Werktreue unter Beschuss

  • Liebe Freunde des werktreuen Theaters,


    mich ärgern verallgemeindernde Rezensionen, die getreu dem Motto "Das Regietheater ist der Segen der Menschheit - es lebe hoch, hoch, hoch!" geschrieben sind und perfide Seitenhiebe auf das werktreue Theater austeilen. Jüngstes Beispiel ist die Kritik des Rosenkavaliers in Lübeck durch "DIE WELT". Ich schlage vor, dass wir hier mal solche Rezensionen sammeln. So haben wir schwarz auf weiß, wie man über uns denkt, und können ggfs. entsprechend via Leserbrief reagieren. Den Freunden des Regietheaters steht es selbstredend frei, einen ähnlichen Thread zu eröffnen. Nur ich fürchte, dass sie da weit weniger finden werden.


    http://www.welt.de/print/die_w…Liebespfeil-von-Amor.html


    Auch hier schwingt leise Schulmeisterei mit:
    http://www.shz.de/nachrichten/…us-dem-jaeger-milieu.html

  • naja, sie sind halt einfach zu "blitzgescheit"
    :hahahaha:
    aber diese formulierung ist doch schon selbst so unintellektuell, dass man sich nur an den kopf greifen kann. man stelle sich vor, jemand sagte: kant war blitzgescheit.
    :wacko:

  • mich ärgern verallgemeindernde Rezensionen, die getreu dem Motto "Das Regietheater ist der Segen der Menschheit - es lebe hoch, hoch, hoch!" geschrieben sind und perfide Seitenhiebe auf das werktreue Theater austeilen.


    Liebe Knusperhexe,


    auch Deinen eröffenenden Satz finde ich ziemlich verallgemeinernd. Sei's drum. Ich fände es toll, wenn Du vorleben würdest, was Du von anderen erwartest.


    Ohne die Inszenierung gesehen zu haben, kann man natürlich nur wenig Vernünftiges zum Artikel sagen. Der Schreibfehler "Reverenzdeutungen" hätte allerdings bei einem handwerklich sauber lektorierten Artikel nicht stehen bleiben dürfen.


    Da Du von Werktreue sprichst: Ich hatte mal an anderer Stelle sinngemäß gefragt: "Was ist denn das Werk?" und darauf noch keine Antwort erhalten. Also nochmal: Wem soll man treu bleiben?

  • Es will mir auch partout nicht in den Schädel, was des immer neue Benamsen und Threadisieren des immer selben Schwanzbisses einer Katze soll. Es langweilt, es ödet an. Mein Gott, gibt es nichts besseres zu tun? Fürchterlich!!!!


    Ohne Gruß

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Da Du von Werktreue sprichst: Ich hatte mal an anderer Stelle sinngemäß gefragt: "Was ist denn das Werk?" und darauf noch keine Antwort erhalten. Also nochmal: Wem soll man treu bleiben?


    Ich finde auf die Schnelle:
    wikipedia


    "Was ist das Werk" - dazu hatte ich mal einen Thread gemacht - und schon im Eröffnungsbeitrag betont, dass ich die Frage sinnlos finde. Aber man kann natürlich dann vieles Kluges und weniger Kluges vom Stapel lassen. Notwendig zum Verständnis Knusperhexens ist das aber nicht.
    ;)

  • Es langweilt, es ödet an. Mein Gott, gibt es nichts besseres zu tun? Fürchterlich!!!!


    Lieber Thomas,


    sicher gibt es Besseres zu tun - und dafür bräuchten wir eigentlich noch nicht einmal so etwas wie den Weltkindertag 2011 von vorgestern.


    Ich freue mich einfach, dass es Menschen gibt, die bezüglich der Oper überhaupt noch Emotionen haben - seien sie positiv oder negativ. Erst, wenn Oper für immer mehr Menschen gleichgültig wird, dann wird es ernst.


    (Was allerdings bei einem Samiel mit Dreizack und Hörnern und Pferdefuß usw. passieren könnte ... :stumm::hahahaha: )

  • Lieber Kurzstückmeister!


    Danke für den Link - eine schöne Diskussion ist das!


    Zum einen, weil sie ideologiefrei geführt wird. Zum anderen, weil niemand das Thema superernst nimmt. Zum dritten, weil über die Sache debattiert wird. Gefällt mir sehr gut!


