30 Jahre Silberscheibe – und ciao?

  • Ziemlich genau vor 30 Jahren, am 13. September 1981, wurde auf der IFA in Berlin die CD vorgestellt. Und kaum jemand hat damals an der Erfolg des neuen Mediums geglaubt.


    Dabei benötigten die Elektronikriesen Sony und Philips dringend einen Erfolg, hatten sie sich doch eine ruinöse Schlacht um das richtige Videoformat geliefert.


    Die Chefs, Joop van Tilburg für Philips und Akio Morita von Sony, schickten seinerzeit einen Titanen in die Schlacht, der von dem neuen Format überzeugt war und dem die Vorstands-Herren zutrauten, diese Schlacht zu gewinnen und die nötigen Gelder für sie zu verdienen: Herbert von Karajan.


    Heute gibt es Streit unter den Fachleuten, ob die erste CD aus dem Preßwerk in Hannover-Langenhagen die „Alpensinfonie“ oder nicht doch „The Visitors“ war. Damals war's wurscht, denn kein Mensch besaß ein Abspielgerät. Und der erste Player, der dann zwei Monate später auf den Markt kam, wog sieben Kilo, war 14 cm hoch und hatte einen unverschämten Preis (den ich nicht eruieren konnte!) - und insofern kein Erfolgsstück.


    Dann herrschte erst mal wieder drei Jahre Ruhe. Und es kam „Brothers In Arms“ von Dire Straits und damit der erste digitale Erfolg.


    Angeblich soll der damalige Vize von Sony, Norio Ohga, das Format der neuen Scheibe festgelegt haben. Ob's stimmt, weiß ich nicht, jedenfalls liest man allenthalben, daß Herr Ohga sich Beethovens Neunte als Maßstab für die Spieldauer der CD gewünscht haben soll. Natürlich in der Karajan-Einspielung. Daß es heute mindestens 74 Minuten sind, schreibt man, laut den Sony-Technikern, Ohgas Frau zu, die sich die gleiche Sinfonie in der langsameren Furtwängler-Aufnahme von 1951 aus Bayreuth als Maßstab gewünscht hatte.


    Diese Geschichten sind ja schön zu lesen, aber wahrscheinlicher ist es ja wohl, daß die Marketingstrategen ein Album von mindestens 45 Minuten Spielzeit angepeilt hatten. Und es sollten keine zwei Alben auf eine CD passen - das wäre „Verramschung“! Auch nachzulesen.


    Auf jeden Fall schielten damals die Strategen auf die Klassikliebhaber, weil man unterstellte, daß die das nötige Geld sowohl für die Abspielgeräte als auch für die CD's haben.


    So gesehen wäre die Geschichte mit der Neunten von Beethoven doch wiederum sehr schön...


    Die Frage ist: Wie lange gibt es die CD noch? Daß ihre Tage über kurz oder lang gezählt sind, ist kaum noch zu bestreiten. Nur: Wer entwickelt die neuen, dann allgemein anerkannten Standards? Wer ist bereit, Millionen zu investieren, ohne Erfolgsgarantie natürlich?


    Es mag gut sein, daß die Silberlinge wegen der vielen offenen Fragen doch noch länger bestehen werden. Totgesagte, heißt es, leben länger...

    .


    MUSIKWANDERER

  • Zitat

    Daß ihre Tage über kurz oder lang gezählt sind, ist kaum noch zu bestreiten.


    Über Kurz oder lang - - - das ist dehnbar wie ein Kaugummi - - und andere Gummis.... :P:P


    Schon um 2001 schrieb ein Manager der Tonträgerindustrie, der die SACD propagieren und um teures Geld verkaufen wollte, sinngemäß:
    "Es ist nicht einzusehen, warum wir auf ein zwanzig Jahre altes Audio-Medium Rücksicht nehmen sollen - Die CD ist osolet- Der SACD gehört die Zukunft"


    Ich stand damals vor der Entscheidung einen neuen CD-Player (mein Philips hatte 18 Jahre auf dem Buckel und sein Laser wollte gelegentlich nicht mehr) oder einen SACD-Player zu kaufen. Letztlich entschied ich mich für einen DC-Player (NAD 540) Dieser hat soben sein Lebenslicht ausgehaucht und wird durch einen NAD 545 ersetzt, in der Zwischenzeit muß ich halt den Arcam CD 72 einsetzen, der klanglich nicht ganz meinem Geschmack entspricht.


    Ich weiß. daß Technikfreaks einerseits - und die Tonträgerindustrie andrerseits - sich ein neues Aufnahmeformat wünschen, allerdings aus durchaus unterschiedlichen Motiven


    Da die High End -Schiene kommerziell anscheinend uninteressant ist, möchtew man, daß die User die Musik "downloaden"
    Entweder hat man dann die Werke auf Festplatte (oh Graus !!) oder im Speicher (noch unsicherer)


    Aber WENN das DENNOCH kommt, dann wir die Tonträgerindustrie ihr blaues Wunder erleben:


    Ich - der alles im Original kauft - würde mich - sollte ich zum Download gezwungen werden - ernstlich fragen, warum ich dann nicht gleich eine illegale Gratiskopie "downloade"
    Ab diesem Moment wäre ja kein Unterschied mehr vorhanden.


    Eine Tonträgersammlung ist wie eine Bibliothet: Man möchte seine Schätze sehen und anfassen können - und nicht sein ganzes Tonarchiv in mittelprächtiger Qualität in einem Chip seiner Armbandur gespeichert wissen...


    mfg aus Wien


    Alfred


    mit freundlichen Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich habe vor Jahren an einer Exkursion im Sony-Werk Salzbrug-Anif teilgenommen. Obwohl ich in technischen Belangen unbedarft bin, war ich dennoch sehr beeindruckt. Dazu ist auch zu sagen, dass auf Intervention Karajans dieser Standort für Europa gewählt wurde. Aber muß es denn sein, dass hier wieder unterschwellig dieser große Dirigent angepinkelt wird ("natürlich von Karajan")?


