Klassische Musik in der Literatur

  • Hoppala,


    "Hatten wird das nicht schon mal ?" werden manche fragen.


    nein - das kommende Thema hatten wir noch nicht - Allerdings einen Thread mit änlichem Titel - aber anderer Zielsetzung


    Im Thread Klassische Musik und Literatur sollte über Beziehung von Literarischen Vorlagen, sei es für eine Oper oder eine Sinfonie diskutiert werden.


    In unserem geht es um etwas anderes, weniger tiefschürfendes, ein Sommerthema also. Wir suchen Romane, welcher Güte und Richtung auch immer, in denen "klassische Musik" in irgend einer Weise erwähnt wird, wie zum Beispiel in Oskar Wildes: "Das Bildnis des Dorian Gray" wo
    Wilde der berühmten Sängerin Adelina Patti ein Denkmal setzte:


    Mein lieber Basil, wie soll ich das wissen?" murmelte Dorian Gray, nippte etwas blaßgelben Wein aus dem zarten, goldgeränderten Becher aus venezianischem Glase und blickte äußerst gelangweilt drein. "Ich war in der Oper. Sie hätten auch hinkommen sollen. Ich habe Henrys Schwester, Lady Gwendolen, kennengelernt. Wir waren in ihrer Loge. Sie ist ganz reizend und die Patti hat göttlich gesungen


    Kann man auch im Patti-Thread lesen, aber der ist doch eher etwas für Spezialisten....


    Eine andere Stelle, aus selbigen Buch:


    "Das war im " Lohengrin", Lady Henry - nicht wahr ?"


    "Ja - es war im lieben "Lohengrin" -Ich liebe Wagners Musik mehr als die irgendeines anderen. Sie ist so laut, daß man die ganz Zeit über reden kann, ohne daß die anderen Leute verstehen was man sagt. Das ist sehr vorteilhaft - Meinen Sie nicht auch Mr. Gray ?"


    Man sieht hier sehr gut den Stellenwert der Klassischen Musik in der haute volée des auslaufenden 19. Jahrhunderts.


    Aber nun seid Ihr gefragt. Gesucht wird nach Romanen (auch Krimis etc.) wo einer der Helden irgend einen Bezug zu Klassischer Musik hat, sei es Zu- oder Abneigung, sei es "live" oder auf Tonträger.



    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Überschneidet sich zwar ein bisschen mit anderen Threads, dennoch muß dieses Paradebeispiel hier ganz oben genannt werden:


    Tolstoj: Die Kreutzersonate.


    Tolstoj verteufelt hier die Musik. Eine Ehefrau spielt mit einem Bekannten die Kreutzersonate und wird duch die Emotionalität der Musik zum Ehebruch verleitet. Tolstoj präsentiert in diesem Buch eine seltsame Moral, die päpstlicher als der Papst ist (pseudo-urchristlich, der alte Tolstoj versteht sich ja als "Urchrist")). Der große Vorteil dieses Buches ist, daß es recht dünn ist. :D


  • Lieber Alfred,


    zu diesem Thema fallen mir auf Anhieb einige Romane (auch Krimis ein).


    Selbstverständlich 'Der Untergeher' von Thomas Bernhard, in dem Glenn Gould und am Rande auch Vladimir Horowitz als Romanfiguren auftauchen. Die andlung dreht sich - ganz kurz und grob gesagt - um drei junge Pianisten (darunter Gould), von denen zwei (darunter nicht Gould) einsehen, dass der Dritte (Gould) so begnadet und gut ist, wie sie niemals sein werden. Diese beiden geben dann das Klavierspielen auf, einer begeht Selbstmord..... Ein sehr empehlenswertes Buch, mittlerweile, glaube ich, gibt es das in der Reihe der Süddeutschen eitung für fünf Euro oder so...




    Das zweite Buch, das mir spontan einfällt, ist der erste Fall des venezianischen Kommissarios Brunetti, von Donna Leon. Ist einige Jahre her, dass ich es gelesen habeich erinnere mich jedoch daran, dass ein berühmter deutscher (sic!) Dirigent namens Wallauer während einer Pause von 'La Traviata' in der Oper von Venedig ermordet wird. Das ist aber auch so ziemlich alles, was mir im Gedächtnis geblieben ist. Ich habe noch zwei oder drei Bücher der Serie gelesen, fand ich allerdings nicht sonderlich gut.