    Nochmals danke und viele Grüße
    Wolfram

  • Eine Diskussion war nicht der Grund für diese Thread-Eröffnung. Dafür haben wir andere. Insofern, lieber wolfram, werde ich mich hoffentlich auch nicht genötigt fühlen müssen, gegen das Regietheater zu ballern.




    naja, sie sind halt einfach zu "blitzgescheit"
    :hahahaha:
    aber diese formulierung ist doch schon selbst so unintellektuell, dass man sich nur an den kopf greifen kann. man stelle sich vor, jemand sagte: kant war blitzgescheit.
    :wacko:


    Erinnerst Du Dich noch an die Rezi zum Holländer in Leipzig. Da waren doch auch ständig solche Seitenhiebe auf alle, die alte Inszenierungen lieben. ich weiß leider nicht mehr in welcher Zeitung.

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  • Insofern, lieber wolfram, werde ich mich hoffentlich auch nicht genötigt fühlen müssen,


    Liebe Knusperhexe!


    Selbstverständlich will ich Dir keine Gefühle aufnötigen.


    Eine Diskussion war nicht der Grund für diese Thread-Eröffnung.


    Ich meinte, bereits an anderer Stelle verstanden zu haben, dass es eigentlich nicht um Diskussion geht.

  • Dieser Thread könnte zum Eindruck verleiten, dass einige Gegner des sog. „Regietheaters“ zwecks größerer Beachtung sich quasi als „verfolgt“ (von so’ ner Art Kampfpresse) ausgeben, behaupten unter „Diskriminierung“ zu leiden und versuchen sich eine „Opferrolle“ anzudichten.


    Es sei gegönnt, solange Dichtung nicht mit Wahrheit verwechselt wird..


    Die überwiegende Reaktion der Presse auf den jüngsten Hamburger Don Giovanni, lassen den Eindruck einer gewissen Skepsis gegenüber dem sog. „Regietheater“ aufkommen.

    Notwendig zum Verständnis Knusperhexens ist das aber nicht.

    Einspruch, weil es – nach meinen Dafürhalten - Librettotreue und Werktreue in eins setzt, ungeachtet jedoch der Tatsache, dass einzelne Elemente (Musik, Text, Textanweisung) eines Musikdramas nicht von vorne herein sich zu einer ungebrochenen, gleichrangigen Einheit fügen und die Perspektive auf das Werk, das Verständnis des Werks innerhalb seiner Rezeptions-Geschichte sich verändert. Letzteres hat zur Folge, dass Werktreue nicht automatisch als ein konstantes Verhältnis zum Werk zu bestimmen ist.
    Die Überschrift „Werktreue unter Beschuss“ könnte auch als Thead –Titel dienen, zwecks Sammeln von Rezensionen, die "perfide Seitenhiebe" gegen sog. zeitgenössische Regie austeilt.
    Ein solcher Thread scheint nicht erforderlich.


    Die wenigen gesammelten Beispiele sind bisher doch recht mager und ergeben keine Hinweise auf Perfidie.
    :hello:

  • Bezeichnend auch dieser Artikel, der es gar nicht beklagt, dass es beim fliegenden Holländer weder Meer noch Schiff oder Spinnstube zu sehen gibt und stattdessen das "Topaktuelle" der Inszenierung hervorhebt:
    http://www.kleinezeitung.at/nachrichten/…eimatland.story

    Das ist sein gutes Recht und niemand wird gezwungen sich diese Sichtweise zu eigen zu machen.


    In dem Artikel gibt es keinen Seitenhieb auf sog. konventionelle Inszenierungen , sondern kritische Einwände gegen die Regie-Arbeit von Torsten Fischer:
    „Was aber in seiner intellektuellen, nicht immer ganz verständlichen Inszenierung offenbar gewollt auf der Strecke bleibt, ist die Poesie, es mangelt auch an Farben, Stimmungen und Emotionen.“


    Damit erübrigt sich der Vorwurf „Werktreue unter Beschuss“ gegen den Autor Helmut Christian.
    :hello:

  • Frau Dörrie erntete für ihren Hamburger Don Giovannii am letzten Sonntag auch einen wahren Buh Orkan, mit einzelnen Bravo Rufen, die aber von den Buhrufern eindeutig übertönt wurden. Die Radiomoderatorin meinte darauf nur: Die Reaktion des Publikums auf das Regieteam ist gespalten. Auf die Frage was Frau Dörrie denn an Don Giovanni interessant findet, sagte sie das es eigentlich eine langweilige Oper ist. Nur warum inszeniert die gute Frau diese Oper dann überhaupt. Nur wird es doch langsam Zeit das sich auch die Sänger gegen so einen Schwachsinn auflehnen und nicht jeden Regietheater Mist mitmachen, und alles ja ganz toll finden und das der Regisseur ihnen eine neue Perspektive auf ihre Rolle eröffnet hat. Das klingt alles immer wie auswendig gelernt.