    Da fällt mir eine Situation in Moskau ein, als der damalige Aussenminister Gromyko seinem Herrn Stalin von Widerständen Titos an einigen Beschlüssen des ZK berichtete. Da reagierte Stalin mit dem Satz: "Da pinkelt ein Pudel einem Elefanten ans Bein."

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Eine Tonträgersammlung ist wie eine Bibliothet: Man möchte seine Schätze sehen und anfassen können - und nicht sein ganzes Tonarchiv in mittelprächtiger Qualität in einem Chip seiner Armbandur gespeichert wissen...


    Exakt so ist es! Für mich muss das Audio-Medium haptisch erfahrbar sein. Welch schöner Moment, in welchem man die Folie entfernt und das nagelneue, druckfrische Booklet entnimmt; die CD dann greifbar und sichtbar - verdinglicht - im Regal eingeordnet wird. Der Gedanke, eine ganze Sammlung irgendwo unsichtbar in einem Rechner stecken zu haben....brrrr, wird mir da plötzlich kalt. Es gehört eben auch ein schön gemachtes und gestaltetes Cover und ein ebensolches Booklet dazu. Und dann kommt noch der von Alfred erwähnte Bibliothekscharakter hinzu, der auch dem Wohnraum, der einen umgibt, Wärme verleiht...wie ungemütlich wird's, wenn das alles in einem Rechner verschwindet. Und solange nicht absolut gewährleistet ist, dass mindestens die CD-Klangqualität möglich ist, braucht mir eh' keiner mit diesem Download-Gedöns um die Ecke kommen X( - aber selbst dann würde ich, aus oben genannten ästhetischen Gründen immer die sichtbare Sammlung vorziehen.


    Aber wenn die CD durch ein anderes - greifbares - Medium unter Beibehalt der jetzt gewohnten Klangqualität ersetzt würde... Na gut, darüber ließe sich eventuell reden...


    Grüße,


    Garaguly

  • Aber muß es denn sein, dass hier wieder unterschwellig dieser große Dirigent angepinkelt wird ("natürlich von Karajan")?


    Darauf allergisch zu reagieren, macht Karajan kleiner als er war.


    Weil von Karajan von Karajan (so viel Zeit muss sein ... :) ) war, sollte er das aushalten.

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  • Und der erste Player, der dann zwei Monate später auf den Markt kam, wog sieben Kilo, war 14 cm hoch und hatte einen unverschämten Preis (den ich nicht eruieren konnte!) - und insofern kein Erfolgsstück.


    Der SONY CDP-101 war sehr wohl ein "Erfolgsstück" und kostete ebenso wie der kurz danach auf den Markt gekommenen Philips CD-100 beim Erscheinen in Deutschland 2.300DM.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Da fällt mir eine Situation in Moskau ein, als der damalige Aussenminister Gromyko seinem Herrn Stalin von Widerständen Titos an einigen Beschlüssen des ZK berichtete. Da reagierte Stalin mit dem Satz: "Da pinkelt ein Pudel einem Elefanten ans Bein."


    Ich bin mir nicht ganz sicher und zu faul, auf Wikipedia zu schauen, aber soweit ich weiss, war der letzte Außenminister unter Stalin nicht Gromyko, sondern Molotow!? Oder noch wer anderes ...


    Zum Thema übrigens hier meine erste CD:



    Zwei Mozart-Messen (KV258 & 262) mit der Dresdner Staatskapelle unter Herbert Kegel - Ich war wohl 14 oder 15 und hatte meine präpubertär religiöse Phase :hahahaha: Damals hat so etwas im Plattenladen meines Vertrauens noch an die 30 Deutsche Mark gekostet.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Ich stimme Alfred zu: Ich möchte die CD physisch haben, will das haptische Erlebnis. Ich will sie aus der Packstation holen, das Paket öffnen, dem Jewel-Case das Zellophan herunterreißen, die nackte CD in den Player schieben und sie dann per Laserstrahl deflorieren. :D


    Ich will auch im Regal suchen können und für Recherchezwecke einen Stapel von CDs zum Wohnzimmertisch tragen, um die Booklets zu lesen und die Inhalte zu vergleichen.


    Die Zukunft sehe ich allerdings auch in der Speicherung der Informationen auf Festplatte. Der Tamino-Crash aus dem Jahre 2010 hat uns gelehrt, wie wichtig Datensicherung ist. Das mit der Festplatte ist nichts für Schlamper. Man muss geradezu den Korinthenkacker in sich entdecken, um sich vor dem Verlust von Aufnahmen im Werte mehrerer tausend Euro halbwegs zuverlässig abzusichern.


    Das ist bei "echten" CDs anders: Egal, wie ordentlich einer seine Sammlung sortiert hält - in der Regel gehen sie nicht verloren, oder höchstens mal einzelne. Wer hingegen alles auf Festplatte hat, kann mit wenigen Tastendrücken einen wirtschaftlichen Totalschaden erzeugen. Mal ganz zu schweigen von Viren, Würmern, Trojanern, technischen Fehlern, Fehlern von Softwareupdates, Inkompatibilitäten nach Softwareupdates usw. usw.


    Software hat in der Regel eine Lebensdauer von vier bis fünf Jahren. Danach muss man normalerweise seine Software updaten, weil neue Daten (also auch Musikstücke) in einem neuen, leicht veränderten Format ankommen und nicht mehr von der alten Software gelesen werden können. Und die neue Softwareversion braucht dann ein aktuelles Betriebssystem, welches wiederum neue PC/Notebook-Hardware voraussetzt, um nicht schnarchlangsam zu werden.