    Es kommen noch weitere, aber ich warte erst mal noch ein Wenig.


    Liebe Grüsse, Moritz

    "Das beste, an dein Übel nicht zu denken, ist Beschäftigung."
    Ludwig van Beethoven

  • Die Bücher von Thomas Bernhard sind voller Musik.
    Einige behaupten, daß sein ganzer Schreibstil musikalischen Gesetzen verpflichtet sei, aber das ist ein anderes Thema.


    Überall in den Werken Bernhards wird über Musik philosophiert.


    In "Beton" schreibt der Ich-Erzähler an einer Mendelssohn-Schrift, die er nie fertig bekommt... (In diesem Buch fällt auch die lustige Bemerkung, daß der Holländer keine "Wagner-Oper" sei. Ich habe bereits im Holländer-Thread zitiert.


    In "Holzfällen" wird der Komponist "Auersberger" demontiert


    In "Witgensteins Neffe" sind einige schöne Szenen, in denen die beiden Zausel wortlos Schallplatte hören.


    In "Der Untergeher" spielt sogar Glenn Gould und seine Goldbergvariationen eine sehr große Rolle


    Auch herrlich, wie Herr "Reger" (Kunstfreund und Musikkritiker) in "Alte Meister" über Bruckner und Stifter herzieht und die schmutzigen Toiletten im Musikverein...

  • Zitat

    Original von ThomasBernhard
    Die Bücher von Thomas Bernhard sind voller Musik.
    Einige behaupten, daß sein ganzer Schreibstil musikalischen Gesetzen verpflichtet sei, aber das ist ein anderes Thema.


    Thomas Bernhard und die von Dir genannten Bücher fielen mir auch gleich ein. Seine Technik (Übertreibungen, Steigerungen, häufige Wiederholungen etc.) wird mit Kompositionsmethoden des Barock und der seriellen Musik verglichen – diese interessante und überlegenswerte Information entnahm ich eben Wikipedia. So habe ich seinen Schreibstil bislang noch gar nicht betrachtet, aber abwegig erscheint mir dieser Vergleich keinesfalls, da Bernhard musikalisch – durch Geigen- und später Gesangsunterreicht - sehr geschult war.


    Gruß, Cosima


    P.S.: Erwähnt werden sollte auch noch „Die Klavierspielerin“ von Elfriede Jelinek, die den letzten Literaturnobelpreis erhielt. Umstritten wie auch der gleichnamige Film, sicherlich nicht jedermanns Geschmack, aber m.E. sehr lesenswert.


    Und jetzt schaue ich die Tour de France... und drücke Armstrong die Daumen. :]

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  • Ich erinnere mich spontan an eine Stelle aus Leo Tolstois "Krieg und Frieden".


    Als Petja Rostow vor Beginn einer großen Schlacht aufwacht ertönt eine Fuge, gespielt von einem der russischen Militärchöre. Er ist, ähnlich seiner Schwester Natascha, hochmusikalisch, hat aber mit ausgeklügelter Kompositionstechnik nie zu tun gehabt. Die Fuge (welche, wird nicht genauer angegeben) versetzt ihn augenblicklich in einen noch schlaftrunkenen Zustand herrlichen Entzückens.

    "Noten haben einen zumindest ebenso bestimmten Sinn wie Wörter, wiewohl sie durch diese nicht zu übersetzen sind." (Felix Mendelssohn-Bartholdy)

  • Hallo.


    Wird nicht die Kreutzersonate auch in Dürrenmatts "Die Physiker" von einem der Physiker in einerm Nebenraum gespielt?
    Habe das Buch zwar vor 2 oder 3 Jahren gelesen, kann mich aber nicht mehr genau erinnern und zur Hand habe ich es jetzt auch nicht.



    Gruß, Peter.

  • Hallo!
    Sehr schön, dieser neue thread! Da ich mich auch gerne mit Literatur beschäftige, ist er für mich doppelt interessant. :)
    Allerdings findet man in Werken von z.B. Sophokles eher keine Erwähnungen klassischer Kompositionen... :rolleyes:


    @Peter:


    Zitat

    Original von petemonova
    Wird nicht die Kreutzersonate auch in Dürrenmatts "Die Physiker" von einem der Physiker in einerm Nebenraum gespielt?


