Liebe Taminoianer und Taminoianerinnen,
der CD-Spieler gehört mittlerweile zur Standardausstattung vieler Autos. So meine ich, davon ausgehen zu dürfen, dass viele Klassikliebhaber denselben auch zum Hören von klassischer Musik benutzen. Es mag sein, dass einige dies entrüstet von sich weisen werden - nein, klassische Musik im Auto, also quasi nebenbei als Hintergrundberieselung, das geht ja gar nicht usw. usw.
Confiteor: Ich tu's. Ich höre klassische Musik im Auto. Mit Wonne.
Nicht alles. Streichquartette der Zweiten Wiener Schule nicht. Ebenso ist Musik aus der Zeit nach 1950 generell weniger geeignet, es sei denn Repetitives wie Glass oder Reich oder E-Musik-Nahes wie Bernsteins "West Side Story" oder John Rutter.
Überhaupt funktioniert Kammermusik in der Regel nicht gut. Ebenso Liedaufnahmen. Bei Opern kommts drauf an: Don Giovanni, Figaro und Zauberflöte kann ich gut im Auto hören (weil ich die gut genug kenne), Idomeneo und Tito nicht (kenne ich nicht genug). Der "Fliegende Holländer" geht auch gut! Beim Ring und beim Tristan geht zuviel verloren. Die Meistersinger gehen auch gut.
Ein wesentliches Kriterium ist sicher die Dynamik. Mahlers Achte - na ja, man müsste Dutzende Male die Lautstärke nachregeln. Kein reines Vergnügen. Darum ist Barockmusik gar nicht so schlecht. Ich bediene ein Klischee, aber Vivaldi ist im Auto ganz ausgezeichnet. Da gefällt er mir sogar mit "I Musici", die ich ansonsten nicht unbedingt brauche.
Mozart-Sinfonien kommen im Auto gut mit Böhm! Eine interessante Interpretation wie etwa von Harnoncourt oder Mackerras würde hingegen zu sehr ablenken. Bei Beethoven ganz ähnlich: Karajans Aufnahme von 1977 ist im Auto wunderbar, Järvi ist geradezu verkehrsgefährdend. - Klavierkonzerte von Mozart und Beethoven gehen auch sehr gut.
Was hört Ihr im Auto? Lehnt jemand Klassik im Auto ganz ab?