    Mein CD-Spieler hingegen ist jetzt vierzehn Jahre alt und läuft wie am ersten Tag. Und würde ich mir einen neuen kaufen, so würde ich ihn anschließen, anschalten, eine CD einlegen und hören. Sollte nicht länger als zwanzig Minuten dauern.


    Bei einem neuen Festplattensystem zur Musikspeicherung wäre es vermutlich ein mehrstündiger Vorgang, bis der Digitalwandler mit dem Festplattensystem zusammenarbeitet und das iPhone, das als Fernbedienung verwendet wird, das Softwareupdate zur Steuerung des neuen Systems endlich geschluckt hat.


    Ich bin wahrlich nicht technikfeindlich, aber das CD-Hören hätte ich gerne einfach.


    Ich sehe die Vorteile der digitalen Welt - und über den Klang der Festplattenspieler hört man märchenhaftes -, aber ich sehe auch den immensen Aufwand.

  • Da fällt mir eine Situation in Moskau ein, als der damalige Aussenminister Gromyko seinem Herrn Stalin von Widerständen Titos an einigen Beschlüssen des ZK berichtete. Da reagierte Stalin mit dem Satz: "Da pinkelt ein Pudel einem Elefanten ans Bein."


    Ich möchte MSchenk beipflichten. Als Gromyko Außenminister wurde, war Stalin bereits seit vier Jahren tot. Trotzdem ist die Geschichte schön.


    Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Der SONY CDP-101 war sehr wohl ein "Erfolgsstück" und kostete ebenso wie der kurz danach auf den Markt gekommenen Philips CD-100 beim Erscheinen in Deutschland 2.300DM.


    Klar war die CD im Rückblick nach 30 Jahren ein Erfolgsstück und auch die Abspielgeräte, die ja ständig verbessert wurden, auch. Ich kann mir aber beim besten Willen nicht vorstellen, daß die Leute vor Jahren bei dem Preis vor den Läden Schlange gestanden haben und den Firmen Sony und Philips einen Erfolg bescherten. Das ist eine Erfolgsgeschichte über Jahre hinweg. So interpretiere ich auch die Pressedarstellungen der Firmen.


    Es kommt ja auch noch hinzu, daß die Plattenfirmen von den Stärken des neuen Mediums zunächst nicht überzeugt waren. Sicherlich auch deshalb, weil selbst berufene Klangästheten am "tiefenarmen" und "klinisch reinen" Sound mäkelten. Aber der Boom kam und hält ja auch noch an. Das war, wie es sich heute liest, Goldgräberstimmung in der Musikindustrie. Auch ich kenne Leute, die damals die nötigen Pinunsen hatten, und die sich sowohl Vinyl als auch CD kauften - könnte ja sein, daß die Daten sich verlustig machen...




    Die erste Pop-CD und zugleich das letzte ABBA-Album.
    Ein internationaler Premium-Erfolg - allerdings wegen der Vinyl-Verkäufe.











    Mit "Brothers In Arms" von Dire Straits kam der Durchbruch:


    Eine Million verkaufte CD's. Wie zu lesen ist, sind die Hits
    auf der Silberscheibe länger als in der LP-Version.





    Und das wäre dann der Mega-Hitt: 110 Millionen verkaufte Alben,
    aber schon auf Vinyl ein Kasssenschlager.


    Wird jemals wieder ein Künstler solche Massen verkaufen können?

    .


    MUSIKWANDERER

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  • Um zum Thema zurückzukehren:


    Ich gehe davon aus, daß die CD zumindest weitere 5-10 Jahre unsere Tonquelle erster Wahl bleiben wird. Wenn das zuträfe wäre sie das Langlebisgste Medium in der Geschichte der Tonaufzeichnung überhaupt.