  • Ich verstehe das Problem nicht. Geht es jetzt um schlechte bzw. tendenziöse Rezensionen? Beides kann ich in den zu Beginn genannten zum Rosenkavalier bzw. zum Freischütz nicht wirklich erkennen. Im Gegenteil kommt der Rosenkavalier m.E. sogar sehr gut weg und auch zum Freischütz entnehme im Wesentlichen nur, dass man vielleicht mehr hätte daraus machen können. An keiner Stelle finde eine Aussage à la "Das Regietheater ist der Segen der Menschheit - es lebe hoch, hoch, hoch!" ...


    Im übrigen habe auch ich in den letzten beiden Tagen diverse Kritiken zum "Don Giovanni" (Dörrie/Young) gelesen und fast nichts positives zur Inszenierung gefunden. Insofern halte ich persönlich die permanent apostrophierte These von der "Verschwörung der Regietheaters" quer durch den Kulturbetrieb, die Politik bis hinein in den Kindergarten für absurd, unbegründet und somit unhaltbar.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Das "Problem" könnte sein:
    Vermutlich sind einige Gegener des sog. "Regietheaters" unzufrieden damit, dass in die Presse kaum oder überhaut keine "perfiden Seitenhiebe" gegen das sog. "werktreue Theater" gefahren werden. Somit ist es nicht möglich, als Opfer einer "Verschwörung des Regietheaters" reüssieren.
    :hello:

  • Hallo Mschek, uns stört die abwertende Wortwahl der Presse im Zusammenhang mit traditionellen Inszenierungen.


    Hallo Knusperhexe,


    irgendwie stehe ich da immer noch auf dem Schlauch ?( ich habe mal die Passagen aus den von Dir genannten Rezensionen herausgesucht, die m.E. "kritisch" bzgl. des traditionellen Operntheaters sein könnten:


    "Doch die erfolgsverwöhnten Lübecker "Ring"-Schmiede Roman Brogli-Sacher und Anthony Pilavachi sind natürlich zu offenohrig und zu blitzgescheit, als dass sie diese Oper einfach in tönende und bildliche Rokokogewänder und Puderperücken stecken würden."


    Hier lese ich, dass zu einem gescheiten Rosenkavalier mehr gehört, als Rokokokostüme und Puderperücken. - Da gehe ich sofort mit, denn diese Aussage gilt sowohl für das Regie-, als auch das tradiotionelle Theater. Allgemein dürften wir uns darüber einig sein, dass zu einer Operninszenierung mehr gehört, als Ausstattung und Kostüme, oder? Weiterhin scheint es sich ja trotzdem um einer eher gemäßigte Inszenierung mit tradiotionellen Einflüssen zu sein, was in der Rezension aber auch nicht negativ bewertet wird. Vielmehr heißt es am Ende sogar, dass der Lübecker Rosenkavalier Weltklasse habe.


    "Flensburgs Operndirektor Markus Hertel vertritt auch als Regisseur eine publikumsfreundliche Haltung, möchte wenig verstören und schon gar nicht einen pädagogischen Zeigefinger erkennen lassen. Konsequenterweise erlebte man bei der Auftaktspremiere einen im biedermeierlich deutschen Jägermilieu beheimateten "Freischütz" mit flüchtig notierten Ingredienzien psychologischer und historisierender Natur. Hilfreich die Idee, den Antagonismus von Gut und Böse von Anfang an in den Figuren Eremit und Samiel zu personifizieren und das Ganze als "Wette" frei nach Goethes Faust zu inszenieren. Im übrigen aber hatten die Akteure so zu agieren, leiden oder jubeln, wie man das seit jeher gewohnt ist: die Jägerschaft gab sich militärisch markig, die aufmüpfigen Bauern lebten weitgehend frohgemut in ländlicher Idylle, das Böse kam dämonisch-finster daher und die Netten durften sich bei fahrlässiger Gutgläubigkeit besonders sympathisch geben."


