Jean Sibelius: Symphonien – Welcher Zyklus ist der beste?

  • Nach Manier der neuen Threads zu Beethoven und Schubert nun diesmal (etwas exquisiter) Sibelius.
    Es gibt zwar einen (uralten) Thread über seine Symphonien im Allgemeinen, aber der Balast der Jahre lastet auf ihm. Zeit für etwas Neues.


    Sibelius hat es grad hierzulande nicht ganz so einfach wie viele seiner spätromantischen Kollegen. Im anderen Thread wurde er mitunter als zweitrangig abgetan (m. E. ein Unsinn), aber doch: Er ist nicht so unumstritten wie andere. In Skandinavien ist er vermutlich viel prominenter. Immerhin dürfte der Finne international bekannter sein als Nielsen (Dänemark) oder Alfvén (Schweden), etwa gleichrangig mit Grieg (Norwegen).


    Doch genug der Vordiskussion: Es soll hier um Symphonienzyklen gehen. Welche gibt es überhaupt? Welche sind die besten?


    Primär sollten vollständige Zyklen genannt werden, aber auch Torsi und Einzelaufnahmen sind gestattet.


    Auf eine interessante Diskussion!

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Als Gesamtaufnahme unter einem Dirigenten ist mir der Decca-Zyklus mit Vladimir Ashkenazy und dem Philharmonia Orchestra der Liebste. Exquisite Klangtechnik.



    Ich kenne noch die Zyklen unter Barbirolli (etwas für Genießer), Rattle (hat mich nicht überzeugt) und Vänskä (vor allem interessant durch die Frühfassung der 5. Sinfonie).


    Leider hat Herbert von Karajan bei DG in den 1960ern nur die Sinfonien 4-7 aufgenommen, nebst einiger sonstiger Orchesterwerke. Diese Aufnahmen sind zusammen mit der 1., 2. und 3. Sinfonie unter Okko Kamu zu haben. Beide dirigieren die Berliner Philharmoniker. Wer nur Karajan haben will, bekommt Nr. 4 bis 7 auch separat. - Geht es nur um 4-7, ist Karajan aus den 1960ern mein Favorit.


    Gerne hätte ich noch die Zyklen mit Kajanus (1930 +/- ?), Colin Davis (2x), Berglund (2x), Blomstedt und Bernstein (CBS), aber man kann nicht alles haben ... auch der Rattle-Nachfolger Sakari Oramo mit dem Birmingham SO wurde sehr gelobt ... vielleicht gibt es in diesem Thread ja noch die eine oder andere Empfehlung!


  • Eine (unvollständige) Übersicht (es gibt viel mehr, als ich dachte):


    Gesamtaufnahmen:



    New York Philharmonic
    Leonard Bernstein
    1961–1967



    Hallé Orchestra
    Sir John Barbirolli
    1966–1969



    Berliner Sinfonie-Orchester
    Kurt Sanderling
    1970–1977



    Philharmonia Orchestra
    Vladimir Ashkenazy
    1980–1985



    Göteburger Symphoniker
    Neeme Järvi
    1982–1984



    Birmingham Symphony Orchestra/Philharmonia Orchestra
    Sir Simon Rattle
    1984–1986



    Helsinki Philharmonic Orchestra
    Paavo Berglund
    1984–1987



    San Francisco Symphony Orchestra
    Herbert Blomstedt
    1990–1995



    Göteburger Symphoniker
    Neeme Järvi
    1992–1995



    Iceland Symphony Orchestra
    Petri Sakari
    1996–2000



    Helsinki Philharmonic Orchestra
    Leif Segerstam
    1996–2004



    Lahti Symphony Orchestra
    Osmo Vänskä / Jaakko Kuusisto
    1996–2010



    London Symphony Orchestra
    Sir Colin Davis
    2002–2008



    Adelaide Symphony Orchestra
    Arvo Volmer
    2007–2009


    Torsi:



    Berliner Philharmoniker
    Herbert von Karajan (Nr. 4-7)
    1965–1967



    Berliner Philharmoniker
    Okko Kamu (Nr. 1-3) / Herbert von Karajan (Nr. 4-7)
    1964–1975



