Paukenschlag! - Unbekannte oder wiederbelebte Orchesterwerke und Sinfonien auf CD

  • Liebe Forianer,


    im Opernforum habe ich bereits einen ähnlichen Thread gestartet. Auch hier geht es um die Sehnsucht (nach so viel Bach, Händel, Vivaldi, Mozart, Haydn, Beethoven usw.) hin und wieder auch einmal andere, völlig unbekannte Töne zu hören...


    Vielleicht kennt ja der eine oder andere von euch auch solche Komponisten und Werke...


    :hello: LT

  • Der Spanier Ramon Garay schrieb seine Sinfonien zwischen 1790 und 1817:



    Orquesta De Cordoba, Jose Luis Temes [*]Label: Verso, DDD, 2009



    Zunächst ist man versucht aus den Werken einen Mix aus Gluck, Mozart und Haydn heraushören zu wollen. Doch wenn man ganz genau hinhört, dann stellt man fest, dass dies doch eine völlig andere Musik ist: melodienreich und sehr abwechslungsreich.


    Lieber einmal mehr zu Garay greifen als die zigste Haydn-Sinfonie kaufen!!!


    :hello: LT

  • Aber da gibt es wirklich genug. Die Frage ist lediglich ab wo gilt denn das Attribut "unbekannt" ?
    Sollen hier auch Werke nominiert werden, denen im Tamino Klassikforum bereits ein Thread an anderer Stelle gewidmet wurde ?
    Ich meine JA - denn an unbekannte Werke muß immer irgendwie erinnert werden. Umgekehrt ermuntere ich alle -hier nominierte Werke, so sie interessantgenug erscheinen irgendwann doch einen eignen Thread zu widmen.


    Mein Einstand gilt Niccolo Zingarelli, der von 1752-1837 lebte
    Nein man kauft nicht die xte Aufnahme einer Haydn Sinfonie. Zwar mag ein allererster Eindruck manchen an frühe Haydn Sinfonien erinnern - aber nein -nach einer Weile wird jeder den unverwechselbaren Zingarelli Ton heraushören.
    Hier eine Aufnahme der Mailänder Sinfonien -Vol 1:


    Obwohl die Aufnahme bereits im Feber 2010 veröffentlicht wurde - eine Folge 2 ist bis dato noch nicht erschienen.
    Schade - den die Sinfonine haben bei aller Leichtigkeit und Beschwingtheit - doch Eigencharakter



    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Der 1816 im schlesischen Liegnitz geborene Johann Ernst Benjamin Bilse erlernte zunächst als Stadtmusikus das Spielen der meisten Instrumente, später nahm er in Wien Violinunterricht bei dem berühmten Geiger Josef Böhm, spielte dann im Orchester von Johann Strauß (Vater). Zum Leiter der Stadtkapelle Liegnitz wurde er 1842 ernannt. Dieses Orchester spielte dann 1847 unter dem Namen Bilse'sche Kapelle in Berlin. Dieses Ensemble gilt als das Orchester, aus dem sich später das Berliner Philharmonische Orchester bilden sollte.


    Bilse war also seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in Berlin musikalisch gesehen up to date. Leider ist von seinen Kompositionen heute kaum noch etwas bekannt. Deshalb kann man die Veröffentlichung bei cpo nicht hoch genug loben. Das WDR RO Köln unter der Leitung von Christian Simonis präsentiert sich hier in bester Spiellaune mit allerschönster Unterhaltungsmusik im besten Sinne, die sich nicht hinter der Musik der Strauß-Familie zu verstecken braucht.



    Sturmmarsch Galopp;Baumgartenallee-Polka;Marienwalzer;
    Nur mit Dir;Schlesische Lieder;Catharina-Quadrille;Die
    Fürstensteiner;Bomben und Granaten;Winterflocken-Galopp;
    Victoria Walzer;Königspolonaise;Die Provinzialen;
    Concerthaus Polka;Schützenmarsch op. 13




    • Künstler: WDR RO Köln, Christian Simonis
    • Label: CPO , DDD, 2005


    :hello: LT

  • Heute rufe ich ein Werk in Erinnerung, das schon vor Jahren im Forum vorgestellt wurde - allerdings ist der Thread unauffindbar. Zudem haben wir viele neue Mitglieder seit damals.


