Ligeti - La Grand Macabre

  • Auch wenn sich hier die Musik des 20. Jahrhunderts nicht unbedingt großer Beliebtheit erfreut so traue ich mich doch folgende Frage in den Raum zu werfen.


    Ich habe gestern erfahren das nächste Saison dieses Stück in Graz gespielt wird und ich vielleicht die Möglichkeit bekommen werde dabei im Chor mitzuwirken. Habe mir infolgedessen heute in unserer Bibliothek die Partitur des Werks durchgeschaut und bin zum Schluss gekommen das ich dieses Stück nicht "nur" mit Klavier u.ä. lernen werde können sondern ich mich hier auf alle Fälle einhören werde müssen. Nun meine Frage: Welche Aufnahme dieser einzigen Oper von Györgi Ligeti würdet ihr mir empfehlen? Kriterien sollten sein das die Klang-Cluster noch einigermaßen zu durchhören sind 8o. Kann mir da jemand helfen?


    Danke schon im Vorraus und LG,


    Michael Flaschberger

  • Hallo Michael,


    schön dass sich jemand für dieses zentrale Musiktheaterwerk des 20. Jahrhunderts interessiert. Ich weiss nicht, ob Du nach Aufnahmen schon recherchiert hast, aber du wirst feststellen, dass Du nur zwischen zweien zu wählen hast, und auch das nicht wirklich. Ligeti hat sein Werk nämlich einmal recht gundlegend überarbeitet, und diese "Fassung letzter Hand" ist jene, die heute eigentlich überall gespielt wird - ich vermute, auch in Graz. Von dieser Fassung gibt es nur eine Aufnahme, und zwar jene unter Esa-Pekka Salonen, mit dem Philharmonia Orchestra London und u.a. Graham Clark, Frode Olsen, Jard van Nees:



    Freilich ist die Trauer über nur eine Aufnahme der Fassung gering, denn die angezeigte ist in vielerlei Hinsicht, vor allem aber in Hinblick auf das Dirigat hervorragend, ja ausgezeichnet. Wenn ich nicht irre (länger nicht mehr gehört, da verliehen), ist es ein Mitschnitt der Salzburger Festspiele. Inszeniert hat damale Peter Sellars, Ligeti war zwar mit der Inszenierung nicht zufrieden, wohl aber mit der musikalischen Umsetzung v.a. durch Salonen. Also, wenn, dann würde ich zu dieser Aufnahme raten.


    Alternativ gibt es die erste Fassung unter dem (wenn ich nicht irre) Dirigenten der Uraufführung Elgar Howarth bei wergo:



    Ebenfalls nicht von schlechten Eltern, aber wie gesagt nicht die heute üblicherweise gespielte Fassung.....


    Für Fragen bin ich gelegentlich (wenn ich halt Zeit habe, das ist gerade nicht so oft) gerne da....


    Liebe Grüsse,


    C.

    Die wirkliche Basis eines schöpferischen Werks ist Experimentieren - kühnes Experimentieren! (Edgar Varèse)

  • Danke, wusste nicht das es nur 2 Aufnahmen davon gibt, aber überraschen tut es mich, ehrlich gesagt, nicht. Werde mir wahrscheinlich die erstere mit Salonen zulegen. Auf jeden Fall danke!

  • Lieber Michael,


    von vielen zentralen Musiktheaterwerken des 20. Jahrhunderts gibt es - wenn überhaupt - nur eine Aufnahme, insofern können wir froh sein, dass es vom "Grand Macabre" immerhin von beiden Fassungen Aufnahmen gibt (auch wenn Du Dein "überraschen tut es mich nicht" möglicherweise ganz anders gemeint hast). Ehe Du bei der Salonen-Aufnahme zuschlägst, solltest Du Dich auf jeden Fall nochmal vergewissern, welche Fassung es in Graz geben wird - denn die erste Fassung, die wesentlich singspielhafter ist, unterscheidet sich teilweise wirklich eklatant von der unter Salonen aufgenommenen 1997er-Fassung. Nur als Hinweis....


    Beste Grüsse,


    C.

    Die wirkliche Basis eines schöpferischen Werks ist Experimentieren - kühnes Experimentieren! (Edgar Varèse)

  • Ich bin schon gespannt - das ist das einzige Stück, das mir anschaubar erschien, nachdem ich den Spielplan der Grazer Oper für die kommende Saison gesehen hatte und ich kenne es bislang auch nicht (nur eben das, was der Opernführer behauptet).

  • Hallo,


    zum ersten Mal habe ich heute "Le Grand Macabre" in der Wergo-Aufnahme gehört, allerdings höre ich beim ersten Mal eher flüchtig, den Gesamteindruck vor Augen bzw. Ohren.


    Wenngleich ich von einigen Ligeti-Werken fasziniert bin, spricht mich die Oper nach dem ersten Mal nicht sonderlich an. Einige Passagen gefallen mir schon gut, erinnern mich an die allmählich variierenden Klangflächen anderer Werke Ligetis (sehr schön: die Arien des Chefs der Geheimen Politischen Polizei und die zum Volk sprechenden Minister).


    Einige Stimmen, irgendwie "künstlich" in die Höhe gezogen, empfinde ich als eher unangenehm, wie auch manche für mich eigenartigen Sprechstellen.


    Aber wie gesagt, ich habe noch kein Hintergrundwissen und werde es mir noch einmal genauer anhören.


    Ich wäre über mitgeteilte Meinungen Anderer froh, bevor ich die Oper in den nächsten Tagen noch einmal auflege; kennt ihr die Oper, wie gefällt sie Euch?


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Heute hätte er seinen 90. Geburtstag.



    György Sándor Ligeti (Georg Alexander) (* 28. Mai 1923 in Tirnăveni, Siebenbürgen, Rumänien; † 12. Juni 2006 in Wien) war ein österreichischer Komponist rumänisch-ungarisch-jüdischer Herkunft.
    Ligeti gilt als einer der bedeutenden Komponisten des 20. Jahrhunderts und als ein Erneuerer der Neuen Musik.
    Einer größeren Öffentlichkeit bekannt wurde er durch die Verwendung seiner Musik als Filmmusik in 2001: Odyssee im Weltraum von Stanley Kubrick.


    Über seine Werke für Orchester gibt es im Forum noch diesen Thread: György Ligeti - Das Schaffen für Orchester


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)