollkommen entstaubten und frischen Eindruck macht, ist der Höhepunkt der CD für mich das 1. Cello Konzert (Mstislav Rostropovich, Philadelphia Orchestra unter Eugene Ormandy). Seit dem Herbst läuft die CD mindestens 1 x pro Woche - es lohnt nicht, sie im Schrank zu verstauen.

    Nicht nur für Schostakovitsch Fans unverzichtbar.


    Herzliche Grüsse
    Eckhard

  • Hallo Eckhard,


    die referenzwürdige Aufnahme des VC Nr.1 mit Oistrach/ Leningrader PH / Mrawinsky, die Du auf Deiner PRAGA-CD vorstellst, ist die Gleiche, die ich auf dem Label Eurodisc in Beitrag 7 nannte:
    Sie wurde 1956 wenige Tage nach der Uraufführung gemacht.


    Ich habe diese Aufnahme neben der Eurodisc-Ausgabe nochmal in der Brillant - Schostakowitsch-Konzerte -Box.
    Bei Eurodisc ist das VC 2 in umwerfenden der Stereo-Aufnahmevon 1967 mit Oistrach/Kondraschin dabei; in der Brillant-Ausgabe das VC 2 in der Steroaufnahme von 09/1968 mitOistrach/Roshdestwensky
    (beides mit der Moskauer PH).


    Auch wenn das nichts mehr mit der Leningrader PH zu tun hat:
    Die mit recht zum Höhepunkt erklärten Aufnahme des CC 1 mit Rostropowitsch/Ormandy auf deiner Paraga - CD finde ich ebenfalls wie Du eine der besten Int dieses CC. Aber die habe ich auf einer exquisit remasterten SONY-CD im 24Bit-Ramastering (hier mit der Sinfonie Nr.1 unter Ormandy gekoppelt). Die CBS-CD-Ausgabe, die ich davon zuvor hatte habe ich weitergegeben, denn die KK Nr.1 und 2 mit Bernstein, die bei der CBS-CD gekoppelt waren, habe ich in einer neueren und besser klingenenden SONY-Ausgabe im 20Bit-Remastering; dort mit Poulenc-Kk für 2 Klaviere gekoppelt. Auf deiner Parga-CD ist ja nur die Aufnahme des KK Nr.2 mit Bernstein enthalten. :D Etwas kompliziert, diese ganze mehrfache Labelpolitik - aber wahr !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • Hallo Wolfgang


    Danke für die Aufklärung. Der Beipackzettel der "Three Concertos" ist widersprüchlich. Einmal wird das Aufnahmedatum mit 29.10.55 (Leningrad) und einmal mit 18.2.56 (Moskau) angegeben ?(


    Ich habe leider keine andere Aufnahme bzw. Ausgabe dieses Stückes und kann deswegen nicht vergleichen.


    Ich höre mit einer sehr anspruchsvollen Anlage und die Klangqualität hat mich, salopp ausgedrückt, von den Socken gehauen.


    Herzliche Grüsse
    Eckhard

  • Hallo Eckhard,


    Schostakowitsch hat das VC Nr.1 1947/48 bereits als op.77 herausgegeben. Die entgültige David Oistrach gewidtmente Fassung erfolgte 1955 als op.99 mit seiner UA am 29.10.1955 mit der Leningrader Philharmonie unter Mrawinsky in Leningrad.
    :!: Somit hast Du die UA-Aufnahme die jetzt offenbar von PRAGA ausgegraben wurde.


    Die auf CD meist angebotene geläufige Oistrach/Mrawinsky-Aufnahme auf CD (bei Harmonia Mundi France, dann meine auf Eurodisc und Brillant) ist die Aufnahme vom 18.11.1956 (also doch etwas später nach der UA, als ich gehört und angenommen hatte).
    Bei meiner Eurodisc-CD-Ausgabe ist nur das Aufnahmedatum 1956 angegeben; bei der Brillant-CD steht 18.11.1956 (wenn man Brillant glauben kann, denn da wird viel "Schmu" mit Aufnahmedaten gemacht).


    Ich hatte diese Aufnahme bereits als früher Eurodisc-LP. Auf CD ist der Mono-Klang aber noch etwas natürlicher remastert, als damals - am besten klingt die Eurodisc-CD; Brillant fast genauso aber mit weniger Rauschen; aber die Harmonia Mundi-France-CD, die ich bereits im vorigen Jhd abgesetzt hatte, war im Vergleich zur LP eine Katastrophe.


    :thumbup: Es ist für mich fast klar davon die bestmöglich klingende Aufnahme haben zu wollen, denn das ist mein absolutes Liebling-VC !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,


    Ich nehme an, die CD Three Concertos ist bereits auf dem Weg zu Dir ;) Berichte doch netterweise mal, wie Du die Klanqualität findest.


    Ich denke, auf der PRAGA CD ist die Aufnahme vom 18.02.56, denn man hört kein Publikum.


    Herzliche Grüsse
    Eckhard

  • Ich nehme an, die CD Three Concertos ist bereits auf dem Weg zu Dir


    Hallo Eckhard,


    offenbar dann doch nicht UA-Aufnahme des VC 1..
    Nein, so schnell oder verrückt bin ich da nicht, zumal die Aufnahme in MONO ist (was bei mir ohnehin seltenst vorkommt).
    Ausserdem habe ich neben dem auf der PRAGA-CD enthaltenen VC Nr.1 (das ich in ca.10 weiteren Aufnahmen ;) in Stereo habe) auch das dort enthaltene CC Nr.1 und das KK Nr. 1 und 2 in TOP-remasterten Ausgaben auf SONY.
    Also die CD brauche ich definitiv nicht.


    Ich habe mit David Oistrach auch die einizige Stereoaufnahme, die mit ihm existiert - mit Roshdestwensky / Philharmonia Orchestra aus der Usher HAll Edinburgh (BBC Music, 07.09.1962, ADD). Aber die ist LIVE und stark verhustet ... die Leningrader Aufnahme mit Mrawinsky gefällt mir von der Int besser in jeder Hinsicht.


    Auch wenn es den Rahmen "Leningrader PH" hier jetzt total sprengt:
    Aber eine absolute Wahnsinnsaufnahme des VC 1, sowohl Orchestral wie auch Solistisch ist Maxim Vengerov / LSO / M.Rostropowitsch (ELATUS, 1994, DDD) - und das obwohl Rostropowitsch bei den Schostakowitsch-Sinfonien so langezogene Int ablieferte - aber hier kann man nur Whow sagen. Und dann auch Igor Oistrach / Moskauer PH / Maxim Schostakowitsch (Melodiya/Eurodisc - bei mir als LP).

    Gruß aus Bonn, Wolfgang