    Richtig! Einstein (alias Ernesti, alias Eisler) spielt sie, allerdings nicht alleine (zur Kreutzersonate gehören ja auch zwei ;) ), er wird von Frau Doktor von Zahnd auf dem Klavier begleitet.
    Außerdem spielt er noch "Schön Rosmarin" von Kreisler und eine Gavotte von Bach.


    Ich möchte mich nun einem der literarischen Höhepunkte des 20. Jahrhunderts zuwenden, nämlich dem Roman "Der Zauberberg" von Thomas Mann:

    Klassische Musik spielt vor allem gegen Ende des Romans eine große Rolle. Von ganz zentraler Bedeutung für das Werk ist das Lied "Am Brunnen vor dem Tore" aus Schuberts "Winterreise", aus dem auch die letzten Worte der Hauptfigur Hans Castorp stammen ("Und seine Zweige rauschten, als riefen sie mir zu-"). Die "Winterreise" Schuberts, so kommt es mir zumindest vor, ist mit diesem Roman "geistesverwandt" und wesensnah, es besteht eine subtile Verbindung zwischen den Werken.
    Im Kapitel "Fülle des Wohllauts" werden zahlreiche klassische Kompositionen erwähnt. Ausführlicher beschrieben (bzw. eher darüber philosophiert) wird außer dem bereits genannten Lied "Aida" von Verdi, "Prelude a l'apres-midi d'un faune" von Debussy (allerdings ohne namentliche Erwähnung, dieser "Verdacht" liegt allerdings anhand der Stückbeschreibung nahe), "Carmen" von Bizet und "Faust" von Gounod.
    Letzteres Werk, genauer gesagt eine Arie des Valentin, wird auch gespielt, um den Geist des verstorbenen Joachim Ziemßen erfolgreich herbeizubeschwören.
    Kürzer genannt werden u.a. Offenbachs "Les contes d'Hoffmann", Rossinis "Il barbiere di Siviglia" und Verdis "La Traviata".


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Hi,
    also, meinem Alter entsprechend lese ich fleißig Hesse..
    eigentlich geht es da laufend um Musik, im Steppenwolf bekanntlich ja vor allem um mozart (die Hauptperson Haller "trifft" ihn sogar später im "Magischen Theater"); außerdem gibt es noch den "Musikroman" Gertrud , da geht es um ienen Komponisten...und ..Musik. :]
    Vielleicht kennt jmd die Bücher, ich liebe die!


    (Und ja, GLASPERLENSPIEL! Das Glasperlnspiel wird sogar VERGLICHEN mit der Musik! Die Musikm komme ihm am nächsten und Knecht, die HAuptperosn , ist auch musiker...!! Das mÜSST ihr lesen!)

  • In dem Roman Imprimatur von Rita Monaldi und Francesco Sorti spielen etliche Musikstücke eine mitunter zentrale Rolle. So werden immer wieder Arien aus Opern von Luigi Rossi von dem Kastraten Abbé Atto Melani gesungen, der aber nicht nur Sänger sondern auch eine Art Geheimagent ist. Zudem spielt ein Lautenstück eine wichtige Rolle, welches im Oeuvre von Francois Couperin als Cembalostück zu finden ist und welches der französische Komponist und Lautenvirtuose Robert de Visée ständig spielt.



    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

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  • Hallo,


    beim Lesen des Threads fiel mir eine Szene aus folgendem, quasi autobiographischem Roman ein, der die Erlebnisse eines deutschen Militärarztes an der "Ostfront" im 2. Weltkrieg schildert:



    In den Wirren des Rückzuges der Wehrmacht 1944 von der Krim hört der Erzähler in einer Kampfpause eine Sendung des Reichsrundfunks im Radio. Übertragen wird eine Aufführung von Bruckners 9. Symphonie. Bei der Beschreibung des Gehörten mußte ich unweigerlich an den berühmten Furtwängler-Mitschnitt aus dem Jahre 1944 denken.


    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Hallo!
    Nun noch zwei Werke über Wolfgang Amadeus Mozart, nämlich:
    Eduard Mörike: Mozart auf der Reise nach Prag
    Alexander Puschkin: Mozart und Salieri
    Beide Werke habe ich während des letzten Jahres gelesen.
    Im ersteren gibt es viele Zitate und Anspielungen aus/auf Don Giovanni.
    Im zweiteren kommt Mozart zu Salieri und bringt einen blinden Geiger mit, den er im Wirtshaus „Voi che sapete“ aus dem Figaro hatte spielen hören und lässt ihn noch eine Arie aus Don Giovanni vorspielen (recht dilettantisch). Mozart ist amüsiert, Salieri findet es nicht zum Lachen.
    Auf dem Puschkin-Werk basiert das moderne Theaterstück „Amadeus“ von Peter Shaffer, das ich noch nicht kenne. Kann davon jemand berichten?
    Viele Grüße,
    Pius.