    Edison Walzen: ca 1878 - 1929
    Das schaut nach 50 Jahren Continuität aus - ist aber ein Irrglaube.
    Edison verbesserte seine Walzen und Phonographensysteme permanent, wobei keine Kompatibillität der Systeme zueinander bestand. Es gab Wachswalzensysteme mit 2 und mit über 4 Minuten Spieldauer, sowie in den letzen Jahren unter dem Druck der Konkurrenz Schallplatte (Schellackplatte) auch ein Zelloluidwalzensystem, welches als nahezu unzerstörbar galt und die höchste damals verfügbare Tonqualität lieferte. Es wurde unter dem Namen Blue Amberol vermarktet, weil die Walzen eine eindringlich blaue Farbe hatten. Zwei Nachteile jedoch blieben: Der exorbitant hohe Preis und der hohe Platzbedarf bei der Lagerung.
    Die Schellackplatte war auch nur ein Zwischenspiel: Etwa seit 1896 wurde so etwas gefertigt, daß als Schallplatte im heutigen Sinn anzusehen ist, damit meine ich, ein System, das von einem Federwerksmotor angetrieben wurde, der einigermaßen stabil lief. Aber auch hier gab es kein einheitliches System. Die Umdrehungsgeschwindigkeiten waren nicht genormt und von den 78 UPM noch weit entfernt. -Zudem gab es verschiedene System die zueinander nicht kompatibel waren, beispielsweise eines von Pathé, wo die Rille von innen nach aussen bespielt wurde.
    Schellackplatten, die das darstellen was wir uns heute darunter vorstellen waren etwa ab 1910 am Markt - und sie waren den blauen Amberol Edisonwalzen klangtechnisch unterlegen.
    Ab ca 1925 gab es dann elektrische _Aufnahmen - Statt Trichter wurde in ein Mikrophon gesungen. Diese Neuerung brachte eine Verbesserung des Frequenzumfangs mit sich - stellte aber kein Kompatibilitätsproblem für den Kunden dar.
    Ein Problem für den Sammler war jedoch die Abnützung der Tonträger. Zwar hatte man schon bei den Blue Amberol Walzen
    eine "ewige" Spieldauer versprochen (2000 Abspielvorgänge waren zugesagt), jedoch wurde dieser Weg nicht weiter verfolgt, Schellackplatten waren einfach billiger.
    1930 wurde die erste Vinylplatte gefertigt, und es folgte ein Rattenschwanz von abweichenden Formaten.
    Um 1949 gab es die ersten Langspielplatten aus Vinyl (PolyVINYLchlorid -PVC), welche mit 33 ein Drittel Umdrehungen liefen. Sie setzen sich jedoch erst ab etwa 1955 durch, Schellackplatten wurden parallel dazu hergestellt.
    Plattenspieler dieser Tage - bereits mit elektrischer Tonübertragung - hatten in der Regel drei Geschwindigkeiten (33-45-78 UPM) und verfügten üpber einen Tonkopf mit 2 Nadeln, eine für Schellack - eine für Vinyl)
    Seit etwa 1955 wurden regelmäßig Aufnahmen in Stereo gemacht (Experimente gab es schon früher)
    Auch diese Neuerung erforderte vom Konsumenten eine Neuanschaffung des Equipments, weshalb sich Stero - obwohl schon länger angeboten, erst gegen Ende der sechziger Jahre allmählich durchzusetzen begann.
    Hier wurde ein Technologievorsprung angeboten, der exorbitant war. Das Publikum jedoch konnte in jedoch nicht hören, weil mein nicht willens oder in der Lage war seine Wohnungseinrichtung auf Stereo Abzustimmen. Die damals beliebte "Musiktruhe" war zwar oftmals schon in "Stereo", aber zwei eingebaute Breibandlausprecher der billigsten Sorte trübten den Genuss - auch deshalb weil sie zu eng beienander waren UND ein Rumpelfilter eingesetzt werden musste, einerseits um zu vertuschen, daß hier ein Schallplattenspielerlaufwerk der Billigsklasse verbaut wurde,andrerseits um den Mikrophoneffekt zwischen Lautspecher und Plattenspielr (beide im selben Gehzaöuse !!) hintanzuhalten.
    Dennoch - allmählich begannen die Musikfreunde zu begreifen, welche Perle ihnen hier angeboten wurde - und stiegen um. Der nächste Angriff auf die Systemkontinuität verpufft wirkungslos: Zwei rivalisierende Vierkanalsysteme wurden auf den Markt gebracht - vom Konsumenten aber abgelehnt. Vermutlich waren den Hausfrauen 4 Lautsprecher einfach zuviel pro Wohnraum....
    Anfang der 80iger Jahre dann wurde ein System auf den Markt gebracht (Philips und Sony hatten sich geeinigt GEMEINSAM als Erfinder aufzutreten, was dazu führte, daß alle Mitbewerber, die auch an solchen Systemen bastelten - schlagartig aus dem Rennen geworfen wurden. Mehrheitlich wurde das (bessere) Philips-System eingesetzt - aber Sony wollte auch zeigen, daß es dort Mitspracherechte gab - und so wurde die CD um 5 mm größer ausgeführt, als es in den Philips-Plänen vorgesehen war. Man kann Sony dafür gar nicht genug danken, denn in diesen 5 mm kann eine Menge Musik untergebracht werden, mehr als es vorerst den Anschein hat. Denn die reguliert ihre Geschwindigkeit permanent, befindet sich der Laser aussen an der Disk wird er langsamer, weil der Umfang einer Drehung dort grösser ist.


    DIE CD erfüllte viele Kundenwünsche:
    Das lästige Grundrauschen war weg, Verzerrungen in der Endrille und Statische Störungen gehorten der Vergangenheit an.
    Sie ist rubuster gegen Kratzer (ich rate DENNOCH zu äusserster Vorsicht) und die veranschlagte Lebensdauer ist höher, als jene der LP.
    ES gab und gibt gegen dieses Medium auch einige Einwände - aber die Vorteile überwogen eindeutig....


    -------------------------------
    Nach diesem Exkurs in die Geschichte der Tonaufzeichnung müssen wir uns fragen, warum ich meine, daß dieses Mediom auch die nächsten Jahre - zumindest im Klassikbereich - unser Begleiter sein wird.


    Über datenreduzierende Verfahren habe ich bereits geschrieben - Der Klassiksammler liebt sie nicht.


    Über Datensicherheit auf Festplatte ebenso: Sie ist beherrschbar, aber für Musikliebhaber eher zu umständlich -
    Musikliebhaber - als Besitzer eines Klassikforums weiß ich wovon ich rede - sind eher technikfeindlich.
    Das gilt für die Benutzer dieses Forums nur in eingeschränktem Maße - die WIRKLICHEN Technikfeinde, oft große Klassikkenner meiden Computer und noch mehr meiden sie Internet.


    Man wäre dumm - auf diese Leute zu verzichten - und in der augenblicklichen wirtschaftlichen Situation der Tonträgerindustrie kann man sich das auch gar nicht leisten :D
    Die anderen, Technikfreunde WARTEN nur auf "Download" am Computer.
    Denn für sie könnte es bedeuten nie wieder für eine Aufnahme bezahlen zu müssen. Allz Zugangsschutz- und ähnlichen Verfahren könne nämlich von "Spezialisten" geknackt werden, beispielsweise von Programmierern oder sonstigen EDV-Experten, die man auf die Straße gesetzt hat, um sie durch billigere Arbeitskräfte zu ersetzen. Heulen und Zähneknischen
    würde dann die Folge sein - wenn dann noch was zum Knirschen da ist ...... :thumbsup:


    HIGH END System auf irgendeiner Art von Disk:


    Auch hier sehe ich keine Zukunft.


