Ziemlich genau vor 30 Jahren, am 13. September 1981, wurde auf der IFA in Berlin die CD vorgestellt. Und kaum jemand hat damals an der Erfolg des neuen Mediums geglaubt.
Dabei benötigten die Elektronikriesen Sony und Philips dringend einen Erfolg, hatten sie sich doch eine ruinöse Schlacht um das richtige Videoformat geliefert.
Die Chefs, Joop van Tilburg für Philips und Akio Morita von Sony, schickten seinerzeit einen Titanen in die Schlacht, der von dem neuen Format überzeugt war und dem die Vorstands-Herren zutrauten, diese Schlacht zu gewinnen und die nötigen Gelder für sie zu verdienen: Herbert von Karajan.
Heute gibt es Streit unter den Fachleuten, ob die erste CD aus dem Preßwerk in Hannover-Langenhagen die „Alpensinfonie“ oder nicht doch „The Visitors“ war. Damals war's wurscht, denn kein Mensch besaß ein Abspielgerät. Und der erste Player, der dann zwei Monate später auf den Markt kam, wog sieben Kilo, war 14 cm hoch und hatte einen unverschämten Preis (den ich nicht eruieren konnte!) - und insofern kein Erfolgsstück.
Dann herrschte erst mal wieder drei Jahre Ruhe. Und es kam „Brothers In Arms“ von Dire Straits und damit der erste digitale Erfolg.
Angeblich soll der damalige Vize von Sony, Norio Ohga, das Format der neuen Scheibe festgelegt haben. Ob's stimmt, weiß ich nicht, jedenfalls liest man allenthalben, daß Herr Ohga sich Beethovens Neunte als Maßstab für die Spieldauer der CD gewünscht haben soll. Natürlich in der Karajan-Einspielung. Daß es heute mindestens 74 Minuten sind, schreibt man, laut den Sony-Technikern, Ohgas Frau zu, die sich die gleiche Sinfonie in der langsameren Furtwängler-Aufnahme von 1951 aus Bayreuth als Maßstab gewünscht hatte.
Diese Geschichten sind ja schön zu lesen, aber wahrscheinlicher ist es ja wohl, daß die Marketingstrategen ein Album von mindestens 45 Minuten Spielzeit angepeilt hatten. Und es sollten keine zwei Alben auf eine CD passen - das wäre „Verramschung“! Auch nachzulesen.
Auf jeden Fall schielten damals die Strategen auf die Klassikliebhaber, weil man unterstellte, daß die das nötige Geld sowohl für die Abspielgeräte als auch für die CD's haben.
So gesehen wäre die Geschichte mit der Neunten von Beethoven doch wiederum sehr schön...
Die Frage ist: Wie lange gibt es die CD noch? Daß ihre Tage über kurz oder lang gezählt sind, ist kaum noch zu bestreiten. Nur: Wer entwickelt die neuen, dann allgemein anerkannten Standards? Wer ist bereit, Millionen zu investieren, ohne Erfolgsgarantie natürlich?
Es mag gut sein, daß die Silberlinge wegen der vielen offenen Fragen doch noch länger bestehen werden. Totgesagte, heißt es, leben länger...