  • Auch noch unbedingt zu erwähnen:



    Ein wunderbares Porträt eines Orchestermusikers und der Hassliebe zu seinem Instrument. Lustig, tragisch, traurig, süß, ein liebenswerter Typ...


    Der eindeutige Höhepunkt für mich, wenn sich der Protagonist über Komponisten ergeht:


    '...Beethoven hat beispielsweise mehrere Klaviere zusammengeschlagen, aber nie einen Kontrabass, das muss man ihm zu Gute halten - er hat allerdings auch keinen gespielt. Beethoven hat überhaupt kein Streichinstrument gespielt, bloß Klavier...'


    Lesenswert!


    Liebe Grüsse, Moritz

    "Das beste, an dein Übel nicht zu denken, ist Beschäftigung."
    Ludwig van Beethoven

  • Jaaaaaa, Moritz, richtig, super Buch.


    Und meine Steckenpferde Carlo Maria Giulini und Wagners Rheingold werden auch darin erwähnt.


    Gute nacht, Markus

  • Jaaaaa, ThomasBernhard,


    höre mir den Kontrabass grade nochmal als Hörbuch an. Walther Schmiedinger spricht. Auch sehr empfehlenswert!


    Liebe Grüsse, Moritz

    "Das beste, an dein Übel nicht zu denken, ist Beschäftigung."
    Ludwig van Beethoven

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  • Als eingefleischter Fan von Kriminalromanen in klassischer Tradition könnte ich sehr viele Fundstellen angeben ( schon Sherlock Holmes besucht in " Die Liga der rothaarigen Männer" ein Konzert von Sarasate in der St. James Hall - es stand viel deutsche Musik auf dem Programm, die hielt der Meister für introvertiert, Watson, my Dear...) Da ich vermute, daß manchem Arkadier hier im Forum diese unterschätzte literarische Welt noch fremd ist :stumm: , wähle ich ein anderes Genre:


    Stefan Zweigs " Sternstunden der Menschheit" - daraus " Die Auferstehung des Georg Friedrich Händel" Die in dieser Miniatur geschilderte Emotionalität, die heilende und reinigende Kraft des genialen Werkes erlebe ich bei jedem Hören des " Messias" - erst gestern abend wieder!




    Gruß
    Stefan

    Psalmen sprechen und Tee trinken kann niemals schaden!

  • Hallo,


    falls man das Hörspiel auch als eine Literaturform ansieht, dann darf eine der besten (und wohl auch bekanntesten) Hörspielserien, die je im deutschsprachigen Radio gelaufen sind, in diesem Thread nicht fehlen. Ich meine die Fälle des größten Wissenschaftlers und Amateurkriminologen aller Zeiten, Professor Dr. Dr. Dr. Augustus van Dusen, genannt "Die Denkmaschine".


    Ursprünglich erdacht vom amerikanischen Krimiautor Jacques Futrelle (1912 mit der "Titanic" untergegangen), wurde die Figur vom Autor Michael Koser wiederbelebt und in 77 Fällen (1978-1999 im RIAS bzw. DLR Berlin) auf Ermittlungstour geschickt. Der hyperintelligente und, wie es sich für einen Superdetektiv gehört, übertrieben arrogante Professor (aus Rücksicht auf Oolong verschweige ich das Urteil, das van Dusen über Sherlock Holmes gefällt hat), assistiert vom recht vertrottelten Journalisten Hutchinson Hatch, löst seine Fälle zunächst im New York der vorletzten Jahrhundertwende, bevor er sich auf eine fast dreijährige Weltreise begibt, auf der er viele bekannte Persönlichkeiten der damaligen Zeit trifft.


    Klassische Musik spielt in dieser Serie eine prominente Rolle als dramaturgisches Mittel. Regisseur Rainer Clute hat ein untrügliches Gespür, welche Musik haargenau paßt und wie sie einzusetzen ist. Teilweise trifft man auch auf bisher Unbekanntes und Exotisches. So habe ich durch die Serie zum ersten Mal die Bekanntschaft mit Perlen der "British Light Musik" (Ernest Tomlinson, Ron Goodwin, Sidney Torch etc.) gemacht.