    Der mögliche Unterschied zur CD ist zu klein um eine größere Menschenmasse zum Kauf motivieren zu können.
    Die Jungen haben das Geld nicht - und wurden ohnedies zur Anspruchslosigkeit erzogen (schrecklich geschnittene Jeans mit Löchern, Fast-Food - mp3 - Chemische Drinks etc etc)
    Die älteren zittern einerseits um den Wert ihre seit Jahren gehorteten Sammlung und hören zudem einen allfällig exitierenden Klangunterschied nicht mehr.


    Zudem ist heute eine Stereoanlage kein Statussymbol mehr, wie einst in den siebziger und achtziger-Jahren...


    mit freundlichen Grüßen aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    DIE CD erfüllte viele Kundenwünsche:
    Das lästige Grundrauschen war weg, Verzerrungen in der Endrille und Statische Störungen gehorten der Vergangenheit an.
    Sie ist rubuster gegen Kratzer (ich rate DENNOCH zu äusserster Vorsicht) und die veranschlagte Lebensdauer ist höher, als jene der LP.
    ES gab und gibt gegen dieses Medium auch einige Einwände - aber die Vorteile überwogen eindeutig....



    Hallo, Alfred!


    Ich bin ja bei vielen Themen mit dir gleicher Meinung. Aber hier mal nicht. Es gibt bei mir CD´s und erst recht bei meiner Tochter, die schon so starke Kratzer haben, daß sie kaum noch abspielbar sind. Dagegen besitze ich Vinylplatten, die über 50 Jahre alt sind und noch klingen wie am ersten Tag. Vorausgesetzt natürlich gute Pflege und ein Spitzensystem mit nur etwa 1 Pound Auflagegewicht. Dann halten Platten noch eine halbe Ewigkeit bei bestem Klang.




    Gruß Wolfgang

    W.S.

    Einmal editiert, zuletzt von 9079wolfgang ()

  • Auch ich glaube, daß das Totenglöckchen für die CD zu früh geläutet wurde. Die Anstrengungen, die man wohl in Richtung Downloads unternimmt, werden bei vielen Musikfreunden auch nicht die Zustimmung finden, die man sich erhofft. Zumal es, wenn ich es richtig lese, entsprechende Plattformen nur begrenzt gib: 46 sollen es sein. Überträgt man das mal auf Plattenläden, könnte die Musikindustrie Konkurs anmelden.


    Interessant sind ja auch die Untersuchungen der Hersteller von CD's und der Geräteindustrie selber: In der rasanten Entwicklung der Technik sehen sie selber den Beginn des Niedergangs. Das Aufkommen der Brenner verursachte vielen in der Branche Kopfzerbrechen, obwohl sie selber gut daran verdienten. Sony wetterte immer gegen die kleinen Kopierer und partizipierte heftig am Verkauf, genau wie an den Rohlingen.


    Da wird ja zurecht darauf hingewiesen, daß man die Hörgewohnheiten der Kunden außen vorließ. Anders herum: Wäre man darauf intensiver eingegangen, hätte Apples iPod nicht den Erfolg gehabt, wie auch die Plattform iTunes nicht zum wichtigsten Vertrieb für digitale Musik geworden.

    .


    MUSIKWANDERER

  • Niemand muss Konkurs anmelden, wenn bezahlte Downloads in unterschiedlichen Qualitäten (einschl. deutlich höherer als die herkömmliche CD fassen kann) die CD oder auch die SACD ersetzen. Außer den Presswerken. Warum sollte Raubkopieren, was jetzt schon möglich ist, jedenfalls bei normalen CDs, plötzlich ein Problem werden?
    Schon heute ist angeblich bessere Qualität mit dem Direktabspielen von Festplatten u.a. Speichermedien möglich als bei der CD/SACD, sofern die Quelldatei die entsprechende Qualität hat.
    Und schließlich werden einzelne bezahlte Downloads auch eher die Ausnahme werden, sondern eine flatrate, die jeden Monat ein bestimmtes Downloadvolumen erlaubt, das Übliche. Sozusagen Radio on Demand und lokal wird dann nur noch gepuffert, nicht mehr auf Dauer gespeichert.
    CD und SACD wird es noch einige Zeit geben, sicher noch viele Jahre, selbst wenn kaum noch welche neu herausgebracht werden. Man sollte nicht vergessen, dass 20 Jahre nach ihrer Totenmesse die LP noch immer existiert. Es wird ziemlich sicher keine SUPER-SACD die Nachfolge antreten, einfach weil das physische Medium unwichtig werden wird.
    Das wird aber nach und nach geschehen, ähnlich wie LP u. CD etwa 10 Jahre parallel bestanden. Es gibt schon jetzt fast alles auch als Download; audiophile Nischenanbieter wie Linn Records bieten etwa eine Handvoll Qualitäten, inkl. "Studio Master", was wohl besser als alle bisherigen kommerziellen Qualitäten sein soll usw. Irgendwann wird das umschlagen und es wird alles als Download, nur noch manches als CD/SACD geben usw.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Das Thema ist spannend, und ich lese jeden Beitrag mit großem Vergnügen. Musikwanderer sei Dank! Wir sind mitten drin in einer Grundsatzdebatte. Sind Musikliebhaber wirklich technikfeindlich? Wenn sie es wären, dürften sie überhaupt keine Gerätschaften benutzen, um Musik in die eigene Wohnung bringen. Sie dürften Musik nur aus Noten lesen oder in Konzertsälen und Opernhäusern, wo es indessen auch nur so wimmelt vor Technik, konsumieren. Es geht doch seit Erfindung der Walze einzig und allein darum, mit Hilfe der Technik Musik so wirklichkeitsnahe wie möglich in die eigenen vier Wände zu holen. Alfred hat das sehr schön zusammengefasst.


