Immer wieder lese ich in diesem Forum, Dirigent X oder Y habe eine "spannende" oder auch "ungefällige", "analytische" Aufführung abgeliefert, und sei somit dem Dirigenten Z gegenüber vorzuziehen.
Ist das wirklich so ? Ist es Aufgabe der klassischen Musik a priori "ungefällig" zu klingen, bzw sollte sie mit forciertem Tempo und kantigem Rhythmus dargeboten werden, einer Art "Dauerstreß" gewissermaßen der eher unangenehme Gefühle beim Hörer hinterlässt ? Natürlich gibt es Musik, die schon auf Konfontation mit dem Hörer hin angelegt ist, beispielsaweise vieles aus dem 20. und 21 (?) Jahrhundert.
Aber - obwohl das immer wieder behauptet wird - Mozart war kein "Draufgänger", sein Klavierspiel wird von Zeitgenossen als edel und elegant beschrieben, ekstatische Ausbrüche waren ihm - wenn man Zeitzeugen Glauben schenken will - fremd.
Was ich hier über Klaviersonaten und -Konzerte geschrieben habe gilt natürlich auch für Sinfonische Werke. Nicht das andauernde Drängen nach vorn - ohne Steigerungsmöglichkeit - da das Limit schon zu Beginn erreicht wurde - sondern die lustvoll ausgekostete Differenz zwischen Spannung und Entspannung zeichnte meines Erachtens ein meisterhaftes Dirigat aus....
Eine Kunst die scheinbar allmählich verloren geht - da sie von vielen kaum geschätzt wird....
mit freundlichen Grüßen aus Wien
ALfred