    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Ganz bestimmt erwähnt werden muss Thomas Manns "Doktor Faustus" mit der berühmten, von Adorno inspirierten Abhandlung über Beethovens 3. Leonorenouvertüre. Und wenn wir gerade bei den Manns sind: Heinrich Manns "Der Untertan" enthält eine wunderbare Schilderung einer Lohengrin-Aufführung durch den Protagonisten nebst Frau.

  • Hallo,


    hier wurden ja in den meisten Büchern direkt Werke oder Komponisten oder überhaupt Menschen, die im engen Zusammenhang mit der klassischen Musik stehen, angeführt.


    Ich möchte trotz allem etwas zitieren, auch wenn es nicht in die Tiefe der klassischen Musik geht. Die Begründung folgt dann.



    "[...]Sie sang gern und erzählte mir viel über die Oper."


    Ein wenig später:


    [...]Die Geschichte eines jungen schwarzen Mädchens, das vor fünfzig Jahren in Mississippi in einem Herrenhaus aus der Zeit vor dem Bürgerkrieg gewohnt, Italienisch gesprochen und Opern gehört hatte, war einzigartig.



    Ihr hbat es ja auch gelesen...es wurde die Oper angesprochen. Nun könnt ihr sagen, da ist doch nichts besonderes dran. Stimmt! Wenn man vielleicht das erste Buch von Grisham liest.
    Wie ich schon einmal erwähnte, ist er mein absoluter Favorit. Und auch wenn ich noch nicht alles von ihm gelesen habe, so doch schon genug, um einen Eindruck von ihm zu haben. Es sind in etwa 13-15 Bücher, die ich schon von ihm gelesen habe.
    Noch nie und ich wiederhole mich, noch nie hat er in irgendeiner Weise die klassische Musik angesprochen.
    Und deshalb:

    Zitat

    und Opern gehört hatte, war einzigartig


    Genau deshalb wollte ich es erwähnen...(ich hab es eben in diesem Buch gelesen)


    Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Ein Buch, das voller Musikbezüge steckt und zugleich Zeitgeschichte mit kriminalistischen Seiten zum Gegenstand hat, muß hier noch genannt werden:


    Maarten 't Hart, Das Wüten der ganzen Welt.


    Ein Buch, das man nur schwer wieder aus der Hand legt. Anders als das Bach-Buch des Autors.


    "Das Wüten der ganzenWelt" ist für Musikliebhaber eine gute Urlaubslektüre.


    Viel Spaß beim Lesen.


    Ach ja - da Hermann Hesse genannt wurde: kleine Ergänzung. In dem Demian spielen die Orgelwerke Buxtehudes eine nicht unwesentliche Rolle.


    Matthias

    Tobe Welt, und springe,
    Ich steh hier und singe.

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  • @Matthias: Ja, sein Bachbuch hta mich auch eher gelangweilt... aber das mit "im November, 11 Grad und Regen" Orgel spielen hat dovh schon was..

  • Hallo!
    Zum Thema Dürrenmatt (s.o.) ist mir noch etwas eingefallen:
    In seinem Drama "Der Besuch der alten Dame" wird erwähnt, daß in dem Ort Güllen, in dem die Handlung angesiedelt ist, Brahms einmal ein Quartett komponiert hatte. Dabei muß es sich wohl um das berühmte "Güllener Streichquartett" von Brahms handeln! ;) :D
    Viele Grüße,
    Pius.

  • Hallo allerseits,


    ich zitiere mal aus dem Buch Harold and Maude von Colin Higgins:


    [...]
    She turned on the radio in the bookcase. 'I think there's a Chopin concert on FM tonight. Yes. There we are.'
    The delicate sounds of a nocturne flowed out into the room.
    'Do you like Chopin, Harold?'
    'Very much.'
    [...]



    Auch wenn es englisch ist, ich denke jedem reichen seine Kenntnisse um es zu verstehen :D


    Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Ich möchte an einen lesenswerten Klassiker dieses Genres erinnern, einen Entwicklungsroman, in dem die Musik im Mittelpunkt steht: "Jean Christophe" von Romain Rolland. Das französische Original von 1904-1912 umfasste zehn Bände, die deutsche Fassung drei Bände.


