Wer geht eigentlich in die Oper - und warum ?

  • Die Idee zu diesem Thread kam mir, als ich in einem Beitrag von "Farinelli" - dessen geistvolle Beiträge ich in der Regel sehr schätze , obwohl ich ihnen oft nicht beipflichte - folgendes Statement fand:



    Zitat

    Ich bedauere die Menschen, denen das Organ zur Apperzeption kontraillusionistischer Tableaus völlig abgeht. Die mit dem Libretto in der Hand wie mit einem Baedeker alle Abweichungen zum szenisch Geforderten auflisten. "Von deutschem Wald nicht eine Spur!" Denen vor lauter engherzigem Ärger die geistvolle Suggestion entgeht, die man stattdessen erblickt.


    Nun - ich gehöre zu jenen Menschen - und ich bekenne mich dazu - Oper die "abstrakt" inszeniert wird stösst mich ab.
    Nein - ich kann und WILL damit nichts anfangen.


    Aber das ist NICHT das Thema des Threads - da gibt es genügend andere - gut frequentierte in unserem Tamino-Klassikforum.


    Was mir beim Lesen dieses Statements durch den Kopf ging, war ein Bündel von Fragen, welches zwar EINEN gemeinsamen Nenner hatte - er ist im Titel des Threads fixiert - aber in Wahrheit sind es mehrere Fragen, die sich hier geradezu aufdrängen.
    Ich will hier nur EINIGE nenne - wenn es gibt sicherer mehr als mir dazu einfallen:


    Wie viel Prozent der üblichen Opernbesucher verfügen über "das Organ zur Apperzeption kontraillusionistischer Tableaus" ?


    Wer kann es geniessen wenn Geschichte "umfunktioniert" - oder sagen wir mal positiver - der vermeintliche versteckte symbolische Inhalt über den der Bühnenrealität gestellt wird ?


    Ist das ein legitimer Kunstkniff um den EIGENTLICHEN Inhalt ans Tageslicht zu befördern ?


    Ist der angeblich versteckte Inhalt tatsächlich vorhanden - oder ist er nur hineininterpretiert - beliebig austauschbar von Inszenierung zu Inszenierung ? (Wenn ich letzteres bejahe - ist dann nicht das eigentliche Werk nur Vehikel oder Sprungbrett für ein völlig eigenständiges Werk ? - Und wenn ja : Wer will das sehen ?)


    Wer will das sehen ? - genau da knüpft der nächste Punkt an.
    Ist das Opernpublikim generell für derlei bereit ?
    Ein Publikum, das gerne immer wieder dieselbe Oper sieht, deren Ausgang es schon seit Jahren kennt - nur um neue Sängr kennenzulernen ?
    Ein Publikum, daß sich icht an den oft haarsträubend unlogischen Inhalten von Opern stört ?
    Ein Publikum, das "historische Verfälschungen" geschichtlicher Figuren auf der Bühne völlig widerspruchslos hinnimmt ?
    Ist es nicht so, daß sogar die Umformungen von großer Theaterliteratur des Sprechtheaters zu Opern eine Vereinfachung erfordert - die kaum mehr Platz für psychologische Rafinesse bietet ?


    Wie schaut es mit den "Ausstattungsopern" aus ? - in Frankreich mit Balletteinlagen, die mit dem Inhalt der Oper nur bedingt zu tun haben? Wurden die nur aus Jux und Tollerei eingeabaut ?- oder weil das Publikum - und nur für dieses wird Oper gemacht !! - diesen Augen- und Ohrenkitzel einfach verlangte ?


    Zitat

    Das erst Bild des Tristan spielt auf einem Schiff. Das impliziert aber zunächst die zeitlose Idee einer Reise, einer Überfahrt, eines maritimen Zwischenstadiums meinetwegen; nicht aber zugleich die Materialität eines albernen Wikingerboots

    .
    Ist es nicht so, daß viele Komponisten sich Libretti mit exotischen oder pseudohistorischen Inhalten suchten - weil die Oper die Traumfabrik der vergangenen Jahrhunderte war, wo man den Orient, alte Zeiten und Kulturen oder Gesiterspuk auf die Bühne bringen konnte - Szenen die nur eine Illusion waren - aber dennoch bezauberten - und einen gruseln machten.


    Ist es nicht so, daß gerade dieses "alberne Wikingerboot" es ist, das ein Teil der Leute sehen will, andere wieder lieben prunkvolle Massenszenen, dritte (dazu gehöre ich) lieben es italienische Renaissancestädte - auf der Bühne zu erleben und trotz eigentlich uninteressanter bis dümmlicher-unlogischer Story durch überzeugendes Schauspiel und brillianten Gesang - von der Oper mitgerissen zu werden.


    Es wird aber vermutlich noch weitere Anziehungspunkte geben, die die Oper zu bieten hat.....



    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich möchte zu diesem schwierigen Problem nur folgende Erfahrung beisteuern: eines meiner schönsten Opernerlebnisse der abgelaufenen Spielzeit war die KONZERTANTE Wiedergabe des Rheingold (mit hauseigenen Kräften!) in Gelsenkirchen; zweieinhalb intensive Stunden ohne Pause. Auf der Bühne das Orchester, davor mit Pulten die Sänger, keine störende Inszenierung; die fand im Kopf statt. Wohlgemerkt: ich sage nicht, dass das die Regel sein soll. Aber es gibt zu denken. Ansonsten: Theater ist unwahrscheinlich, planlos, widersinnig, verrückt, erschütternd, grotesk, bezaubernd, eben nicht Alltag, eben nicht rational; es muss uns fortreißen, unser Ich vergessen machen. Alles ist erlaubt. Nur ist es nicht didaktisch, so wie es das Regisseurstheater meint, das uns für dumm hält und das uns den wahren Sinn erkären zu müssen glaubt. Aber so blöd sind wir Opernbesucher nicht, wir wollen nicht belehrt, sondern mitgerissen werden. Das geht mit einer modernen oder mit einer altmodischen Inszenierung.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • die Materialität eines albernen Wikingerboots


    Damit habe ich natürlich Knusperhexe reizen wollen, der wie ich die Tableaus der Münchner Uraufführung kennt. Ich habe aber auch geschrieben, daß ein lebensgroßes Schiffsmodell auf offener Bühne selbst etwas Surreales, Traumartiges hat.