    Berliner Philharmoniker
    Herbert von Karajan (Nr. 1)
    1981



    Berliner Philharmoniker
    Herbert von Karajan (Nr. 2)
    1980



    Wiener Philharmoniker
    Leonard Bernstein (Nr. 1, 2, 5, 7)
    1986–1990



    Oslo Philharmonic Orchestra
    Mariss Jansons (Nr. 1, 2, 3, 5)
    1990–1994

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Nachtrag:


    Berglund nahm sogar drei Zyklen auf:


    "Paavo Berglund repeatedly recorded the complete Sibelius symphonies: for EMI with the Bournemouth Symphony Orchestra and with the Helsinki Philharmonic Orchestra and a third time with the Chamber Orchestra of Europe for Finlandia/Warner Bros."



    Hier noch der andere Davis-Zyklus mit dem BSO/LSO:



    Also an Auswahl besteht wahrlich kein Mangel!

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Wahnsinn, was da für eine Flut an Aufnahmen zusammen kommt! Wer hätte das gedacht?


    Ich bin mal vorsichtig und benenne als Favoriten für die Symphonien Nr. 1 und 2 Bernstein (DG). Was die 4. angeht, kommt wohl kaum was an Karajan (DG) vorbei. Die 5. bevorzuge ich auch bei ihm und wieder Bernstein. Die anderen müßte ich nachhören.


    Ich kenne schlicht zu wenige Alternativaufnahmen, um endgültig einen Zyklus zu empfehlen. Bei Karajan fehlt die 3., die 1. und 2. sind nicht auf dem Niveau der anderen, aber trotzdem gut.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Nun ja, alle Dirigenten, die keinen kompletten Zyklus einstudiert haben, dürften hier eigentlich nicht genannt werden, sonst wäre der Titel des Threads falsch gewählt.




    :hello: LT

  • Stimmt strenggenommen. Bernstein hat einen kompletten auf CBS vorgelegt, Karajan einen fast kompletten (bis auf die 3. eben).


    Welchen von deinen drei Favoriten, lieber LT, würdest du am meisten empfehlen? Die Klangtechnik sollte sehr gut sein, und ich mag ja betonte Pauken und Blechbläser, zudem eher pathetisch bei solchem Repertoire wie Sibelius.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

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    – Luís de Camões

  • Lieber Joseph,


    ich würde zunächst den Klassiker Barbirolli empfehlen, die Klangqualität ist sehr gut, ich glaube schon, dass dir diese Aufnahmen gefallen werden. Höre doch einfach mal in "Finlandia" herein, eine der besten Aufnahmen überhaupt, wie ich finde:


    http://www.musicline.de/de/pla…7776920528/0/0/50/product#


    Viele der neuen Aufnahmen kranken daran, dass sie Sibelius viel zu sehr als Mystiker und Melancholiker sehen.


    :hello: LT

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  • Ich bin kein Sibelius-Spezialist - halte mich daher zurück.
    Es wäre aber hifreich, wenn wenigstens einige der hier nominierten Aufnahmen ein wenig charakterisiert würden.
    Das fängt schon bei Karajan an, der ja zwei Zyklen - einen für EMI und einen fÜr DGG aufgenommen hat....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Man darf es wohl als sehr bezeichnend ansehen, dass ein bestimmter vollständiger Zyklus hier noch gar keine Erwähnung fand:


    Jener Lorin Maazels mit den Wiener Philharmonikern, der zwischen 1963 und 1968 im Wiener Sofiensaal aufgenommen wurde.



    Maazel erfreut sich gemeinhin ja nicht sonderlicher Wertschätzung, insbesondere hier im Forum, was auch teils durchaus gerechtfertigt sein mag.
    Bei seinen länger zurückliegenden Aufnahmen, es seien hier exemplarisch die Tschaikowsky-Konzerte oder die Respighi-Dichtungen angeführt, finden sich aber mitunter hervorragende, referenzwürdige Interpretationen, die ungerechtfertigterweise ein Dasein im übermächtigen Schatten der negativen Belegung des Namens 'Maazel' fristen.


    Gleiches gilt eben auch für den frühen Sibelius-Zyklus (es existiert ein weiterer mit dem Pittsburgh Symphony Orchestra, den ich allerdings nicht kenne).