    Das Hauptwerk dieser CD ist die "Santa Claus Symphony" ein schlagender Beweis, daß die Amerikaner schon im 19 Jahrhundert eine Neigung zum Kitsch und zum Plakativen hatten, diese Kunst jedoch durchaus zur Meisterschaft brachten. Das Wek ist fröhlich, effektvoll und voller melodiöser Einfälle. Der Komponist, William Henry Fry (1813-1863) war nicht nur Komponist, sondern auch Musikkritiker. Man kann ihm - hört man die Sinfonie - auch einen gewissen Humor nicht absprechen. Ein guter - und preiskünstiger Tip, für alle, di sich an Weihnachtsoratorian des 18. Jahrhunderts bereits satt gehört haben....
    Mitgeliefert werden ein paar Nebenwerke...


    eine frohen Advent
    wünscht Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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    soeben habe ich in diese CD gehört. Sie hat unterschiedliche Aufnahmelocations, Aufnahmejahre und Tonqualität.

    Gehqauft habe ich diese CD wegen der Sinfonie in D-Dur von Rochus DEDLER (1779-1822), welcher aus Oberammergau Stammt und durch die Komposition der Bühnenmusik der Oberammergauer Passionsspiel von 1810, welche in überarbeiteter Form noch heute gespieltr wird. Wikipedia beschreibt seine Musik (zu den Festpielen) als Haydn- und Mozartnah. Dazu kann ich nichts sagen, da ich diese Musik nicht kenne.Die Hauptwerke von Dedler waren hauptsächlich geistlicher natur, er war eigentlich für den geistlichen Stand bestimmt. Sein Bruder indes war katholischer Priester.

    Die hier eingespielte Sinfonie ist viesätzig und hat eine Spieldauer von etwa 20 Minuten. Ich würde si werder mit Haydn, noch Mozart oder Beethoven in Verbindung bringen, Sie hat einen IMO ganz eigenen, teilweise vollkstümlichen, teilweise dezent erhabenen oder auch lebhaften Charakter, immer aber in Ohrwurmqualität.


    Gekoppelt ist diese Sinfonie

    mit Mozarts Sinfonie in F-dur KV 19a, welche erst 1980 wiederentdeckt wurde,


    mit der Sinfonie in D- Dur von Karl Joseph Toeschi, einem Schüle von Johann Stamitz


    und mit der Sinfonie zu "Le Nozze d' Amore e di Norizia" von Pietro Pompeo SALES


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • BRISTOW George Frederick (1825-1898)


    81bUDRPbJ0L._SL300_.jpgIch belebe diesen Thread nach neun Jahren mit der zweiten Sinfonien von Georg Frederick Bristow, einem heut unbekannten amerikanischen Komponbist. Es ist immer schwer zu entscheiden, ob man für einen fast vergessenen Komponisten des 19. Jahrhundert einen neuen Thread eröffnet oder ihn beispielsweise hier placiert. Der besagt Komponist hat 135 Werke, teils ohne Opuszahl geschtieben, darunter 2 Opern, 3 Oratorien, 2 Streichquartette und 6 Sinfonien, einige Lieder und Klaviermusik - aber es sst derzeit so gut wie nichts auf CD zu bekommen. Da einiges bereits vor Jahren aufgenommen wurde, aber fast alles davon wieder gestrichen ist, gehe ich davon aus, daß es in absehbareer Zeit auch keine Neuerscheinungen geben wird. Daher stelle ich die im Bild gezeigte Aufnahme der

    Sinfonie Nr 2 "Jullienne"

    in diesem Thread vor.