    Florian

  • Lest doch mal dies hier:



    Ich fands richtig spannend und zugleich unterhaltend. Die Original-Kreutzersonate von Tolstoi habe ich gelesen - sie hat meine zugegeben hohen Erwartungen leider nicht ganz erfüllt. Ein Konflikt, der für uns heute wohl nicht mehr so ganz virulent ist - und wenn, dann in anderer Form auftritt.


    Matthias

    Tobe Welt, und springe,
    Ich steh hier und singe.

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  • Hallo,


    ein kleiner Mozart-Fan, der Herr Peregrinus Tyß:


    Der Abgeordnete schlug das verfängliche Tagebuch auf und las: <Heute sah ich im Theater Mozarts Entführung aus dem Serail zum zwanzigsten Mal mit dem selben Entzücken. Es ist doch was Hohes, Herrliches um diese Entführung.>



    [E.T.A. Hoffmann - Meister Floh, Fünftes Abenteuer, S.103]



    Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Hallo,


    Vinteuils Sonate (und die Tochter des Komponisten) sind zentrale Themen in Prousts 'Recherche'. Vinteuil ist ein fiktiver Komponist, seine Sonate greift ein Thema auf, dessen Ursprung bis heute nicht abschließend geklärt ist. Im Gespräch sind: Wagners Lohengrin und Parsifal, Fauré, Schubert, Saint-Saens, Cesar Franck und Debussy.


    Gruß,
    Oliver

  • Hallo!


    Patrick Süskinds legendäres Theaterstück "Der Kontrabaß", das Moritz oben schon vorgestellt hat, enthält viele Passagen, die sich um klassische Komponisten und Kompositionen drehen.
    Der Inhalt des Stückes ist ein langer Monolog eines Kontrabassisten, von seiner Haßliebe zu seinem Instrument vereinnahmt.
    Ich habe einige Zeilen herausgeschrieben, vielleicht regen sie den ein oder anderen zum Lesen des Werkes an:



    Nehmen Sie den Baß heraus, dann entsteht eine reinste babylonische Sprachverwirrung, Sodom, in dem niemand mehr weiß, warum er überhaupt Musik macht. Stellen Sie sich vor – Beispiel jetzt – Schubert h-moll Sinfonie ohne Bässe. Eklatant. Sie können’s vergessen. Sie können die gesamte Orchesterliteratur von A bis Z – und zwar was Sie wollen: Sinfonie, Oper, Solistenkonzerte -, Sie können es so wie es ist wegschmeißen, wenn Sie keine Kontrabässe haben, so wie es ist.



    Schubert hätte keiner Fliege etwas zuleide tun können, und Mozart war zwar manchmal etwas derb, aber auf der andern Seite ein hochsensibler Mensch und überhaupt nicht gewalttätig. Auch Beethoven nicht. Trotz seinen Wutanfällen. Beethoven hat beispielsweise mehrere Klaviere zusammengeschlagen. Aber nie einen Kontrabaß, das muß man ihm zugute halten.



    Meines Wissens war Mozart überhaupt der einzige größere Komponist, der sowohl seine eigenen Klavierkonzerte als auch seine eigenen Violinkonzerte spielen konnte. Höchstens Schubert noch, zur Not.



    Vorspiel zu Walküre. Wie wenn der weiße Hai kommt. Kontrabaß und Cello unisono. Von den Noten die dastehen spielen wir vielleicht fünfzig Prozent. Das da…dieses Hinaufwischen, das sind in Wirklichkeit Quintolen und Sextolen. Sechs einzelne Töne! In dieser rasenden Geschwindigkeit! Vollkommen unspielbar. Man wischt es halt hin. […] Der einzelne Ton spielt da überhaupt keine Rolle mehr. Das gleiche übrigens in der Sechsten von Beethoven, oder Rigoletto letzter Akt – wenn ein Gewitter aufzieht, dann schreiben sie in die Partitur hemmungslos Noten hinein, die kein Baß auf der ganzen Welt jemals spielen kann.



    Viel wichtiger wäre es – wo wir schon einmal dabei sind -, wenn wir vor hundert bis hundertfünfzig Jahren eine Psychoanalyse gehabt hätten. Dann wäre uns beispielsweise von Wagner einiges erspart geblieben. Der Mann war doch hochneurotisch. […] Ja – eins ist klar: Den Tristan hätte es dann nicht gegeben. Soviel steht fest, denn dazu hätte die Neurose dann nicht mehr ausgereicht.