    Die 7 Symphonien sind von durchgängig hoher künstlerischer Qualität, keineswegs mit den oberflächlichen Hochglanzaufnahmen Maazels in jüngerer Zeit vergleichbar, die Interpretation ist präzise, klar, gerichtet, rhythmisch exakt, von angenehmer, nicht überzeichneter 'nordischer' Klarheit und erfrischender Kühle.
    Obgleich die Tempi im Vergleich eher rascher sind, so ist es doch bemerkenswert, wieviel Ruhe, Gelassenheit, mithin also jener Raum zum Atmen, der für die intensive und doch so reduzierte Tonsprache des Finnen unabdingbar ist, dieser Einspielung innewohnt.


    Mir sind auch die Einspielungen Karajans und Bernsteins wohlbekannt, desweiteren Einzelaufnahmen wie etwa die herausragende Dritte unter Kondrashin, dennoch schätze ich Maazels Sibelius in seiner Gesamtheit am höchsten.

    'Architektur ist gefrorene Musik'
    (Arthur Schopenhauer)


  • Also ich habe nur diesen Zyklus von Kurt Sanderling. Ich weiß nicht, ob er der beste ist, aber mir gefällt er.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Als großer Sibelius-Liebhaber muss ich ich mehere GA/Einzelausgaben haben.


    Ich will meine Favoriten ganz kurz skizzieren:


    Bernstein / New Yorker Ph (SONY)
    Es gibt kaum eine Interpretation die mehr Emotionen, Schlagkraft und Feuer aufweist wie diese Wahnsinnsaufnahmen. Auch Klangtechnisch macht diese von Josef auch ganz oben abgebildete GA einen guten respektablen Eindruck.
    Es wird Bernstein oft vorgeworfen hier mehr einen wilden Tschaikowsky zu präsentieren, statt die nordischen Landschaften zu zeichenen. Macht nichts! :thumbup: So megaspannend will will ich Sibelius hören.


    Bernstein / Wiener PH (DG) mit den Sinfonien Nr. 1,2,5,7
    In seinen späten DG-Aufnahmen übertreibt er wieder die Längen (bes. bei der Sinf. Nr. 2) und kann nicht loslassen. Trotzdem hochspannende Megaaufnahmen, die auch noch TOP klingen und den Hörer wegpusten!! :angel: Fantastischer Sibelius!


    Ashkenazy / Philharmonia Orchestra (Decca)
    Legt man auf eine TOP-Klangqualität wert und will einen hochspannenden Sibelus hören liegt man hier genau richtig. Für Ashkenazy ist Sibelius eine Herzensangelegenheit. Es gibt bezüglich der Interpretationsfragen in keiner Sinfonie etwas auszusetzen. Besonders die weniger populären Nr. 3, 6, 7 sind Edelsteine der CD-Discographie. :angel: Bessere Pauken wird man nirgendwo hören.
    :thumbsup: Die Sinfonie Nr. 1 ist mit Ashkenazy trotz Bernstein mein absoluter Favorit.


    Karajan / Berliner PH (DG) die Sinfonien Nr. 4 - 7
    Karajan / Berliner PH (EMI) die Sinfonien Nr. 1, 2, .. ,4 - 7
    Vielleicht sind das sogar die werkgetreuesten Sibelius - Aufnahmen ... und ich schreibe hier gerne was Sibelius sagte: "Karajan versteht mich von allen wohl am Besten!"
    Die DG-Aufnahmen klingen noch etwas feiner und abgestufter, als die etwas späteren etwas grober klingenden EMI-Aufnahmen. Herausragend die Sinfonie Nr. 4 (DG) und da ich von dieser Aufnahme geprägt bin ist die heissgeliebte Sinfonie Nr. 5 (EMI) meine Referenzaufnahme für das Werk, an der sich erste einmal alle Anderen messen müssen. Aber auch Bernstein und Ashkenazy bieten hier feinste Klang-Software.
    Die Sinfonien Nr. 1 und 2 liegen nur bei EMI vor. Es sind gute angemessene Sibelius-Aufnahmen, die Karajans Können wiedereinmal belegen. An die Wahnsinnsaufnahmen von Bernstein (2.) und Ashkenazy (1.) reichen sie aber trotzdem für meinen Geschmack nicht heran.