    Der Titel ist der Name des Widmungsträgers Louis Antoine Julliet (1812-1860) einem französischen Dirigenten und auch (gescheiterten) Komponisten

    Was Werk stammt aus dem Jahr 1853, hat vier Sätze und eine Gesamtspiedauer von gut 43 Minuten, wobei der Löwenanteil, 16 Minuten auf den ersten Satz fällt. Die Uraufführung war 1856 durch die New Yorker Philharmoniker-

    Der erste Satz ist gezeichnet durch einen etwas hemdsärmeligen, oder aggressiven Charakter, man kann es auch als "kraftvoll", "zupackend", "energisch" beschreiben. Interessant, daß nach einiger Spieldauer dieser Charakter immer wieder durch geradezu wohlklingesnde Stellen unterbrochen wird, was einen guten Kontrast ergibt und die Balance herstellt. Der zweite Satz ist eher freundlich und angenehm zu hören, der dritte dann noch etwas milder. Mit dem 4 Satz (Allegro-agitato-Grandioso -L# istesso tempo) kehrt der Komponist aber wieder in temperamentvolle Gefilde zurück


    Obwohl die Sinfonie derzeit nicht am Markt erhältlich scheint (Amazon bietet ein letztes Einzelstück an) - geht aber nicht hierher zu verlinken und nicht als Werbepartnerware zu beziehen) finden wir bei youtube ZWEI Fassungen, die gezeigte Aufnahme mit der Royal Northern Sinfonia

    unter Rebecca Miller


    und eine Alternativaufnahme mit dem Royal Philharmonic Orchestra (London) unter Karl Krueger-



    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Eine weitere Sinfonie ist noch beim Werbepartner erhältlich:


    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

  • Hallo Maurice,


    ich hatte dieser Tage, als ich Alfreds Beitrag las gedacht ... "den Bristow, den kennste doch irgendwo her :huh: ".

    Jetzt sehe ich es in deiner Abb:

    Die tolle Barber-CD mit der Sinfonie Nr.2 ... da ist die Bristow: Sinfonie Nr.3 op.26 gekoppelt.


    Man sollte noch erwähnen, dass Bristow von 1843 - 1879 der 1.Geiger der New Yorker PH war. Seinen Werken schenkte man wenig bis gar keine Aufmerksamkeit. Ohnehin war das eine Zeit in der amerikansche Komponisten von Orchestern vernachlässigt wurden.

    Bristow setzte sich als Verfechter einheimischer Komponisten von Anfang an für die eigenständige amerikanische Musik ein und gründete ab 1852 - 1859 mehrere Wohltätigkeitsorganisationen für Musiker aus den USA.

    Erst im 20.Jhd konnte sich die amerikanische Musik mehr und mehr mit Erfolg durchsetzen ...


    Ich finde die Musik nicht übel und die Bristows Sinfonie Nr.3 ist an den Stil von Mendelssohn und Schumann angelehnt ... Schulbuchmodellhaft sauber und lupenrein komponiert.

    Letztendlich können mich die weniger klassischen Amis des 20.Jhd dann doch mehr überzeugen ...

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • BELICZAY Julius: Sinfonie Nr 1 in d-moll op 45


    Eigentlich interessant wie wenig dieser Thread auf Interesse stösst- Das mag wohl an einem scheinbaren Parallelthread liegen.

    Mainstream verboten - Die alternativen Lieblings-Sinfonien der Taminoaner 2011

    Aber HIER handelt es sich um Wiederentdeckungen - sie aber - im Gegensatz zum anderen Thread - nicht notwendigerweise Lieblingssinfonien sein müssen. Hier ist also ein gewisser Abstand gewahrt, wie das in diesem Beitrag genannte Werk von Julius BELICZAY (1835-1893) exemplarisch zegt.

    Über Beliczay gibt es keinen eintrag in der deutschen, der englischen und der französischen WIKIPEDIA. Dem Booklet entnehmen wir, daß er Klavierschüler von Czerny war und Komposition bei einem Schüler Mendelssohns studiert hat (Martin Gustav Nottebohm).

    Anton Rubinstein und Franz Liszt schätzten ihn als Pianist

    Sein eigentlicher Beruf war indes Techniker bei diversen Eisenbahngesllschaften, spater unterrichtete er aber in Sachen Musik.

    Er schrieb unter anderem 2 Sinfonien, wobei sich die erste auf der hier gezeigten STERLING-CD befindet. Sie entstand in den 1880er Jahren und wurde1888 in Karlsbar uraufgeführt.