    Die CD ist ja nur ein vorläufiger Höhepunkt dieses Strebens, weil sie einen bequemen und schnellen Zugriff erlaubt und scheinbar haltbarer ist als die gute alte LP. Deshalb ist sie so erfolgreich. Ob sie jemals ein Wertgegenstand wird wie die seltene Schelllacks oder die Walzen oder die ersten LPs der Stones, bleibt dahin gestellt. Ich glaube daran nicht. Der CDs ist bislang diese Art Wertschöpfung versagt trotz aller Versuche mancher Labels, sie äußerlich als kleine nette LP aufzuhübschen. Einmal gekauft, bekommt man sie nicht mehr los. Und wenn, dann für einen Bruchteil des Anschaffungspreises. Dafür gibt es zu viele CDs. Sie sind im Grunde genommen als Sammlerobjekt völlig wertlos. Sie setzt keine Patina an. Das ist neu - und für mich nicht verwunderlich. Die CD ist nämlich ausschließlich Speichermedium. Sonst nichts. Bis zur Festplatte ist es nur noch ein kleiner Schritt. Obwohl ich tausende CDs zusammengetragen habe, bin ich ein leidenschaftlicher Verfechter der Festplatten. Natürlich müssen die gepflegt werden. Um sicher zu gehen habe ich drei sehr große Platten, die immer gegenseitig synchronisiert werden. Das kann auch Spaß machen.


    Und dann die Downloads. Es gibt die auch hier schon erwähnten Foren, in denen Musik getauscht und also geteilt wird. Ganz offiziell und nicht verboten, wie abwehrend gemutmaßt wird. Offizielle Industrieaufnahmen sind in den Foren, die ich meine, natürlich tabu und auch deshalb bei diesen Sammlern völlig uninteressant, weil meistens verfügbar. Richtig spannend wird es beim Tausch von Radiosendungen aus dem In- und Ausland. Das Angebot ist unglaublich. Inzwischen bedienen sich auch in diesem Forum gern erwähnte CD-Labels ganz ungeniert bei diesen Downloads und verkaufen mehr oder weniger frech, was sie kostenlos empfangen haben.


    Ganz neue Perspektiven eröffnet das Webradio. Wer will, kann sich hunderttausende Opern und Konzerte mitschneiden auf CD brennen oder halt auf Festplatten speichern. Festplatten lassen wich wie jeder CD-Player an Stereoanlagen anschließen und bequem steuern. Akustisch ist das ein Fest, denn bei der Digitalisierung von Musik gibt es große Fortschritte. Musik erfährt eine sehr demokratische Dimension, weil sich Musikliebhaber ganz nach Bedarf und Neigung bedienen können. Auch für die berühmte einsame Insel, auf der es manchmal schwierig wird, einen Player oder ein Grammophon aufzustellen. Nicht allein der Geldbeutel entscheidet mehr über die Anschaffung von Musik sondern die eigene Findigkeit.



    Grüße zum Sonntag von Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Niemand muss Konkurs anmelden, wenn bezahlte Downloads in unterschiedlichen Qualitäten (einschl. deutlich höherer als die herkömmliche CD fassen kann) die CD oder auch die SACD ersetzen.


    Entschuldige mal, ich habe mir nur vorgestellt, es gäbe in Deutschland nur 46 Plattenläden - analog zu den momentan vorhandenen 46 Download-Plattformen...

    .


    MUSIKWANDERER


  • Entschuldige mal, ich habe mir nur vorgestellt, es gäbe in Deutschland nur 46 Plattenläden - analog zu den momentan vorhandenen 46 Download-Plattformen...


    wieviel reine Plattenläden gibt es denn überhaupt noch? Sind doch weitgehend eh Abteilungen von Geschäften, die auch anderes verkaufen. Klar, die werden irgendwann vielleicht auch weitgehend eingehen. Wie die ehrenwerten Gewerbe der Hufschmiede, Korbflechter, Bleisetzer, uv.a. Wobei es vielleicht noch lange besonders ausgestattete CDs/DVDs als Geschenke usw. geben wird.
    Was ich aber natürlich meinte, ist, dass Musik nach wie vor gespielt, aufgenommen, produziert werden muss und statt der Plattenhändler eben andere das Geld verdienen werden.
    Wie gesagt, glaube ich, dass das eher allmählich vonstatten gehen wird (bzw. schon seit einigen Jahren geht), da ein erheblicher Teil der Kunden noch kein Freund von Downloads ist. Hat man aber sogar die Audiophilisten auf seine Seite gezogen, wird der Rest derer, die wie ich physische Tonträger bevorzugen, immer kleiner werden. Es gibt aber ja auch nach wie vor LP-Freaks, entsprechende Geräte


    Es gab hunderte von Jahren klassische Musik ohne Tonträger. Ich schätze, dass in der Klassik nur wenige Jahrzehnte, von den 1960ern bis Anfang der 1990er mit Tonträgern großes Geld (für die Labels und einige, sehr wenige Musiker) gemacht werden konnte. Es steht kein Kulturverfall zu befürchten, nur weil das nicht mehr geht.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
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    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Es gibt aber ja auch nach wie vor LP-Freaks, entsprechende Geräte


    Hallo, Johannes!


    Gott sei Dank! Das heißt nicht, daß ich keine CD höre, aber ich werde mich nie von meinen LP trennen.



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Zitat

    wieviel reine Plattenläden gibt es denn überhaupt noch?


    In Wien gibt es derzeit noch


    Arcadia
    Ascolta
    Da Caruso
    Da Capo -Gramola
    Gramola
    EMI -Electrola


    Alle in 1010 Wien (Innere Stadt)


    Ich glaube übrigens nicht, daß die "Audiophilen" eine bedondere Rolle im Klassikgeschäft spielen.
    Aber ein anderer Faktor wurde übersehen oder übergangen.
    Man stelle sich vor, alle Cds hätten eine Raue Hülle, auf der Komponist, Werk und mitwirkende vermerkt währen, kein Bild , keine Farben. Um wieviel Prozent würde der Umsatz wohl sinken ???