    Dittersdorf, E-dur-Konzert für Kontrabaß und Orchester. Eigentlich hat er Ditters gehießen. Karl Ditters. Lebte von 1739 bis 1799. Nebenher war er Forstmeister. Und jetzt sagen Sie mir ehrlich, ob das schön war? Jetzt nicht kompositorisch, sondern rein klanglich! Die Kadenz? Wollen’S die Kadenz noch einmal hören? Die Kadenz ist doch zum Totlachen! Das Ganze klingt doch zum Weinen!



    Insgesamt gibt’s in der Literatur über fünfzig Konzerte für Kontrabaß und Orchester, alle von minder bekannten Komponisten. Oder kennen Sie Johann Sperger? Oder Domenico Dragonetti? Oder Bottesini? Oder Simandl oder Kussewitzki oder Hotl oder Vanhal oder Otto Geier oder Hoffmeister oder Othmar Klose? Kennen Sie einen davon? Das sind die Kontrabaßgrößen. Im Grunde alles Leute wie ich. Kontrabassisten, die aus Verzweiflung zum Komponieren angefangen haben. Und entsprechend sind die Konzerte.
    Weil ein anständiger Komponist schreibt nicht für Kontrabaß, dafür hat er zuviel Geschmack. Und wenn er für Kontrabaß schreibt, dann aus Witz. Ein
    kleines Menuett von Mozart gibt’s, Köchel 344 – zum Totlachen! […] Oder in der Salome von Richard Strauss, die fünfsätzige Kontrabaßpassage, wo Salome in die Zisterne schaut: „Wie schwarz es da drunten ist! Es muß schrecklich sein, in so einer schwarzen Höhle zu leben. Es ist wie eine Gruft…“ Fünfstimmige Kontrabaßpassage. Grauenvoller Effekt. Dem Zuhörer stehen die Haare zu Berge. Dem Spieler auch. Zum Totfürchten!



    Als Musiker wird Mozart weit überschätzt. Nein, wirklich, - ich weiß, dass das heute wenig populär klingt, aber ich darf sagen als einer, der sich jahrelang mit der Materie beschäftigt hat und von Berufs wegen studiert hat – dass Mozart, verglichen mit Hunderten seiner Zeitgenossen, die heute völlig zu Unrecht vergessen sind, absolut auch nur mit Wasser gekocht hat, und gerade dadurch, dass er schon als Kind so früh begabt war und schon als Achtjähriger das Komponieren angefangen hat, war der Mann natürlich innerhalb kürzester Zeit total am Ende. Und die Hauptschuld daran trägt der Vater, das ist ja der Skandal. […] Jedes Kind komponiert, wenn Sie es dazu abrichten wie einen Affen, das ist kein Kunststück, aber eine Schinderei ist es, eine Kinderquälerei.



    Viele Grüße,
    Pius.

  • Liebe Taminos und Paminas,


    in den Werken Maarten't Harts spielt die Musik eine große Rolle. Über sein Buch "Bach und ich" kann man geteilter Meinung sein. Das Buch hat mich von einigen Passagen abgesehen, die wirklich interessant gemacht sind, ein wenig enttäuscht. Die beiliegende CD (vor allem mit Ton Koopman) ist besser.


    Es gibt aber auch in seinen Romanen und Erzählungen viele Bezüge zur Musik. Hinweisen möchte ich auf den Erzählungsband "Das Pferd, das den Bussard jagte":



    Hier findet sich eine Erzählung mit dem Titel 'Concerto russe', in der es um das gleichnamige Concerto Edouard Lalos geht, und darum wie ein junger Mann von dieser Musik angezogen und berührt wird.


    Inzwischen gibt es das auch als Hörbuch zusammen mit der Musik:



    Mit freundlichen Grüßen von der Nordseeküste, Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Zitat

    Original von Pius



    Patrick Süskinds legendäres Theaterstück "Der Kontrabaß", das Moritz oben schon vorgestellt hat, enthält viele Passagen, die sich um klassische Komponisten und Kompositionen drehen.
    Der Inhalt des Stückes ist ein langer Monolog eines Kontrabassisten, von seiner Haßliebe zu seinem Instrument vereinnahmt.
    Ich habe einige Zeilen herausgeschrieben, vielleicht regen sie den ein oder anderen zum Lesen des Werkes an:


    Nicht sonderlich gut informiert, der Süßkind.


    :hello:

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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