    Das Booklet schreibt, daß die URaufführung sehr gut von Pumlikum UND KRitik aufgenommen wurde.

    Ich selbst empfand die Sinfonie als eher mittelmäßig, ohne wirkliche Themen , die im Ohr bleiben oder raffiniert Instrumentation. Passable Handwerksarbeit gewissermaen, wobei es dazwischen durchaus hörenswertes gab. Dazu zählt beispielsweise das triumphierende Finale, wo des dem Komponisten gelingt, vorzutäuschen, man habe eine "große" Sinfonie gehört...

    jpc streuit dem komponisten in ihrem Werbestatement Rosern und bezeichnet die CD als eine der aufregendsten Veröffentlichungen des Jahres (2017) ....soll sein.....


    mfg aus Wien

    Alfred


    Ich selbst

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Bernhard Romberg (1767 - 1841), einen Zeitgenossen Mozarts und Beethovens, hatte ich heute in den Erinnerungen anlässlich seines 253. Geburtstages. Ich habe die Erinnerung mit dieser CD verknüpft:

    Ich finde, dass Romberg gut in diesen Thread hineinpasst, wie auch aus dieser Information von JPC hervorgeht:

    Zitat von JPC

    Sic transit gloria mundi – so vergeht der Ruhm der Welt, dieser alte lateinische Spruch kommt unwillkürlich dem in den Sinn, der sich mit Leben und Werk Bernhard Rombergs beschäftigt. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts noch als exzellenter Virtuose auf dem Cello gefeiert und als einer der größten lebenden Komponisten geltend, geriet er bald nach seinem Tod in Vergessenheit. Drei seiner Symphonien sind hier als Weltpremieren zu hören.


    Besonders gut passt der Auftakt des Kopfsatzes der ersten Symphonie dieser CD zum ersten Wort dieses Threadnamens, wie man in diesem Tonbeispiel eindrucksvoll hören kann:



    Liebe Grüße


    Willi:)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Josephson Jacob Axel (1818-1880)


    Wie man unschwer erkennen kann bin ich nun dabei meine bislang ungehörten Sterling CD abzuhören und zu katalogisieren. Das führt natürlich auch zur Erwähnung im Forum. STERLING veröffentlichte ja eine ziemliche Menge an Ersteinspielungen von Sinfonien wenig bekannter Komponisten, vorzugsweise nordischen. Dabei ist leider ziemlich viel, was nicht zu den Sternstunden der Musikgeschichte zählt, aber auch Hörenswertes. Dazu zähle ich auch diese CD mit Werken von Jacob Axel Josephssohn. Weltweit scheint er nicht allzuviel Anerkennung erreicht zu haben, denn Wikipedia kennt ihn nur in 4 Sprachen - englisch und französisch ist nicht dabei. Lediglich die schwedische Version ist ewas ausführlicher. Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß WIKI in deutscher Sprache 4 Sinfonien erwähnt, wogegen in der wesentlich ausführlicheren schwedischen Biographie nur von einer die Rede ist. Ich gehe davon aus, daß es nur EINE gibt, und zwar die hier eingespielte. Diese hat die op Nr 4, was vielleicht zu einem Fehler geführt hat und man dies fälschlicherweise als Anzahl der Sinfonien genommen hat.

    Zum Werk selbst: Die 4 sätzige Sinfonie ist durchwegs kraftvoll und eingängig, freundlich bis strahlend, aber auch cantabel. Sie entstand um 1846/in Leipzig. Das Booklet - ich lese es erst jetzt - wärend ich hier schreibe - bestätigt meine These, es gäbe lediglich EINE Sinfonire aus der Feder Josephsons. Die Angabe bei WIKIPEDIA ist also FALSCH !


    mfg aus Wien

    Alfred


    PS: Die CD enthält als Füller einen Marsch in G- Dur - ebenso wie die Sinfonie eine Welturaufführung - und einige Lieder, sowie ein Chorwerk Aufnahmen aus der MONO Ära - aber musikalisch durchaus hörenswert (!)