    Neben meinen genannten Favoriten habe ich die GA mit
    Segerstam (Brillant, früher Chandos) - leider ausgerechnet die Sinfonien Nr.1 und 2 in undurchsichtiger Klangtechnik,
    Blomstedt (Decca) - die GA beinhaltet die beste Aufnahme von Tapiola, die Sinfonien sauber aber es fehlt die Emotionalität,
    N. Järvi (DG) mit den ganzen Sinfonischen Dichtungen auch was feines - seine IMO schwache BIS-GA habe ich verkauft,
    dann Einzelaufnahmen mit C.Davis/Boston SO (2.) = schön, Ormandy (2.) = Klasse, Szell (2.) = Megaklasse.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Als Nicht-umbedingt-Liebhaber von Sibelius stehen nur 1, 5 mit Levi und dem Atlanta Symphonie O, 1 - 4 mit Järvi und dem Gothenburg SO sowie 1 - 7 mit Ashkenazy im Regal und das soll auch reichen.


    Gruß Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Ich weiss selber nicht, warum sich in meinen Regalen inzwischen so viel Sibelius angesammelt hat. Im Konzert höre ich die Sinfonien sehr gerne, zu Hause am Lausprecher eher ganz selten. Und wenn schon, dann



    Ausserdem habe ich aber tatsächlich Boxen mit Maazel, Karajan, Ashkenazy, Davis und Bloomstedt.
    Werden wohl immer Schnäppchen gewesen sein.
    Ich habe keine Ahnung mehr, was ich davon wirklich gehört habe! Deshalb kann ich auch nicht sagen, welcher Zyklus der Beste ist.
    Ich bleibe einfach bei Barbirolli! Von dem habe ich die meisten der Sinfonien in Konzerten kennengelernt und mit ihm haben sie mir gefallen!



    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • David Hurwitz hat Barbirollis Sibelius zwiespältig bewertet:

    Finlandia, Karelia-Suite und die 2. bewertet er mit Höchstnoten; manches, wie die 6., sei aber mißlungen.
    Zudem kritisiert er die Orchesterqualität des Hallé-Orchesters teilweise.


    Hier geht's zur Rezension.


    Ist da was dran?


    P.S.: Ashkenazy bekommt übrigens bei der künstlerischen Qualität zwischen 7 (6., 7.) und 9 Punkte (1., 3.). Segerstam bis auf die 2. und 6. (9 Punkte) bei den andereren 10 Punkte. Berglund (EMI) durchgehend 9 Punkte, Vänskä 10. Bernstein liegt zwischen 7 und 10, Karajan zwischen 7 (EMI) und 9 (DG). Sir Colin Davis veranschlagt er zwischen 5 (LSO Studio) und 10 (BSO). Blomstedt kommt auf 9. Schließlich Maazel (9), Sakari (8 für den Zyklus) und N. Järvi auf DG (7).

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Bei karajans DG-GA hatte ich mich damals (in der LP-Box) gewundert, das Karajan ausgerechnet die wichtigen Sinfonien Nr.1 und 2 nicht selber dirigiert hat und diese Aufnahmen seinem Schüler Okko Kamu überlies.
    Diese beiden Aufnahmen haben mich nie richtig überzeugen können, da deutsch gesagt einfach "schmackes" fehlt. Ich hatte mir dann Bernstein (SONY) zugelegt und war platt vor Begeisterung, wie spannend man diese Werke auch dirigieren kann.


