Einer fehlt hier: Yehudi Menuhin

  • Tag,


    so viele Namen, so viele Meinungen, Ansichten, Aussagen, Urteile, eine so lange Tradition in Musikkultur der Nachkriegszeit (ja taucht unter ihr Gedanken) - aber ein Name, ein Künstler fehlt: Yehudi Menuhin. Der der Musik in Deutschland wieder aufgeholfen hatte, nach dem Weltkriegsende, der mit Furtwängler konzertierte. Beethoven, Mendelssohn-Bartholdy, Viotti, Brahms als Solist, später als Kammermusiker, im Herbst seines Musikerlebens auch als Dirigent (das Bath-Orchestra), Gründer einer Musikschule.


    Yehudi Menuhin darf hier nicht vergessen sein.


    MfG
    Albus

  • Ja, Menuhin fehlt hier noch.


    Wie sähe meine Sammlung der Beethoven-Violinkonzerte bloß aus ohne die Aufnahmen Menuhin/Furtwängler und Menuhin/Klemperer.


    Mendelssohn/Menuhin/Furtwängler gefällt mir auch sehr.


    Würde mich auf Richards Experten-Meinung zu Menuhin freuen...



    Auch das Elgar Violinkonzert mit Menuhin und Elgar am Pult (!) ruft doch danach, besessen zu werden.


  • Salut,


    in der CD-Halde meiner Frau förderte ich dies zu Tage:



    BELA BARTÓK


    Violinkonzert N° 2
    aufgenommen am 12. und 13.09.1953


    Philharmonia Orchestra • Wilhelm Furtwängler


    Sonate für Violine Solo
    Aufgenommen am 2. und 3.06.1947


    Diese Violinsonate hat Menuhin bei Bartók bestellt.


    Bartók schreibt am 30. Juni 1944 an Menuhin:


    An Yehudi Menuhin – Alma.


    Mein lieber Freund!


    Besten Dank für die sorgfältige Arbeit, die Sie dem Fingersatz und der Bogenführung widmeten, und für alles andere, was sie noch getan haben. Was das Ausschließlichkeitsrecht anbelangt, so glaube ich, dass ein Jahr allzu kurz ist, und ich möchte Ihnen wenigstens 2 anbieten. […] Hier folgt meine Antwort auf Ihre Fragen:


    I. Satz, 43. Takt. Sämtliche Akkorde sind natürlich pizzicato gemeint. […]
    IV. Satz, 347. Takt. Der vorletzte Ton muß ein b sein; mea culpa.
    Der dritte Satz kann bis zum Ende mit Sordino gespielt werden. Und wie wäre das Ganze ohne Sordino? Mit Freunde höre ich, dass das Stück sich als spielbar erweist. Bei gewissen Lagen jedoch habe ich noch immer Bedenken. Sie die 99-100 Takte des I. Satzes nicht übermäßig hoch? […] Das ist alles. Ich verspreche Ihnen, keine Änderungen mehr vorzunehmen, ausgenommen Ihre Vorschläge.


    Ihr Bericht über den Nachklang meines Sonatensatzes bei der alaskanischen Mannschaft ist ganz überraschend. Das hätte ich nie erwartet. […]


    Die Ärzte hudeln noch immer weiter, sie sagen, es sei etwas mit meiner Milz, mit meinen Blutzellen, mit diesem, mit jenem usw. etwas nicht in Ordnung… der Himmel weiß [sicher nicht die Ärzte], was mir fehlt. Wir wollen auf die Zukunft hoffen. [..]


    Ihr aufrichtiger
    Béla Bartók


    [Der Brief ist im Original in englischer Sprache].


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Sagitt meint:


    In meiner Jugend,oh Gott, ist das lange her, war Menuhin einer der ganz Großen. Eigentlich kannte man nur zwei Geiger- Menuhin im Westen- Oistrakh im Osten ( wie ungerecht).
    Seit meiner Jugend habe ich mich Menuhin immer schwer getan ( nicht als Mensch, nicht als Künstler) nein, einfach als Geiger. Es gab nur sehr frühe Aufnahmen ( 1935), wo er mich überzeugte. Ich schwärmte alsbald für Oistrakh und Szeryng ( die Fascination von Heifetz ging auch an mir vorbei). Wenn ich mir heute meine Geiger-Aufnahmen anschaue, würde ich, außer der alten ( herrlich virtuos der Gnomenreigen) keine von Menuhin greifen. Es ist mir in einer Art ausgewogen, die ich als langweilig empfinde. Nicht einmal gegeigt mit der Intensität, die Szeryng hatte und keinesfalls mit der Leidenschaft eines Oistrakh.
    Es tut mir leid, weil ich den Mensch Menuhin und seine Taten außerordentlich schätzte.

  • Tag,


    so kommt es, wie es kommen muss? - Ich bin mit Yehudi Menuhins Geigenspiel aufgewachsen, gewissermaßen musiksozialisiert worden: Beethoven, Violinkonzert, mit den Berliner Philharmonikern unter der Leitung von André Cluytens. Noch einer, der zur Tradition gehört, André Cluytens. Der fette Ton von David Oistrakh gefiel mir nicht, nie? Nie. Das Mendelssohn-Konzert, e-moll, hätte Yehudi Menuhin ruhig etwas männlicher spielen dürfen, sozusagen. Viotti, der Beethoven und Brahms anregte, den spielte Yehudi Menuhin richtig. So kommt's, wenn man ... musiksozialisiert wurde. Den abendländischen Klassizismus von Menuhin, eingebettet in einen universalen Humanismus, ich erinnere an dessen Begegnungen mit der indischen Musik, halte ich für wertvoll.


    Freundliche Grüße!
    Albus

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  • Salut,


    das gehört natürlich auch unzweifelhaft hierher:


    EDVARD ELGAR
    Violin Concerto in B minor, op. 61
    Dimitri Sitkovetsky, Violine
    Royal Philharmonic Orchestra
    Dirigient: Yehudi Menuhin



    Menuhin als Dirigent, der Sitkovetsky als Geiger den Vortritt lässt [1990 aufgenommen]. Die oben gezeigte Auflage ist ein Doppelalbum, welches noch auf der 2. CD offenbar das Cellokonzert mit Isserlis und Sea Pictures jeweils unter Hickox [Lohndon SO] enthält. Ich habe eine [wohl ältere] Einzelausgabe des Elgar selbigen Labels.


    bien cordialement
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo Ulli,


    danke für die Empfehlung.
    Wurde auf den Merkzettel gesetzt, da ich dringendst eine Zweitaufnahme des Elgar-Violinkonzertes haben möchte.


    Für eine Doppel-CD ist die ja auch gar nicht mal so teuer. :yes:



    Gruß, Peter.

  • Ich liebe das Geigenspiel, auch wenn ich wenig Ahnung habe. So versuche ich, diese "alten" Threads einmal wieder ins Bewusstsein zu rücken. (Die Geiger scheinen mir ein wenig am Rande de Forums zu laufen.)


    Ich bin natürlich auch mit Menuhin aufgewachsen, höre ihn aber jetzt kaum noch. Seine Einspielung vom Violinkonzert von Beethoven mit Furtwängler (Studio) war immer eine meiner liebsten, bis ich Heifetz oder auch Isabell Faust entdeckte. Kürzlich hörte ich sie aber wieder und fand sie, sehr zu meiner Überraschung, doch ein wenig brav. Und dann entdeckte ich das:



    Beide live sind doch noch 'n anderer Schnack und Menuhin klingt plötzlich so aufregend, so jugendlich, dass ich mich nur :jubel: :jubel: :jubel: verneigen kann.


    :hello: Gustav


  • Yehudi Menuhin, Baron Menuhin of Stoke d’Abernon, OM, KBE (* 22. April 1916 in New York City; † 12. März 1999 in Berlin) war ein amerikanischer (von Geburt), später schweizerischer (seit 1970) und britischer (seit 1985) Violinist, Bratschist und Dirigent. Er gehörte zu den größten Violinvirtuosen des 20. Jahrhunderts.


    Heute vor 15. Jahren ist er in Berlin gestorben.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)


  • Yehudi Menuhin als Dirigenten erlebt man in dieser Gesamtaufnahme der Sinfonien Franz Schuberts mit der Sinfonia Varsovia.


    Beim Beginn der 9. Sinfonie C-Dur "Die Grosse" D. 944 hat er sehr genau in die Partitur geblickt. (Aufnahmejahr 1996) Er nimmt das in der Partitur notierte Alla Breve, entgegen der Aufführungstradition seiner Dirigentenkollegen, zügig und schnell.
    .


    Eine schönes Zitat aus seinem Munde habe ich gefunden:


    „Einige sagen, man könne ohne Musik, ohne Theater, ohne Gedichte, ohne Literatur leben. Aber das ist nicht so. Ich sage immer, von einer Musikschule kommen gewöhnlich keine Kriminellen.“ (Yehudi Menuhin, Rastede/1996).
    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




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  • Nun, da Yehudi Menuhin ja offenbar doch einen eigenen Thread hat, will ich meine heutige Erinnerung mal hier einstellen. Dazu hab ich eine CD ausgesucht, auf der er mit Glenn Gould Kammermusik spielt. Er war ja überhaupt ein begeisterter Kammermusiker:


    Heute ist Yehudin Menuhins 99. Gebrutstag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Hallo zusammen,


    ich lese gerade diese Biographie:



    In diesem Zusammenhang eine Anmerkung und zwei Fragen:
    Es scheint mir sehr erstaunlich, dass Menuhin hier im Forum - gemessen am Umfang dieses Themas - nur so eine geringe Fan-Schar um sich scheren kann. ?(
    Hat jemand einen Link zur Hand, wo ich seine Aufnahmen von Beethovens op. 61 einsehen kann? Gibt es mehrere Einspielungen aus der Mono-Ära und welche sind klanglich wie musikalisch empfehlenswert?


    Diese Aufnahme besitze ich bereits (in einer Furtwängler-Box von EMI; ich muss sie mal hören):



    Viele Grüße
    Frank

  • Hat jemand einen Link zur Hand, wo ich seine Aufnahmen von Beethovens op. 61 einsehen kann? Gibt es mehrere Einspielungen aus der Mono-Ära und welche sind klanglich wie musikalisch empfehlenswert?


    Nicht ganz das Gesuchte, aber vielleicht sachdienlich: http://www.naxos.com/reviews/r…id=8.110996&languageid=EN

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.