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hier kann man diese Werke übrigens ganz hören. Bei mir hat ein erstes Hineinhören durchaus Appetit auf mehr gemacht:



    Liebe Grüße


    Willi:)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Anton ZIMMERMANN (1741-1781)


    Die nächste Sinfonie stammt vom österreichischen Komponsten Anton Zimmermann, der zu Lebzeiten hochberühmt (so leitete er beispielsweise die berühmte Pressburger Hofkapelle) war, heute aber so gut wie vergessen ist. Sieht man bei der deutschen Wikipedia nach, dann findet man unter seinen Werken "einige Sinfonien" . Auch der Rest seiner Kompositionen wird nur nebstbei genannt. Tatsächlich schrieb er er indes 39 Sinfonien (von denen 2 lange Zeit Joseph Haydn zugeschrieben wurden, eine Sammartini und eine weitere Pleyel - damit ist die Qualität bereits bestätigt.) und insgesamt 276 Werke!


    Die Sinfonie in e-moll (offenbar existiert kein numeriertes Werkeverzeichnis) ist die erste die ich gehört habe. Sie befindet sich auf der abgebildeten CD zusammen mit zwei weiteren - alles Ersteinspielungen.

    Die Sinfonie ist 4 sätzig:


    1) Allego

    2) Andantino (con espressione)

    3) Menuett und Trio

    4) Finale : Allegro


    Es ist einerseits verdienstvoll, daß gewisse Musikerpersönlichkeiten verschollene und unbeachtete Sinfonien ans Licht der Werlt holen, andrerseits aber IMO kontraprodukitiv, daß man Rhytmus uns Tempo gegenüber Eleganz und Wohlklang den Vorrang einräumt und "wie auf der Stuhlkante musiktiert"

    Man nehme sich hier ein Beispiel an englischen Oprchestern (z. B."The English Conzert" unter Trevor Pinnock)

    So verbreiten die schnellen Sätze eine gewisse Unruhe, der zudem noch mit einem eher spröden Klang verbunden ist.

    Lunge zeit habe ich geglaubt, daß überzogene Tempi und spröder Klang untrennbar miteinander verbunden sind. Aber gerade in letzter Zeit stieß ich auf einige Aufnahmen , die zwar ein (IMO zu) hohes Tempo vorlegten, aber den schönen Klangeindruck ebenfalls erreichten.

    Meine Kritik bezieht sich auf die schnellen Passagen (beim heutigen Zweithören empfand ich das weniger störend als gestern), die gemässigten sind oft beeindruckend schön, man nehme hier als Beispiel die Stellen mit den Hörnern im 3. Satz...

    Interessant auch der leise Ausklang der Sinfonie, quasi ein Verlöschen...


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Franz Xaver Sterkel, deutscher Pianist und Komponist, (1750-1817)


    Auch er ist im Komponistenverzeichnis von Tamino noch nicht zu finden. Ich kam mit ihm am 21. 10. in Verbindung aus Anlass seines 103. Todestages. In Wikipedia steht Folgendes über ihn zu lesen:

    Sterkel studierte ab 1768 Theologie und arbeitete währenddessen als Organist am Kollegiatstift Neumünster, an dem er 1778 Vikar wurde. Aufgrund seiner Kompositionen wurde Sterkel vom Kurfürsten und Erzbischof von Mainz, Friedrich Karl Joseph von Erthal, zum Hofmusiker ernannt. Nach einer Italienreise (1779–1782) wurde Sterkel schließlich 1785 als Kanoniker nach Mainz berufen, 1793 trat er die Nachfolge des nach Berlin berufenen Vincenzo Righini als kurfürstlicher Kapellmeister an. Nach Erthals Tod 1802 leitete Sterkel für Fürst und Erzbischof Karl Theodor von Dalberg die Hofmusik in Aschaffenburg. Als dieser 1814 seine weltliche Herrschaft, das Großherzogtum Frankfurt, verlor, kehrte Sterkel nach Würzburg zurück und starb dort drei Jahre später.