    Im Tages-Erleben ist ein Flugzeug primär ein Transportmittel; im Traum primär ein Erektionssymbol. (G. Devereux)


    Wir wissen im Grunde nicht, auf welche Weise die Bühne des ersten Tristan-Akts 1865 ins Unlogische, Überreale hinauswies. Man hat auch damals etwas von Beleuchtung verstanden; und die Musik bietet ja kein handfestes Matrosengenre, sondern läuft quasi neben der Spur.


    Wenn man die Symbolik der Schiffsmetapher nicht überbetonen möchte, wird man die Szene möglichst real gestalten. Aber der "Fliegende Holländer" bietet dazu auch im Sujet eine Fülle nautischer Details, die im "Tristan" fehlen. Also ist das große Schiff hier schon im Ansatz eine These, kein realistisches Requisit - je detaillierter die Deckaufbauten, desto befremdlicher ihre dramaturgische Nutzlosigkeit. - Diese nicht zur Gänze entfaltete Realität des Schiffs im Stück bietet, m.E., den Raum für die Spekulation, für den Einbruch des Unbewußten.


    Nicht in Frage steht, daß die Komponisten des 19. Jh. in aller Regel mit der ausformulierten Realität der Szenerie rechneten. Das hat z.B. etwas mit der positivistischen Auffassung vom Historischen zu tun - eine Auffassung, die sich heute bedeutend gewandelt hat. Ein Mann im richtigen Kostüm besaß sozusagen die suggestive Kraft, sein geschichtliches Umfeld glaubwürdig auf die Bühne zu bannen. Die Leute hatten eine an anderen Medien als den modernen sich inspirierende Einbildungskraft. Es fehlte noch ganz die Erfahrung, das Historische um gerade seines historisierenden Zuges willen der Lächerlichkeit preiszugeben. Ich erinnere nur an die intendierte Poesie von Lohengrins Erscheinen. - Die Innensicht der Tristan-Dramaturgie ist so dominierend, daß ihr alle Handlungselemente streng zugeordnet werden. Die Figuren spielen sich niemals bis an die situative Oberfläche empor, wo sie frei agieren könnten. Die Aktion ist eine Scheinhandlung, ein in Zeitlupe zerdehnter Moment, in den alle individuellen und psychologische Voraussetzungen der Personen einfließen. Vordergründige Handlungselemente wie Kurwenals Spottlied mit dem Matrosenchor dienen bloß der Verdeutlichung von Isoldes prekärer Lage; sie fügen sich nicht chronologisch, sondern ornamental in die Struktur.


    All das hat Konsequenzen für die Wahrnehmung des Schauplatzes, der in seiner Vieldeutigkeit, seiner schwankenden Unsicherheit und fatalen Zielstrebigkeit erfahrbar werden muß, nicht bloß in der Farbwahl des gestreiften Segels oder der Ausgestaltung des Drachenbugs.


    P.S.: Karajans Salzburger Tristan ging ja in diese ätherische Richtung ...


    :hello:

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

  • Das Publikum ist ein Phänomen: unkalkulierbar und unverzichtbar.
    Heute abend im WDR-Fernsehen:
    Montag, 12. Dezember 2011, 23.15 - 00.00 Uhr .


    Zitat

    Warum geht der eine gerne in die Oper, warum meidet der andere diesen Ort wie das Fegefeuer? Und wenn er mal drin ist - wie soll er sich verhalten? Ein etwas anderer Streifzug durch die Geschichte der Oper beschäftigt sich in erster Linie mit dem Publikum unten im Saal, denn es übt mächtigen Einfluss auf die Künstler oben auf der Bühne aus - und das nicht nur durch rhythmisches Klatschen oder Bravo-Rufe. Die Stimmung der Zuschauer ist oft ausschlaggebend für die Qualität der Aufführung. Der Film geht Fragen nach, die von „Wann berichtet der Boulevard?“ bis zu „Was ist schlimmer - Husten oder Hustenbonbon auspacken?“ reichen.


    In der Dokumentation von Marieke Schroeder kommen Garderobieren, Logenschließer, Sänger, Historiker und Intendanten zu Wort. Die Sopranistin Simone Kermes berichtet, wie sie aus Versehen eine Frau in der ersten Reihe angespuckt hat. Intendantenlegende Gérard Mortier beschreibt das Publikum als gefährliches Biest, und ein Logenschließer schickt empörte Opernbesucher erst einmal zum nächsten Bierlokal. Das Publikum ist ein Phänomen, unkalkulierbar und unverzichtbar. Es kann die Künstler nach oben tragen, und es kann sie stürzen. Der magische Austausch, das ist es, was die Oper, was das Live-Erlebnis Oper ausmacht. Der Film beobachtet das Phänomen diese Interaktion. Das Publikum ist hier nicht Zeuge, sondern im Mittelpunkt des Interesses.