    Nun, dies scheint schon etwas mehr herzugeben - jedoch, viel mehr, als das die Inszenierung anscheinend etwas langweilig geraten ist, steht dort für mich auch nicht. Es wird nicht behauptet, dass der wahre Weg eines nicht-langweiligen Freischützes unbedingt Regietheater erzwingt.


    Wenn ich dies mit den aktuellen Rezensionen zu "Don Giovanni"(Hamburg), "Tannhäuser"(Bayreuth) oder "Frau ohne Schatten"(Salzburg) vergleiche, müssen dich die "Freunde des Regietheaters" da schon wesentlich wärmer anziehen. Der angeschlagene Ton dort ist - zum Teil vielleicht sogar berechtigt; gesehen habe ich nur den Loy´schen Frosch, welcher mir allerdings ausnehmend gut gefallen hat. Don Giovanni ist bei mir erst in der nächsten Saison dran und nach Bayreuth werde ich wohl so schnell nicht kommen - deutlich derber! Der "Beschuss" geht für mein Empfinden tatsächlich eher in die andere Richtung :wacko:

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

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  • Für mich ist das ziemlich subtil. Der Hinweis, dass Regisseure zu blitzgescheit seien, um einfach historische Kostüme zu verwenden.


    Und auch bei der Freischütz-Rezension lese ich ein Grinsen heraus: "hatten so zu agieren", "militärisch markig", "weitgehend frohgemut in ländlicher Idylle", "durften sich besonders sympathisch geben". Ich bitte Dich, da schwingt nun wirklich mehr als leise Ironie mit

  • Die Verleumdung, sie ist ein Lüftchen,
    Kaum vernehmbar, in dem Entstehen,
    Still und leise ist sein Wehen:
    Horch, nun fängt es an zu säuseln -
    Immer näher, immer näher kommt es her. -
    Sachte, sachte! - Nah zur Erde!
    Kriechend, schleichend! - Dumpfes Rauschen!
    Wie sie horchen, wie sie horchen!
    Wie sie lauschen, wie sie lauschen!
    Und das zischelnde Geflüster,
    Dehnt sich feindlich, dehnt sich feindlich aus und düster,
    Und die Klugen und die Tröpfe
    Und die tausend hohlen Köpfe
    Macht sein Sausen voll und leer! -
    Und von Zungen geht's zu Zungen -
    Das Gerede schwellt die Lungen -
    Das Gemurmel wird Geheule -
    Wälzt sich hin mit Hast und Eile;
    Und der Lästerzungenspitzen
    Zischen drein mit Feuerblitzen,
    Und es schwärzt sich Nacht und Schrecken
    Schaurig immer mehr und mehr.
    Endlich bricht es los das Wetter,
    Unter grässlichem Geschmetter!
    Durch der Lüfte Regionen
    Tobt's wie Brüllen der Kanonen,
    Und der Erde Stoss und Zittern
    Widerhallt in den Gewittern,
    In der Blitze Höllenschlund! -
    Und der Arme muss verzagen,
    Den Verleumdung hat geschlagen. -
    Schuldlos geht er dann, verachtet,
    Als ein Ehrenmann zugrund.
    Ja, schuldlos geht er dann zugrund,
    Geht er zugrund!


    :hello:

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

  • Ich finde es jedenfalls bezeichnend, dass keine der über 100 Rezension, die ich diesen Monat gelesen habe, moniert, dass

    • entweder die Zeit der Handlung verschoben wurde
    • oder das Bühnenbild etwas ganz anderes darstellt als im Libretto beschrieben
    • oder - ganz schlimm - die Charktere gänzlich gegen den Strich gebürstet sind.

    Was wäre es mal für eine Wohltat, wenn ein Rezensent schreiben würde: "Wo zum Teufel ist Siegfrieds Wald?", "Warum spielt Rusalka in Fritzels Keller?", "Die Ratten haben im Lohengrin nichts zu suchen."


    Nur eine einzige Rezi bemerkt angesichts des neuen Holländers in Bern, dass vom "Spinnen" gesungen würde, die Damen aber in einer Fischfabrik sitzen würden...

  • Hallo Knusperhexe,


    das belegt zumindest schonmal, das das Verhältnis zwischen denen, die sich an derart äußerlichen Details stören und denen, die den Sinn des Werkes auf anderen Ebenen suchen und finden eventuell im richtigen Leben ein anderes ist, als Du es in diesem Forum darstellst und wahrnimmst, nicht wahr?


    Oder ist die fast einhellige Sichtweise dieser Rezensionen auch Teil einer Weltverschwörung?


    :hello:

  • Du brauchst gar nicht so süffisant zu sein, wolfram. Es ist eindeutig ein Zeichen dafür, dass Publikumswunsch und Journalistenwunsch weit auseinanderklaffen.

  • Es ist eindeutig ein Zeichen


    Na ja, es gibt verräterische Vokabeln, an denen man die Tragfähigkeit der Argumente erkennt ... :hello:


    Nochmal: Du hast mit Deiner Stichprobe vom Umfang ca. 100 lediglich eine Aussage über Rezensionen getroffen. Diese Rezensionen müssen ja (theoretisch) noch nicht einmal die tatsächliche Meinung des Rezensenten wiedergeben. Sie könnten auch Darstellungen sein, die im journalistischen Überlebenskampf (es gibt kaum noch unbefristete Stellen) unter taktischen Erwägungen danach vorgenommen wurden, die Hürden "Lektorat" und "Redakteur" und ggf. "Chefredakteur" möglichst reibungsfrei zu überwinden.


    Aber nehmen wir ruhig den Rezensenten pars pro toto. Dann hast Du ja noch keinen Beleg für Deine Aussage über den Wunsch des Publikums gegeben, oder? (Falls wir überhaupt beide zu der Ansicht gelangten, dass man über so etwas wie den Wunsch des Publikums so eindeutig sprechen könnte.)

  • GALILEI Es ist bewiesen. Der vierte kann nur hinter den Jupiter gegangen sein,wo man ihn nicht sieht. Da hast du ein Gestirn, um das ein anderes sich dreht.


    SAGREDO Aber die Kristallschale, an die der Jupiter angeheftet ist?


    GALILEI Ja, wo ist sie jetzt? Wie kann der Jupiter angeheftet sein, wenn andere Sterne um ihn kreisen? Da ist keine Stütze im Himmel, da ist kein Halt im Weltall! Da ist eine andere Sonne!


    SAGREDO Beruhige dich! Du denkst zu schnell.


    GALILEI Was, schnell! Mensch, reg dich auf! Was du siehst, hat noch keiner gesehen. Sie hatten recht!


    SAGREDO Wer? Die Kopernikaner?


    GALILEI Und der andere! Die ganze Welt war gegen sie, und sie hatten recht.

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

  • Hallo wolfram,


    ich lese seit über 20 Jahren monatlich mindestens 100 Rezensionen zu Oper- und Schauspielpremieren. Die Entwicklung dieser journalistischen Form lässt sich so ziemlich klar beobachten:


    Früher wurde das Regietheater als "Mätzchen" abgetan. Jedes Abweichen vom Libretto wurde negativ vermerkt. Je genauer das Libretto umgesetzt wurde, desto mehr wurde die Inszenierung gelobt. Heute ist es umgekehrt. Vor allem kriegt man erst mal eine mehrspaltige Inhaltsangabe serviert. Meist entsprechend frisiert. Du magst recht haben, dass dies dem "journalistischen Überlebenskampf" geschuldet ist. Nur dann frage ich mich, wer gibt denn da den Ton an????


    Und dass es nicht nur den journalistischen Überlebenskampf sondern auch den der Theater gibt und dass diese sich ggfs. bedingen, beweist u.a. die Presse-Lobhudelei der Bonner Inszenierungen: Meine Güte, da wird sogar schreiben, das "Buh" bei der Manon-Premiere sei überflüssig wie ein Kropf gewesen. Ich war nicht bei dieser Premiere, denn ich habe mir geschworen nach den letzten nahe am Brechreiz gelegenen Produktionen, die über den grünen Klee gelobt wurden, dieses Haus zu meiden.


    Zum Wunsch des Publikums: Du hast recht, dass es nicht DAS Publikum gibt, wohl aber Wünsche vieler.



    Ach farinelli: Klar haben sie recht...

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