    Am 3. September 1791 reiste der junge Ludwig van Beethoven nach einem Auftritt in Mergentheim nach Aschaffenburg, einer Sommerresidenz des Kurfürsten, um den als Pianisten berühmten Sterkel zu besuchen. Es ist überliefert, dass Beethoven von Sterkels Spiel beeindruckt gewesen sei und man geht davon aus, dass sein Stil einige der frühen Klavierkompositionen Beethovens beeinflusst hat. Umgekehrt habe Beethoven sich zu Sterkels Überraschung nicht nur fähig gezeigt, dessen Righini-Variationen zu spielen, sondern spontan weitere Variationen in ähnlichem Stil zu improvisieren. Am 11. Februar 1811 besucht Carl Maria von Weber den „berühmten Sterkel“ in Aschaffenburg.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Xaver_Sterkel


    Ich habe hier die Aufnahme, die ich mit der Erinnerung verknüpft habe. Mir tat es im Kopfsatz vor allem der Schwung des Orchesters in der D-dur-Symphonie op. 35 Nr. 1, vor allem des Paukisten Maarten van der Valk an, so dass ich die Aufnahme sofort bestellte und nach wenigen Tagen in Händen hielt:

    Hier ist die ganze Symphonie zu hören:


    Liebe Grüße


    Willi:)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Jan Vaclav Vorisek , Sinfonie D-dur op. 23


    Ich bin eben bei der Vorbereitung der morgigen Erinnerungen auf den böhmischen Komponisten Jan Vorisek gestoßen, der auch (zumindest) eine Symphonie komponiert hat, mit der er gut in diesenThread passt. Morgen ist u. a. Jan Voriseks 195. Todestag.

    Er hat ja zumindest einen eigenen Thread unter den Komponisten, aber da er auch Pianist war, geht es dort vermehrt um Klavierwerke.

    Diese o. a. Sinfonie möchte ich hier einstellen:

    Es spielt mein Abo-Orchester, das WDR Sinfonieorchester unter Reinhard Goebel im WDR-Funkhaus, und, wie man hier hören kann, wird hier auch tüchtig „auf die Pauke gehauen“:


    Liebe Grüße


    Willi:)


    P.S. Wie das CD-Cover ausweist, ist auf der CD noch ein Doppelkonzert Hummels für Violine und Klavier mit Mirjam Contzen und Herbert Schuch und ein Orchesterwerk Salieris. Deshalb ist auch auf dem YT-Video ein Flügel zu sehen.

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Jakob Adolf Hägg: "Nordische Sinfonie" op 2 (1871/1899)


    Das Label STERLING hat offenbar eine Vorliebe für Komponisten die etwa in der Mitte des 19. Jahrhunderts geboren wurden. Vorzugsweise nordische Komponisten - aber nicht ausschliesslich. Hier werden Repertoirelücken geschlossen, die andere Labels meist übersehen hatten.

    Der hochtalentierte Jakob Adolf Hägg (1850-1928) war zeitweise als (laut Booklet) schwedisches Gegenstück mzu Ervard Grieg gesehen. Leider verhinderte eine Psychische Erkrankung die volle Entfaltung seines Talents, er verbrachte die Jahre 1880-1895 in einer Klinik, war aber ab 1900 wieder als Pianist und Komponist tätig. Wie unbekannt er heute ist kann man am besten erkennen, wenn wan fest stellt, daß die sonst überaus genaue französische Wikipedia-Seite ihn nicht mal erwähnt....

    Das ist sehr schade, denn die mir vorliegende Sinfonie op "Nordische Sinfonie" ist IMO äusserst klangschön und kraftvoll.

    Sie entstand 1871 als Klaviersonate zu vier Händen, wurde indessen später instrumentiert und erlebte ihre Uraufführung in Kopenhagen 1899 und wurd dann 1901 in Stockholm aufgeführt.


    Das Werk hat 4 Sätze. Die Gesamtspieldauer liegt bei etwa 20 Minuten


    1) Allegro

    2) Adagio cantabile

    3) Presto. L' istesso Tempo. Tempo I

    4) Finale. Maestoso - Allegro vivace -Presto e maestoso


    Hägg hatt insgesamt 4 Sinfonie geschrieben, von denen es indes keine Aufnahmen gibt


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Josef Suk, Sinfonie E-Dur op. 14


    In diesem Thread ist ja länger nichts passiert und ich hoffe, dass meine Empfehlung nicht schon in einem anderen Thread vorgekommen ist. Sollte das so sein, bitte ich als Neuling um Vergebung.