    Interviewpartner: Michael Walter, Simone Kermes, Elena Filipova, Nikolaus Bachler, Eckart Altenmüller, Gérard Mortier und Jörg Splett.


    LG


    ;)

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Intendantenlegende Gérard Mortier beschreibt das Publikum als gefährliches Biest:
    Da hat er auch allen Grund dazu. das Salzburger Publikum hat alles getan um ihn aus der einstigen Karajan-Hochburg zu vertreiben....
    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich hoffe, mit meinem Beitrag nicht zu banal zu werden, denn Alfred legt die Latte ja sehr hoch. Trotzdem: Wenn mich mein Eindruck nicht täuscht, so sind bei uns im Theater mindestens 1/3 Leute da, weil sie von ihren Verwandten ein Abo geschenkt bekommen haben und das jetzt absitzen. Noch mal 1/3 sind welche, für die es wichtig ist, bei solchen Veranstaltungen gesehen zu werden. Das ist niederschmetternd, mag auch daran liegen, dass Aachen sicherlich Provinz ist. Aber es bedeutet vor allem, dass hier Aufführungen besonders gut ankommen, die "nett" sind. Alle freuen sich, wenn es anstatt Oper endlich mal wieder Operette gibt.
    Inwieweit die Art der Aufführung dabei überhaupt noch eine Rolle spielt? Wie gesagt, es sollte nett sein. Und da könnte (könnte!) man zum Freund des Regietheaters werden. Denn es ist ja so, dass die werkgetreue Aufführung eher die Vorgabe "nett" erfüllt als der provokante Klummel. Ganz schlimm wird es, wenn auch die Musik ins nette "rieuhafte" spielen sollte, das ist wohl noch gefährlicher als das Regietheater. Da war bisher Markus Bosch vor, bald kommt Kazem Abdullah und da muss man erst sehen.
    Tschö
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Hallo Klaus 2
    Aber noch schlimmer als Leute die ein Abo geschenkt bekommen haben und in die Oper gehen. sind solche die nach einem VHS Vorbereitungskurs in die Oper gehen, Als ich den Barbiere in Düsseldorf besucht hatte, saß hinter mir eine Gruppe von Damen die von einem VHS Kurs kamen und fanden alles ganz toll und lustig und haben alles lauthals kommentiert. Und Aachen hat für seinen Figaro der im Dezember aufgeführt worden ist sehr gute Kritiken bekommen.
    Und mittlerweile gehe ich hautptsächlich in die Oper um schöne Stimmen live zu hören. Oper soll zwar ein Gesamtkunstwerk sein aber bei den nichts sagenden Inszenierungen der letzten Zeit habe ich beschlossen mich nur noch auf die Musik zu konzentrieren.

  • Aber es gibt noch etwas Schlimmeres, etwas Höllisches: Touristen, bei denen eine Opernaufführung im Pauschalurlaub mit drin ist. So erlebt in Verona. Rigoletto. Um mich herum jedem Menge Leute mit Asiletten und bunten Trainingsanzügen, die alles toll fanden, die die ganze Zeit Riesenspass hatten, tranken, aßen und sich heftig bewegten. Dazwischen Getränke- und Kissenverkäufer.
    Scheusslich!
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Ja, lieber Klaus, in Verona geht es tatsächlich vor der Vorstellung und während der Pausen her wie im Fußballstadion. Ich hatte die Vorstellung zwar nicht in einem Pauschalarrangement und hatte Glück, an den ersten Urlaubstagen am Gardasse noch eine Karte für die letzte Vorstellung der endenden Festspiele zu erhalten. Ich habe aber auch nichts anderes erwartet, da ich einige Festspiele auf Freilichtbühnen miterlebt habe. Man muß bedenken, dass es eigentlich eher ein Spektakel ist und es den meisten hier mehr um das äußere Erlebnis als um die Musik geht, die man ohnehin in einem Opernhaus viel besser genießen kann. Oft - allerdings hatte ich den Eindruck nicht in Verona, wo die Akustik sehr gut ist (ich habe es danach noch einmal erlebt, als die Bühne abgebaut wurde, wie laut jeder Hammerschlag bis in die obersten Reihen zu hören war) - wird die Musik dazu noch über Lautsprecher übertragen. Dennoch war ich erstaunt, wie ruhig es während der Vorstellung war und wie viele, meist junge Leute mit einer Taschenlampe die Handlung zusätzlich anhand des Librettos verfölgten. Ich habe eine Reihe Videoaufnahmen gemacht, auf denen kaum Nebengeräusche zu hören sind. Es ist allerdings schon 18 Jahre her, vielleicht ist es heute schlechter geworden.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Mich würde interessieren, wie oft Tourismus der Grund für einen Opernbesuch ist. Also z.b. dass man in Dresden in die Oper geht, weil man sie aus der Bierreklame kennt. Oder, wenn man schon mal in Wien ist, dann will man auch. Oder große Namen abhaken, z.B. Scala (beim Fußball nennt man das Groundhopping).
    Ich glaube nämlich tatsächlich, dass Opernbesuch, weil man eine Oper hören/sehen will, nicht der häufigste Grund ist.
    Klaus ?(

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

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  • Wenn mich mein Eindruck nicht täuscht, so sind bei uns im Theater mindestens 1/3 Leute da, weil sie von ihren Verwandten ein Abo geschenkt bekommen haben und das jetzt absitzen. Noch mal 1/3 sind welche, für die es wichtig ist, bei solchen Veranstaltungen gesehen zu werden. Das ist niederschmetternd, mag auch daran liegen, dass Aachen sicherlich Provinz ist. Aber es bedeutet vor allem, dass hier Aufführungen besonders gut ankommen, die "nett" sind. Alle freuen sich, wenn es anstatt Oper endlich mal wieder Operette gibt.


