Zwei Kommentare zu einem Artikel im Hamburger Abendblatt von Joachim Mischke kommentiert

  • Es gab sogar den eine oder anderen Leserbrief bezüglich der momentan herbeigeredeten Krise im Hause Simone.
    Leider sind mir dieser Zuschriften nur vom Hörensagen her bekannt.
    Daher werde ich beide Verfasserinnen der einfachheithalber Edeltraut 1 und Edeltraut 2 nennen, in der Reihenfolge der Eingänge.


    Edeltraut 1 gab hier in einem Leserbrief zum Beispiel zum Besten es würde in Hamburg nur noch Opern von Richard Wagner und Richard Strauss geben.


    Richtig Edeltraut
    Vor einigen Wochen saß ich im Faust und im Palestrina von Richard Wagner und dannach habe ich mir dann Rigoletto und Lucia di Lammermoor von Richard 'Strauss angesehen und gehört.
    Im Dezember werde ich dann übrigens in Richard Wagners Aida sitzen, die La Cenerentola von Richard Strauss habe ich ausfallen lassen, da die begnadete Strauss und Wagnerinterpretin Kate Aldrich leider krankheitsbedingt absagen mußte.
    Ich überlege jetzt gerade wie der Komponist des fliegenden Holländers hießt, der diese Woche auf dem Spielplan steht, naja wird wohl irgent so ein modernes Werk sein, das sich mit dem Leben von André Rieu ( Sohn nicht Vater ).


    Edeltraut Nummer 2 konnte sich, uns und auch Frau Young den Vorwurf nicht ersparen:
    Frau Young was haben sie bloß aus diesem Haus gemacht?


    Jaja Edeltraut was ist bloß aus der Staatsoper in Hamburg geworden?
    Vielen von Ihnen werden sich sicherlich noch erinnern,früher gaben sich im Hamburger Opernhaus die Stars wie Lotte Lehmann, Alexander Kipnis, Elisabeth Schumann, Rose Pauly und Maria Hussa die Klinke in die Hand.
    Seit der Ära Young kamen sie alle nie wieder.


    Und heute?
    Noch vor wenigen Jahren kamen die großen Stars im Herbst ihrer Karriere nach Hamburg, und wenn dann bestenfalls einer oder eine und das Orcherster klang eher nach Kurkapelle.
    Jetzt haben wir zum größten Teil 4 gute Sänger, aber nicht am sieben sondern an einem Abend auf der Bühne.
    Wirklich Frau Young wie konnten sie unseren verwöhnten Ohren so etwas niederschmetterndes nur antun.
    Jahre lang haben Intendanten alles Versucht damit dem schlechten Ruf dieses Musiktheaters genüge getan werden kann und sie kommen einfach so daher und machen innerhalb weniger Jahre das alles Kaputt.


    Eines sollte hierbei allerdings nicht vergessen werden, unseren schönen Everding Rosenkavallier hat Herr Metzmacher auf dem Gewissen ebenso wie unsere schöne La Boheme, hier hat Frau Young lediglich Schadensbegrenzung betrieben.
    Unser anderen Highlights, wie den grauenhaften Don Carlos und den völlig am Thema vorbei Inszenierten Lohengrin, den haben wir ebenfalls Herr Metzmacher zu verdanken.
    Dagegen wirkten die Inszeneirungen die wir Frau Young zu verdanken haben noch erträglich ( lassen wir die Walküre einmal außen vor )

  • Es gab sogar den eine oder anderen Leserbrief bezüglich der momentan herbeigeredeten Krise im Hause Simone.
    Leider sind mir dieser Zuschriften nur vom Hörensagen her bekannt. Daher werde ich beide Verfasserinnen der einfachheithalber Edeltraut 1 und Edeltraut 2 nennen, in der Reihenfolge der Eingänge.

    Auch, wenn ich weder besagten Artikel im HA, noch diese Leserbriefe gelesen habe, darf ich mir als langjähriger Besucher dieses Hauses (seit Ende der zweiten Liebermann-Intendanz) einige Bemerkungen erlauben:

    Edeltraut 1 gab hier in einem Leserbrief zum Beispiel zum Besten es würde in Hamburg nur noch Opern von Richard Wagner und Richard Strauss geben.

    Sollte die gute Frau dies wirklich meinen, liegt sie sicherlich falsch. Wenngleich die Intendantin und Generalmusikdirektorin Simone Young sicherlich ihre Vorliebe für das Spät- bis Ganz-Spätromatische Repertoire (Wagner, Strauss oder auch auch Bruckner in den Konzerten der Philharmoniker) nicht verhehlt, würde ich das Repertoire durchaus als einigermaßen abwechselungsreich bezeichnen. Was mir zumindest gefühlt im Vergleich zu einem Gerd Albrecht (GMD unter der Intendanz P.Ruzicka [1988 bis 1997]) fehlt, ist das, was nach Wagner und Strauss kommt: Schreker, Zemlinsky oder Korngold. Andererseits gab es dafür jedenfalls bis vor kurzem z.B. diverse Britten-Opern.

    Edeltraut Nummer 2 konnte sich, uns und auch Frau Young den Vorwurf nicht ersparen: Frau Young was haben sie bloß aus diesem Haus gemacht?


    [...]


    Und heute? Noch vor wenigen Jahren kamen die großen Stars im Herbst ihrer Karriere nach Hamburg, und wenn dann bestenfalls einer oder eine und das Orcherster klang eher nach Kurkapelle.
    Jetzt haben wir zum größten Teil 4 gute Sänger, aber nicht am sieben sondern an einem Abend auf der Bühne.

    Natürlich sind für ein großes Haus die Stars nicht verzichtbar; ich persönlich finde es jedoch noch viel wichtiger, ein gutes Ensemble zu haben, aus welchem heraus ich im Prinzip jede Rolle adäquat besetzten kann. Wenn ich mich recht erinnere, war gerade Rolf Liebermann, dem die Staatsoper Hamburg sicherlich viel zu verdanken hat, ein großer Verfechter des Ensemble-Theaters. - Hier finde ich, ist Hamburg aktuell z.B. mit Tigran Martirossian, Dovlet Nurgeldiyev oder Alexander Tsymbalyuk (nur einige Herren, die mir in der letzten Zeit sehr positiv aufgefallen sind) sehr gut aufgestellt. Zusätzlich ist auch die Arbeit im Internationalen Opernstudio zu nennen.


    Was nun allerdings die Hamburger Philharmoniker angeht, so bekenne ich freimütig, dass es sich m.E. nicht um ein echtes Spitzenorchester handelt. Zwar haben sich gerade ein Gerd Albrecht und ein Ingo Metzmacher hier sehr verdient gemacht und gezeigt, was an guten Abenden aus den Orchestermusikern herauszuholen ist, aber letztendlich scheppert das Blech eigentlich schon seit 25 Jahren und in zu vielen Vorstellungen geht es dann doch eher auseinander, als zusammen ... Und da weiss ich nicht wirklich, ob Fr.Young mit ihrer Neigung, eher den "vollen" Klang zu favourisieren (manche nennen es dann auch einfach "lauter") sehr viel weiter hilft.

    Wirklich Frau Young wie konnten sie unseren verwöhnten Ohren so etwas niederschmetterndes nur antun. Jahre lang haben Intendanten alles Versucht damit dem schlechten Ruf dieses Musiktheaters genüge getan werden kann und sie kommen einfach so daher und machen innerhalb weniger Jahre das alles Kaputt.


    Eines sollte hierbei allerdings nicht vergessen werden, unseren schönen Everding Rosenkavallier hat Herr Metzmacher auf dem Gewissen ebenso wie unsere schöne La Boheme, hier hat Frau Young lediglich Schadensbegrenzung betrieben. Unser anderen Highlights, wie den grauenhaften Don Carlos und den völlig am Thema vorbei Inszenierten Lohengrin, den haben wir ebenfalls Herr Metzmacher zu verdanken. Dagegen wirkten die Inszeneirungen die wir Frau Young zu verdanken haben noch erträglich ( lassen wir die Walküre einmal außen vor )

    Hier gehen wir jetzt allerdings ziemlich auseinander! Eine nicht wegzudiskutierende Tatsache ist nun mal, das die Staatsoper Hamburg 1997 und 2005 "Opernhaus des Jahres" war und das Simone Young damit nichts zu tun hat. Ich persönlich habe die Zeiten Ruzicka/Albrecht und auch die intensive Zusammenarbeit zwischen Metzmacher und Konwitschny als aufregend und spannend in Erinnerung - dies mag vielleicht auch daran liegen, dass ich damals jünger und begeisterungsfähiger war, aber wirkliche Innovation, einen Mut zum ungewohnten sehe ich aktuell nicht ... Auch halte ich die Idee, Intendanz und musikalische Direktion auf eine Person zu vereinigen nicht für einen blendenenden Geniestreich.


    Im übrigen sind sowohl der Don Carlos, als auch der Lohengrin noch im Repertoire - und dies, wie ich finde, absolut berechtigt. Darüber hinaus wird in dieser Saison sogar der Berghaus-Tristan wieder aufgenommen, worüber ich mich sehr freue. Insofern halte hier eine sog. "Schadensbegrenzung" in keinster Weise für notwendig.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.