    Karajan hat die Sinfonien Nr.1 und 2 nur für EMI aufgenommen - 1980/1 digital.
    In der stereoplay lass ich vom Kritiker (K.Breh) allerdings wenig gutes über beide Aufnahmen. Das war für mich aber überhaupt nicht Repräsentativ, da der Typ immer was gegen Karajan auszusetzen hatte. Im Gegenteil: Sein Zitat, das man dem Pauker der Berliner PH eine Erschwernisszulage zahlen müsse, hatte mir erst den Ansporn gegeben diese EMI-CD´s zu kaufen.
    Auch wenn beide Sinfonien nicht auf DG mit Karajan vorliegen, so ist doch ein athosphärischer Riesenunterschied (mehr als bei 4-7) festzustellen. Die Interpretationen/Aufnahmen klingen nämlich vergleichsweise grobschlächtig - (positiv) vom vielzitierten karajanschen Breitwandsound keine Spur. Wenn nicht Karajan drauf stehen würde, hätte ich ihm diese Aufnahmen nicht zugetraut.
    Karajan ist auf jeden Fall so manchen Langeweilern, dessen Dirigentennamen sich in diesem Thread zu hauf finden überlegen !
    Die Karajan-Aufnahmen der 1+2 sind natürlich nicht schlecht und haben auch keinesfalls die vernichtende Kritik von Breh (der sich durch seine Anti-Karajan-Zitate selber disqualifizierte) verdient.
    Aber es gibt in der Tat bessere Aufnahmen. Zu Beispiel folgende:

    Ok - Die Karajan-Pauken sind bei der Sinfonie Nr.1 ganz ganz gut eingefangen, aber was Ashkenazy in seiner Präzisionsaufnahme auf Decca bietet (dann müssten der mit Goldbarren bezahlt werden) und was dann Bernsteins fulminante New Yorker Emotionsaufnahme (SONY), Bernsteins Wahnsinn (DG) bietet geht doch weit über die Gesamtqualität der Karajan-Aufnahmen (wohlgemerkt nur) der Sinfonien Nr. 1 und 2 hinaus.
    :thumbup: Ein ganz großer Leckerbissen für die Sinfonie Nr.2 ist auch die Szell-Aufnahme mit dem Concertgebouw Orchester Amsterdam (Philips).
    Karajan ist ein großer Sibelius-Dirigent, aber spätestens hier wird der Unterschied, und auch dann das was man favorisieren wird, deutlich !


    :!: Bei den Sinfonen Nr. 4-7 liegt der Fall deutlich anders --- wer weis warum er gerde die 1+2 Okku Kamu zuerst überlassen hatte ? Ich glaube die Sinfonien Nr.4 - 7 lagen Karajan in ihrem Stimmungsgehalt einfach näher ! Und so folgten auch feinste Interpretationen.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • :!: Leider konnte ich den letzten Absatz meines Vorbeitrages Nr.18 nicht mehr ändern, denn es ist überhaupt nicht in Frage zu stellen, das Karajan die ersten Sibelius-Sinfonien weniger lagen als die von ihm meistaufgenommenen Sinfonien Nr. 4-7.
    8| So eine Ärger, die CD hatte ich im Eifer des Schreibgefechts vergessen:


    ;( :thumbsup: Ich finde gerade in meiner CD-Sammlung die Aufnahme mit dem Philharmonia Orchestra von EMI,1960, von der ich in früheren Sibelius-threads schon positiv berichtet hatte!
    Die Aufnahme der Sinfonie Nr. 2 zeichnet sich durch die meisterhaften Spannungsbögen aus, sowie durch eine natürliche Klangtechnik, die ihr Alter nur durch etwas Rauschen nicht verleugnen kann. Mir scheint diese Interpretation nicht nur qualitativ deutlich besser, als seine späte Digitale von EMI, 1981, :angel: sondern diese kann sich in die Reihe der besten Aufnahmen der Sinfonie Nr. 2 mit Szell, Bernstein, Ashkenazy .... einreihen.



    EMI, 1960, ADD Stereo



    :?: Die Frage bleibt nur: Warum nahm er nie die Sinfonie Nr.3 auf?


    Karajan hat mit dem Philharmonia Orchestra auch die Sinfonien Nr. 4 + 7 (EMI) auf CD aufgenommen - :thumbdown: aber die sind in MONO ... da diese mit Karajan TOP in Stereo vorliegen - :D für mich entbehrlich ...

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo,
    auch wenn ich ab und zu die "großen Alten" so abfeiere, als wären Sie die Größten, bei Sibelius sind sie es meiner Meinung nach nicht!
    (Außer Szell in Tokyo, aber das ist was gaanz Sentimentales, weil es sein letztes Konzert war.)


    Heute gibt es Seegerstamm, ein fülliger "Tanzbär", der Musik, so wie er aussieht, darbietet: füllig, satt, liebenswert und lebensfroh. Er ist bei Sibelius eine Autorität, liefert aber ein sehr einseitiges Bild, wie übrigens auch bei Pettersson, dem er sogar etwas wie Optimismus abgewinnen kann.
    Ich mag das!


    Aber es gibt vor allem andere ernstzunehmende neue Aufnahmen, die ich allesamt besser finde als die der früheren Großmeister, die versuchten, Sibelius zu emotionalisieren und statt dessen verkitschten.
    (Nebenbei lieber Wolfgang: Sibelius starb 1957, er hat mehr als 30 Jahre im Leben HvKs nicht mit bekommen. Vielleicht hätte er sein Urteil revidiert.)


    So Vänskä: Von ihm habe ich 4 und 5. Sie sind sehr sehr gut, straff und dennoch emotional. Es gibt dann noch u.a. Sarraste und Salonen. Und natürlich auch Rattle.
    Alle bieten einen herrlich "entfetteten" Sibelius.
    Nicht umsonst ist Vänskä referenzwürdig in Classicstoday.


    Sehr zu empfehlen übrigens, quasi als Rosskur und zum Umgewöhnen von Schmalzern ala Lennie sind Sanderling, wenn auch etwas betulich aber herrlich nüchtern (ganz im Gegensatz zu Sibelius, der Jahre seines Lebens im Wodkarausch verbracht hat und sich zudem durch Zigarren konservierte) und Mrawinski, der eine ungewöhnlich strenge 7. ablieferte.


    Dann weiß man, dass Siblius eben mehr als Filmmusik geschrieben hat und "Zucker für den Affen".


    Gruß S.

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  • Ich habe noch folgende Zyklen gefunden:



    COLLINS


    "Collins conducted a series of classical recordings, notably of music of Elgar and Sibelius, for Decca Records and EMI. His Decca recordings made between 1952-1955 of the seven Sibelius symphonies (the first complete cycle with one orchestra and conductor) and tone poems were regarded very highly. He recorded with Decca from May 1945 to December 1956." (Wikipedia)



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    GIBSON




    INKINEN




    SARASTE




    ORAMO



    Gibt wohl von wenigen anderen Komponisten so viele Symphonienzyklen, gerade auch erst in den letzten zwanzig Jahren entstandene.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Alle bieten einen herrlich "entfetteten" Sibelius.
    Nicht umsonst ist Vänskä referenzwürdig in Classicstoday.


    Lieber Hans,


    wir haben uns ja an anderer Stelle schon mehrfach über Sibelius unterhalten. Dabei hatte sich ja ergeben, dass wir Beide eine sehr unterschiedliche Auffassung haben, wie Sibelius klingen soll. Zudem bist Du ja nicht unbedingt (im Gegensatz zu mir) der große Bernstein-Freund.


    Von daher ergeben sich bei Dir natürlich solche entfetteten Zyklen von Vanskä, Salonen und auch Rattle, letzterer ist mir auf jeden Fall zu brav.
    ;):!: Tja ... ich mags halt nicht nur etwas fetter, :D sondern absolut Megapackend. Und dabei könnte ich mit bernsteins Sibelius-Aufnahmen alleine auf Ewig glücklich sein!


    Aber bei uns gibt es immer wieder Gemeinsamkeiten. So schätze ich Segerstam auch bei Sibelius (Brillant). Aber nicht bei den Sinfonien Nr. 1 und 2 - die sind erstmal klanglich absolut daneben (undurchsichtiger Klangbrei ohne Details und ohne wirklich warnehmbare Pauken :thumbdown: ), sodass man gar keine genaue Aussage machen kann; die sind eben so ganz und gar unansprechend.

    :?: Mich würde interessieren, wie der Segerstam-Zyklus auf ONDINE klingt und zu bewerten ist ??? In der GA ist auch eine interessante Aufnahmen des VC dabei. Es wäre interessnant mal eine nordische Aufnahme des VC zu haben, denn ich schätze und habe das VC mit Oistrach (CBS) und Heifetz (RCA).

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ein Leserbrief in meiner Post:


    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Das ist aber nicht richtig, denn die Sinfonien Nr. 1 und 3 mit Okku Kamu wurden vom Helsinki Philharmonic Orchestra eingespielt. Nachzulesen ist das z. B. auf der Seite "Arkivmusic.com": http://www.arkivmusic.com/classical/Dril…31&comp_id=2777


    Auf der verlinkten Seite wird aber gleich auch der Fehler begangen, die zweite Symphonie Karajan zuzuweisen, was bekanntlich nicht stimmt. Ein wenig Suchen lässt aber auch die Richtigkeit des Helsinki Philharmonic Orchestra bezweifeln. Ich fand anderswo die Angabe Helsinki Radio Symphonic Orchestra. Das gäbe es also auch abzuklären.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Stimmt, die 2. in der Box nahm definitiv Kamu auf, als einzige mit den Berliner Philharmonikern.
    Nr. 1 und 3, ebenfalls unter Kamu, entstanden mit dem RSO Helsinki:


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Leider hat Herbert von Karajan bei DG in den 1960ern nur die Sinfonien 4-7 aufgenommen, nebst einiger sonstiger Orchesterwerke. Diese Aufnahmen sind zusammen mit der 1., 2. und 3. Sinfonie unter Okko Kamu zu haben. Beide dirigieren die Berliner Philharmoniker. Wer nur Karajan haben will, bekommt Nr. 4 bis 7 auch separat. - Geht es nur um 4-7, ist Karajan aus den 1960ern mein Favorit.


    Ich verstehe den Einwand des Leserbriefschreibers (Beitrag 24) nicht !?!
    Bereits in Beitrag 2 wird doch schon durch Wolfram erwähnt und aus meinen Beiträgen 14 und 18 geht auch hervor, dass Karajan die Sinfonien Nr. 1 und 2 nur bei EMI und die Sinfonie Nr. 3 niemals aufgenommen hat.


    ;) Einzig deutlich wurde, dass sich Okku Kamu nur bei den Sinfonien Nr. 1 und 3 des Helsinki RSO bediente.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang


  • Kennt jemand diesen Zyklus? Roschdestwensky ist eigentlich immer interessant ...


    Aufnahmedaten offenbar 1969–1973.


    Sehr gute Kritiken beim britischen Amazon.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • hat seinerzeit den Zyklus von Rosh hervorgehoben, (Klassik Auslese 1976) auch um seiner Überdrüssigkeit an Bernstein und Barbirolli mit ihrer Gefühlsduseligkeit Ausdruck zu verleihen.
    Er rückte ihn in die Nähe von Schostakowitsch.
    Das hört sich interessant an. Nur leider fehlt mir der Beweis!
    Wie Sibelius auch geht, zeigt Mrawinski zu der Zeit.
    Aber heute, mehr als 30 Jahre später, ist es längst Allgemeingut.


    Gruß S.

  • Hallo Josef,


    wenn Du alte Tamino-Beiträge nachliesst, dann soll laut Ex-Tamino Edwin der Roshdestwensky-Zyklus eines der Besten sein !


    :!: Aus drei Gründen habe ich Zweifel, ob ich mich in dieser hohen Beurteilung anschliessen könnte, obwohl ich Roshdestwensky ansonsten hoch schätze:
    1. der Preis ist ungewöhnlich hoch - aber bei Angemessenheit würde ich mich trotz folgender Vorbehalte auch gerne ein Bild machen wollen.
    2. die Klangqualität läßt bei diesen russischen Aufnahmen schwer zu wünschen übrig (und wenn man u.a. Askenezy auf Decca im Ohr hat, kann das bei mir nur noch in Richtung Reinfall gehen!)
    3. die Tempi sind recht ausgedehnt, sodass dies meinen Vorstellungen auch nicht ganz entsprechen dürfte (auch wenn Bernstein DG darin ählich gelagert ist - aber ich muss zugeben, da lasse ich es wegen dem gebotenen Wahnsinn gelten). Ich kenne das bereits von Roshdestwensky´s Nielsen - Sinfonien - GA (Chandos), die mich genau deshalb auch nicht voll zufriedenstellt.


    ;) Aber wie erwähnt - Roshdestwensky steht trotzdem auf meiner Wunschliste. Ich will es wissen und hören!
    Und mich würden weitere Eindrücke auch sehr interessieren.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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