    Lieber Klaus, was ist daran so schlimm, wenn Leute nette Aufführungen sehen wollen - wie Du ganz zu Recht feststellst. Die stehen doch auch mit ihren Steuern für die Subventionen ein, ohne die Oper auf dem Theater in Deutschland nicht möglich wäre. Und wenn sie die Karten nicht von Oma und Opa geschenkt bekommen, zahlen sie auch noch für den Eintritt. Theater ist nicht nur moralische Anstalt, Theater ist auch Unterhaltung. Ja, Menschen wollen auch gesehen werden, gehen zuvor zum Friseur und tragen das neue Kleid oder den neuen Anzug aus. Es soll ein schöner Abend werden. Vielleicht war die Arbeitswoche stressig, nervten die politischen Nachrichten, gab es Ärger in der Familie. Was weiß ich. Wer sind wir, die anderen Menschen ihre Art, teilhaben zu wollen am kulturellen Leben, madig machen.


    Nicht jeder wandelt auf der Höhe der Debatten, wie sie auch hier im Forum geführt werden. Das ist kein Grund zum Vorwurf. In meinen Regalen stehen zig Opernführer, aus allen möglichen Jahren, mit und ohne Bilder. Dort ist die Handlung beschrieben, manchmal wird auch die Entstehungsgeschichte berührt, wird etwas geschrieben über Hintergründe und über die Musik. Wenn ich heute - ausgestattet mit dieser Art Wissen - in die Oper gehe, dann wähne ich mich oft im falschen Stück. Wie erst müssen sich jene verprellt fühlen, die nicht wissen, wer beispielsweise Konwitschny ist. Manchmal wünsche ich mir, ich wüsste es auch nicht. So weit ist es bei mir gekommen.


    Jede Form von kultureller Arroganz lehne ich kategorisch ab. Wir schreiben nicht mehr 1945. Damals musste das Theater in der Tat mit dafür einstehen, in den vermurksten und verstörten Köpfen aufzuräumen. Die meisten Deutschen mussten erst einmal begreifen, dass sie für den Tod von aber-millionen Menschen verantwortlich waren und für die Zerstörung ganzer Landstriche.


    Lass den Menschen ihren Spaß, lass sie den Zigeunerbaron und die Nacht in Venedig - übrigens auch für mich zwei hinreißende Stücke - sehen. Ich möchte auch mal wieder eine üppig inszenierte Operette sehen. Aber wo? Ich gehe heute so gut wie nie mehr in die Oper, weil ich mich meist belehrt fühle, hintergangen, veralbert, betrogen. Ich suche Mozart und finde Pornographie. Jemand schrieb, Zuschauer müssten eben bestimmte Regisseure aushalten. Ich will aber nichts aushalten. Es ist wie in des "Kaisers neue Kleider". Scharlatane ziehen durchs Land und preisen ihre Kunst, die in Wirklichkeit gar keine ist. Nur das Kind sehe ich noch nicht, dass diesem Spuk ein Ende macht. Vielleicht kommt es ja noch.


    Dir und jenen, die das lesen, mein Gruß!


    Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • und jenen, die das lesen, mein Gruß!


    Ich habe Deinen wirklich tollen Beitrag gelesen, lieber Rüdiger, und danke Dir somit für Deinen Gruß, den ich herzlich erwidere.
    Ja, Du hast völlig recht. Man bereitet sich auf solch einen Abend, auf ein bevorstehendes feierliches Ereignis vor, zieht sich den guten Zwirn an, um dem Haus auch die entsprechende Ehre zu geben. Als wir früher noch in DDR- Zeiten nach Berlin in die Staatsoper gefahren sind, haben wir uns im Auto die guten Sachen mitgenommen und uns vor der Vorstellung auf dem Parkplatz der Oper im Auto umgezogen. Das war zwar auch nicht ganz so bequem, aber bei Männern ging das schon. Das sind die Dinge, die einfach dazu gehörten. Und wenn man dann entsprechend umgezogen war, bekam man auch die erwartungsvoll freudige und feierliche Stimmung. Natürlich waren das auch alles Aufführungen die ich/wir erleben durften, die keinerlei negativer Kritik bedurften.(Leute wie Konwitschny & Co. waren bestenfalls als Zuschauer geduldet. Auf der Bühne hatten sie zum Glück noch nichts zu sagen). Der Aufwand von 240 Km hin und nach der Vorstellung nachts dieselbe Strecke zurück, hatte sich immer gelohnt. Eine Sorge hat mich auf der Rückfahrt allerdings immer begleitet, "hoffentlich ist unterwegs mal nichts mit dem Auto". Handys gab es noch nicht, selbst Autobahntelefone waren rar und an einen Rund- um- die- Uhr- Service war auch nicht zu denken. Zum Glück ging immer alles glatt. Aber all´dieser Aufwand, Sorgen und Anstrengungen setzten dem Ereignis den berühmten Punkt auf´s " i ". Ich denke gern und dankbar an diese Zeit zurück.
    Herzlichst CHRISSY
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Lieber Klaus, was ist daran so schlimm,


    Hallo,


    an Klaus'2 Beitrag ist überhaupt nichts "schlimm" und von Arroganz weit entfernt - er hat eine Meinung hinterfragt.


    Wie geht das mit "den Hunden die beißen, wenn..."


    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • chrissy und Rheingold1876: Danke für eure Beiträge, die ich voll unterschreiben kann. Besonders in deiner Schilderung, Chrissy, habe ich mich sehr wiedergefunden, weil sie mich an meine glückliche Theaterkindheit erinnert hat. Bei mir war der Theaterbesuch schon als kleine Göre irgendwo obligatorisch, etwas so wie Zähneputzen, denn wenn ich nicht meine Eltern auf der Bühne sah, war ich mit ihnen zusammen auch oft in anderen Theatern, um dort bestimmte Sänger in bestimmten Rollen zu erleben. Wer da sang, war mir damals natürlich völlig wurscht, mich interessierten die Bühnenbilder, die Kostüme, die spannende Handlung und natürlich die Musik. Ich kann mich nicht erinnern, mich jemals im Theater gelangweilt zu haben.

    Zitat

    Eine Sorge hat mich auf der Rückfahrt allerdings immer begleitet, "hoffentlich ist unterwegs mal nichts mit dem Auto". Handys gab es noch nicht, selbst Autobahntelefone waren rar und an einen Rund- um- die- Uhr- Service war auch nicht zu denken

    :D :D :D Ja, diese Sorge kenne ich sehr gut, die begleitete auch meinen Vater damals stetig, denn Zweitaktmotoren, ein nicht vorhandener ADAC geschweige denn Handys und einsame Landstraßen konnten mitunter eine fatale Allianz eingehen. Ich erinnere mich noch, als wir während des Winterurlaubs im Thüringer Wald unbedingt nach Erfurt fahren wollten, um dort den Freischütz zu sehen. War eine sehr schöne Aufführung, aber die Rückfahrt zum FDGB-Ferienheim auf schlecht geräumten Straßen war eine ziemliche Zitterpartie, zumal auch noch der Zusammenstoß mit einem Rehbock nur knapp vermieden werden konnte.


    Heutzutage gehe ich nur nach gründlicher Recherche in die Oper, weil ich entweder einen oder mehrere bestimmte Sänger hören möchte. Die Opernhöhepunkte der letzten Jahre waren vorrangig konzertante (!!!!!) Aufführungen in Hamburg, z.B. "Attila" mit Michèle Crider und Franco Vassallo, "Andrea Chenier" mit Johan Botha und "Anna Bolena" mit Edita Gruberova. Das Gesamtkunstwerk Oper, so wie ich es in meiner Kindheit kennengelernt habe, existiert für mich so gut wie nicht mehr.

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

  • Ich möchte mich doch ein wenig erklären. Natürlichhabe ich gar ncihts dagegen, wenn ein Opernliebhaber sein Abo geschenkt bekommt. Aber ich schrieb von den Leuten, die eins geschenkt bekommen haben, ohne es zu wollen. Die es nur gelangweilt absitzen.
    Und ich habe auch gar ncihts dagegen, wenn man den Theaterbesuch dazu nutzt, seine schönen Kleider zu zeigen. Aber wenn die Oper nur noch ein lästiger Anlass dafür ist, dann mag ich es nicht.
    Und mich stört es auch nicht, wenn sich Menschen gut unterhalten. Aber wenn der Verantwortliche im Theater immer in der Angst leben muss, zu anspruchsvoll zu sein, dann finde ich es falsch.
    Außerdem glaube ich, dass ich hier gar nicht in Gefahr bin, eine allzugroße fachliche Arroganz zu zeigen, weil ich sehr wohl weiß, dass die meisten Schreiber sich auf einem höheren Niveau befinden als ich. Aber ich erwarte eben nicht, dass man sich also demnächst lieber doch nur mit Fußball befasst. Und da liegt der Hund für mich begraben. Dass die Leute, die ich meine, eben am liebsten nur noch Operette hätten oder heitere Walzerabende.


    Ind der Hoffnung, mich etwas besser verständlich gemacht zu haben
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Zitat

    Aber es gibt noch etwas Schlimmeres, etwas Höllisches: Touristen, bei denen eine Opernaufführung im Pauschalurlaub mit drin ist. So erlebt in Verona. Rigoletto. Um mich herum jedem Menge Leute mit Asiletten und bunten Trainingsanzügen, die alles toll fanden, die die ganze Zeit Riesenspass hatten, tranken, aßen und sich heftig bewegten. Dazwischen Getränke- und Kissenverkäufer.
    Scheusslich!
    Klaus


    Zitat

    Ja, lieber Klaus, in Verona geht es tatsächlich vor der Vorstellung und während der Pausen her wie im Fußballstadion. Ich hatte die Vorstellung zwar nicht in einem Pauschalarrangement und hatte Glück, an den ersten Urlaubstagen am Gardasse noch eine Karte für die letzte Vorstellung der endenden Festspiele zu erhalten. Ich habe aber auch nichts anderes erwartet, da ich einige Festspiele auf Freilichtbühnen miterlebt habe. Man muß bedenken, dass es eigentlich eher ein Spektakel ist und es den meisten hier mehr um das äußere Erlebnis als um die Musik geht, die man ohnehin in einem Opernhaus viel besser genießen kann.


    Das sind doch werktreue Aufführungen! Do hat man Oper zur Entstehungszeit der meisten Opern, sprich mindestens bis Ende des 18. Jahrhunderts aufgefaßt und erlebt. Werkgetreuer geht es nicht mehr, wenn man den Zuhörer sogar noch bezüglich des Umfeldes in eine ähnliche Lage wie zur Entstehungszeit der Oper versetzt!

  • Ich möchte mich doch ein wenig erklären. Natürlichhabe ich gar ncihts dagegen, wenn ein Opernliebhaber sein Abo geschenkt bekommt. Aber ich schrieb von den Leuten, die eins geschenkt bekommen haben, ohne es zu wollen. Die es nur gelangweilt absitzen.
    Und ich habe auch gar ncihts dagegen, wenn man den Theaterbesuch dazu nutzt, seine schönen Kleider zu zeigen. Aber wenn die Oper nur noch ein lästiger Anlass dafür ist, dann mag ich es nicht.

    Das kann ich verstehen. Allerdings, wer trägt denn heute noch "schöne Kleider" in der Oper? Wann immer ich hingehe, bin ich "overdressed", aber das ist für mich ok. 8)

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

  • wenn ich nicht meine Eltern auf der Bühne sah


    Liebe Sognatrice
    Danke auch für Deine verständnisvolle Antwort. Mit obigem Zitat machst Du mich schon seit einiger Zeit neugierig. Gestatte eine Frage. Du mußt sie auch nicht ausführlich beantworten. Mir reicht ein ja oder nein: Konnte ich Deine Eltern zwischen 1973 und 1985 auf der Bühne der Berliner Staatsoper sehen, d. h. in ital. Opern?
    Vielleicht begegnen wir uns mal persönlich. Würde mich jedenfalls sehr freuen und wenn es Dich interessiert könnte ich Dir gegebenenfalls auch ein paar Fragen beantworten.

    Wer da sang, war mir damals natürlich völlig wurscht


    Das ist natürlich völlig klar. Da warst Du als Kind noch zu jung.

    mich interessierten die Bühnenbilder, die Kostüme, die spannende Handlung und natürlich die Musik. Ich kann mich nicht erinnern, mich jemals im Theater gelangweilt zu haben.


    Und das ist doch eine hervorragende Aussage, aus der immer noch die Begeisterung von damals mitschwingt. Finde ich richtig toll.
    Herzlichst
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...


  • Liebe Sognatrice,


    da sind wir mal wieder einer Meinung - was mich freut!


    Na, das freut mich auch! :)
    Ich finde absolut nicht, dass das Thema "Kleidung in der Oper" völlig egal ist, wie ich es schon oft gehört habe. Für mich gehört das dazu, dass ich mich zu Ehren des Gesamtkunstwerks Oper auch als kleines "Gesamtkunstwerk" herrichte. (Wobei ich mit mir generell am kritischsten bin:-)
    Tja, warum gehen Leute in die Oper? Ich finde dazu das Zitat von Edward Lewis aus dem -zugegebenerweise- etwas abgegriffenen "Pretty woman" ganz schön:
    Das ist sicherlich Hollywood-mäßig überzogen, aber im Kern trifft es die Sache schon ganz gut, wie ich finde.


    " People's reactions to opera the first time they see it
    are very dramatic; they either love it or they hate it. If they love
    it, they will always love it. If they dont, they may learn to
    appreciate it, but it will never become part of their soul."


    Als ich den Film zum ersten Mal sah, fand ich ihn recht platt, was sich seitdem auch nicht geändert hat,
    nur die Opernbesuchsszene gefällt mir nach wie vor ausnehmend gut, weil sie geschmackvoll und gut gemacht ist.


    @ Chrissy: Nein, an der Staatsoper waren meine Eltern nicht beschäftigt. Falls du näheres wissen möchtest und auch wegen der offtopic-Gefahr, hier meine E-Mail:
    espressovita@googlemail.com

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

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  • Ja, liebe Taminos, in Verona und ähnlichen Festivals erlebt man mitunter Dinge, die einem in Erstaunen, mitunter Lachen oder auch Unverständnis versetzen. Aber das gehört nun einmal zu solchen Veranstaltungen und man sollte es nicht zu eng sehen.


    Ich gehe in die Oper (oder auch gelegentlich Sprechtheater, Operette, Musical) um nach einer guten Vorstellung froh gestimmt, entspannt und glücklich herauszukommen. Meine Frau fragt gelegentlich, wie ich nach manchmal sehr ernsten und tristen Inhalten so fröhlich sein kann. Ich habe da kein Problem damit.


    Wenn ich irgendeine Vorstellung besuche, bin ich eher "overdressed" (nach heutigen Begriffen) gekleidet. Sonst würde ich mich nicht wohlfühlen. Wie sagt doch der Prinz Orlowsky?


    Soviel für heute - noch einen schönen Spätabend und liebe Grüße -


    Erich

  • Zum Thema "Kleidung": Klar kann man die Einstellung vertreten, es ginge doch nur ums innere Erleben - und das sei schließlich unabhängig von des tagesaktuellen äußeren Hülle. Ist ja nicht ganz falsch.


    Aber das Thema "Kleidung" hat zum einen den Aspekt, dass man dem Opernbesuch einen besonderen Rahmen gibt - auch äußerlich. Da geht man nicht so hin, wie man schnell mal zum Italiener "um die Ecke" geht. Und es hat etwas vom Ritual des Opernabends: das Zurechtlegen der Kleidung, das sorgfältige Anziehen, der Blick im Spiegel. Das stimmt schon mal auf den Abend ein. Und schließlich: Ich erwarte etwas Besonderes , da komme ich eben nicht gewöhnlich.

  • es ginge doch nur ums innere Erleben - und das sei schließlich unabhängig von des tagesaktuellen äußeren Hülle. Ist ja nicht ganz falsch.


    Doch, lieber Wolfram, das wäre falsch. In der Fortführung Deines Beitrags sagst Du meiner Meinung nach alles richtig. Man sollte schon "einigermaßen" angemessene Kleidung entsprechend dem jeweiligen Anlaß tragen. Jeans und Sandalen gehören nicht zum Opernbesuch. Genauso unpassend wäre es, wenn ich ins Fußballstadion im dunklen Anzug und Krawatte ging, oder zum Konzert der Rolling Stones. Bei beiden Ereignissen ist andere, legere Kleidung legitim.
    So, und jetzt will ich Euch mal ein kleines persönliches Geheimnis verraten, das genauso wahr ist, wie es mir unangenehm ist. Ich war schon einmal in Jeans (Sandalen weiß ich nicht mehr) in der Oper. Und noch dazu in der Wiener Staatsoper. Und das kam so: Mit einem Freund bin ich 1994 nach Wien gefahren in der Hoffnung eine Karte für die Tosca mit Pavarotti zu bekommen. Wir sind am Nachmittag angekommen und sofort zur Oper gefahren. Mit unbeschreiblichem Glück bekam ich eine Vormerkkarte, mit der man dann an der Kasse eine Stehplatzkarte bekam. Wir mußten uns alle in einer langen Schlange um die Oper gewickelt anstellen. Es rückte nur immer sporadisch ein Stückchen weiter. Irgendwann kam aus einer Seitentür ein Angestellter der Oper in grauer Dienstlivre. Den sprach ich an und sagte ihm, ich müsse jetzt noch ins Hotel mich umziehen. Seine Antwort:"Wenn´S jetzt weggehen, brauchen´S nimmer wiederkommen. Man weiß nicht wie schnell die Schlange rückt". Auf meinen Hinweis, ich kann doch nicht in Jeans in die Oper gehen, gab er mir zur Antwort: " Bleiben´S einfach hier. Auf den Stehplatzerln fällt´s net auf". So war´s dann auch. Ich bin ja erst 5 Min. vor Anfang zu meinem Platz gelangt, aber unangenehm war es mir doch.
    Meine lieben Wiener Freunde hier im Forum, verzeiht´s mir halt. Ich lad´Euch auch auf ein "Zipfer oder einen Braunen oder Einspänner mit Schlagobers" ein.
    Also, mein lieber Fritz, da ich ja inzwischen weiß, daß Du auch in dieser Vorstellung warst, wenn Dir in den Pausen ein Kerl mit Jeans und T- Shirt aufgefallen ist, dann weißt Du jetzt, das war ich!
    Herzlichst
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Wenn mich mein Eindruck nicht täuscht, so sind bei uns im Theater mindestens 1/3 Leute da, weil sie von ihren Verwandten ein Abo geschenkt bekommen haben und das jetzt absitzen. Noch mal 1/3 sind welche, für die es wichtig ist, bei solchen Veranstaltungen gesehen zu werden. ...


    Zwei Aussagen, die ich nicht glauben kann.



    1. Abonnenten


    Abonnenten gibt es nur bei Premieren und vielleicht einigen Folgevorstellungen. Normalerweise werden Abonnenten nie im Schnitt 1/3 der Besucher darstellen.


    Es gibt natürlich alles, auch Geschenke an Leute, die mit dem Geschenk eigentlich nichts anfangen können - manchmal vielleicht sogar mit gar nicht treuherzigen Hintergedanken getätigt. Nur würde ich das als die eher seltene Ausnahme ansehen. Ein Opernabonnement ist teuer und da überlegt man es sich vorher, ob das Geschenk auch ankommt. Außerdem gehe ich davon aus, dass es auch in Aachen Gutscheine für die Theater gibt, so dass sich der damit Beschenkte selbst aussuchen kann, welche Art Vorstellungen er besucht. Ein Abonnement ist viel unflexibler und nur etwas für Enthusiasten (Ausnahme: ein Abo für die Konzerte im Musikverein - das ist nämlich Gold Wert! ;) ).



    2. Gesehen werden


    Gewisse Klischees sind offenbar unausrottbar. Natürlich gibt es Opernbesucher aus gesellschaftlichen Gründen, aber doch nur bei Premieren und etwaigen Sondervorstellungen. Es geht doch niemand in eine normale Vorstellung, um dort gesehen zu werden. Dafür haben diese Leute keine Zeit, denn sie müssen auch an vielen anderen Orten gesehen werden!


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Wenn mich mein Eindruck nicht täuscht, so sind bei uns im Theater mindestens 1/3 Leute da, weil sie von ihren Verwandten ein Abo geschenkt bekommen haben und das jetzt absitzen. Noch mal 1/3 sind welche, für die es wichtig ist, bei solchen Veranstaltungen gesehen zu werden. ...


    Zwei Aussagen, die ich nicht glauben kann.



    1. Abonnenten


    Abonnenten gibt es nur bei Premieren und vielleicht einigen Folgevorstellungen. Normalerweise werden Abonnenten nie im Schnitt 1/3 der Besucher darstellen. (Bei Konzertabos mit lauter unterschiedlichen Konzerten ist dies völlig anders!)


    Es gibt natürlich alles, auch Geschenke an Leute, die mit dem Geschenk eigentlich nichts anfangen können - manchmal vielleicht sogar mit gar nicht treuherzigen Hintergedanken getätigt. Nur würde ich das als die eher seltene Ausnahme ansehen. Ein Opernabonnement ist teuer und da überlegt man es sich vorher, ob das Geschenk auch ankommt. Außerdem gehe ich davon aus, dass es auch in Aachen Gutscheine für die Theater gibt, so dass sich der damit Beschenkte selbst aussuchen kann, welche Art Vorstellungen er besucht. Ein Abonnement ist viel unflexibler und nur etwas für Enthusiasten (Ausnahme: ein Abo für die Konzerte im Musikverein - das ist nämlich Gold Wert! ;) ).



    2. Gesehen werden


    Gewisse Klischees sind offenbar unausrottbar. Natürlich gibt es Opernbesucher aus gesellschaftlichen Gründen, aber doch nur bei Premieren und etwaigen Sondervorstellungen. Es geht doch niemand in eine normale Vorstellung, um dort gesehen zu werden. Dafür haben diese Leute keine Zeit, denn sie müssen auch an vielen anderen Orten gesehen werden!


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo,


    an Klaus'2 Beitrag ist überhaupt nichts "schlimm" und von Arroganz weit entfernt - er hat eine Meinung hinterfragt.


    Wie geht das mit "den Hunden die beißen, wenn..."


    Hallo zweiterbass, mit Deinen vagen Anmerkungen kann ich leider überhaupt nichts anfangen. Und mit dem unvollendeten Hundespruch auch nicht. Das ist weder meine Sprache noch finde ich darin auch nur ansatzweise meine Vorstellungen vom Niveau einer Debatte wieder.


    Trotzdem nichts für ungut.


    Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Nach meinem Gefühl gehen viele nur in die Oper um ihre Krankheiten in Gesellschaft mal so ordentlich ausleben zu können.
    Andere wiederum haben sich zu Hause offensichtlich nichts mehr zu sagen und wollen dieses dann in der Oper nachhohlen.
    Wiederum andere gefallen sich darin fremdsprachigen Freundinnen während der Vorführung die zusehende Handlung zu erklären.
    Dann gibt es noch solche die gern die Gesellschaft essen, das Restaurant oder Kino dafür aber nicht mehr so ganz als up to date betrachten.


    Letztens in der U-Bahn konnte ich das Gespräch eines kleinen Jungen mit seiner Mutter verfolgen.
    "Mutti, ich weiß jetzt warum das Oper heißt."
    Sie sah ihn erwartungsfroh an.
    "Weil da die ganzen alten Leute hin gehen."

  • Und nach meinem Gefühl soll es doch tatsächlich auch welche geben, die ganz einfach wegen der Musik, die sie kennen und lieben, den Interpreten, der stimmigen Inszenierung und dem schönen Haus hingehen. Die sich auf diesen Abend mit festlicher Kleidung einstimmen und sich für ein paar Stunden dem Zauber des Ganzen hingeben und dies alles genießen und sich dabei wohlfühlen. Die am Schluß begeistert mit allen anderen Beifall klatschen bis die Hände wehtun, in Jubel ausbrechen, die Solisten feiern und gemeinsam mit allen Akteuren spüren, dies war ein wundervoller, gelungener Abend.
    Mag das alles für Dich naiv klingen, lieber Sven, macht nichts. Genau solche Abende durfte ich -zig mal glücklich und dankbar erleben und ich bin überzeugt, viele unserer Mitglieder auch.
    Herzlichst
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Erich Ruthner:

    Zitat

    Ich gehe in die Oper (oder auch gelegentlich Sprechtheater, Operette, Musical) um nach einer guten Vorstellung froh gestimmt, entspannt und glücklich herauszukommen.


    Ja, Erich, so war es bei mir auch einmal. Aber nach zwei idiotischen Regie-Inszenierungen, wo mir die Galle hochkam, war es mit dem "Glücklichsein" vorbei!



    Sven Godenharth:

    Zitat

    Nach meinem Gefühl gehen viele nur in die Oper um ihre Krankheiten in Gesellschaft mal so ordentlich ausleben zu können.
    Andere wiederum haben sich zu Hause offensichtlich nichts mehr zu sagen und wollen dieses dann in der Oper nachhohlen.
    Wiederum andere gefallen sich darin fremdsprachigen Freundinnen während der Vorführung die zusehende Handlung zu erklären.
    Dann gibt es noch solche die gern die Gesellschaft essen, das Restaurant oder Kino dafür aber nicht mehr so ganz als up to date betrachten.


    Hallo, Sven:


    Und wiederum gibt es viele andere, die wegen der Musik und der Interpreten wegen in die Oper gehen. Leider ist dort das Niveau arg gesungen, dank des Regietheaters.

    W.S.

  • Theophilus: Ich spreche hier dediziert vom Aachener Publikum. Ich bin auch sicher, dass das in größeren Städten anders ist. Bei uns gibt es einfach nicht so viele Gelegenheiten, sich sehen zu lassen. Da ist bei uns eine Oper schon eine wichtige.
    Und das mit den Abos beschränkt sich nicht auf Premieren oder so und sie sind auch nicht so teuer. ZB. gibt es immer wieder Mini-Abos (sehr beliebte Geschenke) mit 3 Aufführungen zu knapp 40 Euro. Und das zieht sich durch die ganze Saison und das kriegen die Eltern eben geschenkt und dann gehen die dahin, man muss ja. Wie gesagt, ich glaube, wir sind hier ganz schlimme Provinz in vielen Beziehungen.


    Zur Kleidung: Auch ich liebe es oft, mich richtig rauszuputzen, so oft trage ich meinen Anzug nicht, dass ich mich nicht über eine Gelegenheit freue. Und dieses schöne Anziehen bereitet mcih dann auch ein wenig vor, ich fühle mich anders, bewege mch anders....


    Trotzdem finde ich es oft in Holland auch toll, wenn Leute direkt nach der Arbeit im Norwegerpullover und dicken Stiefeln ins Konzert gehen und sich zum Feierabend der Kultur hingeben.


    Und chrissy: Es bleiben bei meiner Rechnung ja auch 1/3 der Leute übrig. Und die gehen in die Oper und ins Konzert, um die Musik und das drumherum zu genießen. Ich hoffe ja auch stark, dass ich zu denen gehöre.


    Liebe Grüße aus dem Westzipfel und kulturellen Diaspora
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

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