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo, Alfred!


    In Klagenfurt habe ich vor Kurzem vergeblich einen Plattenladen gesucht. Und in Salzburg gibt es wohl auch nur noch einen. Schade!



    Gruß Wolfgang

    W.S.

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  • ... Deshalb ist sie so erfolgreich. Ob sie jemals ein Wertgegenstand wird wie die seltene Schelllacks oder die Walzen oder die ersten LPs der Stones, bleibt dahin gestellt. Ich glaube daran nicht. ...


    Dir sind offenbar die Mondpreise entgangen, die beim Amazon-Marketplace für vergriffene CDs verlangt werden. Heutzutage wird alles gesammelt, die CD macht da keine Ausnahme. Ob du es glaubst oder nicht - es ist ein Faktum.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Eine Tonträgersammlung ist wie eine Bibliothek: Man möchte seine Schätze sehen und anfassen können - und nicht sein ganzes Tonarchiv in mittelprächtiger Qualität in einem Chip seiner Armbandur gespeichert wissen...


    An der Armbanduhr würde mir die Musik nichts nützen, sollte schon ins Hörgerät integriert sein. Aber trotzdem ein schönes Bild. Aber was erwarten wir? LPs haben wir noch ehrfürchtig aus der Hülle entnommen und mit gebotener Vorsicht auf den Plattenteller gelegt. Andächtig lauschten wir, um dann die LP wieder behutsam zurückzulegen, auf das sie schonend gelagert werde. Dieses haptische Erlebnis ist von den nachfolgenden Technologien nicht mehr zu toppen.


    Als Informatiker ist mir die CompactDisc sympathisch. Ein robustes Medium, nicht so sensibel wie die LP (LPs habe ich stets doppelt gekauft, eine für's erste mehrfache Hören, die zweite für die Ewigkeit). Aufbewahrung im Jewel-Case, die CD war safe. Mein erster CD-Player war der erste Discman von Sony. Musik wurde transportabel (nicht so groß und unhandlich wie die LaserDisc), Musik wurde kopierbar, die in Walkmans eiernden Kompaktkassetten mit ihrem Bandsalat hinfällig. Mehrfaches, verschleißfreies Abspielen (was ist eigentlich aus den Geräten worden, die mit Laser analoge Schallplatten abspielen konnten?).


    Und inzwischen wandert jede CD auch auf den NAS-Server und eine Auswahl auf den iPOD. Noch bin ich nicht soweit, alles per Download einzukaufen. Aber der Trend geht wohl dahin. Musik wird immer mehr zum Konsumgut, zur Massenware und als solche ist der Umweg über die CD eigentlich doch nur eher hinderlich.


    Ich persönlich werde der CD noch lange die Treue halten, es geht nichts über eine Hardcopy. Und ein Ende der CD sehe ich noch nicht kommen, noch weniger im Klassikbereich. Kritisch wird es erst, wenn berichetet wird, dass keine Presswerke für CDs mehr produziert werden, so wie jetzt wohl keine Schneidwerke mehr für die LP-Herstellung produziert werden.


    Und wenn ich daran denke, dass die LP schon mal tot gesagt war und dann doch wieder aufkam, dass die SACD tot gesagt war und doch immer noch ihr Schattendasein im Klassikbereich dank Hybrid-Lösung fristet, dass STEREO schon mal tot gesagt war, weil unter 5.1 Mehrkanal alles nur noch Gaslicht sei, und plötzlich jeder dieser auf Surround fixierten Firmen wieder neue Stereo-Geräte im Sortiment hat, nun dann glaube ich doch, dass es für den Abgesang auf die CD viel zu früh ist. Auch Linn wird irgendwann wieder CD-Player produzieren.


    Aber die Totsagung der CD taugt natürlich, um das Sommerloch zu füllen.


    Aber Respekt, 30 Jahre CD, das ist eine lange Zeit im Digitalzeitalter. Januar 1981 wurde der VC-20 auf den Markt gebracht, was mein erster Computer wurde. Damals noch mit Datasette (das waren noch Zeiten, als man Bits hören konnte). Wenn ich bedenke, wie sich Heimcomputer seit damals gewandelt haben, dann sind 30 Jahre CD in unverändertem Format doch eine wahnsinnig lange Zeit. Schon fast eine Ewigkeit. Da wandelten sich die Speichermedien rasanter: 5 1/4 Zoll Disks mit ein paar 100 KByte Speichervermögen (man bedenke, die Musik-CD speicherte schon damals bis 650 MByte), 3,5 Zoll Disks mit wechselnden Density-Stufen, schließlich abgelöst von CD-RW und DVD-RAM. Und nun Blu-ray Disc. Und wer kennt heute noch Akkustikkoppler?


    Also Happy Birthday CD, auf die nächsten 10 Jahre. Und danke Musikwanderer für die Erinnerung.


    Und morgen reden wir dann mal über MP3. Das soll ja auch schon so tot sein wie die CD .


    Gruß enkidu2

    Nach Schlaganfall zurück im Leben.

  • Dir sind offenbar die Mondpreise entgangen, die beim Amazon-Marketplace für vergriffene CDs verlangt werden.


    Die sind mir nicht entgangen, lieber Theophilus. Da versuchen Leuten, Kohle zu machen. Sonst nichts. Diese CDs liegen dann auch wie Blei. Nur der Mangel macht aus einem Gegenstand noch kein Sammlerstück.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Kommt natürlich drauf an, welche Aufnahme man einstellt.
    Bei Büchern ist es ebenso: Die meisten werden weggeworfen, die Antiquariate können nur die Ausnahmen nach wie vor interessanter Objekte verkaufen.

  • Da versuchen Leuten, Kohle zu machen. Sonst nichts. Diese CDs liegen dann auch wie Blei.