    Aufmerksam geworden auf Suks 1. Sinfonie bin ich durch die Lektüre von Marten ´t Harts Roman ´Der Nachtstimmer` und habe dann eine Einspielung des BBC SO unter Jiri Belohlavek gefunden (auf einer Chandos-CD, gekoppelt mit der Sinfonischen Dichtung ´Lebensreifen` - ´Ripening`).

    Die Sinfonie war für mich eine wirkliche Entdeckung und ich empfehle sie jedem Liebhaber sinfonischer Musik.

    Leider ist es mir nicht gelungen, das CD-Bild hochzuladen, ich übe noch .. s.o.


    Beste Grüße aus Hamburg

    Jens Golimbus




  • Dann helfe ich mal:

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

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  • Jedesmal wenn ich eine unbekannte Sinfonie entdecke frage ich mich, wo ich sie einordnen soll. Spendiere ich dem Komponisten einen Thread in der Hoffnung auf Neuaufnahmen der Zukunft - oder verfrachte ich die Vorstellung eines seiner Werke in einen der vielen "Wiederentdeckungs-Threads"?

    Das ist keine Frage der Qualität, sondern lediglich eine pragmatische Entscheidung. DIESER Thread hier - obwohl bislang nicht stark frequentiert - hat durchaus Potential sich in Zukunft zu entwickeln und einige Komponisten aus dem Dunkel ins Licht zu bringen.

    So auch die einzige Sinfonie des norwegischen Komponisten Ole Olsen (1850-1927), der einige Opern im Stile Richard Wagner - aber mit nationalistischem Einschlag - schrieb, EINE Sinfonie (ein Jugendwerk), ein paar Sinfonische Dichtungen

    Die deutsche Wikipedia hält sich hier ziemlich bedeckt, ditto die frenzösische (üblicherweise meine Referenz) und die englische.

    Auch die norwegische schien mir ein wenig desinteressiert - bis ich - ziemlich versteckt diesen Link entdeckte:

    https://imslp.org/wiki/Category%3AOlsen%2C_Ole

    etwa 80 !! Werke mit Opuszahl findet man dort. Indes es wurde so gut wie nichts aufgenommen - mit

    Ausnahme der Sinfonie. Von der gibt es - IMO verdientermaßen - sogar ZWEI Aufnahmen, wobei ich die links abgebildete STERLING Aufnahme besitze und gehört habe - und das momentan bereits zum dritten Mal.

    Die Sinfonie ist klangschön und eingängig, mit zahlreichen wunderschönen Passagen. Die Dynamik ist moderat, der Wiedererkennungswert wird sich meiner Einschätzung erst nach mehrfachem Hören einstellen. Das Werk hat mir sofort gefallen, gefällt mir aber von Hören zu Hören noch besser.

    Eigentlich keiner Richtung zuzuordnen wird sich das Werk genau aus diesem Grunde vermutlich auch in Zukunft nicht auf den Spielplänen etablieren können

    Aber Prognosen sind immer schwierig - besonders wenn sie die Zukunft betreffen



    Nachtrag vom 15. 11. 2021:

    Aus dem Abstand einiger Tage lässt sich dagen, daß der Wiederkennungswert niedrig bleibt - ich konne mich heute an kein einziges Thema erinnern.

    Die Eingängikeit der Sinfonie sit durch eine gewisse Beliebigkeit erkauft. Das signalisiert: Das ist keine "GROSSE" Sinfonie, eher ein Gelegenheitswerk für den (einstigen) Konzertalltag. "Unterhaltungsmusik" auf hohem Niveau. Und das war vermutlich auch das angestrebte Ziel: Schöne Musik für die Zeitgenossen ohne angestrebten "Ewigkeitswert" In weniger direkter Form wurde des ja im Schlussatz der urprünglichen Vorstellung schon geschrieben.

    Nett, wenn man die CD hat - ein MUSS ist sie indes nicht...


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !