Liebe Freunde,
seit Jahren recherchiere ich zur Kölner Operngeschichte. "Warum das denn?", werden sicher etliche fragen. Köln? Ist doch eher eine Klitsche. Heute mag das teilweise stimmen. Doch der alte Bau am Habsburgerring war Schauplatz einer glänzenden Epoche am Rhein. Köln spielte von 1902 bis 1943 in der ersten Liga. Ich würde hier gerne alles sammeln, was mit diesem Zeitraum in Zusammenhang steht. Nachfolgend ein Artikel aus wikipedia, zu dem ich viele Fakten liefern konnte und die Euch vielleicht bestätigen, dass sich die Beschäftigung mit diesem Thema lohnt. Gleichzeitig bitte ich die Moderation den Exkurs zum Sänger Rudolf Frese im "Oper auf deutsch"-Thread, sowie den Thread "Elsa Oehme-Förster" hierher zu verschieben. Herzlichen Dank!
Die erste Kölner Oper wurde zwischen 1900 und 1902 am Habsburgerring im Stil des Historismus nach den Plänen des Architekten Carl Moritz errichtet. Dieser war als Stadtbauinspektor tätig gewesen, bevor er sich als freier Architekt in Köln niederließ. Moritz vermischte für das repräsentativ anzulegende Gebäude an der Kölner Ringstraße Formen aus Barock und Jugendstil. Der Bau wurde als gelungene Synthese „heiterer Festlichkeit“ gelobt. Mit seinen 1800 Sitzplätzen zählte es zu den größten Theatern Deutschlands.
Das fünf Stockwerke hohe Gebäude war in hellen Farbtönen gehalten und mit allegorischem Figurenschmuck geziert. Die von Türmchen, Kuppeln und Giebeln geprägte Dachlandschaft wurde von einem Bronzegenius gekrönt. Für kurzweilige Entrüstung sorgte das Relief des knapp bekleideten Apoll im Mittelgiebel des Haupthauses. Dieses wurde bei einem mysteriösen Bombentreffer im August 1943 zerstört. Bis heute halten sich Gerüchte, dass es sich hierbei um eine fehlgeleitete „Wunderwaffe“ aus einem Eifler Rüstungswerk der Nazis gehandelt habe, da es keinen Alarm und keinen Luftangriff gegeben hatte. Dem Bau angegliedert waren die Opernhausgaststätten nebst Garten, Musikpavillon und Springbrunnen.
Gleich der äußeren Hülle, so war auch der gesamte Innenraum reich mit figuralem und floralem Schmuck in Form von Fresken, Stuck und Schnitzkunst ausgestattet. Besonders gelobt wurden hierbei die Wandmalereien in der Wandelhalle von Sascha Schneider, dem Illustrator der Karl May-Bücher. Dementsprechend meinte die Kölner Autorin Irmgard Keun als Kind in den, die Menschheitsgeschichte darstellenden Fresken, Winnetou erkannt zu haben. Das Deckengemälde im Zuschauerraum stellte Prometheus dar, der den Menschen den göttlichen Funken überreicht. Unüblich für damalige Theaterbauten, wurde das Deckengemälde nicht durch einen Lüster durchbrochen. Vielmehr waren in den einfassenden Stuckelementen Beleuchtungskörper integriert. Als Grund wurde genannt, dass man in der Bürgerstadt Köln den preiswerten Plätzen der Galerie, dem „Hahnenbalken“, nicht die Sicht verschlechtern wolle. Dieser soziale Gedanke fand jedoch kein Pendant im Foyer, das nach Klassen getrennt war.
Die technische Ausstattung wurde vom Ingenieurbüro Albert Rosenberg, das sich überwiegend auf Theaterbauten spezialisiert hatte, übernommen und war auf dem Höhepunkt ihrer Zeit. Kölner Aufführungen galten bis in die 1920er Jahre oftmals als mustergültig. So wurde Der fliegende Holländer mit Wolken-, Dampf- und Wellenmaschinerie als der Aufführung in Bayreuth weit überlegen bewertet. Auch die Personal- und Künstlerräume waren optimal ausgestattet.
Besonders gelobt wurde die vorzügliche Akustik des Hauses. Die alte Kölner Oper wurde zum Sprungbrett bedeutender Sänger wie Peter Anders und Claire Dux oder des Dirigenten Otto Klemperer. Viele Künstler blieben dem Hause über Jahrzehnte treu, so z.B. die Primadonna Elsa Oehme-Förster, die bereits als Kind an der Metropolitan Opera u.a. in der Oper Königskinder von Engelbert Humperdinck gesungen hatte. Bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges wurden regelmäßig Festspiele in der Kölner Oper abgehalten, bei denen u.a. Richard Strauss dirigierte.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurden die als „entartet“ geltenden Jugendstil-Elemente des Baus innen und außen weitgehend entfernt. Ein ähnliches Schicksal widerfuhr dem Opernhaus in Nürnberg. Auch die Wandmalereien von Sascha Schneider wurden übermalt. Das Deckengemälde im Zuschauerraum blieb erhalten und wurde erweitert. Die Kölner Oper galt als kleine „Fluchtburg“ für Künstler. Noch nach der Machtergreifung gab es Festvorstellungen für das „Jüdische Handwerk“. Als die Deutschamerikanerin Elsa Oehme-Förster entlassen werden sollte, regte sich ein derartiger Proteststurm, dass die Kündigung zurückgezogen wurde.
Das Opernhaus wurde am 6. September 1902 mit dem dritten Akt aus Richard Wagners Oper Die Meistersinger von Nürnberg eröffnet und im Jahre 1943 bei einem Luftangriff leicht beschädigt. Trotz Wiederaufbauplänen wurde der Bau, der nach dem Krieg als Probebühne, Standesamt und Verwaltungsbau gedient hatte, 1958 abgerissen. Die Ziegel wurden für den Neubau der im Krieg zerstörten Kirche St. Alban im Kölner Stadtgarten wiederverwertet. Was mit den Schmuckelementen geschah, ist nicht bekannt. Fotos aus den 50er Jahren belegen den wiederaufbauwürdigen Zustand des Hauses. So erkennt man sowohl die schmiedeeisernen Geländer des Haupttreppenhauses als auch fein ausgearbeitete Steinmetzarbeiten, die den Krieg überdauert hatten.
An die renommierte Stelle des Opernhauses wurde ein gläsern, glatter Verwaltungsbau gesetzt, der bewusst als Riegel gestaltet wurde, um „die dahinter befindlichen hässlichen Gründerzeithäuser“ zu verdecken. Dieses Gebäude dient heute als Hotel. Im Hotelgarten erinnert seit 1990 eine Gedenkplatte an das alte Opernhaus.