    Es mögen einzelne Phantasiepreise dabei sein (so etwas gibt es immer), aber es ist einfach so, dass Aufnahmen ab einem gewissen Niveau, die nicht mehr erhältlich sind, deutlich im Wert steigen. Und wenn du die heutigen Preise anschaust, kannst du dir vielleicht vorstellen, wie die in 50 Jahren sein werden.


    Nur der Mangel macht aus einem Gegenstand noch kein Sammlerstück.

    Mangel macht aus einem Gegenstand ein besonders wertvolles Sammlerstück, denn gesammelt wird heutzutage ohnehin fast alles.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • Es gibt Zeitgenossen, die geraten schon heute bei dem Gedanken an das Ende der CD in Streß. Das sind diejenigen, für die das Objekt wichtig ist, und nicht die Daten, die darauf gespeichert sind. Für diese Mitmenschen wird eine schlimme Zeit kommen - ahne ich. Sie müssen umdenken, vorsorgen, Probleme lösen.


    Da ist, zum Beispiel, jene Kategorie von Autofahrern, die felsenfest davon überzeugt ist, daß eine am Innenspiegel des Wagens angebrachte CD Radarfotos unbrauchbar macht. Daß der Silberling zwingend den Blitz in Richtung Kamera reflektieren müßte und diese Chance, will jemand ausgerechnet haben, 1:179 beträgt, irritiert sie keineswegs.


    Zweites Beispiel sind jene „Amusischen“ (oder auch technisch Uninteressierten), die den einzigen Sinn einer CD (wegen der zweifellos schöneren Optik) in der Zweckmäßigkeit für außerkünstlerische Dinge sehen. Eine CD kann ihrer Meinung nach den Bierdeckel unterm Tisch ersetzen - oder überhaupt als Bierdeckel dienen. Sieht dann wirklich etwas gehobener aus, als so ein Pappdeckel. Daß man dabei natürlich keine Musik hören kann, leuchtet ein, stört die besagte Gruppe aber nicht. Ein weiteres Problem schieben sie auch einfach beiseite: Eine CD ist, als Bierdeckel benutzt, nicht saugfähig...


    Einen ganz interessanten Vorschlag für die Anwendung einer CD haben Gartenfreunde gemacht. Sie stützen sich dabei auf die Ornithologie: Die Vogelkundler haben festgestellt, daß die Obkjekte ihrer Begierde, die Vögel, etwas gegen CD's haben - selbst wenn der „Ententanz“ darauf gespielt wird. Folglich soll man die Silberlinge als Vogelscheuchen einsetzen. Man stelle sich den immensen volkswirtschaftlichen Schaden vor, wenn später mal die Scheiben nicht mehr als Abschreckwaffe gegen fliegende Schädlinge zur Verfügung stehen!


    Sehr beliebt sollen die CD's aus Gründen der Verkerhrssicherheit und als Alternative für Straßenbegrenzungen in hauptsächlich ländlich strukturierten Gebieten sein. Als Nachteil schildern jedoch bäuerliche Traktorfahrer, daß man sich in der Dämmerung oder in der Dunkelheit leicht erschrecken kann. Ich frage mich allerdings, welcher Traktor in der Dunkelheit noch „dienstlich“ unterwegs ist - außer man kommt aus dem Dorfkrug. Und da wäre der gute alte „Zossen“ die bessere PS-Alternative, zumal der den Heimweg auch ohne Navi kennt.


    Die CD als Schminkspiegel zu benutzen, ist nicht so abwegig, wie man sich vorstellen möchte. Trotzdem rate ich persönlich ab. Jeder hat sich ja schon mal in der Silberscheibe gesehen - denke ich. Man wollte etwas Aufgedrucktes lesen und dachte dabei, der kommt dir aber bekannt vor. Und wer von Euch diese Erfahrung gemacht hat - sieht die Hautfarbe nicht irgendwie sehr ungesund aus?


    :baeh01:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Einen ganz interessanten Vorschlag für die Anwendung einer CD haben Gartenfreunde gemacht. Sie stützen sich dabei auf die Ornithologie: Die Vogelkundler haben festgestellt, daß die Obkjekte ihrer Begierde, die Vögel, etwas gegen CD's haben - selbst wenn der „Ententanz“ darauf gespielt wird. Folglich soll man die Silberlinge als Vogelscheuchen einsetzen. Man stelle sich den immensen volkswirtschaftlichen Schaden vor, wenn später mal die Scheiben nicht mehr als Abschreckwaffe gegen fliegende Schädlinge zur Verfügung stehen!


    Ein sehr bemerkenswerter Beitrag! ;)


    In der Tat habe ich mal Freunden so an die 100 aussortierte, meist selbst gebrannte CDs überlassen, die schließlich gute Dienste als Vogelscheuchen taten. Es sah auch sehr hübsch aus, wie die Silberlinge an Schnüren in den Bäumen herumflatterten. Christo hätte seine Freude daran gehabt.


    Will sagen: Alles nicht so verbissen sehen. Die CD ist gekommen, wird noch ein Weilchen bleiben und dann neuen Medien Platz machen. Diese Verdrängung ist bereits in vollem Gange.


    Aus eigener Erfahrung kann ich nur jedem Sammler raten, die Bestände regelmäßig zu kontrollieren, auch akustisch. Neue Player korriegieren die Fehler, von denen es bekanntlich nur so wimmelt, nicht mehr mit der Robustheit wie die Geräte der ersten Generation. Hersteller verwenden aus Kostengründen oft schlechtes Pressmaterial. Wieder andere Label brennen CDs auf dem PC, sie sind unversiegelt. Es ist, als ob man sie sich selbst hergestellt hätte. Die Aufdrucke lassen sich mit dem Fingernagel abwischen oder sie lösen sich in Wohlgefallen auf.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent